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Sillesoeren
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Hürth

Bewertungen

Insgesamt 34 Bewertungen
Bewertung vom 29.01.2009
Seelen
Meyer, Stephenie

Seelen


sehr gut

Romantischer Science Fiction

Seelen ist das erste Buch von Stephenie Meyer, das ich gelesen habe und das war vielleicht auch gut so. Denn ich musste nicht mit den Biss-Romanen vergleichen

Das Szenario: Körperlose, außerirdische Seelen nehmen die Körper der letzten Menschen in Besitz. Sie können nicht einmal so recht verstehen, warum die Menschen etwas dagegen haben, immerhin sind sie selbst viel friedliebender und harmoniebedachter als die Menschen. Melanie wehrt sich besonders heftig gegen die Seele Wanda und lässt sich nicht aus ihrem Körper vertreiben. Nun müssen sich beide einen Körper teilen, das gelingt mal besser mal schlechter, führt aber dazu, dass diese neue Melanie-Wanda emotionale und philosophische Fragen aufwirft, wie man sie üblicherweise nicht aus einem SF oder Fantasy Roman erwartet. Zum Beispiel stellt sich mir beim Lesen die Frage, ob vollkommene Harmonie und Freundlichkeit überhaupt erstrebenswert ist oder alles dann nur noch fade ist? Brauchen wir Menschen ein wenig Aggression und Unfrieden, um überhaupt in Schwung zu bleiben?

Die weit über 800 Seiten lasen sich verblüffend flott und waren auch längst nicht so kitschig, wie zu Beginn befürchtet.

2 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.01.2009
Der norwegische Gast
Holt, Anne

Der norwegische Gast


weniger gut

Solide Unterhaltung ohne Lust auf mehr

Eine klassische Ausgangssituation für einen Kriminalroman: Eine Gruppe wildfremder Menschen ist durch widrige Umstände dazu gezwungen, auf engem Raum beisammen zu bleiben, als ein Mord geschieht. Alle Anwesenden kommen als Täter in Betracht und haben Angst, selbst das nächste Opfer zu werden. Jeder hat eine kuriose Angewohnheit, einen ungewöhnlichen Charakterzug, eine dunkle Vergangenheit. Hinzu kommt eine charismatische Persönlichkeit, die den Fall aufklärt.

Aus diesen Zutaten kann ein erstklassiger Krimi entstehen. So hatte ich es mir auch erhofft, als ich eine Leseprobe las, also bestellte ich mir ein Exemplar. Schade, ein Wenig bereue ich die Ausgabe.

Der Krimi hielt nicht durchgängig, was die Leseprobe versprach. Die nach einem Zugunglück in einem eingeschneiten Hotel festsitzenden Menschen sind mir mitunter zu außergewöhnlich dargestellt. Gab es denn keinen einzigen "normalen" Menschen in diesem Zug? Die Ermittlerin ist mir wegen ihrer schroffen Art sympathisch, ich mag kantige Charaktere gerne - wenn es denn nicht überdreht ist. Gut gefällt mir auch, dass die Spannung (z.B. Passagiere im letzten Wagen) herrlich lange aufrechterhalten wird. Besonders negativ empfand ich beim Lesen die Übersetzung. Ich spreche zwar keine nordischen Sprachen, mir kam es dennoch zum Teil unbeholfen vor, z.B. bei den Sprüngen zwischen "du" und "Sie".

Nun, nach der Lektüre, bin ich erst recht nicht sicher, ob ich noch einen anderen Roman von Frau Holt lesen will.

