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Wuestentraum

Bewertungen

Insgesamt 415 Bewertungen
Bewertung vom 28.03.2020
Ich an meiner Seite
Birnbacher, Birgit

Ich an meiner Seite


ausgezeichnet

Arthur ist 22 Jahre alt und hat 26 Monate im Gefängnis verbracht. Was er getan hat, um ins Gefängnis zu kommen, erfährt der Leser erst später. Arthur bekommt die Chance, an einer Therapie nach dem "Starring-Prinzip" teilzunehmen und bekommt ein Zimmer in einer Haftentlassenen-WG. Nun soll er eine Hauptfigur erschaffen, der alles Gute und Schöne zuteil wird und der er nacheifern und das Beste aus sich machen soll. Doch Arthur hat sehr viel Pech und so wird ihm der Neustart alles andere als leicht gemacht.

Sein Vater verlässt die Familie, als Arthur noch ein Baby war und die Mutter wandert später mit einem neuen Mann an ihrer Seite, Georg, nach Andalusien aus. Sie hat einen Lebenstraum, ein Palliativinstitut im Luxussegment und das zieht sie mit Georg auch durch. Für Arthur und seinen älteren Bruder Klaus hat sie wenig Zeit, Liebe und Aufmerksamkeit, da sie alles in ihr Institut steckt. Klaus verschwindet irgendwann, keiner weiß wohin.

Auch Arthur packt eines Tages seine Sachen und fährt, nachdem durch unglückliche Zufälle seine eigentlichen Pläne über Bord gingen, nach Wien. Der Neuanfang dort gestaltet sich schrecklich, er hat mehr Pech, als man sich vorstellen kann. In seiner Not kommt er leider auf eine sehr dumme Idee und dadurch landet Arthur dann auch im Gefängnis.

Birgit Birnbacher hat einen sehr eigenwilligen und ganz anderen Schreibstil, der mich sehr begeistert hat. Sie schreibt oft in kurzen Sätzen, lapidar kann man sagen. Aber man muss als Leser bei diesem Roman zwischen den Zeilen lesen, was einfach klasse war. Dadurch, dass sie nicht alles gleich in ihren Sätzen preisgab, entstand eine Spannung, weil man unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht und warum Arthur nun ins Gefängnis musste. Es wurde in verschiedenen Zeitebenen erzählt, ebenso wurden Bandmitschnitte erwähnt, das "Schwarzsprechen", wie es der Therapeut Börd nannte.

Arthur erzählt von der schlimmen Zeit im Gefängnis und was er dort durchleiden musste. Als Leser war man einfach sehr entsetzt und Arthur hat mir schrecklich leid getan, so viel Leid ertragen zu müssen.

Der Aufbau des Buches war für mich perfekt gestaltet, die Charaktere, vom schrägen Therapeuten Börd bis zur älteren und kranken Schauspielerin Grazetta, waren authentisch dargestellt und haben mir sehr gut gefallen. Dieser Roman hat mich sehr begeistert.

Was mich vor allem noch überraschte, war die Danksagung am Ende des Buches. Dort erwähnt die Autorin die reale Vorlage für die Hauptfigur dieses Romans. Was dieses Buch noch berührender für mich machte, da es wirklich passiert ist.

Fazit:

Ein außergewöhnlicher Schreibstil, eine berührende Geschichte und tolle Charaktere. Dieser Roman hat mich sehr berührt und begeistert.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.03.2020
Das Gewicht der Worte
Mercier, Pascal

Das Gewicht der Worte


ausgezeichnet

Simon Leyland ist Übersetzer und lebt in Triest, der Stadt der Wörter. Er hat zwei Kinder, Sophia und Sydney. Seine Frau Livia ist einem plötzlichen Herztod erlegen. Leyland erhält eines Tages die Diagnose eines Hirntumors. Der Arzt, Dr. Leonardi schaut auf das Röntgenbild und sagt ihm, dass er ein Glioblastom habe. Wie lange noch? fragt Leyland ihn. Und er antwortet: Ein paar Monate. Leyland verzweifelt an dieser Diagnose, er beginnt, die Zeit, die er noch hat, anders einzuordnen. Keine Zeit zu verschwenden. Was ist wichtig, was unwichtig. Elf Wochen lebt er mit dieser Diagnose, die sein ganzes Leben verändert. Nach diesen elf Wochen stellt sich heraus, dass alles ein Irrtum war. Jetzt hat Leyland wieder eine Zukunft und muss sich wiederum damit erst einmal arrangieren.

