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Jedida
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Unfinden

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Insgesamt 48 Bewertungen
Bewertung vom 11.05.2023
Du bist so schön, sogar der Tod erblasst
Emezi, Akwaeke

Du bist so schön, sogar der Tod erblasst


ausgezeichnet

Dieses Buch hat mich auf vielerlei Weise berührt, da es die Themen tiefe Trauer und Bindungsängste aufgreift, die sich wie ein roter Faden durch die gesamte Geschichte ziehen. Zudem fand ich es spannend, ein Buch komplett aus der Sicht einer Nigerianerin zu lesen. Das begann bereits mit den Haarfrisuren (Braids, Locs) und setzte sich mit der beschriebenen Kleidung fort. Einige Dinge musste ich erst einmal googeln, um eine optische Vorstellung davon zu bekommen. Erwähnenswert ist hier auch der spannende Bezug zu Künstlerinnen und Kunstwerken der erwähnten Ethnie.
Der Einstieg ins Buch beginnt mit einer Sexszene. Feyi hat nach fünf Jahren das erste Mal wieder Sex. So lange ist es her, dass ihr Ehemann verunglückt ist. Ihr erstes Mal ist ungeschützt und frei von emotionaler Bindung und doch ist es genau das, was Feyi braucht, um kein schlechtes Gewissen gegenüber ihrem toten Ehemann zu haben, aber dennoch wieder im Leben und damit auch ihrem Körper anzukommen und sich selbst wieder als sexuelles Wesen wahrzunehmen.
»Wenn sie losließ und nur im Hier und Jetzt, ohne Vergangenheit existierte, ging es. Es machte sogar Spaß.«
Eine Weile wirkte Feyis Leben für mich, als gebe es nichts Wichtigeres als Sex, Party, Klamotten und Haare. Das habe ich durchaus nicht als negativ empfunden, es hat mich nur gewundert und dazu geführt, dass ich mich gefragt habe, ob das möglicherweise ein kultureller Unterschied dazu ist, wie ich aufgewachsen bin, der mir so noch gar nicht bewusst war. Im Deutschland meiner Generation war Arbeit immer das wichtigste Element. Spaß durfte man haben, diesen aber nicht überbewerten. Also ist es möglicherweise ein Generationending, wie viel Spaß erlaubt ist, und ich bin da durchaus offen für mehr Spaß. :)
Feyi selbst hat nicht den typischen Job – ein weiterer spannender Aspekt dieses Buches –, sondern ist Künstlerin, die ihre Kunst nutzt, um ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen.
So richtig tiefsinnig wird der Roman, als Feyi Alim begegnet, der sie von Anfang an wie magnetisch anzieht.
»›War es nur ein Kuss?‹, drängte sie schroff, damit sie der Mut nicht verließ.«
Wirkt das anfänglich oberflächlich, so wird im Laufe der Geschichte klar, dass die seelische Anziehungskraft die körperliche bei Weitem übersteigt. Im Laufe vieler Gespräche stellt Feyi Alim Fragen, die allzu oft in Beziehungen oder bei der Anbahnung von Beziehungen gerade eben nicht gestellt werden. Feyi konfrontiert sich dabei immer wieder mit ihrer Verletzlichkeit, dem alten Schmerz und den neuen und alten Ängsten. Und das ist es, was mich wirklich nachhaltig berührt hat: Diese Ehrlichkeit, diese Schonungslosigkeit beim immer wieder Nachfragen. Dieses nicht darauf vertrauen, dass der andere schon versteht, was ich meine. Dieses Klarstellen und Dranbleiben, auch und besonders wenn es wehtut. Und Alim bietet ihr dafür den perfekten Sparringspartner, denn er betont nicht nur immer wieder, dass er da bleibt, was er will und was er sich wünscht, sondern er wirft Feyi auch wieder auf sich zurück, wenn sie sich hinter Ausflüchten versteckt.
»Woran merken wir, ob’s echt ist? Ich hab Angst, dass du plötzlich aufwachst, mich ansiehst und denkst: Was zur Hölle war mit mir los? Ich habe Angst, dass du aufwachst und ich nicht.« …
»Was passiert, wenn du genug von mir hast?« …
»Du glaubst nicht, dass ich die Wahrheit sage.« …
»Ich glaube, du denkst, dass du die Wahrheit sagst. … Das entspricht vielleicht jetzt gerade deinen Gefühlen.«
»Ich kann dich nicht zwingen, mir zu glauben, Feyi. Den Schritt musst du selbst gehen.«
Alles in allem eine sehr lesenswerte, etwas andere New-Adult-Geschichte mit Protagonisten kurz vor der 30, die bei Weitem nicht so queer wie erwartet ist. Obgleich die Liebesgeschichte letztendlich eher konventionell ist, spricht sie genau das an, woran es in vielen Beziehungen krankt, nämlich auch in einer Beziehung für sich selbst zu sorgen und in allem klar zu sein, gerade bei den Aspekten, bei denen einem das am schwersten fällt. Ein kleiner Bonus sind die leckeren Gerichte, die der Zwei-Sterne-Koch zaubert, die mich direkt inspiriert haben, selbst wieder ein wenig ausgefallener zu würzen.

