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Jedida
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Unfinden

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Insgesamt 42 Bewertungen
Bewertung vom 26.03.2023
Der Liebeskummer-Ausweg
Bolohan, Amelia

Der Liebeskummer-Ausweg


ausgezeichnet

Einfühlsamer Liebeskummerratgeber mit vielen praktischen Tipps
„Wenn wir etwas sehr Schmerzhaftes erleben … reagieren Körper und Seele gleichermaßen. Der Liebeskummer zwingt uns eine Art Auszeit auf.“
Die Autorin führt gleich zu Beginn aus, dass von der Gesellschaft „lange Beziehungen bewundert und gefeiert“ werden. Kürzere Beziehungen hingegen werden als Versagen gewertet – man hat es wieder nicht geschafft, war nicht liebenswert, hübsch, klug oder was auch immer genug oder hat nicht genug an sich und der Beziehung gearbeitet.
Als wäre der Schmerz einer Trennung nicht genug, schlägt man sich also noch mit den Meinungen der anderen herum. Und selbst wenn man der I-AM-ENOUGH-BEWEGUNG angehört, in Momenten der Trennung und des damit einhergehenden Schmerzes ist es wenig hilfreich, wenn andere meinen, die Trennung können ja kaum so schmerzhaft sein, so kurz, wie man zusammen war. Für das Scheitern schreibt man sich sowieso oft selbst die Schuld zu.
Sinngemäß sagt die Autorin zudem, dass man sich schnell an einen Menschen gewöhnt, es dennoch aber Monate und Jahre dauern kann, bis man den Verlust verwunden hat. Auch das kann ich bestätigen.
Wie man sieht, habe ich mich von der Einleitung dieses Buches sehr gut abgeholt gefühlt.
Im Folgenden erfahren wir einiges über die Phasen der Trennung, jeweils mit konkreten Tipps, die in der jeweiligen Phase helfen können. Einige Tipps waren mir bereits bekannt, aber nichtsdestotrotz funktionieren sie ja und verdienen deswegen auch Erwähnung.
Persönlich finde ich eine Social-Media-Sperre in der Zeit nach einer Trennung sehr hilfreich. So habe ich das selbst gehandhabt, was aber auch damit zu tun hatte, dass ich ohnehin schon lange keine Lust mehr auf FB & Co hatte. Von einigen Netzwerken kann man sich auch vorübergehend abmelden, wenn das kein endgültiger Schritt sein soll, das hilft auf jeden Fall, nicht mehr ständig mit dem Ex konfrontiert zu werden.
Ich mochte alle Tipps, die mit Aufschreiben zu tun haben, weil man da total ehrlich sein kann, vor allem sich selbst gegenüber. Z. B.: Warum man sich getrennt hat, wo man viel zu lange faule Kompromisse gemacht hat, aber wichtig ist auch, über auch alle Gefühle zu schreiben, die in einem hochkommen. Wie man mit diesen Gefühlen umgeht, auch darüber gibt es viel zu wissen. Ähnlich wie die Autorin es rät, bin ich das bei meiner letzten Trennung gemeinsam mit zwei Freundinnen angegangen. Wir haben uns jeden Tag für eine bestimmte Zeit per Zoom, also online, getroffen, und zusammen laut geweint, regelrecht gewehklagt. Diese Phase des totalen Kummers hat etwa eine Woche gedauert und ich habe das gemeinsame Weinen als sehr hilfreich empfunden. (Kleiner Tipp von mir: Nicht alle, die dabei mitmachen, müssen wegen derselben Sache weinen, es kann auch ein anderer Verlust sein, den man betrauert als nur der des Partners.)
Neben wirklichen vielen hilfreichen Übungen, gefällt es mir, dass dieses Buch auch hinterfragt, ob Single-Sein per se schlecht ist bzw. inwieweit die Beziehung, die wir glauben, zu wünschen, wirklich das Nonplusultra für uns ganz persönlich ist.
Besonderer Wert wird von der Autorin auch darauf gelegt, unser Leben nach dem Ende des Liebeskummers zu planen. Denn es ist zwar eine Möglichkeit, sein Herz zu verschließen und die Hände von Beziehungen zu lassen, aber das werden sicher die wenigsten von uns wollen. Ich würde sagen, über die Hälfte des Buches widmet sich der Zeit danach und das finde ich persönlich sehr stimmig.
Obgleich das Buch klein und handlich ist und um die 200 Seiten umfasst, gibt es hier jedoch viele Übungen, für die man einiges an Zeit einplanen darf. Hier braucht es Selbstdisziplin und eine gute Planung. Einige Übungen stehen bei mir selbst noch aus. Ich glaube aber, dass es hilfreich ist, sich längere Zeit mit dem Input aus diesem Buch zu befassen. Vor allem, wenn man sich bereits vorstellen kann, wieder eine neue Partnerschaft ins Auge zu fassen oder aber sein Leben diesbezüglich noch einmal neu zu überdenken.
Dieser Ratgeber sei allen ans Herz gelegt, die gerade unter Herzschmerz leiden und keine Lust haben, diesem Gefühl taten- und hilflos gegenüberzustehen. Wer sich wirklich auf dieses Buch einlässt, der hat die Chance, dieses Drama als auch Trauer und Schmerz wesentlich schneller aufzulösen.
Dieses Buch ist nicht gegendert – wer darauf Wert legt, bitte Finger weg von diesem Buch. Ich persönlich fand es herrlich entspannt, dass darauf verzichtet wurde. Aber am Gendern scheiden sich bekanntlich die Geister. Es wäre also schade, wenn jemand das Buch nur aufgrund dessen nicht mag.

