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Dunkelblau

Bewertungen

Insgesamt 45 Bewertungen
Bewertung vom 28.01.2015
Der eiserne Sommer / Kommissär Reitmeyer Bd.1
Felenda, Angelika

Der eiserne Sommer / Kommissär Reitmeyer Bd.1


gut

m Sommer 1914 brennt die Luft in Europa. Der österreichische Thronfolger ist in Serbien einem Attentat zum Opfer gefallen und das Säbelrasseln der Großmächte beginnt. In so einer Zeit steht der tadellose Ruf des Militärs für die Obrigkeit absolut im Fokus, so dass Kommissar Sebastian Reitmeyer bei der Ermittlung zu zwei Morden schnell in seine Schranken gewiesen wird. Beide Toten waren im homosexuellen Milieu unterwegs und haben wohl Offiziere mit verfänglichen Bildern erpresst. Auch der Bruder von Reitmeyers Jugendliebe Carolin von Dohmberg sollte für seiner „guten Ruf“ zahlen. So gerät Reitmeyer in die Mühlen der verschiedenen Interessengemeinschaften und weiß irgendwann nicht mehr wem er noch trauen kann.

Grundsätzlich finde ich dieses Debüt nicht schlecht. Angelika Felenda hat die Stimmung vor dem 1. Weltkrieg gut eingefangen, auch wenn ich das gesamt Thema Militär sehr schwierig finde, bzw. es nicht so mein Interesse trifft. Durch die Tagebucheinträge es zunächst unbekannten Offiziers war ich als Leser den Ermittlungen immer etwas voraus. Manchmal dauerte es mir dann einfach zu lange, bis Reitmeyer die richtigen Ideen hatte. Mit 60 Seiten weniger wäre die Geschichte daher auch gut ausgekommen. Der Vergleich mit Volker Kutschers Ermittler Gereon Rath bleibt natürlich nicht aus. Reitmeyer kann für mich da im Moment noch nicht mithalten, da ist für die Fortsetzung noch Luft nach oben!

Bewertung vom 28.01.2015
Sirius
Crown, Jonathan

Sirius


sehr gut

Ein kleiner jüdischer Hund im Berlin der 30er Jahre. Mit seiner Familie, den Liliencrons, erlebt der die Repressalien gegen den Juden am eigenen Leib. Vater Liliencron verliert seine Stelle an der Universität und alle Familienmitglieder erhalten neue Namen, so wird auch aus dem Hund Levi schließlich Sirius. Als die Familie sich in der Reichspogromnacht nur knapp vor den Nazis verstecken kann und Sohn Georg gerade noch aus einem Viehwaggon gerettet wird, da ist allen klar, dass sie in Deutschland nicht mehr leben können. Die Liliencrons wandern nach Amerika aus. Dort erleben sie den amerikanischen Traum am eigenen Leib. Vater Liliencron wird Fahrer und Babysitter für einen Schauspieler. Sirius begleitet ihn oft und so wird Jack Warner auf ihn aufmerksam, der noch einen Hund für seinen Film sucht. Aus Sirius wird Hercules, der große Filmstar, der selbst den zweibeinigen Stars den Rang abläuft. Und von denen gibt es zu dieser Zeit so einige in der Traumfabrik. Namen wie Humphrey Bogart, Clark Gable und Rita Hayworth werden genannt. Neben dem Film ist Hercules aber auch als Künstler im Zirkus aktiv und geht auf große Tournee. Durch eine Verwechslung nach einem Zaubertrick landet er aber plötzlich wieder in Berlin und die ganze Familie ist in großer Sorge. Dort wartet schon die nächste Herausforderung auf den kleinen Hund, denn nun ist der Hansi, ein guter deutscher Hund, der den Führer persönlich kennen lernt. Als sein „Hunderl“ hat er von nun an die Gelegenheit für den Kreis, eine geheime Widerstandgruppe, zu spionieren. Ganz schon viele Aufgaben und Herausforderungen für einen kleinen Hund, der in den Strudel der Weltgeschichte gerissen wird.

Sicher ist einiges überspitzt dargestellt und es wird oft zwischen tragisch, komisch und traurig gewechselt, aber letztlich hat mir das Buch gut gefallen. Weltgeschichte aus der Sicht eines Hundes. Eine tolle Idee.

