Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 982 Bewertungen
Bewertung vom 21.01.2024
Das Leben, ein ewiger Traum / Die Polizeiärztin Bd.1
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein ewiger Traum / Die Polizeiärztin Bd.1


sehr gut

»So, wie sie es bislang erlebt hatte, konnte die Berliner Polizei schalten und walten, wie sie wollte. Als vom Gesundheitsamt bestellte Polizeiärztin hatte sie nur die Möglichkeit, denen beizustehen, die der Selbstherrlichkeit von Männern wie Wagner und Lamour schutzlos ausgeliefert waren.«

Berlin 1920. Nach einer persönlichen Tragödie beschließt die junge Ärztin Magda Fuchs, noch einmal ganz neu anzufangen. Sie zieht aus dem ruhigen Hildesheim in die trubelige Millionenstadt und tritt dort die Stelle der Polizeiärztin an. Allerdings war sie nicht vorbereitet auf die brutale Wirklichkeit, mit der sie dabei Tag für Tag konfrontiert wird. Nach den ersten Schocks beschließt Magda, den Schwächsten im Rahmen ihrer Möglichkeiten beizustehen.

Die im Buch geschilderten Zustände machten mich beim Lesen zutiefst betroffen und gleichzeitig wütend. Immer wieder wird deutlich, wie viel mehr Männer gelten und dass eine Frau gleichzeitig mit ihrer Heirat einen Schwung an Rechten abgibt. Dies gilt sogar durch alle gesellschaftlichen Schichten hindurch! Magda lernt, dass es für sie und überhaupt für alle Frauen an der Zeit ist, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und sich aus alten Traditionen zu befreien. Einigen ihrer Mitstreiterinnen im Buch wird dies allerdings mächtig schwergemacht.

Daneben merkt man wieder mal ganz drastisch die gravierenden Unterschiede zwischen Arm und Reich, denn während die einen im Wohlstand schwelgen und ihr Geld für stetigen Protz und zahllose Vergnügen ausgeben können, müssen die anderen täglich ums Überleben kämpfen und dabei die furchtbarsten Dinge tun. Leidtragende sind am Ende immer die Kinder, die gefühlt überhaupt keinen Wert haben, ausgenutzt werden und bei den zahlreichen Ehegattenmorden „übrigbleiben“.

Wenn Magda für sich, Kinder oder andere Frauen kämpft, habe ich das gebannt verfolgt. Auch die Aufklärung einiger sehr üblen Verbrechen fesselte mich, ohnehin fand ich es interessant zu lesen, worin die Arbeit der Polizeiärztinnen damals bestand. Zudem hatte ich Achtung vor dem Mut einiger anderer weiblichen Charaktere, die versuchten, eigene Wege zu gehen und ihre Träume zu verwirklichen. Auf die Liebesgeschichten hätte ich aber gut verzichten können, die dämpften bei mir vor allem zum Ende hin den Lesegenuss. Ich lande daher bei 3,5 Sternen, die ich aufrunde, weil alles andere im Buch gelungen war. Allerdings weiß ich noch nicht, ob ich die Reihe weiterverfolgen werde.

Fazit: Ein packendes Buch über mutige Frauen und sehr arme Kinder. Für mich aber mit zu viel Liebesgeschichten.

Bewertung vom 14.01.2024
Einer muss den Job ja machen
Haider, Lars

Einer muss den Job ja machen


sehr gut

»Nach zwanzig Minuten konnte sie weiterfahren und fand eine ruhige Stelle in der Nähe der Außenalster, wo sie parken und sich mit ihrem nächsten Klienten beschäftigen konnte. Wer hinter alldem steckte – ob linke Aktivisten, die bei G20 ihre Ziele nicht erreicht hatten, oder rechte Verschwörungstheoretiker, die die Gunst der Stunde nutzten -, sollte bitte schön die Kriminalpolizei klären. Sie hatte einen Job zu erledigen.«

Die Mörderin in diesem Krimi hat, soviel ist gleich klar, für ihre Taten keine persönlichen Motive, sie macht nur ihren Job. Wer sie aber beauftragt hat, ist lange ein Rätsel, dem der Reporter Lukas Hammerstein zusammen mit der dauergendernden Kriminalreporterin Kaja Woitek auf der Spur sind. Lukas dürfte eigentlich gar nicht mitmischen, hat er doch seiner hochschwangeren Frau zuliebe ein Sabbatical genommen, aber bei einem Serienkiller, der Journalisten tötet, kann man einfach nicht die Füße stillhalten.

