Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Jasika

Bewertungen

Insgesamt 616 Bewertungen
Bewertung vom 18.10.2024
Die Frauen jenseits des Flusses
Hannah, Kristin

Die Frauen jenseits des Flusses


ausgezeichnet

"... all das erschien ihr wie eine Erinnerung daran, dass sie zusammen jung gewesen waren, diese Zeit jedoch vergangen war und sie beide Narben davongetragen hatten. Wunden, die für immer bleiben würden, sichtbar und unsichtbar." (Zitat S. 535)


Coronado Island, Kalifornien, 1966. Die zwanzigjährige Frances Grace McGrath (genannt Frankie) ist behütet und im Wohlstand aufgewachsen. Ihr Bruder Finley wird in den Vietnamkrieg verabschiedet und hinterher gehen die Worte eines Freundes ihres Bruders nicht mehr aus dem Kopf - auch Frauen können Helden sein.

Frances hat ein sehr enges Verhältnis zu Finley, möchte in seiner Nähe sein, Verwundeten helfen und so beschließt die junge Frau, dass auch sie dem Land dienen kann und verpflichtet sich für ein Jahr als Krankenschwester der Army Nurse Corps.

Naiv, idealistisch und unerfahren kommt sie im Vietnam an, ist geschockt von den Zuständen und muss schnell feststellen, dass ihre bisherige Ausbildung für diesen Ort nicht ausreicht - unvorstellbares Leid, erschreckende Verletzungsbilder, Massenbehandlungen, Arbeiten bis zur völligen Erschöpfung, vielen Opfern konnten sie nicht mehr helfen.

Aber dank ihre neuen Freundinnen, den Krankenschwestern Ethel und Barb, kann sich schon bald in ihrer neuen Rolle einfügen und wächst schließlich über sich hinaus.
Als sie wieder in Kalifornien zurück ist, wird sie nicht wie erhofft empfangen, zudem leidet sie an belastenden Erinnerungen, aber niemand scheint ihr helfen zu wollen, es gäbe schließlich keine Frauen im Krieg.

"Doch wie sollte sie die Scherben ihres Lebens je wieder zusammenfügen, wenn sie ständig den Boden unter den Füßen verlor und alles wieder auseinanderbrach?" (Zitat S. 452)

Noch heute wirken die Folgen des Vietnamkrieges nach, eine davon ist als "Agent Orange" bekannt, ein militärisches Pflanzenvernichtungsmittel, welches Bewohner und US-Soldaten an Krebs erkranken erließ, ferner kam zu Fehlgeburten oder Kinder wurden mit schwersten geistigen und körperlichen Behinderungen geboren.

Kristin Hannah macht mit diesem beeindruckenden Roman auf all die Frauen aufmerksam, die im Vietnamkrieg gedient haben und anderen mit ihren unermüdlichen Einsatz das Leben gerettet haben.
Die Leistungen der Frauen wurden dabei oftmals unterschützt bis ganz vergessen, mit ihrem Buch gibt die Autorin diesen Heldinnen eine Stimme.

Die schonungslosen Schilderungen des Schrecken des Krieges, die unfassbaren Verletzungen all der Opfer, die Gerüche und Geräusche lassen den Leser den Atem stocken. Und doch gab es inmitten des Leids auch schöne Momente für die Krankenschwestern, Anerkennung für den eigenen Einsatz, Dankbarkeit der geretteten Patienten, enge Freundschaften und bedingungslose Unterstützung untereinander und hin und wieder kleine Partys, um das allgegenwärtige Leid wenigstens für einen kleinen Moment vergessen zu können. Das Ankommen zurück in der Heimat wird für Frankie zu einer weiteren schweren Belastungsprobe, die von der Autorin eindringlich geschildert wird.

