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Eternal-Hope
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Österreich

Bewertungen

Insgesamt 41 Bewertungen
Bewertung vom 19.08.2024
Love Letters to a Serial Killer
Coryell, Tasha

Love Letters to a Serial Killer


weniger gut

Langatmig und verstörend:

Das Cover und Thema dieses Buches haben mich neugierig gemacht. Und dieses Buch hätte vielleicht gut sein können, wenn es anders geschrieben wäre. Zum Beispiel, wenn es glaubhaft um die psychologischen Hintergründe der Frauen gehen würde, die sich für Serienkiller interessieren, ihnen schreiben und sogar eine Beziehung zu ihnen eingehen wollen (dazu gibt es ja reale historische Beispiele, wie z.B. zu Ted Bundy). Oder wenn es zumindest ein wirklich spannender Thriller/Krimi wäre, der so interessant geschrieben ist, dass man nächtelang wach bleibt und weiterlesen möchte.

Aber nichts davon ist der Fall. Denn "Love letters to a serial killer" ist einfach nur langatmig und banal. Es geht um eine junge Frau, die im Leben beruflich wie privat absolut erfolglos ist, sich wenig reflektiert und kaum weiterentwickelt und eine absurde Obsession mit einem angeklagten Serienkiller entwickelt, dann Briefkontakt aufnimmt und schließlich unglaublich stolz ist, seine Freundin zu sein.

Es tut beim Lesen fast schon weh und ist verstörend, wie sehr die junge Frau auf die vermutete Gefährlichkeit des Serienkillers sexuell abzufahren scheint und wie wenig Mitgefühl für dessen Opfer sie aufbringt.

Die weiteren Figuren, die im Buch vorkommen, sind charakterlich ebenfalls sehr eindimensional und flach gezeichnet und es gibt keinerlei Entwicklung zum Besseren, kein Sich-Hinterfragen und Lernen... das einzige, was sich entwickelt, ist die zunehmende Obsession der jungen Frau. Auch sprachlich ist es ein eher simpel geschriebenes Buch.

Für mich war dieses Buch ein Ausflug in ein Genre, in dem ich sonst kaum etwas lese (vermutlich Dark Romance oder ähnliches), ich vermute aber stark, dass es auch in diesem Genre deutlich Besseres zu lesen gibt.

Selbst, wenn man keine besonderen Ansprüche an das Niveau, Charakterentwicklung oder Sprache hat, ist es kein sonderlich empfehlenswertes Buch. Über weite Strecken passiert nicht viel Spannendes, banale Handlungen werden in epischer Breite geschildert und so konnte das Buch auch vom Unterhaltungsaspekt her meine Erwartungen kaum erfüllen.

Ich wüsste nicht wirklich, wem ich das Buch empfehlen könnte. Zwei Sterne dennoch gnadenhalber für die einigermaßen interessante Grundidee und vereinzelte spannende Stellen im Buch.

Bewertung vom 30.07.2024
Gute Nacht! Sei so nett und bring mich ins Bett!
Ofner, Agi

Gute Nacht! Sei so nett und bring mich ins Bett!


sehr gut

Liebevoll gestaltetes Einschlafbüchlein für 1- bis 2-jährige:

Das Cover des Einschlafbüchleins ist absolut entzückend gestaltet und hat meine kleine Tochter gleich begeistert angesprochen. Man sieht darauf eine entzückende Maus (dachte ich zuerst, eigentlich ist es ja ein Siebenschläfer), die darum bittet, ins Bett gebracht zu werden.

Das Buch hat angenehme, dicke, stabile Seiten mit abgerundeten Ecken und eignet sich dadurch auch schon gut für 1- bis 2-jährige.

Auch inhaltlich würde ich es schon ab 12 bis 18 Monaten empfehlen und nicht erst ab 24 Monaten, wie in der offiziellen Altersempfehlung. Denn die Geschichte und die Seiten sind sehr simpel gestaltet: auf jeder Seite findet sich eine kleine Aufgabe, mit der das Kind den Siebenschläfer beim Einschlafen begleiten kann.

Zum Beispiel wird das Kind gebeten, den Schlafanzug des Siebenschläfers zu suchen, der noch auf der Wäscheleine hängt, oder auf die Zahnpastatube zu drücken, damit etwas rauskommt.

Alle üblichen Bettgehroutinen werden können somit anhand des Siebenschläfers noch einmal wiederholt und gemeinsam mit dem Kind durchgespielt werden.

Was ich mir anhand der Beschreibung erwartet hätte und das Buch nicht hat: eingebaute haptische Elemente. Wenn das Kind gebeten wird, an einer Schnur zu ziehen, damit das Licht angeht, dann ist diese Schnur nur aufgemalt und es ist keine tatsächliche Schnur ins Buch eingebaut (ich erwähne das extra, weil ich auch viele Kleinkindbücher mit solchen eingebauten haptischen Elementen kenne). Und so ist das bei allen Aufgaben, das Buch besteht rein aus - sehr hübschen - Zeichnungen. Dafür einen Stern Abzug, weil ich mir das anhand der Beschreibung des Buches anders erwartet hätte und manche der interaktiven aufgezeichneten Elemente, wie besagte Schnur, sehr klein, dünn und unauffällig aufgezeichnet sind.

