Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
c-bird
Wohnort: 
Hessen

Bewertungen

Insgesamt 87 Bewertungen
Bewertung vom 16.09.2023
Sekunden der Gnade
Lehane, Dennis

Sekunden der Gnade


ausgezeichnet

Ein Buch, das man nicht so schnell vergisst

Als im Jahr 1974 ein Gerichtbeschluss umgesetzt werden soll, der die Rassentrennung an öffentlichen Schulen aufhebt, sorgt dies für jede Menge Unruhen in der Bevölkerung. Künftig sollen schwarze Schüler mit dem Bus an weiße Schulen gebracht werden und umgekehrt. In Mitten dieser Unruhen macht sich Mary Pat Fennessy Sorgen um ihre 17jährige Tochter Jules. Das ansonsten zuverlässige Mädchen ist nicht nach Hause gekommen. Mary Pat begibt sich auf die Suche und stößt dabei auf eine Mauer des Schweigens. Doch sie gibt nicht auf und setzt alles daran herauszufinden, was mit Jules geschah. Langsam beginnt sie zu begreifen, dass man ihr das Letzte genommen hat, das in ihrem Leben noch wichtig war.

Die Aufhebung der Rassentrenneng ist der Aufhänger zu diesem Roman, steht aber nicht unbedingt im Mittelpunkt. Es ist ein heißer Sommer in Boston. Mary Pat lebt mit ihrer Tochter Jules in Southie, einem Arbeiterviertel, das von irisch stämmigen Menschen geprägt ist.
Das Leben hat es nicht gut gemeint mit Mary Pat, ein Ehemann verstarb, vom zweiten lebt sie getrennt. Ihr Sohn Noel starb durch Drogen. Somit ist ihre Tochter Jules ihr einziger Mittelpunkt. Mit ihrem Verschwinden, entsteht ein riesiges Loch in Mary Pats Leben. Zwar ist sie nicht unbedingt die sympathischste Protagonistin, doch es ist spannend ihre Verwandlung von der verzweifelten Mutter zur harten Kämpferin zu beobachten. Unerschrocken und konsequent zieht sie ihren Rachefeldzug durch. Dabei geht sie schonungslos mit ihren Gegnern um.
Zeitgleich gibt es Ermittlungen im Fall eines jungen Schwarzen, der auf den Bahngleisen ums Leben kam. Hier ermittelt Michael Coyne, den alle aber nur Bobby nennen. Eine sehr sympathische Figur und ein Ausgleich zu den vielen gewaltbereiten Charakteren.
Dennis Lehane zeichnet in seinem Roman die verschiedensten Figuren, die mir sehr authentisch und lebendig erschienen. Szenen, in denen Gewalt ausgeübt wird, gibt es jede Menge. Das Buch ist daher nicht unbedingt für Zartbesaitet geeignet. Deutlich spürbar waren auch die sozialen Spannungen, die zwischen den Randgruppen herrschen.

Rassismus, Mutterliebe und Hass. Themen so unterschiedlich und doch so nah beieinander.
Insgesamt eine Geschichte, die unter die Haut geht. Sehr glaubhaft erzählt und berührend. Ein Buch, das mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Bewertung vom 10.09.2023
Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
Strobel, Arno

Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.


sehr gut

Spannend, aber nicht der beste Strobel

Noch immer kommt die Psychologin Evelyn Jancke über den Verlust ihres Bruders nicht hinweg. Fabian verschwand vor zwei Jahren auf einer Urlaubsreise samt seiner Frau und dem Wohnmobil in Frankreich. Alle Suchen blieben erfolglos, die Ermittlungen wurden mittlerweile eingestellt. Doch Evelyn glaubt weiter daran, dass ihr Bruder noch lebt. Ihre Tätigkeit bei der Polizei als forensische Psychologin hilft ihr ein wenig Stabilität in ihr Leben zu bringen, das ansonsten aus dem Ruder zu laufen droht. Doch nun bittet die Polizei in Oldenburg sie um Mithilfe bei einer Mordserie. Ein Unbekannter mordet im norddeutschen Raum und immer sind es Campingplätze, auf denen er seine Opfer findet. Ein Zeuge kann den Täter beschreiben und als Evelyn das Phantombild sieht, glaubt sie darin ihren Bruder zu erkennen…

