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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Moma
Wohnort: 
Forchheim

Bewertungen

Insgesamt 59 Bewertungen
Bewertung vom 11.02.2024
Geordnete Verhältnisse
Lux, Lana

Geordnete Verhältnisse


ausgezeichnet

Zwei Leben, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten - und doch so gleich. Philipp, der Außenseiter, ungeliebt, mit einer alkoholsüchtigen Mutter, der "etwas ander Junge", bemüht sich seit Kindheitstagen um einen besten Freund oder eine beste Freundin. Da kommt Faina, das Kind ukrainischer Eltern, gerade zum richtigen Zeitpunkt in seine Schulklasse. Auch bei ihr ist alles anders: Das neue Leben in Deutschland, die Sprache, die Eltern, ja sogar die Feiertage. Philipp sieht seine Chance gekommen, doch die weicht stark vom normalen Empfinden ab - er will Faina beherrschen... Es wird eine toxische Beziehung, die ausartet, wenn Philipp ausrastet.
Der Roman ist nur schwer in Worte zu fassen. Er zeigt einfach alles auf: Liebe, Hass, Freundschaft, Wut und eine total verkorkste Beziehung, bis... ja bis alles eskaliert.
Fazit: Lesenswert, weil so schonungslos geschrieben und nachvollziehbar. Dies alles in einem flüssigen Schreibstil, der immer wieder dazu verführt noch ein Kapitel zu lesen.

Bewertung vom 05.02.2024
Trophäe
Schoeters, Gaea

Trophäe


ausgezeichnet

In über 250 Seiten wird in diesem Roman Afrika in all seinen Facetten beschrieben. Kraftvoll, detailliert, gewaltig, ehrlich, grausam, brutal und mystisch. Die Ausdruckskraft ist enorm und der Schreibstil feuert mit seinem flüssigen Stil beim Lesen an. Die oft sehr kurzen Sätze sitzen perfekt und der Leserhythmus kann gut gehalten werden. Kurz zum Inhalt: Hunter White (dibioser amerikanischer Geschäftsmann, steinreich, verheiratet, passionierter Jäger und Abenteuerer) erzogen und in der Jagd unterwiesen vom Großvater will seine Big Five vollmachen. Unerwartet kommt alles ganz anders als man denkt und ihm wird ein neuer Deal vorgeschlagen. Die Versuchung mit den Big Six ist übermächtig ...
Großes Lob gebührt Lisa Mensing für ihre ausgezeichnete Übersetzung des Romans vom Niederländischen ins Deutsche.
Fazit : Gaea Schroeters erhält zu Recht für diesen Roman einen Literaturpreis und von mir die volle Punktzahl für diese eigentlich schon unbeschreiblich realistische und grausame Erzählung.

Bewertung vom 22.01.2024
Die Hoffnung der Chani Kaufman
Harris, Eve

Die Hoffnung der Chani Kaufman


ausgezeichnet

Selten ist eine Fortsetzung so gelungen. Dieser intensive Roman rund um Chani Kaufman und ihr außergewöhnliches religiöses Leben fasziniert vom ersten Augenblick an. Diesem wunderbaren, für einander geschaffenen Paar wird das allergrößte versagt - ein Kind zu bekommen. Undenkbar für die streng nach Regeln lebende jüdisch-orthodox Familie und die gesamte Gemeinde. Chani und Baruch suchen sich unter anderem Hilfe in einer Kinderwunschklinik. Hier beginnt eine Geschichte, die die Verzweiflung, die Angst, die Hilflosigkeit und die Not des Paares förmlich spüren lässt. Der Schreibstil ist mehr als genial, die Recherchen sind unglaublich gut und die Beschreibungen sehr detailgenau - fast schon detailverliebt beschreibt die Autorin Situationen, Gefühle und Gegebenheiten. Schnell wird klar: Nicht jeder in dieser religiösen Gemeinde hegt die gleichen Gedanken und manche versuchen sogar zu entkommen.
Oft half mir das mit den nötigen Erklärungen angefügte Glossar bei den nicht immer bekannten Begriffen.
Fazit: Unbedingt lesenswert, weil so lebensnah, ehrlich und wunderbar recherchiert.