Bewertung vom 29.01.2009
Firmin
Savage, Sam

Firmin


ausgezeichnet

Kein Buch für trübe Herbsttage

Firmin schaute mich vom Cover des Buchs an und hatte all meine Sympathien und mein Mitleid. Auch ohne vorher gewusst zu haben, dass er als 13. Junges seiner Rattenmutter vergeblich nach deren 13. Zitze suchte, wusste ich allein beim Anblick des Covers, um was für einen armen Wicht es sich handelte. Und wie gut doch der Zeichner die Beschreibung des Autors umgesetzt hat! Auch der Rough Cut könnte besser gar nicht zu einer Ratte passen, die sich in Ermangelung von Muttermilch von Büchern ernährt. Oberflächlich gesehen könnte ich mich an die vielen enttäuschten Rezensionen anhängen, die Dialoge und Handlungen vermissten. Genau das macht doch dieses Buch aus! Der arme Firmin ist in einem Rattenkörper gefangen, in dem er eben nicht sprechen, tanzen, schreiben,... kann, sondern ganz auf die Literatur, seine Gedanken und seine Träume zurück geworfen wird. Selbst sein Ausflug zum Park und sein Einzug ins Schuhkarton-Hotel wären aus meiner Sicht nicht nötig gewesen. Wer ein fröhliches Buch erwartet, wird enttäuscht. Mir bleibt das Lachen im Hals stecken, wenn Firmin von "Biblio-Bulimie" schreibt oder feststellt, dass er sich theoretisch zwar in Gebärdensprache verständigen könnte, aber mit seinem Rattenkörper nur "Auf Wiedersehen Reißverschluss" sagen kann. Wer sagt denn auch, dass ein Buch den Leser zum Lachen bringen soll? Ich bin fasziniert von der melancholischen, nachdenklichen und traurigen Stimmung, die so deutlich zeigt, wie sich Menschen verhalten, wenn alles verloren zu sein scheint: Wie also der Buchhändler zwar seinen Laden nicht schließt, aber den Staub nicht mehr wischt. Wie Menschen ihr letztes Geld in ein Pornokino tragen. Wie eine Feuerleiter zum Balkon und damit zum letzten Rest Freiheit wird. Sehr passend finde ich dabei, dass der Autor sein Buch im Boston der 1960er Jahre spielen lässt. Ich mag die bildreiche Sprache des Autors und habe Firmins Umgebung stets vor Augen. Ich liebe die vielen unterschiedlichen Bücher, die aus den Regalen geholt werden. Von den beiden Menschen in Firmins Leben könnte ich wahrscheinlich sogar ein Pantombild zeichnen. Und stets wartete ich gespannt darauf, zu erfahren, wie es denn diese traurige Ratte geschafft hat, ihre Memoiren zu Papier zu bringen. Firmin ist für mich eine ganz typische Leseratte, die trotz aller depressiven Phasen immer noch versucht, das Beste aus ihrem Leben zu machen. Und seine Autobiografie war mir ein angenehmer Lesestoff.

Wer allerdings ohnehin zu Depressionen neigt, dem sei gesagt: dies ist kein Buch für trübe Herbsttage.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.01.2009
Obsession
Kanehara, Hitomi

Obsession


schlecht

Beim Lesen dieses Buches fielen mir die zehn Grundrechte des Lesers ein, die ich irgendwo einmal gelesen hatte. Besonders "Das Recht, ein Buch nicht zuende zu lesen!" stand mir schon bald so deutlich vor Augen, dass ich mich nur mit großer Mühe überhaupt dazu durchringen konnte, es nicht vorzeitig abzubrechen.

Was schon mit einem "naja"-Gefühl auf den ersten Seiten begann, steigerte sich so schnell zu einer Katastrophe, dass mir beim Lesen flau wurde. So etwas schlechtes habe ich schon sehr lange nicht gelesen.

Der zunächst noch gutwillig als locker gewertete Schreibstil rutschte immer mehr ins Plumpe, Obszöne, Nervige, Grottenschlechte ab. Eine Handlung konnte ich nicht erkennen, die vielen japanischen Namen bleiben ohne hinreichende Verknüpfung mit einer Firgur, die ich mir merken wollte.

Was soll ich nun von den Japanern halten, wenn die diesen Roman und seine Autorin so gut finden, dass die Rede von "Bestseller" ist? Oder war der Übersetzer bei seiner Arbeit besoffen? Wie schlecht muss eigentlich ein ausländischer Autor sein, damit seine Werke in Deutschland nicht übersetzt und publiziert werden? Diesen Platz im Verlagsprogramm hätte man lieber dem Erstlingsroman eines deutschen Autors zugeteilt.

Ich bin soooo glücklich, dass ich vor und nach diesem Buch richtig gute Romane in die Finger bekommen habe, sonst wäre mein Lesestart ins neue Jahr sehr frustrierend gewesen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.