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Benutzername: 
kerstin_aus_obernbeck
Wohnort: 
Ostwestfalen

Bewertungen

Insgesamt 57 Bewertungen
Bewertung vom 10.09.2023
Der Klopapierkönig
Ernestam, Maria

Der Klopapierkönig


sehr gut

Ejnar Svensson ist Beamter im schwedischen Vallerås. Fleißig und unauffällig geht er seiner Arbeit nach, dem Einkauf von Dienstleistungen und Gütern. Er macht seine Arbeit gut, wirft das Geld nicht mit vollen Händen zum Fenster raus, sondern wirtschaftet klug und umsichtig.
Doch dann ist da dieser eine Moment der Unachtsamkeit, denn bei den 4 Einheiten Toilettenpapier, die er zur Probe bestellt, handelt es sich nicht um 4 Rollen, Pakete oder Paletten – sondern um 4 volle Lkw. Und nicht nur die Menge gewaltig ist - einlagig und recycelt findet nicht jedermanns Zustimmung.

Aber nun ist es passiert. Der Bürgermeister, der die Geschichte erzählt, organisiert pragmatisch die Lagerung und bringt das Papier in Umlauf. In Vallerås öffentlichen Einrichtungen gewöhnt man sich daran und nach einem kleinen Moment der Aufregung kehrt wieder Ruhe ein.

Diese ist jedoch schlagartig vorbei, als ein Fernsehteam eine Reportage über den Umgang mit öffentlichen Mitteln plant. Die große Menge zu einem guten Preis, sowie der Einsatz von Recyclingpapier wird als sparsam und umweltfreundlich erkannt. Dass dies auf einem Fehler beruht, findet keine Erwähnung und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Aus einem Beamten, der einfach nur seine Arbeit machen möchte, wird ein Held, ein König Widerwillen - und der ambitionierte Bürgermeister nutzt die Situation zur Erweiterung der eigenen Popularität und der Bekanntheit des Ortes.

Maria Ernestam erzählt in ihre kleinen, feinen Kurzroman eine charmante Geschichte, die jedoch nicht stumpf ist, sondern zum Nachdenken anregt, aber nicht, wie viele Lagen und welches Material es braucht, sondern wie weit der eigene Ehrgeiz gehen darf und über den Einfluss der Medien.

Zunächst habe ich gedacht, dass die Geschichte in Richtung „Guten Tag, mein Name ist Lohse, ich kaufe hier ein“ geht – aber es geht nicht um Schreibpapier und Radiergummis für 40 Jahre oder palettenweise Senf. Es geht um einen Mann, der einfach nur in Ruhe seiner Tätigkeit nachgehen will, der kein Held und König sein möchte, jedoch keine Chance hat, dem ganzen Theater, den Medien und seinem karriereorientierten, öffentlichkeitssuchenden Chef zu entfliehen.

Ein feiner, lesenswerter Kurzroman.

Bewertung vom 10.09.2023
Kleine Probleme
Pollatschek, Nele

Kleine Probleme


gut

31.12.2000irgendwas.
Ein Jahr geht munter dem Ende entgegen und auch hinter Lars liegen 365 (oder 366) Tage.
52 Wochen, in denen so allerlei hätte erledigt werden können, ja, manches sogar müssen.
12 Monate, die Lars scheinbar wunderbar verdaddelt hat.
Nun ist es 5 vor 12.
Es gibt viel zu tun und gute Gründe, dass Lars seine ToDo-Liste abarbeitet.

Leider ist Lars jedoch eher nicht der große Macher, kein Mensch, der motiviert etwas erledigt.
Nö, Lars ist vielmehr ein Großmeister von „gut Ding will Weile haben“, über Jahre hat er sich in „kommst du heute nicht, kommst du morgen“ geübt und wäre Larifari olympisch, dann wäre er ein Anwärter auf eine Goldmedaille.

Als angehender Schriftsteller, Phantast und Traumtänzer trödelt er sich so durchs Leben und vielleicht wäre das okay, wenn da nicht Johanna und die Kinder wären. Seine Familie kommt nach all den Jahren nicht mehr allzu sehr auf seine maximale Prokrastination klar und sieht das ewige Vertagen, dass einst lustig liebenswert war, inzwischen deutlich kritischer.