Da ich so gut wie alle Bücher von Arno Strobel bisher mit Begeisterung gelesen habe, war ich sehr gespannt auf das neue Werk. Allein schon der Prolog ist sehr packend und man erlebt mit, welche Grausamkeiten ein kleiner Junge erleiden muss. Auch das anschließende Szenario bei dem der Leser erfährt was mit Fabian auf seinem Urlaubstrip passiert, war so genial geschildert, als wäre man direkt dabei gewesen.
Schließlich lernt man Evelyn kennen. Die Suche nach der Wahrheit und die Ungewissheit zermürben ihr Leben. Eine Stütze ist da Kriminalhauptkommissar Gerhard Tillmann, ein Ex-Geliebter und jetzt ihr bester Freund. Als Evelyn plötzlich Nachrichten ihres totgeglaubten Bruders erhält, beginnen die beiden auf eigene Faust zu ermitteln. Doch dann tauchen Widersprüche auf und man weiß als Leser nicht mehr was man glauben soll. Zudem gibt es zwischendrin immer wieder Einschübe, in denen man aus der Täterperspektive etwas erfährt. Trotz all dieser Information bleibt es aber bis zum Ende spannend, denn es ist nicht so einfach daraus ein klares Bild zu formen. Auch halten einige Wendungen den Spannungsbogen auf einem hohen Niveau.
Der Erzählstil ist wie gewohnt sehr flüssig und auch die Dialoge haben mir bestens gefallen. Lediglich die Auflösung fand ich etwas schnell abgehandelt.
Insgesamt nicht eines der besten Werke des ansonsten von mir sehr geschätzten Arno Strobels. Aber immer noch weit über dem Durchschnitt. Spannung ist auf jeden Fall gegeben und das bis zum Ende. Ganz klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 08.09.2023
Die schwarze Lilie
Schümer, Dirk

Die schwarze Lilie


gut

Ein äußerst umfangreiches Werk

Florenz, 1348. Während in der Finanzmetropole die Pest grassiert, bekommt der Deutsche Wittekind Tentronk einen Auftrag vom Bankier Pacino Peruzzi. Er soll seinen ältesten Sohn Ruffo ausfindig machen, der von einem Ausritt nicht zurückgekehrt ist. Wittekind, der schon länger als Agent für spezielle Aufträge bei den Peruzzis im Dienst steht, begibt sich auf die Suche und findet den getöteten Ruffo an ein Kreuz genagelt. Dieser Mord ist jedoch erst der Anfang, denn nach und nach werden alle Söhne des Padrons Peruzzi ermordet. Wer steckt dahinter?

Der Autor Dirk Schümer mit uns mit auf eine Reise ins mittelalterliche Florenz. Dabei schildert er sehr ausführlich das Leben zur damaligen Zeit. Auch die Zusammenhänge der Finanzwelten und der normalen Bevölkerung werden intensiv erörtert und erklärt. Die Recherche zu dem Buch erschien mir daher sehr gründlich.
Der Einstieg in das Buch fand ich noch sehr gelungen, denn es beginnt richtig spannend mit dem ersten Mord. Ich versprach mir daher einen spannenden Kriminalfall mit historischem Hintergrund. Doch der Kriminalfall rückte immer mehr in den Hintergrund. Die Beziehungsgeflechte zwischen den Bankhäusern und dem Kriegstreiben mit anderen Völkern nahmen immer mehr Raum ein. Die Erzählweise war mir einfach zu ausschweifend. Eine etwas straffere Erzählweise hätte dem Buch gutgetan.

