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Mango

Bewertungen

Insgesamt 104 Bewertungen
Bewertung vom 09.10.2022
Schlesenburg
Bokowski, Paul

Schlesenburg


ausgezeichnet

Nachdem ich ein großer Fan der Kurzgeschichten von Paul Bokowski war, habe ich mich unheimlich auf seinen ersten Roman gefreut. Sein großartiger Humor prägt auch Schlesenburg, die Geschichte geht aber viel mehr in die Tiefe, als wir es von ihm kennen und hat mich wirklich beeindruckt.

“Schlesenburg wurde sie genannt, unsere Siedlung am Stadtrand, in der im Sommer 89 die Wohnung der Galówka brannte. Sechzig Familien waren wir, fast allesamt aus Polen.”

Paul Bokowski bietet hier eine einzigartige, wertvolle Perspektive. Ein Kindheit, geprägt durch die Flucht der Eltern. Ein Kind, das nie polnisch gelernt, dafür aber Traumata vererbt bekommen hat. Eine Kindheit an einem besonderen Ort, umgeben von einzigartigen Menschen.

Ich muss sagen, dass ich am Anfang meine Probleme mit dem Buch hatte und nicht so gut rein kam und zwischendurch fast schon gelangweilt war. Wir bekommen hier eine sehr ruhige Geschichte, die immer wieder hin und her springt. Sie entwickelt sich langsam, nimmt einige Abbiegungen und am Ende wusste ich gar nicht mehr genau, was da gerade passiert ist. Nur, dass ich mehr wollte.

“Mutter vermisste ihre Eltern, Vater, etwas stiller, seinen Bruder, aber die meisten Kinder aus der Burg, die Hiergeborenen, mich oder Darius, hatte man von Anfang an so sauber abgekapselt von unserer Herkunft, von allen, die hinter dem Eisernen Vorhang hockten, dass jedes Vermissen nur ein Theoretikum bleiben konnte, ein Konzept.”

Das Besondere an dem Roman ist für mich das Gefühl, das er einfängt. Ein Vater, der alles richtig machen, die Familie zusammenbringen, will und seinen Stolz als Schutzschild vor sich trägt. Eine Mutter, die jede freie Minute zum Lesen nutzt und sich mit den neuen Worten schmückt, ohne zu wissen, ob sie Bernsein oder Phosphor sind. Dazwischen immer wieder die Frage “Raus oder runter?”

Mich haben die Gespräche in der Familie immer unheimlich bewegt. Wie Geschichten erzählt werden, wie Erinnerungen verzerrt und diskutiert werden.. Diese Dynamik ist mir so gut bekannt und mit der Zeit konnte ich das Buch gar nicht mehr weglegen, wollte weiter in dieses Gefühl.

Erzählt ist Schlesenburg schonungslos ehrlich. Manchmal erschütternd und tieftraurig, manchmal herzlich und amüsant.Sehr detailliert, mir persönlich teilweise fast zu ruhig, aber mit viel Humor an den richtigen Stellen Es wird nicht jedem gefallen, aber wer sich drauf einlässt, wird belohnt.

Bewertung vom 06.10.2022
Die Schönheit der Differenz
Haruna-Oelker, Hadija

Die Schönheit der Differenz


sehr gut

Hadija Haruna-Oelker ist Journalistin, Moderatorin und Autorin. Außerdem ist sie eine Schwarze Frau, wodurch sie andere Erfahrungen macht, als ich sie zum Beispiel mache. In ihrem großartigen Buch Die Schönheit der Differenz arbeitet sie unterschiedliche Perspektiven heraus, benennt Differenzen und sucht Wege, Menschen, auch mit ihren Unterschieden zusammenzuführen.

Am Anfang geht es viel um Diskriminierungen im Allgemeinen. Wie sie entstehen, wo bestimmte Vorurteile herkommen und was Privilegien damit zutun haben. Gerade ihre eigene Perspektive und das Thema Rassismus fließen hier sehr mit ein. Es geht um Polizeigewalt und Racial Profiling. Um Kulturelle Aneignung. Um rassistisch motivierte Anschläge und vieles mehr. Keine leichten Themen, aber unheimlich wichtige. Ihre Journalistische Perspektive kommt hierbei immer wieder durch und sie bezieht sich gerne auf online Debatten und Artikel.

Außerdem widmet sie sich weiteren marginalisierten Gruppen. Sie spricht von und mit dicken Menschen, Menschen mit Behinderung und queeren Menschen. Die Kapitel über Themen, die sie selbst nicht betreffen, haben mir unheimlich gut gefallen, weil sie einfach zeigen, wie es funktioniert. Ihr Buch wurde von mehreren Leuten vorab gelesen, sogenannte Sensitivity reader, was für mich immer wieder deutlich wurde. Inhaltlich ist das Buch wirklich toll und respektvoll.