"Vietnam war schlimm gewesen, sie hatte große Angst ausgestanden (..), aber gleichzeitig hatte sie sich auch noch nie so lebendig gefühlt. So kompetent und wichtig. Einer Frau, die in dieser Welt trotz allem etwas bewirkte." (Zitat S. 256)

Fazit:

Ein sehr packendes Kriegsdrama über starke Frauen, die im Vietnamkrieg über sich hinausgewachsen sind und traumatisiert zurück im Zivilleben nur wenig Anerkennung erfahren haben!

Bewertung vom 18.10.2024
Huch, wer kommt da zu Besuch?
Lienesch, Andrea

Huch, wer kommt da zu Besuch?


ausgezeichnet

"Der ganze Wald ist von einer dicken weißen Schicht bedeckt. Auch am Morgen fallen noch große Flocken wie flauschige Daunenfedern vom Himmel herab."


Meine Kinder und ich lieben es, es uns in der (Vor-)Weihnachtszeit so richtig gemütlich zu machen und zusammen Weihnachtsbücher zu lesen!

Die Geschichte eignet sich perfekt als Lese-Adventskalender, aufteilt in 24 Kapitel gibt es jeden Tag etwas zu lesen, die Länge der Kapitel ist dabei genau richtig gewählt.

Der Braunbär Malte wollte sich gerade für seinen Winterschlaf zurückziehen. als eine Nachricht seiner Freundin, der Eisbärin Irma, eingeht. Sie möchte ihn an Weihnachten besuchen und hat sich bereits auf den Weg gemacht. Malte weiß nicht, was Weihnachten ist, schließlich schläft er dann immer und wacht erst wieder auf, wenn die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings auf ihn warten.
Aber zum Glück kann er seine Freunde, den Dachs und den Hasen um Rat fragen. Diesen erstellen Malte eine To-Do-Liste und es gibt wahrlich noch viel zu erledigen. So viel, dass es noch ganz schön stressig und hektisch wird - wie es eben so ist in der Vorweihnachtszeit. Aber die Freunde haben auch jede Menge Spaß bei den Aufgaben und backen zusammen Plätzchen, essen Bratäpfel, stellen selber Kerzen her, basteln ein Weihnachtsduftglas und so vieles mehr. Dabei geht ab und an auch mal etwas schief, was die Geschichte umso spaßiger macht.
Darüber hinaus ist der Wortwitz auch sehr gelungen - bei diesem Buch haben auch nie Eltern besondere Freude am Vorlesen.

Zudem gibt es in der Geschichte reichlich Ideen für schöne Beschäftigungen, damit den Kindern das lange Warten auf das Fest nicht zu lang wird.

Fazit:

Eine zuckersüße Weihnachtsgeschichte mit vielen lustigen Momenten und jede Menge schöner Ideen für eine gemütliche Vorweihnachtszeit zwischen Schlittenfahren, Punsch trinken und Schneeballschlacht.

Bewertung vom 11.10.2024
Am Himmel die Flüsse
Shafak, Elif

Am Himmel die Flüsse


ausgezeichnet

"Wasser hat ein Gedächtnis. Und das der Flüsse ist besonders gut."

Elif Shafak verbindet in ihrem außergewöhnlichen Roman das Schicksal dreier Menschen miteinander. Sie alle einigt das Wasser mit der chemischen Formel H2O. Arthur verbindet als "O" die Schicksale der beiden Frauen.

Arthur, 1840, am Ufer der Themse.
Arthur wurde zu einer Zeit geboren, als man jeglichen Müll noch im Fluss entsorgte und sich ein widerlicher Geruch über alles legte. Am Ufer der Themse kam er auf die Welt, wuchs in einer heruntergekommenen Gegend auf und besuchte eine Lumpenschule. Doch er konnte sich dank seiner außergewöhnlichen Klugheit, Entdeckerfreude und Beharrlichkeit später seiner Leidenschaft für die Lamassu und der Entzifferung alter Tontafeln aus Mesopotamien hingeben und begibt sich als Erwachsener schließlich auf eine unglaubliche Reise an das Ufer der Tigris, um dort die Bibliothek des Assurbanipal, König des Assyrischen Reiches, freizulegen. Heute können die riesigen Lamassu-Statuen (Schutzdämon mit Stierkörper, Flügeln und menschlichem Kopf), die einst den Palast des Königs Assurbanipal bewachten, im Museen bestaunt werden.

