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remul

Bewertungen

Insgesamt 53 Bewertungen
Bewertung vom 14.04.2024
Der Wind kennt meinen Namen
Allende, Isabel

Der Wind kennt meinen Namen


ausgezeichnet

In Isabel Allendes neuestem Werk lernen wir den 6jährigen Samuel Adler kennen, der 1938 von seiner Mutter schweren Herzens auf einen Kindertransport nach England geschickt wird. Der jüdische Junge sieht seine Eltern nie wieder. Rund 80 Jahre später ist die 7jährige Anita Diaz mit ihrer Mutter auf der Flucht aus El Salvador in die USA. An der Grenze wird das nahezu blinde Kind von seiner Mutter getrennt, viel später findet man deren Leiche in einem Massengrab in El Salvador. Die traumatischen Ereignisse werden von den beiden Kindern unterschiedlich verarbeitet. Samuel wird ein introvertierter Mann, der sich seiner Musik widmet und in einem Orchester als Geigenvirtuose angestellt ist. Anita wiederum flüchtet sich in eine Traumwelt in der sie sich mit ihrer verstorbenen jüngeren Schwester unterhält. Geschickt werden die beiden Schicksale miteinander verknüpft und führen den mittlerweile 87jährigen Samuel und Anita zusammen. Die Geschichte handelt von Willkür, Vorurteilen, mörderische Handlanger, die gnadenlos und unbarmherzig Familien auseinanderreißen, aber auch von Hoffnung und von Menschen, die sich dieser Kinder annehmen und ihnen ein Gefühl der Zugehörigkeit vermitteln. Die Erzählweise ist wie immer bei Frau Allende ruhig und unaufgeregt, dennoch geht er unter die Haut und lässt einen aufgewühlt zurück. Beschämend zu was Menschen fähig sein können.

Bewertung vom 12.04.2024
Das Flüstern des Lebens
Fuchs, Katharina

Das Flüstern des Lebens


gut

Habe schon mehrere Romane von Katharina Fuchs gelesen, deren Bücher gut recherchiert sind und gute Unterhaltung mit vielen Emotionen bieten. Von diesem Buch bin ich allerdings enttäuscht.
Die vermögende, unverheiratete, vermeintlich kinderlose Corinna kommt bei einem Autounfall in Tansania ums Leben. Ihre Angehörigen sind neben der Zwillingschwester Doris und deren Kinder Isabelle und Moritz noch die 14 jährige Tochter Hannah, deren Existenz Corinna bislang verschwiegen hat. Die Protagonisten kann man in die Kategorien gutgläubig – Doris, idealistisch – Isabelle, geldgierig – Moritz einsortieren. Neben dem Unsympath Moritz hat mich mit zunehmender Lesedauer die „heilige“ Isabelle am meisten genervt. Bei einer Gerichtsverhandlung, die Moritz veranlasst hat um die Ansprüche der Tochter Hannah prüfen zu lassen, bezichtigt sie ( zu recht) den Notar der Lüge, da er fälschlicherweise behauptet hat den Leihmuttervertrag zwischen Corinna und einer Massai nicht zu kennen. Aber ihre eigenen Verfehlungen, dass sie ihren Ehemann in Tansania gleich beim Kennenlernen mit einem anderen betrügt, verschweigt sie ihrem Mann. Wenn man so ein ehrlicher Mensch ist – passt das nicht. In Deutschland unterhält sie mit einer Partnerin ein gutgehendes Architekturbüro. Da sie in Tansania von ihrer Tante eine Kaffeeplantage geerbt hat, fliegt sie kurzentschlossen hin, um sich um die anstehende Ernte zu kümmern. Letzen Endes bleibt sie 6 Monate dort. Hier nimmt sie sich diverser Probleme an, zahlt den Arbeitern ein höheres Gehalt, lässt keine Kinder für sich arbeiten, versucht per Crowdfunding Gelder zu beschaffen, um das Krankenhaus besser auszustatten. Alles löbliche Vorhaben, aber es ist einfach zu viel, um glaubwürdig rüberzukommen. Für ihr Architekturbüro interessiert sie sich in dieser Zeit kein bisschen - realistisch ist das alles nicht.

