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berlin

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Insgesamt 39 Bewertungen
Bewertung vom 19.02.2015
Koma / Harry Hole Bd.10
Nesbø, Jo

Koma / Harry Hole Bd.10


ausgezeichnet

Wieder ein absolutes Highlight

Habe gespannt auf die Taschenbuchausgabe gewartet, wohl wissend, dass mit dem Buch wohl wieder eine Woche kommen wird, in der ich kaum zu etwas anderem kommen werde. Es dauert höchstens bis zur Seite 50, und schon ist man wieder mittendrin und kann das Buch schwer weglegen. Natürlich ist es nützlich, ein paar vorige Teile gelesen zu haben und einige Personen bereits zu kennen. Denn "Koma" baut auf der Vergangenheit auf.

Es ist eine wahre Kunst, wie Nesbo es schafft, den Leser in die Geschichte hineinzuziehen und nicht mehr loszulassen - und das auf hohem Niveau, auch was die Sprache betrifft. Er hebt sich in jeder Hinsicht von einigen anderen (auch skandinavischen) Krimis ab, denn bei ihm wirkt nichts "bemüht" oder konstruiert. Die 600 Seiten sind mit Vergnügen zu lesen, wobei man häufig den Atem anhält. Habe extra genau gelesen, um alles mitzubekommen, denn der Plot hat viele Fäden, und die Personen, Ereignisse und Hintergründe sind an vielen Stellen verbunden. Das ist es gerade, was ich an einem guten Krimi schätze, dazu das "Sein und Schein" der Personen. Wer auf der Hut ist, meint schließlich wohlwissend dem Ende entgegenzulesen und ist doch mal wieder überrascht. So muss ein guter Krimi einfach sein und bekommt von mir 5 Punkte.

Leider ist das Buch dann auch schon wieder zu Ende, und man kann nur auf einen 11. Teil hoffen. Es hat mich gefreut, dass Hole nun zunehmend erfreulichere Seiten zeigt und den Alkoholismus überwunden zu haben scheint. So hat er vielleicht noch ein langes Leben vor sich, und die anderen Personen haben sicher noch einige böse Ideen, weshalb ich warten werde. Möglicherweise lese ich "Koma" in der Zwischenzeit noch einmal - um diesmal ja alles mitzubekommen und die Kunst des Krimischreibens zu studieren.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.02.2015
Später Frost / Ingrid Nyström & Stina Forss Bd.1
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Später Frost / Ingrid Nyström & Stina Forss Bd.1


gut

Potantiale sind vorhanden

Ich mag die etwas ungewöhnlichen Ermittlerinnen und bin auf jeden Fall gespannt, wie es mit ihnen weitergeht. Gerade von Stina Forss (als Person, aber auch wie sie plötzlich nach Jerusalem kommt - Privatreise?) wird ja leider wenig erzählt, während von Ingrid Nyström und Familie ein ausführlicheres Bild entsteht. Der Schreibstil gefällt mir, manchmal etwas verschnörkelt, aber die Worte sind gut gewählt, und in manchen Kapiteln ist sogar Humor drin. Zum Glück waren mal keine Schreibfehler zu finden (was mir in letzter Zeit leider häufig bei Büchern passiert ist). Aber ich hätte von der Rückseiten-Ankündigung her trotzdem etwas mehr erwartet - deshalb nur 3 Sterne.

Der Klappentext erinnerte ja doch etwas an Stieg Larsson. Dafür war mir "Später Frost" eindeutig zu ruhig und zu wenig spannend. In der ersten Hälfte dachte ich doch tatsächlich ans Aufgeben... Einige Personen sind auch etwas klischeehaft, insbesondere wenn es um Homosexualität geht. Aus dem Thema hätte man sicher mehr machen können, so bringt es nur "ein wenig" Politik und Gesellschaftskritik hinein. Die verschiedenen Perspektiven sind ziemlich verwirrend, erst am Ende wird alles klar - auch, dass die Konstruktion gar nicht schlecht ist. Bin gespannt auf den zweiten Teil, denn Potential gibt es auf jeden Fall!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.02.2015
Am Abend des Mordes / Inspektor Gunnar Barbarotti Bd.5 (Taschenbuch)
Nesser, Håkan

Am Abend des Mordes / Inspektor Gunnar Barbarotti Bd.5 (Taschenbuch)


sehr gut

Wieder ein gelungenes Psychogramm

Wenn ich ein Buch von Hakan Nesser lese, erwarte ich schon lange keinen wirklichen Krimi mehr. Die Hintergründe der Tat und die ausführlichen, sensiblen Seeleneinblicke sind die wahre Spezialität des Autors. Nun könnte man denken: langweilig. Ist es aber nicht, denn die Schreibweise ist weder langatmig noch anspruchslos. Daher liest sich das Buch recht schnell. Die Trauer um die verstorbene Frau könnte z. B. wie ein monotoner Lückenfüller erscheinen, ist es hier aber nicht. Die Gefühle werden vielschichtig und sehr nachvollziehbar geschildert. Die Aufklärung der Kriminalfälle rückt in den Hintergrund, obwohl auch sie das Ende langer innerer Geschichten sind, die sich stückchenweise durch das Buch ziehen. Ich habe am Ende Barbarottis plötzliche Schlussfolgerungen nicht ganz verstanden, ging dann etwas zu schnell

