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nicole carina

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Insgesamt 49 Bewertungen
Bewertung vom 12.08.2013
Tierisch giftig
Binder, Sibylle L.

Tierisch giftig


ausgezeichnet

Nicht jeder geküsste Frosch verwandelt sich in einen Prinzen, im Gegenteil: manche Frosch-Küsse haben eine verheerende Wirkung! Sollten Prinzessinen beispielsweise auf die Idee kommen, ihre Lippen auf einen Phyllobates terribilis zu pressen, dürfte es um sie geschehen sein. Und das in jeglicher Hinsicht: Der als Goldene Blattsteiger bekannte südamerikanische Frosch sieht zwar schön farbig aus, gilt aber als eines der giftigsten Tiere der Welt, zumindest als giftigster seiner Art.

Gut, dass Friederike Abele keine Prinzessin sondern Tierärztin ist. Deshalb wird sie auch als Expertin zu einem Tatort gerufen, an dem ein giftiger Frosch fröhlich in der Yucca-Palme hockt. Und er ist nicht der einzige exotische Bewohner, der in diesem Heim gehaust haben muss. Offenbar betrieb der Tote einen regen Handel mit teilweise illegal eingeführten Tierchen. Friederike alias Fritz nimmt die Fährte auf und landet schnell im Hinterhof eines umstrittenen Zoohändlers, der nicht gerade zimperlich mit Geschäftspartnern und schnüffelnden Tierärztinnen umgeht.

Sibylle Luise Binder legt mit “Tierisch giftig” einen rasanten und äußerst unterhaltsamen Baden-Württemberg Krimi vor. Besonders sympathisch: die unerschrocken-charmante nebenberufliche Ermittlerin, die – im Gegensatz zu Hauptkommissar Gebhard dem sie die Täter praktisch auf dem Silbertablett serviert – frei Schnauze recherchieren darf und dabei nicht nur einmal in ernsthafte Schwierigkeiten gerät. Vermutlich fiebern Sibylle Luise Binders Leser deshalb besonders mit, weil ihre Protagonistin keinen Dienstausweis und keine Waffe zückt, sondern rein aus Zivilcourage und Gerechtigkeitsempfinden handelt. Bitte mehr davon!

Bewertung vom 30.06.2013
Hautnah dabei
Fruth, Pia

Hautnah dabei


ausgezeichnet

Geschichtsunterricht würde so viel mehr Spaß machen, wenn statt trockener Jahreszahlen und Ereignisabfolgen regelmäßige Exkursionen auf dem Stundenplan stünden. Auch baden-württembergische Landesgeschichte wird bei einer Schlossbesichtigung, im Freilichtmuseum oder im Firmenarchiv eher zum unvergesslichen Erlebnis, als durch Auswendiglernen.

Im Silberburg Verlag erschienen neulich unterm Titel "Hautnah dabei" acht landesgeschichtliche Reportagen aus Baden-Württemberg, die allesamt Lust darauf machen, auf eigene Faust noch mehr zu entdecken.

Manchmal ist Lesen allerdings sogar die angenehmere Alternative, denn Klaustrophobikern wirds vermutlich bereits ganz anders, wenn Pia Fruth berichtet, wie sie mit den beiden Höhlenforschern Fritz Mammel und Markus Boldt über glitschige Aluleitern 40 Meter senkrecht in einen Schacht nach unten krabbelt, um anschließend durch einen schmalen, 20 Meter langen Gang zu robben. Der Lohn? Atemberaubende Einblicke in die Herbert-Griesinger-Halle, eine Art Höhlenportal im einzigartigen, weit verzweigten Höhlensystem unterm idyllischen und sagenumwobenen Blautopf in Blaubeuren.

Zugegeben: Pia Fruths weitere Expedition für "Hautnah dabei" sind - was den körperlichen Einsatz angeht - nicht ganz so spektakulär wie ihr Ausflug ins Reich der schönen Lau, genau so spannend sind sie trotzdem.

