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sleepwalker

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Insgesamt 482 Bewertungen
Bewertung vom 05.03.2024
Sylter Gier / Kari Blom Bd.8 (eBook, ePUB)
Tomasson, Ben Kryst

Sylter Gier / Kari Blom Bd.8 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Kari Blom ist wieder aktiv! „Sylter Gier“ heißt der achte Teil der „Kari Blom ermittelt undercover“-Reihe von Ben Kryst Tomasson und das Buch hat es wirklich in sich. Auf die schwangere Kriminalkommissarin wartet nicht nur ein kniffliger Fall, sondern auch private Probleme. Und auf die Leserschaft wartet ein spannender Krimi mit ansprechenden Charakteren vor toller Kulisse.
Aber von vorn.
Beim Sylter Gesundheitszentrum „Baby-Well“, das seinen medizinischen Schwerpunkt auf die Versorgung Schwangerer legt, besteht der Verdacht, dass dieses die Krankenkassen durch falsche Abrechnungen betrügt. Was liegt da näher, als dass die hochschwangere Kommissarin Kari Blom dort undercover ermittelt? Sie ist sowieso durch die Arbeit im Innendienst gefrustet. Ihr Mann Jonas Voss ist aus Sorge um sein ungeborenes Kind nicht begeistert von ihrem Einsatz. Aber der Hauptkommissar hat mit seiner Kollegin Hanna zusammen bald selbst alle Hände voll zu tun, denn Karis erster Hauptverdächtiger wird am Fuß des Roten Kliffs tot aufgefunden und die Ermittlungen der beiden überschneiden sich. Da Kari aber als erfolglose Schriftstellerin auf Sylt unterwegs ist, dürfen sie nicht zeigen, dass sie sich kennen. Das verlangt vor allem Jonas einiges an Schauspielkunst ab. Und natürlich mischt auch bei diesem Fall die „Häkelmafia“ bestehend aus Witta, Grethe, Alma und Marijke, eifrig mit. Gut nur, dass die vier schon bergeweise Babyklamotten gehäkelt haben, denn bei den ganzen Fahrdiensten, die sie für Kari leisten, wären sie nicht mehr dazu gekommen.
Das Buch war für mich erst das zweite aus der Reihe um Kari Blom und ich fand es fast rundum gelungen. Es war spannend, wobei der Spannungsbogen langsam, aber konstant anstieg. Die Protagonisten sind sympathisch, im Falle der Häkelmafia dazu auch noch liebenswert schrullig. Der Fall an sich ist vom Autor gut konstruiert und bietet mehrere interessante Aspekte und einige falsche Fährten, dazu ein bisschen Action und reichlich Lokalkolorit – das alles machte das Buch für mich zum Lesevergnügen. Schön fand ich auch, dass man es völlig ohne Vorkenntnisse lesen kann, alles Wichtige aus den Vorgängerbänden wird erklärt. Trotzdem werde ich mir die anderen Teile wohl jetzt auch noch besorgen, ich muss ja auch die Wartezeit auf den neuen Band überbrücken, „Sylter Rivalen“ soll im April erscheinen. Neben den Ermittlungen kommt auch das Privatleben von Kari und Jonas nicht zu kurz, im Mittelpunkt steht natürlich ihr ungeborenes Kind. Aber auch Jonas‘ Tochter Finja hat mit einigen Problemen zu kämpfen. Ihr etwas angespanntes Verhältnis zu ihrer Stiefmutter wird besser und die beiden können sich annähern.
Der Schreibstil ist einfach, dadurch ist das Buch flüssig zu lesen. Erfreulich ist auch, dass das Buch so gut wie komplett unblutig daherkommt und es wenig Gewalt und noch weniger Kraftausdrücke und Fäkalsprache gibt. Manche Ereignisse, vor allem rund um die vier Häkeldamen, sind sogar lustig, was dem Krimi eine komödiantische Komponente gibt. Was mich allerdings durch die ständige Wiederholung zunehmend genervt hat, war die ständige Erwähnung von Marijkes Auto. Es ist nicht nur ein Auto. Es ist sogar nicht nur ein Golf. Es ist ein Golf Sportsvan und das wird mindestens 15-mal erwähnt, was mir dann doch ein bisschen zu inflationär war. Aber sei’s drum.
Für mich war das Buch abgesehen davon eine wahre Freude und ich empfehle es allen Freunden der Serie, von Sylt, von gut konstruierten Krimis. Von mir fünf Sterne.

