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Benutzername: 
britta70
Wohnort: 
Frankfurt

Bewertungen

Insgesamt 35 Bewertungen
Bewertung vom 28.08.2013
Schwesterlein, komm stirb mit mir / Stadler & Montario Bd.1
Sander, Karen

Schwesterlein, komm stirb mit mir / Stadler & Montario Bd.1


sehr gut

Wenn die Vergangenheit Dich einholt...

Als eine Anwältin brutal ermordet aufgefunden wird, fühlt Hauptkomissar Georg Stadler sich an einen früheren Fall erinnert. Obwohl einiges gegen einen Serienmörder spricht, zieht Stadler die Psychologin Liz Montario hinzu. Ihr gelang es im Vorjahr, eine Mordserie aufzuklären. Die Hinweise auf Stadlers Serienmörder-Theorie verdichten sich, als ein weiteres Mordopfer aufgefunden wird. Doch Liz, die einen dunklen Fleck in ihrer Vergangenheit hat und selbst wiederholt Drohbriefe erhält, ist sich diesbezüglich nicht so sicher. Genauso gut könnte ein Einzeltäter am Werk sein, der sich die Serienmorde nur zunutze macht...

"Schwesterlein, komm stirb mit mir" bildet den Auftakt zu einer neuen Thrillerreihe, in dem Hauptkommissar Georg Stadler und die Psychologin Liz Montario ermitteln. Karen Sander ist mit diesem Thriller ein spannendes Debut gelungen. Die Geschichte wird in kurzen Kapiteln erzählt, teils aus der Perspektive des Hauptkommissars, teils aus der Perspektive von Liz. Zeitungsausschnitte stellen eine Verbindung zwischen vergangenem und aktuellem Geschehen her. Die Charaktere sind sehr plastisch gezeichnet und erscheinen gerade auch wegen ihrer Ticks und Schwächen sympathisch. Zwar konnte ich die Auflösung schon sehr früh erahnen, aber die Spannung litt darunter nicht allzu sehr. Gut gefallen hat mir auch der Schluss, der gleichzeitig den Bogen zu Vergangenem und Zukünftigem spannt.
Alles in allem ein Buch, an dem Thrillerfans ihre Freude haben werden. Ich freue mich bereits jetzt auf den Nachfolgeband.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.06.2013
Die Rosen von Montevideo
Federico, Carla

Die Rosen von Montevideo


gut

"Die Rosen von Montevideo" erzählt die Geschichte von drei Generationen im Wandel der Zeit. Dementsprechend ist das Buch in drei Teile gegliedert, die jedoch nicht gänzlich in sich abgeschlossen sind, sondern ineinander übergreifen.
Zunächst stehen Rosa und Albert im Mittelpunkt des Geschehens. Rosa entstammt einer wohlhabenden Familie Montevideos. Ihr Vater plant, sie an einen älteren Mann zu verheiraten - sehr zum Missfallen Rosas. Kurzentschlossen flieht die lebenslustige junge Dame, kommt aber nicht weit, denn sie wird von Feinden ihres Vaters aufgegriffen. Rosa kann sich glücklich schätzen, dass der Frankfurter Bankierssohn Albert Gothmann, der zur Zeit auf Geschäftsreise in Montevideo ist, zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist und sie rettet. Bei dieser einen Begegnung bleibt es nicht. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit heiraten die Beiden. Albert will Rosa nun seiner Familie in Deutschland vorstellen, doch die Dinge entwickeln sich anders als geplant. Als Alberts Vater stirbt, übernimmt Albert die Führung der Bank. Er hat immer weniger Zeit für Rosa, die sich fortan in der fremden Kultur alleine zurechtfinden muss. Doch in Frankfurt ist und bleibt sie eine "Exotin", zumal von Seiten der Schwägerin und der Schwiegermutter keine Hilfe zu erwarten ist. Die Ehe besteht fast nur noch dem Papier nach und steht infolge eines Unglücks vor einem großen Abgrund.
Wird es der Tochter, Valeria, anders ergehen? Valerias und Claires Geschichte führt uns zurück nach Montevideo. Valeria will nur noch weg aus Deutschland, wo alles sie an die Lieblosigkeit ihrer Eltern erinnert. Tatsächlich dauert es nicht lang und Valeria verliebt sich. Die Umstände sind allerdings äußerst unglücklich....
Ob es der dritten Frauengeneration, Carlita und Tabitha anders ergeht, wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten. 