Bewertung vom 21.03.2023
Die Bucht des blauen Oktopus
Michaelis, Antonia

Die Bucht des blauen Oktopus


ausgezeichnet

Sommer, Sonne &Tauchen nebst Magie und der Suche nach einem Schatz
Die Bucht des blauen Oktopus ist ein wundervolles Kinderbuch für Kinder um die 10 Jahre. Besonders gut gefällt mir, dass es auch Jungs gefallen dürfte, schon allein weil die Hälfte des Buches aus der Sicht von Jorgos, einem 11-jährigen griechischen Jungen geschrieben ist. Die andere Hälfte wird aus der Sicht von Kiki, einer gleichaltrigen Urlauberin mit griechischen Wurzeln erzählt.

Die Geschichte besticht mit einem wundervollen Setting an der griechischen Küste einer Insel. Hier begegnen sich Kiki und Jorgos, wie sollte es anders sein, an einer geheimen Bucht und können sich erst einmal nicht leiden. Denn Kiki dringt mit ihrem Auftauchen tief in Jorgos Geheimnisse ein. Jorgos ist Schulverweigerer und lebt allein mit seinem fünfjährigen Bruder in dieser versteckten Bucht.

Hier werden u. a. die Themen Verlust der Eltern, Stiefvater, streitende Eltern, senile ältere Verwandte, Kinder, die auf sich allein gestellt sind, Schulprobleme sowie Mobbing auf spannende Weise beleuchtet und erlauben den Lesern, sich jeweils dazu zu posititionieren bzw. sich Gedanken zu machen.

Die Figuren hier sind alle recht tragisch, angefangen von Jorgos, der nicht nur Vater, sondern auch Mutter verloren hat, und nicht mal ein Zuhause geschweige denn genug zu essen hat. Über Kiki, deren Mutter und Stiefvater ständig streiten, weil die Baby-Zwillinge eigentlich nichts als anstrengend sind. Hin zu Alexis’, der andere mobbt, weil er nicht in der Lage ist, die Liebe seines Vaters zu gewinnen.

Und dann gibt es noch diesen riesigen blauen Oktopus, der immer auftaucht, wenn Kiki oder Jorgos sich in der Nähe des Wassers aufhalten. Und als wäre das nicht schon magisch genug, so gibt es die schwarze Bucht, auf der ein Riesenrad steht, das schon seit vielen Jahren außer Betrieb ist, aber auf dem schon Kikis alte Tante Dora gefahren ist. Auch dieses wird neben anderen Meerestieren von einem Oktopus geschmückt.

Dieses Buch lässt sich sehr schön vorlesen. Es gefiel mir selbst und auch meinem Sohn, mit dem ich gemeinsam gelesen habe.

Dennoch gab es ein paar Punkte, die mir weniger gefallen haben. Der Einstieg ins Buch fiel mir recht schwer. Bis Seite 35 fand ich es einfach nur langweilig. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen gibt es viele Wortwiederholungen. Das mag für Leseanfänger hilfreich sein, aber es führt auch zu einigen Längen beim Lesen, wo es schwer ist, die Kinder spannungstechnisch bei der Stange zu halten. Zum anderen gibt es einige inhaltliche Wiederholungen, wenn z. B. eine Szene aus Sicht von Jorgos erzählt wird, dann aus Sicht von Kiki und dann sprechen die beiden noch einmal darüber. Hier kam dann wieder Langeweile auf. Hin und wieder habe sogar ich deswegen manchmal den Überblick über die Geschichte verloren, das sollte bei einem Kinderbuch eigentlich nicht passieren.