Bewertung vom 27.02.2024
Böses Glück
Ditlevsen, Tove

Böses Glück


ausgezeichnet

In die Werke von Tove Ditlevsen habe ich mich mit der „Kopenhagen Trilogie“ verliebt. „Böses Glück“, die Sammlung von 15 Kurzgeschichten, ist das neueste Buch der dänischen Autorin, das auf Deutsch erschienen ist. Und obwohl ich kein Fan von Kurzgeschichten bin, hat das Buch mich völlig in seinen Bann gezogen. So viel Tragik, Dramatik und düstere Grundstimmung muss man als Schriftstellerin erst einmal in nüchterne und schnörkellose Sätze packen können. Es ist ein Buch, das tief unter die Haut geht, so tief, dass die Lektüre manchmal beinahe körperliche Schmerzen verursacht. Ein ungutes Gefühl im Magen allemal.
Aber von vorn.
Tove Ditlevsens Geschichten beschreiben den Alltag von Frauen in den Arbeitervierteln Kopenhagens der Nachkriegsjahre. Das tun sie eigentlich immer, denn damit kannte die Schriftstellerin sich am besten aus. Schwierigen Alltag, schwierige Beziehungen, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit sind ihre überwiegenden Themen. Daher schreibt sie über lieblose Ehen, Väter ohne Bezug zu ihren Kindern („Väter vergessen ihre Kinder doch immer, wenn sie sie lange genug nicht gesehen haben.“) und Frauen, deren Leben sie direkt aus der Unterdrückung in den Elternhäusern in die Unterdrückung in der Ehe führt. Da ist nichts mit Schönfärberei, Friede-Freude-Eierkuchen-Atmosphäre oder gar glücklichen Beziehungen – Tove Ditlevsen beschreibt alles bedrückend freudlos und düster, fast klaustrophobisch anmutend.
Die Charaktere in Ditlevsens Geschichten sind oft namenlos. „Sie“ und „er“ leben im Alltag oft nebeneinander, aber nicht miteinander, ihre Anonymität zeigt, dass es diese Konstellationen unzählige Male gab und die Personen beliebig austauschbar sind. Oft waren es zu der Zeit Vernunft-Ehen, in denen die Partner keine Partner im eigentlichen Sinne waren, da es oft wenig Gemeinsamkeiten gab, die Rolle der Frau durch Traditionen definiert war und ein Ausbruch daraus fast als „Größenwahn“ angesehen wurde. Wünsche und Träume finden nur im Geheimen statt, Selbstverwirklichung oder gar Emanzipation gibt es praktisch nicht. Dabei sind die Wünsche der Frauen gar nicht unbescheiden, zumindest nicht aus heutiger Sicht. Helga wünscht sich beispielsweise einen gelben Regenschirm. Eine namenlose „Sie“ hat ihr Herz einer streunenden Katze geschenkt und ihr Mann ist auf das Tier eifersüchtig.
Es sind Geschichten, die lange nachhallen und nachdenklich machen. Es sind präzise Sozialstudien, die die Leserschaft selbst interpretieren muss und man muss auch damit umgehen können, dass es für die Protagonistinnen (in der Hauptsache sind die Hauptfiguren in den Geschichten tatsächlich Frauen verschiedenen Alters) praktisch kein Happy End gibt. Wer die Autorin kennt, findet die vielen autobiografischen Aspekte in ihren Geschichten. Sie selbst starb im Alter von 58 Jahren nach langer Drogensucht und unglücklichen Ehen durch Suizid. Die Übersetzung von Ursel Allenstein, die unter anderem auch die „Kopenhagen Trilogie“ übersetzt hat, ist hervorragend gelungen. Ich kenne das Werk auch im Original und bin beeindruckt, in welcher Art und Weise die Übersetzerin die sprachlichen Feinheiten ins Deutsche übertragen hat. Die Sprache mag auf den ersten Blick klar, farblos und nüchtern sein, aber die wirkliche Finesse liegt in den Zwischentönen.
Auch die Wahl des Titels finde ich geglückt, auf Dänisch heißt der Band schlicht „Gesammelte Kurzgeschichten“ (Samlede Noveller) „Böses Glück“ heißt ja eine der Geschichten und fasst die Stimmung des gesamten Buchs exakt zusammen. Für mich war das Buch trotz der Melancholie, der düsteren Stimmung, der grausamen Schonungslosigkeit und schonungslosen Grausamkeit ein wahres Vergnügen. Von mir fünf Sterne.

