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VolkerM

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Insgesamt 139 Bewertungen
Bewertung vom 12.02.2025
Faszination Schmuck / The Fascination of Jewellery
Chadour-Sampson, Beatriz

Faszination Schmuck / The Fascination of Jewellery


ausgezeichnet

Zwar gibt es Schmuck schon bedeutend länger als seit 7000 Jahren, aber die Sammlung des Museums für Angewandte Kunst verfügt dennoch über einen bemerkenswerten Bestand an hochwertigen Schmuckstücken aus vielen Epochen. Die aktuell in Köln laufende Ausstellung zeigt einen repräsentativen Querschnitt von fast 400 Werken, mit einem starken Fokus auf Zentraleuropa, also Deutschland und Benelux. Interessant sind die verschiedenen Aspekte, unter denen die Ausstellungsmacher die Stücke gruppiert haben, denn sie zeigen, wie Schmuck seine Rolle im Lauf der Zeit immer wieder geändert hat. Er reflektiert gesellschaftliche Zugehörigkeit, persönliche Einstellung, Macht, aber auch Bildung, Stilwandel und nicht zuletzt technologische Möglichkeiten. Die in der Antike entwickelte Granulationstechnik war z. B. über Jahrhunderte in Vergessenheit geraten, bis sie um 1920 in Deutschland experimentell wiederentdeckt wurde und heute ein besonderer Sammlungsschwerpunkt des MAKK ist.

Schmuckdesigner haben zu allen Zeiten versucht, neuartige Materialien zu verarbeiten, auch das zeigt die Ausstellung (und der Katalog) sehr eindrucksvoll. Aluminium war einmal kostbarer als Gold, andere Materialien fanden Verwendung, nicht weil sie (möglicherweise nur temporär) wertvoll sind, sondern weil sie neue Konstruktionstechniken ermöglichen, neue Farb- und Formeffekte, oder schlichtweg den Schmuck demokratisieren, indem sie Luxus erschwinglich machten. Das begann im 19. Jahrhundert mit dem dünnen „Schaumgold“ und setzte sich in den Zwanzigerjahren mit dem Einsatz von frühen Kunststoffen und preiswerten, aber attraktiven Schmucksteinen fort. Der Trend hält bis heute an, auch wenn die Korrelation preiswerte Materialien = preiswerter Schmuck nicht mehr unbedingt gilt.

Allen Objekten im Katalog ist gemeinsam, dass sie Handarbeit sind und in das Luxus-Sortiment fallen. Es gibt hier keine CNC-gefrästen Karkassen und auch keinen 3D Druck. Das wird sicher noch kommen, aber Museen tun sich oft etwas schwer, wenn Technik auf Kunst trifft. Der von der Museumsdirektorin betonte Fokus der „Nachhaltigkeit“ in der Sammlung erscheint mir hingegen nachträglich aufgesetzt, um einem woken Zeitgeist zu huldigen. Bei Industrieunternehmen nennt man so etwas „Greenwashing“, denn ein paar Schmuckstücke aus Schlackeabfällen machen noch lange keine nachhaltige Sammlung, aber das Wort verhindert zumindest einen schreienden Mob vor den Türen.

Die Fotos im Katalog sind hervorragend und zeigen Details, die man in der Vitrine aufgrund ihrer Feinheit kaum erkennen kann. Jedes Stück wird mit seinem Schöpfer (soweit bekannt), Datierung, verwendeten Materialien und ggf. auch Verarbeitungstechniken vorgestellt. Auch der kulturgeschichtliche Hintergrund, wie Tragekonventionen, stilgeschichtliche Einordnung oder der Zeitgeist der Epoche (z. B. Erinnerungskultur) wird in den Beschreibungen kurz beleuchtet. Die Vielfalt ist enorm, nur beschränkt durch den bewussten Sammlungsschwerpunkt auf Zentraleuropa.

Ein umfangreicher und exzellent illustrierter Ausstellungskatalog, buchtechnisch sehr schön verarbeitet und auf festem, matten Papier gedruckt. Informativ und vielfältig.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.02.2025
Burn Book
Swisher, Kara

Burn Book


sehr gut

Kara Swisher gilt als eine der einflussreichsten amerikanischen Journalistinnen der Technologie- und Internetbranche, da sie seit über 30 Jahren die Entwicklungen im Silicon Valley begleitet. Als Insiderin der Tech-Branche ist sie bei vielen Tekkies wegen ihrer Fachkompetenz gefürchtet, aber auch wegen ihrer fairen Berichterstattung geachtet und beliebt. In Deutschland kaum bekannt, ist die Journalistin in den USA eine Institution.