Insgesamt haben wir hier also ein Buch, das, wie wir es vom Oetinger-Verlag gewöhnt sind, eine schöne Aufmachung hat – besonders sticht das schöne blaue Cover heraus –, wo die Schriftgröße passt und der Inhalt mit hübschen Illustrationen aufgewertet ist. Wir haben eine Geschichte mit magischen Elementen, die viele Themengebiete beleuchtet und mit interessanten Charakteren und einer ebensolchen Story aufwarten kann. Aber auch mit unübersehbaren Schwächen.

Weil wir trotzdem viel Freude beim Lesen hatten und weil das Ende so unfassbar schön ist und die Geschichte rund macht, gibt es für dieses Buch glatte 4 Sterne.

Dieses Kinderbuch dürfte allen gefallen, die Cornelia Funkes „Herr der Diebe“ gemocht haben. Und vor allem haben wir hier endlich mal eine Lektüre, die auch Jungen anspricht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.03.2023
Happy Woman
Schäfer, Stefanie Carla

Happy Woman


ausgezeichnet

Nichts für nebenbei – für dieses Buch darf Frau sich viel Zeit nehmen

Dieses Buch ist nicht dick, aber wenn man das meiste daraus ziehen will, dann legt man oder eher frau sich am besten ein kleines Notizbüchlein zu, denn hier will einiges notiert werden. Und wer nicht gern in Bücher schreibt, sollte also besser eine Alternative bereit haben. Am besten eine hübsche, die er gerne jeden Tag zur Hand nimmt.

Der Ratgeber kommt in einer hübschen Aufmachung daher, ist klein und handlich.

Direkt angefangen, hat mich das Buch gar nicht mehr losgelassen, ich habe mich an dem Punkt, an dem ich mich in meinem Leben gerade befinde, gut abgeholt gefühlt.

Was mir besonders gut gefällt, ist, dass gewisse Vorschläge nur angerissen, aber nicht ausführlich behandelt werden, der Inhalt ist also recht knackig und das ist gut so. Beispiel: Wenn Vergebung notwendig ist, dann mache z. B. Ein Vergebungsritual – wie das geht, darauf wird hier also verzichtet.

Wie auf dem Titel vermerkt, geht es um vier Schritte, die dich zu dem Leben führen, was du wirklich willst. Ich mag den Ansatz, ohne hier zu viel verraten zu wollen.

Punkte, die mir gut gefallen haben:

– unser Körper denkt oft, er sei noch in der Vergangenheit

– die Frage: Welche Spuren hat die Vergangenheit hinterlassen, die es für dein Glück im Heute zu überwinden gilt?

– All-you-can-eat-Buffet der Liebe

– schon frühmorgens die Fülle-Brille aufsetzen

– Zitat von Rumi: Die Wunde ist der Ort, wo das Licht eintritt

– um deine Zukunft aktiv neu gestalten zu können, musst du zu 100 % in deinem Körper zu Hause sein

– typische Gedankenmuster identifizieren, auf einen Zettel schreiben und dann wegwerfen

– die drei Säulen im Leben.

Mehr will ich gar nicht verraten.

Ansonsten gibt es viele Übungen, die Spaß machen und Punkte beinhalten, über die man/frau sich im Leben wirklich von Zeit zu Zeit Gedanken machen darf.

Ob berufliche Selbständigkeit wirklich für jeden das Richtige ist, das mag dahin gestellt sein. Für mich persönlich passt es, aber hier kann ja jeder seine eigenen Schlüsse ziehen. Und dazu will dieser Ratgeber vor allem anregen.

Wer das Gefühl hat, seinem Leben und den Träumen, die man einst mal hatte, nicht gerecht zu werden, und wer sein Leben einmal gründlich durchleuchten und reflektieren möchte, der findet mit diesem Buch einen hilfreichen Wegbegleiter. Allerdings darf es hier nicht nur beim bloßen Lesen bleiben, denn sonst ändert sich leider gar nichts.

Bewertung vom 18.03.2023
Quallenplage / Himmel und Holle ermitteln Bd.1
Bergstedt, Susanne

Quallenplage / Himmel und Holle ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Lokalkrimi mit viel norddeutschen Lokalkolorit (Cosy-Crime-Reihenauftakt)
Susanne Bergstedts erster Krimi ist zudem auch der Auftakt einer neuen Cosy-Crime-Reihe mit den zwei Laien-Ermittlerinnen Telse Himmel und Wanda Holle.

