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Lilian

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Insgesamt 37 Bewertungen
Bewertung vom 19.03.2023
Es war einmal in Brooklyn
Atlas, Syd

Es war einmal in Brooklyn


weniger gut

Juliette und David - David und Juliette. Seit ihrer Kindheit sind sie ein eingeschworenes Team - ein unzertrennliches Duo - beste Freunde.

Mittlerweile sind jedoch beide junge Erwachsene geworden. Juliette bereitet sich darauf vor, aufs College zu gehen, ihr Erwachsenwerden auszukosten und auf eigenen Beinen zu stehen... währenddessen kämpft David mit seinem Krebs, der ihn ziemlich eingeschränkt und isoliert aufstellt.
In "Es war einmal in Brooklyn" erzählt Syd Atlas über die tiefe Freundschaft der beiden, die mit zunehmendem Alter jedoch immer bröckeliger wird, bis man sich fragt ob es überhaupt noch Freundschaft ist. Über die Alltagsprobleme der beiden Protagonisten. Und auch viel über deren Verwandte und Freunde - bis hin zu den Urgroßeltern.

Alles in allem eigentlich eine schöne Geschichte. Jedoch konnte ich mich nicht wirklich in die Charaktere hineinversetzen oder mit ihnen mitfühlen. Die Freundschaft zwischen David und Juliette, um die es eigentlich gehen soll, wird aus meiner Sicht durch 2 andere Sachen überschattet: a) ich finde nicht, dass es zum Zeitpunkt der Erzählung noch wirklich eine Freundschaft ist, b) die Geschichten aller anderen Charaktere in diversen Zeitschienen nehmen so viel Raum ein, dass für die Beziehung zwischen Juliette und David kaum Raum bleibt.
Der Blackout, mit dem der Wendepunkt der Geschichte kommen soll, kommt mir etwas zu kurz, damit leider auch der Wendepunkt selbst. Die Veränderung zwischen Juliette und David hat schon längst stattgefunden und wird durch die Nacht im Dunklen eigentlich nur letzendlich besiegelt; wobei der letzte Stoß deutlich nach dem Blackout stattfindet.

In der Erzählung geht es im Grunde um Juliettes Erwachsen-Werden, wobei sie sich jedoch eher wie eine 14-Jährige verhält.
Dabei geht es, wie bei Teenagern zu erwarten, auch zentral um das Thema Sex. Ich finde es etwas fraglich, hierauf den Fokus zu legen, gäbe es bei den Hauptfiguren (Krebskrank + soziale Ausenseiterin) doch emotional viel Tiefgründigeres zu beleuchten.
Auch Rassismus/ Diskrikinierung tauchen als Thema der 1970er Jahre stellenweise auf. Legitim, da es die Zeit wiedergibt, andererseits tut es zur Handlung nichts zu Sache - ich bin etwas darüber gestolpert.


Als Fazit würde ich sagen ein eher mittelmäßiger Coming-of-age Roman. Ich hatte mir mehr Fokus auf und mehr Tiefe in der Beziehung zwischen David und Juliette erwartet. Die Geschichten der vielen Nebencharaktere drängen zwar das Hauptthema an den Rand, verleihen dem Roman letztendlich aber seine Konsistenz und Liebenswürdigkeit.

Lieblingszitate:
David weinte, weil er eigentlich nicht sterben wollte und weil er bei ihrem Anblick begriff, warum er leben wollte. Er wollte für sie leben – sie rettete ihm das Leben.

Erst wenn wir vom weg abgekommen sind, fangen wir an, uns selbst zu verstehen.

Von nun an verlange ich kein Glück mehr, ich bin mein glück, Von nun an winsle ich nciht mehr, [...] Stark und genügsam reise ich auf der offenen Straße.

Wird es wieder gut? Ich weiß es nicht. Aber was ist die Alternative?

Du kannst sein wer du willst [...] du musst dich nur dafür entscheiden.

