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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Nessaja
Wohnort: 
Aschaffenburg

Bewertungen

Insgesamt 75 Bewertungen
Bewertung vom 28.05.2024
Man sieht sich
Karnick, Julia

Man sieht sich


ausgezeichnet

Ohne Getöse

Man sieht sich

Frie und Robert lernen sich kennen, als Robert neu an Fries Schule kommt. Sie freunden sich an, aber irgendwie ist da mehr zwischen ihnen, was sie aber nicht gleichzeitig wahrnehmen. Immer wieder kreuzen und verlieren sich ihre Wege, miteinander geht nicht, aber dauerhaft ohne klappt auch nicht.
Geschrieben wurde das Buch von Julia Karnick. Dies ist das erste Buch, das ich von ihr gelesen habe. Ihren Debütroman „Am liebsten sitzen alle in der Küche“ kenne ich noch nicht, er steht aber jetzt in meinem Wunschregal.
Eingeteilt ist das Buch in relativ lange Kapitel. Chronologisch wird von 1988 bis 2023 mit Zeitsprüngen das Leben von Frie und Robert erzählt.
Ich habe erst einen Augenblick gebraucht, um mit dem Erzählstil von Julia Karnick warm zu werden. Dann konnte ich das Buch aber nicht mehr aus der Hand legen. Ich bin selbst nur unwesentlich jünger als Robert und Fri, auch ein Jugendlicher der 90 er. Vieles konnte ich vom Zeitgeist so gut nachfühlen. Wie schon das Cover macht das ganze Buch kein Getöse. Es wird ruhig und teilweise recht langsam erzählt. Mich hat Julia Karnick damit voll eingefangen. Besonders auch die reifen Charaktere von Frie und Robert mochte ich sehr. Schade, dass ich mich jetzt von ihnen verabschieden muss.

Ganz klare Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 16.05.2024
Das Licht in den Birken
Fölck, Romy

Das Licht in den Birken


sehr gut

Wohlfühllektüre, ohne Getöse

Das Licht in den Birken

Mitfünfzigerin Thea verlässt mit zwei Ziegen ihre Wahlheimat Portugal und kehrt zurück nach Deutschland. Sie mietet sich auf Bennos Hof in der Heide ein. Auch Juli landet nach einem Unfall bei den beiden. Aus einer Zweckgemeinschaft wird Freundschaft. Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Können sie sich gegenseitig helfen?
Geschrieben wurde das Buch von Romy Fölck. Dies ist das erste Buch, das ich von ihr gelesen habe. Ihren erfolgreichen Debütroman „Die Rückkehr der Kraniche“ kenne ich (noch) nicht.
Eingeteilt ist das Buch in 38 kurze Kapitel, was mir sehr entgegen kam. So konnte ich immer mal ein oder auch zwei Kapitel „zwischendurch“ lesen. Abwechselnd wird aus der Sicht von Thea, Benno und Juli erzählt. Der schnelle Wechsel der Erzählperspektive macht die Geschichte sehr abwechslungsreich.
Das Buch behandelt viele Themen, zum Beispiel das Älter werden, die Beziehung zu den Eltern/Kindern, der Umgang mit Krisen und noch vieles mehr. Was mir an dem Buch am Allerbesten gefallen hat, ist die Ruhe mit der es erzählt wird. Es wird keine Handlung verstolpert und es gibt auch kein Getöse. Ich empfand die Stimmung, die in dem Buch herrscht als sehr angenehm und habe mich bei der Lektüre wohl gefühlt. Alle drei Charaktere sind keine Superhelden, sondern Menschen, die Fehler machen und deshalb umso liebenswerter. Schade, dass ich mich nun von ihnen verabschieden muss.

Bewertung vom 02.05.2024
Bonjour Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.1
Hamberg, Emma