Mit der "Kormoran", einem Arbeitsschiff der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz, durchpflügen Forscher und Pia Fruth beispielsweise den Bodensee auf der Suche nach archäologischen Funden und entdecken über den Sonar nicht nur gesunkene Segelschiffe sondern auch das Wrack des beeindruckenden Schaufelraddampfers "Jura", das seit einigen Jahren unter Denkmalschutz steht.

Der rund 50 Meter lange Dampfer legt am 12. Februar 1864 mit 100 Passagieren an Bord, Seiden- und Baumwollballen sowie mit Käselaibe, Rindern und Brandeisen in Romanshorn ab und dampft Richtung Konstanz aus dem Hafen. Gegen elf Uhr taucht im dichten Nebel die "Stadt Zürich" auf und trotz intensiver Vorsichtsmaßnahmen sowie Ausweichmanövern auf beiden Seiten, wird die "Jura" gerammt und versinkt innerhalb von drei Minuten komplett unter den Wasserspiegel.

Dir historische, liebevoll restaurierte Fähre "Konstanz" ist ebenfalls ein Relikt aus früheren Zeiten und Zeuge lebendiger Schiffahrtskultur auf dem Bodensee. Nach 14 Jahren Renovierung stach sie 2011 zu ihrer zweiten Jungefernfahrt in See und schaukelt heute - wenn sie nicht gerade mit Schiffsliebhabern oder Touristen über den See tuckert - recht unauffällig am Anleger im Konstanzer Hafen.

Mindestens genau bewegt präsentieren sich die Geschichten um die Schlacht im Nördlinger Ries, um Pionier, Freigeist und Unternehmer Robert Bosch, um historische Baudenkmäler, die im Freilichtmuseum eine neue Heimat finden oder um den badischen Freiherr von Drais und seine erste Fahrmaschine ohne Pferde. Apropos Pferde: auch das Landesgestüt Marbach mit seiner berühmten Pferdezucht steht für gelebte Heimatgeschichte und die Klosteranlage Bebenhausen mit Jagdschlösschen von Wilhelm II. ist ebenfalls einen Besuch wert. Dank zahlreicher Adressen im Anhang lassen sich Pia Fruths Exkursionen übrigens prima auf eigene Faust nachvollziehen.

Wer trotzdem lieber zur reinen Phantasiereise aufbricht, taucht mit dem außergewöhnlichen Lesebuch tatsächlich hautnah ein in eine Landesgeschichte, die teilweise noch heute, wie die Marbacher Fohlen, weit über die

Bewertung vom 09.06.2013
Süßer Südwesten
Branik, Michael

Süßer Südwesten


ausgezeichnet

Süß, süßer, Südwesten! Gerade in Baden-Württemberg wächst eine besondere Beerenvielfalt, die jede Küche mit duftenden Aromen und erfrischenden Geschmackserlebnissen bereichert. Die neue Rezeptsammlung “Süßer Südwesten” vereint ausgesuchte “Fruchtige Köstlichkeiten aus dem Beerenland Baden-Württemberg”, zusammen gestellt von Hobbykoch und SWR-Moderator Michael Branik.

SWR-Hörer und baden-württembergische LandFrauen reichten dafür ihre besten Beerenrezepte ein und so tummeln sich in der Neuerscheinung bewährte Klassiker und neue Kreationen, je einfallsreicher, desto besser! In sechs Kapiteln gibts tolle Ideen für Marmeladen und Gelees, Desserts, Chutneys, Essig, Senf, Likörchen und Früchtekaltschalen sowie für Gebäck und Kuchen aus roten, schwarzen, grünen, weißen oder blauen Beeren.

Besonders lecker wirds natürlich mit Brom-, Erd-, Him-, Heidel-, Stachel- und Johannisbeeren aus dem eigenen Garten oder wild gesammelt, aber auch frische Zutaten vom Markt oder Discounter eignen sich für Blümchenmarmelade, gepfefferte Erdbeermarmelade mit Rosenblättern und sogar Vogelbeeren kommen in Kombi mit Äpfeln und Pflaumen ins Einmachglas.

