Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
miamina

Bewertungen

Insgesamt 37 Bewertungen
Bewertung vom 04.04.2022
Ende in Sicht
Rönne, Ronja von

Ende in Sicht


weniger gut

Lässt mich kalt
Hella und Juli könnten unterschiedlicher nicht sein. Die eine ist eine in der Vergangenheit mehr oder weniger erfolgreiche Schlagersängerin, die ihren Zenit längst überschritten hat und nun mit 69 Jahren in der Schweiz Sterbehilfe bei Dignitas beantragt hat, um ihn Würde von dieser Welt abzutreten. Die andere ist ein Mädchen in der Blüte ihrer Jugend, jedoch gefrustet von der Welt und ihren Mitmenschen, ohne Aussicht auf Besserung, so dass sie sich von einer Autobahnbrücke stürzen möchte.

Juli fällt Hella sozusagen vor die Füße. Verwundert, noch am Leben zu sein, steigt sie zu Hella ins Auto. Was dann beginnt, könnten die letzten Stunden ihres Lebens sein.

Wow, was für eine nice Idee dachte ich mir, das muss ich lesen. Ich hörte es ging um Depression und da mich das Thema persönlich interessiert, hab ich begonnen zu lesen. Erwartet hatte ich ein schwarzhumoriges, aber tiefgehendes Buch, das die Krankheit Depression allen Menschen erklärt und vermittelt, dass es sich hier wirklich nicht nur um Gejammer aus Fadenscheinigen Gründen handelt, sondern sie etwas mit den Menschen macht, die darunter leiden. Bekommen habe ich zwei Protagonistinnen, die doch recht Ich-bezogen waren, sich aus der Not oder aus mangelnder Alternative mit der jeweils anderen zusammengetan haben. Dazu noch viele Schräge Entscheidungen, die teilweise so überzogen waren, dass sie überhaupt nicht lustig rüberkamen. Das eigentliche Thema verschwand in den nicht oft nachvollziehbaren Handlungsweisen. Depression verstehen? Welche Depression? Die kam so gut wie nicht vor. Dabei hatte ich mir gerade von einer Autorin, die selbst unter dieser schlimmen Krankheit gelitten hat, eine Art Vermittlung zwischen "normalem" und depressivem Menschen erwartet, eine Geschichte, die Verständnis schafft. Ja, ich bin echt enttäuscht, weil ich die grundlegende Idee super fand. Bei der Umsetzung kann ich allenfalls noch den oft recht guten Schreibstil als positiv bewerten.

"Von all den guten Gründen zu sterben, und von all den viel besseren, am Leben zu bleiben." habe ich nicht einen einzigen klar ausmachen können. Zu bedacht war das Buch darauf, witzig zu sein. Sorry, mehr als zwei Sterne sind von mir nicht drin.

Bewertung vom 28.02.2022
Dschinns
Aydemir, Fatma

Dschinns


ausgezeichnet

Böse Geister
Dreißig Jahre schuftete der als Gastarbeiter nach Deutschland gekommene Hüseyin in Fabriken, um sich den Traum vom Lebensabend in der Türkei zu erfüllen. Nun hat er es geschafft: Er hat für sich und seine Frau Emine eine Wohnung in Istanbul gekauft. Doch noch bevor er sie stolz präsentieren kann, erliegt er dort einem Herzinfarkt. Geschockt reisen seine Frau und die vier Kinder Sevda, Hakan, Perihan und Ümit zur Beerdigung. Jeder von ihnen beschäftigt mit seinen eigenen Gedanken und Erinnerungen.

Das Buch hat mich richtig umgehauen. Man erfährt jede Menge über diese türkisch-deutsche Generation, die weder türkisch noch deutsch ist, also irgendwo dazwischen liegt und versucht einen eigenen Weg zu finden zwischen Tradition und Neuanfang. Aus sechs verschiedenen Perspektiven schildert die Autorin Erinnerungen und Gedanken aller Familienmitglieder und es ist tragisch zu lesen, was jedem und jeder von ihnen widerfährt. Trotzdem überwiegt die Hoffnung, im Leben die eigenen Träume und Wünsche zu erfüllen und nicht aufzugeben. Besonders interessant fand ich bei den Frauen den Kampf um Selbstbestimmung und im Weiteren die Sicht auf ein queeres Familienmitglied. Das waren genau meine Themen. Ein toller Roman, sollte man gelesen haben.

