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Castle Rock Block
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Am Ende der Welt
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Cogito ergo sum

Bewertungen

Insgesamt 55 Bewertungen
Bewertung vom 14.04.2014
Brasilien
Zweig, Stefan

Brasilien


ausgezeichnet

Brasiliens Ruf wird erst richtig deutlich herübergetragen durch sein Wiederhallen im gleichnamigen Sachbuch von Stefan Zweig. In seiner letzten Veröffentlichung beim Bermann-Fischer Verlag Stockholm im Jahre 1941. Die Handlung des Buches, wenn sie bei einem Sachbuch so genannt werden kann, dreht sich gänzlich um die brasilianische Entwicklung. Die Gliederung dieses subjektiven Sachbuches geht von einem unbestreitbaren Sachthema: Die Geschichte Brasiliens, langsam in mehr subjektiver werdende Aspekte über. Insgesamt sind es 16 Kapitel, in denen unterschiedliche Entwicklungsstufen, Zeitabschnitte und persönliche sowie kulturelle Lebensbereiche. Ähnlich zyklisch wie Brasiliens Entwicklung vorangeht, endet das Buch. Um an den Anfang wieder anzuknöpfen findet man im hinteren Teil des Buches einen Zeittafel über die geschichtlichen Daten Brasiliens.

Die Besonderheit dabei ist Stefan Zweigs Betrachtungsweiße. Einige Kapitel bauen sich in einer zyklischen Weise auf. Bei anderen vergleicht Stefan Zweig zwei unterschiedliche Pole. So wie er es zum Beispiel beim ersten Kapitel, der Geschichte, aufgezeigt, vergleicht er immer anhand einer Waagschale, was ein Ereignis für Brasilien und Portugal bedeutet. In der Wirtschaft Brasiliens sieht er jedoch wiederkehrende Strukturen. Es wird jedoch auch manches als Prozess veranschaulicht, so zum Beispiel das kulturelle Zusammenwachsen von Brasilien.

Ein markantes Merkmal an Stefan Zweigs Schreibstil ist das gezielte Fallenlassen von Hilfsverben am Satzende. Zitat Stefan Zweig: Noch ehrt, als eines der Letzten, dieses Land das Gedicht, und die brasilianische Akademie versammelt heute eine stattliche Anzahl von Poeten, die der Sprache neue und persönliche Nuancen gegeben. (S.163) Die zu beschreibende Besonderheit in diesem Satz, ist wie angedeutete, eine in der Grammatik mögliche, aber unübliche, Aussparung von haben. Gerade dadurch erhält sein Stil eine Aura von Leichtigkeit und unaufdringliche Eindeutigkeit um sich.

Die Informationen verdichten sich in einem fließenden Text, der zwingt weiterzulesen. Ganz einfach weil es immer als etwas Neues scheint, was über Brasilien zu lesen ist. Wenn einen Kritik angebracht wird, dann allerhöchstens an dem Punkt: Die Intention des Autors, so wichtig sie auch ist, geht unter und zieht sich zurück, hinter alle Belege mit denen Stefan Zweig ohnegleichen schildert wie Brasilien das geworden was es ist. Seinen Intention, die er bewusst zu Beginn hervorgehoben, ist eindeutig bedeutend! Nach seinen eigenen Worten will er uns ein alternatives Modell aufzeigen, dem hochnäsigen, sich immer wieder selbst zerstörendem Europa

Dieses Buch markiert das Ende seines Schaffens; er veröffentlichte es knapp vor seinem Freitod. Dias wenige danach, erlebte er schon nicht mehr. Wenn es nicht so ironisch wäre, dass ein Mann der sein ganzes Streben gegen den Anti-Humanismus stemmte, vor seinem Tod ein Buch schrieb, das uns zeigt: es lebt sich auch friedlich, dann wäre es traurig. Trotz der Macht, die seiner Sprache innewohnt, siegten über ihn Hass, Neid und Selbstsucht. Es scheint als sei dies sein eigentliches Testament. Der Ruf der in diesem Buch jedoch wiederhallt, ist unvergänglich.

Jetzt? Brasilien gehört zu den BRIC-Staaten, also den Staaten von denen man in naher Zukunft einen wirtschaftlichen Mega-Aufschwung erwartet. Vielleicht können wir uns ja schon einmal auf einen Aufenthalt in Brasilien einrichten, ist es in Europa schon so weit? Oder vielleicht erkennt der ein oder andere, dass es sich lohnt sich mit der Kultur eines Zukunftslandes auseinanderzusetzen. Vielleicht sollten wir dieses Buch alle Lesen und etwas mehr wie Brasilien in uns aufnehmen. Die Strände Brasiliens sind für uns unrealistisch, auch die Fülle an Land, aber die Konzilianz? Etwas mehr von Brasilien in uns? Das würde Stefan Zweig wohl gerecht werden.

