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Philo
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Frankfurt am Main
Über mich: 
Lesen ist mein liebstes Hobby

Bewertungen

Insgesamt 407 Bewertungen
Bewertung vom 08.08.2023
Nachts erzähle ich dir alles
Landsteiner, Anika

Nachts erzähle ich dir alles


sehr gut

Das bunte, auffallende Cover nimmt den Leser sofort mit in die Urlaubsidylle an der Cote d'Azur. Dorthin entflieht Lea, nachdem sie eine schmerzhafte Trennung von ihrer Lebensgefährtin hinter sich hat und ihr die Arbeit in ihrem kleine Café über den Kopf wächst. Auf Anraten ihrer Mutter fährt sie in das Familienanwesen in Südfrankreich, in dem sie als Kind immer die Sommerferien verbracht hat. Spät am Abend begegnet ihr eine junge Frau im Garten, mit der Lea ein anregendes Gespräch führt. Die beiden verabreden sich für den nächsten Abend. Statt Alice aber kommt deren Bruder Emile. Alice wurde in der Badewanne tot aufgefunden, und Emile will von Lea alles wissen, weil sie die Letzte war, die Alice lebend gesehen hat. Hieraus egeben sich die Probleme des Buches. Alice war schwanger. War ihr Unfall ein Selbstmord, wollte sie abtreiben, Emile ist schockiert. Warum mußte seine Schwester sterben. In langen Gesprächen zwischen Lea und Emile kommen sich die beiden näher und es entwickelt sich eine enge Beziehung. Leas Mutter reist an und ihre beste Freundin Claire, die das Anwesen hütet, bemüht sich, die lange unterbrochene Freundschaft wieder zu beleben. In der Geschichte geht es um Schwangerschaftsabbrüche und um die Selbstbestimmung der Frauen, es geht um eine intensive Mutter-/Tochterbeziehung und um eine verlorengegangen geglaubte Freundschaft zwischen zwei Frauen, von denen Claire lesbisch ist und gerne mit Leas Mutter zusammengekommen wäre.

Das Buch behandelt mehrere Themen und ist sehr vielschichtig. Die einzelnen Protagonisten werden sehr gut beschrieben und charakterisiert. Besonders Lea hat mir sehr gut gefallen. Aber auch ihre Mutter, eine kluge und besonnene Frau, die in langen Gesprächen mit ihrer Tochter ein tolles Verhältnis zwischen den beiden hergestellt hat.

Die Nähe zur Cote d'Azur und zum Meer mit wunderbaren Beschreibungen machen das Buch zu einer empfehlenswerten Sommerlektüre.

Bewertung vom 08.08.2023
Perlenbach
Caspari, Anna-Maria

Perlenbach


ausgezeichnet

Das wunderbare Cover nimmt die Leser schon direkt mit ins Buch. Jacob und Luise leben schon immer in Montjoie, in der reichen Stadt der Tuchmacher. Wilhelm lebt in Montseifen, in einem ärmlichen Dorf auf einem Bauernhof, der wenig ertragreich ist und kaum die Familie mit vielen Kindern ernährt. So kann Wilhelm von Glück sagen, daß ihn Herr Becker von einer Tuchfabrik in Montjoie beim Wollekauf bei Wilhelms Vater mitnimmt, um seinem Sohn in Montjoie Gesellschaft zu leisten. Wilhelm wird gemeinsam mit Jacob und Luise von einem Privatlehrer unterrichtet, und die drei sind unzertrennlich. Sie unternehmen allerlei Strreifzüge durch die Gegend und Luise findet im nahegelegenen "Perlenbach" in Muscheln drei Perlen. Sie sollen Zeugen für ihre immerwährende Freundschaft sein. Aber die Zeiten ändern sich. Die drei werden älter und müssen an ihre Ausbildung denken. Luises Vater ist Arzt, und sie möchte Ärztin werden, was zu der Zeit fast unmöglich ist. Frauen sind an den Universitäten nicht zugelassen.

Auch Jacob verläßt sein Elternhaus, um bei einem Freund seines Vaters in dessen Tuchfabrik das Handwerk zu erlernen, um die väterliche Fabrik zu übernehmen.

Wilhelm wird als Lehrling in der Tuchfabrik von Jacobs Vater eingestellt, was mit dem Verlust seiner gehobenen Stellung im Hause Becker einhergeht. Er wird nun nicht mehr als Sohn behandelt, muß in eine kleine Kammer umziehen und in Zukunft in der Küche essen.