Wer auf knallharte Krimis mit intensiver Polizeiarbeit und allem Pipapo steht, der sollte diesen Roman lieber schnell beiseite legen oder besser gar nicht erst in die Hand nehmen. Denn hier steht nicht die Polizeiarbeit im Vordergrund und auch nicht der gesuchte Mörder. Hier geht es vielmehr um eine Endvierzigerin und ihre acht Jahre ältere Freundin, die sich gemeinsam als Privatdetektivinnen betätigen.

Und wie es ein Lokalkrimi will, so gibt es hier viel Lokales im schicken Schilksee an der Ostsee zu erzählen. Da gibt es jede Menge reicher Nachbarn mit besonderen Vorlieben und darunter befindet sich, wie bei einem Krimi zu erwarten, auch ein Polizeikommissar. Der es nicht schafft, seine beiden neugierigen Nachbarinnen abzuwimmeln, die ihm ungefragt ihre Detektivfähigkeiten aufdrängen. Nebenbei gibt es viel Ostseefeeling und auch in Wandas als auch Telses Zuhause fühlt man sich bald wie zu Hause. Und so oft wie die beiden ein leckeres Weinchen trinken oder sich kulinarischen Genüssen hingeben, darf der Leser selbige Gelüste unterdrücken. (Wer hat schon Gourmet-Sushi zu Hause oder hochkarätige Rot- oder Weißweine?)

Im Gegensatz zu den Eberhofer-Krimis haben die norddeutschen Figuren in dieser Geschichte etwas Kühles, Unnahbares an sich, nordisch halt. Sie wachsen einem nicht so schnell ans Herz und sie sind auch viel kontrollierter als wir das von den Figuren aus den Eberhofer-Krimis kennen. So sehr ich auch durch die Seiten geflogen bin, so sind weder Telse noch Wanda mir besonders nahe gekommen, sie sind beide nicht wirklich Sympathieträger, auch wenn sie nicht unsympathisch sind. Hier im Einstiegsroman zur Serie fand ich das nicht problematisch – mit den Fischköppen wird man halt nicht so schnell warm –, aber für die Folgebände sehe ich da durchaus noch viel Luft nach oben, wenn Himmel und Holle es dauerhaft zu ein paar Stammlesern oder Fans bringen wollen.

Was nicht heißt, das Telses oder Wandas Leben nicht spannend sind, das sind sie durchaus. Ein paar Sympathiepunkte dürften sie aber im nächsten Teil gern noch zulegen. Nett wäre es auch, noch mehr aus Schilksee zu erfahren, vielleicht gibt es noch ein paar exzentrische, geheimnisvolle Nachbarn oder andere Geheimnisse? Generell mag ich den Ansatz, über Wanda ein bisschen mehr von der Schickeria zu erfahren. Hier dürfte für meinen Geschmack jedenfalls noch mehr kommen.

Auf jeden Fall merke ich mir dieses Laien-Ermittlerduo vor und behalte im Auge, was den beiden noch so einfällt.

Das Cover finde ich im Übrigen super, besonders die Farbe, aber auch die Einprägung des weißen Schriftzugs. Bezeichnend für Cosy Crime ist, dass kein Blut darauf zu sehen ist, dafür aber blutrote Quallen – Feuerquallen, die im Roman auch eine wichtige Rolle spielen.

Die Story und deren Verlauf gefällt mir gut. Und auch das Ende war in jeder Weise überzeugend.

Wer Cosy Crime mag und sich für zwei Laien-Ermittlerinnen begeistern kann, die beide Witwen und um die 50 Jahre alt sind, und nebenbei Lust auf ein wenig Lokalkolorit an der schönen Ostsee hat, der wird hier garantiert nicht enttäuscht. Der typische Knallhart-Krimileser sollte aber lieber die Finger davon lassen.

Bewertung vom 17.03.2023
Wellensommer
König, Karin

Wellensommer


ausgezeichnet

Ein klasse Debüt – nicht nur für Ostseefans
Karin Königs Debüt hält einen in Atem. Vom Kreuzfahrtschiff wird man unversehens in einen verschlafenen Küstenort an der Ostsee geworfen, um dort anschließend von einem Gefühlschaos ins nächste zu stürzen.

Die Figuren konnten mich allesamt begeistern. Allen voran Sandra Meerbach, die Tourismusmanagerin, der vor lauter Enthusiasmus gern mal die Pferde durchgehen, aber auch Phillipp mit seiner Surfschule und sowieso die ganze Dorfgemeinschaft. Aber auch der Schurke durfte in dieser Geschichte nicht fehlen und hat wunderbar für Ärger im Paradies gesorgt. Nebenbei gibt es auch noch wundervolle Geschwister-Vibes, die jeder, der mit Geschwistern aufwachsen wird, nachvollziehen und mitfühlen kann.