"Die Mesopotamier der Antike sind berühmt für die Erfindung der Schrift, der Mathematik, der Astronomie, der Bodenbewässerung und des Rads, doch ihre größte Entdeckung hat niemand erkannt. Sie haben als Erste den Schmerz erfahren, ein Heimatland zu verlieren." (Zitat S. 532)

Narin, am Ufer der Tigris, 2014.
Die neunjährige Narin gehört zum Volk der Jezidi (Eziden), die immer wieder fälscherweise als "Teufelsanbeter" bezeichnet worden sind, ihre Familie wird aus ihrem Heimatdorf Hasankeyf im Südosten der Türkei vertrieben und so ist das Mädchen mit ihrer Großmutter auf der Reise in den Irak.

Zaleekhah, 2018, am Ufer der Themse.
Zallekhah ist Wissenschaftlerin (Hydrologin) und beschäftigt sich mit dem Wasser. Die Details, mit denen die Handlung gespickt sind, fand ich dabei sehr interessant, z. B. die Erläuterungen zu den "Verlorenen Flüssen". Die Biéve war einst in Fluss der bis zum 19. Jahrhundert eine wichtige Wasserquelle war, dann aber stark verschmutzt wurde und letztlich abdeckt und vergessen worden ist. So bewundern heute Touristen die Seine in Paris, ohne auch nur zu ahmen, dass unterirdisch noch ein weiter Fluss liegt. Oder auch in Tokio, Toronto, Sydney - überall auf der Welt gibt es unterirdische Flüsse.


Die Autorin beschreibt anhand von Narins Familienmitgliedern das Schicksal der Eziden, die durch unbändigen Hass und Terror zum großen Teil ausgelöscht wurden, auf schonungslose und sehr berührende Weise.

Arthur wächst in Hoffnungslosigkeit auf, Hunger, Kälte, Krankheit und doch seine aufrichtige Liebe zu seiner Mutter und dem Drang ihr und den jüngeren Geschwistern zu helfen, lässt ihn weitermachen, so dass er eines Tages eine bessere Stellung erhält und so zumindest etwas Geld nach Hause bringen kann.

Zaleekhah ist nach der Trennung von ihrem Mann auf ein Hausboot gezogen. Aufgewachsen ist sie nach dem Tod ihrer Eltern bei ihrem Onkel und ihrer Tante, aber sie hat sich in dem prächtigen Haus und der "feinen Gesellschaft" nie wohl gefühlt. Eines Tages macht sie im Haus des Onkels eine Entdeckung, die sie vor eine schwerwiegende ethische Entscheidung stellt, was ist in diesem Fall das Richtige?

Das Schicksal von Arthur, Narin und Zalekhah hängen für immer zusammen.


Dieser Roman ist wunderschön geschrieben, sprachlich poetisch ausgefeilt, metaphorisch, einfühlsam und hat mich am Schluss zu Tränen gerührt. Der Umgang mit der Resource Wasser ist genauso Thema wie Mesopotamien, alte Schriften, Vertreibung, Hoffnung in dunklen Zeiten.
Die einzelnen Erzählstränge unterschiedlicher Zeiten und Gebiete, sind dabei fein miteinander verwoben, finden letztlich ein gemeinsames Ende und damit einen einen stimmigen Abschluss, der nachwirkt und zum Nachdenken anregt.


