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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
scarlettohara
Wohnort: 
Isselburg-Anholt
Über mich: 
Leseratte hoch zehn

Bewertungen

Insgesamt 40 Bewertungen
Bewertung vom 09.11.2014
Kein Entkommen
Barclay, Linwood

Kein Entkommen


sehr gut

Der Journalist David Harwood will seinem kleinen Sohn Ethan eine Freude machen und gleichzeitig seine depressive Frau Jan aufheitern, indem er mit ihnen in den Vergnügungspark Five Mountains fährt. Plötzlich ist Ethan verschwunden. David findet ihn zwar relativ schnell und unverletzt wieder, doch jetzt ist auf einmal seine Frau Jan unauffindbar. Und taucht nicht wieder auf. Mehr noch, sie ist auf den Überwachungsbändern des Parks nicht zu sehen, und für sie wurde auch keine Eintrittskarte gekauft. Plötzlich gerät David unter Mordverdacht.. Er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und muss feststellen, dass nichts in seinem Leben so ist wie es schien.


Dieses Buch beginnt mit einem ganz normalen Tag einer ganz normalen Familie. Doch plötzlich entpuppt sich das Ganze zu einem wahr gewordenen Albtraum. Den Menschen, den man liebt und zu kennen glaubt, gibt es nicht mehr. Und das ganze Leben liegt auf einmal in Trümmern.

Das ist mein viertes Buch von Barclay, und es ist meiner Meinung zwar nicht das Beste, aber dennoch ein grundsolider Thriller, der ohne grosses Blutvergiessen und ohne Effekthascherei auskommt. Beim Autor liegt das Grauen im täglichen Leben; dadurch kann sich jeder Leser sehr leicht in die Personen hineinversetzen.

Dieses Mal wird die Geschichte nicht nur in der Ich-Form aus der Sicht von David erzählt, sondern es werden auch die Perspektiven von Jan und dem ermittelnden Polizisten gezeigt. Dadurch gelingt es Barclay sehr gut, den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten. Ein kluger Schachzug ist auch die Aufteilung des Buches in 5 Abschnitte, die wiederum in kurze Kapitel unterteilt sind. Das macht das Lesen sehr flüssig; man denkt immer: ach komm, ein Kapitel kannste noch lesen, und dann noch eins usw. usw. Deswegen habe ich das Buch auch in sehr kurzer Zeit ausgelesen.

Fazit: ein empfehlenswertes Buch für Thrillerfreunde, die auf blutrünstige Szenarien auch mal verzichten können.

Bewertung vom 03.10.2014
Das Leben der Wünsche
Glavinic, Thomas

Das Leben der Wünsche


schlecht

Aufgrund einer Leseprobe hatte ich ziemlich hohe Erwartungen an dieses Buch. Doch leider wurden diese in keinster Weise erfüllt.

Der Anfang klang so vielversprechend. Was hätte man nicht alles aus der Grundidee machen können, von einem mysteriösen Fremden 3 Wünsche erfüllt zu bekommen. Doch ab da wird das Buch nur noch verwirrend und konfus. Ich habe bis jetzt nicht verstanden, welche Wünsche die Hauptfigur Jonas jetzt eigentlich hatte.

Das Buch ist unterteilt in 3 Abschnitte. Im ersten strirbt Jonas´Frau, im zweiten passieren ganz viele Dinge (u.a. unerklärliche Überschwemmungen, der Tod des Geliebten von Jaonas´Frau, ein flotter Dreier mit seinem Arbeitskollegen und dessen Freundin, ein Techtelechtel mit einer Kollegin und die Trennung seiner Geliebten von ihrem Ehemann). Im dritten Teil wird seine todkranke Ex-Freundin wieder gesund. Was davon hat er sich jetzt wirklich gewünscht ? Diese Fragen werden bis zum Schluss nicht aufgelöst.

