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LEXI
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Österreich

Bewertungen

Insgesamt 377 Bewertungen
Bewertung vom 12.03.2023
Ein Himmel voller Freiheit

Ein Himmel voller Freiheit


sehr gut

Vergebung hat die Macht, die Welt zu verändern

„Vergebung verändert nicht deine Vergangenheit, aber deine Zukunft!“

Simone Heintze und Julia Fiedler knüpfen mit ihrer aktuellen Neuerscheinung „Ein Himmel voller Freiheit“ an den Vorgänger „Ein Himmel voller Segen“ an. Im vorliegenden Buch befassen sie sich mit einem schwierigen, sensiblen, aber auch wertvollen Thema: der Vergebung. Jemandem zu vergeben kann eine große Herausforderung für einen enttäuschten und verletzten Menschen darstellen, der Weg dahin äußerst schmerzhaft sein. Doch dieser Schmerz, angestaute Wut, Zorn und Rachegelüste erzeugen in erster Linie in jenem Menschen Bitterkeit, der sie hegt und nicht davon lassen kann. Echte und aufrichtige Vergebung ist schwer, aber elementar. Zu vergeben bewirkt eine Befreiung von schweren Lasten, die man oft jahrelang mit sich herumschleppt. Denn für das Verzeihen und innere Heilung gibt es keine schnelle, vorgefertigte Lösung, der Drang, an Groll und der eigenen Verletztheit festzuhalten ist stark.

Das vorliegende Buch stellt eine kleine Sammlung persönlicher Vergebungsgeschichten dar, Texte von verschiedenen Menschen, die Erfahrungen zum Thema wiedergeben. Sie erzählen vom langen Weg beginnend mit einer zugefügten Verletzung bis hin zu jenem Augenblick, wo man dem anderen die Hand zur Versöhnung reicht. Es kommen auch Personen zu Wort, die den letzten Schritt zur Vergebung bislang noch nicht geschafft haben und ihre Situation von allen Seiten beleuchten. So verschieden die Menschen und ihre Lebenssituationen sind, so vielfältig sind auch die persönlichen Erzählungen in diesem Buch. Fabian Vogt berichtet beispielsweise, wie es einem Häftling eines Konzentrationslagers gelungen ist, seinen Hass und seinen Zorn zu überwinden und seinem Peiniger die Demütigungen und Erniedrigungen zu vergeben. Eine liebevolle Geste seinerseits vermochte es, den zerstörerischen Erinnerungen nach vielen Jahren endlich ihre Macht über ihn zu nehmen. Neben Erlebnissen im Alltag, Streit innerhalb von Paaren, Familien oder Freunden thematisieren die beiden Autorinnen auch das Unverständnis und den Zorn auf Gott und die Frage nach dem „Warum“ angesichts des Todes geliebter Angehöriger. Und nicht zuletzt findet man in diesem Buch auch einige biblische Geschichten über Zorn und Vergebung – wie beispielsweise jene von Mose, der mordet und flieht, die Verleugnung Jesu durch seinen Jünger Simon Petrus oder die wohl größte Vergebungsgeschichte der Bibel: die Geschichte von Joseph und seinen Brüdern. Vergebung ist auch ein entscheidendes Thema bei der Geschichte vom verlorenen Sohn und spielt eine wichtige Rolle für Hagar und Ismael.

„Vergebung zu schmecken – obwohl man sie nicht verdient hat – ist eine der berührendsten Erfahrungen, die man im Leben machen kann.“

In der Bibel liest man viel über Vergebung. Im Vaterunser wird beispielsweise dazu aufgefordert, seinem Schudigern zu vergeben. Epheser 4,26 empfiehlt, die Sonne nicht über seinen Zorn untergehen zu lassen. Und in Sprüche 15,1 liest man, dass eine versöhnliche Antwort den Zorn abkühlt, ein verletzendes Wort diesen jedoch anheizt. Bereits das hebräische Synonym für „unendlich“ verdeutlicht in der biblischen Aufforderung „Sieben mal siebzig Mal“ zu vergeben – doch die Umsetzung im ganz persönlichen Umfeld ist angesichts vorangehender Verletzungen oft ein langwieriger und schwieriger Prozess. Durch dieses Buch werden dem Leser aber Einblicke in die Lebenserfahrungen anderer Menschen gewährt, die den Blickwinkel auf gewisse Dinge vielleicht verändern können.

Fazit: „Ein Himmel voller Freiheit“ war eine interessante und informative Lektüre, die mir sehr gut gefallen hat. Was meinen Lesefluss jedoch empfindlich stört ist das Gendern in Büchern, das ich rigoros ablehne. Des Weiteren empfinde ich die Verwendung von Kraftausdrücken in einem christlichen Sachbuch als deplatziert. Diese beiden winzigen Kritikpunkte fanden jedoch aufgrund des minimalen Vorkommens im Buch keinen Einfluss auf meine Bewertung – und ich kann diese Lektüre jedem ans Herz legen, der eine persönliche Last mit sich herumschleppt und noch darum kämpft, den ersten Schritt zur Vergebung zu gehen.

Bewertung vom 11.03.2023
Unsichtbar
Moreno, Eloy

Unsichtbar


ausgezeichnet

Unsichtbar ist man nur, wenn die anderen einem dabei helfen. Die Geschichte vom Jungen, den niemand lieb hatte.

Der spanische Bestsellerautor Eloy Moreno erzählt die Geschichte eines Jungen, der bis zur letzten Buchseite namenlos bleiben wird. Ein Junge, dessen schulische Leistungen herausragend sind, der zwei seiner Mitschüler zu seinen langjährigen Freunden zählt. Besagter Junge begeht jedoch eines Tages einen folgenschweren Fehler: er wagt es, einem beliebten, faulen, aber auch äußerst gewaltbereiten und daher gefürchteten Mitschüler, etwas zu verweigern. Von diesem Moment an ändert sich das Leben des Jungen drastisch. Denn die nun entstandene Atmosphäre der Angst ist der Nährboden für Menschen wie seinen Peiniger, der in seinem ganzen Leben noch niemals ein „Nein“ akzeptieren musste, der die Schwäche von anderen braucht, um seine eigene Stärke zu beweisen.