Der Plot ist ebenfalls klasse. Zwischendrin musst ich immer wieder mal durchatmen, weil es aussichtslos schien, wie all das Chaos noch zu einem guten Ende führen sollte. Aber keine Angst, es findet sich eine Lösung.

Abgesehen davon konnte mich das Cover wirklich begeistern. Es macht mir jedes Mal gute Laune, wenn ich es sehe. Bisher ist das mein Lieblingscover des Jahres 2023. So ein Buch hat man gerne herumliegen.

Ein Roman für alle, die bereits jetzt den Sommer herbeisehnen und vor allem Lust auf ein bisschen romantisches Drama in einem tollen Setting haben. Sommer, Sonne, Surfen – yeehaw!

Bewertung vom 15.03.2023
Agnes geht
Keweritsch, Katja

Agnes geht


ausgezeichnet

Schon als ich dieses Buch in die Hand genommen habe, war ich begeistert. Es fühlt sich gut an – irgendwie ökologisch war das Erste, was mir dazu einfiel. Das Cover ist schlicht und schnörkellos, es passt einfach perfekt zur Geschichte und zu Agnes als weiblicher Hauptfigur. Die Innenseiten haben mich total überrascht und ich finde sie wunderschön. Sie bilden optisch einen tollen Kontrast zum Außenumschlag. Und gleich mit der Einleitung auf der Innenseite hatte mich die Autorin: „Mir ist aufgefallen, dass sich meist früher als erwartet die Frage stellt, was zur Hölle eigentlich in der zweiten Hälfte des Lebens passieren soll.“ Bis hierher war die Lebensreise der meisten von uns irgendwie total voll gepackt, Ausbildung, Studium, Karriere, Kinder, Urlaube … Und dann die 40. Alles darf noch einmal neu überdacht werden. Aber was packe ich nur in die nächsten 40 Jahre? Was ist mit mir? Wo bin ich all diese Jahre abgeblieben? Genau diese Fragen stellt sich Agnes, wird förmlich hineingeworfen in ihre Suche nach sich selbst – und das von einem Moment, in dem sie noch dachte, ihre Welt sei perfekt, auf den anderen. Agnes macht es anders als viele andere. Sie wälzt keine Selbsthilfebücher und sie geht auch nicht in Selbsthilfegruppen oder zur Paartherapie, sie läuft einfach los. Ohne Equipment und zuerst sogar ohne Ziel. Agnes geht, wie es der Titel des Buches so schön sagt. Und das tut sie, ohne Wenn und Aber. Katja Keweritsch hat eine wirklich unglaublich schöne Art, sich auszudrücken. Passend dazu hat „Agnes geht“ einen ganz tollen ersten Satz: „Der Tag, an dem Agnes in die Schule einbrach, war ein Donnerstag.“ Und Donnerstage, erfahren wir, sind etwas Besonderes für Agnes. Sie heißen sogar anders als die Donnerstage gewöhnlicher Leute, nämlich Don, ne? Stag. Ein weiteres Highlight dieses Buches ist für mich – natürlich – die Elbe und die herrliche Landschaft drumherum. Man kann sagen, dass ich die Elbe noch einmal neu für mich entdecke, denn Katja Keweritschs Beschreibungen der Landschaft sind sehr bildlich und alles, was Agnes unterwegs begegnet, ist deutlich fühlbar. Was mir richtig gut gefällt, ist, dass wir im Laufe der Geschichte auch mehr von Agnes’ Mann Tom und seiner Sicht auf die Dinge erfahren. In Agnes’ Abwesenheit lernt er seine Frau erst richtig kennen, auch wenn ihm dies anfänglich nicht bewusst ist und er sich eher über sie ärgert, weil sie eben nicht da ist, um den Kühlschrank zu füllen, die Kinder herumzukutschieren, den Tisch zu decken, den Geschirrspüler einzuräumen, Kuchen zu backen und was auch immer sonst er bislang als selbstverständlich angesehen hat. Ich glaube tatsächlich, dass Männer all das, was wir Frauen so ganz nebenbei erledigen, um allen um uns herum ein schönes Leben zu ermöglichen, gar nicht wahrnehmen. Und das ist gar nicht böse gemeint, es passiert einfach, während sie ihr Männerding durchziehen. Schwierig ist nur, dass wir Frauen ja auch männlich agieren, Geld verdienen, Karriere machen oder eben nicht, und ganz nebenbei noch die Familie managen. Doch dieses Buch ist keine Anklage an altes Rollenverhalten, hier geht es vor allem um die leisen Momente, die sich zurück ins Leben schleichen, sobald das ewige Einerlei des Alltags endlich einmal durchbrochen wurde. Es geht auch darum, mit seinem Körper in Frieden zu sein, zu sich selbst zu stehen und zu dem, was einen als Mann oder als Frau ausmacht. Es geht darum, zu erkennen, wie das Bedürfnis nach Sicherheit einem dabei im Wege stehen kann, man selbst zu sein und das zu tun, wovon man einst geträumt hat. Dieser Roman ist so tiefgehend und so berührend, dass ich ihn gern meinen Freundinnen schenken werde – und vielleicht sogar einigen Männern, die ihn gern lesen würden. Dieser Roman beleuchtet nicht nur das Dasein von uns Frauen um die 40, denen das Leben und ihr Körper abhandengekommen zu sein scheinen, weil sie unbewusst Rollenbildern gefolgt sind, die längst überholt sind. Es ist in der Tat ein Buch für beide Geschlechter. Denn die Männer, die in diesem Roman eine größere Rolle spielen, sind keine egoistischen Arschlöcher – das ganze Gegenteil ist der Fall. Sie sind so willig und besonders und scheitern gerade deswegen immer wieder an dem, was für sie wichtig und stimmig ist. Ebenso wie ihre Frauen und Kinder. Das macht diese Geschichte für Frauen als auch Männer so lesenswert. Ihnen allen wünsche ich eine schöne Lesezeit, während sie mit verklärtem Blick und offenem Herzen gemeinsam mit Agnes am schönsten Fluss der Welt – der Elbe – entlangwandern und sich nach Herzenslust selbst reflektieren. Wenn es mehr als 5 Sterne zu vergeben gäbe, hier wären sie angebracht. Ein Herzensbuch, wie ich finde.