An Silvester bietet sich die Chance, das Ruder noch mal rumzureißen. Viel Zeit bleibt Lars jedoch nicht bis Mitternacht.

Tja, was soll ich zu dem Roman sagen? Zunächst einmal, dass Nele Pollatschek wirklich wunderbar mit Wörtern spielen kann und sich Seite um Seite feine, poetische, nachdenkliche Zeilen finden.

„Wenn alles einfach ist und einfach ist viel zu schwer.“ (S. 20)

Ich liebe diese Wortspielereien, die Gedankengänge und Abschweifungen.

Aber:
es spricht ja nichts dagegen mal 5 grade sein zu lassen –mit dem Lebenskonzept von Lars kann ich aber nichts anfangen; phasenweise hat mich seine Art ziemlich nöckelig gemacht, ich habe sein Verhalten nicht verstehen können und das kontinuierliche Fabulieren, um nur nix tun zu müssen, als ziemlich nervig empfunden.

Ich hätte das Buch wirklich gerne gemocht, es hat auch feine Momente, aber im Großen und Ganzen hat mich die Geschichte jedoch leider nicht angesprochen.

Bewertung vom 03.09.2023
Die Tage in der Buchhandlung Morisaki
Yagisawa, Satoshi

Die Tage in der Buchhandlung Morisaki


ausgezeichnet

Der Roman „Die Tage in der Buchhandlung Morisaki“ stand schon eine Weile auf meiner Wunschliste, anschubst durch die Empfehlung in der Buchhandlung meines Vertrauens ist das Buch dann nun bei mir eingezogen.

Takako fällt aus allen Wolken, als ihr Freund (und Kollege) Hideaki ihr eröffnet, dass er heiraten wird. Besonders schmerzhaft ist, dass nicht sie die Auserwählte ist, sondern seine Verlobte. Mit der Gesamtsituation überfordert kündigt Takako ihren Job und zieht sich in ihre Wohnung zurück – ein Zustand, der schon aus finanziellen Gründen nur temporär aufrecht zu erhalten ist. In dieser Situation meldet sich ihr Onkel Satoru, der in Jinbocho, dem größten Antiquariatsviertel der Welt, eine auf frühmoderne Literatur japanischer Autor*innen der 1. Hälfte des 20. Jhd. spezialisierte Buchhandlung betreibt.
Er bietet ihr an, ihn im Laden zu unterstützen und über dem Laden zu wohnen.

Zunächst zeigt Takako wenig Interesse an den Büchern, dem Buchladen, ihrem Onkel und den Menschen im Umfeld des Antiquariats; wenn sie nicht arbeitet, schläft sie. Aber Satoru lässt nicht locker und geht immer wieder auf Takako zu und so findet sie nicht nur einen Zugang zu den fabelhaften Büchern des Antiquariats, sondern auch einen Weg zurück in das Leben.

Sehen? Was bedeutet das? Es bedeutet, mit einem Teil, vielleicht sogar der ganzen Seele Besitz von etwas zu ergreifen.“ (S.51|Kajii Motojiro – Landschaften einer Seele)

Satoshi Yagisawa erzählt unaufgeregt eine wunderschöne Geschichte von Liebe, von Verlust und von Hoffnung. Nicht nur Takako hat eine Liebe verloren, in dem Roman begegnet man weiteren Personen, die sich nicht trauen zu lieben, deren Liebe nicht erwidert wird oder die weniger zurückgeliebt werden. Die Charaktere sind etwas distanziert, aber nachvollziehbar beschrieben und das Buch beschreibt leise, aber kraftvoll wie wichtig es ist, zu hoffen und in der Hoffnung von Herzensmenschen bestärkt zu werden.

Ergänzt wird das Buch durch schöne Zitate aus japanischen Büchern.
Ein wunderbarer Roman. Absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 03.09.2023
Das Summen unter der Haut
Lohse, Stephan

Das Summen unter der Haut


sehr gut

Sommer 1977 – Julle ist 14. Wie auch bei anderen Vierzehnjährigen passiert bei ihm im Leben, im Kopf und im Körper gerade ganz viel – Schule, Gefühle, Freunde, Freibad, Geburtstagsfeten (ja, früher hieß das noch so). Eltern, die ihn mal verstehen und mal nicht. Der ganz normale Wahnsinn, wenn man in der Erwachsenwerden-Achterbahn sitzt und den Eindruck hat, nicht angeschnallt zu sein.