Bonjour Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.1


sehr gut

Kommt mit Agneta auf die Reise nach Frankreich und zu sich selbst

Bonjour Agneta

Agneta ist fast 50 und lebt ein beschauliches Leben mit zwei erwachsenen Kindern, einem Mann in der Midlifecrisis, einem sauberen Haus und einem gediegenen Job in Schweden. Nur eines vermisst sie: sich selbst. Als sie eine Anzeige liest, in der ein „Au pair“ in Frankreich gesucht wird, handelt sie für sich total untypisch und ergreift diese Chance. Eine turbulente Reise nach Frankreich und zu sich beginnt.
Geschrieben wurde das Buch von Emma Hamberg, eine schwedischen Bestsellerautorin. Ich kannte sie vor diesem Buch nicht. Mir gefällt ihr klarer, witziger und pointierter Schreibstil sehr. Auch ihre Art Orte und Situationen zu beschreiben, hat mich überzeugt.
Eingeteilt ist das Buch in 54 relativ kurze Kapitel, was für mich von der Aufteilung her ideal war.
Insgesamt habe ich das Buch wirklich gerne gelesen. Die Charaktere sind bezaubernd beschrieben und entwickelt worden. Sie sind mir sehr ans Herz gewachsen und es fällt mir gerade etwas schwer, sie jetzt loszulassen. Der Schreibstil war gefällig, das Buch schön zu lesen. Die Handlung war nicht zu vorhersehbar, das Erzähltempo angenehm. Den einen Stern habe ich abgezogen, weil ich das Buch, obwohl ich eigentlich nichts auszusetzen habe, doch immer gut wieder weglegen konnte. Irgendwie hat mir da das letzte Fünkchen „Fesselung“ gefehlt. Trotzdem eine ganz klare Leseempfehlung von mir. Ich bin beim nächsten Buch von Emma Hamberg auf jeden Fall auch wieder mit am Start.

Bewertung vom 29.04.2024
Wären wir Vögel am Himmel
Litteken, Erin

Wären wir Vögel am Himmel


sehr gut

Bilder, die nachwirken….
Wären wir Vögel am Himmel
Lilija, ihr Cousin Slavko und Halya sind fast noch Kinder als sie aus ihrem Heimatland, der Ukraine fliehen müssen. Auch Slavkos Mutter Vika flieht mit ihrer restlichen Familie nach Westen. Jeder betrauert Familienmitglieder und Freunde, versucht aber selbst zu überleben. Wer von den Lieben ist überhaupt noch am Leben und welche Chance besteht, sich irgendwo und irgendwann wieder zu finden?
Geschrieben wurde der Roman von Erin Litteken. Dies ist das erste Buch, das ich von ihr gelesen habe. Ihr erfolgreiches Debüt „Denk ich an Kiew“ kenne ich bislang noch nicht.
Eingeteilt ist das Buch in 59 relativ kurze Kapitel. Abwechselnd wird Vikas, Lilijas und Halyas Geschichte erzählt. Teilweise verknüpfen sich die Handlungsstränge. Anfangs haben mich die verschiedenen Geschichten mit den dazu gehörenden Personen durch die schnellen Wechsel ein bisschen verwirrt. Spätestens in zweiten Drittel waren mir dann aber die Zuordnungen klar und das Folgen der Handlung wurde einfacher. Die Sprache kam mir von Anfang an entgegen. Erin Litteken erzählt sehr bildhaft, was angesichts der Geschichte, die sie erzählt, teilweise schon harte Kost ist.
Fazit: Alles in allem bin ich sehr froh, das Buch gelesen zu haben. Mir sind jetzt viele historischen Zusammenhänge so viel klarer und ich kann den heutigen Konflikt viel besser einordnen. Das Buch wirkt sehr in mir nach. Bilder sind so gut beschrieben, dass sie vor meinem geistigen Auge immer noch auftauchen. Ich empfehle das Buch sehr, man muss aber als Leser in einem stabilen Zustand sein. Mein nächstes Buch wird jetzt definitiv etwas Leichtes sein.

Bewertung vom 20.04.2024
Treibgut
Brodeur, Adrienne

Treibgut


ausgezeichnet

Tiefgründiger, vielschichtiger Familienroman wunderschön erzählt

Treibgut

Ken und Abby sind Geschwister. Nach dem frühen Tod der Mutter sind sie von ihrem Vater Adam, einem berühmten Meeresbiologen auf Cape Cod alleine großgezogen worden. In Vorbereitung auf dessen 70. Geburtstag überschlagen sich die Ereignisse. Alte Wunden reißen auf und ein lange gehütetes Geheimnis kommt ans Licht. Hält die Familie diesem Druck stand?
Aufgeteilt ist das Buch in überschaubar lange Kapitel. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von fünf verschiedenen Personen erzählt.
Geschrieben wurde der Roman von Adrienne Brodeur, einer ehemaligen Lektorin, Mitbegründerin einer Lieraturzeitschrift und Geschäftsführerin einer literarischen Non-Profit-Organisation. Dies ist das erste Buch, das ich von ihr gelesen habe.
Die Autorin schafft es, keine oberflächlichen perfekten Charaktere zu erschaffen, sondern Menschen mit Fehlern und Schwächen. Gerade dadurch wurden sie erst recht liebenswert und jeder einzelne ist mir ans Herz gewachsen.

