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Benutzername: 
Dreamworx
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 1343 Bewertungen
Bewertung vom 12.09.2023
Strahlen der Liebe / Das Haus der Perlen Bd.3
Jacobi, Charlotte

Strahlen der Liebe / Das Haus der Perlen Bd.3


sehr gut

Wenn wir wirklich wissen, wofür wir brennen, dann leuchten wir! (Albert Einstein)
1924 München. Seit Jahren führt das Ehepaar Henya und Jakob Schmerler nun das traditionsreiche Schmuckgeschäft Thomass. Tochter Lulu wurde ebenfalls mit dem Juwelenvirus geboren und wünscht sich nichts mehr als Goldschmiedin zu werden, so dass ihr Vater Jakob sie schon bald in die Lehre nimmt. Ihr älterer Bruder Valentin dagegen arbeitet als Anwalt in einer angesehenen Kanzlei. Als der Eigentümer des Juweliergeschäfts, Fritz Thomass, sowohl das Wohnhaus als auch das Geschäft beim Glücksspiel an den ewigen Widersacher Gehrke verliert, steht die Familie Schmerler vor den Scherben ihres Lebens. Doch dann naht Rettung durch die Ankunft von Ayumi, die im Auftrag ihres Onkels Kokichi Mikimoto ein Ladengeschäft in München finden soll, um dort die weltberühmten Mikimoto-Perlen zu vertreiben. Während Valentin sich sofort in Ayumi verliebt, durchlebt ausgerechnet Lulu immer wieder ein Wechselbad der Gefühle, denn ihr Angebeteter ist nicht nur der Sohn des Erzfeindes, zwischen ihnen gibt es auch immer wieder Missverständnisse, bis Tobias auf einmal spurlos verschwunden ist…
Mit „Strahlen der Liebe“ legt das Autorenduo Charlotte Jacobi den finalen Band ihrer Perlenhaus-Trilogie vorgelegt, der nicht nur mit gut recherchiertem historischen Hintergrund glänzt, sondern auch mit einer weit verzweigten Familiengeschichte zu unterhalten weiß. Der flüssig-leichte und bildhafte Erzählstil bringt den Leser zurück ins vergangene 20. Jahrhundert, um sich dort im Juweliergeschäft Thomass einzunisten und den Familienmitgliedern, allen voran Valentin und Lulu, auf Schritt und Tritt zu folgen. Während Valentin seinen Beruf als Rechtsanwalt in einer Kanzlei ausübt, verdingt sich Lulu erst als Verkäuferin im eigenen Laden. Insgeheim jedoch möchte sie eine Ausbildung zur Goldschmiedin machen, um all ihre Ideen in die Tat umsetzen zu können. In Australien packt Jakob Schmerlers alter Freund Daku mit seiner Familie die Koffer, da die Geschäfte schlecht laufen. Eine Einladung von Kokichi Mikimoto, dem Onkel seiner Frau, nach Japan soll die Wende bringen. Tochter Ayumi ist sofort Feuer und Flamme für die japanischen Zuchtperlen und eignet sich mit Hilfe von Kokichi einiges an Wissen an, mit dem sie dann nach München geschickt wird, um dort ein Ladenlokal zu finden. Über wechselnde Perspektiven erhält der Leser nicht nur einen guten Einblick in die japanische Perlenkunst, sondern erlebt parallel die Schwierigkeiten mit, die das Haus Schmerler und das Juweliergeschäft Thomass erreichen. Während im Hintergrund Hitler versucht, mit seinen Schergen Unruhe in München zu verbreiten, Drogen Einzug in die Tanzlokale halten sowie Hass und Intrigen zu einem Toten und einer Verhaftung führen, reist der Leser zwischen München und Italien hin und her. Der Spannungslevel wird durch die Perspektivwechsel in die Höhe gepuscht und lässt Raum für allerlei Spekulationen, die nach und nach aufgeklärt werden.
Die Charaktere besitzen authentische menschliche Eigenschaften, die sie dem Leser ans Herz wachsen und ihnen auf Schritt und Tritt folgen lassen. Lulu ist eine liebenswerte, offene junge Frau mit Talent. Tobias Gehrke ist ein herzensguter Kerl, der sich nichts mehr wünscht als ein eigenes Restaurant. Valentin ist ein zurückhaltender, eher pragmatischer Mann, den nichts so leicht aus der Reserve locken kann. Ayumi betört nicht nur mit ihrem exotischen Aussehen, sondern auch mit ausgeprägtem Wissen und Cleverness. Aber auch Jakob, Henya, Kokichi, Daku, Gesa, Joetze und der alte Gehrke tragen auf ihre Weise zum Unterhaltungswert der Handlung bei.
„Strahlen der Liebe“ bildet einen gelungenen Abschluss der Perlen-Trilogie um das Traditionsjuweliergeschäft Thomas am Münchner Marienplatz und überzeugt mit Familiengeschichte, Liebe, Intrigen und guter historischer Hintergrundrecherche. Verdiente Leseempfehlung für eine unterhaltsame sowie lehrreiche Lektüre!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.09.2023
Zeit des Wandels / Das Kaufhaus Bd.3
Berg, Susanne von

