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MissGoWest

Bewertungen

Insgesamt 69 Bewertungen
Bewertung vom 20.03.2023
Amulett der Tausend Wasser / StoryWorld Bd.1
Kirschner, Sabrina J.

Amulett der Tausend Wasser / StoryWorld Bd.1


sehr gut

Abenteuer in einer wundersamen Wasserwelt

Sascha und Chloe könnte eigentlich die Liebe zum Lesen verbinden, doch sie sind Konkurrentinnen beim Schullesewettbewerb. Die beiden Mädchen haben nicht viel gemeinsam, aber als Sascha überraschend den Wettbewerb und damit eine Reise zum neuen Freizeitpark StoryWorld gewinnt, wählt sie ausgerechnet Chloe als ihre Begleiterin. Zusammen mit ihren Tieren, dem Wellensittich Frodo und der kleinen Hündin Pearl, sowie ihrem Begleiter Henry mit seinem Falken Sirin reisen die Mädchen auf die Insel Neblund. Dort dürfen sie ein leeres Buch wählen, dessen Seiten laut des Besitzers Zoran Zelpetin durch das Erleben ihrer Abenteuer im Reich der tausend Wasser beschrieben werden.

„StoryWorld – Amulett der tausend Wasser“ von Sabrina J. Kirschner ist der Auftakt einer Fantasy-Reihe mit viel Action und einem ungleichen Mädchengespann, das sich erst zusammenraufen muss. Dadurch stehen Themen wie Freundschaft, Zusammenhalt und Vertrauen im Mittelpunkt des abenteuerlichen Freizeitparkaufenthalts, der den Mädchen viel Mut und Entschlossenheit abverlangt. Die Wasserwelt unterhält mit Wasserfällen, Schiffwracks, einer Bootsfahrt und allerlei magischen Wasserwesen, die sowohl die Mädchen als auch die Leser*innen in Erstaunen versetzen. Ich konnte mir alles bildhaft vorstellen, wobei auch die wunderbaren Illustrationen von Melanie Korte beitrugen.

Die actionreiche Geschichte und das schöne Cover als richtiger Hingucker bekommen verdiente 4 von 5 magischen Amuletten. Ich bin schon gespannt, welche weiteren Abenteuer Sascha und Chloe erleben werden.

Bewertung vom 03.01.2023
Das kleine Bücherdorf: Winterglitzern / Das schottische Bücherdorf Bd.1
Herzog, Katharina

Das kleine Bücherdorf: Winterglitzern / Das schottische Bücherdorf Bd.1


gut

Verliebt in ein schottisches Bücherdorf

Vicky hat eine Mission im schottischen Bücherdorf Swinton-on-Sea und stürzt sich deshalb in ein Netz aus selbstgesponnenen Lügen.

Die Karrierefrau Vicky aus München reist im Dezember in das verträumte schottische Dorf Swinton-on-Sea, dem elf Buchläden einen besonderen Charme verleihen. Als sie in „The Reading Fox“ für die Feiertagsaushilfe gehalten wird, stellt Vicky den Irrtum nicht klar, da sie einen Auftrag ihres Vaters im Hinterkopf hat, der den Inhaber Graham Erskine betrifft. Der Grundstein für ein Lügengerüst ist gelegt, das immer wackliger wird, je mehr Zeit verstreicht. Anfangs von den eigenwilligen Dorfbewohnern mehr amüsiert als angezogen, lernt Vicky im Laufe der Zeit die Herzlichkeit der Menschen zu schätzen, auch wenn sie in Gedanken immer noch gelegentlich über sie herzieht.