Durch ein Mißverständnis geraten Jacob und Wilhelm in einem Streit aneinander, was zur Folge hat, daß Herr Becker Wilhelm fristlos kündigt und zurück nach Wollseifen schickt.

Sehr ausführlich und sehr emotional schildert die Autorin die unterschiedlichen Werdegänge der drei. Ich habe schon mit Begeisterung "Ginsterhöhe" gelesen, dessen Geschichte zeitlich vor "Perlenbach" entstanden ist.

Es wird noch einen dritten Band geben, auf den ich mich freue und sehr gespannt bin. "Perlenbach" ist ein tolles Buch, dem ich ganz viele Leser wünsche.

Bewertung vom 23.07.2023
Elternhaus
Mank, Ute

Elternhaus


gut

Von philo
Ute Mank hat eine Familiengeschichte geschrieben, die vom ganz normalen Alltag handelt. Die Eltern von Sanne, Petra und Gitti sind alt geworden und leben noch immer in ihrem "schmalen Haus", in dem die drei Geschwister aufgewachsen sind. Sanne, die Älteste, fühlt sich verpflichtet, für die Eltern eine seniorengerechte Bleibe zu finden, was ihr auch gelingt, und sie organisiert den Umzug in die neue Wohnung. Obwohl die Geschwister sich im Laufe der Jahre fremd geworden sind und jede ihr eigenes Leben lebt, kommt es nun zu Auseinandersetzungen, weil Petra und Gitti mit Sannes Entscheidung nicht klarkommen. Als Sanne, die das Haus geerbt hat, einen Makler beauftragt, das Haus zu verkaufen, sind sich die Geschwister uneins. Plötzlich erhält das Elternhaus einen neuen Wert. Hier sind die drei aufgewachsen und erinnern sich. In Rückblicken erzählt die Autorin die Kindheitsgeschichten der Mädchen, die sich eigentlich nie sehr verbunden waren.

So geht es in dem Buch hauptsächlich um die drei Geschwister und nicht um die Eltern. Die ziehen sang- und klanglos und klaglos in die neue Wohnung um, was mir sehr unwirklich erscheint. Niemand gibt einfach so sein bisheriges Leben, sein Umfeld, Nachbarn und Freunde auf, ohne sich dagegen zu wehren. Und da es ja um das Elternhaus und die Eltern geht, hätte ich mir hier mehr Tiefgang erwartet.

Das Ende des Buches finde ich nicht sehr überzeugend, da auch hier die Geschwister wieder im Vordergrund stehen. Mich hätte mehr interessiert, wie der Alltag der Eltern aussieht, wie die beiden miteinander umgehen und ihre Zeit gestalten. Wie haben sie den Verlust ihres Hauses überwunden?

Ich habe das Buch trotzdem mit Interesse gelesen, obwohl ich mir etwas anderes erwartet hatte. Ich bin ein Fan von Familiengeschichten, und das ist dieses Buch alllemal.

Bewertung vom 22.07.2023
Die Spur der Aale / Ein Fall für Greta Vogelsang Bd.1
Wacker, Florian

Die Spur der Aale / Ein Fall für Greta Vogelsang Bd.1


ausgezeichnet

Mir gefällt es immer, wenn ein Buch in Frankfurt angesiedelt ist. Es ist meine Heimatstadt, hier kenne ich mich aus. Hier am Main hat der Zollfahnder Mathissen abends geangelt, und hier wird er überfallen und kommt zu Tode. Er war Schmugglern von Glasaalen auf der Spur und hätte man seinen Meldungen Glauben geschenkt, könnte er noch leben. So muß sich Staatsanwältin Greta Vogelsang, als man sie frühmorgens aus dem Bett klingelt und sie sich mit dem toten Mathissen konfrontiert sieht, fragen, ob sie den Tod hätte verhindern können. Mehrfach hat Mathissen um ein Gespräch mit der Staatsanwältin gebeten, aber dazu ist es nicht gekommen. Im Gegenteil, in seiner eigenen Abteilung war er nicht gut angesehen, und seine Vorgesetzte wies ihn immer wieder darauf hin, den Dienstweg einzuhalten.

Schließlich wird beschlossen, daß der Tod von Mathissen ein natürlicher Tod war. Er ist in den Main gefallen und ertrunken. Die Akte soll geschlossen werden.

Dies aber will die Staatsanwältin nicht gelten lassen. Mit Hilfe der Tochter von Mathissen entdeckt sie Unterlagen, die eineutig darauf hinweisen, daß der Zollfahnder einem Schmugglerring auf der Spur war.