Ebenso außergewöhnlich: Ebereschenbeeren, die Manfred Rewesa aus Karlsruhe gern zu Gelee verarbeitet, Maulbeeren die im Dessert-Rezept von Sibylle Breisacher aus Ihringen die Hauptrolle spielen sowie Jostabeeren und Schlehen. Letztere eignen sich hervorragend für Albschlehenlikör oder Badischen Schlehenlikör.

Sogar mit Zucchini lassen sich Beeren zu schmackhaften Marmeladen verarbeiten und wer sagt denn, dass immer nur Spareribs auf den Grill kommen müssen? Schon die Zutaten für Alfred Wiebers Beerenmischung liest sich lecker, um so besser schmeckt sie sicher überbacken.

Zig erprobte Tipps und Tricks aus der Beerenküche ergänzen die Rezepte und knackig frischen Fotos, mit diesem Handbuch wage auch ich mich diesen Sommer garantiert an den Beeren-Kochtopf.

4 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.06.2013
Unsere Schwäbische Alb
Zielcke, Adrian; Mierendorf, Wilhelm

Unsere Schwäbische Alb


ausgezeichnet

Karg sei sie, sagen die einen. Kalt und rau meinen die anderen. Sicher: die Alb gibt ihre Lieblichkeiten vielleicht nicht auf den ersten Blick preis, aber das gehört sich für eine Schwäbin halt einfach nicht.

Wer sich aber auf ihre einzigartige Landschaft, auf ihre Dörfer, Tiere und Gastronomen einlässt, wer ihre Felsen, Höhlen und Wiesen erwandert, wird nicht nur überrascht sein sondern wahrscheinlich ein Leben lang treu bleiben. Adrian Zielke bekennt sich jedenfalls als Liebhaber und zählt im Vorwort seines Buches “Unsere schwäbische Alb. Eine Liebeserklärung” auch gleich die unschlagbaren Vorzüge des süddeutschen Mittelgebirges auf: “Die ältesten Kunstwerke der Menscheit sind hier ebenso zuhause wie die kreativsten schwäbischen Köpfe der Gegenwart”, behauptet der Autor auf Seite 6 und weiß außerdem: “Firmen mit Weltruf sind auf der Alb genauso selbstverständlich wie hochbegabte Köche. Blumen in allen Farben auf den Sommerwiesen gehören hierher wie grasende Lämmer und natürlich die Schlösser und Burgen. Die Apfelblüte am Albtrauf ist ebenso einmalig wie die erfinderischen Menschen, seien sie Schäfer, Naturschützer oder Mönche…Nirgendwo sonst in Mitteleuropa sind Natur, Geschichte und Gegenwart eine solch faszinierende Verbindung eingegangen.”

Normalerweise möchten Albkenner nicht so recht raus mit der Sprache, um ihre schöne blaue Alb nicht mit allzu vielen Ausflüglern teilen zu müssen. Da es sich trotzdem immer mehr rumspricht, dass hier Kleinode besonderer Güte zu finden sind, warum also nicht die schönsten Seiten mit liebevollen Worten und wunderschönen Bildern beschreiben? Staunen werden vermutlich eh nur diejenigen, die sich noch gar nie ins Auto gesetzt haben, um die lebendige Alb auf eigene Faust zu erkunden.

Von Stuttgart ist es nur ein Katzensprung in eine völlig andere Welt voll fesselnder Geschichte und spannender Gegenwart. Ganz nebenbei ist die Schwäbische Alb UNESCO-Geopark, ausgewiesenes UNESCO-Biosphärengebiet und der Limes zählt zum Weltkulturerbe.

Im Großen Lautertal zeigt sich die spröde Schöne von ihrer lieblichsten Seite. Auf ihren Höhenwegen mit unbeschreiblichen Panoramablicken und Fernsichten weiten sich Lunge und Geist, kreative Köche verwöhnen Gaumen und Magen und als Kulturlandschaft mit typischen Besonderheiten überzeugt die Alb auch weitgereiste Besucher. So erlebt beispielsweise das Landesgestüt Marbach nicht nur bei Pferdeliebhabern eine Rennaissance, das Lindenhof-Theater in Melchingen spielt sich mit Regisseur, Autor und Schauspieler Franz Xaver Ott in die obere Theaterliga und auch die Flugtage auf der Hahnweide, bei denen blitzende und blinkende Oldtimer in die Luft gehen, sind ein echter Publikumsmagnet.

