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Nuigurumi

Bewertungen

Insgesamt 67 Bewertungen
Bewertung vom 04.04.2016
Vor hundert Jahren und einem Sommer
Ernst, Jürgen-Thomas

Vor hundert Jahren und einem Sommer


ausgezeichnet

Es gibt kein Buch, mit dem ich „Vor hundert Jahren und einem Sommer“ vergleichen könnte – das war ein ganz neues Leseerlebnis für mich.

Erzählt wird die Geschichte von Annemie, die als kleines Kind von ihrer ledigen Mutter zu Zieheltern in das „Dorf der Kirschen“ gebracht wird. Ab einem bestimmten Alter möchte die Ziehmutter Annemie nicht mehr im Haus haben und sie muss ihren eigenen Weg gehen, der sie nach vielen, oft unangenehmen Erfahrungen letztendlich wieder zurück ins Dorf der Kirschen führt…

Das Buch liest sich wie ein Märchen für Erwachsene. Es gibt kaum Namen. Außer Annemie und ihrem „Ziehbruder“ Jonathan werden die Menschen beschrieben, nicht benannt, zum Beispiel der Experimenteur, der Limonadenausfahrer, der Vater des Kindes. Auch Ortsnamen gibt es nicht. Da sind das Dorf der Kirschen, ein Land im Süden, der Ort, der auf ihrer Fahrkarte angegeben war… Und keine Zeitangaben. Nur anhand einiger Vorkommnisse konnte ich mir zusammenreimen, wann die Geschichte spielt. Es gibt auch keine direkte Rede, die den Erzählfluss unterbricht, sondern Gesprochenes wird einfach kursiv geschrieben. Was es gibt, sind sehr detaillierte Beschreibungen der Natur, der Menschen, der Geschehnisse.

Nachdem ich mich an diesen Stil gewöhnt hatte, hat mir das Buch sehr gut gefallen. Für mich war es kein Buch, das ich an einem Tag durchlese, was ich normalerweise mache, weil ich wissen möchte, wie es weitergeht. Doch hier ist die Handlung zwar interessant, aber das Wichtigste ist die Erzählung an sich. Ich fand es sehr schön, mich jeden Abend kurze Zeit mit dem Buch hinzusetzen und in diese eigentümliche Stimmung einzutauchen, die dieses Buch vermittelt.

Bewertung vom 04.04.2016
Die Schneelöwin / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.9
Läckberg, Camilla

Die Schneelöwin / Erica Falck & Patrik Hedström Bd.9


ausgezeichnet

Ein neues Buch von Camilla Läckberg. Das heißt für mich: Zimtschnecken backen, Kaffee kochen und mich mental nach Fjällbacka begeben! Es gibt so viele Krimiserien, in denen das Privatleben der Ermittler wichtig ist und sich weiterentwickelt, aber es gibt keine andere Serie, bei der jeder neue Band für mich eine Art Wiedersehen mit alten Freunden darstellt.

Diesmal schreibt Erica Falck an einem neuen Buch. Dafür besucht sie Laila Kowalska regelmäßig im Gefängnis, die wegen Mordes an ihrem Mann 1975 verurteilt wurde. Erica hat das Gefühl, dass niemand Lailas wahre Geschichte kennt und will sie unbedingt herausfinden.

Gleichzeitig erschüttert der Fall der 16-jährigen Victoria Fjällbacka: sie wurde entführt, konnte aber entkommen und starb auf der Flucht. Als offenbar wird, wie grausam der Täter sie zugerichtet hat und über Monate gequält haben muss, sind alle erschüttert, und Patrik Hedström und sein Team wollen den Fall unbedingt aufklären. Da es noch mehr vermisste Mädchen gibt, suchen sie Gemeinsamkeiten und das Motiv des Täters. Normalerweise stört es Patrik, wenn seine Frau Erica sich in seine Arbeit einmischt, aber diesmal kann er jede Hilfe gebrauchen und bald führt die Spur auch zu Laila…

Nachdem ich vom letzten Band etwas enttäuscht war, hat mich "Die Schneelöwin" wieder überzeugt. Hier stimmt die Balance zwischen Ermittlungen und Privatleben sämtlicher Ermittler, die Rückblicke in die Vergangenheit fügen sich harmonisch ins Geschehen ein und die gesamte Atmosphäre ist nicht mehr so angespannt wie im vorherigen Buch. Verglichen mit allen anderen Bänden nimmt der eigentliche Fall hier viel mehr Raum ein als sonst und privat passiert diesmal nicht allzu viel.