Bewertung vom 14.02.2024
Wintermord / Romy Beccare Bd.13
Peters, Katharina

Wintermord / Romy Beccare Bd.13


ausgezeichnet

Eine fast komplett ausgelöschte Familie. Ein 18-Jähriger, der sein Leben jetzt allein meistern muss. Ein ungeklärter Mord und Unfälle voller Unstimmigkeiten. Das sind die Dinge, mit denen sich Kriminalhauptkommissarin Romy Beccare und ihr Team im 13. Rügen-Krimi von Katharina Peters auseinandersetzen müssen. „Wintermord“ ist ein rasant spannendes Buch, das ich innerhalb von zwei Tagen durchgelesen habe. Die enorm geschickt gestrickte Geschichte hat mich so in den Bann gezogen, dass ich sogar meine heilige Nachtruhe dafür geopfert habe und das will wirklich etwas heißen!
Aber von vorn.
An einem kalten Morgen im Dezember wird die Leiche des 20-jährigen Benjamin Koller im Jasmund gefunden. Dem ersten Eindruck nach wurde der junge Mann erschlagen. Als sich Hauptkommissarin Romy Beccare und ihr Team des Falls annehmen, stoßen sie auf eine Familiengeschichte, die es in sich hat: vor fünf Jahren verschwand der Großvater spurlos, dann kam die Mutter bei einem Autounfall ums Leben, kurz danach starb der Vater durch Suizid und jetzt ist auch noch der ältere der beiden Söhne tot. Der 18-jährige Jakob bleibt allein zurück, der Abiturient scheint aber sehr gefasst und reif mit der Situation umzugehen. Nach einiger Recherche stoßen die Ermittler auf einen weiteren Fall, der mit der Familie Koller in Verbindung steht. Ebenfalls vor fünf Jahren starb ein achtjähriges Mädchen im Nationalpark durch einen Sturz bei den Kreidefelsen. Benjamin Koller hatte öfter auf das Kind aufgepasst. Sollten die Fälle etwa alle zusammenhängen?
Wow. Was für ein komplizierter Fall, den Romy Beccare und ihr bewährtes Team lösen müssen. Gleich mehrere Tote, ein verschwundener Großvater, eine entfremdete Großmutter, unkooperative Zeugen und ein verwaister Teenager, den alles nicht wirklich zu berühren scheint – in diesem Krimi ist nicht nur der Fall selbst, sondern auch die psychologische Komponente dahinter enorm clever konzipiert. Insgesamt ist das Buch hervorragend geschrieben und der Spannungsbogen ist fast ununterbrochen sehr hoch. Der Schluss hat mich zwar nicht überrascht, aber er ist stimmig und bringt die Geschichte zu einem befriedigenden Abschluss.
Die Charaktere sind, wie von Katharina Peters gewohnt, detailliert ausgearbeitet und die „alten Bekannten“ aus den anderen Büchern bekommen immer wieder neue Nuancen. So kann man sich auch in diesem Buch auf ein Wiedersehen mit alten Bekannten freuen. Neben Romy und ihrem Mann Jan sind auch ihre Kollegen Max und Finn wieder von der Partie und auch Ruth Kranold steht dem Team wieder mit Rat und Tat zur Seite. Sprachlich ist das Buch flüssig und leicht zu lesen, nur leider finden sich einige Fehler wie verwechselte Namen. Das war im Vorgängerband leider schon genauso gewesen und da wäre ein sorgfältigeres Lektorat wünschenswert. Das war für mich allerdings das einzige Manko, alles in allem hat mich „Wintermord“ begeistert. Daher kann ich das Buch jedem Krimifreund nur wärmstens ans Herz legen und den Fans der Rügen-Krimis sowieso. Von mir die volle Punktzahl und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Teil der Serie.