Die Familiensaga spielt in Uruguay, Frankfurt und Paraguay und umfasst die Zeitspanne von 1829-1889. Der Sprachstil ist sehr angenehm und flüssig zu lesen. Geschichtliche Hintergrundinformationen sind gut in die story eingebettet. Die Charaktere sind sehr lebendig, wenn auch zum Teil überspitzt gezeichnet. Als Sympathieträgerin habe ich eher Esperanza, eine Nebenfigur, empfunden. Für meinen Geschmack hätte das Buch gerne etwas mehr Exotik beinhalten dürfen. Das Cover weckt die Erwartung, dass man diesbezüglich gut bedient wird, doch über weite Strecken ist die Exotik eher impliziter Natur. Was mir nicht so gut gefallen hat, waren die zahlreichen Parallelen zwischen den Generationen sowie ein "Schachzug", der sein Übriges zur Überfrachtung des Generationenromans tut. Nichtsdestotrotz habe ich den Roman sehr gerne gelesen und fühlte mich gut unterhalten. 

Bewertung vom 30.05.2013
Fürchtet euch
Cash, Wiley

Fürchtet euch


sehr gut

Wenn der Glaube zur tödlichen Falle wird...

Ein beschauliches Dorf in North Carolina inmitten der 80er Jahre. Die Idylle trügt. Was hinter den Kirchenmauern und unter der spitituellen Führung des Predigers Chambliss vor sich geht, ist das pure Grauen. Doch die eingeschworene Gemeinschaft steht geschlossen hinter Chambliss, der ihrer Meinung von Gott geschickt wurde und durch den sie die Stimme Gottes zu vernehmen glaubt. Allein Adelaide Lynn, die bereits einmal Zeugin eines Tod bringenden Rituals mit Giftschlangen wurde, hält sich vom Ort des Grauens fern. Zwar traut sie sich nicht gegen Chambliss ihre Stimme zu erheben, doch nimmt sie die Kinder während der Zeit des Gottesdienstes in ihre Obhut, um das Schlimmste zu verhindern. Leider kann sie jedoch nicht verhindern, dass Julie Hall, die dem Prediger gänzlich verfallen ist und die Ehe mit Ben wohl eher noch zum Schein aufrecht erhält, ihren 13jährigen Sohn Christopher mit in die Kirche bringt. Christopher, liebevoll, Stump genannt, ist stumm und Julie vertraut darauf, dass er mithilfe des Predigers und seinen Ritualen geheilt wird. Als sie meint, einen ersten Erfolg vernommen zu haben, gibt es für sie keinen Halt mehr. Jess, der jüngere Bruder, weiß in welcher Gefahr sein Bruder schwebt und dass seine Mutter sich täuscht. Doch er findet nicht die Worte, um dem Treiben hinter den verklebten Kirchenfenstern Einhalt zu gewähren. Christopher stirbt und die Familie treibt rasant dem Abgrund entgegen...