Genial wiederum die Auflösung, mit der der Autor mich verblüffte. Eine unvorhersehbare Wendung mit der ich absolut nicht gerechnet hatte.
Anzumerken wäre noch die Eigenart des Autors keine Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede zu benutzen. Dies war anfänglich sehr gewöhnungsbedürftig und bremste zudem auch den Lesefluss. Wenig einladend fand ich auch die kleine Schriftgröße und die eng beschriebenen Seiten, die kaum eine Lücke zwischen den Zeilen zuließen. Wer sich also auf dieses umfangreiche Werk einlässt, sollte viel Zeit zum Lesen mitbringen.

Bewertung vom 13.08.2023
Die letzte Nacht / Georgia Bd.11
Slaughter, Karin

Die letzte Nacht / Georgia Bd.11


ausgezeichnet

Ein spannender Thriller der Extra-Klasse

Seitdem ich Sara Linton vor über 20 Jahren in „Belladonna“ kennenlernen durfte, bin ich ein begeisterter Fan der Autorin Karin Slaughter. Kaum eine andere Schriftstellerin schafft es so extrem spannend zu schreiben und dabei schonungslos mit dem Leser umzugehen.

In ihrem neuen Fall bekommt Sara während ihrer Schicht im Grady Memorial Hospital eine Notaufnahme herein. Die junge Dani Cooper wird schwerverletzt eingeliefert. Ihre Wunden erinnern Sara fatal an ihre eigenen Verletzungen vor 12 Jahren. Sara kämpft um Danis Leben, doch vergebens. Kurz vor ihrem Tod kann Dani ihr noch zuflüstern, dass sie misshandelt und vergewaltigt wurde. Sara ist fest entschlossen, den Täter zur Verantwortung zu ziehen. Dabei muss sie sich ihrer eigenen Vergangenheit stellen.

In den ersten Bänden der Grant County-Reihe ermittelte Sara gemeinsam mit ihrem Ex-Ehemann Jeffrey Tolliver. Seitdem ist viel Zeit vergangen und die Sara von einst hat sich verändert und hat an Format gewonnen. Gleichzeitig trat an Jeffreys Stelle der sympathische Will Trent. Nun ist es bereits der elfte Band der Georgia-Reihe und Will und Sara stehen kurz vor ihrer Hochzeit. Alle Fälle lassen sich unabhängig von einander lesen, da sie in sich geschlossen sind. Aber genauso spannend wie der eigentliche Plot ist die Entwicklung der Hauptfiguren über all die Jahre hinweg. Wer dies verfolgen möchte sollte sich an die chronologische Reihenfolge halten.
Das Buch ist von Beginn an spannend. Das hohe Spannungsniveau hält sich bis zum Ende, trotz der über 550 Seiten Auf der einen Seite ermitteln Sara, Will und seine Kollegin Faith und versuchen den Tod von Dani aufzuklären und gleichzeitig die Verbindung zu Saras Vergangenheit zu knüpfen. Ihnen gegenüber steht eine mächtige Gruppe, die sehr geschickt agiert. Nach und nach treten immer mehr grausame Verbrechen ans Licht.
Auch nach so vielen Jahren schafft es die Autorin mich immer wieder aufs Neue zu schockieren, in dem sie kein Blatt vor den Mund nimmt. In so mancher Szene geht es ziemlich hart zur Sache. Das Buch ist für Zartbesaitete also nur eingeschränkt zu empfehlen. Insgesamt ist der Schreibstil aber angenehm flüssig und man kann sich bestens in die Geschichte hineinversetzen.

Beste Thriller-Unterhaltung und ein Muss für alle Fans von Sara Linton und Will Trent. Karin Slaughter schreibt einfach nur genial!