Schauplatz der Handlung ist Hamburg nach dem durch schwere Ausschreitungen geprägten G20-Gipfel. Die neben den Reportern natürlich auch noch ermittelnde SOKO „Pressefreiheit“ prüft, ob sich in der Berichterstattung der Journalisten ein Mordmotiv entdecken lässt. Politik und Lokalpolitik spielen daher eine Rolle, Lukas entdeckt allerdings Ungereimtheiten.

Der Stil ist unterhaltsam und locker, es gibt immer wieder Grund zum Schmunzeln. Beispielsweise hat Dackeldame Finchen, auf die Lukas während einer Reise der Schwiegereltern aufpassen soll, einige witzige Auftritte, aber auch Kajas Genderei wird dermaßen auf die Spitze getrieben, dass ich nur noch darüber lachen konnte. Und als alter Fan von Udo Lindenberg freute ich mich über seinen Auftritt und die weiteren Erwähnungen im Buch. Action kommt fast gar nicht vor, aber über Motiv und Auftraggeber der Problemlöserin kann man lange miträtseln.

Fazit: Unterhaltsamer Krimi im Pressemilieu, mit Gastauftritt von Udo Lindenberg und einer recht speziellen Dackeldame.

Bewertung vom 07.01.2024
Trümmerkind
Borrmann, Mechtild

Trümmerkind


ausgezeichnet

»Agnes nannte er ganz selbstverständlich „Mama“, so wie Hanno und Wiebke es taten, und als habe es nie eine andere gegeben. Und sie war froh darüber. Irgendwann, wenn er alt genug war, würde sie ihm alles erzählen.«

Hamburg, im Januar 1947. Die Welt der Familie Dietz liegt im wahrsten Sinne des Wortes in Trümmern. Der Ehemann und Vater kehrte von der Front nicht zurück, gilt als vermisst. Die Mutter überlebte mit ihren beiden Kindern den Feuersturm, verlor dabei aber ihre ganze Habe. Und nun versucht die kleine Familie im eiskalten Hungerwinter irgendwie zu überleben. Trotzdem gibt es kein Zögern, als der 14jährige Hanno in den Trümmern eine nackte Frauenleiche und nicht weit davon entfernt einen einsamen kleinen Jungen findet, offensichtlich stark traumatisiert und stumm. Die Dietzens nehmen ihn auf, er wird zu ihrem Sohn und Bruder. Hanno jedoch kann das Bild der toten Frau nicht vergessen und Jahrzehnte später wird er gezwungen, sich neu damit auseinanderzusetzen…

Es gibt Bücher, die wirken nach dem Lesen noch lange nach. Dieses hier ist so eins. Es ist so intensiv geschrieben, dass ich es nicht aus der Hand legen mochte und es mich zutiefst berührte.

Die Handlung verläuft in mehreren Zeitebenen. Einmal verfolgt man die Geschehnisse ab diesem Januar 1947, dazwischen geht es aber auch zurück in die letzten Wochen des Kriegs. Neben der Familie Dietz steht auch eine andere Familie im Mittelpunkt, die Zusammenhänge werden erst gegen Ende klar. Und dann gibt es noch eine Handlung im Jahr 1992, in der eine junge Frau den Spuren ihrer Familie folgen will. All diese Schilderungen sind absolut fesselnd, früh fing ich an, nach Verbindungen zu suchen und obwohl ich mit meiner Ahnung richtig lag, schockierte mich die Auflösung. Der einzige Trost bei so viel Furchtbarem ist, dass es gleichzeitig Menschen gab und gibt, die mutig tatkräftige Nächstenliebe leben.

Die Handlung ist fiktiv, spielt aber vor dem Hintergrund der Hamburger Trümmermorde. Diese wurden bis heute nie aufgeklärt, eine Auflösung wie die im Buch könnte ich mir durchaus vorstellen.