Bewertung vom 04.05.2023
Schattengold - Ach, wie gut, dass niemand weiß ...
Handel, Christian

Schattengold - Ach, wie gut, dass niemand weiß ...


ausgezeichnet

Düster-gefühlvolle Märchenadaption mit vielen liebevollen Details

Wenn Rumpelstilzchen seinen Namen wissen will und der gar nicht Rumpelstilzchen ist, ja, wie heißt der gute Mann denn dann?

Was mir an dieser Märchenadaption sehr gut gefallen hat, ist, dass sie nicht vorhersehbar ist, obwohl man den Ausgang der Geschichte kennt. Sie wartet mit ganz vielen liebevollen Details auf. Zum Beispiel sind die magischen Rituale, die Farah, die Müllerstochter, verwendet, alle bis ins Detail geschildert und können zu Hause selbst ausprobiert werden (hehe!). Vorausgesetzt, dass man sich traut. :-) Aber wer hätte nicht gern eine Kammer voll Gold, richtig? Da kann man doch mal ein bisschen herumritualen … Nun ja, das Märchen lehrt uns, dass alles seinen Preis hat, und den muss auch Farah bezahlen – wenn auch ganz anders als im Märchen.

Ich mochte Farah und Magnus, aber vor allem den Spinnenmann, vor allem seine Geschichte. Auch die Nebenfiguren sind gut ausgearbeitet, ganz besonders gefallen haben mir hier die tierischen Begleiter sowie Berit und die Hüterin der Quelle.

Der Weltenbau ist klasse, ich bin sehr gerne in die Welt der Dunklen Feen eingetaucht.

Am besten fand ich das Ende – hier wird wunderbar der Bogen zum Anfang geschlagen.

Mehr mag ich gar nicht verraten, ich will ja niemandem die Freude am Erforschen nehmen.

Wer düstere Märchen(-Adaptionen), liebt, der wird hier voll auf seine Kosten kommen.

Bewertung vom 18.04.2023
Menschen, die wir noch nicht kennen
Sampson, Freya

Menschen, die wir noch nicht kennen


ausgezeichnet

Herzerwärmend und berührend – eine Wohlfühlgeschichte
Das ist eines jener Bücher, die einem ein warmes Gefühl im Herzen bereiten. Du liest es und fühlst dich verbunden. Und noch dazu wartet es mit einer wirklich berührenden, Hoffnung machenden Geschichte und Figuren zum Anfassen und Gernhaben auf. Das Besondere ist, dass sich die Geschichte tatsächlich zu einem großen Teil in und um einen zweistöckigen Bus abspielt – nämlich den 88-er, der in London von Clapham Common nach Parliament Hill Fields und wieder zurück fährt. Was für ein kammerspielartiges Setting! Dieses Buch ist so nah dran am Leben, dass es eigentlich keine Figur gibt, in die man sich nicht hineinfühlen kann, kein Schicksal, das nicht nahe geht.

Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist der über 80-jährige Frank, der im 88-er nach einer Frau sucht, die er nur einmal gesehen hat, und die dennoch sein Leben verändert hat. Längst sucht er sie nicht mehr, weil er noch daran glaubt, dass sie ein Paar werden könnten, er will ihr vielmehr danken. Aber leider soll er ins Altersheim, weil er immer dementer wird, ihm läuft also buchstäblich die Zeit davon. Da kommen Libby ins Spiel, die gerade frisch verlassen wurde und Franks Pfleger Dylan, ein Punk mit Familienproblemen, die den alten Mann nach Kräften unterstützen und dabei feststellen müssen, dass ihr Leben nicht so verläuft, wie sie es gern hätten.

Ein Mann, der über 60 Jahre lang nach einer Frau sucht, die er nur ein einziges Mal gesehen hat – romantischer geht es eigentlich gar nicht.

»Menschen, die wir noch nicht kennen«, ist nach »Agnes geht« bislang mein zweitliebstes Buch des Jahres 2023.

