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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
gormflath
Wohnort: 
Ketsch

Bewertungen

Insgesamt 36 Bewertungen
Bewertung vom 21.01.2023
Totes Moor / Janosch Janssen ermittelt Bd.1
Engels, Lars

Totes Moor / Janosch Janssen ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Düstere Geheimnisse im Moor

Der junge Kriminalkommissar Janosch Janssen ist gerade aus Frankfurt in seine Heimatgemeinde Grimmbach zurückgekehrt, als dort im Roten Moor in der hessischen Rhön die Leiche einer jungen Frau gefunden wird. Schnell ist klar, dass es sich um seine Jugendliebe Matilda handelt, die nach einer Abiparty vor fast zehn Jahren spurlos verschwand. Janoschs Vater war damals der Hauptverdächtige, der dem Druck der schonungslosen Ermittlungen nicht standhielt und Suizid beging. Janssen muss nun ausgerechnet gemeinsam mit Kriminaloberrätin Diana Quester ermitteln, der Ermittlerin, die er für den Freitod seines Vater verantwortlich macht! Der kleine Ort Grimmbach scheint eine verschworene Gemeinschaft zu sein, wo man seit Generationen eng miteinander verstrickt ist und keiner so unschuldig ist, wie er behauptet.
Der erste Roman von Lars Engels ist zugleich Auftakt einer spannenden Krimireihe mit einer überraschenden Auflösung. Besonders glaubhaft zeichnet Engels die beiden Hauptprotagonisten, die mit viel Fachkenntnis und Lebenserfahrung ausgestattete Diana Quester und und ihren jungen impulsiven Kollegen Janosch Janssen, der hier bestens beweisen kann, was er drauf hat. Der Autor erzählt auf zwei Zeitebenen aus den Jahren 2009 und 2018 und schafft es dadurch hervorragend, die neun Jahre voneinander getrennten Handlungen miteinander zu verweben. Der atmosphärische Kriminalroman mit viel Lokalkolorit mit den düsteren Geheimnissen zwischen Mooraugen und eingeschworenen Dorfbewohnern liest sich flüssig und Engels versteht es, die Spannung von Beginn an hochzuhalten.
Für das gelungene Debüt des Autors vergebe ich 5 Sterne und freue mich auf die Fortsetzung!

Bewertung vom 02.01.2023
Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1


ausgezeichnet

Düstere Geheimnisse in Island

Nach dem Scheitern ihrer Beziehung kommt die Polizistin Elma in ihre Heimat, den kleinen Ort Akranes zurück, wo es bei der Polizei meistens relativ ereignislos zugeht, bis am Leuchtturm die Leiche einer jungen Frau gefunden wird. War die Todesursache ein Unfall, Mord oder Selbstmord? Schnell finden Elma und ihre Kollegen Sævar und Hörður heraus, dass die Tote zwar aus Akranes stammte, aber schon lange alle Verbindungen zu ihrem Heimatort abgebrochen hatte.
Elma ist sicher, dass Elisabets Tod kein Unfall war und vermutet, die Lösung in der Vergangenheit zu finden…
Die junge Autorin Eva Björg Ægisdóttir legt in ihrem Debüt einen düsteren, eiskalten Island-Thriller vor, der scheibchenweise der bitteren Wahrheit näher kommt. Im gesamten Verlauf bleibt der Krimi spannungsgeladen und subtil. In winterlicher Kälte und Dunkelheit ermittelt Elma mit viel Feingefühl und rekonstruiert das Leben des ersten Opfers Elisabet seit ihrer sehr traurigen, bedrohlichen Kindheit in nachvollziehbarer, schlüssiger Weise. Die sympathischen Ermittler haben mit eigenen zwischenmenschlichen Problemen zu kämpfen. Die Beteiligten werden sehr realistisch geschildert, Themen wie sexuelle Gewalt, Alkoholsucht, aber auch Mobbing im kindlichen Alltag neben schwerwiegenden Verfehlungen Erwachsener schwingen sich durch diesen Krimi.
In fesselndem Schreibstil erzählt die Autorin ihre Geschichte ohne Gewaltexzesse auf verschiedenen Zeitebenen und aus unterschiedlichen Perspektiven und vergisst dabei nicht, Hinweise einzustreuen, die Leser auf eine Fortsetzung hoffen lassen. Besonders reizvoll fand ich, dass am Ende noch einige Fragen offen bleiben.