Fazit: Definitiv kein Wohlfühlbuch, aber ungemein berührend und intensiv. Zudem ist es sehr spannend zu verfolgen, wie die einzelnen Handlungen zusammenlaufen.

Bewertung vom 04.01.2024
Death - Das Kabinett des Dr. Leng / Pendergast Bd.21
Preston, Douglas;Child, Lincoln

Death - Das Kabinett des Dr. Leng / Pendergast Bd.21


ausgezeichnet

»Vincent, würden Sie mir zustimmen, wenn ich sage, dass wir im Lauf unserer langen und fruchtbaren Zusammenarbeit viele seltsame Erfahrungen gemacht haben?«
»Das ist noch untertrieben.«
»Nun steht Ihnen die seltsamste bevor.«

Lieutenant Commander Vincent D’Agosta hat mit Special Agent Pendergast zusammen tatsächlich schon reichlich Erfahrungen gemacht, die meisten davon höchst gefährlich. Trotz aller Förmlichkeiten verbindet die beiden eine tiefe Freundschaft, weshalb D’Agosta auch nicht zögert, als Pendergast ihn um Hilfe bittet. Obwohl eine Zeitreise mit Sicherheit zu den seltsamsten Dingen gehört, die einem widerfahren können.

Im Zentrum der Handlung steht Constance Green, Pendergasts Mündel mit langer und einzigartiger Vergangenheit. Geboren wurde sie vor 140 Jahren und durch das Zeitreiseportal (aus dem Vorgängerband „Bloodless“) sieht sie nun endlich eine Möglichkeit, ins Jahr 1880 zurückzukehren. Damals ermordete Dr. Leng ihre geliebte Schwester Mary sowie zahlreiche weitere Menschen und sorgte mit gewissen Experimenten für Constances andauernde Jugend. Sie ist davon überzeugt, sich nun Leng stellen und Mary retten zu können. Pendergast hingegen glaubt, dass sie Leng in die Falle gehen wird und macht sich gemeinsam mit D’Agosta auf zu einer Rettungsmission in der Vergangenheit.

Währenddessen steckt Special Agent Armstrong Coldmoon tief in einem Fall, der als „einfacher“ Mord begann und nun immer größere Kreise zieht. Bis hin zu einem bizarren Mord im Naturhistorischen Museum in New York, weshalb auch er die Bekanntschaft von D’Agosta macht. Auch dieser Fall fesselte mich!

Ich habe lang auf diesen 21. Band der Reihe rund um meinen Lieblingsagenten gewartet. Und das Buch dann von der ersten bis zur letzten Seite genossen! Dabei hat Pendergast hier relativ wenige Auftritte, dafür freute ich mich über viel Lesezeit mit Constance und Coldmoon sowie endlich mal wieder D’Agosta! Sein erstes Erscheinen im Buch habe ich richtig gefeiert. Proctor hatte ebenfalls diverse Auftritte, cool wie immer und gegen Ende gibt es noch einen weiteren Überraschungsgast.

Die Handlung wechselt zwischen den verschiedenen Zeitebenen. Ob alles irgendwann zusammenläuft? Man kann gespannt sein. Ohnehin lässt das Buch einen leider mitten in der Handlung stehen, mit einem Cliffhanger der gemeinsten Sorte. Die Autoren entschuldigen sich dafür und versprechen eine schnelle Fortsetzung und Auflösung. Das hoffe ich sehr!

Fazit: Zwei sehr spannende Handlungsstränge in verschiedenen Zeitebenen. Tolle Charaktere aber leider auch ein sehr fieser Cliffhanger.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.12.2023
Warum Weihnachtswunder manchmal ganz klein sind
Dietl, Erhard

Warum Weihnachtswunder manchmal ganz klein sind


ausgezeichnet

»Der Baum liegt nun eingeschnürt auf dem Transporter. Verängstigt lugt das Käuzchen aus dem Dickicht der Zweige hervor. Weglaufen kann es nicht mehr, so eng ist es hier. Das Käuzchen weiß nicht, was hier passiert. Es kennt ja nur seinen Wald und die Wiese. Und den Weiher, in dem sich das Mondlicht spiegelt.«

Als im Jahr 2020 der Weihnachtsbaum vor dem Rockefeller Center in New York aufgestellt wurde, fand man in seinen Zweigen eine kleine Eule, verängstigt und ausgehungert. Sie hatte in dem Baum gesessen, als er gefällt wurde und den weiten Transport in die große Stadt überlebt. Dieser wahren Geschichte ist die im Buch nachempfunden.