"Noch am dunkelsten Himmel flimmert hoch oben ein Stern, noch in tiefster Nacht brennt eine Kerze mit heller Flamme. Verzweifle nicht. Such immer nach der nächstgelegenen Lebensquelle. (...) Tränen laufen ihr über die Wangen. Wo soll sie Licht finden, wenn rings um sie Dunkelheit herrscht?" (Zitat S. 521)



Fazit:

Ein wundervoller, beeindruckender Roman, sehr fein formuliert mit zu Herzen gehenden Schicksalen sowie interessanten historischen Fakten - spannend, faszinierend und sehr berührend!
Für mich ein absolutes Highlight am Buchhimmel!

Bewertung vom 10.10.2024
Am Fluss der Zeiten
Renk, Ulrike

Am Fluss der Zeiten


sehr gut

"Wir Eigenbehörige sind ihnen ausgeliefert, auf Gedeih und Verderb." (Zitat S. 471)

Die Autorin hatte die Idee zum Buch, als ihr Bruder, ein Historiker und Ahnenforscher, über einen Teil der eigenen Vorfahren erzählte. Ulrike Renk hat dessen Erkenntnisse und eigene Recherchen zu einem fiktiven Roman mit historisch belegbaren Fakten zusammengefügt und führt den Leser so anschaulich und lebendig ins Münster des 16. Jahrhunderts.

Anhand ihrer Figur Elze beschreibt sie die damaligen Lebensverhältnisse von 1552 bis 1553 in Lüdinghausen bzw. Münster. Die Bauernfamilie lebte auf engsten Raum auf einem Hof bei Münster und ihr Auskommen war von vielen Faktoren abhängig.
Als sog. "Eigenbehörige" standen sie in einem Abhängigkeitsverhältnis zu einem Grundherrn. Sie waren persönlich unfrei, waren am Hof, den sie bewirtschafteten gebunden, konnten aber auch im Todesfall des Vaters auf den Hof "aufsitzen", diesen also unter bestimmten Voraussetzungen übernehmen. Die damalige Bevölkerung war streng gläubig und doch gab es Reformen bzw. Umbrüche durch Martin Luther, aber auch durch die Zeit der Täufer.

Elze lebt mit ihren Geschwistern, der Tante und den Eltern auf dem "Hof Kamule". Arbeit gibt es reichlich, ist das Wetter schlecht, gibt es wenig Ernte und doch mussten sie Abgaben an den Grundherrn zahlen. Insgesamt ist die junge Frau glücklich auf dem Hof, bis ihr eines Tages eröffnet wird, dass sie einen Pflichtdienst als Küchenmagd in der Stadt Münster antreten soll. Elze ist das Leben in der Stadt fremd, aber sie kennt sie aus den Erzählungen ihrer Tante Stine, die einst zur Zeit der Täufer in Münster war und diese Zeit belastet sie noch immer schwer. Elze wird das Herz schwer.

Wird sich die junge Frau allen Herausforderungen stellen können?


Ich habe den ersten Teil der neuen Reihe um den "Hof Kamule" sehr genossen. Die im Buch eingeflochtenen Einblicke in die Zeit der Täufer fand ich interessant zu lesen. Noch heute hängen an der Lambertikirche in Münster die Käfige, in denen einst die Leichen der Anführer exponiert waren, um die Bevölkerung abzuschrecken.

Etwas schade fand ich jedoch, dass die spannende und aufwühlende Geschichte der Stine nur durch deren Erzählungen in die Handlung eingeflochten worden ist und dadurch stellenweise langatmig wurde. An dieser Stelle hätte ich mir gewünscht, dass z. B, anhand von Rückblenden Stines Lebensgeschichte erzählt wird und ich so als Leser auch Einblick in ihre Gefühlswelt haben kann (zweite Erzählperspektive).

Die im Klappentext angekündigte Zeit in Münster kommt leider erst im letzten Drittel des Buches im Tragen, dann aber nimmt der Roman wieder an Fahrt auf und ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung, welche hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lässt.

Abgerundet wird der Roman durch ein Personenregister, Glossar über Begriffe der damaligen Zeit sowie einem ausführlichen Nachwort der Autorin zu Wahrheit und Fiktion.