Bewertung vom 08.03.2023
Frühlingsglücksgefühle
Römer, Lotte

Frühlingsglücksgefühle


ausgezeichnet

Frühlingsglücksgefühle vom Feinsten

Das waren wahrlich Frühlingsglücksgefühle, die uns Lotte Römer da beschert hat! Alles in allem ein runder Roman, der mit einem zauberhaften Setting, liebenswerten Charakteren und einer mitreißenden Liebesgeschichte punktet.

Zur Story

Die Geschichte wird jeweils wechselseitig aus der Sicht von Timon und Leni erzählt, was tiefe Einblicke, vor allem auch in vergangenes Geschehen liefert. Es gibt also jeweils hälftig zum Jetzt-Geschehen Rückblenden aus der Sicht der beiden.

Die Geschichte ist emotional und baut sich logisch auf und wartet auch mit einigen Plottwists auf. Ich persönlich habe sogar zweimal geweint beim Lesen – immer ein Kompliment an den jeweiligen Autor, weil er es schafft, Emotionen so lebhaft zu transportieren.

Die Figuren

Hier berühren einen die Hauptfiguren, aber auch die Nebenfiguren wie Momo, der Esel, Elsa, Jeremias, Kenneth und Jasmin bleiben im Gedächtnis, das ist besonders schön, weil man dann auch den Vorgänger- bzw. den Nachfolgeroman lesen möchte. Timon ist ein Mann, wie man ihn sich als Frau wünscht, anfänglich noch in sich gefangen macht er doch eine schöne Entwicklung durch. Leni lebt mit einer Behinderung und rockt ihr Leben so, dass man spürt, dass dieser Schicksalsschlag sie entwicklungstechnisch weit voran gebracht hat.

Das Setting

Hier war ich absolut begeistert. Was für ein Setting – auf einer Almhütte, die der Protagonistin auch noch selbst gehört! Ich hatte sofort Lust, hoch zu wandern und den Heli beim Abladen der Lieferung zu beobachten, die Krokusblüte im Frühling zu bestaunen und bei Leni ein Radler zu bestellen. Im Setting war ich sofort angekommen und voller Freude zu erfahren, wie Leni so ein Projekt managt. Bewundernswert, vor allem, wenn man ihre Einschränkung bedenkt.

Ich kann sagen, dass die Geschichte als auch das Setting Lust auf mehr machen. Ich bin hoch motiviert, Band I zu lesen und freue mich auch schon auf Band III, sobald dieser denn seinen Weg in die Buchhandlungen findet.

