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Leselampe
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Osnabrück

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Insgesamt 34 Bewertungen
Bewertung vom 01.01.2023
Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1
Aicher, Petra

Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1


ausgezeichnet

Gelungener Serienauftakt

"Sind Sie wirklich sicher, dass Sie sich das zutrauen?", wird Anna Zech von ihrem Vorgesetzten gefragt. Die Krankenschwester Anna, aus bescheidenen Verhältnissen vom Land, tritt in München ihren Assistentinnendienst in der Gerichtsmedizin an. Hier wartet die erste Herausforderung bereits auf sie: Adele Röckl, alternde Schauspielerin, liegt auf dem Obduktionstisch, tot aufgefunden im Auer Mühlbach. Unfall, Selbstmord, Mord? Anna lernt Friedrich von Weynand kennen, der sich das eher langweilige Dasein des verheirateten Adligen verkleidet als Skandalreporters Fritz Nachtwey vertreibt. Beide lernen sich kennen und bilden fortan ein ungewöhnliches Ermittlerduo.

Petra Aicher nutzt ihren historischen Roman mit Krimi-Elementen dazu, die gesellschaftlichen und politischen Bedingungen der Zeit knapp vor dem Ersten Weltkrieg zu schildern. Der Wandel von überkommener Monarchie zu demokratischen Bestrebungen hat eingesetzt; ebenso verändert sich das Frauenbild, sichtbar vor allem an Anna, die eigene Vorstellungen für ihre Lebensperspektive sieht und diese auch umsetzt. Ihre Gestalt wird im Fortgang der Handlung immer selbstbewusster und gewinnt an Profil. Fritz/Friedrich wiederum verliert ein wenig von seiner abgeklärt-oberflächlichen Haltung und wird nachdenklicher und ernsthafter. Die Beziehung der beiden zueinander mit ihrem Geplänkel erinnert manchmal an Screwball-Filmkomödien wie auch das Cover ein gelungenes Filmplakat abgäbe. Die Charaktere der beiden Hauptfiguren und der anderen Personen sind so herausgearbeitet, dass ich sie mir gut vorstellen konnte. Die Autorin formuliert angenehm flüssig und stilsicher. Die eingestreuten Zeitungsartikel von Fritz' (fiktivem) Skandalblatt sind ein tolles Element.

Der Kriminalfall und seine Lösung tritt über weite Strecken im Mittelteil des Buches in den Hintergrund, bildet aber die Klammer für die Romanhandlung. Das Verweben unterschiedlicher Genres halte ich für durchaus gelungen, einzig eine vorsichtige Straffung des Mittelteils hätte der Spannung gut getan. Ich bin neugierig auf eine Fortsetzung der Reihe um "Fräulein Anna, Gerichtsmedizin", und wer weiß, vielleicht können wir Anna und Fritz irgendwann auch im Kino wieder(sehen).

Bewertung vom 27.05.2022
Die Magie unserer Sinne (eBook, ePUB)
Schweitzer, Ragnhild; Schweitzer, Jan

Die Magie unserer Sinne (eBook, ePUB)


sehr gut

Sinne neu erleben lernen

Was hat unsere Anatomie mit dem Elchtest zu tun? Schon um die Antwort auf diese Frage zu erhalten, lohnt es sich, mehrere intensive Blicke in das Buch des Ehepaars Schweitzer zu werfen. Fundiert und mit viel medizinischem Hintergrundwissen erfahren wir Grundlegendes über unsere Sinne, werden mit vielen überraschenden Fakten versorgt und dazu angeregt, unsere Wahrnehmungen zu schärfen und besser zu nutzen. Bereits das (erste) Kapitel zum Riechen ließ mich viel aufmerksamer schnuppernd umhergehen und Düfte/Gerüche deutlicher aufnehmen und unterscheiden.

Das Buch ist übersichtlich strukturiert und lässt es durchaus zu, nach eigener Vorliebe hier und da einzusteigen. Ich würde diese Vorgehensweise sogar empfehlen, und auch einmal eine Lesepause einlegen, um vom Gelesenen zu profitieren. Wenn auch gut und verständlich geschrieben, handelt es sich doch um ein sehr ausführliches Sachbuch, und es erfordert weit mehr Konzentration als eine leichte Urlaubslektüre.

Mich haben nach dem Eingangskapitel zum Riechen besonders der Gleichgewichtssinn und die Balance interessiert: Sehr schlau sorgt unser Körper bei allen seinen Konstruktionsmängeln dafür, dass wir nicht einfach auf die Nase fallen. Und hier finden wir auch die Antwort, weshalb der Elchtest zwar ein Auto umwerfen kann, uns Menschen dank unserer Sinne aber nicht.