Kurz vor den Sommerferien kommt Axel neu in seine Klasse. Julle verliebt sich – er zählt die Tage, Stunden, Minuten und Sekunden, die sie sich kennen, sehen, Zeit miteinander verbringen. Es entsteht eine Freundschaft und Julles Gedankenkarussell hat einen neuen Dreh- und Angelpunkt. Die Freundschaft zu Axel gibt ihm Mut, er wächst ein wenig über sich hinaus. So plötzlich wie Axel in sein Leben geknallt ist, so plötzlich verschwindet er aber auch wieder. Von jetzt auf gleich, nach 44640 Minuten mit Julle. 2 678 400 Sekunden, die Julles Leben verändert haben.

„Das Summen unter der Haut“ erzählt vom Aufwachsen und Erwachsenwerden in den 70ern. 1977 war ich 6 Jahre alt, aber vieles von dem, was Stephan Lohse über die 70er schreibt, hat einen großen Wiedererkennungswert, sei es aus dem eigenen Erlebten, den Erinnerungen oder dem, was man über dieses Jahrzehnt liest, sieht und hört. Eine Welt zwischen Nachkriegs-Spießertum mit Eiche rustikal Schrankwand und Aufbruch in eine andere Zeit, ein anderes Denken. Diese Stimmung wird in dem Buch mit Witz und Charme wiedergegeben. Die Charaktere werden gut beschrieben, die Geschichte ist schlüssig und phantasievoll.

Ich hätte mir gewünscht, dass einige der angedeuteten Handlungsstränge weiter- oder gar zu Ende geführt werden. 176 Seiten ist ja nicht das Ende der Fahnenstange, da wären bestimmt noch ein paar Seiten möglich gewesen, um den Schluss des Romans etwas weniger abrupft erscheinen zu lassen.
Gut gefallen, sogar ein bisschen bewegt hat mich der letzte Absatz. Sehr schöne Worte.

Alles in allem ein wunderbares Buch. Leseempfehlung!

Bewertung vom 03.09.2023
Sylter Welle
Leßmann, Max Richard

Sylter Welle


ausgezeichnet

Lore und Ludwig haben in ihrem Leben gern Urlaub gemacht, bevorzugt Camping und dies gern auch auf Sylt. Nun gehen beide auf die 90 zu, für einen vielleicht letzten Urlaub auf der Lieblingsinsel haben sie ein Apartment in der „Sylter Welle“ gemietet und ihren Enkel Max für das Wochenende eingeladen.
Eigentlich ist für Max alles wie immer - und doch ist vieles anders. Natürlich ist Oma Lore noch immer resolut und Opa Ludwig nimmt vieles mit einem Augenzwinkern, jedoch wird die Leichtigkeit der Ferien, der Eindruck der schieren Unendlichkeit, den die Sommerferien früher versprüht haben, bei diesem Besuch vermehrt und sehr intensiv von Veränderung und Endlichkeit abgelöst.

Gemeinsam verbringen sie ein Wochenende, reden und schweigen über vergangene Zeiten, leben im Hier und Jetzt und genießen das Beisammensein.

„Ich sehe die beiden vor mir, wie sie da so nebeneinanderhocken, und es ist beinahe unmöglich, mir vorzustellen, dass sie ja irgendwann einmal zwei völlig voneinander getrennte Leben geführt haben müssen.“ (S.128)

„Sylter Welle“ erzählt die Geschichte einer Familie, die auch meine Familie sein könnte – insbesondere die bisweilen spröde westfälische Herzlichkeit ist mir nicht fremd.
Ja, Kartoffeln sind solide und um eine Schramme am Knie macht man kein großes Gewese. Selbstverständlich sind Detmolder Landbier und Pickert eine Spezialität, zum Glück sind die Zeiten von „Bärenfang“ vorbei (ich habe mich extra bei meinen Eltern erkundigt)

Der Autor erzählt aus dem Leben von Lore und Ludwig, von ihren Kindern und Enkeln, als ob man sich schon ewig kennt. Eine Familie, die sich nicht durch inflationäre Zuneigungsbekundungen hervortut, die jedoch füreinander da ist; Freud, Leid und Veränderung miteinander teilt. Und Max Richard Leßmann formuliert ganz wunderbar die Empfindung, die mit der Erkenntnis der Endlichkeit einhergeht.