Bewertung vom 01.02.2024
Inselmord / Romy Beccare Bd.12
Peters, Katharina

Inselmord / Romy Beccare Bd.12


ausgezeichnet

Nachdem ich mit „Bornholmer Finale“, dem letzten Buch von Katharina Peters, etwas über Kreuz war, war ich auf „Inselmord“, dem 12. Band der Romy-Beccare-Serie sehr gespannt. Und ich wurde nicht enttäuscht, das Buch hat mich auf ganzer Linie überzeugt. Der Krimi ist durchweg vielschichtig, spannend und psychologisch enorm gut konstruiert. Dazu kommen, wie von einem „Rügen-Krimi“ nicht anders zu erwarten, einige Landschaftsbeschreibungen und Wissenswertes über die Insel.
Aber von vorn.
Die Leiche der 25-jährigen Svenja Bellheim wird auf der Halbinsel Mönchgut im Südosten Rügens gefunden. Die junge Frau wurde offenbar erdrosselt, außerdem weist ihr Körper Spuren erheblicher Gewalt auf. Die Stelle, an der ihre sterblichen Überreste entdeckt wurden, heißt Nonnenloch und der Sage nach wurden dort unkeusche Nonnen bestraft. Als Rügen-Liebhaberin war Svenja oft auf der Insel und hatte sich bei einem Landschaftsarchitekten um einen Job beworben. Nach einiger Recherche wird dem Ermittler-Team um Kommissarin Romy Beccare klar, dass die Tote vor sieben Jahren auf Klassenfahrt auf Rügen war. Aus ihrer Klasse war damals eine Mitschülerin verschwunden, deren Leiche mehrere Monate später ebenfalls ganz in der Nähe von Mönchgut gefunden wurde. Gehören die beiden Fälle zusammen? Hat jemand die jungen Frauen „bestraft“? Und falls ja, weswegen? Und wer steckt hinter dem Ganzen?
Wow. Was für eine Konstellation. Eine Leiche, ein Cold Case und über allem eine Gruppe toxischer Männer, die die Frauen daran erinnern wollen, was ihre wahre Aufgaben im Leben sind und wo ihr Platz wirklich ist. Romy Beccare und ihre Kollegen stehen vor einer schwierigen Aufgabe bei der Lösung des Falls. Ein paar Verdächtige sind schnell ausgemacht, allerdings wird es für das Team schwer, die Zusammenhänge herauszuarbeiten und den Täter zu überführen, zumal die Ermittler bei manchen Spuren auf eine Mauer aus Schweigen und Ablehnung stoßen. Für Romy Beccare ist es allerdings klar, dass die Fälle zusammenhängen und ihre Verbissenheit und Sturheit werden nur von ihrem Ermittlungsgeschick und ihrer Kombinationsgabe getoppt.
Die Charaktere sind wie gewohnt sehr gut ausgearbeitet. Die Protagonisten kennt man ja schon aus den vorherigen Teilen der Reihe („Inselmord“ ist schon Band 12 der Serie), sie werden aber immer weiter ausgebaut und inzwischen sind sie mir alle ans Herz gewachsen. Romy ist mir manchmal ein bisschen zu verbissen, ihre Kollegen Max und Finn wirken da eher als Ruhepol in der Geschichte und auch ihre Mann Jan ist wesentlich besonnener als sie. Aber auch alle anderen Charaktere des Buchs sind dreidimensional und facettenreich beschrieben, sowohl die sympathischen als auch die unsympathischen Beteiligten.
Der Spannungsbogen ist teilweise fast unerträglich hoch, das Buch war für mich ein absoluter Pageturner. Der Schluss ist stimmig, hat mich allerdings komplett überrascht. Leider finden sich ein paar sehr ärgerliche Fehler in dem Buch, die durchaus vermeidbar gewesen wären. Da der Krimi aber durch seine spannende Geschichte und die tollen Charaktere überzeugt, empfehle ich „Inselmord“ uneingeschränkt für alle, die die Ostsee, Rügen, gut konstruierte und menschliche Krimis im Allgemeinen und Romy Beccare und ihr Team im Speziellen mögen. Von mir fünf Sterne und ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 01.02.2024
Seelendunkel
Bryndza, Robert

