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Woodstock
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Insgesamt 32 Bewertungen
Bewertung vom 01.01.2010
Der Fall Jane Eyre
Fforde, Jasper

Der Fall Jane Eyre


ausgezeichnet

Schräg, schräger, Suchtgefahr!
Thursday Next wacht als Literaturagentin über das Wohl der englischen Literatur und wer glaubt, das wäre ein ruhiger Schreibtischjob, der hat noch nie etwas vom drittgrößten Bösewicht Archeron Hades gehört.
Während in einem parallelen England im Jahre 1985 die Uhren im wahrsten Sinne des Wortes anders ticken, Zeppeline die Luft und der Dauer-Krimkrieg die Nachrichten beherrscht, liefern sich die Anhänger verschiedener englischer Dichter unerbittliche Straßenschlachten. Und die zentrale Frage wer der Ghostwriter von Shakespeare war, erhitzt das Gemüt des Volkes.
In dieser Welt kommt es einer Katastrophe gleich, als der gewissen- und moralfreie Erzverbrecher Hades zuerst ein Originalmanuskript von Charles Dickens und dann sogar die arme Jane Eyre aus Brontes Roman entführt. (Zumal es den großen Extraktions-Experten von SpecOps bisher noch nicht mal gelungen war, mehr als einen Cheddar aus einem Käselexikon zu locken). Zum Glück ist Thursday Next als Krimkrieg-Veteranin unerschrocken und pfiffig, und sie nimmt den Kampf mit dem unbesiegbaren Hades auf.
Dass sie da ganz nebenbei ein paar erschütternde Erkenntnisse über Shakespeares Ghostwriter gewinnt, das Ende von "Jane Eyre" umschreibt und sich selbst in ihrer Zukunft und Vergangenheit nützliche Ratschläge gibt, ist eher ein Nebeneffekt ihrer Arbeit.

Trotz Dystopie (immerhin ist Wales eine kommunistische Volksrepublik ;o)) ist dies das witzigste und erfrischendste Science Fiction-Fantasy Gemisch das mir bisher untergekommen ist.
Entweder man kann mit diesem Buch und seinem Stil nichts anfangen und schüttelt verständnislos den Kopf oder man liebt es von der ersten Zeile an und ist fürderhin ein unverbrüchlicher Thursday-Next-Jünger. Ich gehöre eindeutig zu der letzteren Kategorie. Auf dem Klapptentext wird Jasper Fforde mit Douglas Adams verglichen. Aber dieser Vergleich, so schmeichelhaft er sein mag, sollte nicht sein. Der Stil von Fforde und seine Geschichte kann sher gut für sich selbst stehen. Geistreich, spannend, überbordend von Ideen und schrägen Einfällen ist das schlicht und ergreifend ein neuer Kult, mit vielen Lachern, Aha-Effekten und einer inbrünstigen Liebeserklärung an die englischen Literaten wie Shakespeare, Milton, Bronte oder Dickens.

Bücherwürmer, die nur noch Präpositionen ausspucken, nachdem sie sich über ein Wörterbuch hergemacht haben, ein Publikum das Aufführungen von Richard III feiert wie die Rocky Horror Picture Show und Dodos, die aus einem Do-it-your-self-Klon-Paket gezüchtet wurden, ein freimaurerartiger Geheimbund der sich auf das Fangen von Meteoriten spezialisiert hat...
Sie finden, das hört sich zu abgefahren an? Ist es auch.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.