Bewertung vom 07.03.2023
Dalee
Gastmann, Dennis

Dalee


sehr gut

Auch in Indien hält die Industrialisierung ihren Einzug und macht mit all den neuartigen Maschinen die Elefanten nach und nach überflüssig. Als Bellinis Vater irgendwann verzweifelt genug ist, lässt er sich anheuern mit seinem Elefanten und seiner Familie mit einem überfüllten Schiff auf die Andamanen-Inseln 700 Meilen entfernt umzusiedeln. Dort entsteht mitten im Dschungel eine neue Siedlung aus bunt zusammengewürfelten Siedlern aller möglichen Nationen, Religionen und Ansichten. Mithilfe ihrer Arbeitselefanten schlagen sie das Tropenholz, was ein harter Alltag ist. Bellinis Familie hängt ganz von ihrem Elefanten Dalee ab, den sie liebevoll umsorgen und als Teil der Familie betrachten. Aber leider ist Dalee nicht mehr der Jüngste und schließlich fängt sein Gehirn an ihm Streiche zu spielen.

Gastmann erzählt liebevoll von der gemischt-indischen Kultur mit einfühlsamen Details in Religion, Weltsichten, Alltagsleben und Kultur. Durch Bellinis Augen lernt man seine zahlreichen Nachbarn kennen sowie das Leben in Indien und im Andamanischen Dschungel.
Bellinis Leben und das seiner Familie wird durch ihren Elefanten Dalee gelenkt - er bestimmt indirekt wo sie leben und wonach sich ihr Alltag richtet. Allerdings befasst sich haupstächlich Bellinis Vater mit Dalee - Bellini selbst geht ihm dabei zwar zur Hand, sein Fokus in seinem jungen Leben liegt aber eher daruf sich an das neue Dschungel-Leben zu gewöhnen und die Inseln zu entdecken. Erst als er gegen Ende 12 Jahre alt wird, darf er allein mit Dalee losziehen.
Bellini vergöttert Dalee, sieht in ihm nicht nur das praktische Arbeitstier, sondern einen Bruder, einen Freund, engsten Verwandten und Superheld. Doch seine Kraft und Größe wird plötzlich zum Problem, als Dalee durch sein Alter beginnt zu vergessen - nicht nur Befehle und seine umgebung sondern auch die Menschen, die ihn schon sein ganzes Leben umsorgen.

Insgesamt ein sehr gut geschriebenes Buch, indem man durch Bellinis Augen das Leben der gemischt-indischen Dschungelsiedlung auf den Andamanen-Inseln liebevoll kennenlernt.
Mir kam im Hauptteil des Buches nur leider die Verbindung zwischen den Hauptcharakteren Bellini und den Elefanten Dalee etwas zu kurz.
Nichts desto trotz ein empfehlenswertes Buch!

Lieblingszitate:
"Von hier oben waren alle Reisenden gleich. […] Jeder fuhr über dieselbe See zu denselben Inseln, erfüllt von derselben, tröstenden Hoffnung."

"Immer menschlicher kamen mir die Elefanten vor, wenn ich sie betrachtete. Es waren Erwachsene und Kindsköpfe, Heißsporne und Weise, Geschicklichkeitskünstler und Tölpel, die von den reiferen Tieren lernten."

"Seine Augen sind meine, Junge, seine Ohren sind meine. Der Elefant ist ich, und ich bin er. Wir sehen dasselbe, wir hören dasselbe, wir fühlen dasselbe tief in unserem Herzen. Er dient mir, und ich diene ihm. Ein ganzes Leben schon. Glaubst du, ich sehe nicht, was mit ihm geschieht? Junge, er vergisst. […] Es kommt vielleicht der Tag an dem er uns nicht mehr erkennt."

Bewertung vom 26.02.2023
Der Paria / Der stählerne Bund Bd.1
Ryan, Anthony

Der Paria / Der stählerne Bund Bd.1


ausgezeichnet

Schon auf den ersten Seiten taucht man direkt mitten in Alwyns Abenteuer ein.
Im Lauf der Geschichte wird aus dem Jungen ungebildeten Strauchdieb zunächst ein Gefangener in aussichtloser Lage, dann ein Schreiber an wichtiger Stelle bis er als nicht ganz freiwilliger Soldat in einen Kreuzzug. Nebenher steht die ganze Welt Kopf, da die Krone durch Aufständler angegangen wird.
Rundum ein Buch mit viel Plot- es wird nie langweilig. Alles baut mega gut zum Wendepunkt der Geschichte auf und alles hängt delikat zusammen.