Bewertung vom 14.02.2015
Verliebt in sieben Stunden
Morelli, Giampaolo

Verliebt in sieben Stunden


weniger gut

Viel Lärm um fast nichts

Da das Buch in Italien ein Bestseller sein soll, war ich ziemlich neugierig. Das Thema "Fraueneroberung" ist zwar nicht neu, hätte aber in einem neuen Licht von ironisch, witzig bis intelligent erscheinen können. Der Anfang des Buches ist noch vielversprechend, auch Humor wurde hier eingestreut. Ein angesehener Journalist verliert seinen Job, weil seine Verlobte ausgerechnet mit seinem Chef ins Bett musste - hier steht doppelte Verarbeitung an. Paolos Notlösung, zu einem aufstrebenden Männermagazin zu wechseln inklusive rein beruflichem Besuch des Flirtkurses "Verliebt in sieben Stunden", ist erstmal unterhaltsam. Nach dem Aufeinanderprallen der Welten (der intelligente Paolo hält nichts von der angepriesenen "Alphamännchen-Theorie") löst sich die Geschichte leider allmählich in Luft auf. Bis auf ein paar (wenig überraschende) Tipps und ein hergeholtes Ende gibt es fast keine Handlung.

Zwar habe ich mich als Frau mit Anmach-Tipps für Männer wenig beschäftigt, aber dass "immer nett und aufmerksam sein" in Einzelfällen eher schädlich sein kann, sollte sich (zumindest als ironischer Gedanke) dann doch herumgesprochen haben. Bis auf "moderne Kleidung, Frisörbesuch, uninteressiert wirken" (auch nicht neu) sind hier keine Flirttipps zu finden, falls der Leser dies aufgrund des Klappentextes erwartet. Die Figuren sind zudem sehr klischeehaft. Was als Männermagazin-Artikel vielleicht noch unterhält, wirkt als Roman, der sich zudem an Frauen richten soll, doch etwas fade.

Bewertung vom 12.02.2015
Todeskabinett / Kommissar Michael Schöne Bd.3
Holtkötter, Stefan

Todeskabinett / Kommissar Michael Schöne Bd.3


gut

Nachdem mir "Landgericht" recht gut gefallen hatte, wollte ich zum neuesten Werk des Autors greifen und mich überraschen lassen. Vielleicht hätte mich aber das Wort "Kabinett" bereits abschrecken sollen. Das Buch spielt tatsächlich zum großen Teil in der Welt der Politik, was mich die ersten 100 Seiten etwas langweilte (muss ja nicht jedem Leser so gehen). Die Politiker sind blass und äußerst um ihre Fassade bemüht (wahrscheinlich sogar realistisch). Leider sagen mir die verschiedenen Posten nicht allzu viel. Intrigen und unschöne Machenschaften pflastern den Weg, und jeder hat etwas zu verbergen. Aber sind Politiker, die nur an ihre Karriere denken, auch zu einem Mord fähig? Leider geht es nach dem ersten Todesfall, der ganz am Buchanfang passiert, nur schleppend mit der Ermittlung voran. Die Aussicht, dass Michael Schöne schon bald Zweifel am Unfallhergang kommen und er Mord vermutet (wie im Klappentext zu lesen), bestätigt das Buch leider nicht. Der Fall soll nur schnell, aber gründlich abgeschlossen werden, heißt es immer von allen Seiten.

Kontraste zur betont langweiligen Politikwelt stellen erfreulicherweise die Charaktere Michael Schöne und Jana, die Tochter des ersten Opfers, dar. Auch psychologisch sind sie gut gezeichnet. Zum Schluss wird die Geschichte noch spannend und ganz anders als zunächst erwartet, obwohl ärgerlicherweise so manche (andere) Fragen offen bleiben. Was mir an Holtkötters Schreibstil gefällt, ist noch immer die Schnörkellosigkeit und Bodenständigkeit. Zudem ist nichts an der Geschichte aus der Luft gegriffen, könnte alles so passiert sein.