Den Fall baut Camilla Läckberg aber wie immer meisterlich auf und fügt am Ende mehrere Handlungsstränge gekonnt zusammen. Ich gebe zu: ihre Bücher sind alle nach demselben Schema geschrieben. Aber auch dieses Buch ist unterhaltsam, spannend, der Leser baut zu den Charakteren eine Beziehung auf – was will man mehr?

Für mich kann diese Serie noch eine Weile so weitergehen…

Bewertung vom 16.09.2015
Straße nach Nirgendwo / Sheridan Grant Bd.2  (Restauflage)
Löwenberg, Nele

Straße nach Nirgendwo / Sheridan Grant Bd.2 (Restauflage)


sehr gut

Am Ende von "Sommer der Wahrheit" setzt sich Sheridan ins Auto und fährt los … und dann war Schluss. Ich dachte: das kann nicht sein; ich muss doch wissen, wie es weitergeht! Ob die Autorin zu diesem Zeitpunkt schon an einen zweiten Band gedacht hatte, weiß ich nicht, aber ich war sehr überrascht, als ich die Ankündigung zu "Straße nach Nirgendwo" gesehen habe und musste natürlich sofort weiterlesen.

Am Ende des ersten Bandes verlässt Sheridan ihre Familie, nachdem (fast) alle Familiengeheimnisse gelüftet worden sind und die ganze Familie sich im Schockzustand befindet, und der zweite Band geht gleich am nächsten Tag weiter: Sheridan ist unterwegs und ihr Bruder läuft Amok, wobei er mehrere Menschen auf der Farm tötet. Die Medien stürzen sich auf das Ereignis und durch Missverständnisse und Sensationsgier wird Sheridan zunächst die Schuld an allem gegeben, wodurch ihr Name im ganzen Land bekannt wird. Nach einiger Zeit schafft sie es unterzutauchen. Sie lebt unter falschem Namen, nimmt schlechtbezahlte Jobs an, lernt wieder mal die falschen Männer kennen und versucht einfach nur, nicht aufzufallen. Doch wer Sheridan kennt, weiß, dass das nicht funktioniert. Immer wieder gerät sie in gefährliche Situationen und muss wieder von vorn anfangen. Und immer noch sucht sie nach Liebe, denn ihre wahre Liebe musste sie in Nebraska zurücklassen…

Mit "Straße nach Nirgendwo" ist der Autorin wieder ein sehr unterhaltsamer Roman gelungen. Es ist keine große Literatur, einfach nur angenehme Lektüre, die nie langweilig wird. Man darf auf keinen Fall irgendwelche Ähnlichkeiten zu den Krimis der Autorin erwarten, und ich bin der Meinung, dass der zweite Band sehr verwirrend sein muss, wenn man den ersten Band nicht kennt.

Die ganze Atmosphäre in dem Buch ist sehr amerikanisch. Wenn ich es nicht gewusst hätte, hätte ich gedacht, dass das Buch von einem amerikanischen Autor geschrieben wurde. Der Medienrummel ist noch ein bisschen extremer als in Europa und es treten viele typisch amerikanische Charaktere auf, die man hier nicht so finden würde. Etwas genervt haben mich "Amerikanismen" in der Sprache wie "ein paar Dollars" und "er hatte Frühstück" – amerikanische Bücher werden schließlich auch korrekt übersetzt.

Die Handlung ist zwar oft unglaubwürdig und es gibt zu viele Zufälle, aber Sheridan bleibt sich als Charakter treu und das ist für mich das Wichtigste. Man erfährt auch, wie es mit ihrer Familie in Nebraska weitergeht.

Im Gegensatz zum ersten Band werden diesmal mehrere Handlungsstränge zu Ende geführt, aber es gibt Anzeichen dafür, dass Sheridans Geschichte noch nicht zu Ende geschrieben ist…

Bewertung vom 01.09.2015
Worte in meiner Hand
Glasfurd, Guinevere

Worte in meiner Hand


ausgezeichnet

"Worte in meiner Hand" ist ein historischer Roman, der diese Bezeichnung absolut verdient. Im Gegensatz zu vielen anderen historischen Romanen verzichtet er auf jede Effekthascherei und "Action", sondern lebt von seiner Authentizität.