Bewertung vom 19.11.2022
Wintersterben
Krüger, Martin

Wintersterben


ausgezeichnet

Grausige Entdeckungen in den Waliser Bergen
In einem kleinen Ort mitten in den Waliser Bergen wird in einer Höhle eine mumifizierte Leiche mit massiven Folterspuren gefunden. Der Tote war ehemals BKA-Mitarbeiter und hat eine letzte mysteriöse Botschaft hinterlassen. Interpol schickt seine beste Ermittlerin Valeria Ravelli, die mit mit dem ehemaligen Metropolitan-Police-Ermittler Colin Bain zusammenarbeiten soll. Während sich Valeria ins abgeschiedene Steinberg in den Schweizer Bergen begibt, um den Mord an Thomas Gress aufzuklären, begibt sich Colin auf die Suche nach Spuren der vermissten Frauen, genau wie der Tote zuvor.
Valeria stößt bei ihren Ermittlungen in der eisigen Abgeschiedenheit des Bergdorfs auf eine Mauer des Schweigens und weiß bald nicht mehr, wem sie hier trauen kann. Die Einsamkeit der Berge scheint auch auf die Bewohner des Ortes abgefärbt zu haben.
Es heißt, Steinberg liegt im Schatten der Berge, aber ein anderer Schatten erweist sich als wesentlich mächtiger, denn in den Wäldern um Steinberg stößt sie auf ein abgeschottetes Areal, das als Rückzugsort und privates Winterquartier schwerreicher Geschäftsleute dient und dort folgt sie den weit verzweigten Spuren eines wahnhaften Mörders, dessen Taten zurück in die Vergangenheit reichen. Längst ist Valeria selbst ins Visier geraten…
Bei den eindrucksvollen Schilderungen mit vielen Andeutungen und speziellen Charakteren macht sich schnell ein Gänsehautgefühl breit, man wird als Leser schnell in die spannende Handlung gezogen, der man sich nicht entziehen kann. Mit detaillierten Beschreibungen der Umgebung und Personen lebt die Story ebenso wie der erste Band „Waldeskälte“ rund um die Ermittlerin von subtiler und unterschwelliger grausiger Spannung und sorgt immer wieder mit Cliffhangern dafür, dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann.
Die glaubwürdige Handlung um das Verschwinden junger Mädchen sorgt mit vielen Wendungen für ein Ende, an dem der Leser selbst seine Schlussfolgerungen ziehen kann. Bis zum Schluss versteht es der Autor, die Spannung aufrecht zu erhalten.
Für mich ist dieser unabhängig zu lesende Roman ein Highlight und ich freue mich schon auf eine neue Begegnung mit der unerschrockenen Ermittlerin Valeria Ravelli.