Zeit des Wandels / Das Kaufhaus Bd.3


sehr gut

Es sind immer die einfachsten Ideen, die außergewöhnliche Erfolge haben. (Tolstoi)
1909 Berlin. Die Kaufhäuser von Leonhard und Flora Tietz sind mittlerweile in jeder größeren deutschen Stadt und werden von ihnen und ihrer engeren Verwandtschaft geführt. Sohn Alfred soll demnächst in die Geschäftsführung einsteigen, deshalb reist er nach Berlin, um dort im Auftrag seines Vaters Aktien zeichnen zu lassen, damit Tietz demnächst an die Börse gehen kann. Durch einen Zufall begegnet er im von Oscar geführten dortigen Kaufhaus Tietz der jungen Lehrerin Margarete. Zwischen den beiden sprühen sofort die Funken, doch sie verlieren sich wieder aus den Augen. Aber Alfred lässt nicht locker, diese wunderbare Frau in Berlin aufzuspüren und stürzt sich dabei in so allerlei fragwürdige Unternehmungen, bis er Margarete wiedergefunden hat. Von da an kann sie nichts mehr trennen, sie gibt sogar ihre geliebte Stelle auf, um mit Alfred nach Köln zu gehen. Doch die Kaufhauswelt Tietz steht immer öfter harten Gegnern gegenüber, die sich gegen die Übermacht wehren und dabei auch nicht vor Gewalt und Zerstörung halt machen…
Susanne von Berg hat mit „Zeit des Wandels“ den Abschlussband ihrer historischen Hertie-Trilogie vorgelegt, der durch die Verflechtung von Fiktion und Realität eine unterhaltsame Lektüre verspricht und dem Leser gleichzeitig eine Zeitreise spendiert. Der flüssige und farbenfrohe Erzählstil bringt den Leser schnell ins 20. Jahrhundert, um sich dort unsichtbar unten den Mitgliedern der Familie Tietz zu bewegen und vor allem Albert zu folgen. Dieser macht sich mit einem Auftrag seines Vaters auf den Weg von Köln nach Berlin, wo er einerseits in Oscars Warenhaus-Dependance einige neue Ideen aufschnappt und andererseits auf die Frau seines Lebens stößt. Während er alles daran setzt, Margarete für sich zu gewinnen, muss er nebenbei auch miterleben, wie Konkurrent Wertheim seinem Onkel Oscar das Leben schwer macht und ihn ausbooten will. Daheim in Köln sehen sich Leonhard und Flora Anfeindungen anderer Ladenbesitzer ausgesetzt, die zunehmend radikaler und gewalttätiger werden. Die Autorin hat gut recherchiert und den historischen Hintergrund mit ihrer Handlung verwoben. So darf der Leser gemeinsam mit Margarete und Alfred per Zeppelin von Berlin nach Köln reisen, auf deren Reise auch die Wuppertaler Schwebebahn von oben zu sehen ist. Der Spannungslevel zwar ist mäßig, die Perspektivwechsel zwischen einigen Protagonisten verleihen der Geschichte aber Kurzweiligkeit.
Die Charaktere sind liebevoll in Szene gesetzt und lassen mit ihren menschlichen Eigenschaften den Leser nahe an sich heran. Flora und Leonhard sind inzwischen alt geworden, doch noch immer brennt die kaufmännische Leidenschaft in ihren Adern. Beide sind liebevolle und kreative Menschen, die nichts auf die Familie kommen lassen und sich auch um jeden und alles selbst kümmern wollen. Oscar und Betty sind mittlerweile verheiratet und mit ihrem Kaufhaus erfolgreich. Alfred ist ein junger Mann mit Prinzipien, freundlich, aufgeschlossen, auf der Suche nach der großen Liebe. Margarete hat eine Frau mit einem Herz aus Gold, der die Bedürftigen am Herzen liegen. Sie ist wohlbehütet und gut erzogen aufgewachsen, hält viel auf Werte wie Freundschaft und Ehrlichkeit. Protagonisten wie Wertheim sind in dieser Geschichte das Salz in der Suppe, denn sie bringen mit ihrem Neid und ihren Intrigen etwas Unruhe hinein.
„Zeit des Wandels“ bildet einen gelungenen Abschluss der Hertie-Trilogie, die mit einem Mix aus Familiengeschichte, Missverständnissen, Liebe, Einfallsreichtum und historischem Hintergrund eine unterhaltsame Lektüre für den Leser bietet. Verdiente Leseempfehlung!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.09.2023
Worte der Wahrheit / Die Repoterin Bd.2
Simon, Teresa