Was mir zudem gefallen hat, ist die Aufmachung des Buches. Es gibt ein rotes Lesebändchen, passend zu dem roten, festen Bucheinband. Darauf ist ein Doppelstockbus abgebildet. Dazu gibt es noch einen hübsch gestalteten Schutzumschlag, auf dem sogar die Personen, die im Buch wichtige Rollen spielen, abgebildet sind. Das Cover passt einfach mal so was von perfekt zu der Geschichte und es stimmt einen wirklich gut darauf ein.

Wer Lust auf eine herzerwärmende, tief gehende Geschichte hat, die ganz nah am Leben ist, der wird sich hier wunderbar abgeholt fühlen. Ebenso alle Leser, die gern Bus fahren oder gefahren sind – die bekommen hier eine herrliche Mitreisemöglichkeit, um einmal mit dem 88-er quer durch London zu fahren und Menschen kennenzulernen, die sie noch nicht kannten.

Bewertung vom 12.04.2023
Staub fliegt höher als Glitzer
Lindner, Anni E.

Staub fliegt höher als Glitzer


ausgezeichnet

Jesus liebt dich, du bist nie allein … sind zwei der Messages, die dieses Buch transportiert und deren Wahrheitsgehalt ich in keiner Weise negieren möchte. Religion bzw. der Glaube an etwas Höheres oder Gott mag durchaus dazu beitragen, dass sehr viele Menschen ein glücklicheres Leben führen. Viele andere Menschen aber haben traumatische Erfahrungen mit Religion gemacht – und dass diese Erfahrungen keine bloße Fiktion sind, ist mittlerweile allseits bekannt. Solche Menschen und vielleicht auch einige andere mögen es gar nicht, wenn sie in einem Jugendroman ganz unerwartet mit der Bibel zugetextet werden. Nicht, wenn weder das Cover, das ein Zirkuszelt zeigt, noch der Titel »Staub fliegt höher als Glitzer« noch der Klappentext darauf hinweisen, dass etwa ab der Hälfte des Buches alle Kapitel mit Bibeltexten überschrieben sind.

Wenn diese Bibeltexte in die Geschichte eingebaut sind, indem sie z. B. der Pfarrer bei einer Beerdigung vorliest oder sie auf einem Grabstein stehen – fein. Das kann durchaus zu einem religiösen Setting passen und unterhaltsam sein. Ein Bibeltext zu Beginn eines Kapitels geht jedoch weit darüber hinaus, denn er ist an den Leser gerichtet, der in keiner Weise darum gebeten hat, bekehrt zu werden oder sonst welche Bibelsprüche aufs Auge gedrückt zu bekommen. Ich muss sagen, dass mir das den Lesegenuss dieses Buches wirklich verleitet hat, denn wer will schon gegen seinen Willen eine Meinung aufs Auge gedrückt bekommen?

Dabei hat Anni E. Lindner einen angenehmen Schreibstil. Sie erzählt die Geschichte von Cleo, einer Ladendiebin, die im Heim lebt, sowie von Danic, einem Zirkusartisten, der lieber Jurist sein möchte, einfühlsam und mit Fingerspitzengefühl. Ebenso geht sie die Themen Suizid, Tod und die Suche nach dem Sinn im Leben an. Wenn über allem nicht dieses überdominante Thema Religion liegen würde, hätte dieser Roman mir wirklich gefallen können.

Mittlerweile habe ich mich über den Verlag informiert und bemerkt, dass dort hauptsächlich christliche Bücher verlegt werden. Dann weiß ich zumindest beim nächsten Buch vorab Bescheid und kann die Finger davon lassen.

Fazit: Ein wunderbar erzählter Jugendroman mit dem Augenmerk auf wichtige Themen, der besonders Menschen ansprechen dürfte, die sich nach göttlicher Führung und der Sicherheit und Geborgenheit einer religiösen Gruppe sehnen. Wer ein Thema mit Religion hat, sollte allerdings besser die Finger davon lassen oder zumindest wissen, worauf er sich einlässt.

Bewertung vom 05.04.2023
DESTROY the hidden secrets (DESTROY-Reihe 1)
Dawe, Aileen

DESTROY the hidden secrets (DESTROY-Reihe 1)


gut

Viele Worte, wenig Handlung

Hin und wieder kommt es vor, dass ein Buch mich gar nicht erreicht. Jetzt war es nach langer Zeit wieder einmal so weit.

Wenn ich mit einem Wort zusammenfassen müsste, was mich am meisten an diesem Buch gestört hat, hier ist es: Geschwafel. Ich habe mich selten so durch die Zeilen gequält und hätte bereits nach ein paar Kapiteln abgebrochen. Für mich war das einfach zu viel Text mit zu wenig Inhalt.