Fazit: Ich habe das Buch wirklich gerne gelesen. Den Erzählfluss und den Schreibstil fand ich sehr angenehm und die Geschichte vielschichtig. Klare Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 31.03.2024
Sommerhaus am See
Poissant, David James

Sommerhaus am See


ausgezeichnet

Tiefgründiger Familienroman – ein sehr gelungenes Debüt

Sommerhaus am See

Das Sommerhaus am Lake Christopher in North Carolina diente Lisa und Richard Starling und ihren Söhnen Jahrzehntelang als Sommerquartier. Nun heißt es Abschied nehmen. Das Haus soll verkauft werden. Ein letztes Mal kommt die Familie dort zusammen. Doch dann passiert eine Katastrophe und zerrt mehr als ein Familiengeheimnis ans Tageslicht.

Geschrieben wurde das Buch von der amerikanischen Nachwuchshoffnung David James Poissant. Dies ist sein Debütroman.

Eingeteilt ist das Buch in vierzig überschaubar lange Kapitel. Die Geschichte wird fortlaufend erzählt und abwechselnd werden die einzelnen Geschichten der einzelnen Familienmitglieder eingeflochten.

Mir gefällt das Cover sehr gut. Die gerillte Oberfläche macht das Buch griffig und hochwertig. Allerdings hätte ich rein vom Cover her nie gedacht, dass es sich um solch einen tiefgründigen Familienroman handelt. So manch ein Schicksal wird beschrieben, auch Politisches fließt mit ein.

Fazit: Das Buch übertrumpft bei weitem, was es rein optisch verspricht. Der Erzählstil hat mir unheimlich gut gefallen. Bitte sehr gerne mehr von David James Poissant.

Bewertung vom 23.03.2024
Gussie
Wortberg, Christoph

Gussie


sehr gut

Diese Geschichte will erzählt werden

Gussie

Gussie ist noch blutjung, als sie die zweite Frau vom Kölner Bürgermeister Konrad Adenauer und die Ersatzmama für dessen drei Kinder wird. Das Paar bekommt noch fünf eigene Kinder. Das erste stirbt gleich nach der Geburt. Dennoch schaffen sie es, als Paar und Familie zusammenzuwachsen. Doch dann beginnt die Machtübernahme der Nazis und die ganze Familie wird auf eine harte Probe gestellt.
Geschrieben wurde das Buch von dem (Drehbuch)autor, Hörbuchsprecher und Schauspieler Christoph Wortberg.
Das Buch ist eingeteilt in 45 relativ kurze Kapitel. Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat aus einem Brief von Gussie an Konrad oder ihren Vater oder von einem der beiden Herren an Gussie.
Aus der Perspektive von Gussies Sterbebett wird ihre Geschichte erzählt.
Christoph Wortberg hat eine recht klare, gut nachvollziehbare und leicht zu lesende Erzählweise.
Fazit: Mir hat das Buch gut gefallen und ich konnte und wollte es zügig durchlesen. Mir war die Geschichte von Konrad Adenauer und seiner Frau vorher nicht wirklich bekannt.
Ich kann den warmherzigen Roman, der zeitgleich eine Biografie oder eigentlich sogar zwei, die von Gussie und die von Konrad, und soviel Zeitgeschichte mitbringt, wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 18.03.2024
Wir sitzen im Dickicht und weinen
Prokopetz, Felicitas

Wir sitzen im Dickicht und weinen


sehr gut

Tiefes Thema packend erzählt

Wir sitzen im Dickicht und weinen

Valerie ist Mutter des 16 jährigen Tobi, der nach Freiheit strebt und Tochter ihrer krebskranken Mutter Christina, um die sie sich sorgt, von der sie sich aber nicht vereinnahmen lassen möchte. Auch ihre Mutter ist wieder geprägt von deren Mutter Martha und auch Valeries Vater Roman ist Kind seiner Mutter Charlotte. Was ist eine gute Mutter? Wieviel Nähe und Distanz braucht dieses Verhältnis? Wie verbindet man das Recht auf das eigene Glück mit der Aufgabe seine Kinder bestmöglichst großwerden zu lassen? Und welche Rolle spielen die Väter?

Geschrieben wurde das Buch von Felicitas Prokopetz, einer Texterin und Autorin aus Wien. Dies ist ihr Debütroman.

Eingeteilt ist das Buch in 48 kurze Kapitel. Die Aufteilung kam mir sehr entgegen. Mit 205 Seiten ist das Buch nicht sonderlich dick.