Neben vielen Erklärungen und Einordnungen, hat Hadija Haruna-Oelker ein großes Ziel. Menschen gemeinsam in ihrer Unterschiedlichkeit existieren zu lassen und marginalisierte Gruppen gesellschaftlich zu stärken. Hier geht es hier zu Beginn darum, eigenes Unwissen und eigene Privilegien anzuerkennen und damit zu arbeiten. Sie spricht von nicht zielführenden Konflikten, zwischen jung und alt, die es zu überwinden gibt und von einer Diskussionskultur, in der es mehr darum gehen muss, neues zu lernen und Dinge zu verändern, als recht zu haben. Natürlich kann sie keine abschließenden Lösungen liefern, aber sie bietet spannende Ansätze und sehr viele Informationen. Wichtig ist jetzt, empathisch, auch mit sich selbst, in Gespräche zu gehen.

“Reflexionsprozesse lösen bei Menschen die unterschiedlichsten Gefühle aus. Ob wir uns der eigenen Scham stellen, ein Schuldgefühl ablegen, uns verteidigen oder vom Thema ablenken, was den Schmerz im anderen verstärken kann. Über all das entscheiden wir.”

Die Kapitel starten mit Zitaten, die mir alle gut gefallen haben und einen schönen Einstieg bieten. Viele Themen werden mit weiteren Quellen abgeschlossen, sodass Lesende die Chance haben, ihr Wissen mit Büchern, unterschiedlichen Webseiten oder durch das Herantreten an verschiedenster Organisationen und Vereinen, zu vertiefen.

Ich muss sagen, dass ich gerade in der ersten Hälfte einiges ziemlich lang fand. Hadija Haruna-Oelker erzählt sehr ausführlich und setzt ganz unten an. Außerdem gibt es einige verschachtelte Ausführungen, die mit der Zeit etwas anstrengend werden. Ich merke immer häufiger, wie sehr es mich rausreißt, wenn Autor*innen so ausschweifen und einfach nicht auf den Punkt kommen. Das hat dem Lesegenuss doch etwas geschadet.

In der zweiten Hälfte wurde das alles aber entspannter, vielleicht habe ich mich auch einfach dran gewöhnt. Ich möchte damit absolut nicht sagen, dass sich das Buch nicht lohnt, denn das tut es auf jeden Fall. Gerade Menschen, die sich noch nicht groß mit intersektionalem Feminismus beschäftigt haben, werden hier abgeholt. Aber auch für alle anderen ist das Buch eigentlich ein Muss und bietet unheimlich viel.

“Ich weiß, dass ich nicht alles wissen kann, weil ich manche Erfahrungen nie machen werde, aber ich bin offen, für ein Verlernen. Diese Haltung gibt mir Mitte und Balance, und damit beruhige ich mich, wenn ich den Druck verspüre, es gerne allen recht machen zu wollen und zu sehen, dass es nicht immer geht.”

Auch wenn der Stil nicht immer komplett meins war, bin ich sehr froh Die Schönheit der Differenz gelesen zu haben und dankbar für die Perspektive und das Wissen von Hadija Haruna-Oelker. Meine Wunschliste ist beim Lesen auch immer weiter gewachsen, so viele interessante Buchempfehlungen.. Die Schönheit der Differenz ein sehr wertvolles Buch, dessen Inhalt jedem etwas geben kann. Ein Werk, für das ich mir gern Zeit genommen habe und das ich nur empfehlen kann.

Bewertung vom 05.10.2022
Nebenan
Bilkau, Kristine

Nebenan


gut

Nebenan erzählt die Geschichte eines kleinen Ortes am Nord-Ostsee-Kanal. Nachbarn, die sich schon längst voneinander entfernt haben, oder einander gar nicht erst näher kommen wollten. Geheimnisse und komische Geschehnisse, die Menschen verbinden. Dazu eine verschwundene Familie und ein rätselhafter Junge nachts in ihrem Garten. Es geht um den Wunsch nach mehr, das Bedürfnis nach Nähe. Und gleichzeitig um Angst, die die Menschen voneinander entfernt.
Gute Voraussetzungen, viel Potential. Und dann tröpfelt Nebenan vor sich hin, bis zu einem Ende, das keins ist.

Julia ist Ende 30 und wünscht sich nichts sehnlicher, als ein leibliches Kind. Die Versuche mit ihrem Freund Chris bleiben erfolglos.
Leider muss ich sagen, dass ich mir ihr sehr wenig anfangen konnte. Das Thema Kinderwunsch ist sehr präsent, ich möchte hier auch direkt eine Triggerwarnung aussprechen. Natürlich habe ich Mitgefühl mit allen, denen es ähnlich geht und es ist wichtig, dass immer mehr darüber gesprochen wird. Ich muss aber auch sagen, dass das einfach nicht mein Thema ist und ich mit solchen Geschichten weniger anfangen kann. Hätte ich gewusst, wie viel Raum das Thema hier einnimmt, hätte ich mich nicht dafür entschieden, es zu lesen.

