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Nici

Bewertungen

Insgesamt 46 Bewertungen
Bewertung vom 03.03.2023
Nackt in die DDR. Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat
Boks, Aron

Nackt in die DDR. Mein Urgroßonkel Willi Sitte und was die ganze Geschichte mit mir zu tun hat


weniger gut

Dieses Buch arbeitet ein
Stück eher unbekannter Zeitgeschichte auf. Mir waren weder Künstler noch dessen Kunstwerke ein Begriff. Generell hatte ich keine Ahnung von Kunst und Kultur in der DDR.

Der Einstieg in die Geschichte von Willi Sitte war für mich schwierig. Ich fand es verwirrend wer wer ist in der Familie. Oft habe ich den Faden verloren, worum es eigentlich geht.
Generell haben mir der Aufbau und die Fußnoten gefallen. Im eBook kann man im Fließtext nach hinten ins Literaturverzeichnis/Anmerkungen springen.
Das Ganze hat aber ein bisschen den Charme einer Hausarbeit.
Dennoch kann man gut die Reise Willi Sittes miterleben, genauso wie die Entwicklung seiner Kunst.
Die Ambivalenz wird sehr deutlich dargestellt und beschreibt auch gut, dass es schwierig ist, in Bezug auf die DDR (oder im Grunde allem) schwarz oder weiß zu denken. Was mir gut gefällt, da zu oft in Büchern eine Stellung bezogen wird, ohne zu differenzieren. Diese Erzählung ist realistisch, da biografisch.
Die wichtigsten Werke bzw. worüber geredet wurde als Bild eingefügt oder gesammelt am Ende wären schön gewesen.
Teilweise liest es sich sehr gut und flüssig, teilweise musste ich mich anstrengen, fast quälen.
Diese Biografie liest sich keinesfalls einfach nebenbei und ist meiner Ansicht nach nur für jemanden zu empfehlen, der sich wirklich für die Thematik interessiert. Zum reinschnuppern definitiv zu trocken.

Bewertung vom 22.02.2023
Liebewesen
Schmitt, Caroline

Liebewesen


gut

Es ist ein Liebesroman, aber absolut anti.
Er besteht aus Liebe, Chaos und jede Menge echtem Leben. Dieses Buch ist nichts fürs Herz, aber sehr wohl aber fürs Hirn. Es wird eine Liebes- und Lebensgeschichte erzählt, die brutal, offen und voller Probleme ist. Ich denke, für viele ist es erfrischend einmal eine Geschichte zu lesen, die glaubwürdig ist und unvorhersehbar.
Auch wenn durchaus eine Triggerwarnung zu Beginn von Nöten gewesen wäre (Vergewaltigung, Kindesmisshandlung, Tod, Depression), ist dieses Buch erstaunlich humorvoll und wahnsinnig gut zu lesen. Ich habe es an einem Nachmittag durchgelesen. Es sind auch nicht viele Seiten, durch die klaren Worte werden auch nicht mehr benötigt.
Caroline Schmitt ist es mit ihrem Debüt gelungen, ein sehr modernes, sprachgewaltiges Werk zu kreieren, was hoffentlich noch viel Anklang finden wird.
Dennoch hätte mir persönlich etwas „Puderzucker“ auf der Geschichte besser gefallen.

Bewertung vom 19.02.2023
Als Großmutter im Regen tanzte
Teige, Trude

Als Großmutter im Regen tanzte


sehr gut

„Als Großmutter im Regen tanzte“ erzählt eine Familiengeschichte über Geheimnisse aus drei Generationen von norwegischen Frauen- Der Großmutter Thekla, die Mutter Lilla und die Tochter/ Enkelin Juni.
Es beginnt mit der Reise zum (Groß-)elternhaus nachdem Thekla und Lilla verstorben sind. Juni sortiert Sachen aus und stößt dabei auf ein altes Photo ihrer Großmutter mit einem deutschen Wehrmachtsoldaten.
Die darauffolgende Recherche bildet einen Erzählstrang dieses Buches.
Der zweite Strang ist der Blick in die Vergangenheit aus Sicht von Thekla.
Besonders gut hat mir gefallen, das beide durch unterschiedliche Schriftarten gekennzeichnet werden. Der Gegenwärtige erinnert an Schreibmaschinenschrift und passt zur Recherche, während Theklas Erzählung eher einem Tagebucheintrag anmutet.
Die Geschichte um Thekla hat mir sehr gut gefallen. Sie greift unbekannte Themen des zweiten Weltkrieges auf. Einmal die Rolle Norwegens und die damit verbundenen Geschehnisse, sowie die wahnsinnig spannende und erschütternde Geschichte des Massenselbstmordes von Demmin. Davon hatte ich tatsächlich noch nie gehört, was mich dazu veranlasste, online mehr darüber zu erfahren.