Den Erzählstil von Felicitas Prokopetz mochte ich von der ersten Seite an, er ist leicht und angenehm zu lesen. Am Anfang verwirrten mich die vielen verschiedenen Personen in unterschiedlichen Zeiten und deren Beziehungen zueinander. Im Laufe der Handlung fand ich mich besser zurecht und die Zuordnung wurde einfacher.
Insgesamt fand ich das Buch insgesamt ein bißchen zu vollgepackt und viele Themen waren nur angerissen.
Das Hauptthema „Mutter/Vater und Kind“ hätte mir noch tiefer betrachtet werden können. Alles in allem ist das Buch aber absolut lesenswert. Es ist keine einfache Kost und wirkt in mir nach. Eins war es keine einzige Sekunde: langweilig

Bewertung vom 13.03.2024
Issa
Mahn, Mirrianne

Issa


ausgezeichnet

Tolles Debüt
Issa
Issa stammt gebürtig aus Kamerun, wohnt aber seit ihrer Kindheit in Deutschland. Als sie ihrer Mutter von ihrer Schwangerschaft erzählt, wird Issa von ihr gedrängt, nach Kamerun zu fliegen, um ihr Kind durch die dort üblichen Rituale zu schützen. Widerstrebend tritt Issa diese Reise, die für sie zunehmend an Bedeutung gewinnt, an.
Geschrieben wurde das Buch von Mirrianne Mahn. Dies ist ihr Debütroman.
Das Buch ist eingeteilt in teilweise relativ lange Kapitel. Abwechselnd wird Issas Geschichte im Jahr 2006 und die Geschichte ihrer Ururoma Enanga und deren Nachkommen ab dem Jahr 1903 erzählt.
Der Erzählstil von Mirrianne Mahn ist flüssig und leicht zu lesen. Das Thema war für mich komplett neu. Ich kann mir das Leben in Kamerun mit seinen Traditionen und auch seiner Besatzungsgeschichte nun viel besser vorstellen. Auch die Zerrissenheit zwischen zwei Heimaten und zwei Kulturen, das Gefühl nirgends richtig dazu zu gehören, konnte ich extrem gut nachfühlen.

Fazit: ein noch überhaupt nicht abgegriffenes, wichtiges Thema toll erzählt – brillantes Debüt von Mirrianne Mahn, klare Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 01.03.2024
Das Jahr ohne Sommer
Neumann, Constanze

Das Jahr ohne Sommer


ausgezeichnet

Junge deutsche Geschichte packend erzählt

Das Jahr ohne Sommer

Das kleine namenlose Mädchen ist zu Beginn des Buches im Jahr 1977 3 Jahre alt und wohnt mit seinen Eltern in Leipzig. Auf der Flucht aus der DDR wird die Familie geschnappt, die Eltern festgenommen und die Kleine landet erst in einem Kinderheim und dann bei ihrer Oma. Einige Jahre später werden die Eltern von der BRD freigekauft und holen ihre Tochter nach. Aber auch, wenn die Familie jetzt so vieles hat, wovon sie immer geträumt hat, hat die Vergangenheit Spuren hinterlassen und das Heimweh nach Leipzig bleibt….

Geschrieben wurde das Buch von Constanze Neumann. Von ihr stammt auch der Roman „Wellenflug“.
Ich kannte die Autorin zuvor nicht.

Das Buch ist mit 188 Seiten nicht sonderlich dick. Eingeteilt ist es in 33 kurze Kapitel. Es lässt sich flott lesen.

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive des Mädchens relativ nüchtern, aber deshalb nicht weniger packend erzählt. Ich bin nur wenig jünger als das Mädchen und genau wie sie ein Kind dieser Zeit. Auch wenn ich immer im Westen war und dieses Gefühl der inneren Zerrissenheit nur nachfühlen kann, habe ich so viele gesellschaftlichen Detail natürlich auch ge- und erlebt. Constanze Neumann beschreibt so liebevoll diese Details, zum Beispiel, wenn der neue 1000 seitige Quelle Katalog kam, der dann Seite für Seite angeschaut wurde, obwohl nur selten etwas bestellt wurde oder, dass man beim „Buchclub“ jeden Monat ein Buch bestellen musste, weil man sonst einfach eins zugeschickt bekam. Das war halt alles wirklich so und ich wurde bei der Lektüre an meine Kindheit erinnert. Fasziniert haben mich auch die ganzen politischen und geschichtlichen Schilderungen, zum Beispiel wie eine Zugfahrt von West nach Ost verlaufen ist. Die Atmosphäre wurde so realistisch geschildert, ich konnte sie mit Händen greifen.

Fazit: ganz klare Leseempfehlung für alle, die noch in BRD oder DDR aufgewachsen ist. Das ist unsere Geschichte und sie ist noch garnicht lange her. Natürlich ist das Buch auch für alle interessant, die Deutschland nur in ihrer jetzigen Form kennen und für die es zum Glück selbstverständlich ist, mal schnell von Aachen nach Leipzig zu fahren.