Das Cover von „Das kleine Bücherdorf – Winterglitzern“ ist ein Traum. Buchrücken an Buchrücken und dazwischen ein schmales, gemütliches Häuschen im Schnee. Auch die Karte von Swinton auf dem vorderen Buchumschlag ist bezaubernd. Ich habe mich schon auf den ersten Seiten in das schottische Bücherdorf mit seinen Dorfbewohnern verliebt, die alle das Herz auf dem rechten Fleck haben. Gerade die Kapitel, die aus ihrer Sicht geschrieben sind, gefielen mir am besten. Warum ist das Buch also nur gut (3/5) und nicht herausragend? Ganz einfach – ich wurde bis zum Schluss nicht mit Vicky warm. Schon wenn sie zum ersten Mal auf Menschen trifft oder nur von ihnen hört, fängt sie an, sie negativ zu beurteilen:

„Vor Vickys geistigen Augen tauchte das Bild eines schlanken, solariumgebräunten Playboys auf, aus dessen weit geöffnetem weißen Hemd dunkles Brusthaar quoll, auf dem ein Goldkettchen ruhte.“ (S. 50)

„Rosie! Seine Frau musste ja eine äußerst furchteinflößende Person sein, ein richtiger Drache. Sicher war sie einen Kopf größer als Reggie und hatte so breite Schultern wie ein Ringer.“ (S. 51)

„‘Shauna? Wie Shaun das Schaf?‘, konnte Vicky es sich nicht verkneifen nachzufragen. […] Vicky beschloss, sie Shona, die Ziege, zu nennen.“ (S. 117)

Dazu kommt, dass sie eine Lüge auf die andere häuft, und jede Gelegenheit zum Aufklären der Situation verstreichen lässt. Das Ende kam mir etwas zu schnell und glatt; die Geschichte an sich war vorhersehbar. Für meinen Geschmack waren zudem ein wenig zu viele Ausrufezeichen im Text, was mich regelrecht herausgerissen hat, wie zum Beispiel hier:

"Je eher sie dieses Dorf wieder verlassen konnte, desto besser! Anscheinend lebten nur Verrückte hier! […] Vielleicht war es doch gut, dass sie nicht in Jeans, Wachsjacke und Wanderstiefeln in Swinton aufgetaucht war!" (S. 53/54)

Dennoch liest sich der Roman leicht und einfach. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Im Frühjahr 2023 erscheint der zweite Teil „Frühlingsfunkeln“, der Shona in den Mittelpunkt der Geschichte rückt. Ich kann mir vorstellen, dass ich mit dem Wechsel der Hauptfigur gerne 5 von 5 Sternen vergeben werde. Wegen Miss Unsympathisch Viktoria Lambach wurden es leider nur 3 von 5 Sternen, aber ich kann dennoch allen Bücherbegeisterten dieses wunderbare Bücherdorf Swinton-on-Sea mit der besonderen Atmosphäre ans Herz legen.

Bewertung vom 30.06.2022
happy girl
Kompe, Sophie

happy girl


ausgezeichnet

Zauberhaftes Eintrage- und Mitmachbuch

Ich wünschte, dieses Buch hätte schon existiert, als ich ein Kind war. „Happy Girl – Das Ideenbuch für starke Mädchen“ (man hätte im Sinne des Zeitgeistes tatsächlich auch „starke Kinder“ schreiben können) ist mehr als ein Freundebuch oder Poesiealbum. Man merkt, dass Autorin Sophie Kompe zwei Töchter im Grundschulalter hat, die sie sehr gut beraten haben. Das Buch wird jedes Mädchen – und wahrscheinlich auch so einige Jungen – in diesem Alter ansprechen, ebenso wie einige jüngere, noch verspielte Teenager, die mitten in ihrer Persönlichkeitsfindung stecken.

Ich liebe das Tierkonzept, das dem Buch zugrunde liegt. Delfin, Panda, Schmetterling, Flamingo, Chamäleon und Pferd helfen mit ihren jeweiligen Tiereigenschaften dabei, bestimmte Verhaltensweisen zu entwickeln, z.B. gelassen wie ein Panda oder anpassungsfähig wie ein Chamäleon zu sein.