Abgesehen davon ist es aber ein wunderschönes und liebevoll gestaltetes Buch, das ich Eltern von Kleinkindern absolut empfehlen kann und das das Einschlafritual definitiv bereichern wird.

Bewertung vom 23.06.2024
Glücksorte in Ligurien
Falk, Stephan;Fink, Anne

Glücksorte in Ligurien


ausgezeichnet

"Glücksorte in Ligurien" ist genau das, was der Titel sagt: ein inspirierendes Büchlein, das bunt gemischt diverse schöne Orte in Ligurien vorstellt. Das Buch ist wunderschön gestaltet und es macht schon auf den ersten Seiten der Freude: in der Umschlagkappe finden sich fröhliche Definitionen der Begriffe "Glück", "Ort" und "Ligurien", darauf folgt eine Möglichkeit, das Buch zu personalisieren ("Dieses Glücksbuch ist für...") und eine kurze persönliche Begrüßung der Autor*innen.

Und dann geht es auch schon los mit dem, woraus das Buch hauptsächlich besteht: jeweils auf einer Doppelseite werden verschiedene Glücksorte vorgestellt: links ein inspirierender Text dazu und rechts ein großes Foto. Das macht so richtig Lust darauf, durch das Buch zu blättern, zu schauen, was einen anspricht und über welcher der Orte man gerne mehr erfahren oder diese besuchen möchte.

Thematisch ist das Buch bunt gestreut: es gibt viele Orte mit kulinarischem Bezug (z.B. zu Olivenöl, Mandelprodukten oder dem berühmten Pesto Genovese), spirituelle und historische Orte, Anregungen zum Wandern entlang der Küste oder hinauf ins Hinterland oder zu Kunst und Kultur.

Eine Variante, das Buch zu erkunden, ist also, wie gesagt, einfach querbeet zu schauen, was einen anspricht. Eine andere Variante ist, zielgerichtet zu planen, in welche Teile Liguriens die eigene Reise geht und welche Glücksorte es dort geben könnte. Auch das ist möglich, denn auf den letzten Seiten des Buches findet sich eine Karte Liguriens, auf der die jeweiligen Glücksorte mit Nummern eingetragen sind. Ich kann also gezielt z.B. nach Empfehlungen in der Nähe von Genua, Sanremo etc. suchen.

Was das Buch nicht ist und auch nicht verspricht zu sein: ein klassischer Reiseführer. Es gibt keine strukturierten Informationen zu Hotels, Restaurants, Infrastruktur aufgeschlüsselt nach den einzelnen Teilen oder Orten Liguriens. Damit empfiehlt sich dieses Büchlein also ergänzend zu einem klassischen Reiseführer, aber nicht als Ersatz.

Für eine weitere Auflage würde ich dennoch empfehlen, die vorhandenen Glücksorte ein bisschen nach Kategorien zu sortieren bzw. ein entsprechendes Sachregister einzufügen (z.B. "Für Kinder geeignet", "Kulinarisch", "Sportlich", "Kunst & Kultur" usw.). Dieses habe ich vermisst und das würde das Planen einer Ligurienreise und das Entdecken der wunderschönen Glücksorte noch ein bisschen leichter machen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.06.2024
Windstärke 17
Wahl, Caroline

Windstärke 17


ausgezeichnet

Von Schicksalsschlägen und dem Geborgenheit-Finden in einer Wahlfamilie

"Windstärke 17" kann als die Fortsetzung von Caroline Wahls erfolgreichem Debütroman "22 Bahnen" gesehen werden. Die beiden Bücher hängen zusammen: während das erste aus der Perspektive der älteren Schwester Tilda erzählt wird, geht es nun um die jüngere Schwester Ida. Und wir haben einen Zeitsprung hinter uns: das erste Buch endet mit der 10- oder 11-jährigen Ida und mit Tildas Entschluss, von daheim auszuziehen und für das Promotionsstudium nach Berlin zu gehen.

Was es für Ida bedeutet hat, ab diesem Zeitpunkt weitgehend allein mit der alkoholabhängigen Mutter aufzuwachsen, und welche Schäden das in ihrer Psyche hinterlassen hat, erfahren wir nun in "Windstärke 17". Das Buch beginnt mit der nun erwachsenen Ida, die die Mutter tot auffindet... nach einer langen psychischen, körperlichen und sozialen Abwärtsspirale hat sich diese nun endgültig mit Tabletten das Leben genommen. Auch von Tilda hat Ida sich entfremdet, die beiden haben nur sporadisch Kontakt und Ida stößt die ältere Schwester meistens wütend weg... zu tief sitzt der Schmerz, so viele Jahre mit der Mutter allein gelassen worden zu sein.