Mit seinem Roman „Unsichtbar“ beschreibt der Autor den Leidensweg dieses namenlosen Jungen und gewährt dabei ungewöhnlich tiefe und erschütternde Einblicke ins Innere eines Mobbingopfers, aber auch in jenes seines Peinigers sowie der Menschen in seinem Umfeld, die entweder wegesehen, oder tatenlos zusehen. Der Autor besitzt einen ganz eigenwilligen, intensiven Schreibstil, der mir mit fortschreitender Lektüre immer mehr ans Herz wuchs und mir bis zuletzt bereits herausragend gut gefallen hat. In einer saloppen, der jugendlichen Zielgruppe angepassten Sprache beschreibt Eloy Moreno, wie einem ganz normalen, unauffälligen Jungen mit hervorragenden schulischen Leistungen gezielt die Selbstachtung genommen wird und niemand eingreift. Als die Trauer, die Angst, all die unterdrückte Wut und das Leid des Jungen diesen zu überwältigen drohen, entwickelt er Schutzmechanismen, die letztendlich dazu führen, dass seine Lebensfreude erlischt. Zuletzt nimmt ihn niemand mehr zur Kenntnis, es scheint, als gäbe es ihn nicht mehr – der Junge ist für seine Mitmenschen tatsächlich „unsichtbar“ geworden.

Der durchgehend hohe Spannungsbogen ist zwangsläufig bedingt durch das aufwühlende Thema dieses Buches. Man fragt sich: „Was muss denn noch alles passieren, bis endlich irgendjemand etwas unternimmt? Was kommt als Nächstes?“ Der Autor steuert zielstrebig auf ein explosives Finale zu, bei welchem man sich als Leser am liebsten in die Geschichte einbringen und aktiv eingreifen möchte.

Die Charakterzeichnung der handelnden Figuren würde ich als brillant und ganz besonders intensiv bezeichnen. Eloy Moreno schafft es trotz kurzer Kapitel und laufendem Perspektivenwechsel, den Leser emotional ganz tief in die Gefühls- und Gedankenwelt seiner Figuren hineinzuversetzen – und zwar so sehr, dass ich es manchmal nicht einmal mehr schaffte, mich aus dem Buch, aus einer gewissen Szene, zu lösen.

Der Autor schildert die Sichtweise des Jungen, jenes seines Peinigers namens „MM“, das Gefühls- und Gedankenleben seiner besten Freunde „Kiri“ und „Zaro“ sowie das Verhalten des Lehrpersonals. Er beschreibt Reaktionen von Mitschülern, die sich vom Jungen abwenden und beim Mobbing entweder mitmachen, oder sich heraushalten, um sich selbst nicht zu schaden. Der Autor geht auch auf das familiäre Umfeld seines jugendlichen Protagonisten ein. Eloy Moreno vermittelt unglaublich starke Emotionen und versteht es, mit seinen Worten eine zunehmende Beklemmung zu erzeugen, die ab der Hälfte des Buches rasant zunimmt und einem schließlich beinahe den Atem nimmt. Dieses Buch hat mich auf einer Ebene berührt, wie es bislang selten ein Buch geschafft hat. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass es sich um eines der wichtigsten und besten Jugendbücher handelt, die ich kenne. Dieses Buch zeigt eine dunkle Seite der Menschheit auf und thematisiert das Motto: „Solange es mich nicht selbst betrifft, ist es nicht mein Problem.“

Fazit: „Unsichtbar“ war ein herausragendes, zutiefst beeindruckendes und hoch emotionales Leseerlebnis, das mich fassungslos machte, mich zu Tränen rührte und auch nach der letzten Seite gedanklich noch längere Zeit beschäftigen wird. Im Anhang findet man eine Auflistung mit Fragen und Ratschlägen zum Thema Mobbing, die eine hervorragende Basis für Gespräche innerhalb einer Schule bzw. eines Klassenverbandes ist. „Unsichtbar“ ist im wahrsten Sinne des Wortes ein außergewöhnliches und erstklassiges Werk eines Autors, den man sich unbedingt merken sollte. Es hat meine an sich schon hohe Erwartungshaltung sogar noch bei weitem übertroffen und sollte meiner Ansicht nach unbedingt zur Pflichtlektüre jeder Schule zählen. Ich hoffe von Herzen, dass es von sehr vielen jungen Menschen wie auch Erwachsenen gelesen wird. Vielleicht geht man anschließend bewusster und aufmerksamer durch den Alltag, sieht bei Ungerechtigkeit nicht mehr weg und hält sich nicht mehr heraus, wenn Mitmenschen gedemütigt und schikaniert werden und ihnen letztendlich ihre Selbstachtung genommen wird.

Völlig begeisterte fünf Sterne für dieses überwältigende Lese-Highlight und eine unbedingte Leseempfehlung!

(gekürzte Fassung)

Bewertung vom 08.03.2023
100 Resilienz Tools für den Alltag
Lanzinger, Caroline

100 Resilienz Tools für den Alltag


ausgezeichnet

Ein Begleiter für schwierige Phasen im Leben

„Resilienz – die Fähigkeit, sich von alltäglichen Herausforderungen und Schicksalsschlägen nicht aus der Bahn werfen zu lassen, sondern ihnen mit innerer Stärke zu begegnen, daraus zu lernen und daran zu wachsen.“

Dieser handliche Ratgeber im Taschenbuchformat zeigt dem Leser zahlreiche Varianten auf, um die Resilienz, welche die Autorin auch als das „Immunsystem der Seele“ bezeichnet, zu stärken. Das kurze Vorwort umschreibt im Grunde den Zweck dieses Buches – übersichtlich zusammengefasst, in klaren und direkten Worten und vor allen Dingen für jedermann leicht verständlich. Und sofort danach startet der praktische Teil dieses hervorragenden Werkes, das mir nicht nur angesichts der Fülle, sondern vielmehr auch hinsichtlich der einfachen und leichten Umsetzbarkeit als wahre Perle erscheint. Vor allem die Vielfalt der Tipps ist es, die dieses Buch so unglaublich passend gestalten – man kann sich als Leser mit sämtlichen Vorschlägen befassen und dann gezielt jene auswählen, die am besten zur eigenen Persönlichkeit bzw. zur aktuellen Situation passen.

Für mich persönlich war es eine absolut bereichernde Leseerfahrung! Ich durfte einiges Neue entdecken, wurde jedoch umgekehrt genauso mit Tipps konfrontiert, die ich in meinem Leben bereits längere Zeit umzusetzen versuche.