Bewertung vom 28.01.2015
Das Haus am Himmelsrand
Storks, Bettina

Das Haus am Himmelsrand


ausgezeichnet

„Sorge für Gerechtigkeit. Versprich es!“, dies sind die letzten Wort, die der Fabrikant Bodo Kirchmann am Sterbebett an seine Enkelin Lizzy richtet. Zunächst weiß sie mit den Worten ihres geliebten Großvaters nichts anzufangen und auch die Dinge, die sie für ihn vom Anwesen „Rosshimmel“ in Frankreich holen sollte, helfen zunächst nicht weiter. Bei der Testamentseröffnung gibt es dann eine weitere Überraschung, denn der Rosshimmel soll an zwei völlig Fremde gehen: Ela und David Bloch. Doch so unbekannt können die beiden gar nicht sein, findet Lizzy im Firmenarchiv doch Unterlagen über einen Teilhaber namens Bloch, der in den 30 er Jahren in der Uhrendynastie der Kirchmanns gearbeitet hat. Ihre Familie will die Vergangenheit lieber ruhen lassen und sträubt sich gegen Lizzys Fragen und Nachforschungen. Auch das Treffen mit dem unerwünschten Onkel Erwin und der ehemaligen Privatsekretärin Nanette werfen mehr Fragen auf als Antworten zu geben. Doch Lizzy lässt sich in dieser Angelegenheit nicht entmutigen. Schwieriger sieht es da mit ihrem Lebensgefährten Tom aus. Er konnte noch nie gut mit dem Reichtum ihrer Familie umgehen und seit einer Sommerliebelei kann er Lizzy nicht mehr recht vertrauen und lässt sie dies oft spüren. Nur die gemeinsame Tochter Thea und die Erinnerung an bessere Zeiten hält die Beziehung noch am Leben. Ganz schön viele „Baustellen“…

Ich bin wirklich positiv überrascht von dem Buch. Ich hatte irgendwie mit etwas seichterem und voraussehbarerem gerechnet doch das Buch bietet unerwartete Wendungen und Stoff zum nachdenken. Das Geheimnis ist zwar auch wichtig, aber noch mehr steht Lizzy und ihr Weg bis zur Offenlegung im Fokus. Will man Geheimnisse wirklich aufdecken? Kann man mit den Konsequenzen umgehen? Was wenn ein lieber Mensch plötzlich in ganz anderem Licht dasteht? Darf ich mich gegen die eigene Familie stellen? All das muss Lizzy sich immer wieder fragen und natürlich der Leser gleich mit. Manchmal musste ich allerdings über Lizzys Naivität und ihre Sorglosigkeit in finanziellen Belagen etwas den Kopf schütteln. Trotzdem habe ich das Buch begeistert gelesen.

Bewertung vom 28.01.2015
Alice, wie Daniel sie sah
Butler, Sarah

Alice, wie Daniel sie sah


gut

Daniel kennt London wie seine Westentasche, durchstreift er die Stadt doch schon seit einigen Jahren als Obdachloser auf der Suche nach seiner Tochter Alice. Vor 30 Jahren ist sie aus einem Verhältnis mit der verheirateten Juliane entstanden, die dem Kontakt zu Daniel dann aber abgebrochen hat und ihrem Mann Malcom von der Affäre gebeichtet hat. So ist Alice als Malcoms Tochter mit ihren beiden älteren Schwestern Cee und Tilly aufgewachsen, denn die Mutter starb bei einem Autounfall als Alice ein Kind war. Jetzt liegt auch Malcom im Sterben und Alice kommt aus der Mongolei zurück nach London um sich zu verabschieden. Doch kaum ist sie gelandet, bahnen auch jede Menge alte Gefühle und Konflikte wieder ihren Weg an die Oberfläche, vor denen sie durch ihre Reisen doch eigentlich flüchten wollte: eine unglückliche Liebe, das Verhältnis zu ihrem Vater und die Rolle innerhalb der Familie. Daniel wiederum sieht endlich die Chance für das langersehnte und oft ausgemalte Treffen mit seiner Tochter.

