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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Zabou1964
Wohnort: 
Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 188 Bewertungen
Bewertung vom 03.04.2022
Kalter Fjord
Nordby, Anne

Kalter Fjord


ausgezeichnet

Da ich schon einige Male in Norwegen war und die Bücher aus dem Gmeiner Verlag sehr mag, bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Das Cover zeigt ein typisches rotes Holzhaus an einem Fjord. Dunkle Wolken verdunkeln den Himmel über dem Fjord, was dem eigentlich idyllischen Motiv eine düstere Note verleiht. Die Inhaltsangabe ist kurz und geheimnisvoll und verspricht spannende Unterhaltung. Um das gleich vorwegzunehmen: Ich wurde nicht enttäuscht!

Die Handlung spielt sich hauptsächlich auf einem Kreuzfahrtschiff an der Küste Norwegens ab. Auf dem Schiff findet ein Klassentreffen ehemaliger Internatsschüler statt. Alte Freundschaften blühen nach 20 Jahren wieder auf, aber auch alte Streitigkeiten und Geheimnisse kommen ans Tageslicht. Als an Bord und an Land seltsame Dinge passieren, wird Tom Skagen von Skanpol mit zwei norwegischen Kollegen an Bord geschickt. Der Aufenthalt auf dem Schiff ist für ihn leider keine Erholung. Ihn holen alte Dämonen ein aus einer vergangenen Zeit wieder ein.

Obwohl dies bereits der dritte Teil der Reihe ist, hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, in die Geschichte zu finden. Alle Figuren und Zusammenhänge wurden von der Autorin sehr gut beschrieben. Tom Skagen war mir auf Anhieb sympathisch. Er ist ein Polizist, der sich seinen Ängsten stellen muss. Auch seine Kollegen und seine Freundin mochte ich sehr.

Die Handlung spielt auf zwei Ebenen. Neben den Vorfällen auf dem Kreuzfahrtschiff gibt es noch den Fall eines Waffenschmuggels durch eine rechtsextreme Gruppe, die ein Attentat plant. Dieser tritt im Laufe der rasanten Geschichte etwas in den Hintergrund, aber am Ende laufen wieder alle Fäden zusammen und alles wird aufgeklärt.

„Kalter Fjord“ ist ein Thriller, der seinen Namen zurecht trägt. Ich konnte das Buch kaum zur Seite legen, so sehr hat mich die Handlung um die alte Clique vom Internat gefesselt. Die dunklen Geheimnisse werden erst nach und nach aufgedeckt und jedes Mal dachte ich, es könne nicht noch schlimmer kommen.

Anne Nørdby liefert mit „Kalter Fjord“ den Beweis, dass man spannend erzählen kann, ohne dass das Blut in Strömen fließt. Für mich steht fest, dass ich demnächst die beiden ersten Teile lesen muss und danach diese Serie auf jeden Fall verfolgen werden.

Fazit:
Spannung pur in den idyllischen Fjorden Norwegens

Bewertung vom 11.02.2022
Als uns die Welt zu Füßen lag
Einwohlt, Ilona

Als uns die Welt zu Füßen lag


sehr gut

Das hübsche Cover in Pastelltönen, das zwei junge Frauen zeigt, die vor einer historischen Darstellung Hamburgs miteinander tanzen, hat mein Interesse sofort geweckt. Auch die Inhaltsangabe hat mich sehr angesprochen.

Der Roman spielt Anfang der 30er Jahre in Hamburg. Die Wirtschaftskrise hat die Menschen fest im Griff, die Nationalsozialisten machen sich langsam breit und verbreiten Angst und Schrecken. In diesen Hexenkessel gelangt die junge Vicky, als sie vom Rosenhof in Norddeutschland flüchtet, nachdem sie gehört hat, dass ihr Vater sie gegen ihren Willen verheiraten will. In der Großstadt will sie zu ihrer Tante Carla, die ihr seit Jugendtagen sehr nahesteht. Auf der Suche nach ihr begegnet sie Luise, mit der sie sich anfreundet. Die beiden Frauen feiern das Leben, ziehen durch die Tanzlokale Hamburgs und amüsieren sich. Tagsüber arbeitet Vicky im Modesalon ihrer Tante und sammelt Erfahrungen in diesem Metier.
Es gibt auch eine Rahmenhandlung, die in der Gegenwart spielt. Hier geht es um Tilda, die einen kleinen Konditorladen im selben Haus führt, in dem einst Vicky mit ihren Tanten den Modesalon betrieben hat. Dieser Teil ist zwar auch interessant, wäre für mich aber verzichtbar gewesen. Vickys Geschichte hat mich weitaus mehr bewegt.