Die Autorin hat ihre 164 Seiten zählende Abhandlung in 15 Überbegriffe unterteilt, die jeweils ein Kapitel darstellen. Innerhalb dieser werden sogenannte „Tools“ vorgestellt, wobei ganz kurz auf die jeweilige Kapitelüberschrift eingegangen wird und im Anschluss praktische Beispiele angeführt werden. Relevante Informationen sind darüber hinaus in einem grau unterlegten Feld mit Fettdruck abgebildet, damit sofort beim Aufschlagen der Blick auf die wichtigsten Schlagworte gelenkt wird.

Einige der wichtigen Themenbereiche dieses Buches sind beispielsweise das Verharren in einer Situation sowie die Verweigerung, im Hier und Jetzt zu leben. Akzeptanz und Annahme, eine bewusste Wahrnehmung, die Definition der eigenen Ziele und Strategien, Optimismus und Dankbarkeit, eine positive Lebenseinstellung, soziale Beziehungen, die Stärkung des Selbstbewusstseins, eine gesunde Lebensweise, sich selbst zu lieben, Empathie und der Umgang mit destruktiven Gewohnheiten sind weitere Beispiele für Bereiche, mit denen Caroline Lanzinger sich beschäftigt.

Die optische Aufmachung dieses Buches besticht mit einem gefälligen Coverfoto, dessen Titel bereits im Vorfeld signalisiert, dass es sich um einen alltagstauglichen Ratgeber handelt. Die Themenbereiche sind übersichtlich gegliedert, nach dem in Fettdruck genannten Überbegriff folgt ein Zitat und im Anschluss der eigentliche Inhalt. Zu jedem Kapitel präsentiert die Autorin in Folge so genannte „Tools“ – Methoden zur Stärkung der Resilienz inklusive einer kurzen Beschreibung. Gerade diese knappe, aber dennoch aussagekräftige Vermittlung von Inhalten ist es, die mir besonders zusagte. Ratgeber tendieren manchmal gerne dazu, sich allzu sehr in Details zu vertiefen – und werden auf diese Weise nicht selten zu einer anstrengenden und langwierigen Lektüre. Nicht so dieses Buch! Wie bereits vorab erwähnt sind markante Aussagen optisch zusätzlich hervorgehoben. Im Anhang findet sich zudem ein übersichtliches Quellenverzeichnis, welches es dem interessierten Leser ermöglicht, bestimmte Wissensbereiche dieses Buches in Folge durch die namentlich genannte Fachlektüre dazu selbstständig zu vertiefen.

Was mich ein klein wenig gestört, jedoch keinen Einfluss auf meine Gesamtwertung genommen hat, war die Verwendung englischer Schlagworte. So hätte ich beispielsweise anstelle der Unterteilung der Kapitel in einzelne „Tools“, der „Wall of Fame“ oder des mehrfach vorkommenden Ausdrucks „Vision Board“ definitiv deutsche Begriffe bevorzugt.

Ich möchte abschließend festhalten, dass ich diese Lektüre als überaus bereichernd empfunden habe. Ich habe unzählige Passagen mit Bleistift markiert, die ich als hilfreich und wichtig empfinde, die ich mir auch zukünftig immer wieder vor Augen halten möchte. Und natürlich gibt es auch Punkte, die mich nicht in jenem Maße angesprochen haben, wie andere. Ich werde die jeweiligen Methoden zur praktischen Umsetzung vermutlich jeweils situationsbedingt auswählen. Dieses Buch ist definitiv ein echter Wegbegleiter und wird mein Bücherregal nicht mehr verlassen. Ich habe nämlich vor, auch in Zukunft des Öfteren einen Blick in dieses Buch zu werfen – bevorzugt in Zeiten, in denen ich mit Konflikten, Misserfolgen und persönlichen Krisen zu kämpfen habe.

Fazit: „100 Resilienz Tools für den Alltag“ war aus meiner Sicht eine herausragende Leseerfahrung! Der Ratgeber hat mir ausgezeichnet gefallen und ich kann ihn uneingeschränkt weiterempfehlen. Es wird wohl nicht viele Menschen geben, denen der Inhalt dieses Buches nicht auf irgendeine Art und Weise weiterhilft.

Bewertung vom 24.02.2023
Kanada 151
Heinold, Annegret

Kanada 151


ausgezeichnet

151 faszinierende Einblicke in eines der schönsten Länder der Welt!

„Kanada – weit, großartig, überwältigend – und entspannt.“

Mit diesen einleitenden Worten lädt Annegret Heinold ihre Leser dazu ein, sich gemeinsam mit ihr auf eine Entdeckungsreise zu machen, eine Reise in Worten und Bildern, die 151 Momentaufnahmen dieses einzigartigen Landes bietet.

Aufmerksam geworden durch das prachtvolle Coverfoto und von Klappentext und Leseprobe in den Bann gezogen vertiefte ich mich schon bald darauf in dieses Porträt, das thematisch in alphabetischer Reihenfolge vorgeht. Beginnend mit dem Schlagwort „Abenteuer“ bis zu letzten Punkt „Zimtschnecke“ gibt es zu jedem einzelnen Thema sowohl Farbaufnahmen, als auch einen erläuternden Text, der das Wichtigste in Kürze zusammenfasst. Die Autorin ermöglicht auf diese Weise viele kleine Einblicke in ihr umfangreiches Wissen über Kanada, beginnend von der Mentalität und kulturellen Vielfalt der Einwohner, über Metropolen, Landschaft, Tier- und Pflanzenwelt, aber auch über die Kultur und kulinarische Aspekte. So vielfältig die prachtvollen Aufnahmen sind, so interessant und einzigartig ist auch der Inhalt dieses Buches. Denn Annegret Heinold beschäftigt sich bei weitem nicht nur mit den allseits bekannten Klischees betreffend Kanada, wie beispielsweise dem Ahornblatt, die Flüsse, Wasserfälle, Seen und Wälder, Buschpiloten, Fähren, Lachse und Bären, Highways oder Eishockey. Auch kleine Details wie die Beschaffenheit eines typischen kanadischen Frühstücks, den beliebten „Afternoon“ und „High Tea“, das allseits präsente „Barbecue“ oder aber die rigorose Vorgehensweise bei Missachtung von Rauchverbot sind Themen dieses Buches. Fasziniert las ich vom sogenannten „Potluck“ – einem in Kanada sehr beliebten Buffet der besonderen Art oder wie man in diesem Land „Snow Candy“ herstellt. Die Geschichte der Bisons, der tierischen Ureinwohner der endlosen Weite der Prärie, zeigt auf, wie die weißen Siedler es schafften, beachtliche 30-60 Millionen Exemplare beinahe vollständig auszurotten.

