BenutzerTop-Rezensenten Übersicht
Bewertungen
Insgesamt 130 BewertungenBewertung vom 12.02.2024 | ||
Als Diane Oliver 1966 kurz vor ihrem 23. Geburtstag bei einem Autounfall starb, hatte sie gerade einmal ein paar Kurzgeschichten veröffentlicht. Bekannt war sie noch nicht, vielmehr stand sie kurz vor ihrem Universitätsabschluss in creative writing an der University of Iowa. In den USA wurde ihr schmales Werk erst vor einigen Jahren wiederentdeckt und jetzt macht es der Aufbau Verlag auch auf Deutsch zugänglich. Erschütternd sind ihre Stories durchweg. Erzählt wird hauptsächlich vom Rassismus in den USA der 60er Jahre und der Bürgerrechtsbewegung. Aber auch von Alltagserfahrungen. Von der amerikanischen Austauschschülerin, die auch in der Schweiz auf ihre Hautfarbe reduziert wird. Oder dem Alltag schwarzer Haushaltshilfen. In der ersten Geschichte, die mich sehr berührt hat, greift sie das Motiv des Kindes auf, das als erster schwarzer Junge in einer Südstaatenstadt in eine bis dato „weiße“ Schule gehen soll und erzählt uns von seiner Familie am Tag vor der Einschulung. Insgesamt ist der Kontrast zwischen brutalstem Rassismus und Alltäglichkeit das, was diesen Band so beeindruckend wie bedrückend macht. Aber auch die Rolle der Frau wird in den späteren Stories von Oliver behandelt. Die Geschichten sind dabei so modern, da ist es kaum fassbar, dass sie schon 60 Jahre alt sind. Diese Autorin verdient mit ihrem |
||
Bewertung vom 16.01.2024 | ||
Die Hauptfiguren des Romans Wellness von Nathan Hill verlieben sich gleichsam dadurch, dass sie sich heimlich gegenseitig beobachten. Oder ist dieses Beobachten des anderen nur Ausdruck der bereits entstandenen Bindung? Für Jack ist Elizabeth, die im Chicago der 90er in der Wohnung gegenüber wohnt, so nah, dass er denkt, die Lücke zwischen den Gebäuden wäre mit einem Sprung überbrückbar, die perfekte Frau. Gut aussehend, gebildet, weitgereist. Und auch Elizabeth findet ihn, ohne dass er es ahnt, attraktiv und sieht ihm aus der unbeleuchtet Wohnung bei alltäglichen Verrichtungen zu. Ihm, dem dünnen Burschen, Künstler-Fotograf mit einem Körper wie ein Junkie-Knabe, der nur Fertiggerichte nascht. Wie gern würde sie ihn mit Vitaminbomben vollstopfen! Das ist die Ausgangslage, die in eine jahrelange und wechselsvolle Beziehung mündet, die Hill vor unseren Augen entfaltet. En passant baut er die Themen unsere Epoche ein, vom Selbstoptimierungswahn bis zum Verschwörungswahn. Herausgekommen ist ein gelungener Roman, der sprachlich auf hohem Niveau daherkommt und den Ruf des Autors als Kenner des menschlichen Innenlebens manifestiert. Chapeau! |
||
Bewertung vom 11.01.2024 | ||
Michael Köhlmeier versteht es wie kein zweiter in Romanform über historische Themen zu schreiben und diese dann mit fiktionalen Elementen anzureichern, dass einem der Kopf raucht. So auch im vorliegenden Fall oder wie über die Hauptfigur - einen namenlosen österreichischen Autor - gesagt wird: Wenn er die Wahrheit schreibt, glauben alle, dass er lügt und nicht wenn er etwas hinzuerfindet, halten es alle für die Wahrheit. |
||
Bewertung vom 08.01.2024 | ||
Die sieben Monde des Maali Almeida In Die sieben Monde des Maali Almeida zeichnet der Autor Shehan Karunatilaka ein faszinierendes Bild des Bürgerkriegs in Sri Lanka und porträtiert eine Nation im gewalttätigen Dauerausnahmezustand. Von 1983 bis 2009 bekämpften sich die von der Singhalesischen Mehrheit getragene Regierung und die tamilischen Rebellen der LTTE. Kommunistische Milizen mischten auch noch mit. Leid und Tod waren für die Bevölkerung allgegenwärtig. Und mittendrin Maali, schwul, spielsüchtig, brillanter Fotograf. Er dokumentiert das Leid mit seiner Kamera. Bis er eines Tages getötet wird. Er erwacht in einer seltsamen Zwischenwelt, die mehr einer strengen Behörde gleicht. Doch Maali verweigert sich dem Protokoll und kehrt mit Hilfe eines ehemaligen kommunistischen Agitators, der jetzt als Ghoul in der Zwischenwelt haust, auf die Erde zurück, um die Umstände seines Todes zu erfahren… und da gibt es ja auch noch Umschläge mit dramatischen Fotos, die Sri Lanka erschüttern könnten. Sieben Monde bleiben ihm Zeit. |
||
Bewertung vom 12.12.2023 | ||