Ein wunderbarer, zwischenzeilig warmherziger Roman. Dieser Text voller Wärme, Zuneigung und Liebe hat mich sehr berührt.

Bewertung vom 03.09.2023
Die Butterbrotbriefe
Henn, Carsten Sebastian

Die Butterbrotbriefe


ausgezeichnet

Kati Waldstein ist fast 40, Verwaltungsangestellte, geschieden und es hält sie nur wenig in dem Ort, in dem sie lebt. Ja, da sind Onkel Martin, der eigentlich Versicherungen verkauft, aber mehr Zeit und Enthusiasmus in sein Arktis-Museum steckt und Madame Catherine, Friseurin, Freundin, ein wenig Ersatz-Familie – aber das war’s dann auch irgendwie.
Kati möchte nicht feststecken, sie will weiterziehen und ein neues Leben beginnen. Ihr Vater hat über Jahre Butterbrotpapier für sie gesammelt und dieses nutzt sie nun, um per Brief Abschied zu nehmen und „Lebwohl“ zu sagen.
37 Briefe sind es, die sie per Hand oder mit der Schreibmaschine verfasst und dem jeweiligen Empfänger persönlich überbringt. Und mit jedem weiteren Brief rückt der Abschied näher.

Severin hat bereits sein altes Leben, die Familie und Arbeit als Klavierstimmer, hinter sich gelassen. Die Beiden begegnen sich und Severin ist überzeugt, dass er Kati nicht zufällig getroffen hat. Aber die Schatten ihrer Vergangenheiten und Katis fester Entschluss, einen Neubeginn zu wagen, sind wuchtige Steine, die ihnen das Schicksal in den Weg gelegt hat.

Was soll ich sagen? „Die Butterbrotbriefe“ ist einfach eine schöne Geschichte.

Kati, mit ihrem orangefarbenen Beetle, ihrer Sympathie für The Verve, Oasis und Blur und ihrem Engagement für Andere, resolut, emphatisch, verletzlich, ist eine tolle Protagonistin.
Severin ist ein Träumer, ein Mensch, der in Landschaften Musik sieht, ein Feingeist, dem es das Leben nicht leicht gemacht hat, dem es an Vertrauen und Hoffnung mangelt, der aber auch Mut hat und das Schöne erkennt.

Wenn Carsten Henn erzählt, dann ist das alles sehr bildhaft. Ich sehe das Museum samt Elch und Rentier, den Friseursalon und das Kino vor mir, höre Madame Catherine singen und Onkel Martin von der Arktis erzählen, erlebe eine Geschichte vom Suchen und Finden, von Abschied und Ankommen.

„Die Butterbrotbriefe“ ist ein wunderbarer Wohlfühl-Roman. Große Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.08.2023
Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach
Mattera, Julia

Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach


gut

Robert Walch, 51, ist ein Freak, ein Eigenbrötler und ein Sonderling (geklaut bei TBBT).
Mit seiner Schwester Elsa hat er nach dem Tod der Eltern den Bauernhof der Familie zu einer Auberge umgebaut. Elsa kümmert sich um die Gäste, Robert ist für die Küche zuständig.
Er legt großen Wert darauf, saisonal und regional zu kochen, einiges baut er selbst im eigenen Gemüsegarten an.
Das Lebensmotto von Robert ist „Hauptsache nix mit Menschen“, er muckelt einsam vor sich hin und die Versuche seiner Schwester, ihn mal unters Volk oder gar an die Frau zu bringen, scheitern kläglich. Derartige Aktionen werden maximal uncharmant abgeblockt, lediglich für seine Schwester und deren Kinder empfindet er eine gewisse Zuneigung.
 