Es wird auf liebevolle Details im Alltagsleben einer Stadt wie „Hanging Baskets“ in voller Blüte oder die Tatsache hingewiesen, dass es in Kanada tatsächlich bereits „Cashless Establishments“ gibt, wo bei einem Einkauf oder Konsumation ausnahmslos nur noch Bankkarten und kein Bargeld akzeptiert wird. Die liebevolle Beschreibung der heimeligen „Diners“ weckten in mir auf der Stelle den Wunsch, einmal selbst eine solche Lokalität mit eigenen Augen sehen und den herzlichen Umgang der Kanadier mit ihren Gästen erleben zu dürfen. Die Bilder und Berichte von der größten unterirdischen Stadt der Welt, welche sich in Montreal befindet, sowie die „Skywalk Networks“ in Calgary, eines der größten Fußgängersysteme über einer Stadt, ließen mich staunend zurück.

Annette Heinold erzählt von Buschpiloten, Kursangeboten zum Überleben in der Wildnis – den sogenannten „Bushcraft Skills“ und berichtet vom „Homesteading“, ein Thema, das mich ganz besonders interessierte. In englischsprachigen Büchern stolpere ich zudem regelmäßig über den Ausdruck „Adirondack Chair“ – dank diesem hervorragenden Bildband habe ich nun dazu auch ein konkretes Bild zu diesem in Kanada und in den USA äußerst beliebten Möbelstück vor Augen.

Da ich leidenschaftlich gerne Bücher über die Wagon Trails lese, mit denen die Siedler unter schwierigsten Umständen über die Rocky Mountains einwanderten, fand ich die Beschreibung der „Cabins“ – der Holzhäuser – natürlich ebenso hoch interessant. In einem Kanada-Krimi las ich unlängst über Baumpflanzer – Annegret Heinold stellte mir diesen Beruf vor und ergänzte ihren Bericht durch aussagekräftige Bilder.

Ich wäre darüber hinaus keine eingefleischte Leseratte, wenn ich nicht alles dafür geben würde, bei einem Aufenthalt in Kanada auch den Originalschauplatz auf Prince Edward Island zu besichtigen, jenes Haus, in dem die Geschichte des berühmten rothaarigen Waisenmädchens „Anne auf Green Gables“ spielt.

Meinem Interesse am Land und an der Natur, der Kultur, der Vielfalt der Menschen, die in diesem Land leben, der Geschichte der Ureinwohner und deren Traditionen, und unzähligen weiteren Aspekten und Themenbereichen wurde im wahrsten Sinne des Wortes genüge getan. Ich habe buchstäblich jede einzelne Zeile dieses Buches genossen und durfte in Begleitung von Annegret Heinolds Worten tief in dieses wunderschöne Land eintauchen.

Fazit: Ich bin begeistert von „Kanada 151“ und der Autorin Annegret Heinold, die mir so vieles über Kanada vermittelt hat und kann diesen Bildband uneingeschränkt weiterempfehlen. Aus meiner Sicht ist es eine perfekte Lektüre für Menschen, die sich bislang noch nicht allzu viel mit diesem Land beschäftigt haben und eine Vielfalt an Informationen sowie eine reiche Bebilderung schätzen. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen, mich zum Staunen und Träumen gebracht - begeisterte fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!

(gekürzte Fassung)

Bewertung vom 16.02.2023
Das Glück in einer stürmischen Nacht
Carlson, Elli C.

Das Glück in einer stürmischen Nacht


gut

Das kleine Weihnachtswunder von Vittow

„Wenn Ella später über diesen ganz besonderen Heiligabend nachdachte, dann kam sie zu dem Schluss, dass es sie eine Sache mit Sicherheit gelehrt hatte: selbst im größten Chaos gab es immer die Chance, ein kleines Wunder zu erleben.“

Es ist Winter in Vittow, und mit dem Wegbleiben der Touristen kehrt Ruhe in dem kleinen Ort auf Rügen ein. Ella Bruhns macht ihr mobiles Café winterfest, den alten umgebauten Zirkuswagen namens „Törtchen und Meer“. Zusammen mit ihrem Freund Bastian Winterfeld arbeitet sie an einem großen gemeinsamen Projekt – der Renovierung des alten Petersen-Hofes, in dessen Scheune Ellas neues Hofcafé entstehen soll. Bastian hingegen möchte den alten Minigolfplatz wieder aufleben lassen und unter Mithilfe tatkräftiger Verwandter und Freunde hoffen sie darauf, dass ihre neue Touristenattraktion bereits im kommenden Frühling zahlreiche zahlende Kunden anlocken wird. Womit das verliebte junge Paar jedoch in keiner Weise gerechnet hat, ist das plötzliche Auftauchen von Ellas Ex-Mann, der sich als ungewöhnlich anhänglich erweist und für einige Konfliktsituationen verantwortlich zeichnet. Bastian misstraut diesem erfolgreichen und gutaussehenden Playboy, der sichtlich versucht, sich zwischen Ella und ihn zu drängen. Doch auch Ella ist von Finns taktlosem Handeln und seiner grenzüberschreitenden und vereinnahmenden Art genervt, und inmitten der Vorbereitungen auf das bevorstehende Weihnachtsfest steuert alles auf eine drohende Eskalation zu…

Obgleich ich den ersten Band dieser Buchreihe nicht gelesen habe, fand ich mich rasch im Buch zurecht. Elli C. Carlson besitzt einen sehr flüssigen, einfachen Schreibstil und erzählt ihre Geschichte abwechselnd aus der Sichtweise von Ella und Bastian. Die kurzen Kapitel und eine sehr saloppe Sprache beschleunigen den Lesefluss zusätzlich. Die Figuren der Handlung sind überzeugend dargestellt, die Autorin beschränkt sich hierbei auf eine überschaubare Anzahl. Während das Hauptaugenmerk auf den Protagonisten Ella und Bastian liegt und Ellas Ex-Mann Dr. Finn Gebhardt als Antagonist in Bastians heile Welt einzubrechen droht, werden Bastians Kindern Emma und Luna sowie Ellas Eltern Bernd und Wiebke wichtige Nebenrollen zuteil. Ellas beste Freundin Greta, ihres Zeichens Ärztin im Seniorenstift in Vittow, sowie Bastians exzentrische ältere Schwester Doro tragen ebenfalls einen gewichtigen Part zur Handlung bei. Durch Ellas Cousin Mike und ihren Bruder Erik erhält das frischverliebte Paar tatkräftige handwerkliche Unterstützung bei ihrem Projekt, und schließlich sorgen auch noch die drei tierischen Protagonisten, die Alpakas Hermine, Ron und Harry, für eine Überraschung.