Der Philosoph René Descartes ist sein ganzes Leben lang viel herumgereist. Während seines Aufenthaltes in Amsterdam lernt er Helena Jans van der Strom kennen, die Magd in dem Haus, in dem er zusammen mit seinem Diener zwei Zimmer gemietet hat. Helena kann ein wenig lesen und schreiben, hat aber ansonsten keine Schulbildung. Schon bald holt Descartes die völlig unerfahrene Helena in sein Bett. Doch er geht auch mit ihr spazieren und lässt sich von ihr die Dinge erklären, wie sie sie sieht, was für ihn oft eine völlig neue Sichtweise ist. Trotzdem ist der unüberbrückbare gesellschaftliche Unterschied zwischen ihnen immer spürbar.

Helena wird schwanger. Descartes sorgt dafür, dass sie das Kind bekommen kann, aber er ist nicht für sie da, was Helena nicht verstehen kann. Sie weiß nicht, dass es sein Ansehen zerstören würde, wenn die Wahrheit herauskäme. Später ziehen sie zwar zusammen in ein abgelegenes Haus, aber die Beziehung bleibt schwierig. Seine Tochter liebt Descartes allerdings sehr.

In diesem Buch steht nicht so sehr die Handlung im Mittelpunkt, denn es passiert eigentlich sehr wenig. Wichtiger ist vielmehr die komplizierte Beziehung zwischen Helena und Descartes, die der Leser mit Helenas Augen sieht.

Am Anfang wurde ich beim Lesen etwas ungeduldig. Es passiert so wenig und alles scheint so lange zu dauern. Nachdem ich mich an das langsame Tempo gewöhnt hatte, hat es mir aber gefallen, denn so war das Leben im 17. Jahrhundert nun mal. Das Tempo trägt dazu bei, dass das Buch so authentisch wirkt.

Die Geschichte beruht auf einigen wenigen historischen Fakten; der Rest ist der Fantasie der Autorin entsprungen. Ich hatte aber den Eindruck, dass sie sehr gut recherchiert hat. Auf ihrer Website sagt sie selbst, dass sie zeigen möchte, dass es sich hier nicht um die typische Beziehung eines einflussreichen Mannes zu einer Magd handelt, und möchte, dass der Leser herausfindet, warum sich Descartes zu Helena hingezogen gefühlt hat

Wunderschön geschrieben (und übersetzt!) wird der Leser hier ohne Sensationen und Kostüme allein durch die Atmosphäre in die Vergangenheit versetzt, was nur wenige historische Romane so schaffen.

Bewertung vom 18.08.2015
Baba Dunjas letzte Liebe
Bronsky, Alina

Baba Dunjas letzte Liebe


sehr gut

Die ehemalige Krankenschwester Dunja ist zurück in ihr altes Dorf bei Tschernobyl gezogen. Natürlich ist es sehr einsam, da nur ein paar alte Leute zurückgekehrt sind. Dunjas Tochter lebt in Deutschland, die Enkelin hat sie noch nie gesehen. Gleich im ersten Absatz steht ein Satz, der für mich den Ton dieses Buches festlegt und sehr viel über Baba Dunja aussagt. Über den verrückten Hahn ihrer Nachbarin sagt sie: "Ich glaube nicht, dass es mit der Strahlung zu tun hat. Man kann sie nicht für alles, was blöd zur Welt kommt, verantwortlich machen."

So ist Baba Dunja. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund; gleichzeitig ist sie aber warmherzig, hilfsbereit und vermisst ihre Familie sehr. Von ihrem Sohn ist sie entfremdet, der Tochter schreibt sie regelmäßig Briefe und bekommt von ihr Päckchen mit Dingen, die sie nicht unbedingt braucht. Von der Enkelin kommt einmal ein Brief, den Baba Dunja nicht lesen kann, da er nicht auf Russisch ist…

Das Handlung spielt im Sommer und die Atmosphäre ist besonders, da einerseits die ländliche Idylle beschrieben wird, man andererseits aber ständig im Hinterkopf hat, wo dieses Dorf liegt… Die Dorfbewohner sind auf sich gestellt, da sie in der Todeszone wohnen, die nicht betreten werden darf und in der offiziell niemand wohnt. Post gibt es keine, wie lange es noch Strom gibt, weiß niemand. Eines Tages kommt ein Fremder mit seiner Tochter ins Dorf. Es passiert etwas, das für das Leben aller Dorfbewohner schwerwiegende Folgen hat, vor allem für Baba Dunjas.