Hinzu kommt, dass einen der Protagonist Jonas nicht wirklich berührt. Es bleibt eine Distanz zwischen Leser und Jonas; man mag sich nicht mit ihm identifizieren, weil er einfach nicht sympathisch ist. Auch hat er merkwürdige Visionen, von denen an nie weiß, ob das nun Wirklichkeit oder Traum ist.

Und was mich am meisten gestört hat, waren die fehlenden Anführungszeichen. Das führte beim Lesen oft zu Verwirrungen. Auch der Schreibstil von Herrn Glavinic ist sehr gewöhnungsbedürftig. Mir kommt die Sprache sehr unterkühlt vor. Es entwickelt sich nicht wirklich ein Spannungsbogen; man möchte auch gar nicht richtig wissen, wie es weitergeht. Zum Schluss hat mich das Buch nur noch gelangweilt.

Fazit: Dieses Buch scheint mir nur für Leser geeignet, die den intellektuellen Zugang dazu finden. Mir ist das leider nicht gelungen.

Bewertung vom 03.10.2014
Wo fahren wir hin, Papa?
Fournier, Jean-Louis

Wo fahren wir hin, Papa?


gut

Ich habe das Buch innerhalb einer Stunde am Stück gelesen, weil es mich sehr fasziniert hat. Trotzdem fält es mir wirklich schwer, etwas zu diesem Buch zu sagen.

Zum Inhalt: Der Autor und seine Frau bekommen hintereinander zwei sowohl körperlich als auch geistig behinderte Söhne: Mathieu und Thomas. Mit einem behinderten Kind zu leben, ist ja schon unglaublich schwer. Aber gleich zwei? Und der Vater schreibt nun über sein Leben mit seinen beiden Kindern.

Am Anfang habe ich gedacht, dass dieses ein sehr mutiges Buch ist, weil der Vater mit einem Tabu bricht: er gibt ganz ehrlich zu, dass er seine Söhne manchmal lieber tot gesehen hätte. Er schreibt schonungslos offen, und teilweise mit einem ganz grimmigen, bösen Humor; gleichzeitig spürt man jedoch in jeder Zeile die Liebe, die er trotz allem für sie empfindet. Er schämt sich für diese Gefühle, aber er steht dazu. Und er straft damit alle Eltern behinderter Kinder Lügen, die immer nur sagen, dass ihr Kinder trotz allem das größte Glück ihres Lebens sind. Er gibt sich auch selbst die Schuld am Zustand seiner Kinder, hat er sie doch gezeugt. Und so ist er hin- und her gerissen zwischen Liebe, Hass, Glück und Schuldgefühlen.

Doch je weiter ich gelesen habe, desto mehr musste ich feststellen, dass der Autor doch auch etwas in Selbstmitleid versinkt. Er zählt beispielsweise immer nur auf, was seine KInder alles nicht können. aber erwähnt überhaupt nicht, wie sie sich entwickeln und was sie lernen zu tun. Man erfährt auch sehr wenig über die Beziehungen innerhalb dieser Familie. Fournier erzählt kurz, dass er auch noch eine gesunde Tochter bekommen hat. Aber der Leser erfährt nichts darüber, wie z. B. seine Frau oder seine Tochter zu den behinderten Familienmitgliedern stehen. Mathieu und Thomas werden in einem Heim untergebracht, und der Vater sieht sie nur am Wochemende. Es wird aber nicht erklärt, wie es zu dieser Entscheidung gekommen ist. Das Buch ist mir einfach zu kurz geraten, und es fehlen mir ganz wichtige Aspekte.

Nichtsdestotrotz halte ich es für ein lesenswertes Buch, da es bisher noch nie jemand gewagt hat, in so einer Weise über behinderte Kinder zu schreiben. Und es hält einem wunderbar vor Augen, wie dankbar man dafür sein sollte, gesunde Kinder zu haben.