Ulm besitzt übrigens nicht nur den höchsten Kirchturm, sondern auch das schiefste Hotel der Welt und die Abtei Neresheim auf der Ostalb gilt als eine der allerschönsten Klosteranlagen in ganz Europa. Adrian Zielcke stellt sie alle vor und es ist soweit: ich hab mich anstecken lassen! Bevor die Schwärmerei ausartet: am besten einfach mal ins Buch rein schauen und dann nix wie raus auf die Schwäbische Alb, immer und immer wieder!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.06.2013
Öchsletouren für Genießer: Baden
Gürth, Peter

Öchsletouren für Genießer: Baden


ausgezeichnet

“Badischer Wein – von der Sonne verwöhnt”: kaum ein Werbeslogan wurde im Süden Deutschlands bekannter und tatsächlich spielen Kaiserstuhl, Ortenau & Co. in der gleichen Liga wie das Elsass, Lothringen, die Champagne oder das Loire-Tal.

Zu üppigen 1720 Sonnenstunden im Jahr kommt eine optimale Menge Regen sowie eine große Vielfalt geologischer Verhältnisse der Böden: Vulkangestein, Muschelkalk, Keuper und Granit sorgen für unzählige Aromastoffe in den sonnenverwöhnten Reben. Wurzeln, die teilweise bis zu zehn Meter in den Boden reichen, nehmen zudem Mineralstoffe aus tieferen Gesteinsschichten auf.

Nicht zuletzt die langjährige Erfahrung der hier ansässigen Winzerfamilien und Kellermeister lässt in Baden Spitzengewächse von trocken bis natursüß entstehen. Spitzenreiter beim Weißwein ist der Müller-Thurgau.

Geografisch erstreckt sich das Weinbaugebiet Baden vom Bodensee bis Tauberfranken. 16 Großlagen und rund 300 Einzellagen gehören dazu, die 17 bekanntesten stellt Peter Gürth in “Öchseltouren für Genießer: Baden” vor.

Wer den Wanderbuchautor bereits durch seine früheren Bücher “Streifzüge in der Region” oder “Die Schwarzwälder Höhenwege” kennt, entdeckt im neuen Buch den Weinliebhaber, der für seine Leser neue Touren und Weingenüsse probiert hat. Die jeweils verkosteten Tropfen wachsen also direkt am Wanderweg, darunter nicht nur Premiumweine sondern auch hochwertige Vesperweine. Außerdem sollen die Empfehlungen keineswegs dogmatisch sein, zumal nicht garantiert ist, dass der selbe Jahrgang aktuell noch im Ausschank ist.

Vielmehr gehts um die Freude am Geschmacks-Experiment mit teilweise autochtonen Rebsorten, wie dem Grauburgunder, sowie ums Entdecken einer einzigartigen Kulturlandschaft. Neben önologischen Erläuterungen bietet Peter Gürth auch Infos zu Weingütern, Winzergenossenschaften und Besonderheiten am Wegesrand – zum Kaiserstühler Samengarten etwas, zu seltenen Pflanzen, zum Eichstätter Geopfad, zur immer noch erhabenen Ruine Strahlenburg oder zu historischen Brennanlage im Weingut Jäger – und streift bedeutende geschichtliche Ereignisse.

Die Streckenbeschreibungen sind mit Tipps zu Einkehrmöglichkeiten, passenden Menüs und kleinen Kartenausschnitte ergänzt, ein gelber Punkt markiert, wo der empfohlene Wein wächst. 120 Farbfotos machen Lust aufs Loswandern…

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.05.2013
Die Höhle
Suhr, Elfriede

Die Höhle


ausgezeichnet

Klettern, Radfahren, Skifahren, Wandern, Langlaufen oder Paragliden: keine Frage, die Schwäbische Alb bietet reizvolle Möglichkeiten für aktive Freizeitgestaltung und nicht zuletzt ihre Vielfalt an geologischen Besonderheiten und faszinierenden Höhlen macht das schwäbische Mittelgebirge zu einem beliebten Naherholungsgebiet.