"Baba Dunjas letzte Liebe" ist ein schmales Büchlein von 160 Seiten. Am Anfang liest es sich wie ein normaler Roman, aber im letzten Drittel rutscht es leider in eine zu lang geratene Kurzgeschichte ab. Das Buch ist wunderschön geschrieben, so dass man am liebsten sofort losfahren und auch in Baba Dunjas Dorf leben möchte. Die Personen sind schrullig und liebenswert zugleich und für mich hätte es noch ein paar hundert Seiten so weitergehen können. Doch nach dem Vorfall mit dem Fremden im Dorf ändert sich alles: neue Personen kommen dazu, über die der Leser nicht viel erfährt, und die Handlung wirkt abgehackt und hektisch.

Am Ende bleiben so viele Fragen offen und über so viele Personen hätte man gerne viel mehr erfahren! Es ist irgendwie zu wenig für einen Roman und er endet zu abrupt. Das ist wirklich schade und ich war am Ende des Buches etwas enttäuscht, da ich gehofft hatte, die Leichtigkeit des Anfangs würde wiederkommen - was sie aber nicht tat – und dass das die Handlung mehr in sich abgeschlossen sein würde.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.07.2015
Und morgen du / Fabian Risk Bd.1
Ahnhem, Stefan

Und morgen du / Fabian Risk Bd.1


sehr gut

Ich habe schon viele Krimis, auch mit Serienmördern, gelesen, aber hier hat mich der Einfallsreichtum des Autors wirklich überrascht! Ich weiß (und hoffe) nicht, ob dass das alles in Realität so funktionieren würde, doch beeindruckend sind die Ideen schon.

Keine einfache Aufgabe für Kommissar Fabian Risk, der gerade mit seiner Familie zurück nach Helsingborg gezogen ist, wo er seine Kindheit verbracht hat und der zusehen muss, wie ein ehemaliger Klassenkamerad nach dem anderen brutal und eindrucksvoll in Szene gesetzt ermordet wird. Um an den Ermittlungen teilzunehmen, vernachlässigt er (mal wieder) seine Familie. Eigentlich sollte der Umzug Normalität zurück ins Familienleben bringen, da in Stockholm bei Fabians letztem Fall anscheinend etwas vorgefallen ist, was ihm heute noch Alpträume beschert und was vor allem seiner Ehe nicht gut getan hat.

Fabian arbeitet oft nach seinem Bauchgefühl und kümmert sich nicht unbedingt um Regeln. Das macht ihn zu einem guten Kommissar, aber bringt auch Probleme fürs Team mit sich. Besonders sympathisch fand ich Fabian nicht, dafür den Rest seines Teams aber umso mehr.

Der Autor sprudelt nur so vor Ideen und langweilig ist das Buch auf keiner einzigen Seite. Zum Ende hin wurde es mir etwas zu rasant, zumal ich kaum noch nachvollziehen konnte, was dazu geführt hat, dass die Polizei in diese oder jene Richtung ermittelt hat. Überhaupt ist das ganze Buch ein bisschen zu voll gepackt. Außerdem hat mich gestört, dass ständig Andeutungen über Fabians letzten Fall in Stockholm gemacht wurden, ohne dass der Leser mehr darüber erfährt.

Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen. Ein bisschen weniger wäre manchmal mehr gewesen, aber die gute Mischung der Charaktere und die immer neuen Einfälle des Mörders/Autors haben mich gut und spannend unterhalten.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.07.2015
Kaninchenherz / Gesine Cordes Bd.1
Wieners, Annette

Kaninchenherz / Gesine Cordes Bd.1


weniger gut

Bei diesem Buch ist mir etwas passiert, was es bei einem Krimi noch nie gab: ich habe das Buch abends im Bett gelesen und es 10 Seiten vor Ende zur Seite gelegt, um zu schlafen! Das spricht nicht gerade für ein spannendes Ende… Aber ich wusste genau, wer der Mörder ist und die ganze Geschichte war so holprig, dass das Lesen einfach keinen Spaß gemacht hat. Dabei klingt die Idee so gut und der Titel vielversprechend: nach einem Schicksalsschlag wird eine Kommissarin zur Friedhofsgärtnerin und als 10 Jahre später ihre Schwester auf ihrem Friedhof beerdigt wird, holt die Vergangenheit sie ein.

Am Tag der Beerdigung ihrer Schwester Mareike sieht Gesine ihre Familie zum ersten Mal wieder, nachdem ihr 2-jähriger Sohn vor 10 Jahren in Mareikes Obhut an einer Pflanzenvergiftung starb. Gesine trifft Mareikes Mann und ihre Zwillingstöchter zum ersten Mal und wird auch wieder mit ihren Eltern konfrontiert. Mareikes Tod wird von einem Ex-Kollegen von Gesine und einer jungen Kommissarin untersucht, da nicht klar ist, ob es sich um Mord oder Selbstmord handelt.