Bewertung vom 03.10.2014
Das Blut der Lilie
Donnelly, Jennifer

Das Blut der Lilie


schlecht

Selten habe ich mich auf ein Buch so sehr gefreut wie auf das neue Werk von Jennifer Donnelly.. Die Vorgänger "Die Teerose" und "Die Winterrose" gehören zu meinen absoluten Lieblingsbüchern. Die Erwartungshaltung war natürlich entsprechend hoch.

Zum Inhalt

Die Story spielt in zwei verschiedenen Zeitebenen: einmal in der Gegenwart und einmal zu Zeiten der französischen Revolution. Die Hauptperson ist Diandra Xenia (genannt Andi), eine amerikanische, siebzehnjährige Schülerin aus reichem Hause. Sie verliert ihren kleinen Bruder Truman auf tragische Weise, woran sie sich selbst die Schuld gibt. Ihre Mutter verkraftet das nicht und wird psychisch sehr krank, ihr Vater verlässt die Familie. Trost findet Alex nur in der Musik. Als ihre Mutter komplett zusammenbricht und in eine geschlossene Anstalt gebracht wird, nimmt ihr Vater Andi gegen ihren Willen mit nach Paris. Dort findet sie in einem Gitarrenkoffer das Tagebuch der jungen Alexandrine, die zur Zeit der französischen Revolution gelebt hat, und mit Louis Charles, dem Sohn von Louis XVI und Marie Antoinette, eng befreundet war. Nachdem dessen Eltern auf dem Schafott enden und er selbst in einen Turm eingesperrt wird, zündet sie heimlich in der Nähe seines Gefängnisses Feuerwerke, um ihm zu zeigen, dass sie an ihn denkt.

Meine Meinung

"Das Blut der Lilie"war für mich die reinste Enttäuschung. Ich habe mich quasi durch das Buch gequält. Zwischendurch habe ich es sogar ein paar Tage beiseite gelegt, in der Hoffnung, etwas später vielleicht besser hineinzufinden. Leider war das nicht der Fall, und nach ca. der Hälfte des Buches habe ich endgültig kapituliert und das Lesen abgebrochen. Die Gründe dafür waren mannigfaltig. Zum einen fand ich bereits die "Jugendsprache" zu Beginn des Buches sehr gewöhnungsbedürftig. Hinzu kam dann die äußerst detaillierte Beschreibung von Andis Musikkompositionen, die mit derartig vielen Fachbegriffen gespickt war, dass das nur noch einem Profimusiker verständlich war. Mich hat das komplett überfordert. Eigentlich hätte ich hier schon abbrechen wollen, wenn mich nicht die Frage vorangetrieben hätte, was denn genau Andis Bruder zugestossen ist. Die Antwort auf diese Frage lässt aber sehr lange auf sich warten.Und dann kamen die Passagen im Buch, wo das Geschehen in der zweiten Zeitebene total abstrus und undurchsichtig wurde. Verdeutlichen will ich das einmal am Beispiel der Person des Herzogs von Orléans. In dem einen Moment ist er lebendig, dann stirbt er, taucht aber ein paar Seiten später wieder auf. Da war für mich die Chronologie total verlustig gegangen, und ich habe irgendwie den Überblick verloren. Und durch diese konfusen Zeitsprünge ist mir der Spaß an diesem Buch dann endgültig verloren gegangen. Auch das Schicksal von Truman war mir dann letztlich egal. Ich weiss bis jetzt nicht, was ihm zugestossen ist; es interessiert mich aber auch nicht mehr im Geringsten.

Fazit

Das war eines der schrecklichsten Bücher, das ich je gelesen habe. Umso bedauerlicher, da ich die Autorin bisher ganz anders kennengelernt und sehr geschätzt habe. Aber das Lesen dieses Buch kann man sich getrost schenken.