Bereits zu Beginn des Romans fiel mir auf, wie viele Worte die Autorin dafür findet, wenn etwas in Scherben geht und auf die Protagonistin herabregnet. Das ist an sich in dieser Konstellation, auf die die Autorin hinauswill, wohl etwas Traumatisches, sicher, aber das weiß der Leser auch durch die bloße Schilderung, er muss es nicht wieder und wieder und wieder und wieder aufs Butterbrot geschmiert bekommen.

Ebenso muss der Leser nicht mehrfach daran erinnert werden, wie schön die Figuren doch allesamt sind. Abgesehen davon, dass ich es als eine sehr einseitige und wenig gefühlvolle Betrachtungsweise empfinde, wenn zwei Menschen sich hauptsächlich aufgrund optischer Reize voneinander angezogen fühlen, so ist es einfach anstrengend, wenn einem förmlich aufs Auge gedrückt wird, wie anziehend z. B. jemandes „Iriden“ doch sind.

Es kam der Punkt, an dem ich dachte, wenn ich jetzt noch ein weiteres Mal „Iriden“ lese, bekomme ich Brechreiz. Na ja, und mit ständigem Brechreiz liest es sich nicht entspannt.

Inhaltliche als auch Wortwiederholungen sind in diesem Roman ein ganz großes Ding. Ich kann durchaus verstehen, dass jemand Worte liebt oder sich nicht für eine ganz bestimmte Formulierung entscheiden kann und deswegen am liebsten alle seine diesbezüglichen Ergüsse behalten möchte, aber darum geht es in einem Liebesroman eben nicht, da geht es um Liebe. Zumindest wäre das wünschenswert.

Das Buch wurde in der Ankündigung als Romance-Thrill angepriesen. Nun, auf den Thrill wartet man hier vergebens. Es sei denn, damit sind die Misshandlungen gemeint, die Collin von seinem Vater angetan werden. Hier ist ein weiterer Punkt, der mich stört. Die Figur des Vaters ist sooo eindimensional. Wenn es schon so viele Worte in diesem Buch gibt, hier hätten ein paar mehr die Figur doch tatsächlich nachvollziehbar und echt wirken lassen.

Dass Collin, obwohl er erwachsen ist und nicht mehr zu Hause wohnt, all diese Misshandlungen über sich ergehen lässt, um seine ebenfalls erwachsene Schwester, die noch zu Hause wohnt, davor zu schützen – na ja, realistisch ist das nicht. Ebenso wenig wie die Szene mit der Polizei, die diesbezüglich später geschildert wird – hier wäre es nicht schlecht gewesen, sich vorab damit zu befassen, wie Polizeiarbeit in den USA funktioniert.

Ich könnte noch eine Weile so weiter machen, aber dann bin ich es, die viele Worte macht. Fakt ist, dieser Roman hat mich nicht erreicht. Leider.

Wem also könnte dieses Buch gefallen? Ich habe keine Ahnung, aber über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Sicher gibt es auch Leser, die es mögen, die gleiche Sache mit möglichst vielen Worten umschrieben zu bekommen. Und immerhin geht es hier um eine Protagonistin, die gerne liest und in einem schicken Zimmer voller romantischer Bücher schläft. Allein damit dürften sich genug Leser identifizieren können.

Bewertung vom 01.04.2023
Mord in Bordeaux / Claire Molinet ermittelt Bd.2
Albert, Sandrine

Mord in Bordeaux / Claire Molinet ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Cosy Crime mit französischem Charme und ganz vielen Delikatessen

Hier passt einfach alles: die Atmosphäre, die Ermittler, das Setting und der Kriminalfall. Alles verpackt in ein wunderbares französisch-kulinarisches Wohlfühlpaket, gewürzt mit jeder Menge Spannung und abgerundet mit einem herrlich leichten Schreibstil. Wer hier ganz stilecht mithalten möchte, sollte sich für die Lektüre vielleicht einen guten Rotwein aus Bordeaux bereit stellen.

Zu diesem Buch gibt es ein wirklich hübsches Cover in Hochglanz, das silbrig glänzt und absolut passend in den Farben Frankreichs gehalten ist.

Hier wurde zudem eine wirklich berührende Geschichte als Aufhänger eines Kriminalfalls gewählt, die mich im Nachgang sogar zu einiger Internetrecherche verführt hat. Außerdem kommt der kulinarische Aspekt nicht zu kurz. Ich habe mich einmal sogar veranlasst gefühlt, die Lektüre zu unterbrechen, um mir etwas Leckeres zu kochen.

