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Calendula

Bewertungen

Insgesamt 96 Bewertungen
Bewertung vom 16.11.2023
Im Schatten der Wahrheit / Starling Nights Bd.1
Niemeitz, Merit

Im Schatten der Wahrheit / Starling Nights Bd.1


weniger gut

Mir hat das Setting gefallen. Eine alte Universität bietet sich für einen Geheimbund wirklich gut an. Und die Autorin hat auch eine ansprechende Stimmung aufgebaut. Ich hatte mir jedoch von der Geschichte mehr erwartet.
Wenn es um einen Geheimbund geht, hätte ich mir mehr Spannung erhofft. Leider hatte ich immer das Gefühl, dass es doch jetzt mal endlich "losgehen" müsste mit der Geschichte. Stattdessen blieb der Geheimbund so geheim, dass der Leser nur am Ende recht kurz erfährt, was es mit dem "Bund der Stare" auf sich hat. Davor gibt es leider immer nur sehr nebulöse Andeutungen. Da kam bei mir leider so gar keine Spannung auf.

Mein größtes Problem mit den Figuren bestand im Grunde darin, dass ich keine von ihnen wirklich mochte. Mabel war schon in Ordnung, aber - man möge mich schlagen - ich fand Cliff total doof. Auch aus dieser Vereinigung war für mich niemand mit Profil dabei. Alle sind gleich glatt, keiner hat besondere Merkmale oder Besonderheiten.

Insgesamt hat es mich so gar nicht gepackt. Ich fand es ziemlich langatmig und ehrlicherweise auch langweilig.

Bewertung vom 12.11.2023
When The King Falls / Vampire Royals Bd.1
Niehoff, Marie

When The King Falls / Vampire Royals Bd.1


ausgezeichnet

Ich habe ein kleines Faibles für Romantasy und auch wenn ich absolut nicht zur Hauptzielgruppe für dieses Buch gehöre, hatte ich damit ziemlich viel Spaß. Mir hat die Idee gefallen, dass die Dynastie der Tudors eigentlich Vampire sind, die seit Jahrhunderten in Großbritannien auf dem Thron sitzen, das Land regieren und alte Rituale am Leben erhalten. Wobei da auch schon mein erster Kritikpunkt ins Spiel kommt. Über die menschlich-vampirische Gesellschaft erfährt man als Leser sehr wenig. Hier hätte ich mir den einen oder anderen Exkurs ins historische gewünscht. Es muss absolut keine ausgeklügelte Welt wie bei Tolkien sein, aber ein bisschen mehr über das Drumherum hätte ich mir schon gewünscht.

Florence ist mir als Hauptfigur durchaus sympathisch. Sie ist klug, schlagfertig und mitfühlend. Sie wurde von ihrer Familie ihr ganzes Leben lang auf diesen Racheplan eingeschworen. Jetzt stellt sie alles in Frage, was sie bislang über Vampire zu wissen glaubte. Wobei man auch sagen muss, der Plan ist aufgrund vieler fehlender Informationen nicht der ausgeklügelste. Kritikpunkt Nummer zwei: man erfährt als Leser auch nur sehr wenig über Florence Familie. Einzig ihr Bruder Valerian taucht in der Geschichte auf. Über ihre Eltern und ihr eigentliches Leben wird wenig erzählt. Auch warum die Rache grade jetzt so wichtig ist, wird nicht so richtig deutlich. Ja, es gibt einen Grund aus der Familiengeschichte heraus. Allerdings erscheint mir dieser für den betriebenen Aufwand und das schon fast fanatische Handeln von Valerian schon beinahe überzogen zu sein.
Auch Benedict ist mir durchaus sympathisch. Man tendiert ja als Leser vorab schon ein kleines bisschen dazu auch "Nieder mit den Vampiren!" zu brüllen. Und muss dann feststellen, dass da nicht zwangsläufig das erwartete Monster auf dem Thron sitzt, sondern ein Mann, der mit seinem Job als König auch nicht immer wahnsinnig glücklich zu sein scheint. Der durchaus mitfühlend, verantwortungsbewusst und auch verletzlich ist, es aber niemals zeigen darf.