Nun muß man der Staatsanwältin zugute halten, daß sie alles daran setzt, den Schmugglerring zu entlarven und zu zerschlagen. Die Staatsanwältin ist eine sehr engagierte Person, die sich nicht immer an die Vorschriften hält, und deshalb nicht bei allen beliebt ist. Mir hat sie gut gefallen. Sie ist ehrgeizig, pflichtbewußt und zielstrebig, aber daneben auch um ihre Familie besorgt.

Letztendlich muß die Staatsanwältin beweisen, ob der Schmugglerring, dem Mathissen angeblich auf der Spur war, existiert, auch wenn sie hierbei mit Kollegen und Vorgesetzten hintereinander gerät.

Dies ist ein spannender und gut geschriebener Krimi, den ich gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 15.07.2023
Of thunder and rain / Färöer-Reihe Bd.1
Buckley, Emmy

Of thunder and rain / Färöer-Reihe Bd.1


gut

Die beiden Protagonisten Lea und Louay sind sehr sympathisch. Lea leitet nach dem Tod ihrer Mutter ein kleines B&B-Hotel, in welches sich Louay für einige Wochen einmietet. Es ist noch keine Saison, und so ist er der einzige Gast für Lea. Louay ist Schriftsteller, der unter einem Pseudonym scheibt, mit dem er viel Erfolg hat. Aber er möchte endlich selbst wahrgenommen werden.

Lea und Louay fühlen sich von Beginn ihres Kennenlernens an zueinander hingezogen, können ihre Gefühle aber zunächst nicht zeigen. Beide sind sich unsicher, ob sie ihrer Beziehung eine Chance geben können. Lea ist sehr bemüht, Louay in langen Spaziergängen ihre Heimatinsel näher zu bringen. Dadurch gewinnt auch der Leser einen unvergesslichen Eindruck in die Faröer-Inseln. Eine beeindruckende Landschaft, deren Schilderung der Autorin sehr gelungen ist.

Beide Protagonisten tragen Geheimnisse und Wünsche mit sich herum, die sie nur nach und nach offenbaren. Leider fehlt den Erzählungen die Spannung und der Beziehung auch der Tiefgang. Ein bißchen mehr Dramatik hätte man erwarten können.

Alles in allem habe ich das Buch gerne gelesen, und wer an die Liebesgeschichte keine allzu hohen Erwartungen hat, dem kann ich das Buch als unterhaltsame Sommerlektüre empfehlen.

Bewertung vom 01.07.2023
Bergleuchten
Seemayer, Karin

Bergleuchten


ausgezeichnet

Von philo
Das Cover ist gut gelungen und zeigt gewaltige Bergmassive. Unvorstellbar, daß der Durbruch durch den Gotthardtunnel in der damaligen Zeit gelungen ist. Die Autorin hat einen gut recherchierten Roman über den Bau des Gotthardtunnels, der zehn Jahre dauerte, geschrieben und dabei auch noch eine Liebesgeschichte und das Leben der Menschen in Göschenen eingebettet. Alles in allem ein wirklich wunderbar lehrreiches und gut geschriebenes Buch.

Die historischen Personen hat es so wirklich gegeben, allen voran der Bauunternehmen Louis Favre, der mit dem Bau unter Zeitdruck stand und deshalb ohne jede Rücksicht die Arbeiter zu immer schnellerem Arbeiten anhielt ohne Rücksicht auf Leib und Leben seiner Untergebenen. So kam es immer wieder zu Unfällen mit Schwerverletzten und Toten. Es ist erschreckend zu lesen, wie wenig Rücksicht auf die dort arbeitenden Menschen genommen wurde. Schlechte Bezahlung, menschenunwürdige Unterkünfte und Mangelernährung waren an der Tagesordnung.

Die kleine Gemeinde Göschenen auf der Schweizer Seite wuchs durch die heranströmenden Tunnelarbeiter auf das Dreifache. In großer Zahl kamen Italiener, um hier zu arbeiten. Sie waren bei den Göschenern nicht gerne gesehen und trotzdem entstandenen einige heimliche Liebesbeziehungen zwischen einheimischen Frauen und den ausländischen Arbeitern. Mit viel Emotionen und Empathie läßt uns die Autorin teilnehmen an der großen Liebe zwischen Helene, der Tochter des größten Fuhrunternehmers im Dorf, und Piero Casetti, einem italienischen Mineur. Dies ist eine wahrhaft zu Herzen gehende Geschichte, die das Buch wunderbar abrundet.