Leyland hat als Junge bei seinem Onkel eine Karte vom Mittelmeer an der Wand gesehen. Spontan sagt er zu seinem Onkel: Ich will alle Sprachen lernen, von den Ländern, die ans Mittelmeer grenzen. Und genau das tut er auch. Er lernt alle verschiedenen Sprachen. Und das Wichtigste von allem sind Leyland die Worte.

Zitat Seite 20:

"Oft hatte er sich gewünscht, ohne Worte bei den Sachen zu sein, bei den Sachen und den Menschen und den Gefühlen und den Träumen - und dann waren ihm doch wieder die Worte dazwischengekommen. Er erlebe die Dinge erst, wenn er sie in Worte gefasst habe, sagte er manchmal, nur dann sahen ihn die Leute ungläubig an".

Er richtet sich sein neues Leben langsam wieder ein, schließt Freundschaften, und hat plötzlich wieder eine Zukunft vor sich. Mit vielen neuen Dingen und großen Plänen.

Eine meiner Lieblingsstellen aus dem Buch: Seite 361:

"Was ist eigentlich Poesie? Die poetische Gegenwart ist wie herausgehoben aus dem Fluss und der drängenden Abfolge des zeitlichen Geschehens. Poesie erlaubt einem, ganz bei einer Sache zu sein. Etwas Poetisches, ein Satz, ein Bild, ein Klang: Es fesselt einen wie nichts sonst. Man möchte, dass es nicht aufhört oder verschwindet, man möchte immer mehr davon... Etwas Poetisches, auch wenn es nur etwas Kleines ist, ein winziges Detail, gibt dem Leben im Moment der Betrachtung eine Tiefe, die es sonst nicht hat".

Pascal Mercier hat mit diesem Roman ein so wundervolles, wunderschön geschriebenes Buch geschaffen, das mich sehr begeistert hat. Der Schreib- und Erzählstil sind so tiefgehend, poetisch und philosophisch, wie es selten alles in einem Roman vereint ist. Ich bin hinabgetaucht in die Geschichte von Simon Leyland und wollte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Dieser Roman hat mich gefangengenommen und gefesselt, durch die außergewöhnliche Sprache und den Tiefgang. Einfach wundervoll. Dieser Roman ist für mich gehobene, anspruchsvolle Literatur, gepaart mit Poesie, Philosophie und Tiefgang.

Dies ist eines der wenigen Bücher, die ich auf jeden Fall noch einmal lesen werde.

Fazit:

Mein Lesehighlight für 2020. Ein wundervoller, wunderschön geschriebener Roman, poetisch, philosophisch, voller Tiefgang. Er hat mich einfach nur begeistert.

21 von 22 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.03.2020
Unter der Erde
Ludwig, Stephan

Unter der Erde


sehr gut

Elias, fast vierzig, etwas übergewichtig und Schriftsteller blutiger Horrorgeschichten, wird von seinem Großvater zu dessen neunzigsten Geburtstag in das kleine Dorf Volkow am Rande eines riesigen Tagebaugebietes eingeladen. Elias hat eigentlich keine Lust dorthin zu fahren, da er seinen Großvater Wilhelm seit über dreißig Jahren nicht gesehen hat und auch keinen Kontakt zu ihm hatte. Elias Mutter ist gestorben, als er noch ein kleiner Junge war und sein Großvater hat ihn ins Heim abgeschoben.

Elias macht sich auf den dreistündigen Weg nach Volkow. Als er am Ortseingang ankommt, bricht sein Wagen aus und er verursacht einen Unfall. Somit muss Elias länger bleiben, als er gedacht hatte. Er wollte seinen Großvater nur kurz zum Geburtstag gratulieren, Kaffee trinken und sich dann auf den Rückweg machen. Nun muss sein Wagen in der einzigen Werkstatt repariert werden und somit sitzt er mehrere Tage in dem kleinen Dorf fest. Hinzu kommt, dass am nächsten Morgen sein Großvater plötzlich tot ist. Elias erkundet das kleine Dorf und stellt schnell fest, dass hier irgendetwas nicht stimmt. Auch die Einwohner kommen ihm suspekt vor. Er ahnt zu dem Zeitpunkt nicht, was noch alles auf ihn zukommen wird.