In ihrem “Burn Book“ zeichnet Kara Swisher ihren beruflichen Werdegang nach und blickt zurück auf die Stationen ihrer Karriere, etwa beim Wall Street Journal und ihrer eigenen Firma Recode. Zusammen mit ihrem langjährigen Kollegen und späteren Geschäftspartner Walt Mossberg führte sie unzählige Interviews mit führenden Persönlichkeiten der Tech-Branche. Die New York Times bezeichnete diese Konferenzen als „Goldstandard für Live-Journalismus“, wobei das gemeinsame Interview mit Steve Jobs und Bill Gates im Jahr 2007 als legendär gilt, da „Jobs und Gates seit langem eine Antipathie gegeneinander hegten“. Dazu gibt es übrigens ein Video auf youtube: einfach „Interview Steve Jobs and Bill Gates by Kara Swisher and Walt Mossberg at D5 Conference 2007“ googeln.
Alle relevanten Führungspersönlichkeiten saßen bei ihr auf dem „roten Stuhl“. Viele Interviewpartner waren narzisstisch, arrogant und nicht kritikfähig. Aber es gab auch andere interessante Personen, menschlich, bescheiden und dennoch fokussiert. Erwähnenswert sind Marc Andreessen von Netscape („ein lästiger, verärgerter Trottel“, „mürrisch“, „dystopisch“), Sergey Brin und Larry Page von Google („liebenswert tollpatschig und zunehmend bizarr“), Sheryl Sandberg, Jeff Bezos, Mark Zuckerberg, Rupert Murdoch, George Lukas und Elon Musk („nur eine Frage der Zeit, bis wir in das Kapitel ‚Howard Hughes‘ eintreten – der nächste brillante Mann, der auf die schiefe Bahn gerät.“) .
In vielen unterhaltsamen Anekdoten charakterisiert Swisher diese Menschen. Dabei geht sie manchmal hart, oft subjektiv und bissig, aber meist fair und unterhaltsam mit ihnen ins Gericht und nimmt kein Blatt vor den Mund. Ein Personenregister sucht man übrigens vergeblich, das hat sie bewusst weggelassen. Sie möchte, dass die Betroffenen ihr Buch lesen müssen, um herauszufinden, ob sie auch dabei sind.

Neben ihren Interviews sind auch ihre Analysen treffend formuliert. So hat sich ihre frühe Prognose, dass alles, was digitalisiert werden kann, auch digitalisiert wird, als richtig erwiesen. Ebenso zutreffend ist, dass es die Politik nach einem Vierteljahrhundert Internetzeitalter versäumt hat, den Tech-Unternehmen wichtige Regeln zum Schutz der Menschen aufzuerlegen: kein Schutz der Privatsphäre, kein angepasstes Kartellrecht, keine Transparenzvorgaben für Algorithmen, kein Fokus auf Sucht und psychische Auswirkungen. Swisher ist überzeugt, dass Sicherheit und Innovation keine Gegensätze sein müssen, sieht aber einen technologischen Tsunami auf uns zukommen, insbesondere durch künstliche Intelligenz.

Der Stil ist umgangssprachlich und daher gut lesbar, auch wenn die Autorin manchmal verbal ins Vulgäre abdriftet. Die Übersetzung ist aus meiner Sicht verbesserungswürdig und wirkt, als habe eine überforderte KI mitgeholfen. Manchmal passen die Bilder nicht, Redewendungen werden holprig übersetzt und die englischen Spitznamen für Ikonen des digitalen Zeitalters funktionieren häufig im Deutschen gar nicht.

Kara Swisher legt mit ihrem Buch die Finger in viele Wunden und benennt Probleme und Schwächen von technischen Entwicklungen mit großer Klarheit. Sie lässt sich den Mund nicht verbieten, nennt Unsinn beim Namen, auch wenn er von „mächtigen“ Personen verbreitet wird. Man spürt, sie brennt für ihren Beruf.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.02.2025
Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs
Kommer, Gerd

Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs


ausgezeichnet

ETFs bieten Anlegern eine gute Möglichkeit, ihr Geld kostengünstig und breit gestreut anzulegen. Sie sind deutlich günstiger als herkömmliche Fonds und stärker diversifiziert, als es ein Anleger mit Einzeltiteln in der Regel erreichen kann. Gerd Kommer beschreibt in seinem Buch, wie man nach den Erkenntnissen der modernen Finanzmarkttheorie langfristig eine Rendite erzielen kann, die dem Marktdurchschnitt einer nach dem persönlichen Risikoprofil ausgewählten Anlageklasse entspricht. Dieses Anlagebuch richtet sich eher an Leser, die sich als fortgeschrittene Anleger verstehen - für alle anderen gibt es spezielle Einsteigerliteratur, ebenfalls von Kommer.