Fazit:

Packender historischer Roman, der die damalige Lebensbedingungen der "einfachen Leute" zur Zeit des 16. Jahrhunderts aufgreift.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.10.2024
Das Geheimnis des Winterwichtels
Wieja, Corinna

Das Geheimnis des Winterwichtels


ausgezeichnet

"Dann spuckte der Lichtwirbel sie aus, mitten hinein in eine watteweiße Winterlandschaft. Am Horizont schimmerten blaue, grüne und rosa Polarlichter." (Zitat S. 27)

Es ist kurz vor Weihnachten und die Geschwister Sina und Paul basteln eine Einladungskarte für einen Wichtel und bekommen in der Nacht tatsächlich Besuch vom Winterwichtel Ole sowie dessen treuer Freundin Lumi, eine Schnecke.

Beide haben leider keine gute Nachrichten und brauchen dringend Hilfe. Die überaus wichtige "Weiß-Bescheid-Liste" ist spurlos verschwunden. Auf dieser ist vermerkt, wer welche Geschenke bekommt.
Ohne die Liste gibt es ein heilloses Geschenke-Durcheinander - Weihnachten ist in Gefahr.

Sina und Paul wollen helfen, werden von Ole geschrumpft und schon kann die Winter-Weihnachts-Rettungs-Mission durch die magische Wichteltür starten. Im magischen Wichtelland Wichtelfingen haben sogar die Schneeflocken Geschmack und alles glitzert "wichtelwunderlich".

Schon bald gibt es die erste Spur zum Dieb und die Freunde machen sich auf den Weg, auf dem sie Ideenreichtum und Mut brauchen werden. Werden sie es schaffen Weihnachten noch rechtzeitig zu retten?

Corinna Wieja schreibt wunderschön lebendig, witzig und spannend. Wir hatten beim Lesen der Geschichte - auch dank der liebevollen farbenfrohen Illustrationen - alles zauberhaft vor Augen.

Die Kinder sind uns direkt ans Herz gewachsen, besonders Sina. In dieser hat meine Tochter sich gleich wiedererkannt, auch sie wird sehr nervös, wenn sie vor einer größeren Gruppe sprechen muss.

Die Figuren sind sehr liebevoll ausgestaltet, der brummelige Troll mit seinen selbstgebackenen Zwiebel-Plätzchen mit Spinatstreuseln geht zu Herzen - wenngleich wir natürlich lieber welche mit Schokolade und Zimt vernaschen würden ;-)


Fazit:

Ein wunderbar winterlich-weihnachtliches (Vor-)Lesevergnügen für die ganze Familie!

Bewertung vom 07.10.2024
Wavewalker
Heywood, Suzanne

Wavewalker


ausgezeichnet

"Wir segelten weiter durch die Salomonen, hielten in Buchten mit weißem Sand und strohgedeckten Pfahlhütten über türkisfarbenen Lagunen. (...)
Ich lebte in einer außergewöhnlichen Welt, doch ich ignorierte sie weitgehend und verschanzte mich lieber zum Lernen (...)" (Zitat S. 277, verkürzt)


Das Buch basiert auf den wahren (Kindheits-)Erlebnissen der Suzanne Heywood an Bord eines Segelschiffes. Auf der Innenseite des Covers ist eine interessante farbliche Darstellung des Schiffsinnern abgebildet, in der Mitte des Buches finden sich zudem einige Fotos aus dem privaten Album der Autorin.
Jedem Kapitel sind Zeiträume, Orte/Länder/Inseln sowie eine Skizze der Route vorangestellt. Damit kann die beeindruckende Reise der Familie nachvollzogen werden.