Bewertung vom 08.08.2023
Plagiat
Frech, Jochen

Plagiat


gut

Temporeich, aber nicht ganz so spannend

Während einer Solo-Klettertour im Yosemite Nationalpark erreichen Carla seltsame Nachrichten ihres Bruders Darian. Dieser scheint ernsthaft in Schwierigkeiten zu sein. Carla bricht ihre Tour sofort ab und fliegt nach München. Kaum angekommen, erhält sie die Nachricht vom Tod Darians, der in Polen Suizid begangen haben soll. Carla ist überzeugt davon, dass ihr Bruder dies niemals getan hätte und begibt sich auf Spurensuche. Noch ahnt sie nicht, mit wem sie es dabei zu tun bekommt und welche todbringenden Konsequenzen dies mit sich zieht.
Zeitgleich wird in Deutschland die junge Wiebke Janssen als die neue und vielversprechende Kanzlerkandidatin gehandelt. Dabei wird sie vom „Internationalen Komitee für Wirtschaft, Technologie und Fortschritt“ gefördert. Die Zukunft für sich erscheint glanzvoll, der Wahlsieg scheint greifbar. Doch dann taucht der Verdacht des Plagiats ihrer Dissertation auf. Ein Umstand, der fatale Folgen hätte…

Das Buch beginnt mit einem sehr spannenden Prolog, der einen sofort fesselt. Doch die eigentliche Story wird in mehreren Handlungssträngen und ständig wechselnden Schauplätzen erzählt. Normalerweise führt dies dazu, dass die Spannung gesteigert wird. Hier fand ich es anfänglich eher verwirrend. Erst als sich die ganzen Figuren gefestigt hatten und man den Sprüngen zwischen den Handlungsorten folgen konnte, kam etwas Spannung auf.
„Plagiat“ ist kein Politthriller im eigentlichen Sinn, eher ein Thriller mit politischen Ansätzen, die sich aber immer mehr im Verlauf der Handlung verlieren. Stattdessen gibt es viel action mit wenig Tiefgang. Wiebke und der Plagiatsverdacht geraten immer mehr in den Hintergrund, dafür tritt Carla als Protagonistin immer mehr in den Vordergrund. Carla ist eine starke Frau und nicht nur zäh, sondern auch durchsetzungsfähig. Doch spätestens als Carla von Griechenland nach Deutschland radelt und aus jeder Ecke ihr eine helfende Hand entgegengestreckt wird, überspannt der Autor den Bogen der Glaubwürdigkeit um einiges.

Der Autor Jochen Frech gehörte lange Zeit einem SEK der Polizei an und stand auch mit dem israelischen Geheimdienst und einer Anti-Terror-Einheit in Verbindung. Der Mann weiß also wovon er schreibt. Sein eingebrachtes Fachwissen macht sich das ganze Buch hindurch bemerkbar. Vieles dürfte also dem realen Leben entnommen sein. Die Figuren in dem Buch sind klar unterteilt in die Guten und Bösen, leider allzu oft stereotypische Figuren, denen es nicht geschadet hätte, ein bisschen mehr Leben eingehaucht zu bekommen.

Zum Ende hin gibt es einen klassischen Showdown und einen runden Ausgang. Allerdings bleiben auch viele Fragen offen, die im Verlauf der Handlung auftauchen, aber leider nicht beantwortet werden.
Insgesamt ein temporeicher, aber nicht ganz so spannender Thriller. Das Thema war gut gewählt, die Umsetzung empfand ich nicht ganz so gelungen, da manche Aspekte nicht genügend ausgeleuchtet wurden.

Bewertung vom 23.07.2023
Apfelmädchen / Kommissarin Lind ermittelt Bd.1
Martin, Tina N.