Raoul und Claire sind Ermittler, zwischen denen förmlich die Funken sprühen, außerdem funktionieren sie sehr gut als Team, wenngleich einer der beiden zur Polizei gehört, während der andere Privatdetektiv ist. Eine spannende Dynamik.

Wer Krimis liebt, in denen das Ganze Drumherum spannender ist als actionreiche Verfolgungsjagden, Blut und endlose Polizeiarbeit, der ist hier bestens aufgehoben und wird sich keine Sekunde langweilen.

Kleiner Hinweis:

– kann unabhängig des Vorgängerbandes gelesen werden

– Französisch-Glossar im Anhang

– Wissenswertes zum Hintergrund des Kriminalfalls im Anhang, dazu gibt’s noch 2 Rezepte.

Bewertung vom 26.03.2023
Der Liebeskummer-Ausweg
Bolohan, Amelia

Der Liebeskummer-Ausweg


ausgezeichnet

Einfühlsamer Liebeskummerratgeber mit vielen praktischen Tipps
„Wenn wir etwas sehr Schmerzhaftes erleben … reagieren Körper und Seele gleichermaßen. Der Liebeskummer zwingt uns eine Art Auszeit auf.“
Die Autorin führt gleich zu Beginn aus, dass von der Gesellschaft „lange Beziehungen bewundert und gefeiert“ werden. Kürzere Beziehungen hingegen werden als Versagen gewertet – man hat es wieder nicht geschafft, war nicht liebenswert, hübsch, klug oder was auch immer genug oder hat nicht genug an sich und der Beziehung gearbeitet.
Als wäre der Schmerz einer Trennung nicht genug, schlägt man sich also noch mit den Meinungen der anderen herum. Und selbst wenn man der I-AM-ENOUGH-BEWEGUNG angehört, in Momenten der Trennung und des damit einhergehenden Schmerzes ist es wenig hilfreich, wenn andere meinen, die Trennung können ja kaum so schmerzhaft sein, so kurz, wie man zusammen war. Für das Scheitern schreibt man sich sowieso oft selbst die Schuld zu.
Sinngemäß sagt die Autorin zudem, dass man sich schnell an einen Menschen gewöhnt, es dennoch aber Monate und Jahre dauern kann, bis man den Verlust verwunden hat. Auch das kann ich bestätigen.
Wie man sieht, habe ich mich von der Einleitung dieses Buches sehr gut abgeholt gefühlt.
Im Folgenden erfahren wir einiges über die Phasen der Trennung, jeweils mit konkreten Tipps, die in der jeweiligen Phase helfen können. Einige Tipps waren mir bereits bekannt, aber nichtsdestotrotz funktionieren sie ja und verdienen deswegen auch Erwähnung.
Persönlich finde ich eine Social-Media-Sperre in der Zeit nach einer Trennung sehr hilfreich. So habe ich das selbst gehandhabt, was aber auch damit zu tun hatte, dass ich ohnehin schon lange keine Lust mehr auf FB & Co hatte. Von einigen Netzwerken kann man sich auch vorübergehend abmelden, wenn das kein endgültiger Schritt sein soll, das hilft auf jeden Fall, nicht mehr ständig mit dem Ex konfrontiert zu werden.
Ich mochte alle Tipps, die mit Aufschreiben zu tun haben, weil man da total ehrlich sein kann, vor allem sich selbst gegenüber. Z. B.: Warum man sich getrennt hat, wo man viel zu lange faule Kompromisse gemacht hat, aber wichtig ist auch, über auch alle Gefühle zu schreiben, die in einem hochkommen. Wie man mit diesen Gefühlen umgeht, auch darüber gibt es viel zu wissen. Ähnlich wie die Autorin es rät, bin ich das bei meiner letzten Trennung gemeinsam mit zwei Freundinnen angegangen. Wir haben uns jeden Tag für eine bestimmte Zeit per Zoom, also online, getroffen, und zusammen laut geweint, regelrecht gewehklagt. Diese Phase des totalen Kummers hat etwa eine Woche gedauert und ich habe das gemeinsame Weinen als sehr hilfreich empfunden. (Kleiner Tipp von mir: Nicht alle, die dabei mitmachen, müssen wegen derselben Sache weinen, es kann auch ein anderer Verlust sein, den man betrauert als nur der des Partners.)
Neben wirklichen vielen hilfreichen Übungen, gefällt es mir, dass dieses Buch auch hinterfragt, ob Single-Sein per se schlecht ist bzw. inwieweit die Beziehung, die wir glauben, zu wünschen, wirklich das Nonplusultra für uns ganz persönlich ist.
Besonderer Wert wird von der Autorin auch darauf gelegt, unser Leben nach dem Ende des Liebeskummers zu planen. Denn es ist zwar eine Möglichkeit, sein Herz zu verschließen und die Hände von Beziehungen zu lassen, aber das werden sicher die wenigsten von uns wollen. Ich würde sagen, über die Hälfte des Buches widmet sich der Zeit danach und das finde ich persönlich sehr stimmig.
Obgleich das Buch klein und handlich ist und um die 200 Seiten umfasst, gibt es hier jedoch viele Übungen, für die man einiges an Zeit einplanen darf. Hier braucht es Selbstdisziplin und eine gute Planung. Einige Übungen stehen bei mir selbst noch aus. Ich glaube aber, dass es hilfreich ist, sich längere Zeit mit dem Input aus diesem Buch zu befassen. Vor allem, wenn man sich bereits vorstellen kann, wieder eine neue Partnerschaft ins Auge zu fassen oder aber sein Leben diesbezüglich noch einmal neu zu überdenken.
Dieser Ratgeber sei allen ans Herz gelegt, die gerade unter Herzschmerz leiden und keine Lust haben, diesem Gefühl taten- und hilflos gegenüberzustehen. Wer sich wirklich auf dieses Buch einlässt, der hat die Chance, dieses Drama als auch Trauer und Schmerz wesentlich schneller aufzulösen.
Dieses Buch ist nicht gegendert – wer darauf Wert legt, bitte Finger weg von diesem Buch. Ich persönlich fand es herrlich entspannt, dass darauf verzichtet wurde. Aber am Gendern scheiden sich bekanntlich die Geister. Es wäre also schade, wenn jemand das Buch nur aufgrund dessen nicht mag.