Ein bisschen zäh gestaltet sich die Annährung von beiden dann gelegentlich dann doch und man möchte seufzen, dass man Florence' Gefühlschaos zwar verstehen kann, ihre Aufopferung für die größere Sache auch verstanden hat und man es nicht in (fast) jedem Kapitel wiederholt lesen muss. Wobei - ein wenig leid tut sie mir letztlich doch. Denn für ihre Familie scheint sie nur ein beliebiger Spielstein in ihrem Plan zu sein. Da meldet sich dann mein Gerechtigkeitsempfinden und Florence Familie sammelt an der Stelle jede Menge Minuspunkte bei mir.

Bewertung vom 09.11.2023
Selbst in dunkelster Nacht / Liora & Kieran Bd.1
Kassemyar, Ali

Selbst in dunkelster Nacht / Liora & Kieran Bd.1


weniger gut

Optisch ist das Buch ein Highlight, dass muss ich zugeben. Dieses schöne dunkle Blau gefällt mir unheimlich gut. Und wenn schon ein Farbschnitt, dann doch bitte auch einer der zum Gesamtbild des Buches passt. Der Punkt ist also wirklich gelungen. Und trotzdem bin ich froh das Buch nur geliehen und nicht gekauft zu haben. Aus dem einfachen Grund, weil es sich für mich als überwiegend langweilig entpuppt hat. Viel Drama um (fast) nichts. Und für meinen Geschmack ein paar zu viele Klischees. Dabei hätte es sich bei beiden Figuren sehr angeboten, mal andere Ideen zu verfolgen. Liora wurde in ihrer Schulzeit gemobbt, weil sie – fast schon vorhersehbar – übergewichtig war. Das die betroffenen Personen damit häufig ein Leben lang zu kämpfen haben ist durchaus realistisch erzählt. Liora wird aber in meinen Augen als so perfekt und gutherzig dargestellt, dass sie dadurch schon wieder langweilig wirkt. Immer verständnisvoll, immer die passenden Worte zur Hand, immer die Emotionen im Griff.
Kieran ist auch eher schwammig gezeichnet. Ich weiß nicht einmal so wirklich, was er darstellen soll. Der gepeinigte Badguy mit dem goldenen Herzen? Es wird ewig lange um Kierans Geheimnis herumgeschlichen. Natürlich kann man sich recht bald denken, worum es geht. Aber bis zu diesem Punkt ist es einfach viel Drama. Kierans Geheimnis ist wirklich eine starke Belastung, daran gibt es für mich keinen Zweifel. Aber sein Umgang damit... Bei jeder Gelegenheit abzuhauen ist letztlich auch nicht sonderlich erwachsen oder zielorientiert. Kurzum: sehr viel Drama, für mich zu viel.

Es ist aber nicht alles doof. Mir hat zB sehr gefallen wie der Umgang mit dem Verlust von nahestehenden Person thematisiert wurde. Das war sehr behutsam dargestellt. Auch die Umgebung des Blumenladens fand ich schön.

Für mich hat sich die Geschichte ewig hingezogen und trat auf der Stelle. Trotz des Cliffhangers, möchte ich einen zweiten Teil ehrlicherweise nicht lesen. Ich hätte mir mal Abwechslung zu den vorherrschenden Klischees gewünscht. So bleibt es leider weit hinter den Möglichkeiten zurück und ist für mich bestenfalls Durchschnitt.
Und was ich nicht so ganz verstehe: wenn es schon eine Triggerwarnung gibt, warum wird sie ans Ende des Buches gestellt?