Die historische Aufarbeitung des Baus des Gotthardtunnels ist sehr gut gelungen und war für mich sehr lehrreich. Auch die Menschen, die hier lebten, sind alle wunderbar beschrieben und charakterisiert. Das Buch ist ein echtes Leseerlebnis, das ich gerne weiterempfehlen möchte.

Bewertung vom 21.06.2023
Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1
Stern, Anne

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie / Die Dresden Reihe Bd.1


gut

Von philo
Das Cover ist meines Erachtens unpassend. Da sich das Buch um die Semper-Oper dreht, hätte hier ein entsprechendes Cover viel besser gepaßt. Sei's drum. Ich hatte mich auf einen gut recherchierten historischen Roman gefreut, der von der Semper-Oper und dem Leben in Dresden um 1841 handelt. Leider ist von der Planung bis zum Aufbau und der Eröffnung der Oper so gut wie nichts zu erfahren. Vom Leben der Armen und Reichen in der Stadt schon mehr. Aber das ist ja im Vergleich zu anderen Städten zu der Zeit nicht anders gewesen.

Im Haus der Familie Spielmann, einer Musikerdynastie, dreht sich alles um Musik, und man fiebert der Eröffnung der Semperoper entgegen. Besonders Elise, die älteste Tochter ist eine hochbegabte Violinistin und träumt davon, später einmal auf den großen Bühnen auftreten zu können. Aber dafür ist die Zeit noch nicht reif. Die Rolle der Frau wird immer noch in der Heirat und dem Führen eines Haushaltes gesehen. So ist Elise von ihren Eltern dem älteren Freund ihres Vaters versprochen worden, den sie nicht einmal kennt. Zwischen ihr und dem Bühnenmaler Johannes entsteht eine zarte Liebe, die jedoch niemals öffentlich werden darf. Nahdem Elise mir zunächst sehr sympathisch war, hat sie im Laufe des Buches hiervon viel eingebüßt.

Leider ist es kein Roman, der die Semperoper in ihrer Entstehung beschreibt, sondern ein Familienroman, der die Gesellschaft in dieser Zeit widerspiegelt. Von dieser Sorte Bücher gibt es doch schon so viele, also eher ein Liebesroman. Wer sich hierfür interessiert, dem sei dieses Buch empfohlen.

Ich liebe die Semperoper und habe mehrere Konzerte und Opern besucht. Es war jedesmal ein großes Erlebnis und nicht nur die Oper, auch die wieder erstandene Stadt Dresden. Das alles hätte in einem historischen Roman um die Zeit von 1841 eine besondere Würdigung verdient.

Bewertung vom 13.06.2023
Die Revanche des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.2
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Die Revanche des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.2


gut

Das Cover gefällt mir gut. Es gibt sich sofort als Fortsetzung zu erkennen und passt genau zur Geschichte, gibt aber keinen Hinweis, um welches Genre es sich handelt. Das erfährt man auf einer der ersten Innenseiten. Da ist zu lesen „Roman“, dabei ist es eine nicht immer lustige „Gaunerkomödie“. Die unverbesserlichen Sechs haben sich nach ihrem ersten Fall eine erholsame Auszeit gegönnt und dabei ist leider auch von ihrem Geld nichts übriggeblieben. Nun muss Monsieur Lipaire auch noch sein geliebtes Auto verkaufen. Das tut weh. Und da die Familie Vicomte wieder groß in Erscheinung tritt und das wunderschöne Örtchen Port Grimaud zu einem Fürstentum erklären möchte mit den Vicomtes als Adelige Fürsten, fühlen sich die Unverbesserlichen berufen, hier einzuschreiten. So genau wissen sie nicht, was zu tun ist, aber sie entwickeln eifrig Ideen, die leider nicht immer durchzuführen sind und keine Wirkung zeigen. Da sich auf wundersame Weise aber immer wieder das Phantom meldet, werden sie auf die richtige Fährte geleitet.

Ich fand das Buch nicht besonders spannend. Es ist ja auch kein Krimi. Ich mag es nicht, wenn den Protagonisten gar nichts gelingt, dafür fehlt mir der Humor. Bleibt immer noch Delphine, die im Leben alles im Griff hat, ihre beiden Töchter, ihren schlecht gelaunten Mann, ihren Handy-Laden und vor allem hat sie immer die besten Leckereien zum Essen parat. Ich mag sie und wundere mich wie sie das alles schafft.

Müssen wir uns jetzt verabschieden von den "Unverbesserlichen" oder geht die Geschichte weiter? Da meiner Familie die beiden Bücher gefallen haben, ist ja alles in Ordnung.

