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Benutzername: 
Johannes W. Leppin
Wohnort: 
Nürnberg
Über mich: 
Die Ausgeburt des Postmodernismus ist ein infantiler, nihilistischer Fanatiker.

Bewertungen

Insgesamt 33 Bewertungen
Bewertung vom 23.02.2023
Vom Götterstreit zum Kampf der Ideologien
Fuchs, Theodor

Vom Götterstreit zum Kampf der Ideologien


weniger gut

"Diese Buch hat in erster Linie nicht Kriegs- oder Militärgeschichte zum Inhalt"... Mit diesen Worten beginnt das knapp 500 Seiten starke Werk von Theodor Fuchs. Leider wurden meine Erwartungen, mehr über hintergründige Glaubenssysteme und die systematischen Entwicklungen, die dazu führten, wie sich Kriege im Hinblick auf ideologische Muster ergaben und welche Dynamiken dahinterstanden nur unzureichend erfüllt. Zu häufig verliert sich der Autor entgegen seiner Beteuerung in historischen Abhandlungen und detaillierten Beschreibungen über Personen, Taktiken und Strategien.
Ich kann dieses Buch, wenn überhaupt als historisches Nachschlagewerk zur Ergänzung empfehlen, was nicht meinem Ansinnen entsprach, daher auch die ungnädige Bewertung. Für eine politische Betrachtung des Zeitgeschehens eignen sich andere Werke weitaus besser.

Bewertung vom 22.02.2023
In die Sonne schauen
Yalom, Irvin D.

In die Sonne schauen


sehr gut

Hilfreiche Lektüre: Durch seine langfjährige Erfahrung als Psychotherapeut und seine noch längere als Mensch verfügt der Autor über einen fundierten Erfahrungsschatz, der helfen kann, mit der Realität des Todes besser umzugehen und Ängste abzubauen.
Die Vorstellung von "einem Leben nach dem Tod", so eine zentrale These, könne in einer aufgeklärten Welt keinen ausreichend funktionalen Ansatz darstellen, um Trost zu finden und Todesfurcht zu überwinden. Stattdessen nähert sich Irvin D. Yalom dem Thema mit philosophischen Ansätzen, die auch Atheisten zugäglich sind und geht anhand zahlreicher Beispiele aus der Praxis auf seine Therapieansätze ein, die den meisten modern etablierten Methoden nicht entspricht und gerade deshalb eine Bereicherung für Patienten und Therapeuten gleichermaßen darstellen sollen.
Der bereits als Romanautor erfolgreiche Schriftsteller überzeugt auch in diesem Genre und schafft es ein therapeutisch wertvolles Buch zu präsentieren.
Wenn man Kritikpunkte finden möchte, wären diese zum einen, dass man den Eindruck bekommen könnte, der Autor lehne beharrlich die Existenz einer höheren Mach an sich ab, was allerdings nicht seinem intellekt entsprechen würde, und dass nicht tiefer auf die hintergründige, noch fundamentalere Furcht - die Angst vor Sinnlosigkeit - eingegangen wird ( ich empfehle hierzu Manfred Hanglberger: "Signale des Unbewußten - Ängste verstehen und bewältigen").
Insgesamt empfehle ich dieses Buch Jedem und insbesondere natürlich Allen, die die Furcht vor dem Tod besonders beschäftigt.

Bewertung vom 05.02.2023
Politische Männlichkeit
Kaiser, Susanne

Politische Männlichkeit


gut

Toxische Lektüre: Die Betrachtung von Ideologen aus dem jeweils entgegengesetzten politischen Lager folgt auch in diesem Buch einem bekannten Muster. Bereits am verwendeten Vokabular erkennt man schnell, wessen Geistes Kind die Autorin ist. Im Zentrum steht, wie für radikale Kräfte üblich die Konstruktion des Feindbildes, so wie es hier beim politischen Gegner (korrekterweise) beobachtet wird, was an die biblische Parabel vom Splitter im Auge des Bruders erinnert (Bergpredigt). So stellt Susanne Kaiser zahlreiche, zum größten Teil sauber recherchierte Fakten und gemachte Beobachtungen in den Dienst ihrer eigenen Ideologie, was einen echten Erkenntnisgewinn auf Kosten der entsprechenden Doktrin verhindert, zu chronischen Fehlschlüssen und Unterstellungen führt und eigentlich der Abschottung des eigenen Weltbildes dient. Ausgangspunkt der entsprechenden Dystopie ist in diesem Fall das Image des sogenannten Incels, eines von Frauenhass getriebenen Psychokillers; eine Vorstellung, die der Kommunikation in entsprechenden Kreisen folgend nicht abwegig erscheint und sich, wie in den Bekennerschreiben zu verschiedenen Terrorakten dargelegt, bereits erwiesen hat. Von diesem Anker ausgehend wird schließlich in gewohnter Manier die entsprechende Weltverschwörung (im vorliegenden Fall das Patriarchat) aufgebaut, ganz so wie anhand der gegenseitigen Ideologie beschrieben. Ohne die Ironie zu erkennen, aber nicht ohne eine gewisse intellektuelle Raffinesse wird rasch jede Opposition, zunächst jede Art männerbezogener politischer Initiative, schließlich Staatsoberhäupter mit der „falschen“ Gesinnung, die Katholische Kirche , Intellektuelle, mit denen sie sich nicht messen kann (ob sie Jordan Peterson, der bekanntlich keine Gelegenheit auslässt, sich gegen jede Form der Identitätspolitik auszusprechen tatsächlich für einen Maskulinisten hält oder einfach eine unaufrichtige Diffamierung führt bleibt offen) und letztlich jede Instanz, die sich nicht der links-radikalfeministischen Doktrin unterwirft mit diesem Strohmann verbunden, was in seinen Grundzügen dem Algorithmus der klassischen Ideologien und damit dem moseanischen Mythos (nach Lewis S. Feuer) entspricht. Ich kann dieses Buch dennoch unter Vorbehalt empfehlen, da die Hintergrundthematik interessant ist und die linksideologische Perspektive musterbeispielhaft ausgeführt wird, was zu einem ganzheitlichen Einblick in das politische Zeitgeschehen beitragen kann, insofern man zu kritischem Denken in der Lage und dazu bereit ist, sich auch mit der Gegenperspektive auseinanderzusetzen. Ich empfehle hierzu bespielhaft die Lektüre des maskulistischen Ideologen Arne Hoffmann (z.B. Männerbeben oder aktuellere zum Themenfeld Geschlechterpolitik).

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