Stephan Ludwig hat einen Schreibstil, an den ich mich erst gewöhnen musste. Zu Beginn dieses Buches dachte ich erst, ich lese einen Roman anstelle eines Thrillers. Es wird ausschweifend die Ankunft von Elias und den Bewohnern des kleinen Dorfes Volkow berichtet. Doch dann ging es rasant zur Sache und die Spannung steigerte sich rasend schnell. Manche Ereignisse fand ich zwar etwas fragwürdig oder zu überzogen, aber irgendwie passte es dann doch alles zusammen. Viele offene Fragen, die sich entwickelten, wurden am Ende alle beantwortet. Die Charaktere waren, außer Elias, alle sehr suspekt, verschroben, geheimnisvoll dargestellt und passten perfekt in diese verrückte und teilweise verstörende Geschichte.

Ich konnte dann das Buch nicht mehr aus der Hand legen, musste unbedingt wissen, wie es weitergeht und wollte die offenen Fragen dringend beantwortet haben. So hat dieser Thriller mich gefesselt und ich habe mit Elias die ganze Zeit mitgefiebert.

Fazit:

Ein Thriller, der ruhig begann und dann rasant an Fahrt aufnahm. Eine verrückte und verstörende Geschichte, die mich nach und nach immer mehr fesselte und mir tolle und spannende Lesestunden bescherte. Mir hat dieser Thriller sehr gut gefallen.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.03.2020
Dankbarkeiten
Vigan, Delphine

Dankbarkeiten


ausgezeichnet

Michèle Seld, genannt Michka, ist eine alte Dame, die ihre Wörter verliert. Sie, die immer ein unabhängiges Leben geführt hat, kann plötzlich nicht mehr alleine leben. Marie, eine junge Frau, um die sich Michka gekümmert hat, seit sie ein kleines Mädchen war, bringt Michka in einem Seniorenheim unter. Dort findet sich Michka nur schlecht zurecht, sie vermisst gerade in ihren hellen Momenten ihre Unabhängigkeit. Doch sie bemüht sich, im Seniorenheim zurecht zu kommen. Der junge Logopäde Jérome scheint Michka zu verstehen und kümmert sich liebevoll um sie, genau wie Marie, die Michka so oft besuchen kommt, wie sie es einrichten kann. Michka zeigt den beiden auf ihre Art, wie wichtig es ist Zuneigung und tiefes Verständnis zu bekommen, egal wie alt man ist.

Michka hat seit langem einen dringenden Wunsch, das Ehepaar zu finden, welches sie als Kind für 3 Jahre aufgenommen und ihr damit das Leben gerettet hat. Michka möchte sich endlich bei ihnen bedanken. Doch sie hat nur die beiden Vornamen und den Ort des Ehepaares.

Ich mag die Bücher und den Schreibstil von Delphine de Vigan sehr. Sie hat es wieder geschafft, mich mit ihrer kurzen und doch eindringlichen Geschichte zu begeistern und zu berühren. In der kurzen Zeit, in der man Michka kennengelernt hat, hat man sie sofort ins Herz geschlossen.

Es geht in diesem Roman ums alt werden, um Menschlichkeit und Dankbarkeit. So liebevoll und verständnisvoll, wie Marie und Jérome mit Michka umgehen und sie verstehen, wünscht man sich, dass mit allen alten Menschen so umgegangen wird, was in der Realität natürlich nicht machbar ist. Die Ärzte und Pflegerinnen werden weder die Zeit noch das Verständnis für jeden einzelnen Bewohner eines Altenheims aufbringen können. Doch es ist denke ich so, wie Jérome es geäußert hat, manche Patienten liegen einem einfach mehr am Herzen.

Fazit:

Ein wunderschön geschriebener Roman über das Alter, Menschlichkeit und Dankbarkeit. Intensiv und sehr berührend.

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.03.2020
Das kann uns keiner nehmen
Politycki, Matthias

Das kann uns keiner nehmen


sehr gut

Hans ist wieder in Afrika, er will es schaffen, den Kilimandscharo zu besteigen, im Krater zu übernachten und mit Afrika Frieden zu schließen. Seine Vergangenheit hier nun endlich abschließen zu können. Doch dann kommt ihm der Tscharli dazwischen, ein Ur-Bayer, respektlos, ohne Benimm und unmöglichen Ansichten.

