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Benutzername: 
CCK
Wohnort: 
Aachen

Bewertungen

Insgesamt 43 Bewertungen
Bewertung vom 14.11.2021
State of Terror
Rodham Clinton, Hillary;Penny, Louise

State of Terror


ausgezeichnet

Mit zahlreichen Verweisen auf das aktuelle politische Geschehen inszenieren Hillary Clinton und Louise Penny in diesem Polit-Thriller ein Bedrohungsszenario für die amerikanische Demokratie. Geschickt werden die typischen Elemente des Genres eingesetzt, so dass die Story ein echter Page-Turner ist. Aus verschiedenen Perspektiven werden die Entwicklungen verfolgt und eingeordnet. Bis zur letzten Seite ist nicht klar, welchen Personen aus ihrem Umfeld die Hauptakteurin - die amerikanische Außenministerin Ellen Adams - vertrauen kann. Die zahlreichen Seitenhiebe auf die Vorgängerregierung von Präsident Dunn sparen aber auch nicht mit Satire. An vielen Stellen bekommt man Einblicke in die innersten Zirkel der Regierung (leider wird aber nicht geklärt, wieviel davon reale Bezüge aus der Zeit der Außenministerin Clinton hat).
Die hohe Spannung ist aber niemals unangemessen hart oder mit Horrorelementen, was wir sicherlich der Co-Autorin Louise Penny zu verdanken haben, die mit ihren Krimis über Inspektor Gamache auch in Deutschland viele Fans gefunden hat.

Bewertung vom 30.10.2021
Die unhöfliche Tote / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.2
Bennett, S J

Die unhöfliche Tote / Die Fälle Ihrer Majestät Bd.2


sehr gut

Wie schon im ersten Band gibt die Autorin detaillierte Einblicke in den Alltag von Queen Elisabeth. Vieles erinnert an die Netflix-Serie "The Crown", wobei diese noch nicht im Jahr 2016 angekommen ist.
Die Königin wird als bodenständige und intelligente Frau geschildert, die voller Humor auf die Beflissenheit ihrer Angestellten blickt. Aber sie fühlt sich auch sehr für sie verantwortlich, vor allem als eine Hausdame unter mysteriösen Umständen tot am königlichen Swimmingpool gefunden wird.
Wieder spannt sie ihre Privatsekretärin Rozie und den Chief Inspector Strong für ihre geheimen Ermittlungen ein. Der kriminalistische Anteil des Romans ist allerdings der Schwächste. Für meinen Geschmack wurden viel zu viele Personen eingeführt, die ähnliche Funktionen hatten und die aber nur beiläufig erwähnt wurden, so dass man als Leser*in durchaus den Überblick verlieren kann.
Sehr interessant ist jedoch die Darstellung der ungezählten Kunstschätze im Besitz der englischen Königsfamilie. Allerdings habe ich keine Informationen zu den Bildern finden können, die im Buch erwähnt werden (Britannia von Vernon Hooker / 4 Musen von Artimisia Gentileschi). Da wäre ein Hinweis am Ende des Buches, welche Gemälde erfunden sind und welche sich wirklich im Palast befinden noch hilfreich gewesen.

Bewertung vom 18.10.2021
Das Leben, ein großer Rausch / Die Polizeiärztin Bd.2
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein großer Rausch / Die Polizeiärztin Bd.2