Die Kapitel werden immer abwechselnd aus Daniels und Alice Sicht geschrieben und beginnen jeweils mit einer Liste von 10 Dingen/Situationen die zu einem bestimmten Oberthema gehören. Durch diese Listen lernt man die beiden Hauptpersonen besser kennen und kommt auch selbst ins Grübeln, wie wohl die eigenen 10 Punkte zu diesem Thema aussehen könnten. Ich musste mich beim Lesen sehr konzentrieren und es ging nicht sehr flüssig.

Leider habe ich auch keinen richtigen Zugang zu den beiden Hauptpersonen gefunden und konnte ihre Stimmungen und Gefühle nicht wirklich nachvollziehen und war für die „Poesie“ der Geschichte nicht so empfänglich. Erst zum Ende hin ging es etwas besser. Vielleicht war es nicht das falsche Buch, sondern einfach der falsche Lesezeitpunkt für mich…

Bewertung vom 28.01.2015
Die Lichtung / Jan Römer Bd.1
Geschke, Linus

Die Lichtung / Jan Römer Bd.1


ausgezeichnet

Auf einer Lichtung in einem Wald im Bergischen Land nimmt das Party-Wochenende einer Kölner Clique im Sommer 1986 ein dramatisches Ende. Die Gruppe findet dort die Leichen von ihren Freunden Mike und Lara. Über 25 Jahre später soll der Redakteur Jan Römer eine Reportage über diesen ungelösten Kriminalfall schreiben. Diese Aufgabe haut ihn zunächst Wort wörtlich von den Socken, denn schließlich war er in diesem schicksalshaften Sommer selbst dabei und hat die Ereignisse bis heute erfolgreich verdrängt. Jans Neugier erwacht allerdings langsam und so macht er sich mit seiner Ex-Kollegin „Mütze“ auf die Suche nach seinen ehemaligen Freunden und will die Wahrheit über die verhängnisvolle Sommernacht herausfinden. Doch schon bald stellt sich heraus, dass manch einer die Vergangenheit lieber ruhen lassen würde und Jans Recherchen da nur stören….

Linus Geschke versteht es wunderbar den Leser durch den Wechsel von Gegenwart und Rückblenden mitten in die spannende Geschichte zu ziehen. Schnell fühlt man sich selbst in den Sommer 1986 und auch die eigenen Jugenderinnerungen zurückversetzt: Freundschaften, die erste große Liebe und eine unbeschwerte Zeit. Doch jede Äußerung und jede Geste wird auch genau beobachtet denn schließlich ist bald klar, dass der Mörder einer der Freunde sein muss. Die Spannung ist hier wirklich bis zu letzten Seite garantiert. Den Autor Linus Geschke werde ich auf jeden Fall im Auge behalten!

Bewertung vom 28.01.2015
Silicon Wahnsinn
Kessler, Katja

Silicon Wahnsinn


sehr gut

Das Dasein als Gelegenheits-Strohwitwe kennt Katja Kessler schon recht gut, schwirrt ihr Mann Kai Dieckmann doch öfter mal in der Weltgeschichte herum oder arbeitet einfach nur sehr viel. Seine aktuelles „Duhu..??“ bringt sie daher gar nicht so sehr aus der Fassung, als Schatzi verkündet, dass der für 1 Jahr nach San Francisco gehen will. Die Idee ihm mit den 4 Kindern zu folgen und eine Auswanderung auf Zeit zu versuchen kommt daher erst nach und nach. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse und Katja findet sich bei der bayrischen Immobilienmaklerin Rosi in Palo Alto wieder. Eine Schule wird gefunden, der Mietvertrag unterschrieben und die Haustiere in Deutschland bei Freunden untergebracht…

Natürlich wird hier von den amüsanten Highlights berichtet und nicht vom langweiligen Alltag. So manches Mal habe ich gedacht „Kann das denn jetzt wirklich wahr sein, ist das nicht zu gewollt komisch und übertrieben…?“ Es gibt zwar auch ein paar nachdenkliche Töne und nicht nur Sonnenschein, aber das wird dann gleich auf der nächsten Seite wieder durch abstruse Situationskomik überdeckt. Das finde ich ein bisschen Schade. Letztlich hat mich die Geschichte aber gut unterhalten und ich musste öfter laut lachen. Die Amerikaner sind wirklich strange ;-)Ein weiterer Pluspunkt ist die liebevoll bunte Gestaltung des Buches. In 8 Teilen wird in Tagbuchform berichtet und es gibt einige passende Bilder, Notizzettel und Zitate dazu.