Bewertung vom 21.03.2023
Die Bucht des blauen Oktopus
Michaelis, Antonia

Die Bucht des blauen Oktopus


ausgezeichnet

Sommer, Sonne &Tauchen nebst Magie und der Suche nach einem Schatz
Die Bucht des blauen Oktopus ist ein wundervolles Kinderbuch für Kinder um die 10 Jahre. Besonders gut gefällt mir, dass es auch Jungs gefallen dürfte, schon allein weil die Hälfte des Buches aus der Sicht von Jorgos, einem 11-jährigen griechischen Jungen geschrieben ist. Die andere Hälfte wird aus der Sicht von Kiki, einer gleichaltrigen Urlauberin mit griechischen Wurzeln erzählt.

Die Geschichte besticht mit einem wundervollen Setting an der griechischen Küste einer Insel. Hier begegnen sich Kiki und Jorgos, wie sollte es anders sein, an einer geheimen Bucht und können sich erst einmal nicht leiden. Denn Kiki dringt mit ihrem Auftauchen tief in Jorgos Geheimnisse ein. Jorgos ist Schulverweigerer und lebt allein mit seinem fünfjährigen Bruder in dieser versteckten Bucht.

Hier werden u. a. die Themen Verlust der Eltern, Stiefvater, streitende Eltern, senile ältere Verwandte, Kinder, die auf sich allein gestellt sind, Schulprobleme sowie Mobbing auf spannende Weise beleuchtet und erlauben den Lesern, sich jeweils dazu zu posititionieren bzw. sich Gedanken zu machen.

Die Figuren hier sind alle recht tragisch, angefangen von Jorgos, der nicht nur Vater, sondern auch Mutter verloren hat, und nicht mal ein Zuhause geschweige denn genug zu essen hat. Über Kiki, deren Mutter und Stiefvater ständig streiten, weil die Baby-Zwillinge eigentlich nichts als anstrengend sind. Hin zu Alexis’, der andere mobbt, weil er nicht in der Lage ist, die Liebe seines Vaters zu gewinnen.

Und dann gibt es noch diesen riesigen blauen Oktopus, der immer auftaucht, wenn Kiki oder Jorgos sich in der Nähe des Wassers aufhalten. Und als wäre das nicht schon magisch genug, so gibt es die schwarze Bucht, auf der ein Riesenrad steht, das schon seit vielen Jahren außer Betrieb ist, aber auf dem schon Kikis alte Tante Dora gefahren ist. Auch dieses wird neben anderen Meerestieren von einem Oktopus geschmückt.

Dieses Buch lässt sich sehr schön vorlesen. Es gefiel mir selbst und auch meinem Sohn, mit dem ich gemeinsam gelesen habe.