Bewertung vom 01.11.2023
Atalanta
Saint, Jennifer

Atalanta


weniger gut

Ich liebe Romane, in der die griechische Mythologie aus neuen Perspektiven erzählt wird. Mit Atalanta hat die Autorin zudem eine weniger bekannte Figur gewählt. Leider hat mich das Buch nicht begeistern können. Irgendwie fehlte mir all das, was der Klappentext versprochen hat. Eine schlagfertige Heldin, eine feministische Neuerzählung, Spannung, Abenteuer. Stattdessen plätschert die Geschichte eher langsam vor sich hin, es wollte einfach kaum richtige Spannung aufkommen. Mir fehlte hier eine neue Erzählweise, andere Perspektiven auf eine alte Sage. Dazu kommt, dass ich Atalanta furchtbar unsympathisch dargestellt finde. Der immer wiederkehrende Hinweis auf ihre überragenden Fähigkeiten nervte mich zusehends. Auch das Ende hat dann nicht unbedingt dazu beigetragen, mir die Figur näher zu bringen.
Es bleibt für mich eine nett zu lesende Neuerzählung einer alten Sage.

Bewertung vom 26.10.2023
Marschlande
Kubsova, Jarka

Marschlande


gut

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen, einmal in der Vergangenheit und einmal in der Gegenwart.
Den Vergangenheitsteil finde ich unheimlich toll. Man bekommt gut die Gegebenheiten des Landstrichs vermittelt, wie die Leute ticken und wie hart des bäuerliche Leben zu dieser Zeit gewesen sein muss. Und es wird sehr deutlich, wie schwer es vor allem für eine alleinstehende Frau gewesen sein muss, die es schafft einen Hof selbst zu führen und das auch erfolgreich. Abelkes Geschichte hat mich sehr fasziniert und ihr Schicksal mich sehr berührt. Die Ungerechtigkeiten, die ihr widerfahren, haben mich wütend gemacht und ich wäre am liebsten durch die Seiten gestiegen und hätte Abelke verteidigt.

Mit dem Gegenwartsteil habe ich so ein wenig meine Probleme. Er ist mir zu sehr gespickt mit Klischees. Das kann funktionieren, aber es fühlt sich für mich an wie eine Auflistung der größten Frauen-/Familienklischees, die man derzeit so finden kann. Dadurch fällt es mir unheimlich schwer, mich in Brittas Probleme hineinzuversetzen. Ich finde den überwiegenden Teil einfach ziemlich belanglos. Erst am Ende wird für mich ein bisschen dessen sichtbar, wie Brittas Geschichte auch hätte erzählt werden können. Ohne Klischees und ohne Feminismus-Keule.

Ich finde ja selten ein Nachwort wirklich spannend und meistens lese ich es auch tatsächlich nicht. Aber hier ist das Nachwort wirklich gut gemacht. Interessant und informativ, es hat mich wirklich sehr gelockt sich mit einem mir eher unbekannten Thema auseinanderzusetzen, tolle Anreize zur weiteren Lektüre.
Aber der Gegenwartsteil - der ist mir einfach zu platt, zu plakativ, zu klischeehaft und auch nicht wirklich interessant. Er kann für mich absolut nicht mit der Geschichte um Abelke Bleken mithalten. Aber alleine für diesen Teil würde ich das Buch noch einmal lesen.

Bewertung vom 21.10.2023
Das Gemälde
Brooks, Geraldine

Das Gemälde


ausgezeichnet

Das Buch hat mir unglaublich gut gefallen. Auf einer Skala von 1 bis 10 würde ich eine glatte 20 dafür vergeben. Es gehört in diesem Jahr definitiv zum einen Jahreshighlights. Und das nicht nur, weil der Grundstock für das Buch die Geschichte eines der berühmtesten Rennpferde aller Zeiten ist.