Worte der Wahrheit / Die Repoterin Bd.2


ausgezeichnet

Trau Dich, sei mutig! Kein Übel ist so schlimm wie die Angst davor. (Seneca)
1965. Als gradlinige Gesellschaftsreporterin der Münchner Zeitung „Der Tag“ hat sich Malou Graf einen Namen gemacht, dass löst auch bei ihrem Verleger sowie biologischen Vater Winkler Respekt aus. Ihre empathische Art bringt ihre Gesprächspartner zum Reden, so dass schon bald eine Anfrage nach der anderen ins Haus flattert. Von Romy Schneider über die Rolling Stones oder Roy Black – alle geben sich die Klinke in die Hand, um von Malou interviewt zu werden. Einigen Kollegen gefällt ihr Erfolg nicht, deren Missgunst bekommt Malou am eigenen Leib zu spüren. Neben ihrem beruflichen Pensum ist Malou eine junge Mutter, die sich nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes allein um Töchterchen Leonie kümmern muss. Ohne ihre Freundinnen würde sie nicht alles unter einen Hut bekommen. Und dann gibt es auch noch einige familiäre Geheimnisse, die an die Oberfläche drängen…
Teresa Simon hat mit „Worte der Wahrheit“ den Abschlussband ihrer Reporterin-Dilogie um ihre Hauptprotagonistin Marie „Malou“ Graf vorgelegt, der den Leser nicht nur mit einem akribisch recherchierten historischen Hintergrund zu faszinieren weiß, sondern mit einer spannend erzählten Handlung an das Buch fesselt und auch nach der letzten Seite noch lange gedanklich beschäftigt. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil schafft es bereits mit wenigen Worten, den Leser zurück ins Jahr 1965 zu beamen, wo er als unsichtbarer Schatten Malou auf Schritt und Tritt folgt. Hier erlebt er eine zielstrebige, fleißige junge Frau, die einige Schicksalsschläge einstecken muss, aber auch als berufstätige Mutter alles unter Dach und Fach kriegen möchte. Malou wickelt mit ihrer offenen und aufrichtigen Art so manchen Star um den Finger und kratzt so Dinge an die Oberfläche, auf die Kollegen ihres Genres ewig warten. Ihre eigene Familiengeschichte ist kompliziert und kommt erst nach und nach ans Tageslicht. Aber auch die Männer, die sie näher an sich heranlässt, machen es ihr nicht gerade leicht. Auf ihre Freundinnen kann sie sich dagegen in jeder Lebenslage verlassen, sie sind ihre eigentliche Familie in der Not. Während Simon mit dem Leser Malous Werdegang und Schicksal teilt, lässt ihn gleichzeitig durch die historischen Ereignisse der Jahre 1965 bis 1969 sausen. Ob Musik, Mode, politische oder gesellschaftliche Ereignisse –ein wunderbarer Farbfilm läuft im Kopf des Lesers ab, während dieser vor Spannung Seite um Seite verschlingt. Die Autorin hat ein Händchen dafür, dass Geschichte in ihren Büchern lebendig wird.
Die Charaktere sind liebevoll und detailliert in Szene gesetzt, menschliche Ecken und Kanten lassen sie sehr authentisch wirken, so dass der Leser das Gefühl hat, sie zu kennen, sich sofort mit ihnen wohlfühlt und sich an ihre Fersen heftet. Marie ist eine patente, freundliche Frau mit großem Einfühlungsvermögen, Empathie und Rücksichtnahme. Ebenso ist sie eine Kämpferin und mutig genug, sich allen Widerständen in den Weg zu stellen. Freundin Roxy ist Malous Fels in der Brandung, immer da, wenn man sie braucht. Halbbruder Chris ist auf der Suche, doch diese gestaltet sich recht gefährlich, wenn ihm nicht jemand zu Hilfe kommt. Aber auch Philip, Matthias, Samy und Onkel Julius haben Auftritte, die der Handlung zusätzlichen Pepp geben.
Der Titel „Worte der Wahrheit“ ist Programm: ob bei Malous Interviews oder in Hinblick auf ihre familiäre Situation. Der Roman vereint exzellente historische Recherche mit einer Handlung, die durchweg zu fesseln weiß. Neben einer wahren Achterbahn der Gefühle spendiert die Autorin dem Leser ein wunderbares Kopfkino und eine Reise durch vier spannende Jahre, in denen Geheimnisse, Missgunst, Freundschaft und Liebe hervorragende Unterhaltung bieten. Absolute Leseempfehlung – besser geht es nicht – Chapeau!!!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2023
Hickory Hills
Musser, Elizabeth

Hickory Hills


sehr gut

Es kommt der Tag, der alles lösen wird. (Friedrich von Schiller)
2020 Atlanta, Georgia. Allie hat ihre Zukunft schon genau geplant. Gemeinsam mit ihrem Verlobten Austin möchte sie ein Therapiezentrum mit Pferden auf dem Gestüt ihrer Großmutter Dale eröffnen, doch dann kommt alles ganz anders. Nach dem Tod von Dale muss Allie erfahren, dass ihre Großmutter das Gestüt an einen Immobilienhai verloren hat und ihre Zukunftspläne Geschichte sind. Allie will sich damit nicht abfinden und sucht verzweifelt nach Möglichkeiten, ihr versprochenes Erbe doch noch zu bekommen. Dabei stößt sie auf die Vergangenheit von Dale und alte Familiengeheimnisse, von denen Allie keine Ahnung hatte. Ob sie erkennt, welchen Schatz ihre Großmutter ihr wirklich hinterlassen hat?
Elizabeth Musser hat mit „Hickory Hills“ einen sehr tiefgründigen, emotionalen Roman vorgelegt, der den Leser über zwei unterschiedliche Zeitebenen gut zu unterhalten weiß. Der flüssige, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil nimmt den Leser sofort mitten hinein ins Geschehen, wo er zum einen Allie in der Gegenwart zur Seite steht, zum anderen aber auch die Vergangenheit von Großmutter Dale in den 30er/40er Jahren miterleben lässt. Im Wechsel erlebt der Leser einerseits die Enttäuschung von Allie über das verlorene Erbe und ihre geradezu besessene Suche nach dem versprochenen Nachlass ihrer Großmutter, während er andererseits Einblick in Dales Leben als erfolgreiche Spring- und Dressurreiterin und ihre Liebe zum Pferdesport sowie zu Jungendliebe Tommy bekommt bis hin zu den großen Veränderungen durch den 2. Weltkrieg. Die Autorin verknüpft beide Zeitstränge auf wunderbare Weise miteinander, gibt die Emotionen von Verlust, Enttäuschung sowie Hoffnungsschimmer sehr gut an den Leser weiter, der sich gemeinsam mit Allie auf der Suche nach dem „Schatzkästchen“ immer mehr dem Familiengeheimnis nähert. Während die Geschichte um Dale dem Leser sehr nah ans Herz geht, steht er Allie eher als Beobachter gegenüber, zu sehr von ihrer Enttäuschung geleitet und verbissen wehrt sie sich dagegen, dass ihre Träume nicht erfüllen. Dabei zeigt sich umso deutlicher, dass sie den Kampfgeist ihrer Großmutter geerbt hat und ihr sehr ähnlich ist. Der christliche Aspekt wurde von der Autorin sehr gut mit ihrer Handlung verwoben, in dem es vor allem um Hoffnung, Respekt, Genügsamkeit und Gottvertrauen geht.
Die Charaktere sind mit glaubwürdigen menschlichen Eigenschaften ausgestattet und liebevoll in Szene gesetzt, so dass der Leser sich nur zu gern an ihre Fersen heftet, um die Vergangenheit und die Gegenwart mit ihnen zu erkunden. Dale ist eine sympathische Frau, zielstrebig, ehrgeizig, mutig, kämpferisch und stark. Jugendliebe Tommy ist ein fröhlicher Filou, der mutig und abenteuerlustig ist, jedoch auch einiges wegstecken muss. Allie ist mit ihrer Sturheit nicht gerade eine Sympathieträgerin. Zeitweilig wirkt sie hart, völlig verbohrt und unbeugsam, will mit dem Kopf durch die Wand und stößt viele mit ihrer Art vor den Kopf. Es dauert eine Weile, bis sie anfängt, sich auf das eigentliche Erbe ihrer Großmutter zu konzentrieren und den Wert dessen schätzen zu lernen. Aber auch Nanny Husy spielt eine große Rolle in dieser tiefgründigen Geschichte.
„Hickory Hills“ ist nicht nur eine tiefgründige Geschichte über zwei Zeitebenen, interessanten Protagonisten sowie einem zu lüftenden Familiengeheimnis, sondern spiegelt das gesamte Kaleidoskop von Gefühlen wieder. Die Seiten jagen nur so dahin und fesseln den Leser bis zum letzten Moment. Verdiente Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.08.2023
Glanz des Glücks / Das Haus der Perlen Bd.2
Jacobi, Charlotte