Für die 6. Auflage im Jahr 2024 wurde das Buch wesentlich umstrukturiert. Die vorliegende 7. Auflage wurde dagegen nur aktualisiert und zum 50 jährigem Verlagsjubiläum statt mit Broschurbindung als Hardcover herausgegeben.

Wer den Markt (z.B. den DAX) schlagen will, muss zwangsläufig höhere Verlustrisiken eingehen und seine Investments aktiv steuern und laufend korrigieren. Kurzfristig kann man mit dieser Strategie erfolgreich sein, aber die Mehrheit der privaten und institutionellen Anleger schafft es laut Kommer nicht, unter Berücksichtigung des Risikos und der Transaktionskosten dauerhaft und langfristig erfolgreich zu sein.
Kommer propagiert daher ein passives Anlagemanagement, das nicht versucht, attraktive von unattraktiven Wertpapieren zu unterscheiden, Wertpapierkurse zu prognostizieren oder Märkte zu timen. Passive Anleger investieren nach dem Buy-and-Hold-Prinzip in ein oder mehrere breite Aktienmarktsegmente (Asset-Klassen), z.B. in Form von traditionellen Indexfonds oder ETFs (Exchange Traded Index Funds). Sie begnügen sich mit der jeweiligen Marktrendite und versuchen, die hohen Transaktionskosten eines aktiven Anlagemanagements zu vermeiden. "Über 90% der Rendite und etwa 90% des Risikos eines Aktienportfolios werden von den in ihm enthaltenen Assetklassen bestimmt. Weniger als 10% der Rendite und des Risikos geht auf die innerhalb der einzelnen Assetklassen enthaltenen konkreten Wertpapiere zurück." Damit werden "heiße" Anlegertipps ziemlich überflüssig.

Kommer geht ausführlich auf verschiedene Risikokonzepte ein (z.B. Diversifikation, Klumpenrisiko, Inflationsrisiko) und warnt vor teuren Anlegerfehlern (z.B. aktive Anlagestrategien, Trends folgen, Fondsratings vertrauen). Er beschreibt ausführlich, wie sein Anlagekonzept funktioniert (risikobehafteter Teil mit ETFs aus dem Weltaktienmarkt kombiniert mit "risikofreiem" Teil, z.B. Sparguthaben), stellt die Besonderheiten des Factor Investing heraus und gibt praktische Umsetzungshilfen (z.B. den richtigen ETF finden, ausschüttende oder thesaurierende ETFs kaufen, Sparpläne abschließen). Er setzt sich mit der Kritik auseinander, der ETFs in der Fachpresse häufig ausgesetzt sind, erklärt, wie man "schlechte" Risiken vermeidet, rät konkret von bestimmten Anlageprodukten ab (z.B. von Kapitallebensversicherungen, geschlossenen Fonds oder Zertifikaten und Derivaten) und überzeugt mit der Aussage, warum jeder Börsencrash eine Chance ist.
Aus Aktualitätsgründen verzichtet der Autor jedoch fast vollständig auf konkrete Empfehlungen einzelner ETFs und verweist stattdessen auf verschiedene kostenfreie und kostenpflichtige Internetseiten, die dem Privatanleger helfen sollen, sein persönliches Anlagekonzept in Eigenregie umzusetzen.

Kommers „Souverän investieren“ eignet sich sowohl als Arbeitsbuch, das man sequentiell von vorne bis hinten liest, als auch als Nachschlagewerk. Für mich ist es DAS Standardwerk für Privatanleger und seit der ersten Auflage die erste Anlaufstelle, wenn ich evidenzbasierte Informationen für die eigene Vermögensbildung und -sicherung suche.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.12.2024
Die Kunst des Quality Investing
Kroeze, Luc

Die Kunst des Quality Investing


sehr gut

Zur Diversifikation gehört eine breite Anlage in Aktien, denn der Aktienmarkt hat bisher (!) mittelfristig noch jede Krise gemeistert. Wer den Aufwand scheut, sollte in breit gestreute Aktien-ETFs (z.B. auf den Referenzindex MSCI World) investieren, muss dann aber in Kauf nehmen, dass die Rendite den Markt nicht wesentlich übertrifft. Wer mehr will oder Spaß am Stockpicking hat, kann sich selbst auf die Suche nach einzelnen Aktien machen - mit dem Risiko, teure Fehlentscheidungen zu treffen. Um dieses Risiko zu minimieren, gibt es verschiedene Anlagestrategien, die Aktien nach unterschiedlichen Kriterien auswählen.
Luc Kroeze beschreibt in seinem Buch, was unter Quality Investing zu verstehen ist und wie es sich von gängigen Strategien wie Value- und Growth-Investing unterscheidet. Darüber hinaus erläutert er, was den Reiz dieser Anlagephilosophie ausmacht und wo mögliche Fallstricke lauern. Ziel des Buches ist es, Anlegern eine Hilfestellung zu geben, woran sie Qualitätsaktien erkennen können. Dazu hat er Kriterien für Qualitätsmerkmale entwickelt, die er seinen Lesern in einer Checkliste detailliert vorstellt.