Der mit diversen Auszeichnungen versehene Debütroman von Wiley Cash lehrt einem regelrecht das Fürchten. Betroffen erlebt man mit, wie ein fehlgeleiteter Glaube Unschuldigen zur tödlichen Falle gerät. Entsetzt muss man die Tatenlosigkeit der geblendeten Anhängerschaft des fanatischen Predigers zur Kenntnis nehmen. Ein kleiner Hoffnungsschimmer am Ende des dunklen Tunnels mildert kaum die erschütternde Wirkung dieses Romans auf den Leser. Zwar kann Wiley Cash die am Anfang erzeugte Spannung nicht durchgängig halten. Dennoch ergibt sich durch die Parallalelität der 3 Erzählperspektiven ein mehr oder weniger stimmiges Ganzes. Einige Fragen bleiben ungeklärt, aber durch die Einblicke, die die 3 Erzähler: die Hebamme Adelaide, der Sheriff Glem und Christophers Bruder Jess, gewähren, kann man sich das, was unausgesprochen bleibt, selbst zusammen reimen.
Insgesamt gesehen, ein gelungenes Debüt, das zum Nachdenken anregt. Ich bin auf weitere Romane aus der Feder von Wiley Cash sehr gespannt!

Bewertung vom 29.04.2013
Ein ganzes halbes Jahr
Moyes, Jojo

Ein ganzes halbes Jahr


ausgezeichnet

Wann ist ein Leben lebenswert?
Lou Clark lebt noch bei ihren Eltern, obwohl sie bereits 26 und seit sieben Jahren in einer Beziehung mit Patrick ist. Zwar würde sie gerne einfach in den Tag hineinleben, doch muss sie ihre am Rande des Existenzminimums lebende Familie unterstützen. Das Geld reicht hinten und vorne nicht: Der Vater bangt um seine Arbeit, die Mutter ist mit der Pflege des Großvaters ausgelastet und die jüngere Schwester studiert und lässt sich nur am Wochenende mit ihrem kleinen Sohn blicken. Als das Café schließt, in dem Lou arbeitete, muss schnellstmöglich ein neuer Job her. Nach einigen wenig ertragreichen Tätigkeiten bekommt Lou das Angebot, gegen eine attraktive Bezahlung den unter Tetraplegie leidenden Will Traynor zu betreuen. Beruhigt, dass sie nicht für die medizinische Pflege, sondern die allgemeine Aufheiterung von Will zuständig wäre, nimmt sie den Job an.

Lou nimmt ihre Aufgabe sehr ernst. Anfangs beißt sie sich fast die Zähne daran aus, Wills harten Panzer zu durchbrechen und würde am liebsten alles hinschmeißen. Doch dann passiert etwas, womit keiner ernsthaft gerechnet hatte: Will taut etwas auf und beginnt sogar, sich für Lous Leben zu interessieren und ihr Möglichkeiten aufzuzeigen, es zu verändern. Es könnte alles so schön sein, hätte Will nicht bereits längst eine bedeutsame Entscheidung für sein Leben getroffen, die Lou widerum mit aller Kraft zu revidieren versucht. Ein Wettlauf gegen die Zeit, und dann kommt die Liebe ins Spiel...

Ein wunderbares und sehr bewegendes Buch über das Leben, die Liebe und die Kunst des Loslassens, das lange nachhallt. Wann ist ein Leben lebenswert und unter welchen Bedingungen ist Sterbehilfe ein akteptabler Ausweg aus dem Leid eines Tetraplegikers? Das ist die Frage, die das Buch aufwirft und auf die die verschiedenen Protagonisten jeweils ihre Antwort geben. Die Charaktere sind sehr plastisch dargestellt. Ich konnte mich sehr gut mit Lou identifizieren und habe sehr gut nachempfinden können, was in ihr vorgeht. Mit ihr habe ich Schritt für Schritt auch Will besser kennengelernt und konnte seine Sicht der Dinge rational nachvollziehen. Das Ende empfinde ich persönlich als sehr stimmig, es ist gleichzeitig auch ein Neubeginn.

"Ein ganzes halbes Jahr" ist ein Buch, das man gelesen haben muss, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Es eignet sich aufgrund der sehr kontroversen Thematik bestens für Lesekreise bzw. allgemeiner Diskussionsrunden.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.