Bewertung vom 18.05.2023
Kathmandu & ich
Jähnel, Sven

Kathmandu & ich


gut

Ich bin auf das schöne Cover reingefallen. Die Wanderschuhe, die schneebedeckten Berge und das ferne Reiseziel hätten mich bewogen, sofort mit aufzubrechen. Ein Traumziel. Aber bei den Reiseplanungen wäre ich sofort wieder abgesprungen. Die Protagonisten hatten wohl keine Vorstellungen, wo sie eigentlich hinwollten. Wie alt waren sie? 30? Benommen haben sie sich wie eine Gruppe Jugendlicher. Da wäre ich nie und nimmer mitgefahren. Keine Unterkünfte vorgeplant, keine ausreichenden Medikamente und vor allem keine Ahnung, wo es eigentlich hingeht. Vom Allgäu träumen und zu den Achttausendern nach Nepal fahren. Was für eine hirnrissige Idee. Die beschriebenen Unterkünfte eine Katastrophe. Und dann noch die unsäglichen Liebesgeschichten. Auch hier benehmen sich die Protagonisten nicht wie Erwachsene. Sympathisch wurden sie mir allesamt nicht. Sollte das Buch nun ein Reisebericht sein. Fehlgeschlagen. Oder eine Liebesgeschichte? Konnte mich nicht überzeugen. Schade. Das hätte ein tolles Buch werden können. Ich liebe Reiseberichte, und bin selbst oft auf Reisen in ferne Länder. Ich lese auch gerne mal eine interessante Liebesgeschichte. Aber was hier zusammengemixt wurde, hat mir nicht gefallen.

Bewertung vom 11.05.2023
Die Kinder der Luftbrücke
Weinberg, Juliana

Die Kinder der Luftbrücke


gut

Von philo
Ich bin ehrlich gesagt, von diesem Buch enttäuscht. Als Historischer Roman angekündigt, hätte ich erwartet, daß die Ereignisse der Jahre 1948 und 1949 in Berlin historisch aufgearbeitet werden und sich nicht in Zänkereien in einem Schreibbüro der Amerikaner am Flughafen Tempelhof ergehen. Ich war ein Kind der Luftbrücke und als Kind genau in dieser Zeit in Berlin. Meine Erzählung über diese Zeit würde anders ausfallen. Es gab die Luftbrücke, die die Amerikaner nach der Blockade der Russen ins Leben gerufen haben. Ich erinnere mich an Care-Pakete, die wir jedesmal mit großer Dankbarkeit erhalten haben. Ich erinnere mich aber auch an die schweren Tritte im Treppenhaus, als die Russen in die Wohnungen eingedrungen sind und alles Essbare, Winterkleidung und vieles mehr mitgenommen haben. Diese lauten Schritte mit den schweren Stiefeln höre ich heute noch. Die Hungersnot und die Angst vor der Arbeitslosigkeit wird an der Familie Thalfang festgemacht, wie aber die Lebensmittel verteilt wurden und wie sie bei den einzelnen Familien ankamen, wird in dem Buch nicht beschrieben. Zu einfach ist auch die Version der gestohlenen Medikamente. Auch hier ist alles auf einen Fall beschränkt. Ich bin überzeugt, daß die Medikamente in den Kliniken einer strengeren Kontrolle unterworfen waren. Meine Großmutter ist in dieser Zeit an einer Lungenentzündung gestorben, weil sie trotz ärztlicher Behandlung keine Medikamente erhalten konnte. Es gab keine.

Für mich ist diese Zeit ein einziges Schreckensszenarium, wovon ich in diesem Buch nichts wiederfinde. Und das betraf nicht nur meine, sondern alle Familien.

Leider bezieht sich das Buch auf die Umgebung des Flughafens Tempelhof. Hier entstanden viele Beziehungen zwischen amerikanischen Soldaten und deutschen Frauen, die durch ihre Bekanntschaften viele Vorteile nutzen konnten. Das alles kann und will ich nicht werten, aber dies zum Mittelpunkt des Buches zu machen, wird dem Titel nicht gerecht.

Auf dem Weg in den Kindergarten mußte ich an einer amerikanischen Kaserne vorbei. Von den Wachen dort habe ich immer einen Kaugummi, Schokolade oder auch eine Scheibe Weißbrot bekommen. Auch dies werde ich nie vergessen. Die Amerikaner waren ja nicht nur am Flughafen.

Die Zeit der Luftbrücke war geprägt von Ängsten, Hunger, Kälte und Entbehrungen. Das galt für alle Menschen, die hier lebten. Das sagt das Buch nicht aus. Es ist halt eher ein Liebesroman. Schade.