Die Checkliste besteht aus 13 Kriterien, die Kroeze in zwei Kategorien unterteilt: qualitativ und quantitativ. Qualitativ ist beispielsweise zu beurteilen, ob das Geschäftsmodell leicht verständlich ist, das Unternehmen über Wachstumspotenzial und eine gewisse Preissetzungsmacht verfügt und möglichst rezessionsresistent ist. Aufwändiger sind die qualitativen Kriterien, die sich auf die Zahlen in der Bilanz beziehen. Hier erklärt der Börsenspezialist, auf welche Kennzahlen es ankommt, warum der Gewinn pro Aktie von Anlegern oft falsch interpretiert wird und wenig aussagekräftig ist und warum der freie Cashflow so wichtig ist. Besonders intensiv geht der Autor auf die Gesamtkapitalrendite ROIC ein. Auch wenn die Kapitel zu den quantitativen Prüfkriterien etwas zahlenlastig sind, lohnt es sich, dranzubleiben und die Argumentation nachzuvollziehen. Allerdings hätte ich mir zum besseren Verständnis konkrete und detaillierte Beispiele aus Bilanzen bestehender Unternehmen gewünscht.

Längst nicht alle Unternehmen verwenden dieselben Begriffe. Der Experte empfiehlt daher, sich von vornherein die englischen Begriffe anzueignen, da diese standardisierter sind und die Bilanzen ausländischer Unternehmen ohnehin in englischer Sprache verfasst werden. In seinem Buch verwendet er jedoch grundsätzlich die deutschen Begriffe und folgt seinem eigenen Rat nicht. Hier hätte er meines Erachtens zumindest im Anhang eine Gegenüberstellung der deutschen und englischen Begriffe / Kennzahlen aufnehmen oder mit Fußnoten arbeiten sollen.
Auch ein Stichwortverzeichnis zum Nachschlagen und Hinweise auf weiterführende Literatur fehlen mir.

Das Investieren in einzelne Aktien ist ein mühsamer Prozess. Doch Kroeze hilft mit seiner Checkliste, die besten Unternehmen herauszufiltern und zu bewerten. Er gibt hilfreiche Tipps für den Aufbau des eigenen Portfolios, erklärt, warum bestimmte Branchen wie Banken, Rohstoffe und Autos für den Qualitätsinvestor nicht in Frage kommen, zeigt, dass 15 bis 20 Einzelaktien für eine gute Diversifikation ausreichen und widerlegt den Mythos vom idealen Einstiegszeitpunkt beim Aktienkauf.

Ein guter Start für den Qualitätsinvestor mit einer sehr hilfreichen Checkliste.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.12.2024
Mushi-Shi - Volume 4 LTD.
Moog,Philipp

Mushi-Shi - Volume 4 LTD.


ausgezeichnet

Ginko ist ein Mushi-Shi. Er steht mit den Naturgeistern in Verbindung, kann sie sehen und kennt die verschiedenen Mushi-Arten. Eigentlich leben Mushi und Menschen in getrennten Welten, aber wenn diese sich berühren, kann es für die Menschen gefährlich werden. Ginkos Aufgabe ist es, die Welt der Mushi und der Menschen wieder zu trennen, was ihm oft, aber nicht immer gelingt.

Ich habe die ersten drei Staffeln mit großer Begeisterung gesehen und auch die vierte hält das Niveau problemlos. Die Geschichten stecken voller japanischer Naturphilosophie und verarbeiten klassische Motive japanischer Geistergeschichten. Nicht immer gibt es ein Happy End, ja manchmal bleibt das Ende sogar offen, wie es in japanischen Geschichten oft der Fall ist. Die Unbestimmtheit hat eine eigene Qualität, indem sie dem Zuschauer mehr Freiheiten der Interpretation lässt. Mushi-Shi ist insgesamt eher düster angelegt, was im Kontrast zu den wunderschönen Bildern steht, die starke Anleihen bei klassischen japanischen Holzschnitten nehmen. Die Atmosphäre steht stark im Vordergrund, was dem ruhigen Erzähltempo sehr zugutekommt. Es ist ein echter Genuss, sich das anzuschauen.