1975. Suzanne war gerade sieben Jahre alt, als ihr Vater beschloss das bisherige Familienleben in Plymouth, England, hinter sich zu lassen, den Besitz zu veräußern, ein Segelboot zu kaufen und mit der Familie auf den Spuren von Captain James Cook mit der "Wavewalker" um die Welt zu reisen.
Zusammen mit ihren Bruder musste sie ihr vertrautes Heim, ihre beste Freundin und ihren Hund verlassen, um fortan mit ihren Eltern und ihrem ein Jahr jüngeren Bruder Jon auf einem Schiff zu leben.

Dort wurden die Geschwister zeitweise von ihrer Mutter, einer Lehrerin, in Englisch und Mathematik unterrichtet.

Aus den ursprünglich geplanten drei Jahren wurden schließlich zehn Jahre, bis Suzanne sich endlich von ihren Eltern lösen und zurück nach England reisen konnte. Dort folgte sie ihren eigenen Träumen und begann ein Studium der Zoologie.

Beim Lesen kam ich nicht umhin, Suzanne um die zahlreichen wunderschönen Orte, die sie gesehen hat, zu beneiden. Sie hat in ihrer Kindheit mehr von der Welt gesehen, als wohl die meisten Erwachsenen in ihrem ganzen Leben jemals erblicken werden. Sie konnte ferne Orte sowie fremde Kulturen kennenlernen und faszinierende Meeresbewohner aus nächster Nähe beobachten. Sie hat ganze 47.000 Seemeilen auf der "Wavewalker" zurückgelegt, was einer zweifachen Umrundung der Erde entspricht. Sie war u.a. in Brasilien, Südafrika, Australien, Neuseeland, Ozeanien.

Auf den Spuren des James Cook zu reisen, bedeutete allerdings auch entgegen dem Wind zu segeln. So kamen sie mitten im Indischen Ozean in einen gewaltigen Sturm, bei dem das Schiff stark beschädigt, ihr Vater von Bord ging und Sue schwer verletzt wurde. Nur knapp fanden sie schließlich völlig entkräftet auf einer kleinen Insel Rettung und das Mädchen musste sich dort vom einzigen Inselarzt mehreren Operationen (ohne Betäubung) am Kopf unterziehen. Dieses dramatische Ereignis hat Sue - verständlicherweise - stark zugesetzt und sie auch Jahre danach noch belastet, da es von den Eltern totgeschwiegen wurde.

Sie musste sich dem Segeltraum ihrer Eltern beugen, der für sie zunehmend zum Alptraum geworden ist. Sie hat die meiste Zeit auf hoher See verbracht, mit ständig wechselnder Besatzung, ohne die Möglichkeit Freunde zu treffen. Einfache Dinge des täglichen Lebens wurden dabei zur Herausforderung. Die Familie hatte nur begrenzt Frischwasser zur Verfügung und oft, in den weiten Etappen bis zum nächsten Anlegen am Festland, irgendwann kein Essen mehr - abgesehen von den immer gleichen Konserven. Auch am Festland musste sie helfen das Boot instandzuhalten und konnte kaum eine Schule besuchen. Sie entwickelte allerdings einen bewundernswert großen Ehrgeiz und ihre Eltern ermöglichten den Kindern Fernkurse an einer australischen Schule zu belegen.

Bei all den faszinierenden Orten/Länder/Inseln, die Suzanne zu sehen bekam, darf nicht verkannt werden, dass sie sich den Wünschen ihrer Eltern unterordnen musste. Sie hätte ein "normales" Leben mit planbaren Abläufen, Schule, Freunde treffen etc. bevorzugt. Als sie sich als Teenagerin endlich überwindet ihren Eltern mitzuteilen, dass sie gerne auf ein Internat gehen möchte, um zu lernen und Freundschaften zu schließen, wurde ihr entgegnet, dass diese Entscheidung nicht bei ihr läge.