Glanz des Glücks / Das Haus der Perlen Bd.2


sehr gut

Viele Tränen sind Perlen, die nicht gehoben wurden. - Peter Sirius
1888. Seit Marie Thomass ins Münchner Juweliergeschäft kam, sind 44 Jahre vergangen. Inzwischen ist das Geschäft nach ihrem Bruder Carl Thomass benannt, der dieses mit seiner Familie unterhält. Die 19- jährige Henya Schmerler, deren Vater in Frankfurt als Notar arbeitet, hat bei Carl eine Anstellung als Schmuckverkäuferin ergattert und darf schon am ersten Arbeitstag die Bekanntschaft von Erzherzogin Marie Therese machen. Auch die Begegnung mit dem Goldschmiedelehrling Jakob ist für Henya schicksalhaft, denn beide verlieben sich sofort ineinander, obwohl Jakob kurz vor seinen Wanderjahren steht, die ihn nach Australien zu Henyas Großonkel Moritz Schmerler und dessen Perlenfischerei führen sollen. Als Henya in ihrem Gästezimmer ein altes Tagebuch findet, ist sie von dem Inhalt sofort fasziniert, gehörte es doch der verstorbenen Marie Thomass. Schon bald kommt sie einem alten Geheimnis auf die Spur, dass Jakob in Australien plötzlich lüftet…
Das Autorenduo Charlotte Jacobi hat mit „Glanz des Glücks“ den zweiten Band ihrer Perlenhaus-Trilogie vorgelegt, der dem ersten in punkto Familiengeschichte und gut recherchiertem Hintergrundwissen über die Perlenzucht in nichts nachsteht. Der flüssige, gefühlvolle und farbenfrohe Erzählstil beamt den Leser sofort in die Vergangenheit und ins Juweliergeschäft Carl Thomass in München, wo er Henya Schmerler über die Schulter schauen darf und einige Schicksalsmomente miterlebt. Im Juweliergeschäft Carl Thomas ist die jüngste Generation am Start. Henya kommt aus Frankfurt nach Bayern, da sie nicht nur ihren Traumberuf ausüben darf und ihre große Liebe Jakob kennenlernt, sondern mit seiner Hilfe auch ein altes Familiengeheimnis aufdeckt. Als Leser vermisst man im ersten Moment die liebgewonnene Marie, doch wird man mit den neuen und einigen altbekannten Charakteren schnell warm. Der Tagebuchfund ist ebenso spannend inszeniert wie Jakobs Aufenthalt in Australien, aber auch Henyas persönliches Schicksal geht dem Leser schnell ans Herz. Einige Machenschaften sind wirklich kriminell. Die Lage für ledige schwangere Frauen erforderte zur damaligen Zeit so einiges an Phantasie und Vorschiebung falscher Tatsachen, um das Kind nicht einfach entzogen zu bekommen. Auch die Machtverhältnisse und Intrigen zwischen einigen Charakteren sind unfassbar böse, was dem Spannungslevel der Handlung gut tut und den Leser mitreißt.
Die Charaktere sind mit glaubwürdigen Ecken und Kanten versehen, so dass sie sofort eine Nähe zum Leser herstellen, der ihnen nur zu gerne bei ihren Unternehmungen folgt. Henya Schmerler ist eine liebenswerte junge Frau, die ihren Beruf liebt und sich um ihre Mitmenschen sorgt. Sie ist neugierig und offen. Jakob ist ein lieber Kerl, der ein großes Interesse an fremden Tierarten und der Perlenzucht hegt. Er ist ehrlich, hilfsbereit und schließt schnell Freundschaften, nur das Verhältnis zu seinem Vater ist vergiftet, denn jener ist die Hinterhältigkeit auf zwei Beinen. Kutscher Leonhard spielt diesmal nicht nur eine Nebenrolle, auch der Doktor rückt in den Fokus des Geschehens. Ebenso verhelfen einige andere Protagonisten sowie überraschende Wendungen der Geschichte zu dem gewissen Etwas.
„Glanz des Glücks“ ist eine gelungene Fortsetzung über das traditionsreiche Münchner Juweliergeschäft Thomas. Historische Recherche sowie eine durchweg unterhaltsame, verzweigte Familiengeschichte mit einigen Intrigen sorgt für schöne Lesestunden. Verdiente Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.08.2023
Schimmern der Hoffnung / Das Haus der Perlen Bd.1
Jacobi, Charlotte