Geraldine Brooks verflicht in ihrem Buch verschiedene Handlungsstränge aus verschiedenen Zeiten zu einem ganz wunderbaren Roman. Dabei verarbeitet sie Themen wie Sklaverei und (Alltags-)Rassismus und betrachtet sie aus dem jeweiligen zeitlichen Kontext. Das tut sie äußerst geschickt, jede Episode ist enthält dieses Thema und seine Auswirkungen in unterschiedlichem Maße, mal verdeckter, mal offensichtlicher. Aber immer so, dass es dem Leser sehr bewusst ist. Den Stil dabei finde ich wunderbar. Toll erzählend, mitfühlend, filigran, mitziehend, Bilder erzeugend. Ich hatte beim Lesen sehr häufig das Gefühl, in diesem Pferdestall zu stehen, auf dieser Rennbahn zu sein oder die Angst selbst zu spüren. Und obwohl die Geschichte komplex und facettenreich ist, hatte ich nie das Gefühl mich durch die Menge der Figuren und Handlungsstränge überfordert zu fühlen.
Die Autorin verblüfft dabei mit sehr profundem Wissen über Pferdezucht, Anatomie und die Geschichte der Rennpferde, ebenso über Kunst und die historische Einordnung von Sklaven in der Renngeschichte. Sie legt ihren Figuren dieses Wissen so passend in den Mund, dass selbst diese wissenschaftliche Aspekte nahtlos in die Geschichte eingebunden werden.

Die Figurengestaltung gefällt mir sehr. Jess und Theo sind ein bemerkenswertes Figuren-Duo. Beide sind dynamisch, klug und auf ihren Fachgebieten absolute Kenner. Die größte Unterschied ist ihre Hautfarbe. Jess ist weiß, Theo eine Person of Colour, aufgewachsen mit den Privilegien der weißen britischen Oberschicht. Dieser Umstand wird noch eine gewichtige Rolle in der Geschichte spielen.
Es treten zwischen beiden viele alltägliche, kleine Situationen auf, die für stumme Momente, Innehalten, Wut und Ärger sorgen. Unbeabsichtigte, schnell gesprochene Sätze, die wie Nadelstiche wirken. Diese Situationen machen den Leser nachdenklich, man überlegt unwillkürlich, was man selbst gesagt hätte.
Beim Ende bin ich mir nicht ganz so sicher, ob es nicht letztlich doch etwas zu viel war. Bei nochmaligem darüber Nachdenken finde ich es dennoch passend und auch nur konsequent, die Gegenwart so aktuell mit einzubeziehen.

Die Autorin verpackt ernste Themen in eine unterhaltsame Geschichte, lässt sie dadurch für den Leser leichter erscheinen, als sie es wirklich sind und regt zum Nachdenken und auch zu Diskussionen an. Die ganze Geschichte hat mich sehr bewegt und nachdenklich über meinen eigenen Umgang mit Sprache gemacht.

Bewertung vom 13.10.2023
Ich bin Frida / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.23
Bernard, Caroline

Ich bin Frida / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.23


ausgezeichnet

Ich bin überhaupt keine Kunstkennerin und bei dem Namen Frida Kahlo kommt mir als erstes eine Frau mit einer Monoaugenbraue in den Sinn und ein Kinofilm mit Salma Hayek, den ich noch nicht einmal vollständig gesehen habe. Das war es dann aber auch schon. Ziemlich dürftiges Wissen. Und da ich gerne über interessante historische Personen lese, ist so eine Romanbiografie ein guter Anfang sich mit einer Person zu befassen.