Dennoch gab es ein paar Punkte, die mir weniger gefallen haben. Der Einstieg ins Buch fiel mir recht schwer. Bis Seite 35 fand ich es einfach nur langweilig. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen gibt es viele Wortwiederholungen. Das mag für Leseanfänger hilfreich sein, aber es führt auch zu einigen Längen beim Lesen, wo es schwer ist, die Kinder spannungstechnisch bei der Stange zu halten. Zum anderen gibt es einige inhaltliche Wiederholungen, wenn z. B. eine Szene aus Sicht von Jorgos erzählt wird, dann aus Sicht von Kiki und dann sprechen die beiden noch einmal darüber. Hier kam dann wieder Langeweile auf. Hin und wieder habe sogar ich deswegen manchmal den Überblick über die Geschichte verloren, das sollte bei einem Kinderbuch eigentlich nicht passieren.

Insgesamt haben wir hier also ein Buch, das, wie wir es vom Oetinger-Verlag gewöhnt sind, eine schöne Aufmachung hat – besonders sticht das schöne blaue Cover heraus –, wo die Schriftgröße passt und der Inhalt mit hübschen Illustrationen aufgewertet ist. Wir haben eine Geschichte mit magischen Elementen, die viele Themengebiete beleuchtet und mit interessanten Charakteren und einer ebensolchen Story aufwarten kann. Aber auch mit unübersehbaren Schwächen.

Weil wir trotzdem viel Freude beim Lesen hatten und weil das Ende so unfassbar schön ist und die Geschichte rund macht, gibt es für dieses Buch glatte 4 Sterne.

Dieses Kinderbuch dürfte allen gefallen, die Cornelia Funkes „Herr der Diebe“ gemocht haben. Und vor allem haben wir hier endlich mal eine Lektüre, die auch Jungen anspricht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.03.2023
Happy Woman
Schäfer, Stefanie Carla

Happy Woman


ausgezeichnet

Nichts für nebenbei – für dieses Buch darf Frau sich viel Zeit nehmen

Dieses Buch ist nicht dick, aber wenn man das meiste daraus ziehen will, dann legt man oder eher frau sich am besten ein kleines Notizbüchlein zu, denn hier will einiges notiert werden. Und wer nicht gern in Bücher schreibt, sollte also besser eine Alternative bereit haben. Am besten eine hübsche, die er gerne jeden Tag zur Hand nimmt.

Der Ratgeber kommt in einer hübschen Aufmachung daher, ist klein und handlich.

Direkt angefangen, hat mich das Buch gar nicht mehr losgelassen, ich habe mich an dem Punkt, an dem ich mich in meinem Leben gerade befinde, gut abgeholt gefühlt.

Was mir besonders gut gefällt, ist, dass gewisse Vorschläge nur angerissen, aber nicht ausführlich behandelt werden, der Inhalt ist also recht knackig und das ist gut so. Beispiel: Wenn Vergebung notwendig ist, dann mache z. B. Ein Vergebungsritual – wie das geht, darauf wird hier also verzichtet.

Wie auf dem Titel vermerkt, geht es um vier Schritte, die dich zu dem Leben führen, was du wirklich willst. Ich mag den Ansatz, ohne hier zu viel verraten zu wollen.

Punkte, die mir gut gefallen haben:

– unser Körper denkt oft, er sei noch in der Vergangenheit

– die Frage: Welche Spuren hat die Vergangenheit hinterlassen, die es für dein Glück im Heute zu überwinden gilt?

– All-you-can-eat-Buffet der Liebe

– schon frühmorgens die Fülle-Brille aufsetzen

– Zitat von Rumi: Die Wunde ist der Ort, wo das Licht eintritt

– um deine Zukunft aktiv neu gestalten zu können, musst du zu 100 % in deinem Körper zu Hause sein

– typische Gedankenmuster identifizieren, auf einen Zettel schreiben und dann wegwerfen

– die drei Säulen im Leben.

Mehr will ich gar nicht verraten.

Ansonsten gibt es viele Übungen, die Spaß machen und Punkte beinhalten, über die man/frau sich im Leben wirklich von Zeit zu Zeit Gedanken machen darf.

Ob berufliche Selbständigkeit wirklich für jeden das Richtige ist, das mag dahin gestellt sein. Für mich persönlich passt es, aber hier kann ja jeder seine eigenen Schlüsse ziehen. Und dazu will dieser Ratgeber vor allem anregen.