Als Eugen Löhrer drei Jahre lang eine dieser Höhlen bewohnte, geschah das weder in Ausübung eines exotischen Hobbies noch aus Forschungsgründen: Eugen Löhrer war Wehrmachtsdeserteur und in einer normalen Behausung seines Lebens nicht mehr sicher.

Alles was Leser und Fernsehzuschauer normalerweise in Romanen, Filmen oder Dokumentationen über Deserteure der Wehrmacht erfahren, zeichnet ein recht stereotypes Bild: Fahnenflüchtige werden erschossen, kaum dass sie entdeckt werden oder zum Minensuchen abkommandiert. In “Die Höhle” erzählt Elfriede Suhr nach all den Jahrzehnten zum ersten Mal die Geschichte ihres Onkels, der keine andere Überlebenschance hatte, als in einer Albhöhle zu hausen. Eine Geschichte, zwischen größter Bedrängnis und noch größerer Hoffnung.

In einfachen Worten fächert die Autorin einen atemberaubenden Augenzeugenbericht auf, in dem nicht nur der tägliche Überlebenskampf der Familie, sondern auch dörfliche Strukturen unterm Regime des Faschismus hautnah erlebbar werden. Denn nicht nur Onkel Eugen wurde nach seiner Desertation gründlichst gesucht, auch für seine nächsten Angehörigen, Bruder Georg Löhrer und seine Familie, wurden die drei Jahre zum Spießrutenlaufen unter Lebensgefahr: ständige Beobachtung sowie Befragungen durch überzeugte Nationalsozialisten in der Nachbarschaft setzen der kleinen Elfriede und ihren Eltern zu.

Vor allem die Wintermonate werden für Eugen Löhrer und seine Familie zur Zerreißprobe: war die Lebensmittelversorgung im Frühjahr, Herbst und Sommer schon eine logistische Meisterleistung im Verborgenen, bedeuteten Schneespuren im Winter eine zusätzliche Gefahr, entdeckt zu werden. Von monatelanger Einsamkeit und Kälte in der Höhle gar nicht zu reden.

Auch Bruder Georg Löhrer wird schließlich zum Wehrdienst eingezogen, für die zurückbleibende Elfriede und ihre Mutter überschlagen sich die Ereignisse.

Durch die Augen einer Achtjährigen, schrieb Elfriede Löhrer ihre Erinnerungen auf, beschreibt für Nachkriegsgenerationen kaum vorstellbare Belastungen. Wir erfahren, dass der Mensch an sich ein Überlebenskünstler ist und ein bisschen Menschlichkeit in der Not einfach unbezahlbar. Als Tante Anna aus Angst vor Bombenangriffen ihre Stuttgarter Wohnung verlässt und für einige Monate beim nur mehr weiblichen Teil ihrer Verwandtschaft in Oberndorf unterkommt, wird die Situation geradezu aberwitzig: Der nervlich wenig strapazierfähige Überraschungsgast darf selbstverständlich nichts vom Höhlenarrangement erfahren und sorgt zusätzlich für einigen Wirbel.

Ein ganz besonderes Buch über ein außergewöhnliches Schicksal, das in seinen Grundzügen allerdings exemplarisch für viele Deserteursfamilien sein dürfte. Absolut empfehlenswert!

Bewertung vom 05.05.2013
Kindstod
Pfaus, Walter G.

Kindstod


ausgezeichnet

Auf dem Land leben muss man wollen. Oder müssen. Immer mehr Städter entdecken zwar den Bio-Bauern in sich und ziehen raus aufs platte Land, die Mehrheit bewegt sich allerdings noch immer in die entgegen gesetzte Richtung und flüchten ab in die Stadt. Kuhmist ist nur eine Seite des Dorflebens, viel Dramatischer und für manchen Unterträglich sind Phänomen wie Dorftratsch, permanente soziale Kontrolle und bisweilen mehr als schrullige Einwohner. Solche haben sich auch in Walter G. Pfaus neuem Krimi “Kindstod” versammelt. Die einen, um ihr Geheimnis zu wahren, die anderen um dem alteingesessenen Polizeioberkommissar Hanno Köberle beim Lüften deselben unter die Arme zu greifen.

Der Grund ist so einfach wie grauslig: im beschaulichen Dörfchen bei Ehingen wurde eine Babyleiche entdeckt. Ausgerechnet in der Garage der größten Tratsche lag der tote Findling und so beginnt das Rätseln, wer um alles in der kleinen schwäbischen Welt zu solch einer Tat fähig ist.

Mit Scharfsinn und Humor sowie mit Kollegin und Herzensdame Marina Domino ermittelt Köberle quer über die Schwäbische Alb, verdächtigt mal diesen, mal jenen und folgt stets hartnäckig jeder noch so kleinen Spur. Und während wir Leser ihn dabei beobachten, wächst einem so mancher Dorfbewohner ein bisschen ans Herz – nicht auszudenken, dass einer davon der Täter sein soll, zumal die Dorfbewohner selbst noch von einem Unfall und einem Mord erschüttert werden. Auch Köberles Oma Dodel ist fassungslos. Wie gut, dass ihr Enkel an der Sache dran bleibt und sich deshalb auch gern mal mit den Kollegen aus Ulm anlegt. Gemeinsam haben die Kommissare einige böse Buben im Visier, doch führt die heißeste Spur halt immer wieder ins Dorf zurück.

Knapp an der Schwabentümmelei vorbei führt der Autor seine Leser direkt in den schwäbischen Dorfalltag, in den sich auch “Reigschmeckte” dank schöner sprachlicher Bilder gut einfühlen können. Die Story zwischen Zuhältermilieu, Steuerbetrug, Tratsch und Sauerkraut liest sich süffig wie ein Viertele. Ganz nebenbei erledigt Protagonist Hanno Köberle auch noch sein Kindheitstrauma und blickt endlich einer liebestollen Zukunft entgegen. Und so atmet am Ende nicht nur Oma Dodel auf…

Bewertung vom 17.04.2013
Crashkurs
Birgit Hummler

Crashkurs


ausgezeichnet

Von wegen, der Finanzmarkt ist kompliziert…also gut, ein bisschen vielleicht. Allen, die in Sachen Finanzkrise Nachhilfe brauchen, kann ein “Crashkurs” bei Birgit Hummler weiter helfen: im neuen, gleichnamigen Baden-Württemberg-Krimi der schwäbischen Autorin ermittelt KH Hanna Stankowski dieses Mal ohne Chef Andreas Bialas und sieht sich nicht nur einer Mordserie sondern auch renitenten Kollegen gegenüber, was reichlich an ihren Nerven zerrt.

Dass Ihr Lieblings-Ermittlungspartner Luca akuten Liebes-Stress hat, macht die Sache natürlich nicht besser.

crashkurs Fest steht erstmal: Die Opfer sind allesamt in der Finanzbranche tätig und auch wenn sich das anfänglich vermutete Tatmotiv Rache von Seite zu Seite erhärtet, rollt die Autorin einen Fall auf, der über 500 Druckseiten lang spannend bleibt.

Die Ermittlungen zwischen Pragsattel, Sillenbuch und Bad Cannstatt mögen einem echten LKA-Profiler vielleicht nur ein müdes Lächeln abringen, doch eins vermittelt Birgit Hummlers Crashkurs absolut überzeugend: wie mühsam Polizeiarbeit sein kann.

Auch die Ursachen der aktuellen Finanzkrise sind top recherchiert und so aufbereitet, dass Leser sie mühelos ohne BWL-Studium verstehen. Klar, dass die Dramaturgie des Krimis vom realistischen Bezug zur aktuellen Medien-Agenda profitiert. Und so agieren die fiktiven Kriminaler vor lokal-globalem Hintergrund, der nur selten an packendem Realitätsbezug einbüßt.