gut

Leider kann dieser Band nicht das einhalten, was das erste Buch der Reihe versprochen hat.
Der Spannungsbogen ist durch die häufigen Perspektivwechsel wohl wieder hoch, aber irgendwie fehlt dem Roman das Zentrum - ein richtiger roter Faden ist schwer erkennbar. Man fühlt sich hineingenommen in den Rausch der 20er in Berlin - von einem Highlight zum nächsten. Der Kriminalfall - direkt zu Beginn wird eine Messerattacke auf die aufstrebende Schauspielerin Doris vorgenommen - gerät dabei immer wieder in den Hintergrund.
Etwas enttäuschend ist auch die Häufung der Eheschließungen: die nach Unabhängigkeit strebenden Frauen heiraten dann doch alle - oder hängen sich an einen Mann. Ob dabei ihre eigenen Berufsvorstellungen weiter eine Rolle spielen können, ist noch nicht sicher.
Großen Raum nimmt die Frage ein, ob sich Frauen gegen eine Schwangerschaft entscheiden dürfen und ob Magda, die Ärztin, sie dabei unterstützen sollte.
Trotz der schweren ethischen Fragen und der detaillierten Darstellung der sozialen Probleme der damaligen Zeit ist es eher eine leichte, romantisierende Lektüre.

Bewertung vom 08.10.2021
Die Frauen aus der Marktgasse / Atelier Rosen Bd.1
Lamballe, Marie

Die Frauen aus der Marktgasse / Atelier Rosen Bd.1


gut

Durch detailreiche Schilderungen der Kleidung und der Lebensweise führt uns die Autorin auf eine Zeitreise in eine deutsche Kleinstadt im 19. Jahrhundert.
Elise, die uneheliche Tochter einer Putzmacherin, gerät durch die Freundschaft mit der adligen Sybilla und mit dem Offizier von Haynau in Gefahr. Mutig verbindet sie jedoch ihre Flucht mit der Suche nach ihrem verschollenen Vater.
Leider waren mir im Laufe der Erzählung einige Handlungsstränge zu unlogisch oder vor dem historischen Hintergrund unglaubwürdig.
Darüber hinaus handelt es sich um den Beginn einer Reihe - dies ging leider aus dem Cover und dem Ebook nicht hervor. So bleibt man am Ende des Buches ein wenig unbefriedigt und mit einigen losen Enden zurück.

Bewertung vom 25.09.2021
Die vier Winde
Hannah, Kristin

Die vier Winde


ausgezeichnet

Kristin Hannah schildert in diesem Familiendrama eindringlich die Folgen der Dürre in Texas in den 1930er Jahren. Zusammen mit der Weltwirtschaftskrise führt das zu Arbeitslosigkeit und Hunger in unvorstellbarem Ausmaß und zu einer Fluchtbewegung innerhalb der Vereinigten Staaten.
Der Roman konzentriert sich auf eine einzige Familie.
Die in gutbürgerlichen Verhältnissen aufgewachsene, aber kränkelnde und von der Familie unbeachtete Elsa heiratet aufgrund einer ungewollten Schwangerschaft in die Farmerfamilie Martinelli ein. Von ihren Schwiegereltern erfährt sie Anerkennung, ihr Mann Raf jedoch macht sie dafür verantwortlich, dass er seine Träume nicht leben kann.
Als es mehrere Jahre in Folge nicht regnet und Raf sie verlassen hat, ist sie durch Hunger und Krankheit gezwungen, die Farm der Familie zu verlassen und in Kalifornien ihre Kinder alleine zu ernähren.
Das Buch nimmt sich die Zeit, den Niedergang der Farmerfamilie in alltäglichen Situationen zu schildern. Die Schilderung des Hungers, der Armut, des Drecks, der Krankheiten und des täglichen Kampfs ums Überleben geht unter die Haut.
Bekommen machen auch die vielen Übereinstimmungen mit heutigen Krisen. Leider hat sich auch der Umgang mit den Betroffenen, mit denen die ihr Land verlassen müssen, nicht wirklich verbessert.
Unbedingte Leseempfehlung für dieses historische Drama mit aktuellen Bezügen.

Bewertung vom 25.09.2021
Das letzte Bild
Jonuleit, Anja

Das letzte Bild


ausgezeichnet

Das Schwarzweißbild einer schönen Frau mit altrosa Hintergrund auf dem Cover lässt nicht vermuten, welche Spannung in diesem Roman steckt.