Apfelmädchen / Kommissarin Lind ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Äußerst gelungenes Thriller-Debut

„Apfelmädchen“ ist das äußerst gelungene Thriller-Debut der schwedischen Autorin Tina N. Martin. Im Mittelpunkt stehen dabei die Ermittlerin Idun Lind und ihr etwas ruppiger Kollege Calle Brandt. Mit über 500 Seiten ein beeindruckendes aber auch sehr spannendes Werk.
Es geht gleich rasant los und man wird direkt in die Geschichte geworfen. Der nichtsahnende Ehemann kommt nach Hause und findet seine Frau Eva tot an der Decke hängend. Die Leiche wurde regelrecht in Szene gesetzt, denn dem Opfer wurden zwei dicke Nägel durch die Hände getrieben. . Eva war eigentlich eine beliebte Lehrerin. Was ist das Motiv für diesen brutalen Mord? Kommissarin Idun Lind und ihr Kollege nehmen die Ermittlungen auf.
Idun und Calle sind zwei sympathische Protagonisten, wobei mir Calle mit seiner direkten Art sogar noch besser gefallen hat. Idun besitzt mehr Kampfgeist und als Team ergänzen sie sich unheimlich gut. Angesiedelt ist das Ganze in Boden, einer nordschwedischen Stadt, in der die Autorin selbst beheimatet ist. Die Beschreibungen sind dementsprechend nicht fiktiv, sondern zeigen Land und Leute so wie sie sind.
Die Erzählweise ist sehr spannend und temporeich. Zum eigentlichen Handlungsstrang um die aktuellen Ermittlungen tut sich schon sehr bald ein zweiter Strang auf, der seine Anfänge bereits Mitte der 70er Jahre nimmt. In kleinen Rückblicken, die sich langsam dem Jahr 1999 annähern, erfährt man so Stück für Stück die Entwicklung einer unglaublich dramatischen und düsteren Familiengeschichte. Gerade diese eingestreuten Rückblicke fand ich ungemein spannend erzählt. Gleichzeitig rätselt man natürlich inwieweit diese beiden Handlungsstränge zusammenhängen und wer der Täter sein könnte.
Insgesamt ist „Apfelmädchen“ ein unglaublich spannender Thriller. Idun und Calle sind zwei interessante und sympathische Protagonisten, von denen ich gerne noch mehr lesen möchte. Daher freue ich mich schon auf den zweiten Fall für die beiden „Gewittermann“, der im Januar 2024 erscheinen wird.

Bewertung vom 16.07.2023
Der Lehrmeister: Thriller
Shepherd, Catherine

Der Lehrmeister: Thriller


ausgezeichnet

Genial und spannend wie gewohnt

In ihrem neuesten Fall bekommt es die Sonderermittlerin Laura Kern mit einem perfiden Serienmörder zu tun. Er lockt seine Opfer auf abgelegene Plätze im Wald, um sie zu töten. Um den Hals der Toten findet sich jeweils eine fortlaufend nummerierte Schiefertafel, die mit einem Zitat versehen ist. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Max Hartung nimmt Laura die Ermittlungen auf.

Es ist bereits der achte Fall für Laura Kern vom LKA Berlin. Die Fälle lassen sich unabhängig von einander lesen, da sie in sich geschlossen sind. Nur wer die Entwicklung des Privatlebens von Laura und Max miterleben möchte, sollte sich an die chronologische Reihenfolge halten. Aber auch hier wird ausreichend erklärt, sodass man sich bestens in der Handlung zurechtfindet.
Der Autorin gelingt es von Beginn an Spannung zu erzeugen, die sich im Verlauf sogar noch steigert. Auf der Suche nach dem Täter kann man wieder bestens miträtseln, denn in gewohnter Manier legt Catherine Shepherd viele falsche Fährten aus, die zu falschen Verdächtigen führen. Der flüssige und spannende Erzählstil lassen einen regelrecht durch die angenehm kurzen Kapitel fliegen. Mit dem Ende konnte die Autorin mich erneut überraschen. Mit diesem Ausgang hatte ich wieder nicht gerechnet, zudem war er absolut stimmig.

Fazit: Egal, ob es sich um die Reihe mit Laura Kern, die Serie mit der Rechtsmedizinerin Julia Schwarz oder die Zons-Reihe handelt: alle Thriller aus der Feder von Catherine Shepherd sind einfach nur genial. Es war wieder ein tolles Leseerlebnis. Absolut zu empfehlen!

