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Pan Tau Books - Ein Buchblog

Bewertungen

Insgesamt 95 Bewertungen
Bewertung vom 01.03.2018
Anne Frank und der Baum
Gottesfeld, Jeff

Anne Frank und der Baum


gut

Anne Franks Geschichte wird immer wieder neu adaptiert, ob in Form eines Graphic Diaries, in Filmen oder als Bilderbuch. Ihre Geschichte ist allgegenwärtig und wichtig wie eh und je. In Anne Frank und der Baum wird schon den jüngsten Lesern eine der wohl bedeutsamsten Biografien eines Menschen des vergangenen Jahrhunderts vermittelt. Ich war sehr gespannt darauf, Annes Geschichte aus einem anderen Blickwinkel zu erfahren, und die Perspektive eines Baumes ist so ziemlich das abstrakteste, was ich mir in der Hinsicht vorstellen konnte. Deswegen war ich positiv überrascht über die gelungene Umsetzung des Illustrators und Autors, eine so komplexe Geschichte auf wenige bedeutsame Momente in Anne Franks Leben herunterzubrechen.

"Es war ein Kastanienbaum. Seine Blätter waren grüne Sterne; seine Blüten bildeten „Kerzen“ in Weiß und Rosa. Jeden Herbst ließ er Kastanien zu Boden fallen."

Trotzdem sollte man von diesem Bilderbuch nicht mehr erwarten, als von jedem anderen Bilderbuch auch: eine kurzweilige Geschichte, die mehr Wert auf großflächige Illustrationen, als auf Erläuterungen legt. Damit ist das Bilderbuch aber gerade für seine Zielgruppe vollkommen angemessen und verständlich, trotzdem werden vermutlich bei den jüngsten Lesern genügend Fragen auftauchen, denn eines kann das Bilderbuch nicht: Annes Verschwinden erklären. Vielmehr wird deutlich, dass Anne nur eine viel zu kurze Zeit Teil der Geschichte des Buches ist und danach der Hauptaugenmerk auf ihren Tagebüchern liegt und darauf, was aus dem Kastanienbaum geworden ist.

"[Der Baum] schlug weitere Wurzeln und streckte sich friedlich himmelwärts. Bis der Krieg kam."

Der Kastanienbaum im Hof der Prinsengracht lebte insgesamt 172 Jahre lang und hat die Kriegsjahre in Amsterdam vollständig miterlebt. Ich fand es sehr schön, dass der Baum zum Symbol und Teil der Kriegsgeschichte wurde. Obwohl er nicht mehr existiert, leben seine Setzlinge in der ganzen Welt als Erinnerung an Anne Frank weiter. Das Bilderbuch illustriert wunderschön, dass diese Erinnerung nie in Vergessenheit geraten darf. Neben der Geschichte des Baumes werden einzelne Momente in Anne Franks Leben thematisiert.

"Das Mädchen und sein Vater nähten Vorhänge aus Lumpen für die wichtigsten Fenster. Von Zeit zu Zeit lugte ein Gesicht durch die Vorhänge."

Der Baum wird Zeuge davon, wie der Krieg Einzug in die Stadt hielt, wie die Familie Frank in das Hinterhaus einzog und wie der Baum erkannte, dass die jüngste Tochter der Franks etwas Besonderes war. Sehr schön ist das mit einfarbigen Tuschezeichnungen dargestellt, die oft ganzseitig das Buch gestalten. Es wird kurz auf die Beziehung zu Anne und ihrem Vater eingegangen, wie die Untergetauchten mit dem Begehen von Festen versuchten ihre Religion, für die sie so viel Leid erdulden mussten, aufrecht zu erhalten und wie das Mädchen sich veränderte, dünner und blasser wurde. Die zweite Hälfte des Bilderbuches macht die Jahreszeiten zum Thema und bringt dadurch zum Ausdruck, wie viel Zeit verging, bevor Annes Vater allein ins Hinterhaus zurückehrte. Mir hat die Auswahl der Szenen sehr gut gefallen, denn man erhält einen kleinen Einblick dessen, was Annes Familie während der Kriegsjahre erlebte.