Astrid hat mich da viel mehr interessiert. Die 60-Jährige führt seit Jahrzehnten eine Praxis und kümmert sich regelmäßig um ihrer Tante. Seitdem ihr Mann in Rente gegangen ist, auch immer mehr um ihn. Sie bekommt Drohbriefe, die sie nicht zuordnen kann und vermisst ihre beste Freundin und Nachbarin.

Die erste Hälfte hat mir unheimlich gut gefallen. Verschiedene Themen werden aufgegriffen, es geht um den Klimawandel, um sterbende Kleinstädte und eine Gemeinschaft, die es schon lange nicht mehr gibt. Besonders die Atmosphäre hat mich begeistert. Bücher, die an kleinen Orten spielen, haben bei mir eh immer gute Chancen.

“Es sind die Kleinigkeiten, es sind eigentlich fast immer die Kleinigkeiten, an denen das Traurige sich festmacht, denkt sie. Achtlosigkeit zwischen Erwachsenen ist keine Straftat. Achtlosigkeit, dafür gibt es auf einem Totenschein kein Kästchen zum Ankreuzen.”

Ich mochte, wie langsam hier etwas entsteht. Wie leicht ich durch die Seiten geflogen bin und wie viel zwischen den Zeilen liegt. Leider hat sich nach der Hälfte dann die Langeweile dazugesellt. Irgendwie hat die Geschichte mich verloren und wurde immer belangloser für mich.

Das Buch erzählt alles ein bisschen und nichts so richtig. Dabei verliert es sich in Details, die wohl ein Gefühl einfangen sollen, mich aber einfach nicht erreichen. Ich habe mich irgendwann eher gelangweilt und war nicht traurig, als es zu Ende war.
Auch wenn ich mit dem Ende alles andere als zufrieden war. Es ist offen und beantwortet zu wenig. Viele lose Enden, die, wie auch die Charaktere hier, einfach nicht zusammenkommen. Ich blieb deprimiert und mit Fragen zurück.

“Alternative, früher, in den siebziger und achtziger Jahren war das ein Wort, das für sie mit guten Dingen, mit neuen Ideen verbunden war. Frauenrechte, Anti-Atomkraft, Demonstrationen gegen das Waldsterben, die Gründung des Jugendzentrums in der Altstadt mit seinen Konzepten. Ja, früher.
Dehnbar und umdrehbar scheint dieses Wort geworden zu sein. “

Nebenan hat mich auf unterschiedlichen Ebenen bewegt und dann immer mehr enttäuscht. Es hat einige Fans und wird auch noch viele andere Leute begeistern. Wer sehr ruhige, atmosphärische Geschichten mag und sich nicht daran stört, wenn sie manchmal auch ein bisschen auf der Stelle treten und ein offenes Ende haben, könnte gefallen an Nebenan finden. Für mich war es leider absolut nichts.

Bewertung vom 26.09.2022
Drei Tage im August
Stern, Anne

Drei Tage im August


gut

1936 in Berlin. Der Nationalsozialismus schreitet immer weiter voran, die Welt wirkt bedrohlicher, trotz der aktuell stattfindenden Olympiade. “Unter den Linden” befindet sich die Pralinenmanufaktur Sawade, in der Elfie arbeitet. Elfie, verschlossen und schüchtern, aber professionell und diszipliniert scheint Glück und Leichtigkeit nicht unbedingt zu kennen. Umgeben von Schokolade und Zahlen scheint sie sich am wohlsten zu fühlen

Obwohl Elfie sich eher von Menschen fern hält, zu unbedeutend fühlt sie sich, landet sie regelmäßig im obersten Stockwerk. Madame Conte, eine ältere Frau, die einiges zu erzählen hat, wird immer kränker. Ein letztes mal erzählt sie von den besonderen Momenten ihres Lebens und teilt ein bittersüßes Geheimnis.

Außerdem gibt es in der Straße eine Buchhandlung, geführt von einem jüdischen Buchhändler. Obwohl Berlin für Touristen zu der Zeit noch offen wirken kann, ist es das immer weniger. Frank muss eine wichtige Entscheidung treffen und noch einiges erledigen.

Ich hatte mal wieder richtig Lust auf einen schönen Roman. Packend, emotional, mit sympathischen Charakteren, im besten Fall. Nachdem ich wirklich viel positives über das Buch gehört habe, war die Erwartungshaltung vielleicht etwas zu hoch. Ich fand das Hörbuch nicht schlecht, hab es ganz gern gehört. Aber irgendwie bin ich im Rückblick nicht wirklich zufrieden.

Elfie wurde wirklich gut gezeichnet. Ihre Gedanken und Gefühle sind an jedem Punkt nachvollziehbar und trotzdem wurde ich nicht ganz warm mit ihr. Sie hat eine sehr negative Einstellung, wirkt ziemlich depressiv. Als Zuhörerin eignet sie sich perfekt, hat aber in meinen Augen nicht allzu viel zu der Geschichte beizutragen. Sie hat der Geschichte eine krasse Schwere gegeben, die in meinen Augen dafür an anderen Stellen fehlt.