Bewertung vom 18.01.2015
Engelsgleich / Kommissar Kalkbrenner Bd.4
Krist, Martin

Engelsgleich / Kommissar Kalkbrenner Bd.4


ausgezeichnet

Merle Schwarz, die 15- jährige Pflegetochter von Juliane und Yvonne Kluge verschwindet spurlos. Die Polizei nimmt Julianes Sorgen zunächst nicht besonders ernst, ist Merle mit ihrer schweren Vergangenheit doch schon öfter ausgerissen. Doch diesmal ist alles anders, da ist sich Pflegemutter Juli sicher und beginnt gegen alle Widerstände mit der verzweifelten, selbstzerstörerischen Suche nach Merle.
Hat Merles Verschwinden vielleicht etwas mit Paul Kalkbrenners neuem Fall zu tun? Auf einem verlassenen Fabrikgelände wird ein junges Mädchens tot aufgefunden. Doch zum Entsetzten aller bleibt es leider nicht dabei. Aus einem Kloakebecken werden die Leichen von 11 Mädchen und Jungen geborgen. Alle wurden grausam misshandelt und niemand scheint sie zu vermissen. Ist hier ein internationaler Menschenhändlerring am Werk?
Und wie passt der Drogenhändler und Kurier Markus in die ganze Sache? Will er wirklich Karriere bei den tschechischen und russischen Drogenbossen machen oder verfolgt er wohlmöglich ganz andere Interessen?
Viele Fragen werfen die ersten 100 Seiten des Thriller auf und ich brauchte etwas Zeit um einen Überblick über die verschiedenen Handlungen und Personen zu bekommen. Kurze Abschnitte und Kapitel mit häufigen Wechseln der Handlungsstränge und Perspektiven sorgen für ein rasantes Tempo. Oft „quält“ Martin Krist seine Leser mit Cliffhängern, so dass die Lektüre wirklich zu Sucht wird. Meine Empfehlung: Buch kaufen, Telefon ausschalten und für mehrere Stunde auf dem Sofa einkuscheln – einmal begonnen kann Engelsgleich nämlich nicht mehr aus der Hand gelegt werden.
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Bewertung vom 30.01.2013
Die Rache des Chamäleons
Edwardson, Åke

Die Rache des Chamäleons


weniger gut

Das Buch beginnt mit einem ziemlich wirren Prolog. Mal sind die Sätze abgehackt, mal lang, es fehlen Satzzeichen... irgendwie schwierig zu lesen und nicht immer sinnvoll. Aber gerade das lässt viel Raum für Spekulationen über die Situation. Ist die Person in irgendeinem Rausch oder verwirrt ? Geht es um Schiffe und Strand... Schmuggler??
Diese Szene stammt aus dem alten Leben von Peter Matteus, als es noch einen anderen Namen hatte und in Spanien lebte. Jetzt holt ihn genau diese Vergangenheit ein und offene Rechungen sollen beglichen werden.
Peter und seine Frau Rita werde mit etwas Nachdruck nach Spanien „eingeladen“. Rita denkt zunächst an eine Geschäftsreise mit Begleitung aber schon bald erfährt sie, dass Peter einen Mann töten soll. Nur so werden die beiden Ihre Kinder in Schweden wiedersehen können.
Eigentlich eine gute Grundidee für einen Thriller und der Anfang liest sich auch wirklich spannend, aber überzeugen konnte mich Ake Edwardson letztlich mit diesem Buch nicht. Die Schilderung von Peters Seelenleben und seiner Zerrissenheit hat für mich zu viel Raum eingenommen und ich bin mit ihm nicht warm geworden. Die Vergangenheit wird immer wieder in Bruchstücken in die Kapitel integriert aber bis zum Ende war mir das alles zu verwirrend und wage. Der Titel „Die Rache des Chamäleons“ passt allerdings seht gut. Bis zum Schluss haben alle Charaktären mehre Wandlungen hinter sich und sich immer wieder wie ein Chamäleon getarnt und verändert.