Diese unterhaltsame Geschichte lässt den Leser in die Atmosphäre Rügens eintauchen, vermittelt ein wenig vom Alltagsleben der Inselbewohner und ihren Bräuchen um die Weihnachtszeit und bescherte mir damit ein paar entspannende, vergnügliche Lesestunden. Dank einiger Rückblicke im Buch hatte ich auch keine Schwierigkeiten, mich im Plot zu orientieren und die familiären Beziehungen waren auch ohne Kenntnis des Vorgängerromans leicht durchschaubar. „Das Glück in einer stürmischen Nacht“ ist wohl kein Buch, das lange im Gedächtnis bleibt. Nichtsdestotrotz entführte Elli C. Carlson mich einen Abend lang in das weihnachtliche kleine Dörfchen auf Rügen und ließ mich die liebenswerten Kabbeleien, Träume und Hoffnungen, aber auch die kleinen Sorgen der Familien Bruhns und Winterfeld hautnah miterleben.

Bewertung vom 20.11.2022
Das Abenteuer, eine Frau zu sein
Schriber, Margrit

Das Abenteuer, eine Frau zu sein


ausgezeichnet

Ein Leben für die Literatur

„Ich möchte einen Tupfen in den Himmel setzen. Den Schlenker meiner Unterschrift. Ein Mensch sollte sich in die Sterne schreiben. Es ist mein Credo. Das Leben ist viel zu kurz, viel zu einmalig, um es zu verschwenden.“ (Margrit Schriber)

Ich machte vor fast genau dreizehn Jahren durch das Buch „Die hässlichste Frau der Welt“ die Bekanntschaft der Autorin Margrit Schriber und setzte im Anschluss danach meine Lektüre mit den beiden historischen Romanen „Das Lachen der Hexe“ und „Die falsche Herrin“ fort. Bereits die ersten Seiten zogen mich aufgrund des exzellenten Schreibstils, einer hervorragenden Recherche sowie eines fesselnden Plots in den Bann. Historische Gegebenheiten wurden mit einer akribischen Liebe zum Detail vermittelt, bei den Protagonisten handelte es sich um starke Frauen, Persönlichkeiten, die jeweils ein Opfer ihrer Mitmenschen und der Zeit wurden. Weitere Bücher folgten, und meine Begeisterung ist bis zum heutigen Tag ungebrochen. Die Charaktere der Protagonisten sind stets in hohem Maße authentisch, die Autorin schreibt in klarer Sprache und Emotionen weckend. Ihre Werke empfand ich als tief beeindruckend, zum Nachdenken anregend, wobei ich aus jeder Lektüre immer wieder Zitate und Gedanken als „Perlen“ auf meinen Lebensweg daraus mitnehmen durfte.

Die kürzlich herausgegebene Autobiographie der Schriftstellerin weckte natürlich unverzüglich mein Interesse und bescherte mir in den letzten Tagen eine wahrhaft fesselnde und faszinierende Lesezeit. Denn Margrit Schriber präsentiert mit dieser Neuerscheinung ein äußerst persönliches Buch, in dem sie sehr viel über sich selbst preisgibt. „Das Abenteuer, eine Frau zu sein“ befasst sich mit ihrer Kindheit und ihren Werdegang, es erlaubt Einblicke in ausgewählte Werke sowie Details zu deren Entstehung und den Protagonisten – starke Frauen, die in einer falschen Zeit geboren wurden und für den Versuch, ihre Träume zu verwirklichen, bestraft wurden. Man liest darüber hinaus auch von weiteren Erinnerungen, den Motivationen, Vorlieben, Aversionen und Eigenheiten, der Gefühls- und Gedankenwelt sowie den Wünschen und Träumen der Autorin. Das Buch enthält unzählige kleine Fragmente, die diese großartige Schweizer Autorin ihrer Leserschaft vor allem aber als Mensch, und nicht nur als Schriftstellerin, nahebringen.

„Das Abenteuer, eine Frau zu sein“ schildert den Weg eines mutigen jungen Mädchens zu einer Schreibenden, die zunächst lernen musste, an sich selbst zu glauben, bevor sie ihren Traum verwirklichen konnte. Für einige Menschen war Margrit Schriber anfangs nur eine „schreibende Bankangestellte“ oder „s’Schriberli“, sie musste Missgunst und Eifersucht männlicher Kollegen, die Zudringlichkeit und Schamlosigkeit der Massenmedien und sogar erniedrigende Bemerkungen nahestehender Menschen zu ihrem Erfolg als Autorin hinnehmen. Doch den Tiefschlägen in ihrem Leben stehen auch Höhepunkte entgegen – in Form von Anerkennung, Ehrungen, Respekt der Autorenkollegen sowie die Ermunterung von Lesern, Buchhändlern und Kritikern. Margrit Schriber bringt dem Leser in dieser Autobiographie ihre Motivation nahe, ihr Leben der Literatur zu widmen und erzählt auch von den wichtigen Menschen und Meilensteinen ihres Lebens. Das Buch steckt voller kluger Lebenserfahrung und Weisheit und offenbart sehr viel Persönliches über den Menschen Margrit Schriber.

„Die Welt zu verändern, mute ich mir nicht zu. Aber ich will genau hinsehen. Wissen, wer wir sind, wie wir sind, wie wir unser Leben meistern. Ich lasse mich inspirieren von meinem Tag. Es gibt so viel, das uns aufjubeln und zu ungeahnten Höhenflügen aufschwingen lässt. Und es gibt tausend Möglichkeiten zu scheitern. In meinen Texten erzähle ich davon. Vom Lebensweg des Menschen. Seinem Mut, der Kraft, der Befähigung zu Großem, seinen Beziehungen, auch von den Grenzen.“

„Diese Tätigkeit macht mich glücklich. Sie füllt mich aus. Ich vergesse, dass ich nur ein Aufblitzen in der Geschichte der Schöpfung bin.“

„Rückblickend bedeutet Schreiben für mich der abenteuerlichste Akt meines Lebens.“

Fazit: Mit dieser beeindruckenden und faszinierenden Autobiographie hat die begnadete Autorin aus der Schweiz ihre Lebensgeschichte dargebracht, die sehr viel von der Persönlichkeit und dem abwechslungsreichen, von Höhepunkten und Tiefschlägen begleiteten Werdegang Margrit Schribers erzählt.