Ihre Mutter zeigte oft nur wenig Empathie für ihre Tochter. Der Vater legte die Route fest und hatte immer neue Ideen, um Geld zu verdienen. Nur selten bezog er die Kinder in seine Planung ein.
Das Verhältnis zu den Eltern, besonders zur Mutter, blieb auch als Erwachsene angespannt. Ihr Bruder Jon kam mit den Bedingungen auf dem Schiff besser zurecht und wurde als Junge von den Eltern oft bevorzugt behandelt.

Trotz allem war die "Wavewalker" für Suzanne das einzige richtige Zuhause, so dass sie sich nach Beendigung der Segelreise ihrer Eltern auf die Suche nach dem Schiff begibt, wohl auch um mit den Erlebnissen ihrer Kindheit (endlich) abschließen zu können.


Fazit:

Suzanne Heywood Biographie ist faszinierend, höchst beeindruckend und dramatisch zugleich. Ein Buch, welches ich so schnell nicht wieder vergessen werde und bei dem ich auf eine Verfilmung hoffe!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.09.2024
Abenteuer im Herbstwald / Spekulatius, der Weihnachtsdrache Bd.4
Goldfarb, Tobias

Abenteuer im Herbstwald / Spekulatius, der Weihnachtsdrache Bd.4


sehr gut

Mein Sohn liebt Spekulatius, den Weihnachtsdrachen sehr. Daher war die Freude groß, musste er doch dieses Mal nicht bis zur Adventszeit warten, um ein weiteres Abenteuer mit "Specki" zu erleben.

Matilda und Mats sind gemeinsam mit ihrer Lehrerin im Wald, als plötzlich ein mürrisch dreinblickender Mann auftaucht und die Klasse aus dem Wald verjagen will.
Freiherr Konstantin von Freysinn hat einen Großteil des schönen Waldes erworben und will diesen nun einzäunen. Schon bald will er eine große Feier veranstalten, bei der es zu einer Jagd kommen soll.

Matilda und Mats wollen das verhindern und schmieden Pläne, um dem Freiherren ins Handwerk zu pfuschen.

Zum Glück hat Specki von den merkwürdigen Geschehnissen im Wald schon von einer Wildgans gehört und besucht die Kinder dieses Jahr schon frühzeitig. Können die Freunde die Jagd noch verhindern?


Wir haben das Buch unserem siebenjährigen Sohn vorgelesen, der auch dieses Abenteuer wieder sehr schön fand. Leider hat der kleine Weihnachtsdrache im Vergleich zu den anderen Bänden dieses Mal nur eine recht unbedeutende Rolle (spricht mit den Tieren oder verschafft sich fliegend eine Überblick).
Als Fans des zuckersüßen Drachen hätten wir uns gewünscht, dass er mehr Anteil am Verlauf der Geschichte nimmt.



Fazit:

Ein zauberhafter Vorlesespaß für Kinder ab vier Jahren! Hoffentlich kommt Spekulatius bald wieder von der Weihnachtsinsel in die Welt von Matilda und Mats!

Bewertung vom 27.09.2024
Baskerville Hall - Das geheimnisvolle Internat der besonderen Talente (Teil 1)
Standish, Ali

Baskerville Hall - Das geheimnisvolle Internat der besonderen Talente (Teil 1)


sehr gut

1868. Arthur Conan Doyle ist ein kluger und mutiger Junge, der sehr wissbegierig ist. Trotzdem möchte er die Schule abbrechen, um Geld für seine Familie verdienen zu können. Unerwartet bekommt er eine Einladung für das Internat "Baskervill Hall", einem geheimnisvollen Internat für besondere Talente. Damit beginnen seine spannenden und rasanten Abenteuer voller kurioser Ereignisse!

Die Idee des Autoren, Ali Standish, ist brilliant: Der junge Schriftsteller der berühmten "Sherlock Holmes" - Bücher wird auf ein Internat geschickt, bei dem dieser auch auf seine Buchfiguren trifft.