Bewertung vom 13.01.2024
Lichtungen
Wolff, Iris

Lichtungen


ausgezeichnet

Ein zartes und wunderschön gezeichnetes Cover - eingebettet ein Roman der sich vom Ende bis zum Anfang erlesen lässt - d.h. der beim Ende mit Kapitel 9 beginnt und sich bis Kapitel 1 erstreckt, daran musste ich mich erst gewöhnen. Die ersten beiden Kapitel gaben noch Rätsel auf, doch der flüssige Schreibstil und die poetische, fast liebevolle Sprache vereinfachten das immer weiter lesen. Und es hat sich gelohnt. Je weiter ich mich in die Vergangenheit lese, um so genauer werden die gewonnenen Eindrücke. Die Autorin versteht es mich als Leserin zu fesseln. In gut 250 Seiten begegne ich Lev samt seiner großen Familie. Ebenso bekomme ich Einblicke in seine Freundschaften, seine Erlebnisse in der Vergangeheit, seine Ängste und seine eine große Liebe, die mir immer vertrauter wird. Ich lerne den Vielvölkerstaat Rumänien mal von einer ganz anderen Seite kennen. Zu wenig weiss man von diesem wunderschönen Land und seinen Menschen. Und gerade dies macht diesen Roman besonders lesenswert.
Fazit: Unbedingt lesenswert, weil hier Momente in Sprache eingebettet werden.

Bewertung vom 02.01.2024
Die Mönchin
Orontes, Peter

Die Mönchin


sehr gut

Herzogtum Oberösterreich, anno 1405 - Adrian reist in gefährlicher Mission. Der gelehrte Mönch ist nicht das, was er vorgibt zu sein ...
475 Seiten, 60 Kapitel. Dieser historische Roman von Peter Orontes erzählt von einer für ihre Zeit ungewöhnlichen Frau - beschrieben in einem fiktiven und spannenden Mittelalterkrimi. Ein wenig erinnert mich der Roman an Umberto Eco (Im Namen der Rose). Einiges gleicht sich von den vielfältigen Beschreibungen und Erwähnungen. Trotzdem ist dieser Roman spannend und lesenswert - also rundum gut gelungen. Die einzelnen Figuren sind alle "gut gezeichnet", haben ihren eigenen Charakter, werden für mich überzeugend dargestellt und das alles in einem flüssigen Schreibstil. Hilfreich sind: Das Glossar, die Karte der Abtei, das Personenverzeichnis, die Auflistung der Klosterämter sowie die Tageszeiteinteilung. Erwähnenswert noch das Nachwort, das gut vorher gelesen werden kann.
Fazit: Ein solider Historienroman - lesenswert!

Bewertung vom 08.12.2023
Die sieben Monde des Maali Almeida
Karunatilaka, Shehan

Die sieben Monde des Maali Almeida


ausgezeichnet

Das kunterbunte Cover ist schon mal das erste Highlight. Ein echter Hingucker in jedem Bücherladen - und gerade deshalb habe ich mich auf die Geschichte eingelassen. Über 500 Seiten geballte Lesekraft in einem Schreibstil, den man einfach mögen muss. Der welterfahrene Autor Shehan Karunatilaka versteht sich auszudrücken und nimmt mich ab der ersten Seite mit ins Sri Lanka der Neunzigerjahre. Dort herrschte Bürgerkrieg und der Protagonist Maali Almeida (Kriegsfotograf - zeitgleich heimlisch schwul und leidenschaftlicher Glücksspieler) erwacht eines Morgens im Jenseits... Ab jetzt nimmt diese fantastische Geschichte ihren nicht immer vorhersehbaren Verlauf und verzaubert durch Vielschichtigkeit. Dieser Roman ist eine bunte Mischung aus Geschichte, Religion, Politik und Mythologie - und so bunt wie Sri Lanka selbst. Ein beigefügter Kartenausschnitt und ein Glossar ergänzen diesen Roman.
Fazit: Unbedingt lesenswert, weil mal so anders.

Bewertung vom 25.10.2023
All dies könnte anders sein
Thankam Mathews, Sarah

All dies könnte anders sein


gut

Es ist ein außergewöhnlicher Debütroman, den die Autorin Sarah Thankam Mathews verfasst hat. Selbst eine schillernde Figur, da im Oman und Indien aufgewachsen und mit 17 in die USA gekommen, erzählt sie - abgesehen von einigen Längen - im flüssigen Schreibstil die Geschichte von Sneha. Auf der Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft arbeitet sich Sneha durch das nicht immer einfache Leben. Es geht ihr gut und sie kann sogar ihren Eltern Geld nach Indien schicken. Doch der Druck ist ihr zu groß und sie will ein anderes Dasein - mehr Leben und mehr Freiheit.
Leider empfinde ich die Schilderungen etwas zu oberflächlich und die Charaktere nicht so beschrieben, dass ich mit ihnen etwas anfangen kann. Vieles muss ich mir zusammenreimen und Sneha gibt mir als Leserin immer wieder Rätsel auf.
Fazit: Durchaus lesenswert. Aber dieser Roman hätte mehr Potential gehabt.