Fazit & Bewertung

Ein kurzweiliges Bilderbuch mit einer wichtigen Geschichte! Anne Frank und der Baum verbindet die Geschichte eines Kastanienbaumes mit dem Leben des wohl bekanntesten Mädchens aus der Kriegszeit. Der Kastanienbaum hat eine distanzierte Sicht auf die Dinge und trotzdem reicht dieser, um Annes Geschichte für Kinder verständlich zu machen. Ich habe das Bilderbuch sehr gerne gelesen, die Illustrationen bewundert und halte es für ein Buch, das allen als Erinnerung an ein ganz besonderes Mädchen dienen sollte.
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Bewertung vom 13.01.2018
Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch / Rico & Oskar Bd.4
Steinhöfel, Andreas

Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch / Rico & Oskar Bd.4


ausgezeichnet

Auch wenn Weihnachten nun schon etwas länger vorbei ist, möchte ich euch unbedingt noch dieses tolle neue Kinderbuch aus der Feder von Andreas Steinhöfel vorstellen. Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch ist aber nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern ganzjährig ein wunderbarere Lesespaß, den ihr euch nicht entgehen lassen solltet! Schon der erste Band der Erfolgsreihe, Rico, Oskar und die Tieferschatten hat mich köstlich amüsiert und mich von der herrlichen Schreibweise des Autors überzeugt!

Die Leser begegnen den bereits bekannten Hauptfiguren Rico und Oskar, deren Familien und der ganzen Nachbarschaft aus ihrem Mehrfamilienhaus in der Diffe. Neu ist diesmal, dass Rico, der die Geschichte im Tagebuch-Stil aus seiner Perspektive erzählt, Rückblenden in die Vergangenheit vornimmt und von seinen neuen Freunden erzählt, die er im Sommer kennengelernt hat. Die Geschichte „jenes Sommers“ wird noch eine wichtige Rolle an Heilig Abend in der Diffe spielen und für viel Durcheinander und Verwirrung sorgen. Für die Leser sind Ricos Rückblenden eine spannende Abwechslung, denn Rico und Oskar treffen auf Kinder anderer Kulturen, auf starke Persönlichkeiten, denen sie sich mit ihrer jeweiligen Art zunächst annähern müssen. Sowohl Rico, der tiefbegabt ist, als auch der schlaue Oskar lernen durch die neuen Bekanntschaften einiges fürs Leben, denn nicht jeder Mensch ist auf Anhieb durchschaubar und trotzdem ist Freundschaft auf irgendeine Weise möglich.

Doch die Geschichte hält noch mehr Überraschungen bereit, denn auch der treue Oskar scheint für Rico seit einiger Zeit nicht mehr durchschaubar. Irgendetwas verheimlicht Oskar ihm, denn er kauft mysteriöse Dinge im Kaufhaus und benimmt sich äußerst seltsam. Jede der Geschichten von Rico und Oskar enthält ein spannendes Geheimnis, das aufgedeckt werden will, was hier wieder besonders schön umgesetzt ist. Doch diesmal muss Rico sich nicht nur Gedanken um seinen besten Freund machen, sondern auch darüber, dass er, seine Mutter und der Bühl bald nicht mehr zu dritt sein werden. Rico bekommt nämlich ein Geschwisterchen und malt sich daher die tollsten Szenarien aus, wie das Baby aus dem Bauch seiner Mutter herauskommt. Nicht nur einmal musste ich herzlich lachen, wenn Rico beschreibt, wie er sich eine Geburt vorstellt und was das mit ihm und seiner Familie macht.