Auch jetzt lehnt Ida alle Hilfsangebote der Schwester - die sich mit Mann, Kindern und einer guten Stelle fest im Leben etabliert hat - vehement ab, schaltet ihr Handy auf Flugmodus und flüchtet in einer spontanen Impulsreaktion irgendwohin, landet dabei auf der Insel Rügen. Hier hat sie das Glück, wirklich guten, liebevollen Menschen zu begegnen, die sie wie eine Tochter aufnehmen und liebevoll unterstützen. Zum ersten Mal in ihrem Leben erlebt Ida so etwas wie ein geordnetes Familienleben, doch mit ihrer traumatisierten Psyche fällt es ihr schwer, sich auf dieses einzulassen... und auch hier gibt es Schicksalsschläge und Herausforderungen.

Für mich war "Windstärke 17" kein leicht zu lesendes Buch. Das macht es nicht schlecht. Im Gegenteil, ich finde die Persönlichkeit Idas, ihre Schwierigkeit, sich wirklich auf Menschen einzulassen, ihre Gefühlsschwankungen und ihr risikoreiches, fast schon suizidales Verhalten sehr authentisch geschildert... hier schreibt eine Autorin, die sich mit diesen Themen offensichtlich auskennt und tiefgehend damit auseinandergesetzt hat.

Schwer gefallen ist mir, dass ich innerlich die ganze Zeit den Vorgängerband "22 Bahnen" und seine Hauptprotagonistin Tilda im Kopf hatte, und dieser hatte, trotz der schweren Thematik mit der alkoholkranken Mutter, viel mehr Humor, Leichtigkeit und Hoffnung zu bieten. Tilda war so eine resiliente Persönlichkeit, dass gute Hoffnung dafür Bestand, dass sie ihr Leben trotz der schwierigen Startbedingungen gut auf die Reihe kriegen würde, und sie innerlich zu begleiten, machte Hoffnung und Mut.

Und so ist es ja auch gekommen, wie man im zweiten Band sieht, Tilda hat ihr Leben auf die Reihe gekriegt... Ida hingegen kämpft enorm und wird aufgrund ihrer Persönlichkeitsdynamik wohl auch in Zukunft in ihrem Leben noch sehr zu kämpfen haben. Das ist, wie gesagt, realistisch dargestellt, aber in seiner Schwere und Tragik noch viel weniger ein Sommer-Wohlfühl-Buch als "22 Bahnen". Ich empfehle es für Interessierte, die bereit sind, sich auf diese Dynamik einzulassen.

5 Sterne, weil es insgesamt ein sehr gut geschriebenes Buch ist und die traurige und dunkle Thematik das Buch ja nicht per se schlechter macht.

Bewertung vom 11.06.2024
Heiliges Usbekistan
Clasemann, Stephanie

Heiliges Usbekistan


ausgezeichnet

Heiliges Usbekistan - auf den Spuren großer Sufis" von Stephanie Clasemann ist viel mehr als ein Reiseführer. Auf über 350 Seiten werden wir intensiv in die Sufi-Tradition Usbekistans eingeführt. Bevor ich das Buch gelesen habe, hatte ich weder von Sufismus noch von Usbekistan sonderlich viel Ahnung, beide waren für mich eher weiße Flecken auf meiner mentalen und spirituellen Landkarte. Nun habe ich ein differenziertes Bild von beidem bekommen und so richtig Lust darauf, das Land zu bereisen.

Das Buch beginnt mit einer Einführung in die wichtigsten Begriffe des Sufismus (z.B. Dhikr, eine Anrufung der heiligen Namen Gottes, aus dem Herzen heraus und oft still). Wir erfahren, dass es dabei um die "weibliche Seite des Islam" geht, nicht um strenge Regeln oder Äußerlichkeiten, sondern um Mystik, Gotteserleben und die innere Zuwendung zu Gott. Sufismus wird üblicherweise von einem Lehrer (sheikh) an seine Schüler weitergegeben und erfordert von den Schülern viel Hingabe und Demut, ist aber nach außen hin sehr offen und tolerant.

Es werden viele wichtige Sufi-Persönlichkeiten vorgestellt und ihr Leben, ihre Entwicklung und Erkenntnisse in spannender Weise beschrieben, sowohl allgemein am Anfang des Buches als auch dann durch das ganze Buch hindurch die wichtigsten Persönlichkeiten der jeweiligen Stadt (verbunden mit einer Beschreibung der entsprechenden Sehenswürdigkeiten, z.B. Denkmäler und Grabstätten). Auch auf Frauen im Sufismus - von denen es ebenfalls einige bedeutende Persönlichkeiten gegeben hat - wird in einem Extra-Kapitel eingegangen.