In der vierten Box liegt ein recht umfangreiches Booklet bei, das vor allem Arbeitsskizzen der Charaktere enthält, an denen sich die Anime-Zeichner bei der Produktion orientieren müssen. Hintergrundinformationen zur Welt der Mushi oder der japanischen Naturphilosophie gibt es leider auch in dieser Staffel nicht. Die Bonus-Tracks sind eher unergiebig. Sie zeigen einen unspektakulären Videorundgang durch das Studio und ein wirklich sehr dünnes Interview mit dem Regisseur. Man muss allerdings bedenken, dass es japanische Interviewer sind, die sich an dem orientieren müssen, was der japanische Zuschauer als Rollenbild eines Arbeitnehmers erwartet: Man arbeitet hart, ist bis zur Selbstaufgabe engagiert und doch nie mit sich zufrieden. Das hört man dann 20 Mal hintereinander. Japaner finden so was toll...

Trotzdem gibt es von mir fünf Sterne, weil die Episoden einfach nur genial gut sind.

(Die Blu-ray wurde mir von Polyband kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.12.2024
Welt der Renaissance: Rom
Roth, Tobias

Welt der Renaissance: Rom


ausgezeichnet

Rom war einer der ganz großen Gewinner der Renaissance: Zu Beginn des 15. Jahrhunderts hatte die Stadt kaum 20000 Einwohner, weite Teile der antiken Siedlungsfläche lag in Ruinen und wurde auch nicht mehr bewohnt. Nur die Päpste (und deren gab es damals bis zu drei gleichzeitig) hielten Rom die Treue und sie waren es auch, die die „Wiedergeburt“ bald einleiten sollten.

Nachdem er bereits ein Buch über die Renaissance in Florenz verfasst hat, widmet sich Tobias Roth diesmal der „zweiten Generation“, indem er die Entwicklung in Rom darstellt. Seine Methode ist ziemlich einmalig, indem er nicht nur die (kultur)geschichtlichen Fakten inhaltlich aufarbeitet, sondern nach jedem Kapitel einen oder zwei Originaltexte beisteuert, die einen direkten Bezug haben. Das können Schlüsseltexte zur Wiederentdeckung der antiken Kultur in Rom sein oder auch Tagebücher und Briefe von Reisenden und Gesandten, die ihr Entsetzen oder auch ihre Bewunderung zum Ausdruck bringen. Roth übersetzt die Quellen alle neu, angepasst an heutige Sprachgewohnheiten, sehr lebendig und ganz ohne historischen Staub. Ich war mehr als einmal überrascht, wie persönlich und für Menschen der Gegenwart nachvollziehbar die Autoren damals schrieben, so als wären 500 Jahre Distanz ohne Bedeutung. Aber dass ihre Gefühle und Gedanken den unseren so ähnlich sind, liegt nicht zuletzt daran, dass unsere heutige Gesellschaft auf den Werten dieser Humanisten gründet.

Wie schon in „Florenz“ hat mich sehr beeindruckt, mit welcher Eleganz Tobias Roth Fakten aufbereitet. Seine historischen Abrisse sind von einer Informationsdichte, die einen erschlagen könnte, wenn sie nicht so raffiniert komponiert wären. Ein guter Krimiautor kann eine Person in drei Zeilen charakterisieren und der Leser hat sofort einen lebendigen Menschen vor Augen. Tobias Roth macht das ähnlich. Er verbindet die großen geschichtlichen Linien und Entwicklungen mit interessanten, oft anekdotenhaften Ereignissen, die die jeweiligen Protagonisten lebendig werden lassen. Diese Schlüsselpersonen tauchen auch in der Folge immer wieder auf, indem sie zu Ankerpunkten für neue Personen werden. So entsteht das Bild eines endlosen Netzwerks, in dem alle mit allen irgendwie verbunden sind. Dass Tobias Roth gleichzeitig ein brillanter Stilist ist, mit einem Faible für „schöne Sprache“, ohne dass er jemals auch nur andeutungsweise akademisch verkopft klingt, ist ein angenehmer Nebeneffekt.

„Rom“ wird in diesem Buch zu einem brodelnden Energiezentrum, in dem sich viele herausragende Persönlichkeiten zu einem gemeinsamen Ziel versammeln: Die Ewige Stadt wieder zu dem zu machen, was sie einmal war. Kunst und Wissenschaften blühen, aber auch der Nepotismus, Ämterkauf und Korruption. In dieser unübersichtlichen Gemengelage schafft Tobias Roth den Durchblick. Aufgeräumt, sprachgewandt und mit einem überbordenden Detailwissen gesegnet. So lebendig kann Geschichte sein.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.12.2024
Die Essays von Warren Buffett
Cunningham, Lawrence A.;Buffett, Warren