Ein zukunftsweisendes und lehrreiches Buch, an zukunftsorientierte Leser gerichtet.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.03.2014
Bangkok Noir
Willemsen, Roger;Tooten, Ralf

Bangkok Noir


sehr gut

Bangkok bei Nacht! Ausnahmsweiße steht die Stadt im Vordergrund, und nicht das was in der Nacht so passieren kann. Roger Willemsen verfasst einen eigentümlichen Reisebericht, immer nur nachts verlässt er sein Hotel, im Morgengrauen zieht er sich zurück, um Kräfte zu sammeln für die nächste Nacht. Mit verschiedenen Bekannten und auch Neuen, durchstreift er die Stadt. Er will sie kennenlernen, wie ein Kunstwerk vom Betrachter erkannt wird. Dazu nimmt er einige Unannehmlichkeiten an, wie Geschenke, denn sie zeigen ihm doch das wahre Gesicht der Stadt, das echte Bangkok, ohne Schminke, ohne Touristen und bar jeden Schleiers. Diser Reisebericht erschien im Fischerverlag, 2012.

Stilistisch ist Roger Willemsen einer der wenigen, die wirklich durch durch eine Umschreibung beschreiben können was sie sehen. Bei solchen sätzen wie: Die andere Seite der Nacht, liegt auf der anderen Seite des Stroms", ist gewusst was Willemsen damit sagen möchte. So leicht und unbeschwert geht es weiter auf seiner Reise durch eine Stadt. Obwohl sich Roger Willemsen eher in der Hypotaxe bewegt, schafft er es immer wieder, prägnant auszudrücken was auszudrücken ist. Wie oft muss er einen Satz wohl umschreiben bis er ihm passend erscheint?
Seine Art zu schreiben ist alt und doch neu, jedes seiner Bücher vermittelt durch das Auffassen einer Stimmung, ein anderes Gefühl, Willemsen, es ist beim Lesen erkennbar, hat seine ganz persönliche Nuance, die sich durch alle Werke zieht, obwohl doch jedes etwas neues in sic hträgt.
Aber wohin führen Willemsen Wege? Was will er uns mit einem Bild von Bangkok bei Nacht sagen, was ist in Bangkok nachts anders als am Tag und bei jeder anderen Stadt auf der Welt? Nichts besonderes ist anders, denn jede Situation an sich, ist etwas Einzigartiges.

Der Reisebericht gibt Preis, dass Bangkok nicht nur eine Stadt für eines ist, wer wirklich interesse an fremden Kulturen hat, kann sich dieses Buch ohne Sorge bestellen, allerdings kommen auch Sprachliebhaber und die Stammleser von Roger Willemsen nicht zu kurz.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.03.2014
Der Seewolf
London, Jack

Der Seewolf


sehr gut

Humphrey van Weiden und Wolf Larrsen, der von allen nur Seewolf genannt wird, kämpfen einen intellektuellen Kampf um das höchste Gut dieser Welt. Wirklich? Zumindest ist das Leben, das Objekt des Streits, denn manchmal geht es körperlich zu auf See, es könnte direkt die Urzeit sein... Ob das Leben einen allgemeinen Wert besitzt, oder ob es für jeden selbst nur Wertvoll ist, darüber hat sicherlich ein jeder seine eigene Meinung. Auf jeden Fall öffnet Jack London durch seinen Bildungsroman, der im Jahre 1904 schon veröffentlicht wurde, einige interessante Aspekte.

Nicht nur ein Buch für Schiffartsbegeisterte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.03.2014
Fremdwörter / Der kleine Duden 5

Fremdwörter / Der kleine Duden 5


ausgezeichnet

Die Reihe "Der kleine Duden" überzeugt immer wieder durch bestechende Klarheit. Jene, die sich eingehender mit der deutschen Sprache befassen wollen, können dises Buche ebenso lesen, Personen, die beruflich mit Sprache zu arbeiten haben, den es ist eben nicht nur ein kleines Nachschlagwerk, sondern ein präzises. Die Worte, die darin aufgelistet werden, sind alphabetisch geordnet, und wie oben bereits erwähnt, finden sich darin wichtige Regeln zu Aussprache, Silbentrennung und Schreibweise. Im Buch ist außerdem noch ein Abkürzungsverzeichnis zu finden, eine Informationstafel der Lautschrift, sowie eine Erklärungstabelle der Sonderzeichen.