Anja Jonuleit arbeitet akribisch einen alten Mordfall in Norwegen auf. Im Jahr 1971 wird eine Frauenleiche gefunden. Das Opfer hatte viele Schlaftabletten zu sich genommen und war stark verbrannt. Da keiner die Frau als vermisst meldet, wird der Fall als Selbstmord zu den Akten gelegt, obwohl es viele Ungereimtheiten gibt.

Moderne Ermittlungsmethoden führen dann dazu, dass man feststellen kann, wo die Frau aufgewachsen ist und es werden Phantombilder auch in Deutschland, Belgien und Frankreich veröffentlicht. Nun meldet sich die Familie der Frau, die in den Wirren des 2. Weltkrieges von ihrer Mutter und ihrer Zwillingsschwester getrennt wurde.

Die Fakten des Falls(, die im Anhang noch einmal detailliert aufgeführt sind) und die Fantasie der Autorin greifen geschickt ineinander. Die Einführung in jedes Kapitel durch ein Zitat aus der ZEIT erhöht die Authentizität der Darstellung.

Auf zweit Zeitebenen begleiten wir Marguerite auf der Suche nach ihrer Familie und Eva auf den Spuren der getöteten Tante. Bis zur letzten Seite ermitteln die Leser*innen mit und werden durch neue Wendungen überrascht.

Trotz des zu Grunde liegenden Kriminalfalls ist es aber kein typischer Krimi, da auch das Familiendrama und der historische Kontext (Lebensbornheime in Norwegen) aufgearbeitet werden.

Ich vergebe 5 Sterne für diesen spannende und gut recherchierten Roman.

Bewertung vom 14.09.2021
Barbara stirbt nicht
Bronsky, Alina

Barbara stirbt nicht


gut

Aus der Sicht von Herrn Schmidt erleben wir einen großen Einschnitt in seinen Lebensalltag: seine Frau Barbara ist schwer erkrankt und kann sich nicht mehr um den Haushalt kümmern.
Etwas überzeichnet stellt die Autorin dar, dass er nicht einmal weiß, wie man einen Kaffee kocht, aber er stellt sich der Herausforderung und lernt tatsächlich kochen. Aber nicht nur dieses Problem muss gelöst werden, auch die Auseinandersetzung mit seinen Kindern und der Umgang mit den mitleidigen Blicken der Nachbarn und Freunde stehen dem Eigenbrötler bevor.
Das Buch beleuchtet die Entwicklung, die durch diese plötzliche Veränderung einhergeht: Herr Schmidt muss einige seiner Lebensüberzeugungen überprüfen.
Ich fand das Buch daher nicht "urkomisch", wie auf dem Cover vermerkt - zumal einem das Lachen mehrfach im Hals stecken bleibt, wenn man nach und nach versteht, welche Einstellungen der alte Herr bisher vertreten hat und wie er immer wieder die Augen verschließt, wenn etwas nicht seinen Idealen entspricht.
Da das Buch nur die Perspektive von Herrn Schmidt darstellt, bleiben seine Überzeugungen ohne Widerspruch stehen. Für mich ist dies daher keine leichte Lektüre, da seine Ansichten teils schwer zu akzeptieren sind.