Ilona Einwohlt beschreibt ihre Figuren sehr authentisch und genau. Allen voran die Protagonistin Vicky, die aus der Provinz in die Großstadt kommt und zu einer selbstbewussten jungen Frau wird. Aber auch Luise ist eine starke Figur, die auf der Suche nach einem sicheren Auskommen und ein wenig Liebe ist. Carlas ungewöhnlicher Lebensstil stößt nicht überall auf Gegenliebe und der Musiker Johnny fühlt sich mehr und mehr seiner Hautfarbe wegen verfolgt. Die Beschreibungen des Nachtlebens waren sehr bildhaft und haben mich in Gedanken mittanzen lassen.

Das Ende hat mich leider mit zu vielen offenen Fragen zurückgelassen. Sowohl Tildas als auch Vickys Schicksal bleiben der Fantasie des Lesers überlassen. Ich persönlich finde das eher störend als inspirierend. Aber vielleicht darf man auf eine Fortsetzung der Geschichten hoffen. Diese würde ich auf jeden Fall sehr gerne lesen.

Bewertung vom 30.01.2022
Die letzte Schuld / Ein Fall für Emil Graf Bd.2
Rehn, Heidi

Die letzte Schuld / Ein Fall für Emil Graf Bd.2


ausgezeichnet

Bereits der erste Fall für den Kommissaranwärter Emil Graf „Das doppelte Gesicht“ hatte mir sehr gut gefallen. Also war für mich klar, dass ich die Fortsetzung „Die letzte Schuld“ ebenfalls lesen wollte. Heidi Rehn ist es erneut gelungen, einen spannenden Roman mit vielen interessanten Fakten zu schaffen. Ihre Bücher zeichnen sich stets durch hervorragende Recherchearbeit aus, deren Ergebnisse sie höchst unterhaltsam zu Papier zu bringen weiß.

Die junge Reporterin Billa Löwenfeld ist mit ihrer Kollegin Lydia in einer Siedlung im Norden Münchens zu Recherchezwecken unterwegs. Auf dem Rückweg zu ihrem Fahrer kommen sie am Fundort einer weiblichen Leiche vorbei. Mit der Lösung des Falls ist der Kommissaranwärter Emil Graf betraut. Zunächst ist die Identität des Opfers unbekannt. Aber nach einigen Nachforschungen wird klar, dass es sich um die Ehefrau des ehemaligen Blockwarts der Siedlung handelt. Aber warum musste sie sterben? Geht es um die Ausstellung sogenannter „Persilscheine“, also Leumundszeugnisse, die so kurz nach dem Krieg heiß begehrt waren? Oder ist gar Kunstraub im Spiel? Sowohl der Ehemann des Opfers als auch der Freund und Nachbar der beiden arbeiten als Nachtwächter im Haus der Kunst. Und was hat Emils Bruder Fritz, der ehemalige Staatsanwalt mit Nazivergangenheit, mit der Sache zu tun? Eine Menge spannender Fragen wollen geklärt werden …

Mit den beiden Protagonisten Emil und Billa sind Heidi Rehn zwei Figuren gelungen, die mir beide ausgesprochen sympathisch sind. Billa ist Jüdin und musste mit ihrer Mutter Lilo vor den Nazis in die USA fliehen. Nach dem Krieg kehrt sie als Reporterin in den Diensten der amerikanischen Armee zurück nach München. Ihr Ziel ist es, durch ihre Arbeit die Verbrechen der Nazis aufzudecken. Emil stand im Krieg auf der anderen Seite: Er war zwar nur Mitläufer und kein überzeugter Nationalsozialist, aber er macht sich trotzdem Vorwürfe, gegen das Unrecht nicht aufbegehrt zu haben. Als ehemaliger Jurastudent mit guten Kenntnissen der englischen Sprache wird er von den Amerikanern als angehender Kommissar angestellt. Gemeinsam ermitteln Emil und Billa nun schon zum zweiten Mal, wobei sie sich auch näherkommen und Gefallen aneinander finden.

Aber auch die anderen Figuren sind der Autorin gut gelungen. Durch ihre lebendigen Beschreibungen habe ich mir alles bildlich vorstellen können. Die Lösung des Falls hat mich überrascht. Ich war lange auf dem Holzweg. Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Fall für Emil und Billa, den ich mit Sicherheit auch wieder lesen werde.