Ich fand die ganze Geschichte sehr ruhig erzählt und leider eher oberflächlich. Außerdem bin ich nicht ganz überzeugt von dem Drei Tage Konzept. Am Ende bleibt vieles angerissen und in der Schwebe.

Die anderen Charaktere sind angenehmer für mich gewesen, gerade die Geschichte von Madame Conte fand ich sehr interessant. Auch der Schreibstil von Anne Stern konnte mich überzeugen. Ich mag die Bilder, die sie gezeichnet hat und wie viel Zeit sie sich für die Figuren genommen hat.
Das Hörbuch wurde von Vera Teltz gesprochen und auch das finde ich sehr gelungen.

Eine endgültige Bewertung abzugeben fällt mir hier sehr schwer. Es gibt hier unheimlich viel Potential und gute Momente, leider hat mich einiges aber einfach nicht erreichen können. Ein lesenswertes Buch, ganz bestimmt, aber ich glaube nicht, dass es lange in meinem Gedächtnis bleiben wird.

Bewertung vom 26.09.2022
Der Duft der Dunkelheit
Bolavá, Anna

Der Duft der Dunkelheit


ausgezeichnet

“Wer die Bewegungsabläufe beim Abernten der Blüten nicht perfekt koordinieren kann, nimmt nicht mehr als die Menge für den Eigenbedarf mit nach Hause. Bei uns in der Gegend beherrscht das niemand außer mir, und das freut mich. Die Linden hier gehören mir.”

Anna weiß genau, was sie tut, mit Pflanzen kennt sie sich aus. In der Natur und auf ihrem Dachboden, wo sie die Pflanzen trocknet, fühlt sie sich am wohlsten. Im Sommer wird gesammelt, alles andere ist nebensächlich. Die eigene Gesundheit, das soziale Umfeld und immer mehr die Realität, werden ausgeblendet.

Gelernt hat sie alles von ihrer Oma, von der sie auch das Haus in einer südböhmischen Kleinstadt geerbt hat, in dem sie jetzt für ihre Heilkräuter lebt. Nebenan die neugierige Cousine, die den Dorfklatsch antreibt und sich in Dinge einmischt, mit denen Anna sich nicht beschäftigen möchte.

So idyllisch Annas Leben in und mit der Natur wirken kann, ist es natürlich nicht. Ihr Körper birgt viele Geheimnisse, die Vergangenheit lässt sie nicht los. Der Duft der Dunkelheit ist ein düsteres Buch. Ungewöhnlich, teils phantastisch und einfach fesselnd.

Anna ist eine wirklich außergewöhnliche Protagonistin. Ihre Leidenschaft hat mich unglaublich gepackt. Ich habe absolut keine Ahnung von Heilkräutern, konnte mich aber wirklich gut drauf einlassen und war unheimlich schnell in der Geschichte gefangen, wollte das Buch kaum weglegen.

“Außer dem Sammeln interessierte mich im Leben nichts mehr. Das Sammeln, das mir alle möglichen Situationen, Menschen und Ereignisse beschert hat und dann alles so kompliziert gemacht hat.”

Gleichzeitig ist es erschreckend zu beobachten, wie Anna immer weiter abrutscht, sich verrennt und verliert. Ihre Handlungen sind nicht immer nachvollziehbar, ihr ganzes Wesen ist außergewöhnlich und bietet viel Interpretationsspielraum. Mich hat ihre Geschichte total fasziniert und bewegt.

Wir erleben Anna wirklich viel beim Sammeln, Trocknen und Verkaufen, aber natürlich nicht nur. Ich wusste überhaupt nicht richtig, was mich erwartet und muss im Nachhinein sagen, dass der Verlag mit “Schnell entfaltet der Roman einen ungewöhnlichen Sog, dem sich die Leser*innen nicht mehr entziehen können” absolut recht hat. Über den weiteren Inhalt möchte ich gar nicht viel verraten, ihr müsst das einfach erleben.

Besonders hervorzuheben ist auch der Schreibstil. Anna Bolavá hat die perfekte Mischung aus Natur-und Charakterbeschreibungen gefunden und hat es geschafft einige Bilder in meinem Kopf zu zeichnen. Der teils poetische Schreibstil lädt zum Träumen ein, während sich die Geschichte immer weiter auf ihren düsteren Höhepunkt zubewegt.

“Alle Menschen haben mich verraten und verlassen, jetzt verlassen mich auch noch meine Kräfte, aber solange etwas blüht, werde ich sammeln.”

Der Duft der Dunkelheit ist ein einzigartiges Buch, das mich absolut überraschen und überzeugen konnte. Wenn ihr Lust auf eine ruhige Geschichte und eine besondere Protagonistin habt, schaut es euch unbedingt an.

Bewertung vom 22.09.2022
Clit
Lorenz, Louisa

Clit


sehr gut

Clit hat mich auf den ersten Blick angesprochen und brennend interessiert. Endlich habe ich es auch gelesen und dass es mir gefallen hat, ist wohl keine große Überraschung.