Durch die quirligen, lebensechten Charaktere, die an der ein oder anderen Stelle auch gerne mal für eine Überraschung gut sind, gewinnt das Buch unglaublich an Farbe. Und durch Ryans runden Schreibstil, absorbiert einen die Geschichte geradezu.


Mir juckt es jetzt schon in den Fingern nach dem Folgebuch! Zusätzlich zur Haupthandlung, die am Ende des Buchs sozusagen die "zweite RUnde" einläutet, sind viele spannende Sub-Plots offen; ebenso bin ich gespannt, wie es mit den diversen CHaracteren weitergeht, die einem teils wie Freunde ans Herz wachsen und sich teils fragt an wessen Seite sie als nächstes Stellung beziehen werden.

Die einizigen Minuspunkte für mich sind, dass die Welt mir etwas zu stark am Mittelalter orientiert ist (über Lebensstil, Waffen, Religion, und Völker) und dass Charactere sich etwas zu oft zufällig wieder über den Weg laufen - vielleicht erklärt der nächste Band der Serie aber auch noch weitere Verstrickungen.

Alles in allem eine absolute Empfehlung meinerseits.
Anthony Ryans "Der Paria" kombiniert die besten Aspekte von Ken Folletts "Kingsbridge"-Serie und Patrick Rothfuss´ "Kingskiller chronicles".

Bewertung vom 16.02.2023
Equilon
Raich, Sarah

Equilon


sehr gut

Equilon hat mich, ehrlich gesagt, noch ein bisschen mehr gepackt als ursprünglich gedacht.
Die Welt, über die Sarah Raich schreibt, klingt gar nicht mehr so weit weg vom Hier und Jetzt. Die Menschheit hangelt sich am Abgrund der Klimakrise entlang und scheint gerade so mit Biegen und Brechen durchzukommen. Doch zu welchem Preis und wer diesen bezahlt wird im Laufe des Buchs immer klarer.
Nicht nur die Klima-Probleme dieser Welt sondern auch die immer weiter verkümmernde Menschlichkeit sind nur leicht überspitzte Darstellungen unseres Alltags. Dadurch ist das Buch wirklich mega fesselnd und relateable.
Auch der Schriebstil ist so gewählt, dass sich die Jugend ganz gut wiederspiegelt.

Für meinen Geschmack hat sich etwas zu früh etwas zu deutlich abgebildet, wer hier die "Bösen" sind und wie Jenna sich in dem Ganzen orientiert. Alles in allem aber ein sehr gelungenes Buch, das bei jedem auch Fragen zur Selbstreflexion aufwirft.

Besonders gefallen hat mir, dass die gesamte Geschichte von Musik (hauptsächlich auf Jennas seite) und kurzen Gedichten (von Dorian) untermalt wird - das verleiht dem Buch sozusagen eine weitere einzigartige Dimension.

Lieblingszitate:
Und bei jedem Blick auf die Wunder von New Valley frage ich mich nun, was der Preis für diese Welt ist. Was das mit mir zu tun hat. Ob es das wert ist.

Ihr müsst so nicht leben. Wehrt Euch! Eine andere Welt ist möglich.

„Ich will die Welt retten. Ich will den Climate Reverse schaffen. […] Oder die Welt wenigstens ein kleines bisschen weniger beschissen machen.“ Wir lachen beide. „Hand drauf. Du rettest die Welt und ich schreibe ein Buch drüber.“

Bewertung vom 16.02.2023
Jetzt ist Sense
Rath, Hans

Jetzt ist Sense


sehr gut

Unterhaltsam, witzig und zugleich tiefgründig zugleich.
Was passiert, wenn der jahrtausende alte humorvolle Todes-Gott Thanatos auf eine aufgeweckte Berliner Psychologin trifft?
Was wenn der Tod keine Lust mehr auf seinen Job hat und ohnehin keiner so recht freiwillig aus dem Leben treten will?
Was wenn man sich mit einer ordentlichen Portion Humor fragt, warum sich beim Sterben alle noch ein bisschen extra Lebenszeit wünschen, um all das zu tun was sie in den letzten 80 Jahren aus irgendweöchen Gründen nicht geschafft haben?