Fazit:
Heidi Rehn hat einen spannenden Einblick in die Gesellschaft der Nachkriegszeit in München gewährt und diesen mit einem spannenden Mordfall verknüpft.

Bewertung vom 09.01.2022
Perfect Day
Hausmann, Romy

Perfect Day


ausgezeichnet

Da ich bereits die ersten beiden Bücher der Autorin als Hörbuch gehört habe, habe ich mich sehr gefreut, als ich die Chance bekam, den neuen Thriller bei Netgalley als Rezensionsexemplar zu bekommen. Vielen Dank dafür an Netgalley und DTV. Da mich besonders das erste Buch „Liebes Kind“ fesseln konnte, waren meine Erwartungen an „Perfect Day“ sehr hoch. Um es vorweg zu nehmen: Sie sind nicht enttäuscht worden, ganz im Gegenteil.

Die sechsundzwanzigjährige Ann ist zu Besuch bei ihrem geliebten Vater, der sie nach dem Tod der Mutter allein großzog, als dieser plötzlich verhaftet wird. Ihm wird vorgeworfen, zehn kleine Mädchen im Alter von sechs bis zehn Jahren ermordet zu haben. Damit die Kinder zeitnah gefunden werden, hat der Mörder rote Schleifen um den Fundort herum angebracht.

Für Ann ist es unvorstellbar: Ihr geliebter Vater, der sich immer aufopferungsvoll um sie gekümmert hat, soll Kinder ermordet haben? Der Gedanke reißt ihr förmlich das Herz aus dem Leib, und sie setzt alles daran, den wahren Schleifenmörder, wie er von der Boulevardpresse genannt wird, zu finden.

Der Roman ist in unterschiedliche Erzählstränge aufgeteilt: Den Hauptteil nimmt Anns Geschichte und ihre Suche nach dem wahren Mörder ein. Dazwischen eingestreut sind Ansprachen eines Erwachsenen an ein Kind, Beschreibungen von Gefühlen der jungen Ann und ein Interview, das jemand mit dem Mörder führt. Wobei hier weder ersichtlich ist, wer der Mörder ist, noch wer ihn interviewt. Die Spannung bleibt also bis zur Auflösung bestehen und hat mich durch die Geschichte gezogen. Gleichzeitig hat der Roman mich aber auch nachdenklich gemacht: Wie unterschiedlich sind Gefühle, die wir empfinden? Wie sehr können unsere Gedanken und unsere Wunschvorstellungen uns in die Irre leiten?

Fazit:
Romy Hausmann ist ein unglaublich spannender Roman gelungen, der auch zum Nachdenken anregt.

Bewertung vom 19.12.2021
Das Buch der verschollenen Namen
Harmel, Kristin

Das Buch der verschollenen Namen


ausgezeichnet

Zur Lektüre dieses Buches hat mich der Klappentext inspiriert. Ich bin sehr interessiert an der Zeit des Zweiten Weltkriegs und an den unterschiedlichen Widerstandsbewegungen und jüdischen Schicksalen. Etwas erstaunt war ich, dass die Autorin Amerikanerin ist. Aber der Inhalt beruht auf einer wahren Begebenheit, sodass sie wohl ihre Beweggründe hatte, diese Geschichte zu schreiben. Leider erfährt man über diese weder im Buch in einem Nachwort noch auf der Website des Verlages etwas.

Die Geschichte handelt von der jungen Jüdin Eva, die mit ihren Eltern, die aus Polen eingewandert sind, im von den Nazis besetzten Paris lebt. Als ihr Vater verhaftet wird, befindet sie sich mit ihrer Mutter in der Nachbarwohnung. Die beiden können entkommen und finden Zuflucht in einem kleinen Dorf im unbesetzten Frankreich. Dort lernt Eva den Widerstandskämpfer Rémy kennen und beginnt schon bald, Papiere für jüdische Kinder zu fälschen. Damit ihre echten Namen nicht in Vergessenheit geraten, vermerkt sie diese mittels eines Codes in einem alten Kirchenbuch: dem Buch der verschollenen Namen. Aber die Gefahr durch die Nazis rückt immer näher …
Dieser Roman hat mich tief bewegt. Eva war mir auf Anhieb sympathisch. Sie ist eine kluge und selbstlose Frau, die ihr eigenes Leben und das ihrer Mutter in Gefahr bringt, um Unschuldigen zu helfen. Bei ihrer Mutter stößt ihr Engagement leider nicht auf Gegenliebe. Deren Haltung konnte ich zwar nachvollziehen, ich fand sie aber dennoch eher unsympathisch. Eva konnte ihr gar nichts rechtmachen, an allem hat sie Eva die Schuld gegeben, sodass diese ständig Gewissensbisse hatte. Den Pfarrer der Gemeinde, Père Clement, mochte ich, genau wie Rémy, sehr gerne. Der Zusammenhalt der Widerstandskämpfer hat mich sehr beeindruckt. Jeder hat gemacht, was er konnte, um zu helfen. Jedes noch so kleine Rädchen im Getriebe war wichtig.