Abwechslungsreiche Rezepte und Basteltipps sorgen für kreative Stunden. Die Eintragsseiten finde ich besonders gelungen. Wenn sie ausgefüllt und zusätzlich Fotos eingeklebt werden, wird das Buch zu einem schönen Erinnerungsstück an die Kinder- und Jugendzeit. Der Brief an das zukünftige Ich könnte dabei besonders wertvoll sein.

Das Layout ist bunt und fröhlich mit vielen Illustrationen und Fotos, die gute Laune machen. Der Fokus liegt auf Kreativität und positiver Energie – dieses Ideenbuch macht einfach Spaß. Von mir gibt es verdiente 5 von 5 glücklichen Mädchen.

Bewertung vom 07.06.2022
Die magischen Buchhändler von London Bd.1
Nix, Garth

Die magischen Buchhändler von London Bd.1


sehr gut

Fantasy-Wesen neu interpretiert

Susan Arkshaw konnte von ihrer seltsam abwesend wirkenden Mutter nie erfahren, wer ihr Vater ist. Gerade 18 Jahre alt geworden, möchte Susan in London studieren und zuvor auf Vatersuche gehen. Ein Anhaltspunkt ist Frank Thringley, der mit Weihnachtsgeschenken per Post Kontakt gehalten hat. Doch Frank wird vor Susans Augen vom Buchhändler Merlin erstochen und zerfällt zu Staub. Damit wird Susan in einen Strudel von magischen Ereignissen gezogen, die sie in Lebensgefahr bringen, aber auch ihr wahres Ich enthüllen.

Ich liebe die Verknüpfung der magischen Welt mit dem realen London von 1983. An der Seite von Susan, Merlin und dessen Schwester Vivien entdeckte ich, dass eine fantastische Parallelwelt neben der Realität existiert. Eine Welt voller magischer Wesen, die eigenen Regeln folgen. Die links- und rechtshändigen Buchhändler von London vermitteln zwischen den Existenzebenen und sorgen so für eine zumeist reibungslose Koexistenz bis Susans Suche nach ihrem Vater alles ins Ungleichgewicht stürzt.

Garth Nix hat eine erfrischend neue Urban Fantasy geschaffen, die mit besonderen Wesen und dem geheimen Bund der magischen Buchhändler aufwarten kann. Das Erzähltempo ist hoch; die LeserInnen werden in diese spannende Wechselwirkung zwischen alter Welt und Realität regelrecht hineingesaugt. Der non-binäre Paradiesvogel Merlin ist die wohl schillerndste Figur und wirkt dabei bereits Anfang der 1980er Jahre wie ein Vorreiter der heutigen Genderbewegung. Ein paar Handlungsstränge hätten für meinen Geschmack etwas ausführlicher sein können, aber dennoch kann ich das Buch mit dem glänzenden lila Cover jedem Urban Fantasy-Freund ans Herz legen.

„Bücher helfen uns, unsere Seelen zu festigen. Oder wieder ins Gleichgewicht zu bringen.“ (S. 174)

Von mir gibt es verdiente 4 von 5 Buchhändlern.

Bewertung vom 28.04.2022
Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12


ausgezeichnet

Die Wiege der Menschheit liegt im Allgäu

Eine kleine Sensation im Ostallgäu – in einer Tongrube wurde das Skelett des Urzeitaffen „Udo“ ausgegraben. Ausgerechnet als der Ministerpräsident die Ausgrabungsstätte besucht, findet Kommissar Kluftingers Hausarzt Dr. Langhammer die Leiche von Professor Brunner, dem Entdecker von Udo. Schnell tauchen so einige Verdächtige auf, die Kluftinger und seine Polizeitruppe trotz Hitze auf Trab halten.

Volker Klüpfel und Michael Kobr haben es wieder geschafft; ich habe den 12. Band rund um Kommissar Kluftingers neuesten Fall nur so verschlungen. Der Kriminalfall bleibt bis zum Ende spannend und stellt Kluftinger vor so manche Herausforderung. Interessant finde ich, dass die Tongrube samt Knochenfund von „Udo“ tatsächlich existiert.