Nachdem die beiden eine Nacht im Schneesturm im Krater überstanden haben, schweißt sie diese Erfahrung zusammen. Und so kommt es, dass Hans eine ganze Woche mit dem Tscharli verbringt. Der ihm anfangs so unsympathisch und unmöglich erscheinende Kerl überrascht Hans immer wieder aufs neue. Wie er mit seinen flotten Sprüchen die Menschen dazu bringt, ihn zu lieben und zu bewundern. Wie er Hans versucht beizubringen, endlich lockerer zu werden und Spaß zu haben. Wie er von einer guten Laune plötzlich anfängt zu weinen und Hans ihn in den Arm nimmt, um in zu trösten. Beide Männer verbringen erlebnisreiche Tage zusammen, die Hans verändern. Sie erzählen sich die Geschichte ihrer großen Liebe und es entwickelt sich eine wunderbare Freundschaft zwischen den beiden. Doch der Tod fährt in Afrika immer mit.

Matthias Politycki hat einen Schreibstil, mit dem ich anfangs nicht so gut zurechtkam. Es dauerte, bis ich in der Geschichte drin war. Doch dann konnte ich nicht genug davon bekommen und bedauerte, dass die Geschichte nicht noch weiterging. Zum Ende hin faszinierte mich alles, die Beschreibung von Afrika, die Freundschaft von Hans und dem Tscharli sowie deren gemeinsame Erlebnisse. Ebenso die liebevolle Erinnerung von Hans, wenn er an Tscharli und die Zeit mit ihm in Afrika dachte, fand ich wunderschön.

Auch die Vergangenheit der Beiden war sehr interessant geschildert und rundete die Geschichte zum Ende hin vollends ab.

Mich hat dieser Roman, der teilweise traurig machte, zum anderen wieder sehr witzig geschrieben war, sehr berührt. Außerdem interessant war, dass der Autor wirklich 1993 in Afrika fast ums Leben gekommen ist und seine damalige Freundin, heute seine Frau, ihm das Leben gerettet hat.

Sehr sympathisch kamen auch alle afrikanischen Freunde, Helfer, Träger, Sänger und Gefährten von Tscharli rüber. Und besonders die frechen Sprüche vom Tscharli waren einfach herrlich und lustig.

Fazit:

Ein interessanter Roman, der mir nicht gleich am Anfang seine Schönheit und seine Stärke gezeigt hat, dafür dann umso eindringlicher. Er hat mir sehr gut gefallen und mich berührt.

7 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.02.2020
Ein untadeliger Mann / Old Filth Trilogie Bd.1
Gardam, Jane

Ein untadeliger Mann / Old Filth Trilogie Bd.1


sehr gut

Edward war Kronanwald in Hongkong und ein sehr erfolgreicher. Nun ist er alt und hat sich mit seiner Frau Betty in England zur Ruhe gesetzt. Geboren in Kotakinakulu, die Mutter stirbt bei seiner Geburt, sein Vater ignoriert ihn und lässt ihn von anderen aufziehen. Bis er 5 Jahre alt ist und nach England gebracht wird. Für die Raj-Waisen ist es zu gefährlich in Malaysia, deshalb werden sie von ihren Eltern in dem Alter nach England geschickt. Wo sie erst in Pflegefamilien kommen und dann auf eine Privatschule gehen sollen. So sieht auch Edwards Zukunft aus. Mit zwei entfernten Cousinen kommt er zu Ma Didds, einer schrecklichen und gewalttätigen Frau, wo sie nur Drohungen, Bestrafungen und Schläge erfahren. Edward übersteht die schlimme Zeit, kommt dann in das Institut von Sir, einem Mann, der seine Privatschule ohne Gewalt führt und bei den Jungen sehr beliebt ist. Auch sein Stottern verliert er dort fast ganz und findet einen Jungen, Pat Ingoldby, der sein bester Freund wird.

Jane Gardam hat einen tollen und flüssigen Schreibstil. Ich war schnell in der Geschichte um Edward Feathers und habe ihn irgendwie in mein Herz geschlossen. Obwohl er ein sehr gefühlsarmer und immer disziplinierter Mann war, mochte ich ihn. Seine Frau Betty mochte ich auch, obwohl ich bei ihr nicht ganz durchblickte. Deshalb bin ich schon sehr auf den zweiten Band "Eine treue Frau" gespannt.

Der Ablauf der Geschichte war gut aufgebaut, man bekam immer mehr Durchblick, was im Leben von Edward geschah und warum er sich teilweise so distanziert verhielt.

Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Ich freue mich nun auf den zweiten Band und bin schon sehr gespannt.