Das persönliche Schicksal Evas war sehr einfühlsam und spannend geschildert. Gerade zum Ende hin, als die Gefahr immer näher rückte, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Am Ende saß ich mit Tränen in den Augen auf meinem Sofa und habe das Buch mit einem Seufzen zugeklappt. Neben der spannenden und emotionalen Unterhaltung habe ich auch einiges über die französische Résistance lernen können. Für mich ist dieses Buch eines meiner Jahreshighlights.

Bewertung vom 19.12.2021
Das Geheimnis des blauen Skarabäus
Michéle, Rebecca

Das Geheimnis des blauen Skarabäus


ausgezeichnet

Bereits als Teenager habe ich mich für die ägyptische Geschichte interessiert und sehr viele Bücher zu diesem Thema gelesen. Deshalb hat es mich sehr gefreut, dass es aus der Feder einer meiner Lieblingsautorinnen nun auch einen Roman zu diesem Thema gibt. Wie nicht anders zu erwarten, hat mich die Geschichte um die junge Cleopatra fesseln können.

Cleopatra ist ein junges Mädchen, das bei ihrer Tante in Cornwall lebt. Ihre Mutter ist bei ihrer Geburt verstorben, ihr Vater weilt als Archäologe in Ägypten. Ihr Ziel ist es, eines Tages mit ihrem Vater gemeinsam in Ägypten nach alten Gräbern zu suchen. Allerdings sieht die Zukunft für sie etwas anderes vor, da es zu Beginn des 20. Jahrhunderts für eine Frau nicht so leicht war, ein Studium zu absolvieren. Also tritt sie in die Fußstapfen ihrer Tante und erlernt das Schneiderhandwerk. Dadurch begegnet sie der Familie Tredennick, mit deren Tochter sie sich anfreundet. Erst 1921 geht ihr Traum in Erfüllung und sie kann nach Ägypten Reise, um ihren Vater zu suchen, der seit dem Ersten Weltkrieg verschollen ist. Gemeinsam mit den Geschwistern Tredennick und einem Freund der Familie stößt sie auf einige Geheimnisse.
Cleopatra war mir auf Anhieb sympathisch. Als junges Mädchen war sie wissbegierig und hat ihren Vater verehrt und bewundert. Sie wächst zu einer klugen und selbstbewussten jungen Frau heran, die vor nichts und niemandem Angst hat. Das hat mir sehr gefallen. Ihre sogenannte Freundin Miranda Tredennick ist das genaue Gegenteil von ihr. Sie gehört zum Adel und ist eingebildet und oberflächlich. Ihren Bruder Angwin war mir zunächst auch unsympathisch, jedoch wandelt sich diese Figur im Laufe des Romans und entwickelt sich zu einem netten jungen Mann.

Besonders begeistern konnten mich die Beschreibungen Ägyptens. In den 1920er Jahren war es modern, Urlaub in Ägypten zu machen. Die englische Gesellschaft blieb dabei unter sich. Cleo begibt sich allerdings auf die Suche nach ihrem Vater ins Tal der Könige. Was sie dort erlebt und wem sie im Laufe der Geschichte begegnet, hat mich besonders gefesselt.

Rebecca Michéle ist eine spannende und farbenfrohe Geschichte gelungen, die ich sehr gerne gelesen habe. Nebenbei habe ich noch sehr viel über Ägypten und auch über England zu Beginn des letzten Jahrhunderts lernen können.