Bewertung vom 03.04.2024
Die Frau am Fluss / Loreley Bd.1
Popp, Susanne

Die Frau am Fluss / Loreley Bd.1


sehr gut

Mit Loreley – Die Frau am Fluss hat Susanne Popp einen historischen Roman geschrieben, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts spielt. Die Waise Juliane genannt Julie lebt bei ihrem Vormund, der sie hart arbeiten lässt und von dem sie wenig Dank erfährt. Noch minderjährig wird sie zu einer Heirat mit einem wesentlich älteren Mann genötigt, der in St. Goar als Fährmann tätig ist. Nach dem Tod ihres Mannes lernen sich Julie und Johann kennen, der als Schiffer unterwegs ist. Die beiden heiraten und bekommen eine Tochter. Bei einem gemeinsamen Ausflug zur Loreley, verschwindet Julie plötzlich, bis zum Ende bleibt unklar was mit ihr geschehen ist. Der Roman ist historisch gut recherchiert, die fiktiven Ereignisse sind mitreißend geschildert. Man fiebert mit den Hauptprotagonisten mit und ist enttäuscht, wenn man die letzte Seite gelesen hat und noch viele Fragen offenbleiben und Geheimnisse unaufgeklärt sind. Der 2. Band beschäftigt sich mit dem Leben von Julies Mutter und ist somit noch eine Generation früher angesiedelt. Wie dann der Bogen zu Julie geschafft wird, bleibt abzuwarten. Die Tatsache, dass der Roman ein offenes Ende hat, und ich mich bis Oktober gedulden muss, bis es hoffentlich zur Aufklärung kommt, hat für mich zu einem Punkt Abzug geführt.

Bewertung vom 29.03.2024
Und Großvater atmete mit den Wellen
Teige, Trude

Und Großvater atmete mit den Wellen


ausgezeichnet

Gräueltaten während des 2. Weltkrieges
Und Großvater atmete mit den Wellen ist das neueste Werk der Autorin Trude Teige. In diesem Buch erzählt Juni die Geschichte ihres Großvaters Konrad. Der Norweger Konrad und sein Bruder Sverre arbeiten 1943 als Seemänner auf einem Handelsschiff, als dieses vor der indonesischen Küste von einem japanischen U-Boot torpediert wird. Im Gegensatz zu den meisten Menschen auf dem Schiff gelingt es den Brüdern sich zu retten. Sie werden beide in unterschiedlichen japanischen Internierungslagern auf Java untergebracht. Konrad, der zunächst in der Krankenstation gepflegt werden muss lernt dort die Krankenpflegerin Sigrid kennen und lieben. Bis nach Kriegsende werden die 3 Hauptprotagonisten immer wieder in andere Lager verlegt. Die Behandlung ist in der Regel unmenschlich, die Menschen bekommen kaum zu essen, werden von den japanischen Besatzern drangsaliert, Seuchen breiten sich aus, täglich fallen zahlreiche Insassen den Schikanen und der Mangelernährung zum Opfer.
Ich habe das Buch in einem durch gelesen und genau wie im Vorgängerroman „ Als Großmutter im Regen tanzte“ haben mich die tragischen Ereignisse nicht losgelassen. Kein Wunder, dass die meisten Menschen die erlittenen Gräuel nie verarbeiten konnten und nur schwer oder auch gar nicht ins Leben zurückgefunden haben. Auch wenn es sich um einen fiktiven Roman handelt, wird sich vieles so ähnlich abgespielt haben. Unfassbar zu was Menschen fähig sein können. Wünsche dem Buch viele Leser.

Bewertung vom 25.03.2024
Der geheime Elfenzauber / Hummelbi Bd.1
Stewner, Tanya

Der geheime Elfenzauber / Hummelbi Bd.1


ausgezeichnet

Im Buch Hummelbi – Der geheime Elfenzauber erfährt man dass die gutaussehenden Feen sich immer größerer Beliebtheit erfreuen, während die kobaldartigen Elfen immer mehr in Vergessenheit geraten sind. Da die Menschen sich nicht mehr mit ihnen beschäftigen fallen sie in einen langen Schlaf. Das hat Auswirkungen, denn die vielseitigen Elfen deren Leitspruch lautet „ Elfen helfen“ haben sich im Hintergrund um Mensch und Tier gekümmert. Durch ein Elfen-Ritual gelingt es der 10jährigen Florentine in Kontakt zu treten mit Hummelbi, der letzten überlebenden Elfen. Um alle Elfen wieder zum Leben zu erwecken, hat sie die Idee gemeinsam mit ihrer Zwillingsschwester Pauline ein Buch über Elfen zu schreiben. Dazu werden beide Talente der Mädchen benötigt – Pauline schreibt – Florentine malt.
Das Buch zieht einen von Beginn an in seinen Bann, in der Geschichte vermischen sich Fantasy und Realität miteinander. Die knubbeligen Elfen sind herzallerliebst und vermitteln einem, dass es nicht auf das äußere Erscheinungsbild ankommt. Die beiden Schwestern, die sich nicht immer gut gesonnen sind, erfahren - gemeinsam sind wir stark, wenn wir unsere unterschiedlichen Talente nutzen, können wir Großes zustande bringen. Der Schreibstil ist flüssig und die Illustration von Mila Marquis passend. Kann das Kinderbuch uneingeschränkt weiterempfehlen.