Neben den spannenden Themen Freundschaft, Vertrauen und Babys, darf der fantastische Sprachwitz des Kinderbuches nicht unangesprochen bleiben. Andreas Steinhöfel ist ein Genie darin, Ricos tiefbegabte Sicht auf die Welt unglaublich sympathisch zu verpacken. So werden die Wörter, die für Rico schwierig zu verstehen sind, jeweils in einem Kasten noch einmal aus seiner Sicht erklärt, sodass der Leser meist überrascht ist, über seine intelligenten Ansichten. Wie die Zitate bereits andeuten, gibt es auch nicht wenige Stellen im Buch, die den Leser deswegen unglaublich amüsieren und Spaß bereiten.

Das Setting der Geschichte ist diesmal fast ausschließlich das Haus in der Diffe, in der Rico und Oskar wohnen. Doch weil an Heilig Abend in ihrem Mehrfamilienhaus alles drunter und drüber geht, werden sämtliche Wohnungen zum Schauplatz lustiger Begebenheiten. Wie jedesmal, gibt es auch diesmal vorne im Buch eine schöne Zeichnung des Hauses, auf der man sehen kann, wer in welcher Wohnung in der Diffe wohnt und wo sich welches Chaos an Heilig Abend abspielt. Ich fand es wunderbar mich wieder in die besondere Hausgemeinschaft von Rico und Oskar zu verlieren und habe mich gefreut, dass wieder sämtliche Nachbarn in die Abenteuer der beiden Freunde hineingezogen werden.

In Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch von Andreas Steinhöfel geht es um große Themen, wie Freundschaft und Vertrauen, die kindgerecht und im Rico-Charme erklärt und behandelt werden. Mir hat dieses vierte Buch der Reihe wieder sehr gut gefallen, denn man begegnet den altbekannten zauberhaften Helden.
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1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.12.2017
Das Sams feiert Weihnachten / Das Sams Bd.10 (eBook, ePUB)
Maar, Paul

Das Sams feiert Weihnachten / Das Sams Bd.10 (eBook, ePUB)


gut

Vor dem Lesen des Buches sollte man wissen, dass die Geschichte nicht nahtlos an den letzten Band der Reihe anschließt, sondern irgendwo im ersten Drittel des dritten Bandes Neue Punkte für das Sams angesiedelt ist, zu einer Zeit, als Herr Taschenbier mit dem Sams noch bei Frau Rotkohl wohnt und das Sams gerade keine Wunschpunkte hat. Mir hat es richtig gut gefallen, dass die Geschichte losgelöst ist und den Leser quasi in die Vergangenheit entführt, denn zugegeben, mir haben die Geschichten von den Anfängen bei Frau Rotkohl immer am besten gefallen! (Dabei spielt eine große Rolle, dass das Sams im siebten Band bereits 15 Jahren bei den Taschenbiers ist und das meiner Meinung nach eine viel zu lange Zeit ist). Dass die Geschichte nun wieder in Frau Rotkohls Wohnung spielt, fand ich dementsprechend toll! Der Konflikt zwischen der ewig nörgelnden und mürrischen Frau Rotkohl und dem schüchternen und ängstlichen Herrn Taschenbier fand ich immer ziemlich witzig und gerade dann ist das freche Sams für Herrn Taschenbier besonders wichtig.

"[…] das Sams reimte drauflos, während es gleichzeitig versuchte, durch das Schaufenster einen Blick in den Laden zu werfen: „Aufgehalten – Gletscherspalten. Gletscherspalten – Waschanstalten. Waschanstalten – Sorgenfalten…“." (S. 41)

Die Geschichte ist, wie von Paul Maar nicht anders zu erwarten, wieder urkomisch und amüsant. Die Besondere Begabung des Samses, die deutsche Sprache falsch zu verstehen und zu verdrehen, wird wieder in zahlreichen Liedern und Reimen herrlich ausgestellt! Witzig sind auch wieder Herr Mon und Frau Rotkohl, die in dieser Geschichte Herrn Taschenbier beim Weihnachtsfest Gesellschaft leisten und von dem Sams regelmäßig auf die Palme getrieben werden. Sowieso hat der Autor die Gabe, jede seiner Figuren so individuell und ulkig zu entwerfen, dass man nicht umhin kommt, laut zu lachen. Was mir jedoch ein bisschen gefehlt hat, war die Magie der magischen Wunschpunkte. Da das Sams in dieser Geschichte selbst keine besitzt, werden auch recht wenig Wünsche geäußert, die noch mehr Chaos, Aufregung und Spannung in die Geschichte hätten bringen können.

„Bevor Frau Rotkohl freundlich schaut, singen Weinbergschnecken laut, fliegen Fische über Tannen, hüpfen Schnitzel aus den Pfannen, Elefanten fahren Mofa, und ein Wal liegt auf dem Sofa.“ (S. 50)

Nicht nur, dass einzelne Bräuche und Sitten zum Weihnachtsfest kindgerecht erklärt werden (das Sams weiß über das Weihnachtsfest so gut wie nichts, denn in der Sams-Welt wird das Fest nicht gefeiert), auch wird die Weihnachtsstimmung im Hause Rotkohl durch zahlreiche kleine kunterbunte Illustrationen im Buch heraufbeschworen. Dass die Illustrationen diesmal nicht vom Autor selbst stammen, fand ich jedoch sehr schade! Natürlich weiß man, dass solche Maßnahmen von Seiten der Verlage ergriffen werden, um Reihen wieder attraktiver zu machen und neue Leser zu gewinnen. Trotzdem finde ich, dass man die Gestaltung einer langjährigen Reihe nicht verändern sollte, denn damit ändert man nicht nur die Atmosphäre der Geschichten, sondern oftmals, so wie auch in diesem Fall, auch gravierend das Aussehen der Figuren (und enttäuscht ganz nebenbei noch treue Fans).

Fazit & Bewertung

Mich hat Das Sams feiert Weihnachten in eine besondere Zeit meiner Kindheit zurückversetzt. Die wunderbare Atmosphäre der ersten drei Bände wird in diesem Buch wieder lebendig und viele altbekannte und neue Figuren lassen diese amüsante Weihnachtsgeschichte aufleben. Mit viel Witz und Humor entdeckt das Sams in der Geschichte das Weihnachtsfest für sich und lässt auch den Leser an der weihnachtlichen Stimmung teilhaben. Schade fand ich, dass die Illustrationen diesmal nicht vom Autor selbst stammten und dass die magischen Wunschpunkte in der Geschichtes kaum eine Rolle spielen. Alles in allem handelt es sich hierbei aber um eine wunderbare Sams-Geschichte, die wie immer hält, was sie verspricht.
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Bewertung vom 22.12.2017
Der blinde Banker / Sherlock Bd.2
Jay.;Moffat, Steven;Gatiss, Mark

Der blinde Banker / Sherlock Bd.2


sehr gut

Der zweite Band der Manga-Serie hat mich wieder völlig in die spannende Welt des Londoner Ermittlers zurückversetzt und mich wieder ausgesprochen gut unterhalten, sodass ich diese Comic-Adaption nur jedem empfehlen kann, der von Sherlock nicht genug bekommt.

Das Setting des Comics ist diesmal sehr abwechslungsreich. Sherlock und Watson halten sich selten in ihrer Wohnung, der Bakerstreet 221B auf, sondern sind in verschiedenen Londoner Ecken unterwegs: in riesigen Bankfilialen von Auftraggebern, in kleinen Apartments der Mordopfer, in Chinatown, in chinesischen Performance-Häusern oder im Museum für antike Kunst. Der häufige Ortswechsel ist zwar im Comic gewöhnungsbedürftig, aber auch ziemlich spannend, denn Sherlock stellt sein Können am Ort des Geschehens unter Beweis und nicht nur in seinem stillen Kämmerlein in der Bakerstreet 221B.

Sherlock selbst ist in dieser Geschichte wieder brillant wie eh und je. Mit einem Blick erfasst er Zusammenhänge und Hintergründe, die dem normalen Betrachter im Verborgenen bleiben und kann dadurch Schlüsse ziehen, die jeden erfahreneren Ermittler in den Schatten stellen. Für ihn sind viele Fälle, die er angeboten bekommt, langweilig, weil er sie meist innerhalb weniger Denkmomente gelöst hat. Ihn reizen vor allen Dingen Fälle, die ihn herausfordern, die ihn in Gefahr oder an den Rande des Todes bringen, die ihn so anspornen, dass er alles um sich herum vergisst. Auch in Der Blinde Banker ist Sherlock wieder Feuer und Flamme herauszufinden, wer für die Mordopfer die seltsamen chinesischen Graffiti-Zeichen an den Wänden hinterlässt und es scheinbar schafft, geschlossene Räume zu betreten und wieder zu verlassen. Als Leser ist man gefesselt von den skurrilen Erkenntnissen und Fortschritten von Sherlock, sodass man dem Fall gespannt verfolgt.

Sherlock hat einen so unglaublich trockenen und oft tiefschwarzen Humor, dem man sich als Zuschauer und Leser kaum entziehen kann! Über seine Denk- und Sprechweise kann man oft einfach nur lachen, um dann im selben Atemzug den Kopf über so viel Eigenart zu schütteln. Auch in diesem Comic haben es die Autoren und Zeichner wieder wunderbar geschafft, Sherlocks besondere Art zu Papier zu bringen – so gut, dass ich die realen Schauspieler der Serie, Benedict Cumberbatch, seine Stimme und seine Mimik ständig vor Augen und im Ohr hatte.

Vom Zeichenstil her steht diese Adaption dem ersten Band Ein Fall von Pink in nichts nach. Auch hier haben mir die klaren Linien, die deutlich voneinander abgetrennten Panels und der präzise Zeichenstil außerordentlich gut gefallen. Sprachlich ist der Comic sehr nah an der Serie und verwendet oftmals dieselben Formulierungen und Sätze, wie auch die Serienfiguren. Das hat mir schon im ersten Band ziemlich gut gefallen, weil dann einfach der besondere Ton der Figuren bestehen bleibt.

Fazit & Bewertung

Sherlock 2: Der Blinde Banker ist die fantastische Comic-Adaption zur gleichnamigen zweiten Folge der britischen Erfolgsserie. Ein spannender Kriminalfall hält unsere Lieblingsfigur Sherlock in Atem und bringt seine altbekannte Brillanz ans Licht! Mich konnten das Setting, die scharfsinnigen und humorvollen Figuren, sowie der klare Zeichenstil wieder sehr beeindrucken, sodass ich weiterhin nicht nur Fan der Serie, sondern auch der Comics bleibe! Ein Muss für alle Sherlock-Fans und die, die es noch werden wollen! Und für alle, die von Sherlock ebenfalls nicht genug bekommen können: Mit dem neuen Band Sherlock 3: Das große Spiel ist beim Carlsen Verlag auch ein toller Sherlock-Schuber erschienen, der die ersten drei Bände und ein Fanposter enthält.
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Bewertung vom 17.12.2017
Die rote Königin / Die Farben des Blutes Bd.1
Aveyard, Victoria

Die rote Königin / Die Farben des Blutes Bd.1


sehr gut

Mare ist eine starke weibliche Hauptfigur, mit der man sich als Leser schnell identifizieren kann. Durch die Schilderung der Geschehnisse aus ihrer Ich-Perspektive, wird man als Leser Teil ihres Schicksals und erlebt hautnah, was für ein bedauernswertes Leben sie führt. Mare kommt aus ärmlichen Verhältnissen, hat einen kranken Vater, Brüder im Krieg und steht im Schatten ihrer begabten Schwester, die mit Näharbeiten für das Überleben der Familie sorgt. Mare hingegen ist eine Diebin, die keinerlei besondere Begabung zu haben scheint, außer die, ihrer Familie Unglück zu bringen. Als ihre Schwester durch Mares Schuld von den Silbernen ihre Nähhand zertrümmert bekommt, empfindet man für Mare unglaubliches Mitleid, wünscht ihr ein neues und besseres Leben.

"Mir bleibt die Luft weg. so deutlich fühle ich die Ketten, in die der König und die Königin mich legen. „Und was ist mit meinem Leben-?“ “ Welches Leben?“ kräht Elara. „Mädchen, du bist Hals über Kopf in ein Wunder gestolpert“." (S. 119)

Die Settings die Victoria Aveyard für ihre Geschichte entwirft, sind wie ihre Figuren einerseits realitätsnah und andererseits fantastisch. Mir hat der Kontrast sehr gefallen, denn nichts spaltet Menschen so sehr, wie ihre verschiedenen Lebensumstände. Die Roten leben in heruntergekommen Dörfern, in Häusern, die nur mithilfe von stark rationierten Stromkarten und Generatoren erhellt werden können. Demgegenüber steht die Sommerresidenz der Silbernen, die streng abgesichert ist und nur von Roten betreten werden darf, die in den Diensten der Silbernen stehen. Die Vorstellung des Palastes hat sich in mein Gedächtnis gebrannt, denn ähnlich wie bei der Selection-Reihe mochte ich auch hier die Vorstellung des horrendem Prunks und Reichtums.

"Es gibt Straßen voller Menschen, Läden, Kneipen, Häuser und Innenhöfe, die sich allesamt zu einer schimmernden Monstrosität aus Diamantglas und Marmor hin ausrichtet. Jetzt verstehe ich, wie das Sonnenschloss zu seinem Namen gekommen ist."(S. 44)

Insgesamt habe ich die Handlung der Geschichte atemlos verfolgt. Was ich ein bisschen schade fand war, dass Mares Zeit im Palast, ihr Unterricht, ihre Begegnungen und die Feste, an denen sie teilnehmen muss, eher im Hintergrund bleiben. Genau das hätte für mich die Geschichte insgesamt noch ein wenig atmosphärischer gemacht. Auch die Dreiecksgeschichte zwischen Mare, Cal und Maven hätte für mein Empfinden noch detaillierter und verzwickter sein können. Aber da ich die Folgebände noch nicht kenne, kann es gut sein, dass das dort der Fall ist. Insgesamt habe ich dem Plot der Geschichte sehr gut folgen können und auch dramaturgisch war die Geschichte von unvorhersehbaren Wendungen und spannenden Szenen durchzogen, sodass ich sehr gefesselt war und mich auch der Cliffhanger am Ende so gespannt zurückgelassen hat, wie er sollte.

"Er lässt seinen Blick über mich wandern, als wüsste er, dass ich den ersten Schritt auf einem gefährlichen Pfad bereits gesetzt habe. „Ich möchte nicht, dass du dich in etwas verstricken lässt, dem du nicht gewachsen bist.“ Zu spät." (S. 244)

Sprachlich hat mich Victoria Aveyard von ihrem Handwerk überzeugt. Natürlich ist es immer schwierig eine Übersetzung zu bewerten, doch man kann sagen, dass die Autorin durchaus ein Gespür für natürliche Dialoge und unterhaltende Schreibe hat, sodass der Leser interressiert am Ball bleibt.

Fazit & Bewertung

Mich konnte der Reihenauftakt von Die Farben des Blutes überzeugen. Die starke Heldin, die faszinierenden Settings und ein dramaturgisch sehr gut ausgearbeiteter Plot haben mir an Die Königin des Blutes besonders gut gefallen. Der Roman ist definitiv eine Leseempfehlung für alle, die Fantasy im Jugendbuch lieben und sich von einer neuen Welt und einer neuen Idee verzaubern lassen wollen.
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Bewertung vom 12.12.2017
Die königlichen Kaninchen von London (Bd. 1)
Montefiore, Santa;Montefiore, Simon Sebag

Die königlichen Kaninchen von London (Bd. 1)


ausgezeichnet

Die besondere Ausstattung müsst ihr euch genau so vorstellen: Ihr schlagt, dieses wunderbare Buch auf und schon vom Vorsatzpapier leuchten einem goldene Möhren auf königsblauem Grund entgegen. Noch vor dem ersten Kapitel folgt eine Übersicht der Kaninchen, die für die Geschichte eine wichtige Rolle spielen. Das finde ich zur Abwechslung auch für ein Kinderbuch eine wunderbare Idee, weil es oft selbst als Erwachsene schwerfällt, den Überblick über die vielen Figuren zu behalten. Da wären natürlich zum einen der kleine Shylo und der alte Horatio, von denen ihr nun schon gehört habt. Aber es gibt auch Hopster, ein großes, starkes und schlaues Kaninchen. Oder die königlichen Klopfer, die Kaninchen, die der militärischen Spezialeinheit angehören. Ihr Chef ist der Marschall der Klopfer, der ebenfalls in der großen Höhle unter dem Buckingham Palace herumhopst, genau wie die Haushofmeisterin oder der Generalissimo, dem Oberhaupt der Königlichen Kaninchen.

Die kolorierten Illustrationen im Buch kann man nur als liebevoll, detailreich und wunderschön beschreiben. Jede haarfeine Zeichnung ist eine tolle Ergänzung zur Geschichte und lässt gleichzeitig noch viel Platz für die eigene Fantasie. Besonders gefallen haben mir wie immer die Darstellungen der Innenräume, das heißt der Höhle von Horatio, der großen Höhle der Königlichen Kaninchen von London und der Zimmer im Palast der königlichen Familie. Wie ihr seht, gibt es gemeinsam mit Kindern einiges in diesem Buch zu entdecken und vielleicht begegnen wir ja auch der Queen?

Abgesehen von der wirklich schönen Aufmachung des Buches, hat auch die Geschichte meine Erwartungen übertroffen. Das Autorenduo hat es geschafft, die besondere Entwicklung des kleinen Shylo in eine herzerwärmende Story zu verpacken, die sowohl Abenteuer als auch Spannung ohne Pause verspricht. Ich bin Shylo atemlos in den dunklen Tunnel gefolgt, der ihn von seinem geliebten Zuhause in eine ihm unbekannte Zukunft führte, habe mit ihm gebangt, als er fast von den widerlichen Ratten entdeckt worden wäre und war stolz, wie sehr er sich selbst beweisen konnte, dass er kein Schwächling ist, sondern ein Held. Ich kann euch diese Geschichte deswegen nur ans Herz legen, denn ihr werdet die Figuren lieben, dem Plot atemlos folgen und nicht wollen, dass die Geschichte endet.

Die Sprache der beiden Autoren ist für Erstleser und fortgeschrittene Leser ab 7 Jahren geeignet.

Fazit & Bewertung

Die Königlichen Kaninchen von London von Santa & Simon Sebag Montefiore ist ein wunderschönes Kinderbuch, das sich sehr schön zum Vorlese, Selber lesen oder Verschenken eignet! Wer also noch ein Weihnachtsgeschenk für Kinder ab 7 Jahren sucht, oder sich selbst beschenken möchte, der möge das doch gerne mit diesem tollen Buch tun. Eine wunderbare Geschichte über kindliche Selbstzweifel und das Überwinden der eigenen Ängste, über den Mut und die Bereitschaft für andere einzustehen. Lest es! (Und für diejenigen, die auch nicht genug von der Geschichte bekommen können: Am 9. März 2018 erscheint bereits die Fortsetzung Die Königlichen Kaninchen von London – Flucht aus dem Turm.)
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