Anstatt mit Menschen unterhält er sich lieber mit seinen Hühnern oder eben mit seinem Gemüse. Dieser tägliche Gedankenaustausch zwischen Mann und Federvieh & Grünzeugs wird jedoch jäh gestört, als zunächst Fatima und ihr Sohn Hassan auf den Hof kommen, um in der Saison zu unterstützen. Noch mehr Störung stellt jedoch Fatimas Freundin Maggie aus London da, die für eine Auszeit ins Elsass kommt und mit ihrer unbekümmerten Art Roberts Ruhe und seine Überzeugung, dass er im Prinzip ziemlich glücklich ist, ins Wanken bringt.
 
„Der Koch, der zu Möhren und Sternen sprach“ ist ein feelgood-Roman im allerbesten Sinne. Das Elsass sowie seine Küche werden von der Autorin mit viel Liebe beschrieben. Die Handlung ist zwar erahnbar, aber das Buch unterhält gut.
Okay, ich fand an der einen oder anderen Stelle die Zwiegespräche des Protagonisten mit Tomaten, Rhabarber und Auberginen etwas strange und Hühnern Gute-Nacht-Lieder zu singen ist für mich, die ich ja auch ein Dorfkind bin, irgendwie seltsam. Aber jeder so wie er mag.
 
Alles in bietet der Roman ganz nette Unterhaltung.

Bewertung vom 13.08.2023
Dickens und Prince
Hornby, Nick

Dickens und Prince


ausgezeichnet

Ich sag’s ja immer: nix geht über Bücher und Musik!
Ein Buch über Dickens und Prince, geschrieben von dem grandiosen Nick Hornby, ist quasi ein must-read!

Nick Hornby – der Mann, der der Welt „High Fidelity“ geschenkt hat. Ich liebe das Buch und den Film.

~ Rob: Books, records, films – these things matter.
Call me shallow but it’s the fuckin’ truth. ~

Nick Hornby lesen fühlt sich immer gut an, wie ein Gespräch mit einem Menschen, den man mag. Nun also ein Buch von ihm über einen brillanten Autor und einen begnadeten Musiker - eine schräge Kombi.

Charles John Huffam Dickens, * 7.2.1812; † 9.6.1870
Prince Rogers Nelson, * 7.6.1958; † 21.4.2016

Wie kommt man darauf, diese beiden Künstler, die augenscheinlich nichts verbindet, in einem Essay gemeinsam zu betrachten? Hornby lässt uns zu Beginn wissen, dass es viele Kunstschaffende gibt, die ihn inspiriert, zum Nachdenken angeregt und beeinflusst haben und er nennt sie „meine Leute“. Dazu gehören auch Dickens und Prince. Beide gehören außerdem zu der Kategorie Künstler, die mit einem einzigen Namen erkannt werden, darüber hinaus einen enormen Output an künstlerischem Schaffen vorweisen können – und deren Werk heute noch lebendig ist.

Und so taucht Hornby in seinem Buch tief in die Leben von Dickens und Prince ein, erzählt von ihrer Kindheit, ihren Frauen, ihrem Schaffen und ihrem Ende – und findet Gemeinsamkeiten. Genie und Obsession, eine Produktivität, die auch immer als eine Verpflichtung gegenüber dem Publikum verstanden wurde und der Wunsch nach künstlerischer Freiheit, die Dickens veranlasste, gerichtlich die Rechte an seinem geistigen Eigentum einzufordern und Prince in einen Feldzug gegen die mächtigen Plattenfirmen ziehen ließ.



Ein wunderbar erzählendes Buch voller interessanter Fakten und spannender Geschichten aus den Leben zweier Ausnahmekünstler. Ich bin begeistert, habe etwas gelernt und bin überrascht, wie ähnlich sie sich letztlich doch waren.

Große Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.08.2023
The Cure
Gittins, Ian

The Cure


ausgezeichnet

The Cure – Dunkelbunte Jahre / Ian Gittins
Übersetzung: Kirsten Borchardt
 
"Disintegration is the best album ever!"
 
Weise Worte von Kyle Broflovski.
Ich habe nichts hinzuzufügen.
 