Kleine Randbemerkung: Die Schriftgröße des Taschenbuches fand ich persönlich etwas klein, hatte beim Lesen besonders bei den kursiven Passagen der Rückblenden Probleme. Vermutlich ist dies den gestiegenen Preisen für Druckerzeugnisse geschuldet, keine Ahnung. Ich habe es mit ein paar anderen Büchern verglichen, die ich unlängst gelesen habe, da war die Schrift größer.

Ich spreche sehr gerne eine Leseempfehlung aus. Dieses Buch dürfte allen Romantikern gefallen, die Lust an einem Berghütten-Natur-Setting haben und sich für Protagonisten begeistern können, die alles andere als perfekt und dafür umso liebenswerter sind.

Bewertung vom 02.03.2023
Die Magdalenenschwestern. Das gestohlene Leben (eBook, ePUB)
Vanek, Tereza

Die Magdalenenschwestern. Das gestohlene Leben (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Roman »Die Magdalenenschwestern« widmet sich einer Thematik, die in Irland nun seit vielen Jahren aufgearbeitet wird. Bis allerdings endlich Licht ins Dunkel kam, hat es lange gedauert. Denn die katholische Kirche hat die Geldmacherei an Frauen, die wie Sklavinnen gehalten wurden, obwohl sie nichts verbrochen hatten, sondern manchmal nur schwanger waren, weil sie vergewaltigt wurden, nicht etwa selbst zugegeben. Nein, das Ganze kam heraus, als die Kirche Land verkaufte und man dort namenlos verscharrte Skelette von Frauen und Säuglingen fand. Diesem unrühmlichen Stück irische Geschichte widmet sich Tereza Vanek mit einer berührenden Geschichte, die sich eben so hätte ereignen können. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen, einmal in der Jetzt-Zeit und einmal in den 1960er-Jahren. Demgemäß gibt es unterschiedliche agierende Personen. Im Irland heute das Au-pair-Mädchen Leah, das noch nicht weiß, wohin sie im Leben möchte. Sie lernt eine ältere Verwandte ihrer Gastfamilie kennen und spürt, dass hinter der Ausfälligkeit und der Alkoholsucht der dementen Dame mehr steckt, als ihre Verwandten vermuten. Und weil sie selbst keine Agenda hat, die sie ausfüllt, stürzt sie sich detektivisch in die Suche nach der Wahrheit hinter den Problemen der alten Frau.

Ich selbst hatte ein wenig zu tun, in das Buch hineinzukommen, was daran lag, dass ich Leah selbst als auch ihrer Gastfamilie einschließlich Shawn anfänglich wenig abgewinnen konnte. Sie blieben für mich recht blass und leblos. Anders wurde das, als die Geschichte in Rose’ und Cathys Zeitebene wechselte und ich als Leser mit einer Welt konfrontiert wurde, die das durch religiöse Diktat der katholischen Kirche geprägt war. Leah macht im Laufe der Geschichte eine nachvollziehbare Entwicklung durch und trägt durch ihre Detektivarbeit entscheidend dazu bei, die Geheimnisse der alten Dame zu lüften. Bis zum Ende baute sich die Spannung auf, sodass ich ab etwa der Mitte der Geschichte nicht mehr aufhören konnte zu lesen.

Die Geschichte punktet mit einigen interessanten Figuren und einer absolut spannungs- und emotionsgeladenen Geschichte. Mutig dargestellt fand ich persönlich die Figuren der Rose in der Jetzt-Zeit als auch die der Cathy in den 1960er-Jahren. Besondere Emotionen hat auch John Simmons in mir ausgelöst, der sich über den Roman hinweg auf einem Kreuzzug gegen die Weiblichkeit befand. Ein Mann, wie man ihn sich sehr gut in dieser Position vorstellen kann.

Das Ende des Buches fand ich überraschend, aber in jeder Weise stimmig, so dass ich mit einem befriedigenden Gefühl aus dieser Leserunde scheide.

Vielen herzlichen Dank für das E-Book und die interessante Leserunde, an der auch die Autorin aktiv teilgenommen hat, was mir wirklich gut gefallen hat.

Ich kann dieses Buch allen empfehlen, die sich gern kritisch mit Zeitgeschichte auseinandersetzen und zudem emotionale und spannende Geschichten mögen.