Besonders interessant habe ich die Kapitel gefunden, in denen die Verbindung zwischen Osten und Westen aufgezeigt wurde und erklärt wurde, wie sowohl sufisches Gedankengut über verschiedene Kulturmittel (z.B. Llewellyn Vaughan Lee und Irina Tweedie), die bei Sufis gelernt hatten, in den Westen getragen wurde, als auch wie große Persönlichkeiten des Westens - auch wenn sie keine Sufis waren - ganz ähnliche Traditionen gelebt und gelehrt haben (z.B. die christlichen Mysteriker*innen Hildegard von Bingen, Meister Eckhart, Teresa von Avila). Somit zeigt sich hier sehr schön, wie ähnlich sich die mystischen Traditionen in ihrem spirituellen Kern sind.

Überhaupt ist es ein sehr religionsverbindendes Buch, das immer wieder diese Parallelen aufzeigt, gemäß dem Zitat von des Sufi Rumi, dass es in Wahrheit nur ein einziges Licht geben würde, das durch verschiedene Fenster scheine (Gott bzw. die göttliche Wahrheit, durch verschiedene Religionen und deren Propheten übermittelt).

Wer äußerlich (oder auch im Inneren) nach Usbekistan reisen will, findet im Buch ebenfalls ausführliche Informationen dazu. Die verschiedenen Städte Usbekistans, z.B. Buchara, Chiwa, Termezk, Sharisabz, Samarkand oder Tashkent, werden durch bildhafte Beschreibungen der bekanntesten Sehenswürdigkeiten lebendig vorgestellt. Auch hier sind die Informationen wiederum verflochten mit der jeweiligen Sufi-Tradition und ergänzt um interessante historische Informationen (z.B. zu Dschingis Khan, seinen Feldzügen und Nachkommen, zur Seidenstraße, zur Verbreitung des Islam, zu den verschiedenen Herrschern, aber auch zur Sowjetzeit und ihren Spuren...), inspirierende spirituelle Gleichnisse und Fabeln sowie um wunderschöne Bilder.

Ganz am Ende finden sich noch praktische Informationen zur Reise. Gut zu wissen ist, dass Usbekistan offenbar zumindest bis jetzt ein relativ unkompliziert (Menschen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz brauchen für Aufenthalte unter 30 Tagen kein Visum), günstig und sicher zu bereisendes Land ist, auch für Frauen, und sich auch die offizielle Vertretung des Landes dem Tourismus immer mehr öffnet und diesen aktiv fördert.

Ich kann das Buch allen, die sich entweder für Usbekistan oder für Sufismus - eine sehr interessante und im Westen oft wenig bekannte Seite des Islam - interessieren, wärmstens ans Herz legen. Es ist ein tiefgründig recherchiertes, persönliches, liebevoll gestaltetes und religionsverbindendes, wunderschönes Buch. Mich hat es auch eingeladen, meine eigene Spiritualität zu reflektieren, und ich werde sicher auch in Zukunft immer wieder mal zu diesem Buch greifen, um mich von den vielen schönen Gleichnissen, Geschichten und Fabeln inspirieren und zum Nachdenken anregen zu lassen.

Bewertung vom 03.06.2024
Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland
Brooks, Sarah

Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland


ausgezeichnet

Ist es möglich, durch eine Landschaft zu reisen, ohne dadurch verändert zu werden?

Als ich von diesem Buch das erste Mal gehört und mir die Umschlagtexte angeschaut habe, habe ich mir nicht so recht vorstellen können, was mich erwartet und zu welchem Genre dieses Buch überhaupt gehört. Jetzt, nach dem Lesen, kann ich sagen: es ist ein in vieler Hinsicht ungewöhnliches Buch, das sich einer klaren Genre-Zuordnung entzieht.

Wir begleiten eine Gruppe von Menschen bei ihrer Reise auf der transsibirischen Eisenstadt von Peking nach Moskau: etwa das im Zug geborene und aufgewachsene 16-jährige "Zugkind" Zhang Wei Wei, den nach Ruhm und Erkenntnis strebenden Wissenschaftler Henry Grey, die unter verdeckter Identität reisende vermeintliche junge Witwe Maria usw. Die Zugfahrt erleben wir auch tatsächlich abwechselnd durch die Perspektiven dieser verschiedenen Menschen, das macht das Buch noch einmal besonders interessant und hat mir sehr gut gefallen.

Gleich beim ersten Aufklappen des Buches begegnet uns eine detaillierte Skizze des einzigartigen Transsibirien-Express aus dem Jahr 1899, samt Gartenwagen, in dem frische Lebensmittel angebaut werden, Krankenstation, Aussichtswagen, Bibliothek, Salon, Labor des Kartografen und natürlich Schlaf- und Speisewagen sowie Küchen für die erste und dritte Klasse (eine zweite Klasse gibt es in diesem Zug nicht). Das macht gleich Lust aufs Lesen und gibt einen guten Vorgeschmack auf die detailreiche Beschreibung der Fahrt in diesem besonderen Zug... ein Versprechen, das das Buch dann auch sehr gut erfüllt.