Bewertung vom 22.08.2021
Das Kreuz des Pilgers / Pilger Bd.1
Schier, Petra

Das Kreuz des Pilgers / Pilger Bd.1


weniger gut

Das aufwendig gestaltete Cover im Stil des Mittelalters hat mich sofort angesprochen und ich hoffte auf einen farbenprächtigen und spannenden historischen Roman.
Geschildert wird der Überfall auf eine Handelskarawane im Jahr 1379, bei der Gottfried getötet wird. Er hinterlässt die Witwe Reinhild. Wir folgen ihr nach Koblenz, wo sie aufgewachsen ist und lernen ihre Familie und die Freunde der Kindheit kennen. Eine besondere Rolle spielt noch ein Reliquienkreuz, das Palmiro und Conlin von einer Pilgerreise im Heiligen Land mitgebracht haben. Die Autorin schildert den Umgang mit psychischen Erkrankungen, Vergewaltigung und Homosexualität im Mittelalter und den schwindenden Einfluss des Landadels.
Für meinen Geschmack wird jedoch vieles zu detailliert dargestellt und der weitere Verlauf der Geschichte ist doch sehr vorhersehbar. So wird dann auf 500 Seiten ausgewalzt, was die Leserin nach 100 Seiten schon vermutet und aus Andeutungen geschlossen hatte. Und ganz am Ende stellt man fest, dass es sich um den ersten Teil einer Trilogie handelt, was weder aus dem Cover noch dem Klappentext hervorgeht. Das finde ich schon ärgerlich, zumal in dem vorliegenden ersten Band keines der eröffneten Probleme sinnvoll zur Lösung geführt wird und sämtliche Fäden noch in der Luft hängen.
Empfehlenswert ist das Buch daher nur, wenn man auch bereit ist, die weiteren Teile zu lesen.

Bewertung vom 13.08.2021
Ein erhabenes Königreich
Gyasi, Yaa

Ein erhabenes Königreich


ausgezeichnet

Schon das außergewöhnliche Cover in dunklen Grün- und Violetttönen und der goldenen Schrift verspricht exzellenten Lesegenuss – und das Buch hält dieses Versprechen ein.
In kraftvoller, ruheloser Weise mit authentischen Gedankensprüngen in die Vergangenheit erzählt Gifty vom Schicksal ihrer Familie.
Nach der Geburt des älteren Bruders Nana will ihre Mutter diesem alle Möglichkeiten eröffnen und wandert in die USA aus. Der Vater fasst dort nicht gut Fuß und geht ohne seine Familie zurück nach Ghana.
Yaa Gyasi schildert die Suche nach der eigenen Identität zwischen Afrika und Amerika – zwischen evangelikaler Gemeinde und wissenschaftlicher Karriere. Immer finden sich in dem Buch Sätze, die man mehrmals liest und nachklingen lässt.

Bewertung vom 28.07.2021
Julius oder die Schönheit des Spiels
Saller, Tom

Julius oder die Schönheit des Spiels


ausgezeichnet

Angelehnt an das Leben des deutschen Tennisstars der 1930er Jahre Gottfried von Cramm entführt uns Tom Saller in eine schillernde Welt und Zeit.
Geschickt verknüpft er dabei Rückblenden, fiktive Tagebucheinträge aus dem Gefängnis und eine spätere Suche nach der Wahrheit durch einen amerikanischen Tennisspieler.
Schon früh wird deutlich, dass der Roman nicht streng an der geschichtlichen Wahrheit interessiert ist - der deutsche Wimbledonsieger im Jahr 1984 (!) ist ein schwarzhaariger junger Mann mit griechischem Vater.
Doch die Darstellung des liberalen, adeligen Elternhauses und der goldenen 20er Jahre in Berlin sind sehr authentisch und fesselnd.
Saller betont in einem am Ende des Buches abgedruckten Interview, das er bewusst eine gewisse Distanz zu von Cramm gelassen hat, da die spannenden Fragen rund um die Anklage der Nationalsozialisten in den Jahren 1938/39 nicht mehr endgültig geklärt werden können.
Diese Fragen nehmen im Buch jedoch großen Raum ein:
Hat der Deutsche im noch heute als vielleicht bestes Tennisspiel aller Zeiten betitelten Einzel des Daviscupfinales 1937 bewusst verloren, um zu verhindern, dass die Nationalsozialisten einen Sieg politisch ausnutzen?
Liegen der Anklage, dass von Cramm homosexuelle Kontakte hatte, doch wahre Begebenheiten zu Grunde?
Insgesamt ein sehr gut recherchierter Roman für alle historisch Interessierten - nicht nur für Tennis-Begeisterte.