Bewertung vom 09.11.2021
Unheimlich weihnachtlich! Böse Geschichten aus dem Ruhrgebiet
Kruse, Margit

Unheimlich weihnachtlich! Böse Geschichten aus dem Ruhrgebiet


ausgezeichnet

Eigentlich bin ich nicht unbedingt eine Leserin von Kurzgeschichten. Aber wenn sie aus der Feder von Margit Kruse stammen, muss ich sie lesen. Die Autorin ist ein echtes Kind des Ruhrpotts und man merkt ihren Büchern die Liebe zu ihrer Heimat an. Sie schaut den Menschen aufs Maul und verpackt die unterschiedlichsten Charaktere auf amüsante und spannende Weise in ihren Geschichten.

Im vorliegenden Band werden 15 Kurzgeschichten rund um Weihnachten im Ruhrgebiet präsentiert. Sehr besinnlich geht es dabei nicht zu, dafür aber umso amüsanter und spannender. Die Protagonisten sind Menschen wie du und ich, die teils aus Not, teils aus Rachsucht vom rechten Weg abkommen. Dabei entstehen Situationen, die mich zum Schmunzeln brachten.

Das Büchlein hat zwar nur 79 Seiten, ist aber sehr liebevoll und aufwändig gestaltet: Zu den meisten Geschichten gibt es passende Illustration am Ende. Gedruckt ist es auf sehr hochwertigem Papier. Es eignet sich somit sehr gut als Geschenk für liebe (oder auch nicht so liebe) Menschen. Man kann sich damit aber natürlich auch selbst beschenken und so die Zeit bis zum mehr oder weniger besinnlichen Weihnachtsfest vergnüglich vertreiben.

Bewertung vom 09.11.2021
Die Angst der alten Dame
Michéle, Rebecca

Die Angst der alten Dame


ausgezeichnet

„Die Angst der alten Dame“ ist der fünfte Fall für die Hobbydetektivin Sandra Flemming, die eigentlich ein Hotel in Cornwall leitet. Aber immer wenn in ihrer Umgebung ein Verbrechen begangen wird, kann sie sich nicht beherrschen und beginnt zu ermitteln, sehr zum Verdruss ihres Lebensgefährten Detective Chief Inspector Christopher Bourke. In diesem Fall wird Sandra allerdings von einer alten Dame angesprochen, die den Verdacht hat, dass ihr Mann sie vergiften will. Sandra glaubt ihr nicht so recht. Aber kurz darauf muss sie erfahren, dass die alte Dame tatsächlich verstorben ist. Und schon ist ihr Ermittlerinstikt wieder geweckt.

Rebecca Michéles Vorliebe gilt Cornwall. Man merkt ihren Büchern die Liebe zu dieser Landschaft an. Mit Sandra Flemming ist ihr eine sympathische Figur gelungen, die ihren eigenen Kopf hat. Sie ist in einer Beziehung mit einem Polizisten, der ihre Alleinzüge nicht gutheißen kann. Im vorliegenden Fall scheint der Täter schnell klar. Aber nichts ist, wie es scheint. Und so erfährt Sandra (und ebenso der Leser) nach und nach immer weitere Details aus dem Leben der alten Dame. So manche überraschende Wendung hat mich an den Roman gefesselt und mich zum Miträtseln animiert.

Dies ist zwar schon der fünfte Fall in der Reihe um Sandra Flemming, aber man kann ihn unabhängig von den vorhergehenden Bänden lesen. Ich hoffe, dass die Reihe bald fortgesetzt wird, weil ich über das Privatleben von Sandra Flemming und ihre Leidenschaft fürs Ermitteln gerne mehr erfahren möchte.

Fazit:
Ein spannender Fall vor traumhafter Kulisse.

Bewertung vom 24.10.2021
Fröhliches Morden überall
Kruse, Margit

Fröhliches Morden überall


ausgezeichnet

Endlich gibt es wieder einen neuen Fall für Margareta Sommerfeld, meine Lieblingsschnüfflerin aus dem Ruhrgebiet. Ich verfolge diese Reihe bereits seit dem ersten Band und Margareta und ihre Mutter sind mir mittlerweile richtig ans Herz gewachsen.