Durch das ganze Buch hatte ich ein Lächeln im Gesicht, obwohl es dann doch um die menschliche Sterblichkeit geht. Wunderbar, wie Rath es schafft mit Witz die großen Fragen der Menschheit aufzurollen und zum Grübeln anzuregen.
Seine schrulligen, ur-originellen, ungefilterten Charactere nehmen einen mit auf eine völlig unwahrscheinliche und gleichzeitig liebevoll und berührende Reise ins menschliche Dasein.

Rundum ein schönes, kurzweiliges Buch. Für meinen Geschmack treffen die Charactere ein wenig zu oft "rein zufällig" aufeinander - aber solide 4 von 5 Sterne!

Lieblingszitate:
"„Sagten Sie gerade, dass Sie der Gott des Todes sind? […] Faszinierend.“ Sagte Olivia und fragte sich, ob die Therapie eines psychopathischen Serienkillers nicht doch einfacher gewesen wäre."

"Wenn man sich klarmachte, dass alles jederzeit vorbei sein konnte, weil das Leben jederzeit vorbei sein konnte, dann war es einfach nur lächerlich, womit Menschen ihre Zeit verplemperten."

Bewertung vom 19.01.2023
Bissle Spätzle, Habibi?
Alaoui, Abla

Bissle Spätzle, Habibi?


sehr gut

"Bissle Spätzle, Habibi?" erzählt unglaublich einfühlsam und humoristisch aus Amayas Leben. Wie sie im Konflikt über ihr Liebesleben und allgemein ihren Freiheitswillen immer wieder mit ihrer Familie aneinandergerät. Durch stilsicher eingepflegte Rückblenden lernt man nicht nur Amaya als junge Erwachsene kennen, sondern auch ihr Leben und ihre Herausforderungen als Kind und Teenager.
Wie sie sich trotz allem selst treu bleibt; auch wenn es zusätzlich im beruflichen Leben nicht rund läuft. Wie sich ihre Religion im Laufe der Zeit wandelt und wie sie als moderne freiheitsliebende Frau Halt und Liebe im Islam findet.

Abla Alaoui nimmt einen als Leser gekonnt mit und gibt einem Einblicke aus teilweise ganz neuen Perspektiven.
Ein absolut empfehlenswerter culture clash: traditionelles marokkanisches Familienleben trifft modernen Hamburger City-Lifestyle trifft Urschwaben.

Lieblingszitat:
Ich erzähle von meiner Frustration und davon, wie ich mich bedrängt fühlte zu heiraten. Wie ich durch den Mann, den sich meine Eltern für mich wünschten, den Mann kennen gelernt habe, den sich mein Herz wünschte. Ich beschrieb die Angst, entweder wieder von [meinen Eltern] verstoßen zu werden oder Daniel zu verlieren.

Bewertung vom 16.07.2022
Freizeit
Kaspari, Carla

Freizeit


weniger gut

Leider enttäuschend

Auf den ersten Eindruck hatte ich mir echt viel von dem Buch versprochen. Das Cover ist schön ansprechend gestaltet und die Kurzbeschreibung verspricht eine kurzweilige Aufnahme des Lebensgefühls einer Generation.

Beim Lesen des Buchs selbst war ich dann aber leider ziemlich enttäuscht.
Es handelt sich eher um eine relativ zusammenhangslose Sammlung an Beschreibungen unpersönlicher Momente und Beobachtungen, die wild durcheinander gewirbelt sind.
Franziskas Leben scheint recht ereignislos zu sein und die wenige Handlung die passiert scheint irgendwie völlig teilnahms- und gefühllos an ihr vorbei zu gehen. Auch die Charaktere aus ihrem Leben, die sie in ihrem eigenen Roman aufgreift, sind eher flach.
Bei Franziskas Beschreibungen ihres Lebens und das ihrer Mitmenschen handelt es sich leider auch nicht wirklich um kurzweilig aufgearbeitete scharfsinnige Beobachtungen sondern ein eher zufälliges Sammelsurium ihres Alltags. Man fragt sich, wie Franziskas Lektorin im Buch selbst übrigens auch, "Was will der Text? Wo genau ist der Zusammenhang? Gell?"

Alles in allem kann ich das Buch leider nicht empfehlen. Das Versprechen, die Gefühls- und Lebenslage einer Generation einzufangen, wird leider nciht gehalten. Und auch sonst konnte das Buch mit seiner Schreibweise und CHarakter-Ausarbeitung nicht bei mir punkten.