Louisa Lorenz hat sich sehr ausgiebig mit de Klitoris beschäftigt. Die Informationen, die sie in Clit zusammenträgt, haben mich teilweise wirklich überrascht und schockiert. Ich bin überzeugt davon, dass es den meisten Leuten so gehen wird und dass dieses Wissen unheimlich wertvoll ist.

Zu Beginn widmet Louisa Lorenz sich der Anatomie und wird hier schon viel zu viele Menschen überraschen. Dass die Klitoris gar nicht so klein ist, wie viele denken und aus viel mehr besteht, als der Perle, die auch in Schulbüchern noch zu häufig allein abgebildet wird, ist noch lange nicht verbreitet genug. Hier wird auch mit schönen Illustrationen gearbeitet, die alles noch mal deutlicher machen.

Im ersten Abschnitt wird sich der Klitoris ganz allgemein gewidmet und auch Themen wie Geschlecht, Orgasmen und die Suche nach richtigen Bezeichnungen bekommen Raum. Dieser Abschnitt hat mir eigentlich am besten gefallen und genau das geboten, was ich erwartet hatte.

Danach begeben wir uns mit der Autorin auf eine Zeitreise, die in meinen Augen etwas ausgeartet ist. Wir beginnen in der Antike und arbeiten uns ins Jetzt vor. An sich ist das alles unheimlich interessant. Es gab schon immer unheimlich komische Ansichten und lange sehr wenig Ahnung. Auch heute ist natürlich noch einiges zu tun.
Leider empfand ich einige Stellen als zäh und musste immer wieder Pausen machen und etwas anderes lesen. Ich bin hier echt hin- und hergerissen. An sich fand ich vieles interessant und bin froh, dass ich so viel dazugelernt habe. Gleichzeitig finde ich aber, dass einiges in die Länge gezogen wird und die Autorin manchmal einfach nicht auf den Punkt kommt. Hier sollte aber wirklich viel Interesse vorhanden sein, sonst wirds schnell trocken und langweilig.

Es gibt immer wieder kleine Exkurse in bestimmte Themen, unteranderem Hysterie, die Romantisierung der Ehe, Besitzansprüche in Beziehungen. Diese Kapitel haben mir wieder besonders gut gefallen und haben die doch eher trockene Reise etwas auflockern können. Gerade um Lust und Orgasmen ging es immer wieder.

Am Ende, als sie dann noch mal allgemein über Sex spricht, findet sie großartige Worte. Ihr Appell, beim Sex offener über eigene Bedürfnisse zu sprechen und ihre Worte über Orgasmen und das Vormachen von Befriedigung, ist unheimlich wertvoll, zu gerne würde ich diese Worte allen zu lesen geben.

Besonders schön finde ich die Triggerwarnungen, die vor einigen Kapiteln stehen. So kann jede*r selbst entscheiden, ob er sich gerade mit einem bestimmten Thema konfrontieren möchte, ohne gleich aufs ganze Buch zu verzichten. Schade, dass es nicht immer so ist.

Auch wenn ich von der Umsetzung nicht durchgängig begeistert war, ist Clit ein sehr lesenswertes Buch. Es braucht zwischendurch vielleicht ein wenig Durchhaltevermögen, hat aber auch wirklich stark geschriebene Kapitel und bietet unheimlich viel neues Wissen und neue Perspektiven.

Bewertung vom 15.09.2022
Nichtmuttersein
Pungs, Nadine

Nichtmuttersein


ausgezeichnet

Nichtmuttersein von Nadine Pungs. Ich denke an die Freundin, die immer wieder betont, wie toll ich mit ihrem Sohn umgehe und dass ich mal eine großartige Mutter sein werde, obwohl sie genau weiß, dass Kinder nicht zu meiner Lebensplanung gehören. An die Verwandte, mit der ich eigentlich gar nichts zutun habe, die Bilder von mir und der Tochter einer Freundin mit ‚Steht dir gut‘ kommentiert. An die andere Frau, die irgendwie zu meiner Familie gehört, für die Frausein und Muttersein das gleiche ist - ihre Kinder haben Gründe, warum der Kontakt zu ihr eher sporadisch ist.

An eine Bekannte, die seit Jahren unter ihrem unerfüllten Kinderwunsch leidet, weil Mutter sein der einzige Sinn in ihrem Leben ist. An Bekannte, die immer wieder nachfragen, ob ich denn wirklich sicher bin.

Und wahrscheinlich lesen das hier genug Leute, die das Problem nicht verstehen, schon ein ‚Naja, warte mal ab‘ oder ein ‚Aber Kinder sind doch das schönste der Welt‘ auf den Lippen haben. In eurer Welt sind sie das vielleicht.

Nadine Pungs Lebensrealität ist eine andere. Mit Kindern kann sie nichts anfangen, sie liebt das Reisen und ihre eigene Unabhängigkeit, sieht sich selbst nicht in der Mutterrolle. Die Entscheidung gegen Kinder könnte ganz einfach sein, wäre da nicht unsere Gesellschaft.