Seelendunkel


sehr gut

„Seelendunkel“ war mein erstes Buch des britischen Autors Robert Bryndza, aber vermutlich nicht mein letztes, schließlich ist es auch schon der dritte Band der Serie um das ungleiche Ermittlerduo Kate Marshall und Tristan Harper. Nach einem etwas schleppenden Einstieg hat der Krimi mich erst überrascht und dann überzeugt. Die Geschichte nimmt zwar nur langsam Fahrt auf und die Ermittlungen laufen zeitweise etwas diffus und ziellos in verschiedene Richtungen, aber im Endeffekt wird aus dem Durcheinander ein solider und spannender Krimi.
Aber von vorn.
Kate Marshall und der um einige Jahre jüngere Tristan Harper haben sich mit einer Detektei selbstständig gemacht. Die ehemalige Polizistin der Londoner Polizei und Dozentin für Kriminologie und der wissenschaftliche Mitarbeiter der Universität sind ein sehr ungleiches Paar. Ihr Unternehmen läuft eher schleppend, daher sind die beiden froh, als Bev Ellis und ihr Lebensgefährte Bill sie beauftragen, nach ihrer seit 13 Jahren verschwundenen Tochter Joanna Duncan zu suchen. Die engagierte Journalistin war eines Abends spurlos aus einem Parkhaus verschwunden, inzwischen wurde sie für tot erklärt und die Mutter ist überzeugt davon, dass sie das auch ist. Also suchen die beiden Privatermittler nach einer Leiche und nach einem Mörder, die Suche führt sie bis in Politikerkreise. Anhaltspunkte für ihre Recherchen finden sie in der umfangreichen Fallakte der Polizei, die kein besonders gutes Licht auf die damaligen Ermittler wirft. Diese scheinen eher halbherzig ermittelt zu haben und inzwischen ist der Fall ein Cold Case. Woran hatte die Journalistin gearbeitet, als sie verschwand? War sie jemandem auf die Füße getreten? Und hat es etwas mit den zahlreichen verschwundenen jungen Männern in der Gegend zu tun?
Ich kannte vor der Lektüre des Buchs die beiden Protagonisten nicht, daher habe ich keinen Vergleich zur Qualität der Vorgängerbände der Serie. Die beiden Hauptfiguren wirken authentisch, sympathisch, kompetent und ehrgeizig. Ihr jeweiliges Privatleben wird eher am Rande dargestellt, sodass auch Neulinge der Reihe sie näher kennenlernen. Dabei schafft es der Autor allerdings überwiegend, dass die Balance aus Privatem und Ermittlungen stimmt. Als Neuling der Serie brauchte ich die aufgegriffenen Informationen aus Kates bewegter Vergangenheit auch dringend. Auch die anderen Charaktere in der Geschichte sind gut beschrieben, so gut wie jeder hat gründlich ausgearbeitete Eigenheiten, die zum Teil auch psychologisch sehr interessant sind. Die Beschreibungen der Landschaft in Devon und Cornwall, die ich sehr liebe, sind sehr gelungen.
Die Sprache des Autors fand ich angenehm und das Buch insgesamt leicht zu lesen. Mit dem Spannungsbogen hingegen tat ich mich etwas schwer. Da die Ermittler mit ihrer Arbeit bei null anfangen müssen, gehen ihre Ermittlungsansätze in sehr viele Richtungen und sind daher für mich als Leser etwas unübersichtlich und manchmal etwas langatmig, vor allem am Anfang. Der Schluss kam für mich überraschend und war nicht hundertprozentig stimmig. Mehr möchte ich dazu allerdings nicht sagen, nur so viel: das Motiv hinter der Tat überzeugte mich nicht ganz.
Dennoch fand ich das Buch spannend, nachdem ich schwer in die Geschichte gefunden habe, war ich überrascht, dass ich es nach etwa einem Drittel gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Für Kenner der Serie mag es eine Enttäuschung sein, das kann ich als Neuling nicht beurteilen. Da ich keine Probleme mit dem Verständnis hatte, kann ich mit Fug und Recht sagen, dass man den dritten Teil der Serie ohne Probleme unabhängig von den anderen lesen kann. Ich fand das Buch lesenswert und gut, allerdings nicht überragend. Von mir vier Sterne.