Ich kann die Lektüre dieses Buches nur als holprig bezeichnen. Das liegt nicht am Stil der Autorin; sie schreibt gut. Aber die Übergänge zwischen den Kapiteln haben mir zu schaffen gemacht. Bei jedem neuen Kapitel musste ich mich neu reinfinden, da war nichts fließend und schlüssig. Das lag vor allem auch daran, dass ich nicht das Gefühl hatte, irgendeine der Personen wirklich kennen zu lernen. Sie sind mir alle fremd geblieben und es gab daher auch keine einzige, deren Handlungen ich nachvollziehen konnte. Die ganze Dynamik in Gesines Familie ist mir auch ein völliges Rätsel geblieben.

Zwischen den Kapiteln werden oft giftige Pflanzen vorgestellt, da Gesine nach dem Tod ihres Sohnes angefangen hat, sich intensiv damit zu beschäftigen. Aber ich verstehe nicht, was das bringen soll. Meiner Meinung nach unterbricht es den Lesefluss nur noch mehr.

Schöne Idee, guter Schreibstil, aber ich bin in dieses Buch nicht reingekommen und habe mich bis zum enttäuschenden Ende durchgequält. Und dann bleiben so viele Fragen offen - nicht zuletzt die nach der Bedeutung des Titels…

Bewertung vom 20.07.2015
Mann ohne Herz / Siri Bergmann Bd.4
Grebe, Camilla;Träff, Åsa

Mann ohne Herz / Siri Bergmann Bd.4


gut

Es ist außergewöhnlich heiß in Stockholm. Die Psychologin Siri Bergmann lebt idyllisch mit ihrem Lebensgefährten und ihrem kleinen Sohn in einem Haus am Meer und hat gerade angefangen, bei der Profilergruppe der Stockholmer Polizei mitzuarbeiten, nachdem sie vor einiger Zeit ihre Praxis aufgegeben hat. Oberflächlich gesehen ist alles perfekt, doch Siri belasten viele Dinge: die Vorfälle, die zur Schließung ihrer Praxis geführt haben, und sie zweifelt auch immer wieder an der Beziehung zu ihrem Lebensgefährten.

Dann wird ein bekannter homosexueller Antiquitätenhändler brutal ermordet und Siris Gruppe wird in die Ermittlungsarbeit eingeschaltet, da die Polizei unter öffentlichem Druck steht. Zunächst bringt man den Mord an einem Kind, das in den Armen seines Vaters erschossen wurde, nicht mit dem aufsehenerregenden Mord an dem Antiquitätenhändler in Verbindung, bis sich herausstellt, dass dieselbe Waffe verwendet wurde. Aber wie können diese beiden grundlegend verschiedenen Fälle zusammenhängen?

Ich mag die Bücher um Siri Bergmann. Sie sind immer eher ruhig und gehen mehr in die Tiefe, also sind es definitiv keine Thriller. Aber diesmal war es mir etwas zu ruhig, als ob die Hitze über Stockholm auch die Handlung gelähmt hätte. Auch ist die Auflösung des Falls nicht besonders überraschend. Zwar mag ich es, wenn das Privatleben der Ermittler in die Handlung einfließt, aber in diesem Fall ist das Verhältnis zwischen Ermittlungen und Privatem nicht ausgewogen. Siris Vergangenheitsbewältigung und ihre Beziehungsprobleme nehmen etwas zu viel Raum ein.

Siris neues Arbeitsumfeld dagegen ist interessant und vielversprechend für zukünftige Bände dieser Serie. Angefangen mit einer patenten Chefin besteht das Team aus Männern mit ungewöhnlichen Charakteren und zum Teil geheimnisumwitterter Vergangenheit. So ganz habe ich allerdings nicht verstanden, welchen Stellenwert Siris Team bei der Polizei hat und was es macht, wenn gerade kein brisanter Fall auf der Tagesordnung steht…

Obwohl das Buch nicht schlecht ist, ist es für mich das bisher schwächste der beiden Autoren-Schwestern, aber ich hoffe, dass sie die vielen Grundsteine, die sie in "Mann ohne Herz" gelegt haben, im nächsten Band gut verwerten und wieder zur alten Form zurückfinden.