Schimmern der Hoffnung / Das Haus der Perlen Bd.1


sehr gut

Man muss viele Muscheln öffnen, um eine Perle zu finden...
1844 München. Die Perlenohrringe ihrer verstorbenen Mutter sind der größte Schatz der 21-jährigen Marie Thomass, denn sie liebt den Glanz der kleinen runden Juwelen über alles. Als sie der Einladung ihres Bruders Carl Thomass folgt und nach München reist, wo er als Goldschmiedelehrling beim Juwelier Neustätter arbeitet, kommt sie eher zufällig an eine Anstellung als Schmuckverkäuferin. Diese bringt sie eines Tages auch ins Vogtland zu den Perlenfischern, wo sie sich Hals über Kopf in Moritz Schmerler verliebt, der dort im elterlichen Betrieb als Perlenfischer arbeitet. Da Moritz Marie als Zweitgeborener nichts zu bieten hat, begibt er sich auf Wanderschaft nach Bayern, um bei einem anderen Perlenfischer zu arbeiten, sich so einen eigenen Betrieb zu erarbeiten und in der Nähe von Marie zu sein, während diese in München weiterhin als Verkäuferin tätig ist. Ein Unglück und ein Missverständnis sorgen für die Trennung von Marie und Moritz…
Das Autorenduo hinter dem Pseudonym Charlotte Jacobi hat mit „Schimmern der Hoffnung“ den Auftakt für ihre Haus-der-Perlen-Trilogie vorgelegt, die nicht nur die Entstehung und den Werdegang des Münchner Traditionsjuweliers Carl Thomas am Marienplatz erzählt, das heute noch existiert, sondern den Leser mit viel Hintergrundwissen vor allem über Perlenschmuck zu unterhalten weiß. Der flüssig-leichte und bildhafte Erzählstil lässt den Leser schnell gedanklich ins 19. Jahrhundert reisen, wo er sich an die Seite der jungen Marie Thomass heftet und ihr Schicksal hautnah miterlebt. Marie liebt den Zauber von Schmuck und vor allem Perlen, so dass die Arbeit als Schmuckverkäuferin für sie ein absoluter Traumberuf ist. Mit ihrer Gabe, jedem Kunden genau das Richtige zu präsentieren, erarbeitet sie sich schon bald einen guten Ruf. Ebenso hat sie wunderbare Ideen für Maßanfertigungen des königlichen Hofes, vorerst glänzt damit ein Mitglied der Juweliersfamilie. Marie saugt alles auf, was die Schmuckherstellung und das Entstehen der Perlen betrifft. Dabei hilft ihr Moritz Schmerler sehr, in den sie sich sofort verliebt. Während die Autoren dem Leser die schwierige Perlenfischerei näher bringen, schaffen sie ein farbenfrohes Bild der Landschaften und Örtlichkeiten, so dass der Leser das Gefühl hat, vor Ort zu sein. Gesellschaftliche Normen werden innerhalb der Handlung zwar nur gestreift, sind jedoch aussagekräftig genug, um die damaligen Sitten und Gebräuche zu erfassen.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und in Szene gesetzt. Authentische menschliche Eigenschaften verleihen ihnen etwas Lebendiges, so dass der Leser sich ihnen gern an die Fersen heftet. Marie Thomass ist eine offene und ehrliche junge Frau, der schnell die Sympathien zufliegen. Sie durfte ihre Leidenschaft zum Beruf machen und liebt es, edle Schmuckstücke an den Kunden zu bringen. Ihre herzliche, liebevolle Art lässt sie schnell Freunde gewinnen. Moritz Schmerler ist ein herzensguter Kerl, der seine Arbeit als Perlenfischer liebt und dessen Erfahrung allseits geschätzt wird. Er ist hilfsbereit und unterstützt jeden, der seine Hilfe benötigt. Simon Neustätter, der Neffe des Juweliers ist ein strebsamer Mann, der sich allerdings mit fremden Federn schmückt und zuweilen aufdringlich und arrogant daher kommt. Carl Thomass, Maries Bruder, ist ein eher ruhiger Zeitgenosse. Luise Neustätter ist eine patente Frau, die ein großes Herz hat. Aber auch die weiteren Protagonisten machen die Handlung lebhaft und interessant.
„Schimmern der Hoffnung“ ist nicht nur ein gelungener Einstand in eine große Familiensaga, sondern erzählt neben einer Geschichte von Liebe und Freundschaft auch die Entstehung eines alteingesessenen Münchner Juweliergeschäfts. Unterhaltsame Lesestunden mit verdienter Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.08.2023
Perlenbach
Caspari, Anna-Maria