Wer das Gefühl hat, seinem Leben und den Träumen, die man einst mal hatte, nicht gerecht zu werden, und wer sein Leben einmal gründlich durchleuchten und reflektieren möchte, der findet mit diesem Buch einen hilfreichen Wegbegleiter. Allerdings darf es hier nicht nur beim bloßen Lesen bleiben, denn sonst ändert sich leider gar nichts.

Bewertung vom 18.03.2023
Quallenplage / Himmel und Holle ermitteln Bd.1
Bergstedt, Susanne

Quallenplage / Himmel und Holle ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Lokalkrimi mit viel norddeutschen Lokalkolorit (Cosy-Crime-Reihenauftakt)
Susanne Bergstedts erster Krimi ist zudem auch der Auftakt einer neuen Cosy-Crime-Reihe mit den zwei Laien-Ermittlerinnen Telse Himmel und Wanda Holle.

Wer auf knallharte Krimis mit intensiver Polizeiarbeit und allem Pipapo steht, der sollte diesen Roman lieber schnell beiseite legen oder besser gar nicht erst in die Hand nehmen. Denn hier steht nicht die Polizeiarbeit im Vordergrund und auch nicht der gesuchte Mörder. Hier geht es vielmehr um eine Endvierzigerin und ihre acht Jahre ältere Freundin, die sich gemeinsam als Privatdetektivinnen betätigen.

Und wie es ein Lokalkrimi will, so gibt es hier viel Lokales im schicken Schilksee an der Ostsee zu erzählen. Da gibt es jede Menge reicher Nachbarn mit besonderen Vorlieben und darunter befindet sich, wie bei einem Krimi zu erwarten, auch ein Polizeikommissar. Der es nicht schafft, seine beiden neugierigen Nachbarinnen abzuwimmeln, die ihm ungefragt ihre Detektivfähigkeiten aufdrängen. Nebenbei gibt es viel Ostseefeeling und auch in Wandas als auch Telses Zuhause fühlt man sich bald wie zu Hause. Und so oft wie die beiden ein leckeres Weinchen trinken oder sich kulinarischen Genüssen hingeben, darf der Leser selbige Gelüste unterdrücken. (Wer hat schon Gourmet-Sushi zu Hause oder hochkarätige Rot- oder Weißweine?)

Im Gegensatz zu den Eberhofer-Krimis haben die norddeutschen Figuren in dieser Geschichte etwas Kühles, Unnahbares an sich, nordisch halt. Sie wachsen einem nicht so schnell ans Herz und sie sind auch viel kontrollierter als wir das von den Figuren aus den Eberhofer-Krimis kennen. So sehr ich auch durch die Seiten geflogen bin, so sind weder Telse noch Wanda mir besonders nahe gekommen, sie sind beide nicht wirklich Sympathieträger, auch wenn sie nicht unsympathisch sind. Hier im Einstiegsroman zur Serie fand ich das nicht problematisch – mit den Fischköppen wird man halt nicht so schnell warm –, aber für die Folgebände sehe ich da durchaus noch viel Luft nach oben, wenn Himmel und Holle es dauerhaft zu ein paar Stammlesern oder Fans bringen wollen.

Was nicht heißt, das Telses oder Wandas Leben nicht spannend sind, das sind sie durchaus. Ein paar Sympathiepunkte dürften sie aber im nächsten Teil gern noch zulegen. Nett wäre es auch, noch mehr aus Schilksee zu erfahren, vielleicht gibt es noch ein paar exzentrische, geheimnisvolle Nachbarn oder andere Geheimnisse? Generell mag ich den Ansatz, über Wanda ein bisschen mehr von der Schickeria zu erfahren. Hier dürfte für meinen Geschmack jedenfalls noch mehr kommen.

Auf jeden Fall merke ich mir dieses Laien-Ermittlerduo vor und behalte im Auge, was den beiden noch so einfällt.

Das Cover finde ich im Übrigen super, besonders die Farbe, aber auch die Einprägung des weißen Schriftzugs. Bezeichnend für Cosy Crime ist, dass kein Blut darauf zu sehen ist, dafür aber blutrote Quallen – Feuerquallen, die im Roman auch eine wichtige Rolle spielen.

Die Story und deren Verlauf gefällt mir gut. Und auch das Ende war in jeder Weise überzeugend.

Wer Cosy Crime mag und sich für zwei Laien-Ermittlerinnen begeistern kann, die beide Witwen und um die 50 Jahre alt sind, und nebenbei Lust auf ein wenig Lokalkolorit an der schönen Ostsee hat, der wird hier garantiert nicht enttäuscht. Der typische Knallhart-Krimileser sollte aber lieber die Finger davon lassen.