Fazit:

Ein interessanter Roman, über das Leben von Edward, einem untadeligen Mann. Er hat mir sehr gut gefallen.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.02.2020
Der Zorn der Vergeltung
Krüger, Martin

Der Zorn der Vergeltung


ausgezeichnet

In Frankfurt wird ein angesehener Kunstexperte und seine Familie ermordet. Marie Winter und Daniel Parkov ermitteln gegen eine Gruppe von Menschenhändlern, die sich selbst die Vier Apostel nennen. Die Ermittlungen führen über Russland bis in die Schweiz. Ein Auftragskiller, genannt der Panther, will die vier Apostel töten und ist Winter und Parkov immer voraus. Bis sie selbst auch in größter Gefahr schweben.

Dies ist der vierte Band der Reihe um Kriminalhauptkommissarin Marie Winter und BKA-Profiler Daniel Parkov. Leider habe ich die Vorgängerbände nicht gelesen, was ich jetzt auf jeden Fall nachholen werde. Hilfreich wäre es gewesen, da ich die Vorgeschichte der beiden leider überhaupt nicht kannte. Doch das tat keinen Abbruch, denn dieser Thriller ist so spannend, dass ich ihn kaum aus der Hand legen konnte. Außerdem hat der Autor immer kleine Rückblicke einfließen lassen, so dass man gute Einblicke aus den Vorbänden hatte.

Die beiden Hauptprotagonisten Winter und Parkov haben mir super gefallen. Besonders die privaten Ereignisse um die beiden rundeten diesen Thriller ab. Für mich ist immer auch wichtig, Privates der Ermittler zu erfahren, damit man sich ein gutes Gesamtbild machen kann.

Und auch der Ablauf der Ereignisse war detailliert und gekonnt dargestellt. Die Spannung zog sich konsequent durch das ganze Buch und steigerte sich am Ende sogar noch, und obwohl es über 500 Seiten lang war, hatte ich nicht eine Minute das Gefühl, dass es langatmig oder langweilig wurde. Der Cliffhanger am Ende verspricht schon die Vorfreude auf den nächsten Band.

Fazit:

Megaspannender Thriller, den man unbedingt lesen sollte.

Bewertung vom 16.02.2020
Das Haus der Frauen
Colombani, Laëtitia

Das Haus der Frauen


ausgezeichnet

Solène ist eine erfolgreiche Anwältin in Paris. Bis ein Mandant von ihr nach einer Urteilsverkündung direkt vor ihren Augen Selbstmord begeht. Das reißt ihr den Boden unter den Füßen weg. Sie hat einen Burn-out. Völlig aus der Bahn geworfen erhält sie von ihrem Psychiater Tabletten. Er rät Solène, sich eine ehrenamtliche Tätigkeit zu suchen, die ihr gut tut und. Anderen Menschen helfen, das hilft einem selbst am besten in der Situation, in der sie momentan ist. Solène ist anfangs skeptisch, aber sie bewirbt sich auf eine ausgeschriebene Stelle als "öffentliche Schreiberin". Sie beginnt ihr Ehrenamt schließlich im Haus der Frauen. Ein riesiges Gebäude, welches 743 Zimmer hat für Frauen in Not. Der Anfang dort ist schwer, die Bewohnerinnen sind anderen gegenüber verschlossen und mißtrauisch. Doch nach und nach gewinnt Solène das Vertrauen immer mehr von den Frauen, die von der Gesellschaft verstoßen wurden. Sie schreibt Briefe, hört zu, tröstet und muss selbst getröstet werden. Sie erfährt einzelne Lebens- und Leidensgeschichten der Bewohnerinnen, welche sie sehr berühren und ihr zu Herzen gehen. Sie erfährt den Zusammenhalt und die Magie dieses Hauses. Und ihr Leben hat wieder einen Sinn bekommen.

Dieser Roman ist in zwei Zeitebenen geschrieben. Zum einen ging es um das Paris heute, um das Leben von Solène und ihren Erfahrungen im Haus der Frauen. Und der andere Erzählstrang erläuterte die Geschichte der Frau, die den Palast der Frauen erst geschaffen hat. Blanche Peyron. Diese Frau hat ihr Leben bei der Heilsarmee verbracht und für die Armen gekämpft, wie eine Löwin. Da Solène schon immer gut mit Worten umgehen konnte und schon immer den Traum hatte, einen Roman zu schreiben, informiert sie sich eingehend über Blanche und beschließt, über diese tolle und erfolgreiche Frau ein Buch zu schreiben.