Perlenbach


ausgezeichnet

Es interessiert nicht als was jemand geboren ist, sondern zu was er wird. – Joanne K. Rowling
19. Jh. Wilhelm wächst als Bauersohn in ärmlichen Verhältnissen in Dörfchen Wollseifen auf. In der Winterzeit hat er Gelegenheit, bei der Tuchfabrikantenfamilie Becker in Monschau zu verbringen, wo er schon bald mit dem gleichaltrigen 8-jährigen Sohn Jakob eng befreundet ist. Die Dritte im Bunde ist Luise, die Arzttochter und Nachbarin der Beckers. Die drei Kinder streifen gemeinsam durch die Landschaft, erleben so manches Abenteuer und schwören sich ewige Treue am Perlenbach. Doch mit zunehmendem Alter driftet das Kleeblatt auseinander. Während Luise danach strebt, Ärztin zu werden, hofft Jakob auf ein unabhängiges Leben weit ab von der Fuchtel seines Vaters. Und Wilhelm möchte etwas erreichen und nie mehr Armut leiden. Als Wilhelm, Jacob und Luise nach langer Zeit bei einem Fest aufeinandertreffen, kommt es zu einem durch Wilhelm ausgelösten Eklat…
Anna-Maria Caspari hat mit „Perlenbach“ die Vorgeschichte ihres Eifel-Romans „Ginsterhöhe“ vorgelegt, der nicht mit einem akribisch recherchiertem historischen Hintergrund punktet, sondern den Leser auch mit den Lebensläufen dreier beeindruckender Hauptprotagonisten zu überzeugen weiß. Der flüssige, farbenprächtige und empathische Erzählstil katapultiert den Leser schnell ins 19. Jahrhundert, wo er zuerst den jungen Wilhelm und seine Lebensumstände kennenlernt, um dann auch auf Jacob und dessen Familie sowie auf die Nachbarstochter Luise zu treffen. Die Handlung erstreckt sich über den Zeitraum 1867 bis 1904 und zeigt die individuellen Lebenswege der drei so unterschiedlichen Freunde auf. Wilhelm kennt die Armut aus erster Hand, denn seine Familie lebt mehr schlecht als recht von der Schafzucht. Auf dem elterlichen Betrieb will er nicht arbeiten, sondern unbedingt raus aus seinem Heimatdorf, um etwas aus sich zu machen und nicht länger Hunger leiden zu müssen. Dies gelingt ihm, indem er in der Tuchfabrik Becker eine Arbeit annimmt. Jakob Becker dagegen wird schon früh darauf getrimmt, später einmal die Fabrik vom Vater zu übernehmen. Dabei hat er ganz andere Vorstellungen davon, wie sein Leben aussehen soll, vor allem aber will er dem Einfluss der Familie entfliehen, um sein Geheimnis zu hüten. Luise möchte unbedingt wie ihr Vater den Arztberuf ausüben, nur lebt sie noch im falschen Jahrhundert. Obwohl die Zeit der Industrialisierung einige Möglichkeiten eröffnet, hakt es immer noch an den gesellschaftlichen Normen und Konventionen, so dass so mancher Traum zerbricht. So ist Luise als Frau der Zugang zum Studium bisher verwehrt. Doch sie kämpft darum und lässt keine Möglichkeit aus, sich weiterzubilden. Was lange Zeit ein eingeschworenes Freundeskleeblatt war, verliert sich mit zunehmendem Alter immer mehr aus den Augen, wobei auch der historische Hintergrund mit seinen Anteil trägt. Die Autorin erzählt facettenreich und fesselnd, dass der Leser das Buch kaum aus der Hand legen kann und die Seiten regelrecht verschlingt, während ihn ein farbenfrohes Kopfkino begleitet.
Die Charaktere sind lebendig ausgestaltet und in Szene gesetzt, sie überzeugen mit authentischen menschlichen Eigenschaften und lassen den Leser sehr nahe an sich heran. Dadurch hat dieser einen guten Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt und heftet sich an ihre Fersen. Wilhelm ist zielstrebig, fleißig und weiß genau, was er will. Allerdings muss er sehr hart kämpfen, um den ihn umwehenden Duft der Armut zu vertreiben. Luise ist hartnäckig, hat fortschrittliche, fast schon moderne Ansichten und kämpft wie eine Löwin, um Ärztin zu werden. Auch wenn ihr ständig gesellschaftlich Knüppel zwischen die Beine geworfen werden, hat sie einen langen Atem und gibt nicht auf. Jakob wirkt neben Wilhelm und Luise recht blass, trieft vor Selbstmitleid, ist hypersensibel und zeigt so gut wie keinen Elan, seine eigenen hohen Ziele zu verwirklichen. Er wirkt wie ein verzogenes Muttersöhnchen.
„Perlenbach“ begeistert mit akribisch recherchiertem historischem Hintergrund sowie bewegenden Lebensläufen der drei Hauptprotagonisten. Bildhaft und packend erzählt mit absoluter Leseempfehlung!

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.07.2023
Sommerglanz am Liliensee
Büchle, Elisabeth