Die Essays von Warren Buffett


ausgezeichnet

Die Aktionärsbriefe in den Jahresberichten sind häufig langweilig, schöngefärbt und bieten wenig lehrreiche Informationen. Nicht so bei Berkshire Hathaway. Die von Waren Buffett verfassten Essays haben mittlerweile Kultstatus und geben einen tiefen Einblick sowohl in das "Berkshire"-System als auch in allgemeinere Themen wie Management, Finanzierung und Bilanzierung von Unternehmen.
Lawrence A. Cunningham hat in seinem Buch die wesentlichen Aktionärsbriefe der letzten Jahrzehnte gesichtet, thematisch sortiert und ihnen ein ausführliches Einleitungskapitel mit Zusammenfassungen und Kommentierung vorangestellt. Herausgekommen ist ein sehr informatives Handbuch über Buffets Grundprinzipien, die alle Bereiche des Wirtschaftslebens betreffen. Die neueste 5. Auflage wurde wieder komplett überarbeitet und jetzt auch neu ins Deutsche übersetzt.
Übrigens sind sämtliche Essays auch im Internet im Rahmen der Berkshire-Jahresberichte verfügbar, allerdings dann nur in englischer Sprache und nicht thematisch aufgearbeitet, wie in diesem Buch.

Neben allgemeinen und universell gültigen betriebswirtschaftlichen Themen erfährt der Leser auch ganz konkret, wie Buffett (und somit Berkshire) z. B. über Unternehmenskäufe (am liebsten nur Barzahlung), Aktienrückkäufe (nur dann, wenn es den Gesamtwert von Berkshire steigert) oder Derivate (finanzielle Massenvernichtungswaffen) denkt. Buffets Investitionsregeln stellen die Binsenweisheiten der modernen Finanztheorie oft auf den Kopf. So hat für ihn die Diversifizierung auch Grenzen. Statt "Leg nicht alle Eier in einen Korb" favorisiert er "Leg alle Eier in einen Korb - und dann pass gut auf den Korb auf!". Auch sollte man sich nicht über steigende Aktienkurse freuen - es sei denn, man will seine Aktien in naher Zukunft verkaufen. Sinkende Aktienkurse sind für ihn immer eine gute Gelegenheit nachzukaufen. Und so hat er auch eine eigene Meinung über den sogenannten effizienten Markt, der eben nicht aus Prinzip den wahren Wert eines Unternehmens abbildet.

Aber auch Berkshire hat nicht alles richtig gemacht und so beschreibt Buffett anhand vieler Beispiele, wie es zu teils sehr kostspieligen Fehlern gekommen ist. Bei der Übernahme des Rückversicherers General Re in 1998 war auch ein Derivategeschäft dabei. Die Auflösung des mit hohen Risiken verbundenen Geschäfts war aber schwieriger als gedacht, hat lange gedauert und mehr als 400 Mio. US-Dollar Verlust gebracht.

In den Essays erfährt man, was Berkshire ausmacht, worin sich das Unternehmen von anderen Finanzinvestoren unterscheidet und vor allem, wie stark Buffet "sein" Berkshire geprägt hat. Nur was passiert, wenn der über 94-jährige Gründer nicht mehr ist? Auch dafür ist bereits vorgesorgt. Buffet überlässt nichts dem Zufall.

Es ist schön, dass man auch ohne plakative und reißerische Aussagen, ohne vernebelnde Marketing-Sprache und ohne Anspruch auf Unfehlbarkeit Erfolg haben kann. So läuft's Business!

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.12.2024
Smart Thinking für das dritte Jahrtausend
Perlmutter, Saul;Campbell, John;MacCoun, Robert

Smart Thinking für das dritte Jahrtausend


sehr gut

Die Autoren: ein Physiker und Nobelpreisträger, ein Psychologe und ein Philosoph.
Das Buch: eine wissenschaftliche Entscheidungshilfe für komplexe Probleme, mit vielen Anwendungsbeispielen, verständlich aufbereitet für die Allgemeinheit.

„Smart Thinking für das dritte Jahrtausend“ basiert auf einem erfolgreichen Kurs an der University of California, Berkeley in den USA, in dem die Autoren Saul Perlmutter, John Campbell und Robert MacCoun Methoden und Werkzeuge vermitteln, mit denen sich Wissenschaftler vor Denkfehlern schützen, um fundierte Entscheidungen zu treffen.
Die vorgestellten Methoden sind aber universell anwendbar, fördern das kritische Denken und zeigen, wie man mit Unsicherheit umgeht. Sie können uns vor einer Vielzahl von Selbsttäuschungen schützen und helfen, die Aussagen von Wissenschaftlern, Ärzten und anderen Forschern richtig einzuordnen oder durch einfache Plausibilitätskontrollen zu überprüfen.