Kleine und große Leser verfolgen gemeinsam mit dem Käuzchen die unfreiwillige Reise, das kleine Tier friert, hungert und ist verängstigt, hatte es sich doch zuvor in seinem Wald so sicher und geborgen gefühlt. Anders als in der Realität, bei der die kleine Eule im Zoo aufgepäppelt wurde, übernimmt das hier die Tochter eines Arbeiters, der das Käuzchen vor dem Aufstellen des Baums findet. Sie weiß, was ein Wildtier in Not benötigt, sorgt für Futter, Wärme und einen Schlafplatz. Vor allem weiß sie aber, was das Beste für den kleinen Kauz ist: Er muss zurück in seinen Wald. Und obwohl oder gerade, weil sie ihn liebgewonnen hat, bringt sie ihn am nächsten Tag zusammen mit ihrem Vater wieder an genau den Platz zurück, an dem die Tanne gefällt wurde.

Die liebenswerten Illustrationen und die Handlung berühren, das glückliche Ende sorgt für ein angenehm warmes Gefühl im Bauch. Am Ende gibt es noch mal in einfachen Worten eine Auflistung der Dinge, die man beim Fund eines Wildtiers befolgen sollte.

Fazit: Eine wunderschöne Geschichte, die gleichzeitig vermittelt, was beim Fund eines Wildtiers zu tun ist.

Bewertung vom 22.12.2023
Glöckchen, Gift und Gänsebraten - Weihnachtskrimis von Rügen bis ins Zillertal

Glöckchen, Gift und Gänsebraten - Weihnachtskrimis von Rügen bis ins Zillertal


gut

»Schmeckt es dir?« fragte sie und schenkte Wein nach. »Phantastisch«, murmelte er mit vollem Mund. Sein Blick blieb kurz an ihrem Teller hängen. »Wieso isst du nicht?«

Die Frage des Ehemannes wird zu seinem Leidwesen in Kürze beantwortet sein. Ziemlich böse diese Geschichte und nach der Lektüre wird womöglich manch einer, der in einer kriselnden Beziehung lebt, sein weihnachtliches Festessen mit Argwohn betrachten.

Auch einige andere Geschichten dieser Anthologie mit 23 Kurzkrimis zur Weihnachtszeit konnten mich gut unterhalten. Es sind Regionalkrimis verschiedener, auch namhafter Autoren, die sich von Rügen bis zum Zillertal vorarbeiten. Die Stile sind sehr verschieden und auch die Art der Verbrechen vielfältig. Ich habe mich allerdings gefragt, weshalb es lediglich 23 Geschichten sind, bei 24 hätte man das Buch als Adventskalender nutzen können. Gut, man könnte das Gänsebraten-Rezept im Anhang an Heiligabend lesen, die Anmerkung, was bei ungebetenem Weihnachtsbesuch zu tun ist, hat was ;-)

Wie immer habe ich beim Lesen jede Geschichte einzeln bewertet und daraus einen Schnitt gebildet. Diesmal konnten mich lediglich zwei Krimis so begeistern, dass ich 5 Sterne vergab, in immerhin elf Fällen kam ich auf 4 Sterne und in weiteren sechs auf 3 Sterne. Vier Geschichten sprachen mich nicht an, hier konnte ich lediglich 2 Sterne vergeben. Im Durchschnitt komme ich so auf 3,47 Sterne, die ich auf 3 abrunde.

Fazit: 23 Kurzkrimis zur Weihnachtszeit, sehr verschieden, weshalb mich nicht alle gleich gut unterhalten konnten. Es gibt gelungenere Anthologien.