Begeisterte fünf Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung, für Fans der Autorin ist dieses Buch aus meiner Sicht ohnehin ein absolutes „must read“!

Bewertung vom 21.10.2022
Das Los der Männer
Carsta, Ellin

Das Los der Männer


ausgezeichnet

Aufwühlende Zeiten

„Ich war so naiv zu glauben, uns allen stünde der Krieg von damals noch so lebendig in Erinnerung, dass wir alles tun würden, um etwas Derartiges nicht noch einmal zu erleben. Es ist schon eigenartig, wie schnell manche vergessen.“ (Käthe Lehmann)

Paul-Friedrich von Falkenbachs schlimmste Befürchtungen sind eingetreten: nach Hitlers Einfall in Polen befindet sich Deutschland im September 1939 erneut im Krieg. Die Stimmung in den Familien Lehmann und von Falkenbach ist angespannt, und abgesehen von den engsten Angehörigen kann keiner mehr irgendjemandem wirklich trauen. Die einstige Entscheidung, den Forderungen des Regimes nachzugeben und in ihren Fabriken Waffen zu produzieren, könnte sich nun als kluger Schachzug erweisen. Die beiden Familien haben Geheimnisse zu wahren und um ihre Existenz zu bangen und vertrauen im Grunde allesamt auf das stets besonnene und ausgeklügelte Handeln Paul-Friedrichs.

Der Kriegsausbruch weckt schlimme Erinnerungen in Paul-Friedrich und Wilhelm, während Ferdinand innerlich zerrissen scheint. Leopolds Charakter hat sich immer noch nicht zum Guten gewandelt, und mit der Heimkehr des beinahe zwei Jahrzehnte lang verschollenen Sohnes Johannes ist Käthes innigster Wunsch in Erfüllung gegangen. Doch es sind gefährliche Zeiten angebrochen und die Angst vor den Schergen der Nazis ist stets präsent. Beinahe jeder in den Familien hat etwas zu verbergen, und als Wilhelmine erfährt, dass ihr Geliebter Martin Reinders noch lebt, erwacht in ihr erneut die Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft.

Die Mischung fiktiver und realer Ereignisse macht auch den sechsten Band dieser Familiensaga zu einer fesselnden Lektüre, in welcher sich die Dinge zu überstürzen scheinen und den Leser in das Jahr 1939 führen. Der Kriegsausbruch als dramatischer Auftakt sorgt bereits im Prolog für Aufregung, die Spannungen innerhalb der Familien sowie bestimmte Ereignisse im Leben der handelnden Figuren zeichnen darüber hinaus für einen durchgehend hohen Spannungsbogen verantwortlich. Die Handlung wird in der dritten Person aus verschiedenen Perspektiven erzählt, wobei jedes Kapitel mit einem aussagekräftigen Zitat in kursiver Schrift beginnt. Das beiliegende Lesezeichen mit den Familienstammbäumen ist eine gefällige und äußerst nützliche Beilage und erleichtert die Orientierung im Buch ungemein.

Die Autorin versteht es gekonnt, ihren Figuren Leben einzuhauchen, sie wirken in hohem Maße authentisch. Wie gewohnt ist der Patriarch Paul-Friedrich von Falkenbach der ruhende Fels in der Brandung, als geschickter Stratege vermochte es bislang stets, das Ruder in letzter Minute herumzureißen und die Familien vor drohendem Unheil zu bewahren. Mit Hitlers enger Freundin Eleonore Baur und dem Reichsleiter Constantin Trost bringt Ellin Carsta zudem zwei neue Figuren in die Handlung ein. Tiefe Emotionen, dramatische Szenen und spannende Momente wechseln einander ab und enden schließlich in einem aufwühlenden Finale, dicht gefolgt von einem verheißungsvollen Cliffhanger. Im Nachwort geht die Autorin wie gewohnt näher auf jene Figuren ihrer Handlung ein, welche historisch belegt sind.

FAZIT: Der einnehmende Schreibstil Ellin Carstas ist mir im Verlauf dieser Familiensaga immer mehr ans Herz gewachsen. Sie vereint geschickt historische Ereignisse mit einer fiktiven Geschichte, sorgt für starke Emotionen und zieht ihre Leserschaft von der ersten bis zur letzten Seite in ihren Bann. „Das Los der Männer“ hat mir sehr gut gefallen, mich durch die hervorragend ausgearbeiteten Figuren, eine rasante Handlung, spannende Verwicklungen und aufwühlende Ereignisse in den Bann gezogen. Eine Kenntnis der Vorgängerbände ist aus meiner Sicht zum tieferen Verständnis jedoch unabdingbar.

Ich vergebe begeisterte fünf Bewertungssterne und sehe auch dem nächsten Band mit großer Erwartungshaltung entgegen!

(gekürzte Fassung)

Bewertung vom 31.07.2022
Stella rollt an
Hesse, Angelika

Stella rollt an


ausgezeichnet

Petition „Rettet die Rollschuhbahn“!