Bewertung vom 28.02.2022
Manifesto. Warum ich niemals aufgebe. Ein inspirierendes Buch über den Lebensweg der ersten Schwarzen Booker-Prize-Gewinnerin und Bestseller-Autorin von »Mädchen, Frau etc.«
Evaristo, Bernardine

Manifesto. Warum ich niemals aufgebe. Ein inspirierendes Buch über den Lebensweg der ersten Schwarzen Booker-Prize-Gewinnerin und Bestseller-Autorin von »Mädchen, Frau etc.«


ausgezeichnet

Sehr zu empfehlen!
Erstmal gefällt mir das Cover total gut! Die Farben des Randes passen gut zu den Farben des Hemdes, was die Aufmerksamkeit auf die Autorin lenkt.

Das Buch ist in sieben Kapitel gegliedert und zusätzlich noch die Einleitung, Schlussbemerkung, Danksagung und editorische Notiz.
Ich konnte mich in viele Erzählungen gut hineinversetzen. Sie sind informativ, unterhaltsam und bieten sehr viel Komfort an die Leser. Man fühlt sich wirklich weniger alleine, wenn man die Geschichte anderer liest, welche genauso sind wie einer selbst. Wer also interessiert ist an einer realen Geschichte, um sich in die beschriebene Person hineinzuversetzen bzw sich selbst mit den Erfahrungen zu identifizieren, sollte dieses Buch auf jeden Fall lesen!
Habe mich, wie gesagt, beim Lesen weniger alleine gefühlt. Es ist schön daran erinnert zu werden, dass man mit seinen Problemen etc. nicht alleine ist.

Bewertung vom 28.02.2022
Kleine Philosophie der Begegnung
Pépin, Charles

Kleine Philosophie der Begegnung


ausgezeichnet

Super interessant!
Das Cover finde ich sehr ansehnlich, zwar schlicht gehalten, dennoch Aufmerksamkeit auf sich ziehend und passend zum Thema dieses Buches. Das Buch ist in 3 Teile gegliedert: "Die Zeichen der Begegnung", "die Bedingungen von Begegnung" und "das wirkliche Leben ist Begegnung". Sehr interessante Fakten und Wissenswertes lassen den Leser in die Thematik eintauchen. Finde das Buch sehr passend, da ich selbst gerade dabei bin, einen Roman zu schreiben. Die Informationen und Erklärungen haben mir sehr weitergeholfen, bestimmte Charaktere besser zu verstehen und erklären zu können. Vielen Dank dafür! :) Wer also versucht, sich in der Thematik der Begegnung- was es für den Menschen ausmacht und was für Probleme dabei entstehen können- besser auszukennen, sollte dieses Buch auf jeden Fall lesen!

Bewertung vom 28.02.2022
Die magische Welt von Leonie Looping - Doppelband - Erstlesebuch für Kinder ab 7 Jahren
Stronk, Cally

Die magische Welt von Leonie Looping - Doppelband - Erstlesebuch für Kinder ab 7 Jahren


ausgezeichnet

Bestes Lesefutter für Erstleser
Diese Reihe ist mal nicht so in der typischen Aufmachung der Erstlesebücher aufbereitet und hat trotzdem eine große, gut lesbare Schrift, die es geübten Anfängern ermöglicht, eine längere, zusammenhängende Geschichte zu lesen. Dabei unterstützen auch die vielen, manchmal sogar wimmeligen Bilder. Alles ist nicht ganz so süß, wie das Cover es zeigt, denn eigentlich ist Leonie oft ziemlich mies drauf. Erst, weil die Eltern in den Ferien arbeiten, statt ihre Versprechen zu halten, dann, weil die Oma, bei der sie abgestellt wurde, weggeht, ohne sich weiter um sie zu kümmern. Daher bricht Leonie auch Omas Regel nicht hinaus auf den Balkon zu gehen. Doch dieser Ungehorsam sorgt dafür, dass Leonies Ferien doch noch interessant und magisch werden. Im zweiten Band setzt sie sich mit ihren Freunden für die Umwelt ein.