„Dieses Buch ist deshalb ein Versuch, mein Nichtmuttersein als vollends gleichrangig neben dem Muttersein aufzustellen und das Bewusstsein für diese Form der Selbstermächtigung im sozialen Diskurs zu etablieren. Und ja, meine Methoden sind radikal. Denn Nichtmutterschaft ist politisch“

Schon früh lernen wir, was für eine Bereicherung Kinder für das eigene Leben sind, in den Medien sehen wir hauptsächlich glückliche, entspannte Familien. Wer sich dagegen entscheidet, wird bemitleidet oder verurteilt. Einsamkeit und Reue im Alter werden prognostiziert, das Klischee der alten, verbitterten Jungfer kennen wir alle. Entscheidungen über den eigenen Körper sind plötzlich egoistisch und falsch.

Dass das alles nicht immer so war und überhaupt nicht so sein muss, wird ein immer größeres Thema und auch Nadine Pungs hat einige interessante Erkenntnisse und Hintergründe geliefert.

„Im Kindergarten haben wir oft »Mutter, Vater, Kind« gespielt. Ich wollte nie die Mutter sein. Lieber der Vater, der auf dem Klo Zeitung las oder gar nicht erst nach Hause kam.“

Ein Kind bestimmt das ganze Leben, stellt alles auf den Kopf. Eine Entscheidung, die Menschen (oft) problemlos fällen können. Die Entscheidung dagegen ist auf unterschiedlichen Ebenen schwierig für Frauen, wie Nadine Pungs in Nichtmuttersein ausführlich aufdeckt. Sie nennt dabei auch interessante Fakten über Abtreibungen und erzählt von einem eigenen Erlebnis. Deutlich wird, dass das Bild der ewig traumatisierten Frau, das bei den Bildern gern gezeichnet wird, ein Mythos ist.

Natürlich bekommt auch das Thema Verhütung Raum, am Ende widmet sie sich noch der Sterilisation. Durchgängig bekommen wir hier neue Fakten und Erkenntnisse geboten. Mir hat dieser Mix aus persönlicher Erfahrung und wissenschaftlicher Recherche sehr gut gefallen.

Bewertung vom 12.09.2022
Das Haus der stummen Toten
Sten, Camilla

Das Haus der stummen Toten


sehr gut

Jeden Sonntag fährt Eleanor zu ihrer Großmutter Vivianne. Eine Tradition, die das Verhältnis der beiden verbessert hat. Auch wenn es für Eleanor manchmal eine lastige Verpflichtung ist, hält sie sich zuverlässig an die Absprache. Bis sie ihre Großmutter bei einem Besuch plötzlich tot auffindet.

Vivianne wurde ermordet und Eleanor sieht den Mörder noch bei der Flucht durch die Tür. Leider ist sie durch ihre Prosopagnosie (Gesichtsblindheit) keine große Hilfe bei den Ermittlungen. Sie erbt einen Hof, von dem sie noch nie gehört hat. Solhöga soll er heißen und mitten in der schwedischen Wildnis liegen.

Gemeinsam mit ihrem Freund Sebastian und einem Notar fährt sie hin, um sich ihren neuen Besitz anzuschauen. Dort trifft sie auch auf ihre Tante Veronika. Schnell merken alle, dass irgendwas nicht stimmt. Komische Situationen häufen sich und niemand fühlt sich mehr sicher. Ein plötzlicher Wetterumschwung verhindert aber eine vorzeitige Abreise und so wird der kleine Ausflug plötzlich zu einem Kampf ums Überleben und niemand weißt, wem er noch trauen kann.

Ein zweiter Handlungsstrang erzählt die Geschichte von Annoushka im Jahr 1965. Das junge Hausmädchen arbeitete für Eleanors Familie. Hier entwickelt sich ein furchtbares Familiendrama, auf das ich gar nicht groß eingehen möchte. Geschickt werden diese beiden Handlungsstränge zu einem spannenden Ende verknüpft.

Das Haus der stummen Toten klang für mich wirklich spannend, aber wie sehr es mich dann gefesselt hat, hat mich doch überrascht Vor allem, weil wir hier eine sehr sanfte Spannung geboten bekommen. Die Spannung baut sich langsam auf, brodelt vor sich hin, am Ende gibts einen großen Knall.

„Solche Dinge sind unfassbar, bis sie tatsächlich geschehen.“

Eleanor ist eine besondere Protagonistin. Ihr Umfeld hat gute Gründe dafür, ihrer Aussagen anzuzweifeln. Natürlich ist sie aber diejenige, der als erstes auffällt, das etwas nicht stimmt. Ihr Freund Sebastian ist ein sehr rationaler Typ, der sich Dinge gern logisch erklärt, auch wenn er dafür mal ein paar Fakten verdrehen muss. Dass er keine große Hilfe ist, ist keine große Überraschung.