Die extreme Hitze – sogar der Buchumschlag „schwitzt“! – ist fast körperlich zu spüren. In Kluftingers Privatleben geht es ebenfalls rund – er entdeckt Facebook und das Lenken einer Drohne für sich. Zusätzlichen Stress bekommt Kluftinger durch die zugegeben seltsame Tagesmutter seiner Enkelin Maxima. Eines meiner absoluten Highlights war eine telefonische Pizzabestellung, die Kluftinger tätigt. Ich habe die Passage sogar einer Freundin am Telefon vorgelesen. Einfach göttlich!

Fazit: Kluftinger ist und bleibt Kult. Ich liebe jede Einzelheit dieses Buches – so z.B. die Kapitelzahlen in Knochenschrift. So eine schöne Hommage an Udo. Ich werde „Affenhitze“ (der perfekte Titel!) bestimmt wieder lesen, denn das Buch unterhält zu 100 % und tut einfach gut. Eine klare Leseempfehlung und selbstverständlich verdiente 5 von 5 Knochen!

Bewertung vom 27.04.2022
Mord im Gewächshaus
Bunce, Elizabeth C.

Mord im Gewächshaus


ausgezeichnet

Junge Detektivin im viktorianischen England

Nach Flavia de Luce und Enola Holmes habe ich eine neue britische Freundin, an deren Seite die Aufklärung eines Kriminalfalls ebenso viel Spaß macht. Die 12-jährige Myrtle Hardcastle ist intelligent und neugierig; Eigenschaften, die ihre sympathische Gouvernante und Lehrerin Miss Judson durchaus unterstützt. Allerdings sieht es ihr Vater, ein Staatsanwalt, nicht gerne, dass sie auf eigene Faust ermittelt, als ihre Nachbarin Miss Wodehouse tot aufgefunden wird.

Ich habe gerne zusammen mit Myrtle diesen kniffligen Fall im Sommer 1893 gelöst, der immer wieder neue Wendungen aufwies. Die viktorianische Welt um uns herum wurde durch viele Details lebendig. Durch Myrtles Ich-Perspektive waren wir ganz nah am Geschehen dran. Witzig fand ich Myrtles Ergänzungen zum Geschehen in Fußnoten. Jedem Kapitel gehen wichtige kriminalistische Notizen voran, die Myrtle in einem Handbuch zusammengestellt hat. Das Cover mit Myrtles Schattenriss ist liebevoll gestaltet und ein richtiger Hingucker.

Fazit: Ich habe diesen charmanten Krimi verschlungen und lege ihn jedem Fan von Cozy Crime und starken Heldinnen ans Herz. Zum Glück wird es weitere Myrtle Hardcastle Krimis geben. Die junge Detektiv bekommt von mir verdiente 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 25.04.2022
Miez Marple und die Kralle des Bösen / Miez Marple Bd.1
Navarro, Fabian

Miez Marple und die Kralle des Bösen / Miez Marple Bd.1


ausgezeichnet

Tierische Parallelwelt, die Laune macht

Miez Marple hat eigentlich ihre Detektivarbeit an den Nagel gehängt und lebt jetzt zufrieden als Hauskatze bei Schriftstellerin Agathe Christiansen. Doch als ihr Freund Kater Watson durch Nachforschungen wegen eines illegalen Katzengras-Onlineshops in Bedrängnis gerät und sogar ins Katzengefängnis kommt, fängt Miez Marple wieder an zu ermitteln.

Florian Silberschweif, der Schlagerkater, und das Taubenpärchen Betti und Berti sind neben der schlauen Miez Marple und dem liebenswerten Kater Watson meine absoluten Lieblinge dieser tierischen Parallelwelt, die so viel Ähnlichkeit mit der Menschenwelt aufweist. In sie einzutauchen macht einfach richtig Spaß, zumal man immer wieder köstliche Berührpunkte findet – beispielsweise Wikipetia statt Wikipedia. Und wer hätte gedacht, dass die Bellt-Zeitung wirklich gebellt wird?