Bewertung vom 14.03.2022
Der Weg der Familie Lagerfeld / Das Glück unserer Zeit Bd.1 (eBook, ePUB)
Koschyk, Heike

Der Weg der Familie Lagerfeld / Das Glück unserer Zeit Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Familiengeschichte in unruhigen Zeiten

"Das Leben schreibt die besten Geschichten, heißt es immer, und in diesem Fall ist tatsächlich etwas dran", so die Autorin Heike Koschyk im Nachwort zu ihrem Roman. Diese Einschätzung hat sich für mich beim Lesen schnell bestätigt. Die Geschichte der Hamburger Familie Lagerfeld hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Basierend auf Dokumenten, Aufzeichnungen und Fotos der Familie und weiteren Recherchen der Autorin, gelingt es dieser, eine lebendige, spannende und abenteuerliche Handlung rund um die Hauptperson Otto Lagerfeld zu entwickeln. Die Zeitspanne reicht von der Kindheit Ottos und seiner Geschwister bis in die Jahre nach dem ersten Weltkrieg - Otto hat sich einen Lebenstraum erfüllt und ist zum Unternehmer hinter der bekannten Dosenmilchmarke "Glücksklee" geworden. Ein Sprung in das Jahr 1942 lässt ihn auf sein bisheriges Leben zurückblicken, auf Erfolge und Gefahren, Schicksalsschläge und glückliche Zeiten.

Koschyks Stil liefert eine lebendige Beschreibung der Personen, gibt Einblick in deren Denkweisen, Vorstellungen und Ziele im Leben und ist stets handlungsorientiert. Der Ausdruck ist vielfältig und nur an wenigen Stellen im Buch geraten die Sätze zu lang und verschachtelt, so dass mir der Sinn erst bei nochmaligem Lesen klar wurde. Das fiktive Stilmittel der Briefe, die hauptsächlich Otto aus der Ferne nach Hamburg schreibt, hat mir besonders gut gefallen. Hier wechselt die Perspektive zum Ich-Erzähler und schafft so eine besondere Nähe zur Hauptfigur. Zudem wird durch diese Erzählform die Verbundenheit mit der Heimat aufrecht erhalten. Dem mehrmaligen Wechsel zwischen dem Jahr 1942 und der Zeit der eigentlichen Romanhandlung lässt sich problemlos folgen - durch die Kapitelüberschriften mit Orts- und Jahresangaben. Einige wenige Rechtschreib- und Grammatikfehler und geografische Ungereimtheiten sind verzeihlich.

Das Schicksal der Lagerfelds habe ich in diesem Roman gern verfolgt - und bin bereits sehr gespannt auf die angekündigte Fortsetzung.

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Bewertung vom 12.03.2022
Die kalte Mamsell / Viktoria Berg Bd.3
Dix, Elsa

Die kalte Mamsell / Viktoria Berg Bd.3


sehr gut

Absolut strandkorbtauglich 

Bereits zum dritten Mal ist das mondäne Seebad Norderney Schauplatz  mörderischer Verbrechen. Wiederum ermitteln der - jetzt frischgebackene Kriminalassistent - Christian Hinrichs und die Lehrerin Viktoria Berg, wiederum zur Zeit der ausgehenden Belle Époque. Den Titel "Die kalte Mamsell" finde ich pfiffig gewählt: Bei der Frauenleiche im Eiskeller eines Luxushotels handelt es sich um die dort beschäftigte Kaltmamsell. Viktoria taucht durch ein beim Opfer gefundenes Schmuckstück tief in ein verstörendes Geheimnis ihrer eigenen Familie ein. Elsa Dix schafft es, die Kriminalhandlung geschickt mit der privaten Situation der Hauptpersonen zu verweben. Treffend schildert die Autorin die Atmosphäre der Urlaubsinsel, die gesellschaftlichen Konventionen, die vor allem Viktoria immer wieder Grenzen aufzeigen. Wer Norderney kennt, verfolgt vielleicht gern die im Roman genannten Straßen und Orte. Nett wäre hier zur Orientierung die Beigabe eines kleinen gezeichneten Ortsplanes gewesen. Der Bucheinband ist liebevoll nostalgisch gestaltet, mit Anklängen an den Art-déco-Stil.
Elsa Dix gelingt eine leichte, gut geschriebene Urlaubslektüre mit stetig steigender Spannung  - Zutaten für meinen perfekten Tag im Strandkorb!