Sprachlich und stilistisch zeichnet sich das Buch durch ein hohes Niveau, wunderschöne Sprachbilder, Metaphern und viele liebevoll beschriebene Details aus. Unter diesem Blickwinkel ist es definitiv als anspruchsvollere Literatur einzuordnen.

Fast auf jeder Seite finden sich Anregungen zum Nachdenken, nicht nur über das Buch selbst, sondern auch über die Welt, in der wir leben, und über tief philosophische Fragen wie die, ob es möglich ist, zu reisen, ohne durch die Reise selbst verändert zu werden, oder ohne durch die Reise die Umgebung, die man durchquert, zu verändern. Steht alles miteinander in Wechselwirkung und wenn ja, wie? Und was ist unsere Verantwortung als Menschen dabei?

Es geht auch um Unterschiede, Ausgrenzung und Vorurteile, das "Hier" (im Zug") und das "Dort" (das Ödland da draußen, von dem man sich abschotten will und das man fürchtet), aber auch um Freundschaft und Verbundenheit, um die ethischen Grenzen technologischer Entwicklung und wissenschaftlicher Neugierde und vieles mehr.

Sprachlich besonders schön und inhaltlich neugierig machend und gut auf die kommenden Kapitel einstimmend sind die jeweils den sieben Teilen (die dann noch in kleinere Unterkapitel unterteilt sind) vorangestellten Zitate aus dem fiktiven "Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland", z.B. "Drei Tagesreisen von Peking entfernt erscheint eines der größten Naturwunder am Horizont, flirrend wie eine Fata Morgana in den letzten Strahlen der Abendsonne: der Baikalsee, siebenhundert Kilometer lang und - so heißt es - fast anderthalbtausend Meter tief. Der älteste See der Welt. Über Stunden hinweg fährt der Zug daran entlang. Wenn der Mond aufgeht, verwandelt sich das Wasser in Silber. Es fällt schwer, nicht an die Dunkelheit darunter zu denken und daran, was wohl in den Tiefen, in die das Licht niemals vordringt, leben mag. Ich rate dem vorsichtigen Reisenden, ihn nicht allzu lange zu betrachten."

Neben den Merkmalen, die gute, gehobene Literatur auszeichnen - und vor dem Hintergrundsetting eines historischen Romans: immerhin befinden wir uns in der Transsibirischen Eisenbahn auf dem Weg von Peking nach Moskau Ende des 19. Jahrhunderts - finden sich im Buch aber auch Elemente von Thriller und Fantasy... damit geht der Inhalt weit über einen rein historischen Roman hinaus.

Wie man beim Lesen schnell bemerkt, befinden wir uns nicht in einem realistischen Szenario der transsibirischen Eisenbahn zu dieser Zeit, sondern in einer alternativen Realität, in der sich so einiges von den bekannten historischen Tatsachen unterscheidet.

Das macht das Buch aber auch wiederum ganz besonders spannend und es liest sich leicht und interessant... lädt aber auch dazu ein, bei so einigen Passagen länger zu verweilen oder das Buch mehrmals zu lesen, um sich keine der darin enthaltenen sprachlichen und philosophischen Schätze entgehen zu lassen.

Es handelt sich um ein tiefgründiges und außergewöhnliches Buch, das sicher noch lange in meinem Herzen nachwirken wird und das ich auch in Zukunft noch öfters zur Hand nehmen möchte, um wieder reinzulesen und mich von den vielfältigen philosophischen Fragen und den wunderschönen Sprachbildern inspirieren zu lassen.

Ich empfehle das Buch allen, die bereit sind, sich auf ein Buch einzulassen, das neuartig, spannend und genreübergreifend ist und genau durch diese Vielschichtigkeit sehr bereichernd und inspirierend sein kann.

Bewertung vom 03.06.2024
Mit Nachsicht
Haghiri, Sina

Mit Nachsicht


ausgezeichnet

Sind die Menschen im Grunde doch besser als gedacht? Haben wir Grund zur Nachsicht?

Ab und zu gibt es Sachbücher, in denen so interessante, neue Inhalte erzählt werden, dass sie einiges von der bisherigen Weltsicht und die verbreiteten Menschenbilder der letzten Jahrzehnte auf den Kopf stellen. Wer hat noch nicht von den berühmten sozialpsychologischen Experimenten des 20. Jahrhunderts gehört? Zum Beispiel das Milgram-Experiment und die Bereitschaft fast aller Menschen, autoritätshörig Stromschläge zu verteilen, bis zum angenommenen Tod der Versuchsperson. Ebenso berühmte literarische Werke wie William Goldings "Herr der Fliegen", die ein sehr düsteres Bild der menschlichen Natur zeichnen. Und zusätzlich dazu die bekannten schrecklichen historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts.

Eigentlich haben wir allen Grund, einander zu fürchten, oder? Und doch... dem Psychologen und Verhaltenstherapeuten Sina Haghiri gelingt es in diesem Buch, einige dieser verbreiteten Annahmen von der grundsätzlichen Schlechtigkeit der Menschen zu hinterfragen und ein differenzierteres Bild zu zeichnen.