Bewertung vom 12.02.2015
Blutiger Winter / Inspektor Akyl Borubaev Bd.1
Callaghan, Tom

Blutiger Winter / Inspektor Akyl Borubaev Bd.1


sehr gut

Rau und poetisch

Es handelt sich bei "Blutiger Winter" um einen ziemlich ungewöhnlichen Thriller, was nicht nur am Ort der Handlung liegt. Der Schreibstil ist einerseits sehr poetisch, andererseits aber auch erschreckend brutal (was auch auf den Inhalt zutrifft). In Kirgisistan ist der Ton rauh und das Leben oft trostlos. So wird verschiedenen "Geschäften" nachgegangen, um sich seinen Teil zu sichern. Der wohl als einziger unbestechliche Polizist, Inspektor Borubaew, hält trotzdem an seinem Glauben an das Gute fest. Dazwischen kommen ihm immer wieder schlimm zugerichtete Tote und melanchonische Gedanken an seine tote Frau.

Die Kriminalfälle sind mir sehr lange undurchschaubar geblieben (so ging es dem Inspektor allerdings auch), was mich zwischendurch gestört hat. Das Ende hat es dann aber wieder wettgemacht. Für nicht gerade zart besaitete Leser, die einmal etwas anderes als die üblichen skandinavischen Schauplätze lesend erleben möchten, ist der Thriller lesenswert. Inspektor Borubaew sorgt natürlich für Sympathie und Neugier auf den nächsten Fall. An dem Autor habe ich so einige schöne Sätze geschätzt, die zugleich düster, poetisch, ironisch bis sarkastisch und wohl wahr sind. Die vielen Toten und ausführlichen Foltermethoden hätten für mich persönlich nicht unbedingt sein müssen. Die eingeworfenen fremden Worte (russisch?) machen das Buch noch einmal exotischer, eine Auflistung mit Übersetzung wäre aber nicht schlecht gewesen.

Bewertung vom 05.02.2015
Eltern, die auf Schaukeln starren
Denk, Felix;Denk, Silke

Eltern, die auf Schaukeln starren


ausgezeichnet

Das Buch stellt in amüsanter und natürlich übertriebener Weise die alltägliche Situation auf den Spielplätzen deutscher Großstädte dar (ich nehme einmal an, dass es auf dem Lande noch etwas beschaulicher zugeht). Ich habe es nicht nur gelesen, um als Außendstehende Grund zum Lachen zu finden, sondern weil das Thema auch einige Jahre meines Lebens ausmachte. Mit Schulkind ist man ja nicht mehr ganz so oft auf Spielplätzen unterwegs und ist insgesamt um einiges abgeklärter oder realistischer... Umso lustiger war es, das alles noch einmal mitzuleben, man findet viele Situationen (und teilweise möglicherweise sogar sich selbst) im Buch wieder.

Das Autorenpaar hat wirklich gut beobachtet und die passenden Worte gefunden. Dabei geht es nicht zimperlich zu und die Dinge werden gerne beim Namen genannt - ob es nun um Markenprodukte, Designerkleidung oder Details aus herumposaunten Geburtserlebnissen geht. Das Buch wirkt von vorne bis hinten authentisch, da schreiben Menschen, die wissen wovon sie reden und nicht nur ein Thema gesucht haben, das sich verkauft. Es ist gleichzeitig eine Bestandsaufnahme der heutigen Elterngeneration, die untereinander leider aufgrund verschiedener Erziehungs- und Weltauffassungen ziemlich zerstritten ist. Die ganz "normalen" (was auch immer damit gemeint ist) Eltern gibt es neben den dargestellten natürlich auch noch, das sollte nicht vergessen werden. Wahrscheinlich sind sie nur zu unauffällig, was sie auch wieder in eine eigene Katagorie steckt. Im Buch kommen zwischendurch auch kurz manche Hintergründe zu Thesen und Tatsachen vor, so dass der kritische Humor durch etwas Sachlichkeit aufgelockert wird.

Bewertung vom 20.06.2013
Der Novemberschreiber
Niederhäuser, Hans P.

Der Novemberschreiber


sehr gut

Das Buch ist ein Roman besonderer Art, denn es geht dabei vor allem um das Schreiben selbst. Das „Novemberschreiben“ ist vielleicht manchen Menschen, die gerne an Schreibwerkstätten teilnehmen, ein Begriff. Dabei geht es darum, einen ganzen Monat lang jeden Tag so viel wie möglich zu schreiben, so dass am Ende ein Roman entsteht. Thema und Form sind dabei nebensächlich. Die Ich-Figur dieses Buches ist ein „Novemberschreiber“. Wir können den Mann dabei erleben, wie er sich an die vorgeschriebenen Regeln hält. Täglich hält er fest, was geschieht und wie er es erlebt. Dazu kommen natürlich viele Gedanken über das Scheiben selbst. Die Lust und Unlust am Schreiben wird genauso in Worte gefasst wie Banalitäten. Zwischendurch kann es beim Lesen stören, dass es eher ein „Versuch“ als ein Roman ist. Aber eben das macht dieses Buch aus. Nach dem Lesen hat man direkt Lust ein ähnliches Projekt zu starten.