Bewertung vom 14.03.2024
Gussie
Wortberg, Christoph

Gussie


ausgezeichnet

Christoph Wortberg hat eine Romanbiografie über Auguste, genannt Gussie, der zweiten Ehefrau Konrad Adenauers verfasst. Gussie, sterbenskrank, lässt 1948 ihr Leben Revue passieren. Es beginnt im Jahre 1915 als Gussie von Emma, der ersten Ehefrau Adenauers zum gemeinsamen Musizieren eingeladen wird. Drei Jahre nach dem plötzlichen Tod von Emma, heiratet die 19 Jahre jüngere Gussie 1919 Konrad Adenauer, Vater von 3 Kindern und Oberbürgermeister der Stadt Köln. Sie selber wird im Laufe der 29 jährigen Ehe fünffache Mutter, wobei der erstgeborene Sohn kurz nach der Geburt verstirbt. Diesen Schicksalsschlag kann sie nie überwinden. Die Familie macht während der 2. Weltkrieges schwere Zeiten durch. Konrad Adenauer verliert alle Ämter, wird schikaniert und zeitweise inhaftiert. Auch die Kinder erfahren Anfeindungen in der Schule, dennoch hält die Familie unerschütterlich zusammen und schafft es im Nazi-Deutschland ihren Überzeugungen treu zu bleiben.
Zur Einstimmung wird vor jedem der 45 Kapitel ein Auszug aus Briefen zwischen Gussie und ihrem geliebten Vater wiedergegeben.
Der Autor hat ein einfühlsames Porträt der außergewöhnlichen Frau geschaffen, die mit 52 Jahren verstorben ist. Sie hat nicht mehr miterleben können, wie ihr Mann zum Bundeskanzler gewählt wurde. Sie wäre eine starke Frau an seiner Seite gewesen.
Das Buch hat mich sehr berührt und möchte es uneingeschränkt weiterempfehlen.

Bewertung vom 09.03.2024
Für immer, dein August / Mühlbach-Saga Bd.2
Leciejewski, Barbara

Für immer, dein August / Mühlbach-Saga Bd.2


ausgezeichnet

Während der 1. Band der Mühlbach-Saga der Urgroßmutter der Autorin gewidmet ist, steht nun im 2. Band die Großmutter Charlotte im Mittelpunkt. Zu Beginn des 1. Weltkrieges gerät Charlottes Brieffreund August, ein talentierter Geiger während einer Konzertreise in englische Gefangenschaft. Erst nach Kriegsende wird er in Freiheit entlassen. Sein erster Weg führt ihn nach Bremen zu Charlotte. Die beiden verlieben sich ineinander und sie folgt ihrem Freund und späteren Mann nach Mühlbach in das kleine pfälzische Dorf. Nach dem Tod des Vaters arbeitet August im örtlichen Steinbruch, um die Familie zu ernähren – als Musiker wird er nie mehr tätig sein. Der 2. Weltkrieg spaltet die dörfliche Gemeinschaft, als nicht Parteimitglied wird das Leben immer schwieriger. Man spürt aus den Zeilen die Angst und Machtlosigkeit der Menschen vor diesem mörderischen Regime. Die Autorin hat einen mitreißenden Schreibstil, man ist in der Geschichte gefangen und fühlt und leidet mit den Protagonisten. Ich habe schon einige ihrer Bücher gelesen und kann auch dieses wärmstens weiterempfehlen.