Auch Annoushka gibt spannende Einblicke und deckt eine furchtbare Tragödie auf. Ihre Geschichte hat mich sehr berührt und ich war am Ende echt beeindruckt von der gut konstruierten Auflösung der Geschehnisse.
Ein tolles Setting, das die Spannung vorantreibt. Charaktere, die alle Geheimnisse mit sich rumtragen und verdächtig wirken und ein Mord, der nicht aufgeklärt wurde. Großartige Vorraussetzungen für eine Thriller

Das Haus der stummen Toten erfindet das Genre natürlich nicht neu, oder bleibt ewig im Kopf. Aber er unterhält und nach ein wenig Aufbauzeit kommt auch die Spannung nicht zu kurz. Eine Empfehlung, für alle Thriller Fans, die es auch ein bisschen ruhiger mögen und gut ausgearbeitete Plots wichtiger finden als blutige, brutale Beschreibungen.

Bewertung vom 10.09.2022
Carrie Soto is Back
Reid, Taylor Jenkins

Carrie Soto is Back


ausgezeichnet

Carrie Soto hat eigentlich alles erreicht, von dem sie seit ihrer Kindheit geträumt hat. Sie ist die größte Tennisspielerin aller Zeiten und hat sich zur Ruhe gesetzt. 6 Jahre später erlebt sie live mit wie Nicki Chan ihr ihren beeindruckenden Rekord (20 Grand-Slam-Titeln im Einzel) einstellt. Die Kampfmaschine, wie Carrie genannt wird, kann das nicht so hinnehmen und beschließt, zum Profitennis zurück zu kehren.

Schnell wird klar, wofür dieser Rekord steht. Carrie arbeitet verbissen an ihrem Ziel, keine Gefühle sollen ihr im Weg stehen. Doch dieser Weg ist steiniger als ihr lieb ist und Tennis ist nicht der einzige Grund dafür.

Die Medien sind weniger begeistert über ihre Rückkehr. Carrie hatte nie einen guten Ruf, was sie nie groß beachtet hat. Für sie ging es immer nur um das Spiel und den Sieg. Freundinnen hat sie sich auf diesem Weg nicht gemacht, sie verlässt sich lieber auf ihre Rekorde. So wird sie erstmal belächelt, nur wenige glauben, dass eine 37 jährige Frau eine Chance hat. Durch Einblicke in Interviews und Zeitungen sehen wir, wie Carrie In der Öffentlichkeit als Schlampe bezeichnet wird und andere darüber diskutieren, ob es für sie nicht eigentlich an der Zeit wäre, endlich Familie zu gründen.

“Die Kommentatoren wollten eine Frau sehen, die vor Dankbarkeit Tränen in den Augen hatte, als ob sie ihnen ihren Sieg verdankte, als ob sie ihnen alles verdankte, was sie war.”

Das kommende Jahr wird nicht nur für Carrie Soto eine emotionale Achterbahnfahrt. Ihre Ziele verliert sie nicht aus den Augen, sie brennt für Tennis. Und trotzdem wird deutlich, wie sehr die Umstände sie zerreißen.

Die frühsten Einblicke, die wir in Carries Leben bekommen, starten im Jahr 1955, wir enden im Jahr 1996. Auf etwas über 400 Seiten bekommen wir also gleich einige Jahrzehnte einer ziemlich eigenen Protagonistin geboten. Sowas kann schnell in die Hose gehen, ist es hier aber absolut nicht.

Taylor Jenkins Reid findet genau die richtige Menge an Details, um Verständnis für Carrie Soto aufzubauen, ohne sie durchgängig zu erklären. Es war beeindruckend für mich, von ihrer Zielstrebigkeit und der Willenskraft zu lesen, wenn auch manchmal einschüchternd. Die größte Sympathieträgerin ist Carrie nicht, keine Frage, aber am Ende hab ich sie dann doch ganz tief in mein Herz geschlossen und ihre Entwicklung mit Tränen in den Augen genossen.

“Wann ist mir das abhandengekommen? Die Freude am Erfolg? Wann wurde Siegen zu etwas, das ich brauchte, um zu überleben? Etwas, das ich nicht genoss, sondern ohne das ich in Panik geriet?”

Während all dieser Einblicke in ihr Leben, die hinter die Fassade blicken lassen, musste ich mich immer wieder daran erinnern, dass Carrie Soto gar keine echte Person ist. Sie ist so komplex und vielschichtig und ich habe jede Sekunde mit ihr genossen. Taylor Jenkins Reid weiß einfach, wie man realistische Frauen schreibt. Ich bin besonders froh, dass sie hier von einer Frau erzählt, die sich traut ungemütlich zu sein.

Beeindruckt hat mich außerdem die besondere Dynamik zwischen Carrie und ihrem Vater Javier, der gleichzeitig auch ihr Trainer ist. Ich möchte inhaltlich gar nicht auf mehr eingehen, um euch nicht den Spaß zu verderben, aber es gibt in diesem Buch so viele zwischenmenschliche Momente, die unheimlich faszinierend sind.

Den Klappentext finde ich hier leider etwas schwierig. Dass Bowe Huntley ihr das Herz gebrochen haben soll, sehe ich nicht so ganz. Trotzdem gefällt mir auch hier sehr gut, was sich bei den beiden entwickelt. Eine klassische Liebesgeschichte ist das Buch auf keinen Fall, das solltet ihr wissen.