Sommerglanz am Liliensee


ausgezeichnet

Der Zweifel ist dein bester Freund. - Marcel Proust
1966 Schwarzwald. Harry Sonntag tritt seinen Dienst als neuer Pfarrer der Gemeinde in Vierbrüggen am Liliensee an. Gepflegt gekleidet und gewissenhaft versieht er seinen Dienst, um seine neuen „Schäfchen“ von sich zu überzeugen und in absehbarer Zeit die Karriereleiter hinaufzusteigen. Allerdings ist es vor allem sein gutes Aussehen, das die Damenwelt sich an seine Fersen heftet. Ellen Stein hilft eigentlich im elterlichen Hotel mit, doch sie liebt die Arbeit mit Holz, obwohl sie dieses Talent nur insgeheim ausüben kann. Mit großer Inbrunst restauriert sie die Intarsienschnitzerei der Kirchenempore und trifft dabei auch auf Pfarrer Harry. Immer öfter begegnen sich die beiden und finden alsbald heraus, dass sie einiges gemeinsam haben. Während sich langsam Gefühle für den jeweils anderen in ihren Herzen einnisten, sind es die eigenen Vorstellungen vom Leben, die sie voneinander trennen. Werden sie doch noch einen gemeinsamen Nenner finden?
Elisabeth Büchle hat mit „Sommerglanz am Liliensee“ den dritten Band ihrer Liliensee-Reihe vorgelegt, der den beiden in sich geschlossenen Romanen in punkto Unterhaltungswert, Warmherzigkeit, Romantik, wunderbar ausgearbeitete zwischenmenschliche Beziehungen sowie deren zwiespältige Gefühle in nichts nachsteht. Der flüssige, farbenprächtige und empathische Erzählstil lädt den Leser in den malerischen Schwarzwald ein, wo er sich in Vierbrüggen am Liliensee mal an der Seite von Ellen, mal an der von Harry wiederfindet und ihnen bei der wichtigsten Zeit ihres Lebens beisteht. Sowohl Ellen als auch Harry sind in ihrer jeweiligen Art zurückhaltende Menschen. Harry spricht zwar mutig von der Kanzel zu seinen Kirchenbesuchern, hat aber so seine Probleme mit dem weiblichen Geschlecht. Insgeheim hat er schon jeden seiner Karriereschritte geplant und hofft auf größere Chancen, sieht die kleine Dorfgemeinde als Sprungbrett. Ellen dagegen ist eher in sich gekehrt und lebt ihre künstlerische Liebe im Geheimen aus, um ihre Familie und deren Erwartungen an sie nicht zu enttäuschen. Sie muss sich zwischen der Übernahme des elterlichen Hotels oder dem Ausleben ihres Restaurationstalents entscheiden. Die wunderbar gezeichnete Wohlfühlkulisse der Landschaft und seiner Bewohner lässt beim Leser ein unterhaltsames Kopfkino anspringen, doch täuscht es nicht darüber hinweg, wie sehr sowohl Harry als auch Ellen im Zwiespalt sind über ihre jeweiligen Lebenswege, was auch der Leser hautnah zu spüren bekommt. Feinfühlig und emotional laviert Büchle den Leser durch die Gedanken- und Gefühlswelt von Ellen und Harry, die es beide nicht leicht haben, besonders, da sie auch noch gegenseitig ihr Herz an den anderen verloren haben. Es ist spannend und rührend zu beobachten, wie beide innerlich mit sich kämpfen.
Den Charakteren wurde liebevoll Leben eingehaucht, mit ihren menschlichen Ecken und Kanten wirken sie authentisch, so dass der Leser sich ihnen sofort nahe fühlt und sich an ihre Fersen heftet. Ellen ist eine liebenswerte, sympathische Frau, die Angst vor ihrer eigenen Courage hat. Sie will niemanden enttäuschen, deshalb ist sie zurückhaltend, scheu, ja fast verschlossen, nur in den Gesprächen mit Harry kommt sie aus sich heraus. All ihre Hingabe legt sie in ihre künstlerische Arbeit, die sie erfüllt. Harry ist strebsam, korrekt, beflissen, gutaussehend und unbeholfen Frauen gegenüber. Seine Karriere hat er bereits genau geplant, ohne Eventualitäten zu bedenken. Ebenfalls überzeugen Opa Johann, Charlotte, Georg und weitere Protagonisten mit ihren Auftritten.
„Sommerglanz am Liliensee“ ist eine warmherzige, tiefgründige, aber auch romantische und sehr menschliche Geschichte, die den Leser sofort in ihren Bann zieht und die Gefühle Achterbahn fahren lässt. Wunderbares Herz- und Kopfkino mit absoluter Leseempfehlung!

6 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.07.2023
Seeglasschwestern
Wingate, Lisa

Seeglasschwestern


sehr gut

Eine Schwester ist sowohl dein Spiegel – als auch dein Gegenstück.
Lisa Wingate vereint in ihrem Buch „Seeglasschwestern“ drei unterhaltsame Kurzgeschichten, die jede eine Verbindung zu Hattaras Island haben, eine Beziehung unter Geschwistern unter die Lupe nehmen und in sich abgeschlossen sind.
In den „Seeglasschwestern“ versucht ElisabethGallagher gemeinsam mit ihrer Mutter, ihre Tante Sandy zurück nach Michigan zu holen. Ein Hurricane, der sich Hatteras Islands nähert, torpediert das geplante Vorhaben und die drei Frauen haben viel Zeit zum Reden und zum Wiederannähern. Vor allem aber hilft die Zeit während des Sturms Elizabeth, nach einer beruflichen Pechsträhne wieder nach vorn sieht.
Zwei zerstrittene Schwestern treffen in „Die Gezeitenschwestern“ nach langer Zeit wieder aufeinander. Tandi Reese, steht kurz vor ihrer Hochzeit, als ihr eine Anklage wegen Betrugs in Haus flattert, hinter der ihre ältere durchtriebene, egoistische Schwester Gina steckt. Als Tandi das herausfindet, stellt sie sich Gina mutig entgegen, gewinnt an Selbstbewusstsein und vor allem findet sie noch einiges aus ihrer Vergangenheit heraus. Ihrer Ehe mit Paul steht nun nichts mehr im Wege.
„Die Sandburgschwester“ handelt von Jen, die gerade einen Heiratsantrag von ihrem Freund Evan bekommen hat und aufgrund ihrer negativen Erfahrungen mit ihren Eltern innerhalb einer Sekte in der Vergangenheit nicht weiß, was sie tun soll. Deshalb reist sie mit ihrer kleinen Schwester Lily auf die Insel und trifft dort auf eine Frau, die sich als ihre Schwester herausstellt.
Der flüssige, bildhafte und gefühlige Erzählstil lässt den Leser kurzzeitig an dem Leben der Protagonisten teilhaben, die alle auf der Suche nach Konfliktlösungen mit ihren engsten Verwandten sind. Die in den einzelnen Geschichten erwähnten Probleme reichen alle bis tief in die Vergangenheit zurück und wurden nie ausdiskutiert, lieber trennte man sich, kehrte unter den Teppich oder mied die Konfrontation. Aufgrund der Kürze der einzelnen Handlungen werden gewichtige Themen nur an der Oberfläche angekratzt und bieten nicht viel Tiefe, gleiches gilt für die Protagonisten. Die schöne Hintergrundkulisse von Hatteras Island wird farbenfroh beschrieben, die Insel ist den Naturgewalten ausgesetzt und spiegelt dabei auch sehr intensiv die Stimmungen einer der drei Geschichten wieder. Der Spannungslevel ist gemächlich angelegt, vielmehr geht es um emotionalen Sprengstoff, den es endlich zu entschärfen gilt. Auch wenn die Autorin nur eine begrenzte Seitenzahl für die jeweilige Geschichte hat, werden die Themen für den Leser zufriedenstellend aufgelöst. Der christliche Aspekt ist unaufdringlich in den einzelnen Handlungen eingearbeitet worden und handelt vom Verzeihen, Vergeben und den Mut zu einem Neuanfang.
„Seeglasschwestern“ vereint drei unterschiedliche Konflikte zwischen Schwestern vor dem Hintergrund der Insel Hatteras Island in North Carolina. Empathisch sowie warmherzig bringt Wingate dem Leser die einzelnen Problemfälle näher, die auf eine Auflösung hinstreben. Kurzweilige, unterhaltsame Lektüre mit verdienter Leseempfehlung!