Bewertung vom 13.08.2022
Die Passage nach Maskat
Rademacher, Cay

Die Passage nach Maskat


ausgezeichnet

Mörderische Spannung auf der Fahrt in den Orient
Cay Rademacher entführt seine Leser diesmal in die Zeit nach dem I. Weltkrieg. Es ist der Spätsommer 1929, der letzte Sommer der Goldenen Zwanziger, in der noch niemand die Vorzeichen der Weltwirtschaftskrise erkennt. Noch bestimmen Luxus, Jazzmusik, Kokain und Frivolität das Leben, als die angesehene Kaufmannsfamilie Rosterg in Marseille an Bord des Ozeanliners Champollion in Richtung Orient in See sticht. Zu den illustren Passagieren gehören nicht nur eine skandalumwitterte Nackttänzerin aus Berlin, ein mysteriöser römischer Anwalt, sondern auch eine adelige englische Lady, ein vermeintlich naiver amerikanischer Ingenieur und ein Schlägertyp der Berliner Unterwelt, sondern auch der traumatisierte Kriegsveteran und Fotoreporter der Berliner Illustrierten, Europas größter Zeitschrift. Als Reisereporter wird er von seiner Frau Dora begleitet, Tochter eben jener Hamburger Kaufmannsfamilie, die in Maskat mit den sagenhaften Gewürzen Arabiens Handelsbeziehungen anzuknüpfen gedenkt. Mit von der Partie sind auch Bertold Lüttgen, der intrigante Prokurist der Firma Rosterg, Ernst, der von den Nazis begeisterte Sohn der Rostergs sowie der erste Offizier Dorgelès, die alle schon zu Beginne etwas zwielichtig wirken.
Die Ehe zwischen Jung und Dora steht nicht mehr zum Besten, Jung möchte die Fahrt auf dem Luxusdampfer nutzen, um die Beziehung zu seiner Frau aufzufrischen. Doch schon bald nach der Abfahrt aus Marseille verschwindet Dora spurlos, und für Theodor Jung wird die Reise zu einem Albtraum, denn nicht nur die Familie Rosterg, sondern auch andere Passagiere und Besatzungsmitglieder behaupten, Dora sei überhaupt gar nicht erst an Bord gewesen. Jung zweifelt zunächst an seinem Verstand, bis er mithilfe der Stewardess Fanny Nachforschungen anstellt, um mehr über Doras Verbleib herauszufinden. Wurde Dora ermordet? Jung geht nach und nach auf, dass er das Opfer eines mächtigen Komplotts ist.
Im Lauf der Passage nach Maskat geschehen weitere Verbrechen, mehrere Personen müssen ihr Leben lassen, unbegreifliche Ereignisse nehmen an Fahrt auf und die Situation wird immer brenzliger.
Nach seinen Provence-Krimis überzeugt der Autor auch diesmal als grandioser Geschichtenerzähler. Überzeugend lässt er die Zeit der Goldenen Zwanziger auferstehen, schildert eindringlich die Zeitumstände der Nachkriegszeit, den Hass der Franzosen auf die Deutschen, aber auch die Mode dieser Zeit, die Atmosphäre auf dem Schiff und die Schilderungen der Landschaften, die der Ozeandampfer ansteuert. Überaus sorgfältig recherchiert fühlt man sich beim Lesen auf dieses Schiff versetzt, mitten unter die interessanten Charaktere – natürlich nur in der Luxusklassen und nicht auf den unteren Decks.
Bis zum Ende bleibt der bildhafte Roman mit vielen Wendungen in der für Rademacher typischen gehobenen Ausdrucksweise abwechslungsreich und äußerst spannend.
Für mich ist das Buch ein absolutes Jahreshighlight!