Das Buch bzw. Hörbuch wird für Kinder ab 10 Jahren empfohlen. Ich denke, es ist für Erwachsene fast ein noch schöneres Hörerlebnis, da diese den Facettenreichtum dieser Erzählung erst so richtig wahrnehmen können. Kinder werden den Klassiker "Sherlock Holmes" noch nicht kennen und ihnen entgehen dann die witzigen
Anspielungen auf zahlreiche Figuren aus den Büchern des Arthur Conan Doyles, wie z. B. Jim Moriaty und Irene Eagle als Arthurs Klassenkameraden oder auch Dr. Watson als Lehrer.

Der erste Teil beantwortet die wichtigsten aufgeworfenen Fragen, aber es gibt auch noch einige lose Enden, die die Vorfreude auf den nächsten Teil bei uns geweckt haben :-)

Fazit:

Ein tolles Hörerlebnis! Aufgrund der Vielschichtigkeit der Erzählung würde ich es eher Kindern ab 12 Jahren empfehlen.
Besonders für Sherlock Holmes - Fans ein wahres Vergnügen!

Bewertung vom 27.09.2024
Das vergessene Labyrinth / Meisterdiebe Bd.2
Arcanjo, J. J.

Das vergessene Labyrinth / Meisterdiebe Bd.2


ausgezeichnet

Für Gabriel, einem überaus klugen, mutigen und stets loyalen vierzehnjährigen Jungen, ist es das zweite Schuljahr an der "Schule der Meisterdiebe" und es geht direkt spannend für ihn und seine Freunde weiter.
Warum wurde einst das Labyrinth im Internat, ein Ort für die schwierigste Schulprüfung, stillgelegt? Penelope, die Tochter des Schulleiters, hat indes in den Ferien einen Hinweis auf die "Namenlosen" gefunden. Sie machen sich auf eine nicht ganz ungefährliche Spurensuche und damit kommt Gabriel auch dem Rätsel seiner Herkunft auf die Spur....

Auf Gabriel und seine Freunde warten neue Abenteuer, die sie nur im Team bestehen können.

Meine Kinder haben auch den zweiten Band dieser Abenteuerreihe wieder geliebt! Die Geschichte ist mitreißend, humorvoll und spannend geschrieben.

Das Buch endet mit einem fiesen Cliffhanger und wir warten nun voller Ungeduld auf den dritten Teil, der Ende diesen Jahres erscheinen soll.


Fazit:

In der "Schule der Meisterdiebe" wird es wahrlich nicht langweilig! Die perfekte Lektüre für Jungen und Mädchen ab ca. 10 Jahren!

Bewertung vom 27.09.2024
Meerblick zu verkaufen / Nordseeglitzern Bd.2
Martens, Tina

Meerblick zu verkaufen / Nordseeglitzern Bd.2


sehr gut

Lisa leidet noch unter der Trennung von ihrem Verlobten, sie möchte auf dem Hof ihrer Eltern an der Nordsee etwas zur Ruhe kommen. Doch für ihre Eltern ist das Haus allein zu groß geworden.
Sie haben sich bereits eine hübsche Wohnung gekauft und wollen nun das Gulfhaus verkaufen. Für Lisa und ihre jüngere Schwester Julia ist das bitter, sie hängen an dem Haus, in welchem sie eine schöne Kindheit hatten.
So kommen die Geschwister auf die Idee, den potenziellen Käufern das Haus madig zu machen. Dabei nähern sich die beiden Schwestern, die schon länger ein angespanntes Verhältnis zueinander hatten, langsam wieder einander an.

Doch dabei kommt Lisa auch Simon, den beauftragten Immobilienmakler, zunehmend näher...

Tina Martens schreibt lebendig, gefühlvoll und ich konnte die Anziehungskraft zwischen Lisa und Simon spüren.

Das schöne Gulfhaus konnte ich mir sehr gut vorstellen und wollte es auch direkt erwerben.


Fazit:

Mit diesem Roman macht man nichts falsch, ein schöner Liebes-Schmöker mit Nordseebrise und viel Gefühl!