Bewertung vom 15.12.2023
Stille Nacht in der Provence
Rademacher, Cay

Stille Nacht in der Provence


sehr gut

»Er schloss die Augen und hoffte, dass er dies alles bloß träumte, dass er gleich nur die Augen wieder öffnen müsste, um sich im Bett neben Nicola liegend vorzufinden. Aber das war nicht mehr als eine erbärmliche Selbsttäuschung.«

Wenn ich an einen Provence-Krimi von Cay Rademacher denke, denke ich normalerweise an Capitaine Roger Blanc. Der kommt aber in diesem Buch nicht vor, der Krimi zur Weihnachtszeit ist ein Einzelband, der nur in der gleichen Region spielt.

Die Hauptpersonen sind ein Ehepaar aus Hamburg, Andreas und Nicola Kantor. Er ein ausgebrannter Lehrer, sie eine gerade arbeitslos gewordene Journalistin. Diese Probleme belasten die Ehe der beiden immens und die Stimmung bei ihrer Ankunft in dem winzigen Ort Miramas-le-Vieux ist ziemlich auf dem Tiefpunkt. Andreas hofft, dass ein paar gemeinsame Urlaubstage ihnen guttun würden, doch schon der erste Tag startet mit einem Schock, als er in einem eingestürzten Kellergewölbe einen Sarg samt menschlichen Überresten findet. Schnell wird klar: Dieses kleine Dorf, in dem jeder jeden kennt, birgt ein düsteres Geheimnis.

Ein tolles Buch war das! Zunächst hatte ich das Gefühl, dass alles sehr langsam und beschaulich anläuft, ich las von den Eheproblemen der beiden Protagonisten und wartete auf den Kriminalfall. Nachdem die Leiche gefunden wurde, ging es dann aber Schlag auf Schlag. Cay Rademacher hat nicht nur eine verzwickte und spannende Handlung geschaffen, sondern die auch noch in eine tolle Atmosphäre eingebettet.

Fazit: Gelungener Krimi zur Weihnachtszeit vor toller Kulisse.

Bewertung vom 11.12.2023
Kerzen, Killer, Krippenspiel

Kerzen, Killer, Krippenspiel


sehr gut

»Als Udo Terschlüsen an jenem trüben Dezembermorgen erwachte, wusste er nicht, dass er nur noch wenige Stunden zu leben hatte.«

24 weihnachtliche Verbrechen präsentiert diese Anthologie, könnte folglich auch als Adventskalender gelesen werden. Die Tatorte sind über ganz Deutschland verteilt, von Sylt bis zum Alpenrand und der Umfang der Geschichten liegt bei je rund 20 Seiten. Bei den Autoren finden sich diverse namhafte, die ich bereits von Krimis bzw. Krimireihen kenne.

Ich mochte schon den Start ins Buch. Da begrüßte mich zunächst eine Karte von Deutschland, auf der die weihnachtlichen Tatorte eingezeichnet sind. Es folgte eine hübsch mörderische Version des Klassikers „Von drauß‘ vom Walde komme ich her…“. Die Krimis sind in ihrer Art sehr verschieden, von cosy bis heftig ist alles dabei und auch der Humor kommt nicht zu kurz. Persönlich freute ich mich besonders über eine Kluftinger-Episode, aber auch mehrere andere Geschichten konnten mich begeistern.
Bei zwei Geschichten findet sich am Ende jeweils ein Glossar, eine oft hilfreiche Sache bei Regionalkrimis. Im Anhang gibt es zu jedem Autor eine Kurzbiographie.

Wie immer habe ich beim Lesen jede Geschichte einzeln bewertet und daraus einen Schnitt gebildet. Sieben Krimis konnten mich so begeistern, dass ich 5 Sterne vergab, in sechs Fällen kam ich auf 4 Sterne und in weiteren sieben auf 3 Sterne. Vier Geschichten sprachen mich nicht an, hier konnte ich lediglich 2 Sterne vergeben. Im Durchschnitt komme ich so auf 3,67 Sterne, die ich natürlich auf 4 aufrunde.

Fazit: 24 weihnachtliche Verbrechen, in Art und Region abwechslungsreich und meist spannend und unterhaltsam.