Die qualität der Duden-Redaktion kann immer weider geschätzt werden. Das war ein gerechtfertigter Kauf!

Bewertung vom 21.03.2014
Nachrichten aus einem unbekannten Universum
Schätzing, Frank

Nachrichten aus einem unbekannten Universum


sehr gut

Frank Schätzing führt uns mit seinem ersten Sachbuch weit durch die Geschichte von, was eigentlich? Dem Meer? Nicht ganz. Der Autor, der eigentlich durch seine Thriller bekannt ist, bombardiert den Leser geradezu mit Informationen! Welch ein Glück, dass Frank Schätzing es so versteht sie in einer logischen Reihenfolge und aufeinander aufbauend zu vermitteln. Denn es geht eben nicht allein um das Meer.

Die Ganze wird noch einmal aufgerollt. Wirklich! In 4 Zeitabschnitte eingeteilt, beginnend mit dem Urkanll, endet der Autor mit einem Ausblick in die Zukunft, und beschränkt sich dabei nicht nur auf die Biologie. Frank Schätzing wirft auch Licht in die Schatten der chemischen, physikalischen, tektonischen und meteorologischen Vergangenheit.

Die Wortwahl des Buches ist umgangssprachlich und eingängig. Wer einen trockenen Wissenschaftsbericht erwartet wird enttäuscht. Jene, die schon immer von Frank Schätzing überzeugt waren, werden viel Spaß beim lesen haben, hier und da regt auch ein eigentümlicher Fakt zum schmunzeln an.

Allerdings kommen auch die grauen Theoretiker nicht zu kurz, sie könnten allerhöchstens lavieren, die Wortwahl sei niveaulos, jedoch sind die Fakten sauber recherchiert und anschaulich aufbereitet.

Fazit: Wer sich für das Meer interessiert oder ein Frank Schätzing-Anhänger ist, wird dieses Buch so wie so lesen. Dieses Buch kann aber auch bisher unbegeisterte faszinieren. Aßerdem, wenn nur die oberflächlichen Informationen dieses Buches im Kopf behält, kann auch jder Party daherreden. Aber Spaß bei seite, hier hat man ein interessantes und lesenswertes Buch.

7 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.03.2014
Herz auf Taille
Kästner, Erich

Herz auf Taille


sehr gut

In dem Gedichtband Herz auf Taille von Erich Kästner zu lesen, das ist wie zu wissen als gäbe es noch jemanden, in diser Welt, der versteht und mitfühlt.

Das frühe Werk von Erich Kästner, vermittelt, versteht und verstärkt. Es entzieht sich der Sinn, der hinter der Dichtung steht auch nicht dem Laien. Erich Kästner reimt für die Menschen und die Menschlichkeit; Die Menschen verstehen ihn deswegen.

Mal einfühlsam mal ruppig, aber immer findet er den eigentümlichen Rhythmus einer Sache, und fesselt ihn on Poesie.

Erich Kästner ist einer der großen deutschen Lyriker, und seine Durchaltevermögen, gerade in Zeiten, die schwer für Deutschland waren, zeichnet er sich aus. Er wurde einmal gefragt, warum er nicht emigrierte, als es in Deutschland für die Menschen ungemütlich wurde. Seine trockene Antwort lautete ungefähr so: Es muss doch jemand dabei gewesen sein, der es danach aufschreiben kann. Allein schon diese Aussage, ist doch eine Qualitätssiegel für die menschenkenntniss Erich Kästners...

Bewertung vom 11.03.2014
Die Enden der Welt
Willemsen, Roger

Die Enden der Welt


sehr gut

Roger Willemsen versucht, mal träumerisch, mal sachlich, das Unmögliche: Er will uns in den Bann der Enden der Welt ziehen. Wie das zu bewerkstelligen ist? Minuzös gibt er uns die Gefühle wieder, empfunden von einem einzigen Mensch, an seinen persönlichen Enden der Welt.
Wenn es ihm auch nicht gelingt, den Leser in die einzigartige Atmosphäre einer landschaft und ihrer Besonderheiten zu entführen, kann doch gefühlt werden, was gemeint ist. Langsam tasten sich die Sinne und Empfindungen heran, an die Einzigartigkeit des Profanen, an die Besonderheit des Alltäglichen, so weit entfernt von allem "Normalen", dass es von allein absurd wird.
Roger Willemsens Verusch, alles was nicht zu beschreiben ist in Worten zu transportieren, ist misslungen und geglückt. Dieses Buch hinterlässt eine Leere, die dann gefüllt werden will. Wem wird es gelingen?