Caroline Bernard erzählt hier die Geschichte der "späteren" Frida Kahlo, sie ist bereits 31 Jahre alt und entdeckt den Wunsch, selbst als Malerin und Künstlerin wahrgenommen zu werden, nicht nur als Frau eines bekannten Malers. Es fällt ihr nicht leicht, alle ihre Wünsche unter einen Hut zu bekommen. Immer wieder befindet sie sich im Zwiespalt zwischen ihren Gefühlen für ihren Ehemann Diego, dessen ständigen Affäre und ihrem Bedürfnis von Zuspruch und Sicherheit, welches er ihr beides ebenfalls vermittelt. Ihre Beziehung ist ein ständiges Auf und Ab - Frida nennt es Leidenschaft.
Der Fokus liegt auf ihren Reisen nach New York und Paris, wo sie jeweils zum ersten Mal eine Einzelausstellung unter ihrem Namen erhalten wird. Beide Reisen werden für Frida auf unterschiedliche Art und Weise zu Erfolgen werden. Die eine finanzieller Natur, die andere lässt sie eher persönlich wachsen.

Es war sehr interessant ihre Entwicklung zu verfolgen und zu erleben, wie ihr Selbstvertrauen wächst, ihr Glaube an ihre Kunst und wie zielstrebig sie ihre Ziele verfolgt. Ich habe dabei sehr ihre Kraft bewundert, denn sie hat von Kindheit an mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, ein schwerer Unfall hat ihre Leiden nur noch verstärkt. Und trotzdem hat sie sich nicht unterkriegen lassen, hat sich ein normales Leben erkämpft und keine Einschränkung akzeptiert. Die Autorin hat das gut geschildert, mir hat das sehr imponiert.

Ich habe mir ihre Bilder im Internat angesehen. Auch wenn ich diese ehrlich gesagt eher merkwürdig finde und mir davon eher keinen Kunstdruck ins Wohnzimmer hängen würde, so war doch die Entstehungsgeschichte dahinter umso spannender. Hier ist die Erzählung sehr authentisch und man beim Lesen fast das Gefühl, der berühmten Malerin bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen.

Mir persönlich lag der Fokus oft zu sehr auf der komplizierten Liebesgeschichte zwischen Frida, Diego und Nick. Ich muss gestehen, dass Thema hat mich nach einer Zeit weniger interessiert und ich war auch etwas genervt von Fridas Versuchen zu erklären, warum sie beide Männer "behalten" möchte und ihrer Weigerung, Nicks Sicht verstehen zu wollen. Unabhängig sein zu wollen rechtfertig in diesem Fall in meinen Augen nicht ihren Umgang mit Nick, schon gar nicht mit den Worten: "So bin ich eben, ich bin Frida."
Im Buch wird auch immer wieder kurz Fridas politisches Engagement erwähnt. Hier hätte ich mir gewünscht, dass dieser Aspekt etwas mehr Bedeutung bekommen hätte, außer einem Karton voller Kleider.

Es hat Spaß gemacht das Buch zu lesen und etwas mehr über diese außergewöhnliche Frau zu erfahren. Ich kann die Faszination, die von ihr und ihren Bildern ausgeht, jetzt etwas besser verstehen.

Bewertung vom 08.10.2023
Skogen Dynasty / Crumbling Hearts Bd.1
Wahl, Carolin

Skogen Dynasty / Crumbling Hearts Bd.1


ausgezeichnet

Es geht doch nichts über eine schöne Liebesgeschichte. Und die Geschichte von Aleksander und Norah hat mir wirklich sehr gut gefallen.
Sowohl Aleksander als auch Norah sind mir sehr sympathisch. Was daran liegen könnte, dass ich beide nicht unbedingt als typisch für dieses Genre empfinde, trotz der etwas klassischen "reicher Mann und normales Mädchen" Verteilung. Aber Aleksander kommt bei mir sympathisch an. Er ist nicht der Aufreißer-Typ, hat ein Gespür für Menschen und ist sich über seinen weiteren Weg in der einer bekannten Unternehmer-Familie selbst noch nicht sicher. Norah ist sehr bodenständig, direkt und wirkt dadurch auf mich wie jemand, mit dem man auch in der wirklichen Welt gerne auf eine Trekking-Tour gehen würde.
Beide nähern sich eher vorsichtig einander an und die Beziehung kann sich wirklich aufgrund von Gesprächen und Kennenlernen entwickeln. Beide haben an ihren persönlichen Problemen zu tragen und gerade Norahs Geschichte hat mich sehr berührt.
Ich habe es wirklich sehr gerne gelesen.