»Sagt mal, was ist eigentlich euer Problem, Himmelherrgott? Ich bin der Nikolaus, Kruzifix, wenigstens dieser Institution sollte man doch eine gewisse Ehre erweisen, ihr verzogenen Fratzen!«

Bewertung vom 11.12.2023
Igels schönstes Weihnachtsfest
Heger, Michael

Igels schönstes Weihnachtsfest


ausgezeichnet

Dem Igel wurde gleichzeitig siedend heiß und eiskalt. »Wo soll ich denn jetzt noch Geschenke herbekommen?« Er raufte sich die Stacheln und vergaß dabei völlig, dass er noch eine Schüssel mit Vanillepudding in den Pfoten gehalten hatte.

In diesem Jahr will der Igel eine wunderschöne Weihnachtsfeier für all seine Freunde und Verwandte ausrichten. Er hat sich extra für den 23. Dezember einen Wecker gestellt, der ihn aus seinem Winterschlaf gerissen hat und nun, am Morgen des 24. Dezembers, hat er alle Pfoten voll zu tun. Er kocht, backt und dekoriert und merkt plötzlich erschrocken, dass er vergessen hat, die Geschenke für seine Lieben zu kaufen.
Schnell eilt er zum Weihnachtsmarkt im Wald, doch auf dem Weg begegnet ihm dauernd ein anderes Tier in Not. Der gutmütige Igel hilft, wo er kann, doch dabei vergeht die Zeit und der Heilige Abend naht…

Eine wundervolle Geschichte ist das, geeignet zum Vor- und Selberlesen. Jedes der 24 Kapitel hat 3 Seiten, auf denen sich viele zuckersüße Bilder befinden, liebevoll und lustig zugleich. Bei der Handlung geht es um Werte wie Freundschaft und Nächstenliebe, gleichzeitig wird es richtig spannend, denn man fragt sich beim Lesen schon, wie der Igel alles noch bis zum Weihnachtsfest schaffen soll.

Schmunzeln musste ich über die Schimpfworte, die der Igel benutzt, wenn wieder etwas daneben geht. Er hat da ein ordentliches Vokabular, Spinnenpups und Schneckenschleim sind zwei Beispiele.

Fazit: Sehr schönes Adventskalenderbuch, spannend, liebevoll und lustig zugleich.

Bewertung vom 11.12.2023
Das kleine Bücherdorf: Winterglitzern / Das schottische Bücherdorf Bd.1
Herzog, Katharina

Das kleine Bücherdorf: Winterglitzern / Das schottische Bücherdorf Bd.1


ausgezeichnet

»Noch vor zwei Tagen war sie davon ausgegangen, den Buchladen einfach als toughe Geschäftsfrau zu betreten und Graham ganz souverän ihr Angebot zu unterbreiten. Und jetzt saß sie hier und war nicht nur Aushilfsbuchhändlerin, sondern auch Aushilfsweihnachtsmann! Wie um Himmels willen hatte das passieren können?«

Vicky, einer erfolgreichen Kunsthändlerin aus München winkt eine dicke Beförderung, wenn es ihr gelingt, einem Buchhändler in einem kleinen schottischen Dorf eine wertvolle und höchst seltene Ausgabe von „Alice im Wunderland“ abzukaufen. Doch der Plan, gleich nach der Ankunft erfolgreich den Handel abzuschließen und umgehend wieder zurückzufahren, scheitert auf ganzer Linie, denn der verwitwete Buchhändler Graham und sein kleiner Sohn Finley sind so sympathisch, dass Vicky erst einmal zur Tarnung die Stelle der dringend benötigten Aushilfsbuchhändlerin übernimmt. Und auch in den folgenden Tagen nähert sie sich zwar Graham weiter an, entfernt sich jedoch immer weiter von dem erfolgreichen Geschäftsabschluss…

Liebesgeschichten lese ich selten, eigentlich meist nur in der Vorweihnachtszeit. Da können sie mich aber richtig packen und dieses Buch ist ein gutes Beispiel dafür. Der Stil der Autorin gefiel mir sehr, das kleine Dorf und seine Bewohner wurden so schön beschrieben, dass ich am liebsten gleich meinen Koffer gepackt hätte. Auch die Story fesselte mich, ich verfolgte gebannt, wie Vickys Skrupel immer größer werden und sie sich immer mehr fragt, worum es im Leben eigentlich geht und was wirklich wichtig ist.

Fazit: Rundum schönes Wohlfühlbuch, sorgt für gute Stimmung und Fernweh.