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.03.2014
Rot und Schwarz
Stendhal

Rot und Schwarz


sehr gut

Stendhal zieht klare Linien, kritisch und analytisch beschreibt er durch die Augen des jungen Julien Sorel das Frankreich nach Napoleon. All seine Vorteile, jedes liebenswerte Detail, aber auf der anderen Seite auch die sozielen und gesellschaftlichen Probleme des sich neu erfindenden Frankreichs. Wie sieht die Zukunft für Frankreich aus, wenn die roten Proletarier auf Gedeih und Verderb den Ränkespielchen der feinen Pariser Adelsgesselschaft, sie sich höchstens noch etwas von Klerus und König befehlen und anordnen lassen, ausgelifert sind.

Als Emporkömmling hat es Julien nicht leicht. Sieht er vielleicht gerade deshalb, durch die Augen des Gebildeten, sämtliche Probleme der erzkonservativen Pariser?

Ohne das alles aus den Augen zu verlieren, mischt Stendhal sämtliche Gesellschaftskritik, die wirklich angebracht war, mit dem Leben des jungen Julien Sorel. Stück für Stück erkennt und entdeckt Julien die Welt, allein durch die Interaktion mit anderen Menschen, sei es die Liebe, Hass, Zorn oder Verachtung.

Für alle Kenner der französischen Geschichte und jene die es noch werden wollen, ein unverzichtbares Werk der französischen Literatur.

Sehr Gut

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.02.2014
Biedermann und die Brandstifter
Frisch, Max

Biedermann und die Brandstifter


ausgezeichnet

Max Frischs Theaterstück, Biedermann und die Brandstifter, wurde am 29.3.1958 im Schauspielhaus Zürich Uraufgeführt.

Das ist schon längere Zeit her, trotzdem wird man beim Lesen das Gefühl nicht los, ind diesem vermeindlichen Lehrstück ohne Lehre, eben eine Lehre zu finden.

Im Stile des neuen Theaters hängt Max Frischs Stück irgendwo zwischen Brecht, Aristoteles, was seiner Spannung keinen Abbruch tut, es gilt zwar fast eine EInehit des Ortes und der Zeit, aber der Sachverhalt erweist sich mehr als Absurd. Dieser Mix muss sein, auf einer anderen Basis könnte die verborgene Moral dieses Stücks nicht voll aufkommen.

Max Frisch, der immer wieder durch seine Gedankenexperimente und symbolhaften Konflikte zum Lachen, wie zum Nachdenken animiert, kritisiert hier eines ganz deutlich: Die Doppelmoral. Wohin sie uns führt, zeigt er Anhand des Kaufmanns Gottlieb Biedermann und seiner Frau. Obendrein werden auch noch stilistische Merkmale der Doppelmoral erkennbar: Das Eine Sagen, das Gegenteil davon tun, und dazu eine Ausrede erfinden. Zu weit soll in der Handlungh nicht vorausgegriffen werden, aber wir sind alle anfällig für Doppelmoral, es ist nötig sich zuweilen selbst zu kritisieren....

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.02.2014
Der Sprachverführer
Steinfeld, Thomas

Der Sprachverführer


ausgezeichnet

Thomas Steinfeld schrieb ein Buch, darin geht es um nichts Geringeres, als die deutsche Sprache! Der Autor scheint dem Leser ein grenzenloser Sprachliebhaber zu sein, was man an differenziertem Detailwissen wohl erkennen kann. Er nimmt uns an die Hand, um uns durch sämtliche Bereiche der angewandten Sprache zu führen.

Auf vielfältige Weiße erklärt Thomas Steinfeld die Spielregeln der deutschen Sprache (Grammatik) anhand von Beispielen aus den aktuellen Medien, dem Alltagsleben und der wissenschaftlichen Sprache. Das sind nur einige Themen.

Er zeigt dem Leser durch Erklären der Klassiker der deutschen Sprache, was ein schöner Satz ist, so schön wie ihn nur Franz Kafka austüfteln kann. Er schafft es aber nur einige Seiten später schon wieder in der Moderne zu sein, um bedeutende heutige Werke so zu beleuchten ,dass auch jemand ohne Germanistikstudium fähig sein wird gute Literatur zu erkennen, Argumente für oder gegen ein Wort vorzubringen und den Sazbau ganz anders verwenden als vorher.

Dieses Buch soll jedem nahegelegt werden, wenn auch nur ein kleiner Funken der Sprachbegeisterung glimmt.

Thomas Steinfeld ist seit 2001 im Ressort Literatur der SZ Tätig. Zuvor war er seit 1997 verantwortlich für das literarische Leben der FAZ.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.