Bewertung vom 13.09.2023
Die weite Wildnis
Groff, Lauren

Die weite Wildnis


gut

Die ersten beiden Bücher der Autorin habe ich mit großer Begeisterung gelesen. Umso gespannter war ich natürlich auf "Die weite Wildnis".

Es ist wieder ein historisches Setting. Dieses Mal zur Zeit der ersten Siedler in der Neuen Welt verortet. Der Leser erlebt das relativ kurze, arbeitsreiche, ungerechte, schmerzhafte und von Unterdrückung bestimmte Leben einer jungen Frau anhand ihrer Erinnerungen. Obwohl - so richtig namenlos ist sie, je nach Blickwinkel betrachtet, nicht. Man gibt ihr als Baby eine Art "Moralbezeichnung" als Namen. Sie ist Zeit ihres Lebens eher ein Gegenstand, denn ein Mensch. Um dem Tod zu entkommen (warum genau wird im Verlauf des Buches deutlich), flieht sie mitten im Winter in die unbekannte Wildnis. Das Leben auf ihrer Flucht ist extrem hart und stellt sie immer wieder vor neue Herausforderungen. Und es ist schon erstaunlich, mit welchen Tricks sie sich durchschlägt und am Leben erhält.
Hier kommt auch die größte Stärke des Buches zum Tragen. Die Schilderungen der Wildnis, der Einsamkeit, des Lebenskampfes und der Beschreibungen von Wetter und Natur. Man bekommt eine Vorstellung davon, wie einsam es auf dieser Flucht zugehen muss, wie Hunger und Verzweiflung täglich zunehmen.

Es ist für mich ein gutes und durchaus interessantes Buch. Groffs toller Stil erzählt sehr eindringlich und bildhaft von Schmerzen, Widrigkeiten, Verzweiflung und dem Verlust des eigenen Glaubens. Auch Themen wie Versklavung, Missionierung und Kolonialisierung sowie deren Auswirkungen werden aufgegriffen.

Ich würde nicht sagen, dass mich das Buch enttäuscht hat. Aber trotz des tollen Stils und der anderen interessanten Aspekte, hat es mich letztlich einfach nicht so gepackt und in Begeisterung versetzt.

Bewertung vom 03.09.2023
Die Butterbrotbriefe
Henn, Carsten Sebastian

Die Butterbrotbriefe


ausgezeichnet

Ein ganz wunderbares und bezauberndes Buch, das ich mir unheimlich gut gefallen hat. Carsten Henn beschreibt seine Figuren so genau, ohne dabei auszuufern. Spleens und Eigenheiten werden so charmant beschrieben, dass man eigentlich gar nicht anders kann, als die Figuren ins Herz zu schließen. Von Anfang an habe ich mich in der Geschichte wie zu Hause gefühlt.

Ich finde die Idee, Briefe auf Butterbrotpapier zu schreiben, witzig. Es ist so ein alltägliches, unscheinbares und mittlerweile altmodisches Material. Mir hat die Grundidee des Romans sehr gut gefallen. Und es gibt so viele tolle und - wie ich finde - kluge Sätze darin, die mir sehr ans Herz gegangen sind. Gleichzeitig ist es auch eine Liebeserklärung an das Schreiben und eine Hommage an den Brief.

Es gibt witzige Momente, geprägt von Situationskomik; herzerwärmende Begegnungen, heilende Umarmungen, kluge Erkenntnisse, sehr traurige Momente, in denen ich so sehr mit Kati mitgelitten habe. Und es gibt ganz wunderbare Briefe und erhellende Ausflüge in die Arktis. Für mich war es ein rundum gelungenes Leseerlebnis.