Bewertung vom 28.02.2023
Soldaten im Licht
Hurley, Kameron

Soldaten im Licht


ausgezeichnet

Ein Antikriegsbuch – dennoch oder gerade deswegen nichts für zartbesaitete Gemüter

Ich muss zugeben, dass dieser Roman mich hart gechallenged hat. Nach ungefähr einem Drittel wollte ich das Buch einfach nicht mehr weiterlesen. Denn der Klappentext klang wirklich vielversprechend. Nur konnte ich nach jenem Drittel einfach nichts mehr über Krieg, Schießen, Befehle, Auslöschung, Folter, Wunden, etc. mehr hören. Und nein, das hat nicht nur etwas mit dem Weltgeschehen zu tun, was aktuell zu beobachten ist, sondern auch mit dem, was ich seit meiner Kindheit als Tagesgeschehen erlebe: Gerede vom Kalten Krieg, Krieg hier, Krieg dort, Angst vor Krieg da und Trauma nach dem Krieg anderswo. Und das allezeit präsent in Zeitung, Fernsehen und Handy-Benachrichtigungen.
Aber letztlich ist es genau das, was Kameron Hurley in diesem Hard-Sci-Fi-Zeitreiseroman auf die Spitze treibt: die Sinnlosigkeit aller Kriege, die letztlich nur dem Machtgerangel weniger dienen. Und immer wieder lässt sie die Helden dieses Buches, wenn auch heimlich, die gleiche Frage stellen: Warum machen wir da mit? Ohne das Kanonenfutter, ohne die Soldaten gäbe es keinen Krieg. Warum also, nach allem, was passiert, wird überhaupt noch jemand Soldat? Warum bleibt er es, befolgt weiter Befehle, auch wenn er beginnt, das böse Spiel zu durchschauen? Und Kameron Hurley findet Antworten darauf bzw. lässt ihre Protagonisten die Antworten suchen und letztendlich finden.
Es ist ein versöhnliches Gefühl, mit dem ich dieses Buch beende und doch bin ich zwiegespalten. Dieser Roman hat alles, was ein guter Roman dieses Genres bieten sollte: jede Menge Sci-Fi, eine spannende Story, einen funktionierenden Plot und Charaktere, die im Gedächtnis bleiben. Und zwar so sehr, dass ich dieses Buch nicht noch einmal lesen möchte. Und das es mich hart ankam, all diese Kriegserlebnisse so hautnah geschildert zu bekommen.
Ist es deswegen ein schlechtes Buch, weil meine Nerven es kaum verkraftet haben? Nein.
Kann ich es bedenkenlos weiterempfehlen? Jein.
Dieses Buch ist für all jene, die noch mindestens einen oder eher noch viel mehr Gründe brauchen, um dem Thema Krieg endlich den Rücken zu kehren. Und da der Krieg gerade wieder einmal viel Aufmerksamkeit bekommt, sind das wohl gar nicht so wenige.

Bewertung vom 09.02.2023
Das Schiff der Träume
Martaler, Sophie

Das Schiff der Träume


ausgezeichnet

Eine Schiffsreise zum Mitträumen

Wer sich der Lektüre von »Das Schiff der Träume« widmet, darf sich an einem raschen und gelungenen Einstieg ins Geschehen erfreuen. Nicht nur die Hauptperson Alma begibt sich das erste Mal als Zimmermädchen auf eine Schiffsreise, sondern auch Vincent, der Sohn des Eigners, tritt diese Reise – inkognito – als Besatzungsmitglied an.

Und ebenso rasch häufen sich die Ereignisse, die aus einer für die Besatzung ohnehin anstrengenden Fahrt ein abenteuerliches Durcheinander machen. Da gibt es Schäden am Schiff, die nicht nur dem Kapitän Kopfzerbrechen bereiten, einen Dieb, ein Mädchen und einen jungen Mann in Nöten und mindestens einen blinden Passagier. Und dann wird doch tatsächlich auch noch in der Zeitung über diese Reise geschrieben …

Alma, die in ärmlichen Verhältnissen lebt, sich jedoch regelmäßig eine schönere Zukunft erträumt, fällt die harte Arbeit schwer, aber ihr Mut und ihre Träumerei führen sie tatsächlich vom Mitteldeck in die erste Klasse – und das auf ganz wundersame Weise. Auch an Vincent, dessen Leben bis ins Kleinste vorgeplant ist, geht diese Reise nicht spurlos vorüber und so bleibt bis zum Ende der Geschichte jede Menge Potenzial zum Mitfiebern und Mitträumen.

Tatsächlich hat mir die Geschichte sogar so gut gefallen, dass ich mir einen zweiten Teil vorstellen könnte.

Wer die Goldenen Zwanziger, Luxus und Kreuzfahrtambiente liebt, der dürfte sich von diesem Roman bestens unterhalten fühlen – ich jedenfalls habe gern mitgeträumt und mitgefiebert.