Die Autorin Laetitia Colombani hat einen klaren und ruhigen Erzählstil. Man konnte über die Seiten fliegen und in die Geschichte eintauchen. Der Aufbau der Story und die einzelnen Charaktere fügten sich harmonisch ineinander und haben mir sehr gut gefallen. Besonders Solène und fast alle anderen kamen toll und authentisch rüber. Bei der einen oder anderen Leidensgeschichte der Bewohnerinnen kamen mir sogar die Tränen, so sehr berührten sie mich.

Fazit:

Ein faszinierender Roman mit tollem Thema und interessanten Charakteren, der mich sehr berührt und begeistert hat.

20 von 21 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.02.2020
Alles wird hell
Jessen, Julia

Alles wird hell


sehr gut

Es geht in diesem Roman um Oda. Sie erzählt in Ich-Form von der Zeit, als sie ein kleines Mädchen war, dann sechzehnjährig, dann vierzig und am Ende als sie achtzig Jahre alt ist. Es geht viel um ihre Familie, um ihren Bruder Kalle, ihre Eltern und Großeltern. Ihren Lebensgefährten Ulf und ihrem Sohn Fritz. Um Hochzeiten, Geburtstage und Beerdigungen. Kurz vor ihrem 40. Geburtstag teilt sie Ulf mit, dass sie sich noch ein zweites Kind wünscht. Beziehungsweise weiß Ulf das, aber er hat sie viele Jahre vertröstet. Nun teilt er Oda mit, dass er kein zweites Kind mehr will. Oda hat damit arg zu kämpfen. Sie weiß nicht, wie sie damit umgehen soll. Soll sie sich fügen und es akzeptieren oder soll sie Ulf verlassen. Wie kann man Entfremdung überwinden, die Liebe bewahren?

Zu Beginn des Romans habe ich gedacht, was ist das denn für ein Buch? Gedanken. Gedanken von Oda. Viele Gedanken. Viele wirre Gedanken. Ich war auch verwirrt, weil mich Oda's viele und wirre Gedanken ganz verwirrten und ich ihnen anfangs nicht so recht folgen konnte. Doch dann beim weiterlesen gefiel mir der Roman immer besser und ich wollte unbedingt wissen, wie das Buch und natürlich die Geschichte von Oda und Ulf endet.

Der Schreibstil war für mich anfangs gewöhnungsbedürftig, aber als ich dann völlig in der Geschichte war, gefiel er mir. Die Charaktere waren teils witzig, teils verrückt dargestellt. Oda gefiel mir mal mehr, mal weniger, je nach ihren Handlungen, von denen ich manche nicht nachvollziehen konnte.

Fazit:

Für mich mal ein ganz anderer Roman, der hauptsächlich von Oda's Gedanken erfüllt ist. Sehr gewöhnungsbedürftig am Anfang, aber dann hat er mir sehr gut gefallen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.02.2020
Die verbotene Zeit
Winter, Claire

Die verbotene Zeit


ausgezeichnet

Es ist das Jahr 1975 in England: Clara hatte einen schlimmen Verkehrsunfall und seitdem sind ihre Erinnerungen verschwunden. Sie kann sich an das letzte halbe Jahr nicht mehr erinnern. Der Journalist David hilft ihr dabei, herauszufinden, was in den letzten 6 Monaten geschehen ist. Ihre Eltern und ihr Ehemann sind ihr keine große Hilfe dabei. Sie erfährt, dass sie auf der Suche nach ihrer verschwundenen Schwester Anastasia war. Ihre Nachforschungen führen Clara in die Vergangenheit der 30er Jahre und nach Berlin. Und sie kommen langsam hinter einige Geheimnisse.

Dieser Roman spielt in zwei Zeitebenen. So erfährt man als Leser alles, um am Ende die ganzen Details und Geschehnisse zusammenfassen zu können. Der Ablauf der Geschichte ist toll konstruiert und der Schreibstil hat mir super gefallen. Man ist von der ersten Seite an gefesselt und kann das Buch gar nicht mehr beiseite legen. Die einzelnen Charaktere sind toll herausgearbeitet und man durchlebt mit ihnen all die schrecklichen Dinge, die sie erlebt haben. Die ganze Geschichte ist sehr emotional.

Fazit:

Ein mitreißender und emotionaler Roman, der mich begeistert und berührt hat. Absolute Leseempfehlung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.