Bewertung vom 19.01.2024
Bornholmer Finale / Sarah Pirohl ermittelt Bd.4
Peters, Katharina

Bornholmer Finale / Sarah Pirohl ermittelt Bd.4


sehr gut

„Bornholmer Finale“ ist der Titel von Katharina Peters neuem Buch aus der Sara-Pirol-Serie. Und der vierte Teil der Reihe ist tatsächlich ein Finale, wer die Autorin kennt, weiß allerdings, dass es vermutlich nicht das Ende ist. Allerdings findet die Geschichte um Saras Vater Bernd Pirohl und seine rechtsextremistischen Verstrickungen ein (vorläufiges) Ende und für den Moment sind keine Fragen offen. Allerdings machte die Masse an Informationen und Aufklärungen das Buch für mich trotz reichlich Spannung ein wenig überladen.
Aber von vorn.
Sara Pirohl ist Verbindungsbeamtin des BKA auf der dänischen Insel Bornholm. Ihr Vater Bernd, ehemals angesehener Anwalt, hatte Verbindungen ins rechtsextreme Milieu und war von seiner Tochter enttarnt worden. Angeblich starb er bei einer Operation während seiner Haftzeit. Als aber auf Bornholm eine Leiche gefunden wird, erkennt Sara ihn sofort als das Schussopfer. Offenbar war ihr Vater unter dem Namen Georg Hansen ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen worden und hatte unter neuer Identität gelebt. Wollte er sie auf Bornholm treffen? Hatte er auch nach seiner Aufnahme ins Zeugenschutzprogramm seine Finger immer noch in dem rechten Netzwerk? Und wer hat ihn trotz seiner Tarnung gefunden und erschossen? Sara findet sich unversehens in Ermittlungen wieder, die sie mit allen möglichen Bekannten aus den vorherigen Teilen der Serie noch einmal zusammenführen sollen. Und sie werden wie gewohnt gefährlich für alle Beteiligten, nicht zuletzt für ihren untergetauchten Ex-Freund, den Journalisten Frederik.
Wow. Also selbst für altgediente Fans von Katharina Peters war das Buch wirklich kompliziert. Ich musste tief im Gedächtnis graben, weil sie sich auf Dinge aus alten Fällen und anderen Büchern bezieht und reichlich Menschen sowohl aus den anderen Teilen der Serie als auch aus ihren anderen Serien auftauchen. Das ist echt Training für meine grauen Zellen gewesen. Zum Glück ist der Schreibstil wie gewohnt eher einfach und sehr geradlinig, sonst wäre das Buch für das Genre fast zu anstrengend geworden. Ungewohnt anstrengend fand ich auch den Einstieg ins Buch, der mir zu langatmig war. Die Geschichte nahm langsam Fahrt auf, wurde aber für mich auch immer wieder etwas ausgebremst, da die Autorin sehr oft in Erklärungen auf die Vorgängerbände zurückblickt. Zwar schafft sie es so, auch für „Neulinge“, die die anderen Teile nicht kennen, keine Lücken entstehen zu lassen, für Kenner der Reihe wird es allerdings etwas langatmig, um nicht zu sagen, es wird stellenweise langweilig.
Mit der Zeit wurde das Buch allerdings sehr spannend und sehr politisch aktuell. Rechte Netzwerke, die Corona-Pandemie, Kompetenzgerangel unter Kollegen und Intrigen, wohin man sieht, dazu reichlich Spuren für die Ermittelnden in alle möglichen Richtungen. So bin ich es von der Autorin gewohnt. Spannend war für mich auch, dass ich zwischendurch das Gespür dafür verloren habe, wer in der Geschichte gut und wer böse ist, das passiert mir eher selten. Die Charaktere sind wie immer gut beschrieben, die meisten kannte ich ja schon aus den anderen Teilen der Serie, ihre Entwicklung konnte man miterleben. Der Schluss kam überraschend, ist aber stimmig und es gibt keine losen Enden. Natürlich könnte man das Buch einzeln lesen, ohne die anderen Teile der Serie zu kennen, aber ganz ehrlich, warum sollte man? Die anderen Bücher sind mindestens genauso gut. Von mir für diesen gelungenen Schlusspunkt wegen der zahlreichen etwas langatmigen Passagen und der ungewohnt vielen Fehler vier Sterne.