Zum Beispiel erfahren wir, dass uns zu den berühmten Experimenten so einige wichtige Fakten unterschlagen wurden... etwa, dass der Versuchsablauf für wenige Versuchspersonen überhaupt glaubwürdig war, und es teilweise wesentlich mehr Protest und Widerspruch gab, als allgemein vermittelt wird. Und dass der Autor des Herren der Fliegen, wie man aus seinen Tagebucheinträgen weiß, zumindest eine sehr fragwürdige Persönlichkeit mit einem sehr dunklen Weltbild war, und tatsächlich, als eine Gruppe Jungen in der Realität auf einer Insel strandete und allein zurecht kommen mussten, diese miteinander freundlich und kooperativ waren, sich bei Verletzungen gegenseitig versorgten und halfen... aber diese wahre Geschichte kennt kaum jemand.

Nach diesem sehr nachdenklich machenden Einstieg erfahren wir in verschiedenen Kapiteln mehr über die Hintergründe der derzeit so verbreiteten negativen Menschensicht. Es geht darum, wie wichtig für Menschen immer ihr Überleben war und was das für ihren Fokus bedeutet, aber auch um moderne Herausforderungen wie die nun bedeutsam werdende Selbstregulationsfähigkeit in Bezug auf Essen, Medienkonsum, Internet und vieles mehr... die aber evolutionär etwas sehr Junges ist und erst gelernt werden muss.

Insgesamt wird im Buch unterhaltsam erklärt und wissenschaftlich fundiert aufgezeigt, warum es Grund zur Hoffnung gibt und Menschen in vielem freundlicher sind als erwartet... aber auch wie unsere eigenen Vorstellungen und Annahmen das prägen, was wir erleben. So lernen wir zum Beispiel über Konzepte wie den fundamentalen Attributionsfehler und den Kiesler-Kreis, die beide zeigen, dass das, was wir von der Welt wahrnehmen, keineswegs die objektive Realität ist, sondern sowohl durch unsere Deutungen als auch durch unser eigenes Verhalten stark mitgeprägt wird. Auch deshalb ist Nachsicht eine förderliche Haltung für ein angenehmes Miteinander.

Für alle, die sich für Menschen, die Welt und Psychologie interessieren, ist es ein sehr spannendes Buch, aus dem man viel lernen kann. Ich selbst habe ebenfalls Psychologie studiert, somit waren mir viele der beschriebenen Experimente schon bekannt - durch die neuartige und kritische Sichtweise des Autors darauf, unter Einbezug zusätzlicher Quellen, war aber auch für mich einiges Neues und Interessantes dabei. Somit kann das Buch auch als Weiterbildung und Up-Date für in diesem Bereich schon einschlägig vorgebildete durchaus empfohlen werden.

Ein spannendes und Hoffnung machendes Buch, das bei mir sicher noch lange nachwirken wird, in dem ich immer wieder mal nachschlagen werde und das ich definitiv weiterempfehlen werde.

Bewertung vom 03.06.2024
Das andere Tal
Howard, Scott Alexander

Das andere Tal


sehr gut

Düstere Dystopie in einem spannenden philosophischen Szenario, interessant, aber mit Längen

Auf die Lektüre des Buches "Das andere Tal" von Scott Alexander Howard habe ich mich schon gefreut, seit ich das erste Mal davon gelesen habe, worum es in diesem Buch geht: eine Welt, die aus lauter fast identischen Tälern besteht, deren einziger Unterschied ist, dass sie jeweils in der Zukunft oder in der Vergangenheit liegen. In diesen Städten gibt es die gleichen Landschaften, die gleichen Gebäude, grundsätzlich auch die gleichen Menschen... jeweils 20 Jahre früher oder später.

Das macht natürlich mögliche Reisen zwischen den Tälern sehr attraktiv... wer würde nicht gerne wissen, was in Zukunft aus ihm wird, oder noch einmal liebe Menschen aus der Vergangenheit sehen?

Da solche Reisen aber mit großen Risiken verbunden sind - ändert sich auch nur eine Kleinigkeit in der Vergangenheit, kann das völlig unvorhersehbare Auswirkungen auf die Zukunft haben - sind sie nur in Ausnahmefällen, meist Trauerfällen gestattet. In diesen Fällen muss ein persönlicher Antrag auf eine solche Trauerreise gestellt werden, der dann vom sogenannten Conseil angenommen oder abgewiesen wird.

Vor diesem Hintergrund lernen wir die jugendliche Odile und weitere Bewohner des Tals kennen und erleben auf knapp 450 Seiten ihr Leben und ihre Entwicklung in dieser Welt, mit allen möglichen philosophischen Fragen, die diese stellt.