Bewertung vom 04.03.2024
Das Opernhaus: Rot das Feuer / Die Dresden Reihe Bd.2
Stern, Anne

Das Opernhaus: Rot das Feuer / Die Dresden Reihe Bd.2


sehr gut

Der zweite Band der Dresden-Saga spielt im Jahr 1849. Die Stadt befindet sich in Aufruhr, sowohl die arme Bevölkerung als auch die Frauen proben den Aufstand und wollen sich mehr Rechte verschaffen. Die Mai-Revolution wird innerhalb weniger Tage allerdings blutig niedergeschlagen.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht wieder Elise Jacobi. Gefangen in einer lieblosen Ehe mit einem wesentlich älteren Mann ist ihr Trost ihre Adoptivtochter und das Geigenspiel. Die jüngste Schwester Elises befindet sich auf Seiten der Frauenbewegung, sehr zum Missfallen von Adam, Elises Ehemann, der um seine Reputation fürchtet. Der Schreibstil ist wie immer flüssig zu lesen und die Geschichte nimmt einen gefangen. Einzig die Tatsache, dass man im Unklaren gelassen wird, über wie viele Bände die Reihe angedacht ist, wird mich in Zukunft davon abhalten sie weiter zu verfolgen. Denn ich fürchte auch mit Band 3 wird noch lange nicht Schluss sein. Ein offenes Ende auf lange Sicht ist für mich nicht befriedigend.

Bewertung vom 28.02.2024
König von Albanien
Izquierdo, Andreas

König von Albanien


ausgezeichnet

Das Buch „ Der König von Albanien“ von Andreas Izquierdo wurde bereits 2007 veröffentlicht. Damals ist es noch nicht in den Bestsellerlisten aufgetaucht. Seitdem hat der Autor einige Werke veröffentlicht, mit jedem weiteren Buch wächst der Bekanntheitsgrad. Dem geschuldet ist wahrscheinlich, dass das in der Versenkung verschwundene Werk wieder neu aufgelegt wurde. Zu Recht, wie ich meine.
Es spielt im Jahr 1912, als ein Mann namens Otto Witte in eine Irrenanstalt eingewiesen wird, weil er behauptet der König von Albanien gewesen zu sein. Dem Doktorand, der ihn betreut erzählt er seine abenteuerliche Geschichte. Otto Witte, der des Lesens und Schreibens nicht mächtig ist, führt alle an der Nase herum und es gelingt ihm das Unmögliche. Es ist eine packende Erzählung, Witz, Tragik, Spannung - von allem was dabei. Einmal angefangen, kann man nicht mehr aufhören. Das Buch beschäftigt einen auch noch nachdem man die letzte Seite gelesen hat.

Bewertung vom 25.02.2024
Der Lärm des Lebens
Hartmann, Jörg

Der Lärm des Lebens


sehr gut

Bislang kannte ich Jörg Hartmann nur durch seine Rolle des Kommissars Faber im Dortmunder Tatort. Aber er verfügt auch über schriftstellerische Qualitäten, wie ich jetzt nach dem Lesen seines Buches: Der Lärm des Lebens, feststellen konnte. Die Beschreibung zu Beginn, wie er als Schauspielschüler mit seinem Kompagnon Hüseyin versucht einen Termin zum Vorsprechen bei der Chefin der Berliner Schaubühne zu bekommen – herrlich. Dann geht es weiter ins Ruhrgebiet, wo er aufgewachsen ist und seine Eltern leben. Es werden aus seiner Ich-Perspektive einzelne Erlebnisse aneinandergereiht, dabei springt er zwischen den Jahren hin und her. Da hat man schon mal ein bisschen Schwierigkeiten den Überblick zu behalten. Der größte Part wird zum einen seinem Vater und zum anderen der Schauspielerei gewidmet. Seine Erinnerungen als Kind in einfachen Verhältnissen aufgewachsen (mit Eltern und Schwester in einer 60qm Wohnung), aber den Zeilen kann man entnehmen, dass es eine glückliche Kindheit war. Er beschreibt die Demenzerkrankung des Vaters , seinen Tod und Beerdigung sehr einfühlsam. Man erfährt, dass sein Beruf seine Leidenschaft ist, aber auch die Schwierigkeiten, die es für das eigene Familienleben bedeutet, wenn man von einem Engagement zum nächsten reist und nur selten Zuhause sein kann. Er hat einen humorvollen, Schreibstil, aber zwischendurch wird er auch durchaus ernster. Eine gelungene Mischung, es war an einigen Stellen etwas langatmig, aber insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt.