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Nancy Frohberg
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Drage

Bewertungen

Insgesamt 81 Bewertungen
Bewertung vom 25.03.2020
Abgefackelt / Paul Herzfeld Bd.2
Tsokos, Michael

Abgefackelt / Paul Herzfeld Bd.2


sehr gut

Als großer Fan von Paul Herzfeld konnte ich mir den Nachfolger von „Abgeschlagen“ auf gar keinen Fall entgehen lassen. „Abgefackelt“ beginnt auch wirklich nur wenige Tage nach der Handlung des letzten Bands. Ganz im Stile vom ersten Teil der Reihe („Abgeschnitten“ zähle ich hier aufgrund der Chronologie nicht hinzu) beginnt das Buch mit einem Prolog, der es in sich hat. Wie man es von Michael Tsokos gewohnt ist, sind die True Crime-Fälle auch in diesem Buch wieder wunderbar und spannend eingearbeitet. Bei Tsokos wird man nicht einfach nur unterhalten, man lernt auch immer wieder etwas. Bezüglich des aktuellen Falls möchte ich nicht zu viel erzählen. Aber Herzfeld bekommt es mit mächtigen und einflussreichen Gegner zu tun. Wie bereits bei „Abgeschlagen“ arbeitet der Autor mit immer kürzer werdenden Kapiteln, je weiter die Handlung voranschreitet. Mir persönlich gefiel das wieder unheimlich gut. „Abgefackelt“ hat mich super unterhalten, die Thematik war interessant und das Tempo hoch und trotzdem konnte es mich nicht so sehr packen wie „Abgeschlagen“. Ich bin allerdings jetzt schon sehr gespannt auf den nächsten Fall von Herzfeld, da am Ende ein fieser Cliffhanger auf Teil 3 lauerte.

Bewertung vom 06.03.2020
Die Wälder
Raabe, Melanie

Die Wälder


sehr gut

"Die Wälder" war mein erstes Buch von Melanie Raabe und ich habe es wirklich gern gelesen. Ich weiß, dass ihre Bücher häufig polarisieren und bin jetzt schon darauf gespannt, wie mir ihre anderen Werke gefallen werden.

Das Buch wird abwechseln aus zwei Perspektiven erzählt. In einer der beiden Perspektiven begleitet man die Hauptfigur Nina. Gleich zu Beginn des Buchs erfährt sie, dass ihr bester Freund verstorben ist und sie kann es kaum fassen. Die zweite Erzählebene begleitet vier Kinder, die im Dorf zwischen den Wäldern leben. Wie es sich für einen Thriller gehört, laufen diese Erzählstränge nach und nach aufeinander zu.

Das Buch erinnert mich irgendwie an Stephen Kings "ES". Die Kinder-Clique, die unbedingt ein Verbrechen auflösen möchte. Die Erwachsenen, die mit dem Tod eines Freundes konfrontiert werden... alle Abschnitte, in denen Nina die Hauptfigur ist, erschienen mir düster und trist, in meiner Vorstellung herrschte fast die ganze Zeit Nacht oder zumindest starke Bewölkung - oder beides. ;-) Die Abschnitte der Clique spielten für mich dabei immer am Tag und ich sah sie förmlich mit ihren Fahrrädern durchs Dorf fliegen - dbei weiß ich im Nachhinein gar nicht mehr, ob Fahrräder überhaupt eine Rolle spielten. :D Beide Erzählebenen haben ihren Charme und gefielen mir. Natürlich wurden von der Autorin gekonnt Cliffhanger gesetzt, die bei mir auch ihre Wirkung zeigten. Ich ertappte mich sogar einmal dabei, die Seiten vorzublättern und einen Blick zu riskieren.

Die Autorin hat in einer sehr angenehmen, lebendigen und bildhaften Sprache geschrieben. Immer wieder folgten kleinere und größere Twists, die mich wirklich oft (aber nicht immer) überraschen konnten. Diese Twists setzte die Autorin ab der zweiten Buchhälfte vermehrt ein und dadurch hat sie mich regelrecht durch die Seiten gepeitscht. Die Auflösung(en) gefiel(en) mir auch wirklich gut und das Ende war wunderbar ausgearbeitet - zuerst hatte ich Zweifel und dachte Logikfehler entdeckt zu haben. Das war aber nicht so. Ich war nur zu ungeduldig. ;-)

Alles in allem ein toller Thriller, der unblutig mit wenig actionreichen Szenen aufwartet, aber mich aber aufgrund seiner psycholgischen Komponente trotzdem wirklich fesseln konnte. Ich wurde einige Male überrascht und habe das Buch wirklich gern und schnell gelesen. "Die Wälder" ist ein Buch, das in meinen Augen auch verfilmt, wunderbar funktionieren könnte. Drücken wir der Autorin mal dafür die Daumen. :-)

Bewertung vom 06.03.2020
Sieben Lügen
Kay, Elizabeth

Sieben Lügen


sehr gut

Das Buch von Elizabeth Kay sprang mir - wie es so oft passiert - durch das interessante Cover ins Auge.

Im Buch selbst geht es um Jane und ihre beste Freundin Marnie. Jane, die auch als Erzählerin des Romans fungiert, ist eine sehr interessante Figur. Während des Lesens haben sich meine Gefühle ihr gegenüber mehrfach gewandelt: von Mitleid, über Gleichgültigkeit bis hin zu Abscheu. Wieso erzähle ich euch natürlich nicht, da ich hier den interessierten Noch-nicht-aber-bald-Lesern nicht vorgreifen möchte. ;-)

Das Buch hat eine clevere Aufteilung in drei Abschnitte, die die sieben Lügen des Titels beinhalten. Begonnen hat es mit Lüge Nummer eins, einer Notlüge: "Ja, ihr seid ein tolles Paar." Ich denke, eine Lüge dieser Art könnte jedem von uns herausrutschen, wenn man eine Freundin nicht verletzen möchte oder gar Angst um die Freundschaft zueinander hätte. Genauso geht es Jane. Doch diese eine Lüge zieht immer weitere und schwerwiegendere Lügen mit sich.

Jane spricht im Verlauf des Buchs zu uns Lesern und man wundert sich über diese direkte Ansprache. Sie macht das Buch aber auch besonders. Im zweiten Abschnitt drängte sich mir der Verdacht auf, dass Jane vielleicht doch eine andere Person anspricht, ob ich Recht hatte, müsst ihr selbst herausfinden. ;-)

Der Schreibstil des Buchs ist ähnlich speziell wie die Freundschaft der beiden Frauen. Wirklich oft tauchen Sätze und Abschnitte auf, die ich enorm sprachgewaltig und feinfühlig fand. Jedes Wort saß und verlieh dem Gesagten eine große Bedeutung. Ich denke, Beispiele zeigen am besten, was ich meine:

"Ich hasste ihn. Ich hasste ihn auf eine allumfassende, brennende, biblische Art."

"Marnie ist das Licht, und ich bin die Dunkelheit."

"Dein Herz ist nun zwei Herzen geworden, und eines davon wird stets irgendwo anders schlagen."

"Die Trauer folgt keiner Logik. Es gibt schlicht Zeiten, in denen es erträglich ist, und dann ist sie es wieder nicht."

Diese Sätze fand ich so kraftvoll und schön, dass ich sie beim Lesen aufgeschrieben habe.

Für manche Leser mag der Roman so scheinen als gäbe es Längen. Ich jedoch empfand jedes Kapitel über die Vergangenheit, die Freundschaft, die Familie, die Partner als wichtig. Wichtig um Jane zu verstehen und das Bild, was sich uns zeigt Stück für Stück zusammenzusetzen. Auch wenn der vermeintliche "Showdown" recht früh im Buch erfolgt ist, so wurde es auch danach für mich nicht langweilig. Die Dynamik zwischen den beiden Frauen hat sich verändert und unterschwellig merkte ich die ganze Zeit eine Bedrohung, die über allem schwebte. Diese bedrückende Stimmung hat mich regelrecht durch die Seiten getrieben.

Das Buch würde ich dabei trotzdem nicht als Thriller einstufen. Für mich ist es eher ein Psychogramm einer Freundschaft in Form eines psychologischen Spannungsromans.

Das Ende gefiel mir gut und hat das Buch abgerundet. Nicht alles wurde dabei auserzählt. Für einige mag das vielleicht unbefriedigend sein. Ich jedoch empfand es als passend und würdigen Abschluss. Für alle Liebhaber von psycholgisch ansprechenden Büchern gibt es daher eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 28.02.2020
Wie die Schweine
Bazterrica, Agustina

Wie die Schweine


ausgezeichnet

„Wie die Schweine“ ist ein Roman, der klar auf Schock ausgerichtet ist. Die Autorin möchte Entsetzen erzeugen, die Menschen anregen nachzudenken. Dabei schreckt sie weder vor bildhaften, brutalen Szenen zurück, noch vor einigen Passagen, in denen die Gefühle die Hauptfigur Marcos schier übermannen. Er arbeitet als rechte Hand eines Schlachthof-Besitzers und kümmert sich um Zulieferer, Kunden aber auch den Schlachtbetrieb als solchen. Man begleitet ihn während des Lesens in kurzen Kapiteln und einer neutralen Erzählweise durch seinen Alltag. Einen Alltag, der ihn nach einem persönlichen Schicksalsschlag nur noch anekelt, da sich sein komplettes Sein fast ausschließlich um den Tod (bzw. um das Kind beim Namen zu nennen: um die Ermordung von Menschen!) dreht.
Die Geschichte spielt dabei in einem Argentinien, das der Zensur unterliegt. Regiert von einem Regime, das keine Kritiker zulässt. Sollte man das Schlachten von „Stücken“ als Mord bezeichnen oder gar von Kannibalismus reden, landet man selbst auf dem Teller seiner Mitbürger. Grund für all diese Abscheulichkeiten ist ein Virus, mit dem sich alle Tiere weltweit infiziert haben. Ein Virus, der für die Menschen tödlich endet – egal, ob sie das Fleisch der infizierten Tiere essen oder von ihnen gekratzt oder gebissen werden. Als Vorsichtsmaßnahme wurden aus diesem Grund alle Tiere getötet: Haustiere, Nutztiere, Wildtiere - alle Tiere, die man auffinden konnte. Marcos jedoch vermutet, dass der Virus von der Regierung erfunden ist oder gezielt in Umlauf gebracht wurde, um sich durch den Verzehr von „Spezialfleisch“ auch von Problemen wie Überbevölkerung und Armut loszusagen.

„Wie die Schweine“ zeigt auf, was wir Menschen schon jahrelang den Tieren antun und hält unserer Konsumgesellschaft erschreckend realitätsnah einen Spiegel vor! Es gibt im Roman so viele „interessante“ Einblicke in diese grausame Zukunftsversion, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Katastrophale Haltungsbedingungen, Besamungen, Melkmaschinen, Wachstumshormone, Labor-Versuche, Schlachthof-Bewerber, die Spaß am Töten empfinden… ein Schockmoment jagte wirklich den nächsten. Es gibt Jagdreviere, in denen nun statt Tieren „Stücke“ gejagt werden – am liebsten sind den Jägern trächtige Weibchen, da diese sich mehr wehren (ekelhaft!). Selbst alte Menschen werden in dieser dystopischen Welt nicht mehr auf dem Friedhof bestattet. Es gibt nur noch Scheinbestattungen, da selbst Friedhöfe von Aasfressern geplündert wurden. Besonders wohlhabende Personen halten sich Heimstücke, die sie dann nach und nach essen. Das heißt auf gut deutsch: In einer gekühlten Vorratskammer steht ein lebendes „Stück“, dem man heute einen Arm abschneidet und in der nächsten Woche ein nächstes Körperteil, um möglichst frisches Spezialfleisch auf den Tisch zu bringen! Es ist echt ein krank!
Ich weiß nicht, ob ich froh oder traurig war, als der Roman endete. Ein bisschen von beidem vermutlich. Froh, weil das Schrecken ein Ende hatte; traurig, weil dieses Buch echt großartige Literatur und Gesellschaftskritik ist. Das Ende hat mich überrascht – auch wenn ich mir noch mehr Informationen zum Fortgang gewünscht hätte und die Geschichte auf keinen Fall auserzählt scheint, so war ich doch sehr angetan vom kompletten Roman!

„Wie die Schweine“ regt zum Nachdenken an – auf sehr vielen verschiedenen Ebenen. Politik,Tierhaltung und Tierwohl, Profitgier, Konsumverhalten, Armut, Überbevölkerung, Moral und Ethik. All das spielt eine Rolle und trotzdem ist es ein spannender Roman, der beim Lesen mitfühlen und mitfiebern lässt. Von mir gibt es eine eindeutige Leseempfehlung, für alle, die sich diese Themen zutrauen. Ich habe mein erstes großes Jahreshighlight gefunden!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.01.2020
Nebeljagd
Hofelich, Julia

Nebeljagd


ausgezeichnet

„Nebeljagd“ ist der zweite Fall für die Anwältin Linn Geller. Bereits das erste Werk der Autorin Julia Hofelich konnte mich als Vielleserin im Krimi-Genre vollends begeistern. Sie hat es mit „Totwasser“ wunderbar geschafft mich in die Irre zu führen. Umso gespannter war ich natürlich, ob es ihr auch erneut gelingen würde.
In „Nebeljagd“ vertritt Linn diesmal Jo Haug, für den die Karten durchaus schlecht stehen. Er ist sofort der Hauptverdächtige als seine Pflegemutter in seinem Heimatort tot aufgefunden wird, gestorben an einer Überdosis Insulin. Der Insulinpen wurde bei Haug gefunden, er wurde außerdem gesehen als er den Tatort fluchtartig verließ und das ganze Dorf ist sich sicher, er ist ein Mörder. Es gibt durchaus Mandanten, die einfacher zu vertreten sind. Als Haug seitens der Staatsanwaltschaft auch noch eines weiteren abscheulichen Verbrechens aus der Vergangenheit beschuldigt wird, bekommt es selbst Linn als seine Anwältin mit der Angst zu tun.
Die beiden Hauptcharaktere (Linn und Götz) wurden von Julia Hofelich wie bereits im ersten Teil mit viel Liebe zum Detail und einiger Ecken und Kanten gezeichnet, die dazu führten, dass ich sie direkt ins Herz geschlossen hatte. Die Figurentiefe hat die Autorin im zweiten Teil genauso fortgeführt. Die beiden sind sehr authentisch und handeln glaubwürdig. Auch die anderen Charaktere waren so toll ausgearbeitet, dass ich zu jedem eine Meinung hatte. Keiner von ihnen war mir egal. Ich wusste, wen ich mag und wen ich nicht mag. Nur bei Haug war ich hin- und hergerissen zwischen Mitleid und Abscheu, da ich einfach nicht wusste, ob er die Wahrheit sagt. So ging es auch Linn Geller, die bei ihren Ermittlungen auf viel Gegenwehr in der Dorfgemeinschaft trifft: „Was genau hatte sie eigentlich herausgefunden, dass die Leute so gegen sie aufbrachte? War es wirklich nur die Tatsache, dass sie Haug vertrat?“
Der Fall Jo Haug hat eine unheimliche Sogwirkung auf mich gehabt. Schlag auf Schlag kamen neue Fakten hinzu, die vieles, was man zu glauben wusste, wieder in Frage stellten. Ich habe immer wieder meine Meinung geändert und wusste beim Lesen irgendwann gar nicht mehr, was ich glauben sollte. Ich kam einfach gar nicht zum Durchatmen. Fasziniert, angeekelt und gespannt, habe ich die Seiten gelesen. Fasziniert von Linns Mut und Beharrlichkeit, angeekelt aufgrund der teils sehr realistisch beschriebenen Leichen und gespannt, ob ich meiner Meinung noch trauen kann, obwohl mich die Autorin mit neuen Erkenntnissen bei den Ermittlungen ständig wieder verunsicherte.
Dass die Autorin hervorragend schreibt, habe ich bereits im ersten Teil erfahren. Auch in „Nebeljagd“ gefiel mir der Schreibstil wieder richtig gut. Flüssig, bildlich, klar, ohne Längen aber mit einer Detailtiefe, die immer die richtige Atmosphäre und Stimmung bei mir erzeugte - und das alles ohne stilistische Mittel wie Zeit- oder Perspektivwechsel – die einzige Ausnahme bildet der Prolog. Obwohl es mich bei vielen Autoren langweilt, wenn der Stil zu monoton gehalten ist, fand ich es hier genau richtig. Die Spannung war so schon kaum zu ertragen. ;-)
Dieser Krimi ist voll von Wendungen, Lügen, düsteren und beklemmenden Szenen. Es geht hier nicht nur um Mord. Es geht um viel, viel mehr! Leider kann ich nichts davon verraten, da die Gefahr zu spoilern einfach zu groß ist. Ich kann aber sagen, dass ich fantastisch unterhalten wurde und vom Ende absolut begeistert bin. Julia Hofelich hat jedes Detail, jedes noch so kleine Indiz und jede verdächtige Szene lückenlos erklärt. Oft ist es so, dass man im Genre Krimi und Thriller Logiklücken findet oder manche Dinge einfach unklar bleiben. Ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber ich mag das absolut nicht. Ich finde es toll, wie alles ineinander greift und nichts ohne Bedeutung zurückbleibt. Wirklich kein Absatz war hier zu viel oder zu wenig! Perfekt! In meinen Augen hat sich die Autorin zum ersten Teil noch einmal gesteigert. Wenn ich könnte, würde ich mehr als fünf Sterne vergeben!

Bewertung vom 27.01.2020
Falling Skye / Skye Bd.1
Frisch, Lina

Falling Skye / Skye Bd.1


sehr gut

Nach einer katastrophalen Fehlentscheidung hat sich in den Vereinigten Staaten von Amerika viel geändert. Die Kristallisierung hat begonnen und so sind die USA zu den „Gläsernen Nationen“ geworden. Hier werden die Menschen nun in zwei verschiedene Traits unterteilt. Es gibt die Emotionalen und die Rationalen. Emotionale dürfen fortan nur gewisse Berufsfelder ergreifen, die beispielsweise im Sozialwesen liegen. Ärzte, Anwälte und Politiker sind nur noch für Rationale ergreifbare Berufe. Mit 18 Jahren erfolgt die Testung der Jugendlichen und somit auch die Bestimmung über ihr weiteres Leben. Doch plötzlich werden auch alle 16-Jährigen zur Testung einberufen. Mitten unter ihnen Skye, die sich nichts sehnlicher wünscht als mit ihrem besten Freund Elias an der Cremonte Universität zu studieren - eine Universität, die nur für Rationale zugelassen ist. Sie ist vor der vorgezogenen Testung besonders aufgeregt.

Ein mysteriöser Unbekannter, der den Auftrag hat, Skye auf jeden Fall zum rationalen Trait zu verhelfen, bringt ebenfalls direkt zu Beginn Spannung in die Ereignisse. Er schafft es sich als Testleiter Alexander auszugeben und gibt sich fortan größte Mühe Skye´s emotionale Fehltritte zu vertuschen. Man erfährt nicht viel über ihn und seine Beweggründe und doch war er mir von Anfang an sympathisch. Zum Großteil erlebt man die Geschichte aus Sicht von Skye, es gibt jedoch auch immer kurze Einblicke aus der Sicht des Unbekannten. Der Schreibstil der Autorin gefiel mir dabei sehr gut, er passte hervorragend zum Buch und transportierte die Gefühle der Charaktere jederzeit.

Besonders gut gefiel mir an diesem Roman, wie die dystopische Welt der Gläsernen Nationen beschrieben und gestaltet wurde. Es waren viele Kleinigkeiten, die dazu führten, dass ich mir die Umgebung sehr gut vorstellen konnte. Für mich ist die richtige Atmosphäre beim Lesen immer einer der wichtigsten Punkte und bei „Falling Skye“ stimmt sie zu jeder Zeit! Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Charaktere und ihre Authenizität. Die Figuren fand ich interessant gestaltet. Neben Alexander gefiel mir Luce am besten. Sie wirkte sehr authentisch und selbstbewusst. Skye hat mich hin und wieder etwas angestrengt, weil sie manchmal etwas naiv handelte. Für mich ist das jedoch kein Kritikpunkt – Teenies dürfen sich in Büchern wie Teenies benehmen. Dass mich dieses Verhalten irgendwann etwas strapaziert, passiert mir aber in Jugendbüchern (und in der Realtiät) öfter. Ich werde halt alt. ;-)
Der Plot brachte immer wieder kleine Wendungen oder auch Schockmomente hervor, die mich überrascht haben und zum zügigen Weiterlesen animierten. Ganz besonders spannend und wendungsreich empfand ich die letzten 100 Seiten. Auch das Ende gefiel mir ausgesprochen gut und macht unheimlich neugierig auf die Fortsetzung.
Ein kleiner Kritikpunkt hat sich aber beim Lesen doch eingeschlichen. Ich fand es etwas unglaubwürdig, dass es dem mysteriösen Unbekannten so einfach gelungen ist, sich als Testleiter in das Athene-Zentrum zu schmuggeln, wo doch die Testungen großer Geheimhaltung unterliegen. Es muss doch Fotos des richtigen Testleiters gegeben haben oder Vorstellungsgespräche? Auch dass der falsche Alexander es regelmäßig schafft, Systemdaten zu löschen oder –abstürze herbeizuführen um Skye zu helfen oder unbeobachtet mit ihr sprechen zu können, bemerkt niemand. Das kann ich mir beim Stand der Technik einfach nicht vorstellen.

Bewertung vom 08.01.2020
Letzte Entscheidung / Die Arena Bd.2
Barker, Hayley

Letzte Entscheidung / Die Arena Bd.2


ausgezeichnet

Bereits der erste Teil der Arena-Dilogie "Grausame Spiele" konnte mich vollends begeistern. Die Fortsetzung "Letzt Entscheidung" stand dem ersten Teil jedoch in nichts nach. Es war eher noch dramatischer, noch mitreißender, noch spannender und somit ein mehr als würdiger Abschluss dieser grandiosen Dystopie!

Wie bereits im ersten Band spielt auch dieser Teil der Geschichte nur an wenigen, dafür jedoch handlungsreichen Tagen. Die Geschichte setzt dabei nicht direkt am Vorgänger an, sondern spielt ein ganzes Jahr nach den dortigen Ereignissen. Auf den Inhalt möchte ich gar nicht groß eingehen, um Lesern, die den ersten Teil noch nicht kennen, nichts vorweg zu nehmen.

Ich kann euch jedoch sagen, dass das Buch einen Kaltstart hinlegt - sofort ist man mitten in einer Verfolgungsjagd. Hayley Barker lässt dem Leser und ihren Charakteren keine Zeit zum Durchatmen. Schlag auf Schlag findet sich eine zukunftsweisende Szene nach der nächsten.

Besonders gut gefiel mir, dass sich die Charaktere im Vergleich zum ersten Teil alle weiterentwickelt haben. Alle haben etwas dazu gelernt und reflektieren die Geschehnisse selbstkritisch. Selbstlosigkeit und Mut zeichnet jeden der Protagonisten ganz besonders aus. Aber auch der Zwiespalt, in dem sie gefangen sind. Hoschikos innere Zerrissenheit bezüglich des Zirkus ist das ganze Buch über präsent und wunderbar schriftstellerisch dargestellt - auch wenn es in meinen Augen etwas zu oft thematisiert wurde. Dafür gefielen mir diesmal Bens Kapitel besser als im ersten Teil. Er ist ein unheimlich starker Charakter geworden und doch ist auch er nicht frei von Zweifeln. Seiner Familie den Rücken zu kehren, war immerhin ein sehr großer Schritt.

Auch die neu hinzukommenden Charaktere werden von der Autorin sehr beeindruckend vorgestellt und wunderbar in das Setting implentiert. Auch wenn die "Neuen" für mich nicht sofort Sympatheiträger worden, so waren sie aber trotzdem uneingeschränkt spannend und haben der Geschichte mehr Tempo und Dramatik eingehaucht.

Auch der Widerstand gegen den Zirkus bzw. die Pure-Herrschaft hat ganz neue Ausmaße angenommen. Im ganzen Land gibt es Aufstände, radikale Gruppen haben sich neu aufgestellt und sogar eine Pro-Dreg-Kandidatin ist in der Politik zu finden. Ich fand diese ganzen Dinge sehr realitätsnah beschrieben und toll in die Story eingebettet. All das geschah seitens der Autorin auch nicht ohne die moralischen Aspekte und die Bedeutung von Menschlichkeit unbeachtet zu lassen. Chapeau!

Natürlich spielt auch der Zirkus wieder eine Rolle. Fulminanter als eh und je, da er in Vivian Banks nun eine sehr einflussreiche Unterstützerin gefunden hat. Die Beschreibungen der Arena sind echt beeindruckend! Auch wenn man weiß, was dort Grausames geschieht, kann man sich einer gewissen Faszination (wie bereits im ersten Teil) kaum entziehen.

Das Finale des Buchs umfasste über 100 Seiten, die ich einfach am Stück lesen musste, weil die Spannung sonst nicht auszuhalten gewesen wäre.

"Die Arena - Letzte Entscheidung" war noch komplexer und emotionaler als der erste Band, da man nun tiefer in die dystopische Welt und in das Gefühlsleben der Charaktere eintauchen konnte. Ich bin traurig, dass mich diese Figuren nun verlassen und würde mich jederzeit euphorisch über ein Spin Off freuen. Die dystopische Dilogie hat mich auf jeden Fall schwer begeistert zurückgelassen! Ein absolutes Must Read für Fans dieses Genre!

Und da mir keine so richtig passenden Schlussworte einfallen, lasse ich Hoshi etwas sagen: "Ich glaube, man merkt schon nach kurzer Zeit, was für eine Art Mensch man vor sich hat. Nicht wegen seiner Hautfarbe der wegen seiner Kleidung, die er trägt, sondern am Licht in seinen Augen, an der Art, wie er lächelt, an seiner Körperhaltung." Seite 336

Bewertung vom 06.01.2020
Das Licht am Ende
Giesdorf, Claudia

Das Licht am Ende


ausgezeichnet

„Das Licht am Ende“ von Claudia Giesdorf ist ein Psychothriller, der mit vielen Emotionen aufwartet. In meinen Augen ist es auch diese Fülle an Gefühlen, die mich so ans Buch gefesselt hat. Natürlich war dies jedoch nur in Verbindung mit der spannenden Story möglich:

Helena zieht auf eine abgelegene Lichtung im Wald. Neben ihrer sind nur zwei weitere Hütten auf dort zu finden. Ihre Nachbarn Anuk und Salim nehmen sie herzlich auf. Alles scheint trotz Helenas Ängsten und Zwängen perfekt für einen Neuanfang bis plötzlich Gegenstände verschwinden und eine unsichtbare Bedrohung die Lichtung erreicht. Alle drei haben mit den Geistern ihrer Vergangenheit zu kämpfen. Doch nur eines dieser Geheimnisse kann tödlich enden.

Mehr zum Inhalt möchte ich auch gar nicht verraten, da gerade die Geheimnisse der drei Hauptfiguren mich zu Beginn neugierig werden ließen. Das Buch beginnt nämlich eher ruhig und im ersten Drittel sind es auch die leisen Töne, die mich gefesselt haben. Die Gespräche, die Helena mit Salim und Anuk führte. Die Beschreibung ihrer Zwänge. Die Erinnerungen an Helenas Kindheit. Die Figurenzeichnung von Salim und Anuk. Ab dem zweiten Drittel steigt die Spannung rapide an. Ich war hier so sehr an die Zeilen gefesselt, dass ich sogar vergaß Notizen für die Leserunde zu machen, an der ich teilnahm. ;-)

Das Buch wird aus der Sicht Helenas erzählt und spielt auf verschiedenen Zeitebenen, die jedoch geschickt in die Story eingewoben sind. Die Autorin hat einen sehr eigenen Schreibstil, der vermutlich nicht jedem Leser zusagt. Ich musste mich zugegebenermaßen daran auch erst gewöhnen. Die Sätze wirkten etwas sperrig auf mich, teils „dramatisch“ und „geschwollen“. Claudia Giesdorf formuliert jedoch mit viel Liebe zum Detail und so gab es auch durchaus Passagen, die für mich schon poetisch oder philosophisch anmuteten. Die Formulierungen sind jedoch auch reich an Beschreibungen und sehr lebendig. Je weiter ich in die Geschichte eintauchte, umso besser kam ich mit diesem besonderen Stil zurecht. Ich habe mir auch Passagen notiert, die mir besonders gefielen. Hier ein Beispiel:

„Liebe kommt und geht jeden Tag. Ihre Macht kann uns erschüttern, ihr Fehlen uns zerstören. Sie zu erkennen und um jeden Preis zu halten, darauf kommt es an.“

Die Erinnerungen an Helenas Vergangenheit, die in die Geschichte eingesponnen erzählt werden, sind erschreckend, brutal, erniedrigend. Sie machten mich traurig und wütend zugleich. Ich fühlte Helenas Hilflosigkeit. Nach und nach holte die Vergangenheit auch Anuk und Salim ein. Der actionreiche Showdown gegen Ende des Buchs war unausweichlich und doch waren es wieder die leisen Töne, die darauf folgten, die mich mehr faszinierten. Sogar ein paar Tränchen habe ich beim Lesen verdrückt. Ganz zum Schluss folgte ein Twist, der alles in Frage stellte, was man gelesen hat und doch alles erklärte. Und zurückbleibt ein Buch, das mich begeistern konnte!

Fazit: Lesenswert, emotional, spannend und besonders! Besonders gut gefiel mir die geheimnisvolle Atmosphäre, die die ganze Zeit beim Lesen mitschwang. Von mir gibt es eine eindeutige Leseempfehlung und volle Punktzahl!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.12.2019
The Black Coats - ... denn wir vergeben keine Schuld
Oakes, Colleen

The Black Coats - ... denn wir vergeben keine Schuld


gut

Was ist der Unterschied zwischen Rache und Gerechtigkeit? Dieser unheimlich schwer zu beantwortenden Frage geht der Jugendthriller von Colleen Oakes auf die Spur.
Thea ist seit dem Mord an ihrer Cousine Nathalie ein anderer Mensch, ein trauriges Mädchen, eine Außenseiterin. So gern würde sie noch etwas für Nathalie tun. Als sie eines Tages einen schwarzen Umschlag der „Black Coats“ findet, zögert sie nicht lang und trifft die Entscheidung diesem mysteriösen Geheimbund beizutreten. Die „Black Coats“ haben es sich zur Aufgabe gemacht, Rache für Frauen zu verüben, denen Leid angetan wurde. Zunächst ist Thea stolz eine von ihnen zu sein, aber nach und nach streuen sich bei ihr Zweifel an den Zielen der Black Coats.
Das Buch ist etwas anders, als ich es erwartet hätte. Ich ging davon aus, dass es eine kleine Gruppe Frauen ist, die hier agiert und sich an denen rächt, die ihnen selbst oder nahe stehenden Personen Leid zugefügt hat. Die „Black Coats“ werden jedoch fast wie ein Unternehmen geführt. Es gibt Hierarchien, strenge Regeln, politisch anmutende Machtkämpfe innerhalb der Organisation und teils sehr hartes Nahkampf-Training für die Rekrutinnen.
Das Buch beginnt sehr heftig. Im Prolog wird die Vergewaltigung an einem jungen Mädchen geschildert – es wird zwar nicht detailliert beschrieben, was passiert, aber die Andeutungen genügen um es sich bildlich vorzustellen. Neben dem schockierenden Prolog werden aber auch die Missionen innerhalb der Black Coats interessant beschrieben. So gab es zum Beispiel Aufträge, die die Mädchen ausführen sollten, um Vergeltung zu üben. Diese Aufträge wurden Balancings genannt und hatten verschiedene Schweregrade: Während bei einem Code Morning die Zielperson nur „erschreckt“ werden sollte, gab es beim Code Evening bereits Gewaltanwendung, damit die Drohung beim Gegenüber auch wirklich ankommt. Diese Einsätze waren echt spannend geschrieben und ließen mich mitfiebern!
Neben den aufregenden Geschehnissen bei den Black Coats lernt Thea im Verlauf des Buchs auch noch einen Jungen kennen, der ihr den Kopf verdreht: Drew Porter. Ich bin kein großer Fan von Liebesgeschichten in Spannungsliteratur, hier fand ich es aber keinesfalls störend. Im Gegensatz zu vielen anderen Romanen, war die Liebe der beiden Figuren für den Plot auch durchaus wichtig und die Entwicklung, die die Geschichte dadurch nahm, gefiel mir sehr gut.
Die Hauptfigur Thea fand ich direkt sympathisch. Sie war durch den Mord an ihrer Cousin gebrochen, aber nicht zerbrochen. Sie war stark, aber in einigen Momenten auch schwach. Sie war taff und doch vorsichtig. Es waren sehr glaubhafte und authentische Charakterzüge, die uns die Autorin hier präsentierte. Auch Drew Porter und die restlichen Black Coats gefielen mir hinsichtlich der Charakterzeichnung gut. Einzige Ausnahme war die leicht übernatürlich anmutende Fähigkeit von Bea, die jeden Menschen innerhalb von Sekunden hypnotisieren konnte. Ich finde das doch ziemlich unrealistisch.
Die Kapitel des Buchs hatten eine angenehme Länge und waren recht kurzweilig, da sie zwischen Theas Privatleben und dem Training bei den Black Coats wechselten. Die Schreibweise war angenehm, locker und war einem Jugendbuch angemessen.
Das Finale des Buchs war echt unheimlich gelungen. Spannung, Action, Twists! Die letzten Seiten haben mir besonders gut gefallen und die Story eben nicht schwarz und weiß anmuten lassen wie ich es zuvor erwartet habe.
Ein tolles Buch für alle, die das Thema Selbstjustiz, #metoo oder einfach nur spannende Lektüre interessiert. Von mir gibt es eine eingeschränkte Leseempfehlung für Fans von Jugendbüchern! Leserinnen und Leser, die dieses Genre eher meiden, werden wohl auch hier nicht auf den Geschmack kommen. Mir persönlich hat das gewisse Extra, der wirkliche Wow-Effekt, irgendwie noch gefehlt. Vielleicht lag es auch daran, dass ich etwas anderes erwartet habe. Ich vergebe 3,5 von 5 Sternen.