Gerade das zweite Thema hat mir super gefallen, weil es einfach wichtig ist, dass Kinder die Umwelt respektieren. Zudem war es sehr lustig, wie Leonies Clique die Umweltferkel vertrieben hat. Kann daher die Reihe echt empfehlen, weil sie Ferienabenteuer mit ernsteren Themen auf schöne Art verbindet. Und Elfen sind eh immer begehrt.

Bewertung vom 20.11.2021
Wie schön wir waren
Mbue, Imbolo

Wie schön wir waren


ausgezeichnet

Ein Kampf, den man nur verlieren kann
Kosawa ist ein kleines afrikanisches Dorf, das seit Jahrzehnten unter den Praktiken einer amerikanischen Ölfirma, die sich auf ihrem Land angesiedelt hat, leidet. Von Generation zu Generation versuchen die friedliebenden Einwohner gegen die Eingriffe der Firma in ihr Leben vorzugehen. Durch die Vergiftung ihres Wassers, der Luft und des Ackerbodens sind viele Kinder krank oder sterben. Doch mit ihrer Geduld und vielen Gesprächen erreichen sie keine Verbesserung und sagen der Ölfirma, aber auch dem politischen System im Land den Kampf an, angeführt von Thula, von der alle Großes erwarten.

Ich habe dieses Buch wirklich gern gelesen. Es hat mich sehr berührt. Die Autorin schafft es wirklich hervorragend, deutlich zu machen, welche Konflikte die Dorfbewohner mit der Firma, der Regierung aber vor allem auch mit sich selbst austragen müssen. Dabei wechselt sie die Sichtweisen und lässt die Geschichte von verschiedenen Personen und den Kindern erzählen. Teilweise brich es einem das Herz, wie die Bevölkerung gegen Windmühlen ankämpft, die auf Profit- und Machtgier aufgebaut sind. Dabei erfährt man auch viel über die Naturverbundenheit der Menschen im Dorf, ihren Glauben und die Lebensweise, die funktionierte, solange keine Eindringlinge aus Europa das Land kolonialisierten und ausbeuteten. Der Wechsel der Personen bringt es aber auch mit sich, dass sich einige Teile der Erzählung wiederholen, was dann etwas viel wird. Trotzdem ist es ein wichtiges Buch, das zeigt, dass Veränderung nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist und wir alle umdenken sollten. Ich empfehle es gern.

Bewertung vom 23.09.2021
Wellenflug
Neumann, Constanze

Wellenflug


sehr gut

Familiengeschichte gepaart mit Zeitgeschehen
Das Portraitfoto einer hübschen jungen Frau mit sehr ausdrucksstarken Augen ziert das Cover des Buches. Es bleibt allerdings offen, um welche der beiden Protagonistinnen es sich handelt. Die Autorin hat ihre eigene Familiengeschichte und über einhundert Jahre Zeitgeschehen zu einem äußert lesenswerten Roman zusammengefasst. Das Buch ist in zwei Zeitebenen aufgeteilt:

1864 - 1905 Da ist Anna, die Urgroßmutter der Autorin, eine junge Frau aus gutem Hause, die in die besseren Kreise einheiratet. Für ihre Kinder wünscht sie sich ebenso den Aufstieg in die höhere Gesellschaft. Der ältestes Sohn Heinrich rebelliert und bricht aus seinem goldenen Käfig aus.

1905 - 1957 Marie, die Großmutter der Autorin, kommt aus einer kinderreichen, aber armen Familie vom Land in die Stadt, um Geld zu verdienen. Sie verdingt sich als Garderobiere in einem Hotel. Dort lernt sie Heinrich kennen. Marie wird die starke Frau an seiner Seite und gemeinsam gehen sie durch alle Höhen und Tiefen des Lebens.

Die berührende, gut recherchierte Familienchronik der Autorin Constanze Neumann zog mich in den Bann. Man kann sich gut in die Rollen der Beteiligten hineindenken und leidet mit ihnen mit. Besonders tragisch und nachdenklich stimmte mich die Haltung der Schwiegermutter zu Marie. Auch was dem Paar widerfährt, hat mich alles andere als kalt gelassen. Ein wichtiges Stück Zeitgeschichte in einer guten Geschichte eingebettet. Auf jeden Fall lesenswert.