Das Themenspektrum ist breit gefächert. Allgemeine Fragen wie „Gibt es nur eine Wahrheit?“ oder „Wie kommen wir zu einem gemeinsamen Verständnis der Wirklichkeit?“ werden von den Autoren ebenso intensiv behandelt wie konkretere Fragen: „Was macht einen guten Entscheidungsprozess aus?“ oder „Wie kommen wir vom Schwarz-weiß-Denken zum Wahrscheinlichkeitsdenken?“.

Besonders hervorzuheben ist aus meiner Sicht, dass es nicht nur ein evidenzbasiertes Selbsthilfebuch für den Einzelnen ist, sondern auch zeigt, wie Gruppen miteinander agieren. Die Wissenschaftler gehen der Frage nach, ob z.B. der Verstand einer Gruppe etwas anderes ist als eine Ansammlung von Einzelgehirnen. Sind Gruppen mehr - oder weniger - als die Summe ihrer Teile? Wie laufen Gruppenprozesse ab und wie kommen Gruppen zu Entscheidungen? Gerade in der heutigen Zeit der starken Polarisierung (Mobverhalten, Gruppenzwang, Schwarmintelligenz, Wertekonflikte, Diversität etc. ) sind Kompromisse notwendig. Die Autoren zeigen Techniken auf, wie Entscheidungen getroffen werden können, wenn z.B. Fakten gegen Werte stehen.

Durch die Beispiele und den flüssigen Erzählstil gelingt es den Autoren, die Problematik anschaulich und auch für Laien verständlich darzustellen. Mit einer kurzen inhaltlichen Zusammenfassung am Ende der manchmal recht komplexen Kapitel hätten sie die Kernaussagen allerdings noch einprägsamer transportieren können.
Aufgrund der vielen verwendeten Fachbegriffe hätte ich mir ein Glossar und ein Stichwortverzeichnis gewünscht. Nur mit Hilfe des Inhaltsverzeichnisses ist es leider kaum möglich, einmal gelesene Informationen wiederzufinden. Ein sehr gutes Gedächtnis ist also nicht hinderlich.

„Smart Thinking“ ist ein anspruchsvolles Buch - aber es lohnt sich.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.12.2024
Miss Hokusai Limited Mediabook
Watanabe,Anne/Aso,Kumiko/Hamada,Gaku/+

Miss Hokusai Limited Mediabook


ausgezeichnet

Katsushika Hokusai ist der berühmteste japanische Holzschnittmeister überhaupt und sein Hauptwerk „Die 36 Ansichten des Fuji“ ist selbst im Westen allgemein bekannt. Viel weniger bekannt ist, dass eine seiner vier Töchter, Katsushika Oi, ebenfalls eine sehr talentierte Zeichnerin war, die ihren Vater bei der Arbeit aktiv unterstützte. Ein wirklich eigenständiges künstlerisches Leben war ihr aber weitgehend versagt.

Der Film basiert auf dem in Japan sehr bekannten Manga „Sarusuberi“, der in drei Bänden zwischen 1983 und 1987 erschien und einzelne Episoden und anekdotisch überlieferte Ereignisse aus Katsushika Ois Leben thematisiert. Wie der Regisseur im Making-of erläutert, war sein Ziel, den Charakter des Manga weitgehend zu erhalten und sich nicht zu viele künstlerische Freiheiten zu nehmen. Der Film bleibt daher episodisch, erzählerisch zusammengehalten von den beiden Protagonisten Oi und Hoskusai, die ein eher schwieriges Verhältnis hatten. Hokusai ist nicht in der Lage, Gefühle anders als in seinen Zeichnungen zum Ausdruck zu bringen (was in der japanischen Gesellschaft allerdings bis heute ein männliches Rollenideal darstellt), während seine Tochter oft impulsiv und (für japanische Verhältnisse) unbeherrscht ist. Aber auch ihr gelingt es letztlich nicht, eine glückliche Familie zu gründen, da sie die Betreuung und Unterstützung ihres Vaters als gesellschaftliche Verpflichtung sieht. Ein wesentlicher Erzählstrang widmet sich dem Verhältnis zu ihrer blinden Halbschwester, die ihr Vater niemals besuchte, aus Angst vor Krankheit und Tod.

Die Bildsprache ist eindrucksvoll und referenziert auch einige bekannte Motive von Hokusais Holzschnitten, die geschickt in die Geschichte integriert werden. Überhaupt lehnen sich die Bilder sehr stark an japanische Holzschnittästhetik an, mit wunderbaren Farbstimmungen und durchdachten Bildausschnitten. Es ist ein visueller Genuss, der durch die langsame Erzählgeschwindigkeit auch Zeit hat zu wirken. Oft ist das, was nicht gesagt wird, wichtiger als das, was gesagt wird, genauso wie das, was man im Ausschnitt nicht sieht, manchmal wichtiger ist als das, was man sieht. Die Geschichte steckt voller magischer Andeutungen und Symbole, von denen die genannten Anspielungen auf berühmte Hokusai Holzschnitte nur ein Aspekt ist.