Bewertung vom 22.07.2022
Die Cellistin / Gabriel Allon Bd.21
Silva, Daniel

Die Cellistin / Gabriel Allon Bd.21


sehr gut

Hochspannende Agentenstory
Für Gabriel Allon geht auch im 21. Band die atemlose Jagd durch Europa weiter.
In London wird der Oligarch und bekannte Kremlkritiker Wiktor Orlow, einst reichster Mann Russlands, tot in seinem Haus gefunden. Vor stehen sein Telefon, ein Glas Rotwein und mehrere Dokumente, die mit einem tödlichen Nervengift kontaminiert sind. Die Geheimdienste verschiedener Länder sind in Alarmbereitschaft, denn es ist klar, wer hinter dieser Tat steht.
Gabriel Allon, der Orlov sein Leben verdankt, glaubt nicht an die Theorien des MI6 über den Tathergang und beginnt die Jagd auf den Spuren einer russischen Untergrundorganisation, die sich der Aufgabe verschrieben hat, die Welt unwiderruflich zu spalten.
Spannend und temporeich liest man sich durch eine klassische Geheimagentenstory, in der es um Geldwäsche, Macht und Korruption geht. Die fiktive Handlung basiert auf realen Ereignissen und aktuellen Nachrichten, was sie äußerst glaubwürdig erscheinen lässt.
Der Autor hat es geschafft, sehr geschickt die Arbeit diverser Geheimdienste in seine Story einzuflechten. Man kann beim Lesen kaum Ahnen, wie nah er dabei an die Realität kommt.
Überzeugend wirken die Verwicklungen zwischen Politik und Finanzwelt.
Auch wenn einige Protagonisten aus vorhergehenden Bänden wieder in Erscheinung treten, kann man den Politthriller sehr gut ohne Vorkenntnisse der vorangegangenen Bücher lesen.
Daniel Silva hält die Spannung bis zum Ende und schreibt wie immer flüssig.

Bewertung vom 22.07.2022
Als das Böse kam
Menger, Ivar Leon

Als das Böse kam


ausgezeichnet

Seit vielen Jahren leben Mutter und Vater mit den heranwachsenden Kindern in einer Blockhütte in völliger Isolation tief in den Wäldern einer kleinen Insel im Norden. In scheinbarer Idylle wachsen die 16-jährige Juno und ihr Bruder Boy auf und verbringen ihre Zeit mit Fischfang und bei sonntäglichen Gesellschaftsspielen mit den Eltern. Unterrichtet werden sie von der Mutter, denn ein Schulbesuch ist unmöglich, da die Familie in ständiger Angst vor dem Bösen lebt, das auf der anderen Uferseite lauert. Die Eltern haben den Kindern eingebläut, dass jederzeit Fremde auftauchen können, um die ganze Familie auszulöschen. Selbst vor Ole, dem Briefträger, der montags die Post vom Festland bringt, müssen sich Juno und Boy verstecken. 7 Gebote hat der Vater erlassen, deren Nichteinhaltung drastische Strafen für die Kinder nach sich ziehen. So dürfen sie auf keinen Fall die Bibliothek des Vaters betreten und niemals die Insel verlassen. Unter der Hütte hat der Vater einen geheimen Schutzraum gegraben, dort wird regelmäßig für den Ernstfall geprobt.
Eines Tages beginnt Juno das bizarre Familienidyll in Frage zu stellen. Nachdem sie sich heimlich dem Briefträger anvertraut hat, taucht dieser plötzlich nicht mehr auf. Dafür kommt der Vater blutüberströmt vom Einkaufen mit dem Boot zurück und wird notdürftig von der Mutter verarztet – angeblich wurde er von den Fremdlingen überfallen.
Dann taucht Luca eines Nachts heimlich auf der Insel auf. Juno fasst Vertrauen zu ihm, auch wenn sie anfangs nicht sicher sein kann, ob er zu den Wächtern oder den Fremdlingen gehört. Heimlich stöbert sie in der Bibliothek des Vaters und fördert Unfassbares zu Tage. Juno und Boy müssen fliehen, so schnell es geht, bevor die Eltern ihnen Schlimmes antun. Nur Luca kann helfen, aber wird die Flucht aufs Festland gelingen?
Ivar Leon Menger schreibt seit mehr als 14 Jahren und entwickelte über 85 Hörspiele und Hörbücher. In seinem ersten Thriller beschreibt er voller Spannung eine Idylle, die immer mehr von Angst geprägt wird. Während der erste Teil noch harmlos mit dem Backen von Blaubeerkuchen und Monopoly-Spielen beginnt, steigert sich die Spannung ins Unerträgliche, je weiter die Geschichte fortschreitet. Juno beschreibt aus ihrer Sicht den Plan, von der Insel abzuhauen und die Angst vor den Eltern steigert sich ins Endlose. Den gelungenen Thriller habe ich verschlungen und hoffe auf baldigen Nachschub vom Autor.