Junis Erzählstrang war mir teilweise jedoch zu flach und zu konstruiert. Mir kam es schon sehr zufällig bis glücklich vor, dass sie bei ihrer Recherche noch auf Menschen stieß, die sich an Thekla erinnern konnten bzw. eine Dame vom norwegischen Militärmission sich nach so vielen Jahren noch bis um den Monat genau an gemeinsame Gespräche erinnern konnte.
Das Ende des Buches löste sich meiner Ansicht nach zu einfach und schnell in Wohlgefallen auf.
Zusammenfassend ist es der Autorin jedoch sehr eindrücklich gelungen, eine kaum bekannte Geschichte in einer spannenden Familienhistorie in den Fokus zu rücken und somit absolut empfehlenswert.

Bewertung vom 11.02.2023
Ginsterhöhe
Caspari, Anna-Maria

Ginsterhöhe


sehr gut

Das Cover verrät auf jeden Fall schon einmal mehr als der Titel.
Die Geschichte ist soweit gut geschrieben, man erhält einen Einblick in die Zeit zwischen 1918 bis Mitte der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts auf dem Land, genauer gesagt der Eifel. Die Eifel heutzutage ist mir bekannt, aber so einen ländlichen Raum nach dem ersten und im zweiten Weltkrieg näher zu beleuchten, ist etwas neues für mich. Meistens kennt man die Geschichten aus Großstädten.
Inhaltlich kam es mit so vor, als ob tatsächlich eine Familiengeschichte erzählt würde, ohne dass es eine große Liebesgeschichte im Vordergrund stünde. Im Mittelpunkt steht das Leben der Menschen aus Wollseifen. Die Autorin schafft es, mittels des Erzählstil den Leser nah am Leben der Dorfbewohner teilhaben zu lassen.
Das Grauen der NS-Zeit wird bildhaft dargestellt. Mir war die Ordensburg Vogelsang ein Begriff; dass jedoch dadurch die ganze Gegend im Krieg gefährdet war, erfuhr ich erst durch dieses Buch.
Der Nachtrag hat mir gutgefallen. Mehr über die wahren Begebenheiten zu erfahren, finde ich äußerst spannend.
Eine Leseempfehlung meinerseits gibt es auf alle Fälle.

Bewertung vom 05.02.2023
Der Ruf des Eisvogels
Prettin, Anne

Der Ruf des Eisvogels


ausgezeichnet

Das Cover und der Titel klingen kitschiger als das tatsächlich der Fall ist. Ganz im Gegenteil. Es ist viel Emotion im Spiel, aber kein Kitsch.
Die Stimmung und die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, ich habe dieses Buch gerade so verschlungen.
Die Idee, dass es einen Seelenvogel gibt, der auf einen aufpasst, finde ich sehr schön. Generell gefällt mir die schöne, metaphorische Sprache in diesem Roman.
Es ist der Autorin gelungen, eine tolle Geschichte über eine Freundschaft und Liebe zu verfassen, bei der das Leben dazwischen kommt.
Das Buch ist geprägt von Liebe, Missverständnissen und große Dramen. Dadurch, dass die Reise durch die Vergangenheit nah an der deutschen Geschichte entlang gesponnen wird, könnte es eine von vielen dieser Art gewesen sein.
Ein starkes Buch über starke Frauen, Emanzipation und Gleichberechtigung.
Der Ruf des Eisvogels ist eine Sehnsucht, welche die Protagonistin nie los lässt.
Sie versucht die Vergangenheit hinter sich zu lassen, was jedoch nicht klappt.
Ein sehr einfühlsames, emotionales Buch über eine Geschichte, wie sie tatsächlich hätte sein können, was wäre gewesen wenn und der knallharten Realität.
Spannend bis zuletzt, mit dem Ende war nicht zu rechnen.
Ein absolutes Buchhighlight meinerseits und nur zu empfehlen!