Bewertung vom 19.01.2024
Everything Fat Loss
Carpenter, Ben

Everything Fat Loss


ausgezeichnet

„Es wird dich nicht schockieren, dass ich viele Diätbücher für Müll halte.“ – deshalb hat Ben Carpenter sein eigenes „Diätbuch“ geschrieben und es „Everything Fat Loss“ genannt. Ich kenne ihn seit einiger Zeit aus den sozialen Medien. Ich bin absolut kein Freund von Influencern im Allgemeinen und von Fitness-Influencern noch viel weniger. Aber Ben Carpenter hat mich von der ersten Minute an begeistert. Sein Buch war daher für mich ein Muss. Das enorm umfangreiche und sehr minutiös erarbeitete Werk an sich war für mich sehr interessant und ich werde sicher des Öfteren darauf zurückgreifen, selbst ich als „alter Hase“ in Bezug auf Körpergewicht konnte noch Neues dazulernen. Die Übersetzung konnte mich jedoch leider nicht begeistern und ich musste mir zusätzlich zur deutschen auch noch die Originalfassung besorgen.
Aber von vorn.
Eines ist ganz klar: Ben Carpenter weiß, wovon er schreibt. Alles, was er schreibt und auch das, was er in seinen Videos in den sozialen Medien sagt, hat Hand und Fuß, zu allem gibt es fundierte Quellen und sein Studium der Studien ist bemerkenswert. Er schreibt, wie er spricht, manchmal derbe („Seien wir ehrlich: Ein Großteil der Diätindustrie ist im Allgemeinen Müll.“), manchmal sehr bildhaft, aber immer schonungslos ehrlich, wohlüberlegt und fundiert und nah am Leser, den er auch immer wieder direkt anspricht. Er macht in seinem Buch von Anfang an klar, wie individuell Gewichtsabnahme ist und dass es keine ultimative Diät gibt, die bei jedem gleich gut funktioniert. Dabei ist er nie oberlehrerhaft, sondern immer auf Augenhöhe mit der Leserschaft, wie ein guter Kumpel.
Er bespricht die verschiedenen bekanntesten Diäten und Ernährungsformen, beleuchtet objektiv deren Vor- und Nachteile. Er zitiert und evaluiert Studien, bringt lebensnahe Beispiele und geht mit den verbreitetsten Ernährungsmythen und beliebtesten Fehlinformationen ins Gericht. So erläutert er die Wichtigkeit von ausreichend Schlaf, genügend Flüssigkeit und Sport ebenso wie die Frage, wie oft und wie schnell man essen sollte, wie schlecht hochverarbeitete Lebensmittel, Alkohol und Zucker sind. Vieles von dem, was er schreibt, wird der Leserschaft ein Nicken entlocken, denn vieles ist altbekannt oder schlicht gesunder Menschenverstand. Vieles von dem, was Ben Carpenter schreibt, ist aber selbst für mich neu gewesen und auch seine wissenschaftliche Einordnung mit der Nennung enorm vielen Studien, war interessant und informativ.
Allerdings macht er auch sehr deutlich, dass sich der Alltag nicht um Gewicht oder Körpermaße drehen sollte. „Dein Glücksgefühl wird nicht garantiert steigen, wenn dein Körperfettanteil sinkt. Und dich obsessiv mit deinem Aussehen zu befassen, kann mit eigenen psychologischen Risiken einhergehen.“ Der psychologische Aspekt ist ihm merklich wichtig, was in vielen anderen Abnehmratgebern (ob nun in Buchform, Video oder Hochglanzmagazin) nicht so ist. Da sieht er den Menschen als Ganzes und nicht nur seinen BMI oder seinen Körperfettanteil. „WIE KANNST DU DAS IN DIE TAT UMSETZEN?“ – diese Frage stellt er am Ende jedes Kapitels. Denn eines ist klar: Gewichtsverlust ist individuell und jede Ernährungsumstellung ist nur so gut wie sie in den jeweiligen Alltag passt, sodass man dauerhaft damit leben kann.
Das Buch ist voller Information, manchmal muss man beim Lesen innehalten und sie verdauen, sonst könnten sie einen erschlagen. Aber es ist interessant, menschlich und man kann die Begeisterung des Autors für das Thema in jeder Zeile lesen. Einzig die Übersetzung fand ich teilweise holprig, da ich die Sprache von Ben Carpenter im Original kenne, finde ich, dass das Buch stellenweise Besseres verdient hätte. Von mir aber trotzdem fünf Sterne.