6 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.07.2023
Das Strandcafé der Träume
Lowe, T. I.

Das Strandcafé der Träume


ausgezeichnet

Kunst ist dazu da, den Staub des Alltags von der Seele zu waschen. - Pablo Picasso
Seit dem Tod ihrer Mutter hat Josie Slater ihren Traum von eigener Kunst auf Leinwand aufgegeben, um ihrem Vater im „Driftwood Diner“ unter die Arme zu greifen. Nicht nur ihr Vater ist sich ihrer Unterstützung gewiss, auch die demenzkranke Miss Dalma sowie die Sonntagsschule der Kirche sind Projekte von Josie. Wenn sie mit ihren Freundinnen zusammen ist, dann geht es wenigstens kurzfristig auch mal um sie selbst. Doch vorrangig ist Josie für andere da. Als ihre heimliche Jugendliebe August Bradford, der mit seiner Kunst inzwischen internationalen Bekanntheitsgrad erlangt hat, zurückkehrt in seine Heimat Sunset Cove, schlägt Josies Herz gleich etwas höher. August möchte gemeinsam mit seiner Familie und Josies Unterstützung ein Kunst-Camp für Kinder aufbauen und hofft, dabei ihr Herz für sich zu gewinnen, da er immer schon eine besondere Schwäche für sie hatte. Doch wird Josie der Kunst endlich den Platz in ihrem Leben einräumen, wie sie es insgeheim schon immer wollte, oder hält sie weiterhin an ihren Verpflichtungen anderen gegenüber fest?
T. I. Lowe hat mit „Das Strandcafé der Träume“ den zweiten Band um das Städtchen Sunset Cove vorgelegt, der den Leser mit einer warmherzigen Handlung sowie sympathischen Charakteren sofort in Ferienstimmung bringt. Der flüssig-leichte, farbenfrohe und gefühlvolle Erzählstil lässt den Leser schnell an Josies Seite sinken, um ihr bei allem über die Schulter zu sehen, wobei er sie sehr gut kennenlernt. Josie hat nach dem Tod ihrer Mutter all ihre Träume aufgegeben, um ihren Vater bei der Arbeit im Diner zur Seite zu stehen. Dass sie damit eigentlich auch sich selbst aufgegeben hat und innerlich verkümmert, fällt anscheinend erst einmal niemandem auf. Zu sehr ist es jeder gewohnt, dass Josie immer zur Stelle ist, wenn Hilfe gebraucht wird. Mit der Ankunft von August in Sunset Cove wird Josie einmal mehr bewusst, wie sehr sie die Kunst in ihrem Leben vermisst hat. Trotzdem benötigt es einiges an Geduld und liebevollem Zureden von August, um Josies selbst errichtete Mauern langsam ins Wanken zu bringen. Der christliche Aspekt ist wunderschön mit der Geschichte verwoben worden. Es geht nicht nur darum, seine gottgegebenen Talente auszuleben, um ihm dadurch zu huldigen, sondern auch um den Glauben an sich selbst und dass Gott einem in allem beisteht. Obwohl die Geschichte keinen richtigen Spannungsbogen besitzt, lässt die Handlung den Leser nicht los, lebt sie doch vor allem von den einfühlsam beschriebenen Sorgen und Nöten der Protagonisten.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit menschlichen Eigenheiten versehen worden. Sie wirken authentisch und nehmen den Leser sofort für sich ein, der sich sofort unter sie mischt. Josie ist eine zurückhaltende, talentierte Frau mit großem Verantwortungsgefühl. Bei all ihrer Hilfsbereitschaft und Unterstützung für andere hat sie sich und ihre eigenen Träume über die Jahre verloren und sich immer mehr innerlich abgeschottet. Dabei ist sie ängstlich geworden und wagt kaum noch etwas. August ist ein einfühlsamer, geduldiger und verständnisvoller Mann, der viel mit Josie gemeinsam hat, ihr dies aber erst einmal wieder ins Gedächtnis rufen muss. Schicksalsschläge haben ihn stark und selbstbewusst werden lassen. Miss Dalma ist eine herzensgute alte Seele, die unter Demenz leidet, doch in ihren wachen Momenten machen ihre Weisheiten anderen Mut, aus sich herauszukommen. Aber auch Theo, Opal, Sophie und Lincoln tragen mit ihren Episoden zum Unterhaltungswert der Geschichte bei.
„Das Strandcafé der Träume“ umhüllt den Leser während der Lektüre wie eine warme Decke. Die Handlung wird tiefgründig und hoffnungsvoll erzählt, verbreitet dabei eine wohlige Stimmung und hinterlässt am Ende beim Leser das Gefühl, dass mit Gottes Hilfe und dem Glauben an sich selbst alles erreichbar ist. Absolute Leseempfehlung!

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