Das Buch ist in gut lesbare Kapitel geteilt und die Handlung ist überwiegend sehr spannend, jedoch mit einigen Längen zwischendurch. Manche für das Buch eher irrelevant scheinenden Themen werden bis in ganz viele Details abgehandelt, was es zwischendrin dann manchmal etwas langweiliger und mühsamer zum Lesen macht, während für die wirklich spannenden philosophischen Fragen manchmal (für meinen persönlichen Geschmack) zu wenig Raum bleibt und auch am Ende noch einige dieser Fragen und einige aufgeworfene Themen offen und ungeklärt bleiben. Hier hätte ich mir noch eine sorgfältigere Überarbeitung gewünscht, die an manchen Stellen präzisiert und gekürzt und andere dafür präzisiert und ausgebaut hätte. Für ein Debüt ist es dennoch insgesamt auf gutem literarischen Niveau.

Atmosphärisch ist das Buch sehr düster und spielt in einer harten, kalten, dystopischen (und auch frauenfeindlichen) Welt. In dieser Welt gibt es nur wenig echte Freundschaft oder Mitgefühl zwischen den Menschen und man kann aufgrund eines kleinen Fehlers, eines Verrats eines anderen oder einfach nur, weil man gerade Pech hat, sehr schnell ganz unten in der Gesellschaft landen, und das ist in dieser Gesellschaft noch um vieles härter als in den meisten mitteleuropäischen Ländern heutzutage, was auch ausgiebig beschrieben wird. Es werden auch diverseste Formen menschlichen Leids, von körperlicher Gewalt bis hin zu Mord, geschildert.

Ich empfehle das Buch also nur Menschen, die bereit sind, sich bewusst auf so ein nicht nur spannend-philosophisches, sondern auch hartes und thematisch heftiges Buch einzulassen... es ist definitiv keine aufheiternde oder locker-flockige Urlaubslektüre (als solche ist es aber auch nicht angekündigt) und es macht nachdenklich, ist aber an sich nicht unbedingt stimmungsaufhellend und braucht eine gewisse psychische Stabilität, um es gut auszuhalten.

Insgesamt ist es ein spannendes Buch, das sehr zum Nachdenken über die Themen Wahlfreiheit, alternative Universen und Determinismus anregt. Ich mag solche Bücher sehr und werde sicher noch einige Zeit darüber nachdenken.

Bewertung vom 03.06.2024
Und alle so still
Fallwickl, Mareike

Und alle so still


sehr gut

Was würde passieren, wenn alle Frauen die Arbeit niederlegen würden?

Mareike Fallwickl kann schreiben. Richtig, richtig gut. Jede Formulierung punktgenau, wunderschöne Sprachbilder, vielschichtige, lebensnahe und sich weiter entwickelnde Charaktere, spannende Szenen. Dazu richtig interessante Themen, mit einem Gespür für den aktuellen Zeitgeist und für die Themen, die dran sind und weh tun. Damit ist die Autorin so viel mehr als eine Schriftstellerin, sie ist auch eine politische Aktivistin, und das wird in ihren Büchern spürbar. Feminismus liegt ihr ganz besonders am Herzen, das war auch schon in ihren bisherigen Werken so. Und es sind wichtige Themen, die sie anspricht. In diesem Buch geht es unter anderem um die bezahlte und unbezahlte, oft unsichtbare und wenig wertgeschätzte Care-Arbeit von Frauen.

Die Autorin entwirft ein Szenario, in dem Frauen beginnen, vor Erschöpfung diese Arbeit - und sich selbst - niederzulegen. Ein stiller Protest, ohne Plakate, ohne Parolen, ohne ausgesprochene Forderungen... die Frauen liegen einfach still auf dem Boden, anfangs vor einem Krankenhaus, später auch an vielen anderen Orten. Und sie schließen sich zusammen, zu einem solidarischen Frauenkollektiv, das füreinander da ist, miteinander wohnt, kocht, die Kinder versorgt, einander beschützt und tröstet. Während gleichzeitig draußen in der Welt immer mehr zusammenbricht, weil all die Frauen und ihre Care-Arbeit fehlen. Und was passiert dann, wird der stille Widerstand und das Verweigern der Frauen einfach so akzeptiert?

Dieses Szenario erleben wir abwechselnd durch die Augen von drei miteinander lose verbundenen Personen: der jungen Influencerin Elin, der barmherzigen und unerschütterlich bis nah an den eigenen Zusammenbruch im Krankenhaus die Stellung haltenden Krankenpflegerin Ruth und des prekär beschäftigten, um sein Überleben kämpfenden jungen Mannes Nuri, Sohn einer Sri-Lankerin und eines Einheimischen. Und wir lernen auch so einige andere interessante Menschen, hauptsächlich Frauen, im Roman kennen.