„Los, nichts wie rauf auf die Skates! - „Das muss man mir nicht zweimal sagen!“

Das Rollschuhfahren ist die liebste Freizeitbeschäftigung der drei Freundinnen Stella, Louisa und Nelly – und gemeinsam bilden sie die „Rolling Angels“. Die elfjährigen Gymnasiastinnen üben Pirouetten, Sprünge und Drehungen und lieben den Tanz mit ihren Rollschuhen. Als sie erfahren, dass die Freiluft-Rollschuhbahn in der vielgeliebten „Bezi“ – der Bezirkssportanlage Grünheide – abgerissen werden soll, beschließen sie, sich zu wehren. Sie verbünden sich mit der hockeyspielenden Gruppe „Skating Devils“. Obwohl eine gewisse Rivalität zwischen ihnen und den drei Jungs herrscht, schließen sie sich zusammen und versuchen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, gegen den geplanten Abriss vorzugehen. Im Laufe ihrer gemeinsamen Aktivitäten stellen die Rolling Angels nach und nach fest, dass sie in Eric, Ronni und Moritz nicht nur Gleichgesinnte, sondern vielmehr gute Freunde gefunden haben. Und zu guter Letzt wird aus den „Rolling Angels“ und den „Skating Devils“ das „Angels-Devils-Team.“

„Es geht nicht nur um mich. Es geht um die Angels, die Devils und alle Kinder, die gerne skaten. Du müsstest doch am besten verstehen, wie viel uns die Rollen bedeuten!“

Im Mittelpunkt von Angelika Hesses aktueller Neuerscheinung steht die Leidenschaft für das Skaten – sei es auf Rollschuhen, oder auf Inlinern. In einnehmendem Schreibstil und einer der jugendlichen Zielgruppe angepassten Sprache versteht sie es gekonnt, ihren Lesern die Faszination für diese Sportart zu vermitteln. Nebenbei weist sie durch den Kampf um das Weiterbestehen der Rollschuhbahn darauf hin, wie wichtig es ist, sich für ein gemeinsames Ziel zusammenzuraufen und bestehende Differenzen zu begraben. Freundschaft, Hilfsbereitschaft, aber auch Fairness und Vergebung sind wichtige Themen dieses Buches. Das verständnisvolle Verhalten, die Ermutigung und die tatkräftige Unterstützung von Stellas Eltern ist vorbildhaft, das Familiengefüge und der Alltag der Familie Vogel werden harmonisch dargestellt.

Die Geschichte wird im Präsens aus Sicht der Ich-Erzählerin Stella Vogel geschildert, ein lesefreundlicher Großdruck mit einem angenehmen Zeilenabstand und liebevollen Schwarz-Weiß-Illustrationen runden den positiven Gesamteindruck ab. Es handelt sich hierbei um den ersten Teil einer Trilogie, auf der ersten und letzten Buchinnenseite findet sich jeweils eine farbenprächtige Abbildung der sechs jugendlichen Protagonisten. Liebevoll gezeichnete Charaktere, charmante Nebenfiguren und eine interessante und abwechslungsreiche Handlung sorgen für ungetrübtes Lesevergnügen.

FAZIT: „Stella rollt an“, der erste Band der Stella-Trilogie aus der Feder von Angelika Hesse, ist ein amüsantes und abwechslungsreiches Jugendbuch, das mir sehr gut gefallen hat. Die Bemühungen von sechs Elfjährigen, die es sich zum Ziel setzen, ihre Rollschuhbahn vor dem Abriss zu retten, werden anschaulich beschrieben. Sympathische Charaktere und humorvolle Passagen bereichern darüber hinaus die Handlung, wichtige Werte im Leben werden dem jugendlichen Leser nahegebracht. Das „Angels-Devils-Team“ erkennt, dass man sein Ziel niemals aus den Augen verlieren, nichts für Unmöglich halten, und niemals aufgeben darf. Die Protagonistin Stella sieht den Wahrheitsgehalt hinter der vielzitierten Redewendung ihrer Mutter, die stets verkündet: “Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere“!

Von mir gibt es für dieses schöne Jugendbuch vier Bewertungssterne und eine Leseempfehlung für alle Kinder, Jugendliche und junggebliebenen Erwachsenen, die sich für Rollkunstlauf und Rollhockey begeistern und sich der Faszination des Laufens und Tanzens in Rollschuhen bzw. Inlinern nicht entziehen können!

Bewertung vom 31.07.2022
Allzeit aus Liebe
Krieger, Günter

Allzeit aus Liebe


ausgezeichnet

Ich bin nur eine einfache Arbeiterin in Gottes Weinberg

„Es war immer unser Ziel, eine Antwort der Liebe zu werden. Unser Dienst an den Kranken soll allzeit aus Liebe und nicht um Lohn geschehen.“

„Bewahret über alles die Liebe, die Armut und die Klausur. Seid versichert, alles wird gut gehen, solange ihr dies beachtet.“

Bei Günter Kriegers aktueller Neuerscheinung handelt es sich um einen biografischen Roman über die Stifterin der Ordensgemeinschaft der Elisabethinnen. Apollonia Radermecher stammt aus begütertem Elternhaus und beschloss bereits in ihrer Kindheit, niemals zu heiraten. Obgleich ihr Jugendfreund um ihre Hand anhielt, blieb Apollonia ihrem Grundsatz treu und widmete ihr gesamtes Leben dem Dienst am Nächsten. Eine unvermutete Begegnung mit einem Sterbenden im Alter von neun Jahren prägte das mitfühlende und tief gläubige Mädchen und sie nahm sich vor, niemals wieder einen Sterbenden sich selbst zu überlassen.

Der Autor beschreibt die verschiedenen Stationen im Leben dieser tatkräftigen und starken Frau, die einen unerschütterlichen Glauben an Gott besaß und ihr Leben in den Dienst für die Armen und Schwachen stellte. Apollonia folgte erst mit etwa vierzig Jahren ihrer Bestimmung, lebte in einer Gemeinschaft mit selbst auferlegten Regeln und wirkte viele Jahre lang in ‚s-Hertogenbosch, kümmerte sich dort um Alte, Bedürftige und Kranke. Ihre Entscheidung, der Einladung des Stadtrats in Aachen zu folgen und in einer christlichen Einrichtung Arme und Kranke zu beherbergen und zu pflegen, erwies sich als schicksalhaft. Apollonia reformiert das heruntergekommene Spital, wird die neue Leiterin des Gasthauses am Radermarkt und macht es zu einem Ort der Nächstenliebe. Sie setzt all ihre Kraft und ihr Vermögen für die Renovierung ein und bleibt ihrer Berufung trotz aller Widerstände bis zu ihrem letzten Atemzug treu.

Das Leben der deutschen Ordensfrau und Gründerin des Elisabethinnenordens Apollonia Radermecher wird aus Sicht der erwachsenen Apollonia erzählt. Darüber hinaus erfährt man durch Rückblenden in die Vergangenheit, historische Fakten und Bilder im Anhang des Buches sowie ein ausführliches Personenregister zusätzliche Details über das Leben dieser großzügigen und gütigen Frau. Der Glaube und der Wunsch, ihrer Berufung zu folgen, spielen eine zentrale Rolle in ihrem Leben.

„Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“

„Es war ein langer Weg. Es stimmt, die Last wiegt schwer, nicht selten gab es Tage, wo ich glaubte, darunter zusammenzubrechen. Ich fragte mich, ob ich wirklich für dieses Werk bestimmt sei. Aber inzwischen weiß ich, dass ich es fortführen muss. Es ist eine notwendige Sache.“

Die sprachliche Umsetzung (Schreibstil/gewählte Sprache) haben mir außerordentlich gut gefallen. Kapitel, die sich mit vergangenen Zeiten befassen, sind durch eine entsprechende Überschrift deutlich gekennzeichnet und sorgen für eine einfache Orientierung im Buch. Der Autor punktet zudem mit einer hervorragenden Charakterzeichnung und großer Authentizität der Protagonistin sowie wichtiger Lebensbegleiter. Durch eingeflochtene Episoden wie beispielsweise die Ankunft des kranken Franziskanermönchs Bruder Dederich mit seinem anhänglichen Ziegenbock „Judas Thaddäus“ wird auch ein wenig Humor in die Handlung eingebracht.

FAZIT: „Allzeit aus Liebe“ ist ein Buch, das sich intensiv mit dem Leben der Apollonia Radermecher befasst und auf diese Weise dazu beiträgt, eine historische Persönlichkeit „lebendig“ zu machen. Die exzellente Recherche des Autors und die Kunst, das Leben und die Leistungen dieser historischen Persönlichkeit, aber auch ihre Ängste, Hoffnungen und Wünsche authentisch darzustellen, machten die Lektüre dieses biografischen Romans zu einem Erlebnis.

Begeisterte fünf Sterne für diese bereichernde Lektüre und eine uneingeschränkte Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.06.2022
Rise and Fall / Faith-Reihe Bd.1
Stankewitz, Sarah

Rise and Fall / Faith-Reihe Bd.1


schlecht

Wenn aus Freundschaft Liebe wird

„Die Nacht, in der ich mich Hals über Kopf und unwiderruflich in meinen besten Freund verliebt habe.“ (Skylar)

Skylar und Carter sind allerbeste Freunde seit Kindheitstagen. Sie lernten sich in ihrer damaligen Pflegefamilie kennen und ihre innige Freundschaft hielt bis ins Erwachsenenalter. Zumindest so lange, bis in einer Valentinsnacht aus ihnen ein Liebespaar wurde. Als Skylar nur wenige Stunden später durch einen tragischen Unfall eine Querschnittlähmung erleidet, verschweigt sie es Carter. Denn dieser ist im Begriff, einen sechs Monate währenden beruflichen Auslandsaufenthalt anzutreten, der ihm als Musikjournalist zum Durchbruch verhelfen soll.

Sarah Stankewitz erzählt in ihrer aktuellen Neuerscheinung „Rise and Fall“ die Geschichte einer jungen Frau, die sich in einer schicksalhaften Nacht in ihren besten Freund verliebt, ihm jedoch keine Hürden in den Weg legen möchte. Sie thematisiert die gegenseitige Anziehungskraft, die schwere Last der Lüge sowie die Emotionen der beiden Protagonisten und untermalt dies mit zahlreichen Rückblenden in deren Vergangenheit. Während die Handlung in der Gegenwart im Präsens und in der Ich-Form aus Sicht des jeweiligen Protagonisten erzählt wird, bedient die Autorin sich bei ihren Rückblenden in die Kindheit der Mitvergangenheit. Dicke Überschriften mit dem Namen des jeweiligen Erzählers zu Beginn eines jeden neuen Kapitels tragen zur raschen Orientierung bei, der Hinweis auf den Zeitraum der Handlung erleichtert den Überblick beim laufenden Wechsel zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Carters Pflegeeltern Heather & Charles und Skylars Adoptivmutter Penelope sind wichtige Nebenfiguren, blieben für mich persönlich aber bedauerlicherweise ein wenig zu blass. Als Sympathieträger sind definitiv Skylars Mitbewohnerin Hazel und ihr kleiner taubstummer Bruder Jamie anzuführen. Leider war mir die männliche Hauptfigur Carter äußerst unsympathisch. Ich konnte viele seiner Handlungen weder nachvollziehen, noch gutheißen, für mich persönlich mangelte es dieser Figur auch an Authentizität. Die weibliche Hauptfigur Skylar konnte mich ebenfalls nicht überzeugen. Die rasche Akzeptanz ihrer plötzlichen Querschnittslähmung und ihr Verhalten gegen Ende des Buches, auf welches ich aufgrund etwaiger Spoiler nicht näher eingehen möchte, fand ich unglaubwürdig.

Das Buch ist in einem locker-leichten, sehr saloppen Schreibstil verfasst. Darüber hinaus beinhaltet es eine exorbitant hohe Anzahl von Kraftausdrücken. Ich hatte im Verlauf der Seiten zunehmend den Eindruck, dass speziell die Passagen mit Carter beinahe nur noch aus derben Flüchen bestehen. Ich bedaure zudem, dass die Hinweise der Autorin auf die sexualisierte Gewalt und aggressives Verhalten im Buch nicht vorab in die Leseprobe platziert wurden, sondern diese sich auf der allerletzten Buchseite befinden… zu spät, um als potenzieller Leser noch von der Lektüre Abstand nehmen zu können.

Fazit: Sarah Stankewitz erzählt die Geschichte einer lebenslangen Freundschaft, die zu Liebe wird. Der Autorin gelingt es auch, ihre Leser emotional einzubeziehen. Es gab im Buch ein paar berührende Szenen, doch dann zeigten die handelnden Figuren Verhaltensweisen, die mich kopfschüttelnd bis angewidert zurückließen. Dieses Verhalten sowie der massive Einsatz von Kraftausdrücken und die verrohte Sprache schafften es, mir das Lesevergnügen gründlich zu verleiden. Die beispiellose Aggression und der völlige Kontrollverlust der männlichen Hauptperson waren zudem erschreckend. Obgleich ich den Einblick in das Alltagsleben einer Querschnittgelähmten und die Andeutung der Probleme eines taubstummen Kindes interessant fand, konnte mich der Rest des Buches in keiner Weise überzeugen.

Schade, aber dieser Roman hat meinem persönlichen Lesegeschmack absolut nicht entsprochen, ich kann ihn aus genannten Gründen auch nicht weiterempfehlen.