…außer vielleicht, dass auch alle anderen Alben von The Cure sehr hörenswert sind und Lieder für die Ewigkeit beinhalten; Lieder, die lirumfröhlichlarumbunt oder dunkeltraurigdüsterschön sind.
Und ohne Frage ist Robert Smith der beste Robert Smith von allen. Ever!
 
In „The Cure – Dunkelbunte Jahre“ erzählt Ian Gittins die Geschichte der Band und ihrer Musik.
 
1976, Robert James Smith ist 17 Jahre alt. Die Vorstellung in der Zukunft einem geregelten Job nachzugehen ist für ihn eher weniger verlockend. Musik zu machen könnte eine Alternative sein und so gründet er mit Laurence Andrew „Lol“ Tolhurst eine Band.
Die erste Zeit rumpeln sie sich durch eine Phase mit wechselnden Bandnamen und -mitgliedern, aber so nach und nach findet sich alles und es entwickelt sich eine gewisse Popularität. Wegweisend ist ein Treffen mit Chris Parry, der das Label „Fiction Records“ gründet, die Band unter Vertrag nimmt und 1979 das erste Album „Three Imaginary Boys“ produziert. Dies ist der Beginn einer großen Karriere.
 
„Dunkelbunte Jahre“ erzählt die Geschichte von The Cure: von einem Postpunk-Märchen, von Alkohol & Drogen, von Freundschaft, Streit & Versöhnung und von einer grenzenlosen Liebe zu Musik. Das Buch beschreibt die Entstehung der 12 Studioalben, beginnend 1979 bis zu „4:13 Dream“ im Jahr 2008.
 
Wer Cure sagt muss auch Smith sagen und dieser kommt in dem Buch nicht zu kurz. Freundlich und schüchtern, aber ebenso bestimmend und perfektionistisch wird er beschrieben. Robert Smith hat ein Faible für Literatur, greift diese in Liedtexten auf. Es finden sich einige Buchtipps mit Hinweisen zu den jeweiligen Songs, dadurch ergibt sich noch einmal ein anderer Blickwinkel auf die Lieder. Mir hat gerade das sehr gut gefallen.
 
„Dunkelbunte Jahre“ ist eine fantastische, besondere Band-Biografie mit vielen Fotos und Informationen. 230 Seiten voller Liebe für die beste Band der Welt. 🖤

Bewertung vom 09.07.2023
The Big Bang Theory
Radloff, Jessica

The Big Bang Theory


ausgezeichnet

Ich weiß nicht, wann ich die allererste Folge von „The Big Bang Theory“ geguckt habe.
Ich weiß auch nicht, wie oft ich manche Folgen oder gar die komplette Serie geguckt habe.
Was ich sagen kann: ich bin ein großer Fan!

Das Buch ist eine Fundgrube voller Informationen rund um die Serie über Sheldon, Leonard, Howard und Raj – ein fabelhafter Blick hinter die Kulissen. Ich habe viele interessante Dinge erfahren und gucke die Serie nun mit anderen, den „ach, ja, da habe ich doch was gelesen“-Augen.

Auf 600 Seiten gibt es viele Fotos, (Farbe & s/w). Nicht nur offizielle Fotos, sondern auch Schnappschüsse aus privaten Alben. Und es kommen Menschen von vor und hinter der Kamera zu Wort: Hauptdarsteller, Nebendarsteller und das kreative Team drumherum. Das Buch vermittelt, wie viel Liebe und Enthusiasmus in dieser Serie stecken – von der ersten bis zur letzten Folge.

Sheldon würde es vermutlich chronologisch lesen … nee, nicht vermutlich, sondern bestimmt. Er ist ja schließlich kein Hippie.
Ich habe aber innerlich die Bongos rausgeholt und - auch wenn ich dafür auf „Sheldon Coopers’s Mortal Enemies List“ lande - das Buch kreuz und quer gelesen, geblättert, Fotos betrachtet, mich hier und da festgelesen, geschmunzelt, gestaunt und viel neues (zwar unnützes, aber egal) Wissen gesammelt.

Ich bin doch nicht die Einzige, die „Bazinga“ im täglichen Leben gebraucht und der die heilsame Wirkung eines warmen Getränkes für aufgebrachte Menschen bekannt ist?

Ein wunderbares, fabelhaftes Buch.