Das Ende bleibt offen – auch das ist eine japanische Erzähltradition. Nach dem Tod ihres Vaters wanderte Katsushika Oi weiter durch Japan, ihr Verbleib, Sterbeort und -datum sind unbekannt.

Der Film wird hier im Westen gerne als „Emanzipationsdrama“ beworben, was er aber in keiner Weise ist. Er ist fest verankert im japanischen Wertesystem, das die kindliche Pflicht den Eltern gegenüber über jede persönliche Entwicklungsmöglichkeit stellt. Oi gelingt es nicht, sich diesem Zwang zu entziehen und das nicht nur in der dramaturgischen Verdichtung der Geschichte, sondern auch im wahren Leben: Ihre einzige Ehe scheiterte, sie hatte keine Nachkommen, blieb als geschiedene Frau ohne Familie und lebte in prekären Verhältnissen. Ob ihr die Kunst ein echter Ersatz war, bleibt unklar. Ihr Vater haderte bis zu seinem Tod mit 89 Jahren (nach japanischer Rechnung mit 90 Jahren) jedenfalls mit seinem angeblich mangelnden Talent.

(Die Blu-ray wurde mir von Polyband kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.11.2024
Von Angesicht zu Angesicht
Eulberg, Dominik;Hörren, Thomas;Danke, Thorben

Von Angesicht zu Angesicht


ausgezeichnet

Insekten sind klein und die meisten von ihnen übersieht man, obwohl sie buchstäblich überall zu finden sind. Kaum jemand nimmt eine Lupe oder sogar ein Mikroskop zur Hand, um Details zu erkennen, aber selbst das wird schwierig, wenn das Objekt des Interesses Flügel hat, mit denen es wegfliegen kann.
Die Autoren von „Von Angesicht zu Angesicht“ nutzen moderne Hi-Tech-Methoden, um Fotos zu generieren, die man in dieser Perfektion selten zu sehen bekommt. Das Verfahren heißt Focus Stacking und beruht auf dem Prinzip, dass die Schärfenebene eines Einzelfotos heraus“operiert“ wird und dann bis zu 1000 Ebenen zu einem insgesamt scharfen Foto montiert werden. Das macht heutzutage zwar eine Software, aber viel Arbeit mit viel Know-How und Ausprobieren ist es immer noch. Das Ergebnis ist einfach nur atemberaubend.

Schon das Titelbild zeigt, welche faszinierenden Details in solchen Aufnahmen sichtbar werden. Jedes Härchen, jede Facette eines Auges wird gestochen scharf und der Winzling mutiert gefühlt auf die Größe eines Fußballs. Wie der Untertitel völlig richtig sagt, begibt man sich auf Augenhöhe mit den Insekten, oder besser noch, die Insekten kommen auf Augenhöhe mit uns. Sie werden zu Individuen, bekommen einen eigenen Charakter und ihre Schönheit und perfektionierte Funktionalität wird sichtbar.

In der Einleitung werden zuerst die Merkmale beschrieben, die allen Insekten gemeinsam sind, ihr morphologischer Aufbau, die verschiedenen Entwicklungsstadien, wie sie den Wettlauf um Überleben und Fortpflanzung meistern und noch ein eigenes Kapitel zum Wunderwerk Insektenauge. Die nachfolgenden Abschnitte behandeln exemplarische Ordnungen und Familien der heimischen Insektenfauna, zum Beispiel Libellen, Florfliegen, Marienkäfer oder Goldwespen. In kurzen Beiträgen werden deren Ökologie und Verhaltensbiologie vorgestellt, die dann in den begleitenden Makrofotos illustriert wird. Z. B. wird die Metamorphose von der Larve zum fertigen Insekt gezeigt, oder auch die hochangepassten Fresswerkzeuge, die nicht selten an Science-Fiction Monster erinnern. Dabei sind sie nur perfekte Beispiele für die Wege der Evolution.

Man schützt nur, was man kennt. Die Winzigkeit unserer Insekten (und das manchmal lästige oder schädliche Verhalten einiger Vertreter) machen sie zu entweder übersehenen oder gehassten Wesen. Bücher wie dieses können Vorurteile abbauen und gerade die junge Generation für Insekten begeistern. Vielleicht gelingt es ihr ja, die schwindende Vielfalt zu retten, denn in den letzten 40 Jahren sind 80 % aller Insekten aus unserer Umwelt verschwunden. Die Ursachen sind längst bekannt. Es wird also allerhöchste Zeit, dass wir Insekten endlich als Lebewesen auf Augenhöhe respektieren.

(Das Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.