Bewertung vom 09.10.2023
Die Kinder des Don Arrigo
Sciapeconi, Ivan

Die Kinder des Don Arrigo


ausgezeichnet

Ein Cover, das den Blick auf sich zieht. Ein Roman nach einer wahren Begebenheit. Nur 200 Seiten, aber 200 Seiten die es in sich haben. Aus der Sicht eines Kindes wird die traurige und tragische Geschichte der Kinder und Menschen rund um die "Villa Emma" erzählt. Nachdem ich vor einigen Jahren den Film "Die Kinder der Villa Emma" gesehen habe kann ich zu diesem Roman nur sagen: Er steht dem Film in nichts nach. Im Gegenteil - hier kann sich jeder seine eigenen Gedanken dazu machen. Es sind die einfachen Worte und Gedanken, die diese Erzählung von Menschlichkeit, Tragödie und Solitarität aufleben lassen, aber auch die Entbehrungen werden wortreich und ungeschönt geschildert. Ohne Effekthascherei erzählt der italienische Autor Ivan Sciapeconi in seinem ersten Roman für Erwachsene von einer grausamen Zeit, die leider aktueller ist als wahrscheinlich gewollt. So manches große und kleine Glücksgefühl wird in einem flüssigen und eingehenden Schreibstil emotional beschrieben. Und es ist genau dieser Schreibstil, der die Geschichte so lesenswert macht. Ein Nachwort und eine Namensliste der Kinder und Jugendlichen samt ihrer Begleiter runden den Roman ab.
Fazit: Unbedingt lesenswert, weil alle Menschen wichtig sind, immer und jederzeit

Bewertung vom 12.09.2023
Ich, Sperling
Hynes, James

Ich, Sperling


ausgezeichnet

Knapp 600 Seiten, aufgeteilt in vier Teile. Was für ein monumentaler Roman. Als Leser werde ich mit einbezogen und darf das spätrömische Reich in all seinen Facetten mit erleben. Ich muss miterleben, wie Menschen ausgebeutet und ausgenutzt werden. Allen voran der Mann, der an seinem Lebensabend seine schreckliche Geschichte in Ichform aus der Kindheit erzählt. Seine Geschichte, die von Missbrauch, Gewalt und einer dem Untergang geweihten Welt erzählt. Ich rieche den fürchterlichen Gestank, schmecke das vergossene Blut und spüre die ständige Ausbeutung die im spanischen Carthago Nova im 4. Jahrhundert nach Chr. an der Tagesordnung ist. Der Autor schreibt und beschreibt detailgenau, ja teils schon detailverliebt und es ist keine Satz zuviel und kein überflüssiges Wort in diesem Roman vorhanden. Die Sprache ist teils derb, kraftvoll und hart, wie das von ihm beschriebene Leben. Immer wieder tauchen Geschichten in der Geschichte auf und lassen diesen Roman lebendig werden.
Fazit: Unbedingt lesenswert, weil so kraftvoll und lebendig formuliert und absolut flüssig im Schreibstil.

Bewertung vom 03.09.2023
Vom Himmel die Sterne
Walls, Jeannette

Vom Himmel die Sterne


sehr gut

440 Seiten Frauenpower, aber da fällt als Erstes auf: Dieses Cover passt gar nicht zum Roman - da gefällt mir das Cover der Originalausgabe "Hang the moon" schon viel besser und ist auch stimmiger, da es zum Amerika der 20er Jahre besser passt. Dafür besticht der Inhalt mal wieder um so mehr. Jeannette Walls versteht es ihre Leserschaft in den Bann zu ziehen. Bereits der Anfang zieht mich mitten in die Geschichte hinein. Die Titelheldin Sallie Kincaid erzählt in Ich-Form. Ungeschönt, ehrlich, manchmal traurig und ab und zu lustig von ihrem nicht immer einfachen Leben. Ihr Vater, der Colonel, den die ganze Gemeinde einschließlich der Familie Duke nennen, beherrscht ihr Leben und das der gesamten Familie. Er ist ein Macher und stellt nichts in Frage. Erst ein tragischer Schicksalsschlag ändert alles. Immer mehr erfährt man vom Leben der Kincaids. Intrigen, Lügen, Geheimnisse und die beginnende Emanzipation sind ein harter Preis dafür. Gut beschrieben ist die in den 20er Jahren vorherrschende Männerdomäne. Der Roman, der in fünf Teile aufgegliedert ist macht die einzelnen Lebensabschnitte deutlicher.
Fazit: Wieder mal ein schönes Lesevergnügen mit vielen unerschiedlichen Charakteren, die allesamt gut beschrieben wurden.