Ein paar Worte noch zum Tennis: Ja, das Buch ist Tennis pur. Nein, ich habe keine Ahnung von Tennis. Trotzdem habe ich mich keine Sekunde gelangweilt. Zwischendurch gabs vielleicht ein paar Dinge, die ich nicht verstanden habe, da haben meine Mario Tennis Kenntnisse nicht ganz ausgereicht, aber das war gar nicht schlimm. Ich habe sogar mit jedem Spiel mehr mitgefiebert und total a

Bewertung vom 07.09.2022
Die versteckte Apotheke
Penner, Sarah

Die versteckte Apotheke


ausgezeichnet

1791 - Nella ist eine einsame Frau, die die Apotheke ihrer Mutter übernommen hat. Von ihr hat sie alles gelernt, was sie über Medizin wissen muss und noch mehr. Nella konnte den Tod ihrer Mutter nie richtig verarbeiten, sie fühlt sich vom Glück verlassen. Ihren Lebenssinn sieht sie darin, anderen Frauen zu helfen, auf unterschiedliche Arten. Sie kennt sich aus und weißt auch, wie schnell ein Wirkstoff, der eigentlich heilt, eine ganz andere Wirkung hat - den Tod. Die richtige Menge in Lebensmittel gemischt und niemand wird rausfinden, was wirklich passiert ist.
So sitzt sie in ihrem kleinen Kämmerchen und wartet auf verzweifelte Frauen, die aus den unterschiedlichsten Gründen die Männer in ihrem Umfeld töten müssen.
Das alles geht lange gut, bis die kleine Eliza bei ihr einkauft und immer wieder auftaucht. Das zwölfjährige Mädchen möchte von ihr lernen und ihr helfen und auch Nella ist irgendwie angetan von ihr, auch wenn sie es nicht möchte. Bis ein blöder Fehler passiert und die beiden um ihre eigene Sicherheit bangen müssen.

“Es bestand absolut kein Zweifel daran, dass ich eines Tages den Laden meiner Mutter übernehmen und ihr Vermächtnis zum Wohle der Frauen fortführen würde. Es war niemals meine Absicht, ihr Erbe zu beschmutzen – es zu verderben und zu beflecken.”

In der Gegenwart begleiten wir Caroline. Die junge Frau haut gerade erfahren, dass sie von ihrem Mann James betrogen wurde. Ihren zehnten Hochzeitstag wollten sie eigentlich gemeinsam in London verbringen, doch nach all dem Stress ist sie allein gefahren, um einen klaren Kopf zu bekommen. James kann das nicht ganz so gut respektieren, allgemein scheint sie sich in den letzten Jahren zu sehr nach ihm gerichtet zu haben. Beim Mudlarking, einer Schatzsuche im Uferschlamm, bei der sie spontan teilnimmt, findet sie ein kleines Fläschchen, das sehr alt zu sein scheint. Auch die besondere Gravur macht sie neugierig. Caroline, die bevor sie sich entschieden hat James zu heiraten und im Familienbetrieb zu arbeiten, Historikerin werden wollte, geht dem Rätsel nach und findet dabei neben einer neuen Freundin, einige lange verborgene Geheimnisse.

“Hier in London, auf dieser besonderen Reise anlässlich unseres Hochzeitstags, musste ich herausfinden, was ich wirklich wollte und ob zu dem Leben, das ich mir vorstellte, immer noch James und die Kinder gehörten, die wir uns gewünscht hatten.”

Ich war ziemlich überrascht davon, wie schnell ich in die Geschichte eintauchen konnte und dass es mit jeder Seite intensiver wurde. Sarah Penner macht hier verdammt viel richtig. Realistischen Charakteren, mit denen man einfach mitfühlt. Ein flüssiger Schreibstil, der durch die Geschichte fliegen lässt und eine spannende Story, die fesselt.

Wir erleben die Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven und lernen dadurch die einzelnen Protagonistinnen natürlich noch mal tiefer kennen. Ich liebe Geschichten über starke Frauen, vor allem, wenn sie einander helfen, und das ist hier immer wieder passiert. Mich haben die Schicksale sehr bewegt und auch die Sprünge zwischen den Zeiten haben gut funktioniert.

Zu Beginn des Buches gibt es eine wunderschöne kleine Karte des alten Londons, am Ende erfahren wir noch mal was über einige der Gifte und bekommen Rezepte, zum Beispiel das Mönchsbalsam gegen Stiche. Das alles rundet diese wunderschöne Geschichte für mich komplett ab,

Träume, die gar nicht die eigenen sind. Gefühle und Wünsche, die lange verdrängt wurden und Geheimnisse, die nicht für immer verborgen bleiben können. Die versteckte Apotheke bietet unheimlich viel, ohne dabei überladen zu wirken und macht einfach Spaß. Es wird keine Überraschung sein, dass ich das Buch total gern gelesen habe und euch nur ans Herz legen kann.