Das Buch beschäftigt sich außerdem mit der ständigen Unsicherheit, die Frauen im öffentlichen Raum erleben müssen, mit diversen Formen von psychischer, körperlicher und sexueller Gewalt von Männern gegen Frauen, mit Klassismus und sozialer Marginalisierung, mit alten und neuen Frauenbildern, verschiedenen Vorstellungen von Emanzipation und Feminismus, Staatsgewalt und Missbrauch dieser und vielem mehr. Was diese Themen angeht, ist das Buch vielschichtig, sehr intelligent konstruiert und regt zum Denken an. Auch emotional wird es sicher noch alle nachhallen.

Einen Stern Abzug gebe ich für das doch sehr einseitig und klischeehaft-negativ geprägte Männerbild, das in dem Buch vermittelt wird. Es kommen nur vereinzelt "gute" Männer vor, die selbst marginalisiert und dadurch kritisch sind, wie Nuri, oder sich aus anderen Gründen mit den Frauen solidarisieren und diese unterstützen. Die Mehrheit der Männer wird aber als jähzornig, ständig am Rande eines Gewaltausbruchs wandelnd, ignorant für alles außer die eigene Lebenswelt, narzisstisch und selbstverliebt, selbstdarstellerisch und gleichzeitig ziemlich minderbemittelt dargestellt (Männer, die in Massen von Leitern fallen und sich mit der Axt ins Bein hacken oder sich beim Kochen mit heißem Wasser verbrühen, nur weil keine Frauen mehr da sind, um sie bei der Arbeit zu unterstützen). Das reißt auch ein einzelner Nuri für mich nicht raus, und das war mir deutlich zu einseitig und eindimensional, hier hätten das Buch und die Autorin noch Potential zur Entwicklung und Differenzierung... dann könnten dieses und weitere Bücher auch noch viel mehr Menschen emotional mitnehmen.

Bewertung vom 18.04.2024
Das Mondscheincafé
Mochizuki, Mai

Das Mondscheincafé


sehr gut

Das "Mondschein-Café" ist ein nettes kleines Büchlein für zwischendurch. Es liest sich leicht und schnell, vermittelt eine zauberhafte, positive Stimmung und entführt in eine andere Welt. Der Umschlag ist sehr hübsch gestaltet und fühlt sich hochwertig an, es sind auch einzelne Elemente grafisch und haptisch hervorgehoben (der Mond, die Fenster, die Tafel vor dem Café...).

Es geht um verschiedene Menschen in Japan, Männer und Frauen, die an Wendepunkten ihres Lebens stehen, mit sich und der Welt hadern oder etwas bereuen... und plötzlich und überraschend zu einem Besuch des Mondscheincafés eingeladen werden. Das Mondscheincafé wird von Katzen in Menschengröße betrieben, es erscheint immer zu Vollmond an verschiedenen Orten und die Besucher bekommen dort individuell maßgeschneiderte köstliche Desserts und Getränke angeboten und dazu ihr Horoskop gedeutet.

Bei der Horoskopdeutung handelt es sich - obwohl es sich um eine japanische Autorin handelt und auch der Schauplatz des Buches in verschiedenen japanischen Städten spielt - um eine nach westlicher Astrologie. Beispielsweise geht es um die Auswirkungen des rückläufigen Merkurs, von Sonnenstellung und Aszendent und von verschiedenen Planeten in verschiedenen Häusern.

Die Astrologie zieht sich durch das Buch und ist ein wichtiges Kernthema, noch deutlicher als der japanische Mythos der Katzen, die den Menschen, die sie gut behandelt haben, etwas zurückgeben wollen, mit dem das Buch beworben wird.

Daraus schließt sich auch schon, wem ich das Buch empfehlen kann: Menschen, die sich nicht nur für eine nette kleine Lektüre angesiedelt in Japan interessieren, sondern auch der Astrologie zumindest nicht komplett kritisch gegenüberstehen.

Wer von dieser gar nichts hält und auch in einem fiktiven Roman nichts darüber lesen möchte, wird sich mit diesem Buch eher keinen Gefallen tun. Gleichzeitig ist es aber für Astrologie-Interessierte auch keine wirkliche Einführung in diese, dafür bleiben die besprochenen Themen zu einzelfallhaft und gehen zu wenig in die Tiefe.

Vom Konzept her hat das Buch ansonsten ein bisschen Ähnlichkeit mit dem davor erschienenen, ebenfalls japanischen, Bestseller "Frau Komachi empfiehlt ein Buch", in dem es ebenfalls um Menschen geht, die an Wendepunkten ihres Lebens einen Rat bekommen (dort durch Bücher, hier durch die astrologische Analyse der Katzen), die ihnen hilft, etwas zu verändern.

Im Vergleich zu jenem Buch liest sich das Mondscheincafé deutlich schneller und leichter, bleibt mehr an der Oberfläche, und es werden nur wenige Aspekte aus dem Leben der vorkommenden Personen vorgestellt. Damit haben die Figuren und die Handlung nicht sonderlich viel Tiefe, es ist aber eine nette und angenehme Unterhaltungslektüre und hinterlässt eine angenehme Stimmung, deshalb vier von fünf Sternen.