Bewertung vom 06.07.2023
Nicht ein Wort zu viel
Winkelmann, Andreas

Nicht ein Wort zu viel


ausgezeichnet

Bis zum Ende enorm spannend

Faja Bartels ist ein waschechter Buchjunkie. Sie ist nicht nur Buchbloggerin, sondern arbeitet zudem noch in einer Buchhandlung. Während dort eine Lesung stattfindet, erhält Faja eine Nachricht, in der ein befreundeter Buchblogger sie um Hilfe anfleht. Mit Folie an einen Stuhl gefesselt fordert er sie auf eine spannende Geschichte zu erzählen, die aus nur fünf Worten bestehen darf. Andernfalls müsse er sterben. Faja hält das Ganze für einen Scherz, doch am nächsten Morgen erhält sie ein Video, das den Tod des Freundes belegt. Die Polizei ahnt noch nicht, dass der Tod des Hobbyrezensenten kein Einzelfall ist. Ein Serienkiller mordet sich durch die Buchbloggerszene und immer lautet die Aufforderung: Erzähl mir eine spannende Geschichte mit nur fünf Worten…

Andreas Winkelmann ist schon seit Jahren ein Garant für spannende Thriller. Und so ist es auch bei diesem Werk. Spannend geht es los und man wird direkt in die Geschichte geworfen. Die Perspektiven wechseln ständig und man findet sich mal in der Opfer-, mal in der Ermittlerrolle wieder. Kommissar Simon Schrader ist eine sehr sympathische Figur, der sich erst einmal in Buchbloggerszene zurechtfinden muss. Gleichzeitig gibt es noch einen zweiten Handlungsstrang mit einem weiteren Ermittler. Zielfahnder Jaroslav Schrader, der nach einer missglückten Festnahme, die mit fatalen Folgen endete, wird erst mal kaltgestellt. Er wird auf die Spur eines jungen Mannes gesetzt, der seit mehreren Tagen vermisst wird. Zunächst ist es noch völlig unklar, was die beiden Handlungsstränge miteinander zu tun haben, doch auch hier zeichnen sich im Verlauf die Verbindungen ab.
Viele der kurzen Kapitel enden mit einem Cliffhanger und man möchte unbedingt wissen wie es weitergeht. Verdächtige gibt es auch jede Menge, die alle ein mögliches Motiv vorweisen können. Man fiebert förmlich mit bei der Suche nach der Identität des Täters. Es bleibt also bis zum Ende enorm spannend und das Buch punktet mit einer unerwarteten Auflösung.
Gut fand ich, dass hier auch mal das Thema Buchbewertung und Hobbyrezensenten angeschnitten wurde. Nicht jeder macht sich beim Schreiben einer Rezension Gedanken darüber, welche Auswirkungen dies auf den Autor hat, der viel Zeit aufgewendet hat um an einem Buch zu schreiben. All die Mühen werden dann von so manchem Buchblogger mit Füßen getreten, indem er eine vernichtende Rezension schreibt und diese dann auch noch breit streut.
Insgesamt ein sehr spannendes und temporeiches Buch, ein typischer Pageturner. Ich freue mich schon auf das nächste Werk.
m Ende enorm spannend

Bewertung vom 18.06.2023
Der Follower / Tom-Bachmann-Serie Bd.3
Meyer, Chris

Der Follower / Tom-Bachmann-Serie Bd.3


ausgezeichnet

Top Thriller - brutal und spannend zugleich

Tom Bachmann ist Kriminalpsychologe beim BKA. Nicht umsonst nennt man ihn auch den „Seelenleser“, da er sich perfekt in die Gedankenwelt eines Täters hineinversetzen kann.
Als Lisa, eine alte Bekannte Toms ihre beste Freundin Melinda vermisst, wendet sie sich hilfesuchend an ihn. Melinda war als erfolgreiche Influencerin tätig. Auf Instagram gab sie mit einem Abschiedsbild bekannt, dass sie eine Auszeit in Dubai plant. Doch Tom erkennt sofort, dass die Frau auf dem Bild bereits tot ist. Und sie bleibt nicht das einzige Opfer…