Im vorliegenden Weihnachtskrimi „Fröhliches Morden überall“, den man natürlich auch zu jeder anderen Jahreszeit lesen kann, ermittelt Margareta ausnahmsweise nicht in Gelsenkirchen, wo sie zuhause ist. Über die Weihnachtstage reist sie mit ihrem Freund Kommissar Thomas Scheffel, sowie ihrer und seiner Mutter ins verschneite Sauerland. Eine explosive Konstellation! Schon auf der Hinfahrt bekommen sich die beiden alten Damen in die Wolle. Margareta bereut schnell, die beiden mitgenommen zu haben. Doch schon bald passiert natürlich etwas, sodass es mit Margaretas Urlaub vorbei ist. Ausgerechnet Thomas‘ Mutter kehrt nicht vom Silvestergottesdienst zurück. Neben der örtlichen Polizei und zwei Ermittlern aus Dortmund mischt auch Margareta, die mittlerweile Privatdetektivin ist, wieder kräftig mit. Das gefällt nicht jedem …

Neben dem Humor, der in keinem Krimi von Margit Kruse zu kurz kommt, der typischen Ruhrpottmentalität und einer gehörigen Portion Spannung haben mich in diesem Roman besonders die Beschreibungen der wunderschönen verschneiten Landschaft im Sauerland begeistert. Man merkt, dass die Autorin selbst öfter dort verweilt und die Gegend sehr mag. Margareta steckt ihre Nase wieder mal in Dinge, die sie nichts angehen, findet auf diese Art und Weise aber auch einiges raus, was durchaus hilfreich für die Polizei ist. Ein kleiner Flirt am Rande darf selbstverständlich auch wieder nicht fehlen.

Man kann diesen Kriminalroman lesen, ohne die vorherigen Bände zu kennen. Aber dadurch würde man sich sieben sehr unterhaltsame und spannende Bücher entgehen lassen. Ich mag die „Miss Marple aus dem Ruhrgebiet“, wie ich Margareta nenne, und freue mich jetzt schon auf ihren neunten Fall.

Fazit:
Weihnachtskrimi mit Humor und Spannung

Bewertung vom 13.10.2021
Worte einer neuen Zeit (eBook, ePUB)
Henneberg, Marion

Worte einer neuen Zeit (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ich habe bereits einige Bücher der Autorin gelesen, die mir gut gefallen haben. Durch eine Leserunde in „Nethas Schmökerkiste“ bin ich auf den aktuellen Roman aufmerksam geworden. Das Thema sprach mich sofort an: die Situation von Frauen im ausgehenden 19. Jahrhundert.

Die Hauptfigur ist die Bremerin Lene Drews, eine junge Lehrerin, die durch einen Arbeitsunfall ihres Mannes früh Witwe wurde. Sie arbeitet an einer höheren Mädchenschule und sorgt so für ihren Lebensunterhalt. Die Trauer um ihren Mann ist groß und so sucht sie sich immer neue Aufgaben, um sich abzulenken. Unter anderem hilft sie einer Freundin, die eine Pension für Auswanderer führt. Aber auch um ihre Schwester Hermine, die mit einem gewalttätigen Trinker verheiratet ist, ist sie stets besorgt. Als sie eines Tages dem Journalisten Georg Berndes begegnet, fühlen sich die beiden sofort zueinander hingezogen. Als er bemerkt, dass sie gut schreiben kann, bietet er ihr eine Stelle bei den Bremer Nachrichten an. Sie soll über belanglose Frauenthemen schreiben. Doch das ist ihr bald nicht mehr genug. Sie möchte auf die Situation der Frauen in ihrer Stadt aufmerksam machen.

Marion Henneberg hat für diesen Roman sehr aufwendige Recherchearbeit geleistet. Sie beschreibt das Leben in Bremen sehr detailliert und anschaulich. Besonders die Verhältnisse, in denen Frauen und die vielen Auswanderer leben, fand ich ausgesprochen interessant. Die Protagonistin Lene war mir auf Anhieb sympathisch mit ihrer offenen und lebensbejahenden Art. Obwohl sie selbst mit ihrer Trauer und einem nicht gerade üppigen Lehrerinnengehalt zu kämpfen hat, kümmert sie sich aufopferungsvoll um Menschen, denen es noch schlechter geht. Die Beziehung zwischen ihr und dem Journalisten ist heikel. Die beiden verlieben sich ineinander, aber Georg ist bereits mit der reichen Tochter eines Reeders verlobt. Deshalb kommt es immer wieder zu Situationen, die mir sehr nahe gingen. Marion Henneberg beschreibt diese sehr gefühlvoll, aber niemals kitschig.

Am Ende des Buches gibt es ein ausführliches Nachwort über die Recherchearbeiten und viele Hintergrundinformationen. Für mich war diese Lektüre nicht nur spannend und gefühlvoll, ich habe auch viel Neues gelernt.

Fazit:
Ein gut recherchierter, spannender und gefühlvoller Roman.