Ich kann nur allen Katzenfreunden empfehlen, sich von Miez Marple ans Pfötchen nehmen zu lassen und die Welt neu mit den Augen einer Katze zu entdecken. Wer kann dem süßen Katzengesicht auf dem Buchcover widerstehen? Die gelbblauen Strahlen ziehen den Blick magisch auf Miez Marple. Wer mit den Fingern über den Titel streicht, bekommt eine taktile Belohnung, die entfernt an das Streicheln von Katzenfell erinnert.

Was für eine gelungene Geschichte voll skurriler Einfälle und einem herausfordernden Kriminalfall! Miez Marple bekommt von mir verdiente 5 von 5 Leckerlis.

Bewertung vom 25.04.2022
Flüsternde Schatten / Eliza Moore Bd.1
Fast, Valentina

Flüsternde Schatten / Eliza Moore Bd.1


sehr gut

Magisches Portal und Seelenverwandtschaft

Eigentlich möchte Eliza nichts mit der Liga zu tun haben, die ein Portal bewacht, um das Böse von der Welt der Menschen fernzuhalten. Ihr Vater gilt als Verräter, was Eliza weder glauben kann noch will. Als ihre Schwester für die Liga ausfällt, geht Eliza einen Handel ein – sie rückt als Hüterin nach im Austausch dafür, einen Blick in die Akte ihres Vaters werfen zu dürfen. Doch das bedeutet auch, den ihr bisher unbekannten Conor als Seelengefährten anzunehmen.

Mir gefiel vor allem das irische Setting in Dublin, das sich wunderbar im grünen Cover mit Steinbrücke und keltischen Knoten widerspiegelt. Coverliebe pur! Die Welt der Liga ist gut ausgearbeitet. Ich bin zusammen mit Eliza tief in sie abgetaucht, doch viele Fragen blieben für uns beide offen, die wahrscheinlich mit dem Verschwinden von Elizas Vater zusammenhängen. Die Ich-Perspektive ließ mich alles unmittelbar erleben – ganz besonders die spannenden Actionszenen.

Die Nebencharaktere – allen voran Ruby, Elizas beste Freundin, und Logan, Conors bester Freund – sind detailreich gezeichnet und bringen die Geschichte voran, die mich ein wenig an ähnliche Romane durch ihre Themen erinnert. Ein Geheimbund, Schattenwesen, ein Liebesdreieck – das alles habe ich schon einmal gelesen. Dennoch ist „Eliza Moore – Flüsternde Schatten“ flüssig zu lesende Urban Fantasy, die einfach Spaß macht und mit einigen Überraschungsmomenten aufwarten kann. Da kann ich schon mal über das pubertäre Kichern und Tänzeln hinwegsehen, das Eliza und Ruby immer wieder an den Tag legen.

Ich freue mich darauf, im Herbst 2022 den zweiten Band „Steinernes Herz“ zu lesen, der die Dilogie abschließen wird. Fazit: Jeder, der Irland und Urban Fantasy mag, und eine starke Heldin zu schätzen weiß, wird „Eliza Moore – Flüsternde Schatten“ lieben. Dafür gibt es verdiente 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 01.04.2022
The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1
Prose, Nita

The Maid / Regency Grand Hotel Bd.1


ausgezeichnet

Ein Zimmermädchen wie kein zweites!