Bewertung vom 27.01.2023
Die Bücher, der Junge und die Nacht
Meyer, Kai

Die Bücher, der Junge und die Nacht


ausgezeichnet

Der Einband gefällt mir gut, je genauer man schaut, desto mehr Details erblickt man. Der Titel ist kryptisch, das find ich immer gut. Es kann alles und nichts bedeuten.
Ein Buch, was eine Geschichte über Bücher erzählt. Toll ! Alleine die Beschreibung der Schlossbibliothek ist Wahnsinn. Viele Geheimnisse der Vergangenheit gilt es zu lösen. Sowohl über die Hauptperson als auch dessen Familiengeschichte. Der Schreibstil ist so wundervoll, dass ich dieses Buch nur so verschlungen habe. Der Autor versteht es Vergangenheit und Gegenwart auszuarbeiten und die Sprünge gut miteinander zu verknüpfen. Es ist mystisch angehaucht und wandelt zwischen Realität und Fiktion. Es hat mich ein wenig an „die neun Pforten“ erinnert. Ein Buch, eine fesselnde Familiengeschichte und der Pakt mit dem Teufel.
Dieses Buch ist für mich DAS Buchhighlight der letzten Jahre.

Bewertung vom 27.01.2023
The Dark
Haughton, Emma

The Dark


sehr gut

Das Cover gefällt mir sehr gut, insbesondere die Haptik. Der Schnee glitzert förmlich im Taschenlampenlicht.
Ich bin ein großer Fan von locked in Krimis. Die Idee, diesen in einer Antarktisstation stattfinden zu lassen, hebt es nochmal auf ein anderes Level.
Die unwirkliche Welt der Antarktis war mir völlig fremd. Dem Autor gelingt es sehr gut, die Einsamkeit und Kälte dieser Gegend zu visualisieren. Der Fakt der ewigen Sonne (Sommer) und dann wieder der ewigen Dunkelheit (Winter) war mir theoretisch bekannt. Erst durch dieses Buch wurde mir jedoch klar, wie extrem dies sein muss, für die Forscher.
Die Charaktere werden gut ausgearbeitet, die Internationalität kommt gut rüber.
Allerdings fand ich das Thema um die Medikamentenabhängigkeit der Protagonistin schon unglaubwürdig. Wenn das Auswahlverfahren so streng war, wie konnte dann nicht auffallen, dass die künftige Stationsärztin eine psychisch labile Medikamentenabhängige ist? Nicht die beste Kandidatin, um ins ewige Eis geschickt zu werden.
Selbst wenn, hätte für meinen Geschmack die Abhängigkeit nicht sooft betont und detailliert dargestellt werden müssen. Das hätte man auch verstanden, wenn dies weniger ausführlich thematisiert worden wäre.
Alles in allem hat es aber Spaß gemacht dieses Buch zu lesen und mitzuraten, wer denn nun der Mörder ist. Für Fans dieses Genres eine klare Empfehlung meinerseits

Bewertung vom 27.01.2023
Ein Abend mit Marilyn
Wildner, Maxine

Ein Abend mit Marilyn


sehr gut

Das Cover hat mich auf den ersten Blick angesprochen und passt auch gut zum Inhalt.
Das typische Photo einer Ikone unter einem Flimmer bunter Farben.
Das Buch beschreibt in Romanform den Abend vor Marilyns 36. Geburtstag. Die Gäste verbringen den Abend damit auf sie zu warten und überbrücken die Zeit mit gemeinsamen Anekdoten. So lernt man den Menschen hinter Marilyn, Norma Jean, kennen. Soweit ich recherchieren konnte, ist dieses Buch durchaus biografisch zu betrachten.
Eine sehr traurige und berührende Kindheit eines Weltstars wird dargestellt. Die Ängste und Unsicherheiten, die dafür sorgen, dass sie immer und überall zu spät kommt. In Kombination mit dem Medikamentenmissbrauch lernt man eine sehr traurige, einsame und unsichere Frau kennen, die sich den Panzer einer Sexbombe zu gelegt hat; darüberhinaus aber leider nicht ernst genommen wird.
Wie so oft fallen leider die, die am höchsten fliegen auch am tiefsten.
Mich hat die tragische Geschichte sehr berührt.