Dass die Protagonistin in den Off-Parts oft etwas zu stereoty erscheint und die Polizeitruppe nicht ganz ohne Furcht, aber meistens ohne Tadel dasteht – geschenkt. Die zahlreichen Überraschungen des Plots trösten gut darüber weg. Außerdem tut es zwischendurch gut, wenn sich ein Krimi ans klassische Gut-und-Böse-Muster hält und ohne manisch-depressive, profilneurotische oder alkoholabhängige Kommissare auskommt.

Alles in allem liest sich “Crashkurs” zwar nicht ganz so rund wie das “Stahlbeton”-Debut – hier gabs zu Recht den “Preis für den besten deutschsprachigen Wirtschaftskriminalroman 2010″ – trotzdem überzeugt die Autorin auch mit dem Nachfolger, dass sie in diesem Genre absolut richtig ist. Sauber gelöst, Frau Hummler!

Bewertung vom 12.04.2013
Schneckle im Elchtest
Rühle, Stefanie

Schneckle im Elchtest


ausgezeichnet

Der Hamburger Fischmarkt in Stuttgart oder das Stuttgarter Weindorf in Hamburg sind zwei ermunternde Beispiele für gelungenen Im- und Export. Dass schwäbisch-nordische Kooperationen nicht immer so gut funktioniert, zeigt Stefanie Rühle’s neuer Roman “Schneckle im Elchtest”. schneckle Der Titel lässts vermuten: dem Schneckle wird alles abverlangt und Blessuren sind nicht ausgeschlossen! Doch halt: clever wie Schwabenmädle sind, drehen sie den Spieß um und so haut Sabine Schneck ihrem sofortigen Ex-Liebsten zum Abschied trocken auf die Nase.

Grund war ein desaströser Familien-Kennenlern-Urlaub in Schweden, zu dem sich die 33-Jährige Stuttgarter Redakteurin kurz vor der Hochzeit von ihrem norddeutschen Liebhaber überreden ließ.

Der Leser freilich schlägt wie Sabines beste Freundinnen Silke und Nina bereits vorher die Hände über dem Kopf zusammen: was will die Frau mit einem Typ, der schlecht riecht und nicht küssen kann? “Kend! Nemm was de kriega kohsch. Bald will de koiner meh”, lautet von je her ein Erziehungs-Mantra von Mutter Schneck und weils Schneckle eine brave Tochter ist, darf sie halt nicht zimperlich sein.

Doch was zu viel ist, ist einfach zu viel und nach einer geballten Ladung Familien-Neurotik sowie unzähligen großen und kleinen Lügen, nimmt Sabine Schneck unter strengster Beobachtung ihrer zwei besten Freundinnen ihr Liebesleben endlich selbst in die Hand…

Wer bitterböse Spitzen, rasante Schnitte und Lokalkolorit mit Weltoffenheit mag, wird mit Stefanie Rühles “Schneckle im Elchtest” auf jeden Fall einen vergnügten Sonntag Nachmittag erleben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.02.2013
In vier Wochen zum besseren Job
Schmich, Dieter L.

In vier Wochen zum besseren Job


ausgezeichnet

In vier Wochen zum besseren Job? Klingt ambitioniert und genau so ist es auch gemeint: in seinem neuen Rat- und Tat-Geber „In 4 Wochen zum besseren Job. Durch zeitgemäße Bewerbungsstrategien schneller zum Erfolg“ analysiert Dozent, Arbeitsmarktexperte, Jobcoach und Buchautor Dieter L. Schmich pointiert den aktuellen Arbeitsmarkt, vielmehr: er gibt vor allem effektive Tipps, wie Arbeitnehmer lernen können, die nicht ganz einfache Situation vorteilhaft für sich nutzen können.