Molly Gray ist Zimmermädchen mit Herz und Seele. Sie liebt ihre Arbeit im Londoner Regency Grand Hotel und geht die Reinigungsarbeiten mit großer Sorgfalt und Liebe zum Detail an. Schon seit ihrer Schulzeit weiß sie, dass sie anders ist: „Mir ist durchaus klar, dass ich anders bin, wissen Sie, anders als die meisten. Was ich wahrnehme, ist nicht das, was Sie wahrnehmen.“ (S. 348) Das bringt Molly in Schwierigkeiten, als sie den Hotelgast Mr. Black tot im Zimmer auffindet, hilft ihr jedoch auch, mit der tatkräftigen Unterstützung von echten Freunden die Dinge wieder gerade zu rücken. Und genau das liebt Molly – alles in Ordnung zu bringen: „Jeder Arbeitstag ist eine Freude für mich. Für diese Arbeit wurde ich geboren. Ich putze gern, ich mag meinen Zimmermädchenwagen, und ich mag meine Uniform.“ (S. 13)

Nita Prose hat mit Molly eine ungewöhnliche Heldin geschaffen. Es wird schnell klar, dass Molly autistische Züge -- vielleicht das Asperger-Syndrom -- hat. Ich habe es geliebt, an Mollys Seite diese turbulente Woche von Montag bis Freitag zu erleben. Wer hat Mr. Black ermordet und warum? Wer ist Freund, wer ist Feind? Mollys eingeschränkte Wahrnehmungsfähigkeit macht diese Cozy Crime-Geschichte zu etwas Besonderem. Überraschende Wendungen und der flüssige Schreibstil ließen mich den Krimi kaum aus der Hand legen.

Ich liebe diese charmante Geschichte und die außergewöhnliche (Anti)Heldin, die so erfrischend anders ist. Oder wie Molly sagen würde: „Wir sind alle gleich, aber auf unterschiedliche Weise.“ (S. 305) Schon allein wegen der vielen schönen Sprüche von Mollys verstorbener Gran gibt es verdiente 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 31.03.2022
Leo und Dora
Krup, Agnes

Leo und Dora


ausgezeichnet

Lebensverändernder Sommer

Der Wiener Schriftsteller Leopold Perlstein reist von seinem Exil in Tel Aviv auf Einladung seiner Agentin Alma in den Osten der USA, wo er seine Schreibblockade überwinden soll. Durch einen Unglücksfall landet er im Roxy, einem Gästehaus, das von der resoluten Wirtin Dora geführt wird. Leo fällt es zunächst schwer, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen, doch je mehr Zeit in diesem heißen Sommer verstreicht, desto offener wird Leo. Dabei helfen ihm Anton, ein Junge, der ihm Autofahren im Gegenzug für Schachstunden beibringt, ebenso wie das Ehepaar Geringer, mit denen er am Badesee der Hitze trotzt. Allen voran ist es aber Dora, mit der anfangs über das gemeinsame Strohmandeln, ein Kartenspiel, eine Vertrautheit aufbaut, die sein Leben verändern soll.

Ich liebte es, gemeinsam mit Leo in diesen heißen New Yorker Sommer 1948 an der Grenze zu Connecticut einzutauchen. Die neue Umgebung aus seiner Perspektive zu erleben und seinen Frust über die Situation regelrecht selbst zu spüren, machte den Roman so lebensnah. Alles ist unaufgeregt, aber echt und entfaltet einen einzigartigen Zauber. Sowohl Leo als auch Dora haben eine bewegte Vergangenheit, deren Geister sie auf die eine oder andere Art heimsuchen. Beide spüren, dass es mehr für sie geben kann jenseits ihrer früheren Familie und verlorenen Lieben. Die langsame Annährung über das Tarock-Kartenspiel ebnet den Weg für eine zarte Liebesgeschichte ohne jeden Kitsch.

So bleibt ein Wohlfühlbuch trotz schwerer Themen, das zum Nachdenken anregt und zum Leben einlädt. Der feine Humor hält sich die Waage mit der Schwermütigkeit der Nachkriegszeit. Für mich ist „Leo und Dora“ ein wunderbares Sommerbuch sowie ein Liebesroman, bei dem viel zwischen den Zeilen zu entdecken ist. Gerne hätte ich diesen Sommer auch im Roxy verbracht – von mir gibt es verdiente 5 von 5 Sternen.