Bewertung vom 28.12.2022
Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1
Aicher, Petra

Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1


sehr gut

Das Cover sieht aus, wie nach einer TV- Verfilmung, wenn die Darsteller aufs Cover kommen.
Positiv überrascht hat mich der Ort. Meistens finden solche Geschichten in der Zeit in Berlin an der Charité statt! Schön, dass es München ist. Da lernt man mal eine andere Stadt kennen!
Inhaltlich ist es in den historischen Kontext des Vorabends des ersten Weltkriegs eingebunden. Eine junge, ausgelernte Krankenschwester vom Lande tritt ihren Dienst in der Gerichtsmedizin an und trifft zufällig auf den adeligen Lebemann. Dieser hat die Zeit und das Geld als Zeitvertreib eine Zeitung zu betreiben und als Reporter der Klatschpresse zu agieren.
Die Art und Weise wie diese beiden Personen und ihre unterschiedlichen Welten aufeinander treffen ist spannend zu lesen. Es macht Spaß die Protagonisten beim (herzlichen) Streiten zu beobachten und ihre gemeinsame Entwicklung (auch zueinander) zu beobachten.
Die Idee, dass Fräulein Anna von ihren Chefs in der Gerichtsmedizin sehr geschätzt, gefördert und gefordert wird gefällt mir gut, scheint mir in dem Maße aber fast übertrieben und somit etwas unglaubwürdig.

Das Buch ist kurzweilig und witzig geschrieben; das Ende überraschend.
Allerdings würde ich nicht soweit gehen, die Protagonisten als „Ermittlerduo“ zu bezeichnen. Da es sich um das erste Buch einer Reihe handelt, bin ich gespannt zu lesen, ob die beiden sich diesen Namen künftig mehr verdienen.

Bewertung vom 17.12.2022
Die Wiege der Hoffnung
Haigh, Tara

Die Wiege der Hoffnung


gut

Das Cover sieht sehr kitschig aus, dahinter hätte ich diese Geschichte aus der NS-Zeit nicht vermutet. Die Haptik des Buches ist jedoch toll und wertig.
Generell ist es ein interessantes Thema in einer interessanten Zeit.
Die Protagonistin ist ein intellektueller Freigeist mit einer (zunächst) guten gefestigten Beziehung zu ihrer Famile.
Das Buch beginnt als süße Liebe zweier jüdischer Jugendlicher, eingebunden in eine schreckliche Zeit.
Mir gefallen der gute, familiäre Zusammenhalt, die offen und ehrliche Kommunikation, die aufgeklärten Personen. Insbesondere die coole Onkel- Nichte Verbindung .
Das Thema der „Entarteten Kunst“ war mir im Detail nicht bewusst. Es
hat mir gefallen, etwas über ein nicht weit verbreitetes Thema zu lesen und auch zu lernen.
Die Protagonistin nutzt ihre Kollaboration mit dem dritten Reich für Privilegien, allerdings auch um jüdische Familien zu beschützen und unterstützen. Die Zerrüttung und die Entwicklung mit ihrem Bruder fand ich spannend und auch glaubwürdig.
Gut finde ich, dass die Autorin eine Geschichte verfasst hat, die so hätte sein können. Es ist ein gut geschriebenes Buch, welches Einblick in eine jüdische Familie vor und während des zweiten Weltkriegs gewährt.
Eine Geschichte über eine Familie von vielen, wie sie in Berlin und anderswo lebten und deren Geschichte so hätte sein können.
Schön mal einen detaillierten Einblick aus einem anderen Blickwinkel zu erhalten, insbesondere auch auf das Thema Kunst in der NS-Zeit.
Der letzte Teil über die Flucht und das Leben in Italien plätschert leider nur dahin, obwohl ich es generell spannend fand, auch darüber zu lesen. Für mich war dieser Teil nicht sonderlich packend geschrieben. Erst das Ende nahm wieder Fahrt auf.
Generell zu empfehlen, um die Zeit mal aus einem anderen Blickwinkel kennenzulernen. Für mich hätte das Thema aber noch mehr Potential gehabt.