Nach „Der Blutkünstler“ und „Der Zoom-Killer“ legt die Autorin Chris Meyer bereits den dritten Thriller rund um Tom Bachmann vor. Die Fälle sind zwar in sich geschlossen, dennoch empfehle ich die chronologische Einhaltung der Reihenfolge, damit man die privaten Entwicklungen und Nebenhandlung besser verstehen kann.
Rasant geht es los und man ist gleich mitten im Geschehen. Hautnah erlebt man mit, wie der Täter sein Opfer „bearbeitet“. Dabei spart die Autorin auch nicht an blutigen Details, der Leser sollte also nicht zu zartbesaitet sein, sondern starke Nerven haben.
Zusätzlich zu Toms Jagd nach einem Serienkiller gibt es noch eine zweiten Handlungsstrang, bei dem es um Toms Jugendfreund Aaron geht. Dieser wurde, wie auch Tom in seiner Kindheit von Toms Vater Dr. Bachmann geprägt und zu einem Killer erzogen. Ein Stück Vergangenheit, dass Tom gerne aus seinem Gedächtnis löschen würde, das ihn aber immer wieder einholt. Aaron führt einen Rachefeldzug gegen eine Gruppe, die mit Organen von Kindern handeln. Die Handlung switcht zwischen den beiden Erzählsträngen hin- und her. Dadurch wird die enorme Spannung nochmals gesteigert. Auch in die Täterperspektive werden kleine Einblicke gewährt, sodass man bestens miträtseln kann, was den Täter antreibt. Es bleibt aber bis zur letzten Seite ungemein spannend.

Insgesamt ein sehr temporeicher und unglaublich spannender Thriller, der aber auch viele brutale Szenen beinhaltet. Für mich war es ein Thriller-Highlight – ich freue mich schon auf den nächsten Fall.

Bewertung vom 17.06.2023
Falkenmord
Gronover, Sabine

Falkenmord


sehr gut

Turbulenter Regionalkrimi

Mit „Falkenmord“ legt Sabine Gronover bereits den vierten Münsterland-Krimi aus der Schmitt & Kemper-Reihe vor. Für mich war es ein vollkommen problemloser Quereinstieg, da die Fälle in sich geschlossen sind.
Ein Falkner wurde mit einer perfiden Waffe ermordet. Schmitt und Kemper, die gerade einen Fall von Zechprellerei verfolgten, stürzen sich natürlich auf den Mord. Doch schon bald zeichnet sich ein Zusammenhang zwischen den beiden Fällen ab, denn der Zechpreller hatte sich kurz zuvor nach dem Falkner erkundigt.
Es geht ziemlich turbulent in diesem Krimi zu. Dafür sorgen nicht nur gleich mehrere Ex-Frauen, die das Opfer hinterlässt, sondern auch noch eine Ex-Freundin und ein schauspielernder Sohn, der zudem labil ist. Von Seiten der Polizei sorgt Praktikantin Jenny für Chaos, indem sie auf eigene Faust im darknet recherchiert.
Das Ermittler-Duo war mir sofort sympathisch, auch wenn beide Charaktere ziemlich verschieden sind. Auch die Nebenfiguren fand ich sehr authentisch gezeichnet und erschienen mir entsprechend ihrer Rolle unsympathisch bzw. unsympathisch.
Sabine Gronovers Schreibstil ist flüssig und angenehm und kleine Szenen mit Schmitts Dackel John lockern das Ganze immer wieder auf. Die Ansiedlung des Falls im Falkner Bereich fand ich sehr interessant und habe hier einiges Wissenswertes mitnehmen können.
Insgesamt ist der Krimi gut konstruiert, hat seine Wendungen und das Ende ist schlüssig. Mir persönlich hätte es noch ein wenig spannender sein können, dennoch ist mit „Falkenmord“ ein sehr solider Regionalkrimi gelungen.