Bewertung vom 18.12.2023
Flüsterwald - Eine neue Bedrohung. In den Fängen der Zauberin. Mit Farbschnitt nur in der 1. Auflage! (Flüsterwald, Staffel II, Bd. 3)
Suchanek, Andreas

Flüsterwald - Eine neue Bedrohung. In den Fängen der Zauberin. Mit Farbschnitt nur in der 1. Auflage! (Flüsterwald, Staffel II, Bd. 3)


ausgezeichnet

Ich bin ja wirklich seit dem ersten Band ein sehr großer Freund von Andreas Suchaneks „Flüsterwald“-Reihe. Der dritte Teil der zweiten Staffel mit dem Titel „Flüsterwald - Eine neue Bedrohung: In den Fängen der Zauberin“ führt Lukas und seine Freunde nach Australien auf ein neues, spannendes Abenteuer. Ein lesenswertes Buch mit ansprechenden Charakteren und ausgeklügelter Handlung.
Nachdem Lukas Ella länger nicht erreichen kann, muss er feststellen: seine Freundin wurde entführt und die böse Zauberin (man kennt sie schon aus dem vorhergehenden Teil der Serie) steckt dahinter! Zusammen mit seinen Flüsterwald-Freunden muss er sich auf die Suche nach Ella machen, denn sie scheint nicht in „ihrem“ Flüsterwald zu sein, sondern wo anders. Tatsächlich wurde sie in den australischen Flüsterwald verschleppt, wo Lukas, der Menok Rani, die Elfe Felicitas und ihre Beschützerkatze Punchy ihre ganzen magischen Fähigkeiten brauchen, um sie zu befreien. Und natürlich nicht nur das, denn der Plan der Zauberin ist nach wie vor, alle zu versteinern. Unterstützt werden die Freunde bei ihrer Mission von den australischen Flüsterwald-Beschützern Noah, Zoe und einem Regenbogengürteltier namens Dundi. Schaffen sie es auch dieses Mal, die böse Zauberin aufzuhalten, bevor alle zu Stein werden?
Wie immer ist es ein mitreißendes Buch voller Spannung, Abenteuer und Freundschaft. Aber Andreas Suchanek flicht auch Themen wie Umweltverschmutzung ein („»Ihr Menschen habt mit eurem Müll unser Wasser verschmutzt, das ganze Meer ist eine Jauchegrube. Und obwohl alle es gesehen haben, hat keiner etwas dagegen unternommen oder uns geholfen. Ihr habt uns Geschöpfe der Meere einfach vergessen.«“) Die Leserschaft erfährt außerdem einiges über den heiligen Berg Uluru (in ihm versteckt sich die Waldseele des australischen Flüsterwaldes), Traumzeitpfade und darüber, dass in Australien sehr viele Tiere giftig sind. Nicht nur Schlangen und Spinnen können tödlich sein, „»Es gibt Frösche, die musst du nur anfassen und das war’s. Kontaktgift.«“ erklärt Noah Ella beispielsweise.
Sprachlich fand ich das Buch wie immer sehr flüssig zu lesen, sicher eignet es sich auch gut als Vorlesebuch. Die wechselnden Perspektiven bringen unterschiedliche Blickwinkel und Abwechslung in die Geschichte. Die Charaktere haben sich im Verlauf der Reihe sehr stark weiterentwickelt, sie sind liebevoll und mit vielen Facetten ausgearbeitet. Leider hat der Menok Rani, der bisher mein erklärter Liebling war, durch seine Schubphase (die ist der menschlichen Pubertät sehr ähnlich) inzwischen Potential eine wirkliche Nervensäge zu werden. Zwar ist er auch mit Pickeln immer noch ein niedlicher Lügenbold, aber manchmal fand ich ihn an der Grenze zum Unerträglichen. Ja, und ob man Vokabeln wie „ghostet“ in einem Buch für Kinder ab neun Jahren wirklich braucht, ist für mich fraglich.
Alles in allem war das Buch wieder ein großes Lesevergnügen mit kurzweiliger Spannung und unerwarteten Wendungen. Von mir die volle Punktzahl und ich warte nach dem Cliffhanger am Ende wie immer ungeduldig auf den nächsten Teil.