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buecherweltenbummler
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Rheinland-Pfalz - Mudersbach

Bewertungen

Insgesamt 34 Bewertungen
Bewertung vom 10.10.2022
Das Wunder von Bahnsteig 5
Pooley, Clare

Das Wunder von Bahnsteig 5


ausgezeichnet

Das Wunder von Bahnsteig 5

Jeden Tag fahren sie im selben Zug ab Bahnsteig 5: Das schüchterne Mädchen in Schuluniform. Der Typ im maßgeschneiderten Anzug, der zu laut telefoniert. Der sympathische Mann, der anderen seinen Platz überlässt. Die junge Frau mit dem Buch. Und die Schrullige, die man nie ohne riesige Handtasche und Französische Bulldogge neben sich sieht. Erst als einer von ihnen an einer Traube zu ersticken droht, sollen aus den Fremden Menschen mit Namen werden. Und bald schon Freunde. Das ist die Geschichte von Martha, Piers, Sanchay, Emmie und Iona.

Nach einer kleinen Leseflaute war es dieses Buch, das mir die Freude am Lesen zurückgebracht hat. Dabei handelt es sich um einen Roman, der sich den Problemen und Lebenskrisen seiner Protagonisten widmet und anhand des Dreh- und Angelpunkts Iona für alles eine Lösung findet.

Clare Pooley hat sich ihren Charakteren in einer Weise genähert, die frei von Kitsch ist und gleichzeitiga ein gutes Gefühl vermittelt. Hierbei greift sie eine Frage auf, die sich vielleicht alle Bahnfahrer stellen: Wer steckt eigentlich hinter dem grauen Anzug? Dem Buch? Der Uniform und dem rosa Kleid?

Spannend wird die Erzählung dadurch, dass gerade an dem Punkt, an dem die Leser*innen bereits ein Happy End vermuten, mehrfach überrascht werden.

Eine herzerwärmende Geschichte, die Lust auf mehr macht!

Bewertung vom 07.10.2022
Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens / Monsieur le Comte Bd.1
Martin, Pierre

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens / Monsieur le Comte Bd.1


ausgezeichnet

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens

Als einziger verbliebener Sohn der Familie Chacarasse hat man es nicht leicht. Denn man erbt nicht nur ein gewaltiges Sümmchen, die nette Villa der Adelsfamilie und die Hausdame, sondern auch die Verpflichtung des Tötens. Als Lucien seinen Vater am Totenbett das Versprechen gibt, das Familienunternehmen weiterzuführen, befindet er sich in einer delikaten Zwickmühle: Er hat so gar keine Lust aufs Killen und würde lieber sein Leben als südfranzösischer Casanova und Restaurantbetreiber fortführen. Dummerweise ist da aber noch sein Onkel Edmond, der ihm sehr genau auf die Finger schaut. Und bald schon einen pikanten Auftrag hat.

Sonne, gutes Essen, eine kleine Stadt, durch deren Gassen wir schlendern, und das fabelhafte Faulenzen laden uns zum Verweilen in diesem sommerlichen Kriminalroman ein. Wäre da eben nicht noch die Sache mit dem Profikillen. Als Leser*in empfindet man fast schon Mitleid, als Lucien sein unbeschwertes Dasein aufgeben muss, doch ganz ehrlich: Urlaub ist mal ganz nett, aber aufregend wird's doch erst mit einem spannenden Job.
Der Clan der Chacarasses erinnert dabei ein wenig an die Mafia - eiskalt, gut organisiert, bestens ausgebildet und immer mit einer versteckten Drohung im Gepäck.
Authentisch gewürzt ist das Ganze mit einer guten Brise französischer Redewendungen, was das Lesen zu einem ästhetischen Erlebnis werden lässt.

Pierre Martin hat nach Madame le Commissaire einen sonnigen Kriminalroman verfasst, der das Töten mal von einer anderen Seite beleuchtet. Morbide gesagt: Was muss, das muss.
Schöne Lektüre zum Entspannen, Genießen und Schmunzeln. Hinter vorgehaltener Hand natürlich!

Bewertung vom 05.10.2022
Miss Kim weiß Bescheid
Cho, Nam-joo

Miss Kim weiß Bescheid


ausgezeichnet

Miss Kim weiß Bescheid

Es sind die Frauen, die sich den Kindern widmen. Es sind die Frauen, die sich den Alten widmen. Und es sind die Frauen, denen jegliche Anerkennung verweigert und jeder berufliche Weg erschwert wird.

Cho Nam-Joo behandelt in acht Erzählungen die Biografien acht unterschiedlicher Mädchen und Frauen, die aufgrund ihres Geschlechts zum Scheitern verurteilt sind und trotzdem ihren persönlichen Kampf gegen die sozialen Ungerechtigkeiten Koreas fortsetzen. So weigert sich die stellvertretende Schulleiterin nicht nur, ihren Enkel zu betreuen, sondern begeht mit der innerfamiliären Verweigerung einen gesellschaftlichen Tabubruch. Sie bricht aus. Aus Konventionen und Erwartungen.
Sie ist nur ein Beispiel des feministischen Widerstands. Denn mit ihren leisen und fast schon sachlich geschilderten Geschichten zeigt die Autorin Auswege aus den Zwängen eines frauen- und mütterfeindlichen Koreas auf.

Cho Nam-Joo ist eine Revolutionärin. Sie deckt auf, transportiert und ruft zum Protest auf. Dies gelingt ihr ganz ohne erhobene Faust und Parolen. Dafür benötigt sie nur ihre Stimme, die in ruhigen Tönen der Welt die Situation von Frauen in Korea nahebringt. Das Wichtigste, was wir daraus lernen: Wir haben viele Gemeinsamkeiten.

Bewertung vom 03.10.2022
Weißer Rabe
Dehouck, Bram

Weißer Rabe


ausgezeichnet

Weisser Rabe

Nachdem Stefanie monatelang die Arbeit für zwei Personen erledigen musste, ist endlich der Neue da, der die Stelle ihrer ehemaligen Kollegin ausfüllt. Er heißt Nick Farkas. Er ist jung. Er ist attraktiv. Er bringt neue Ideen in die Firma. Und er setzt alles daran, um dich in den Wahnsinn zu treiben.

"Weißer Rabe" ist ein Psychothriller, wie er sprichwörtlich im Buche steht. In drei Teile gegliedert, handelt der Beginn der Geschichte davon, wie die Marketing-Frau Stefanie von ihrem Kollegen tyrannisiert wird. Aufgrund der Unverschämtheiten des Nick Farkas, der heftigen Dialoge und der extrem kurzen Kapitel nimmt der Roman eine enorme Dynamik an. Als Leser*in steht man regelrecht unter Druck, unbedingt weiterzulesen, um den Protagonisten fallen zu sehen. Doch genau hier bricht die Geschichte mit den Erwartungen der Lesenden und schafft so einen Überraschungseffekt.

Die Sprache des Autors ist klar, einfach und dynamisch. Die Dialoge machen darüber hinaus richtig wütend, da sie den Kontrast zwischen einem Narzissten und der Schwäche seines Opfers verdeutlichen. Thematisch schafft Bram Dehouck zwar nichts Neues, doch als Leser*in ist man permanent gefordert, ein Verbrechen zu rekonstruieren, da es mehrere Verdächtige, aber auch viele Ungereimtheiten gibt.

"Weißer Rabe" ist genau das Richtige für diejenigen, die ab und an mal gerne Bluthochdruck haben und Pageturner lieben.