Ben Macintyre versteht es wie kein anderer Autor der Gegenwart spannend über Spione zu schreiben. Seine Sachbücher sind stets sehr mitreißend und faszinierend geschrieben. Auch das vorliegende Buch über den britisch-sowjetischen Dopppelagenten Oleg Antonowitsch Gordijewski war unglaublich spannend. Macintyre erzählt eine sehr spannende und gefährliche Geschichte des Kalten Krieges mit sehr viel Humor, denn skurrile Situation bot das Agentenleben ziemlich viele, zwischen notorisch paranoiden KGB und sehr britischen MI6-Agentenenführern. Der Autor nimmt dabei auch sein Subjekt sehr ernst und schreibt manchmal fast ehrfürchtig über Gordijewski. Alles in allem ein Sachbuch mit über 400 Seiten, das man sehr schnell ausliest und das einem ein spannendes Kapitel der Sowjetgeschichte (und der Weltgeschichte) näherbringt. |
||
Bewertung vom 12.12.2023 | ||
Die schreckliche Adele und die Galaxie der Bizarren Die Comicbände um die teuflische, kleine Adele sind wirklich kontrovers, düster und krawallig, nicht wirklich für Kinder geeignet, aber umso lustiger für die Eltern. Die kurzen Strips aus dem Leben des rothaarigen Mädchens handeln normalerweise von ihrem fiesen Streichen gegen Eltern, Mitschüler, Katzen und sind schon ziemlich schlimm. Doch in diesem Band geht es abgespaceter zu, er spielt nämlich im Weltraum. Eltern gibt es keine mehr, dafür eine mächtig miese Feindin für Adele. Am besten haben mir wieder mal die Zeichnungen gefallen, die mit wenigen Stilmitteln sehr ausdrucksstark ausgeführt sind. Mr. Tan bildet auch mit seiner neuen Partnerin Diane Le Feyer ohne Miss Prickly ein sehr gutes Team. Daher eine Empfehlung für Fans lustiger Comickost, die frech und dunkel daherkommt und dieses Mal sogar ziemlich verrückt und fantasiereich. |
||
Bewertung vom 06.12.2023 | ||
Lübeck ist 1890 zumindest nach eigener Auslegung der kleinste Staat des Deutschen Reichs, auch wenn es in puncto Fläche und Einwohnerzahl kleinere gibt. Doch mit dem Titel zweitkleinster Staat kann sich die stolze Hansestadt nicht zufriedengeben. Hier also spielt der aktuelle Roman von Inger-Maria Mahlke, der ein Gesellschaftsroman allererster Güte ist. Wir folgen Hausmägden, Ratsdienern, Pennälern, Senatoren auf ihren Wegen, ihren Intrigen und Geschäften. Und ganz besonders natürlich der Familie Lindhorst. Sie haben es zu etwas gebracht, sind eine einflussreiche, protestantische, kaisertreue Hansefamilie und trotzdem lässt man sie am Ende nicht vergessen, dass sie auch nach zwei Generationen noch den „Makel ihrer Herkunft“ tragen, also Juden sind. Der Antisemitismus des Kaiserreichs schlägt voll zu. Maßgeblich wird das Stigma vom Roman einen jungen Bekannten befeuert - des später bekanntesten Autors der Stadt Thomas Mann. |
||
Bewertung vom 28.11.2023 | ||
Alex Schulmans vorheriger Roman Verbrenn all meine Briefe war ein z. B. von Buchbloggern und Kritikern viel und gerne vorgestellter Roman, der irgendwie nicht so ganz zu uns durchgedrungen ist, obwohl er nicht uninteressant klang. |
||
Bewertung vom 07.11.2023 | ||
Das Geraldine Brooks auf ihrem Autorinnenfoto mit ihrem Pferd posiert, ist keine Überraschung. Wer ihren neuen Roman „Das Gemälde“ liest, bemerkt schnell auch ihre Liebe für diese Tiere. |
||
Bewertung vom 26.10.2023 | ||
Idefix und die Unbeugsamen - Weissnix weiß Rat Die Fernsehserie um den pfiffigen Fox Terrier Idefix, der sein eigenes Spin-off aus dem Asterix-Kosmos bekommen hat, findet unsere ganze Familie sehr unterhaltsam. Daher war auch die Vorfreude auf diesen Comic groß. Schon auf dem Cover sieht man den Star mit seinen tierischen Freunden. Die Handlung ist schnell erzählt: Idefix und die Unbeugsamen müssen die Zerstörung Lutetias verhindern, dass ein römischer Feldherr abreisen will, um seiner verwöhnten Katze einen Palast zu errichten. Praktisch, dass der Uhu Weissnix das Rezept für den Zaubertrank kennt. Dumm nur, dass er zu Irrtümern neigt, der verwirrte Vogel. Es entspinnt sich eine lustige und spannende Geschichte, die liebevoll mit Bilder aus der TV-Serie/im Stil der Serie untermalt ist. Uns hat das Lesen und Anschauen viel Spaß gemacht. Für Fans und Freunde der Serie und Idefix ein sehr kurzweiliges Vergnügen und empfehlenswert |
||