Denn machen wir uns nichts vor: die Zeiten, in denen man ein Arbeitsleben lang bei ein und demselben Arbeitgeber verbringt, sind für die allermeisten Beschäftigten passé. Flexibilität heißt das Zauberwort und damit man sich im dynamischen Markt nicht verliert, fängt Dieter L. Schmich da an, wo es richtig und wichtig ist: beim Selbstbewusstsein des Arbeitnehmers!

Trotz Zeitarbeit, Sparmaßnahmen, steigendem Termindruck und teilweise unmoralischer Machenschaften steht nämlich eines fest: jedes (!) Unternehmen lebt allein vom Einsatz seiner Mannschaft. Dennoch kleben nach wie vor viele an frustrierenden Arbeitsplätzen oder glauben, nach Arbeitslosigkeit oder ab einem bestimmten Alter, dass sie vermutlich keinen erfüllenden Job mehr bekommen.

Auch wenn heutzutage oft mit härteren Bandagen gekämpft wird, rät Dieter L. Schmich: Ihr Chef sollte immer mit der Möglichkeit rechnen müssen, dass sie ihm den Rücken zukehren und gehen. Eine Haltung, für die sich so mancher Arbeitnehmer erst mal durch eigene Befürchtungen und Ängste kämpfen muss.

Doch genau so, wie Unternehmen wegrationalisieren, haben auch Arbeitnehmer jede Freiheit, ihren Arbeitsplatz gegen einen anderen einzutauschen. „Durch das Ausharren in einem nicht mehr hinnehmbaren Job resultieren mangelnde Motivation bis hin zum Arbeitsfrust. Das wird sich auf Ihre Ausstrahlung und vor allem auf ihre Arbeitsergebnisse auswirken. Daraus entstehen erheblich mehr Nachteile für ihre berufliche Zukunft als durch eine oder zwei zu kurze Anstellungen im Ihrem Lebenslauf. Wie sich darüber hinaus Arbeitsfrust auf Ihre Gesundheit und Lebensqualität auswirkt, können Sie am besten selbst beantworten“, so Dieter L. Schmich.

„Sie sollten ab sofort selbst dafür Sorge tragen, ihre berufliche Situation zu verbessern“, ist Schmich überzeugt und verspricht seinen Lesern: sollte bei fünf bis zehn Bewerbungen nicht mindestens ein Vorstellungsgespräch heraus kommen und bei fünf Vorstellungsgesprächen nicht mindestens eine Jobzusage dabei sein, liegt es nicht am Vier-Wochen-Plan sondern eventuell daran, dass bei der Jobwahl zu hoch gegriffen wird oder nur Teile der Strategie umgesetzt werden.

Also nix wie ran an den Job und ganz am Anfang sollten „Sie sich beruflich ihrer selbst bewusst werden“, so Dieter L. Schmich. Um die eigenen Hard- und Softskills auf den Prüfstand zu stellen, gibt der Autor Tabellen und gezielte Fragen an die Hand. Steht die persönliche berufliche Botschaft fest, geht’s nach einem strukturierten Arbeitsplan an die eigentliche Jobsuche.

Da mehr als die Hälfte aller freien Stellen weder als Inserat in der Tageszeitung noch als Gesuch in einer Internetjobbörse auftauchen, geht Dieter L. Schmich auch hier neue Wege. Und weil auch die früher so erfolgreiche Initiativbewerbung heute unter Umständen sofort im Papierkorb landet, weiß er hier ebenfalls Kniffs und Tricks, um doch ans Ziel zu kommen. Wer ist mein Ansprechpartner, wie bringe ich meine Bewerbungsunterlagen an den Personaler und wie steigen meine Chancen, zu einem Gespräch eingeladen zu werden? Dieter L. Schmich bietet zum Teil ungewöhnliche Antworten und bereitet schließlich kenntnisreich aufs Vorstellungsgespräch vor.

Wer alle Schritte umsetzt, arbeitet sehr wahrscheinlich innerhalb von vier Wochen in einer besseren Position oder fühlt sich zumindest fit genug, jederzeit den Absprung in neue Aufgaben zu schaffen. Immer dran denken: „Unternehmen und Institutionen sind auf ihr Personal mehr angewiesen als umgekehrt!“

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.