Bewertung vom 03.10.2014
In Todesangst
Barclay, Linwood

In Todesangst


sehr gut

Tim Blake ist ein ganz normaler Durchschnittstyp, Autoverkäufer, geschieden und er hat eine 17jährige Tochter namens Sidney. Diese verbringt den Sommer bei ihrem Vater und hat einen Ferienjob in einem nahegelegenen Hotel angenommen. Doch eines Abends kommt sie nicht mehr nach Hause. Tim macht sich auf die Suche nach ihr, und sein Weg führt ihn als erstes in das besagte Hotel. Doch niemand dort kennt seine Tochter. Und Tim fragt sich zum ersten Mal, was er überhaupt über seine Tochter weiß.

Das Buch beginnt wie bei Barclay üblich mit ganz alltäglichen Situationen. Doch so ganz allmählich bescheicht den Leser das Gefühl, dass das nicht so bleiben wird. Die Spannung steigt langsam aber stetig an. Dann überschlagen sich die Ereignisse, und Tim gerät sogar selbst unter Mordverdacht. Gezwungenermaßen mutiert er vom Normalo zum Einzelkämpfer, getrieben von der Sorge um sein einziges Kind. Allmählich durchschaut er die Zusammenhänge und muss feststellen, dass er nicht nur Vater e i n e r Tochter ist. Das Buch endet mit einem furiosen Showdown, doch Tim ist zum Schluss sowohl Gewinner als auch Verlierer.

Das Buch hat mir gut gefallen, obwohl das Ende meiner Meinung nach ein wenig übertrieben ist. Halt typisch amerikanisch. Deswegen gibt es auch "nur" 4 Sterne. Doch insgesamt gesehen ist es durchaus empfehlenswert.

Bewertung vom 02.10.2014
Fünf / Beatrice Kaspary Bd.1
Poznanski, Ursula

Fünf / Beatrice Kaspary Bd.1


ausgezeichnet

Die Leseprobe hatte mich bereits begeistert. Und ich muss sagen, dass das Buch meinen Erwartungen voll und ganz gerecht wurde.

Eine weibliche Leiche wird aufgefunden, der Koordinaten in die Füße eintätowiert wurden. Diese Koordinaten führen wiederum zu einem Versteck, in dem sich ein Behälter befindet, der ein Leichenteil und ein weiteres Rätsel beinhaltet, dessen Lösung zu einem neuen Ort führt. Eine moderne Form der Schnitzeljagd mit GPS-Gerät, die sich durch das ganze Buch zieht.

Die Ermittler sind zwei Beamte vom österreichischem BKA: Florin Wenniger und Beatrice Kaspary. Beide kommen von Anfang an sehr sympathisch rüber. Beatrice ist alleinerziehend mit zwei kleinen Kindern und wird vom Nochehemann terrorisiert. Sie ist ziemlich gestresst und überfordert; hinzu kommt, dass ihr Chef sie nicht wirklich ernst nimmt geschweige denn, ihre Arbeit anerkennt. Unterstützt wird sie jedoch vom Kollegen Florin, der ihr desöfteren den Rücken freihält und verständnisvoll unter die Arme greift. Beatrice geniesst sofort das Mitgefühl des Lesers. Und man würde ihr gönnen, dass aus den zarten Banden, die sich zwischen ihr und Florin anbahnen, vielleicht etwas mehr werden kann.

Frau Poznanski gelingt es meiner Meinung nach vortrefflich, einen sehr spannenden Krimi vorzulegen, ohne dabei das Privatleben und die Gefühle der Ermittler zu vernachlässigen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und habe es in Rekordzeit ausgelesen. Der Spannungsbogen wird die ganze Zeit über aufrecht erhalten. Und die Auflösung ist wirklich logisch, sehr gut durchdacht und lässt beim Leser keinerlei Fragen offen. Auch kann man am Schluss verstehen, warum das Buch "Fünf" heißt.

Mein Fazit: Absolut lesenswert! Und es wäre toll, wenn es einen Nachfolgeband geben würde. Mich würde schon sehr interessieren, wie sich das mit Beatrice und Forin weiterentwickelt.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.10.2014
Erbarmen / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.1
Adler-Olsen, Jussi

Erbarmen / Carl Mørck. Sonderdezernat Q Bd.1


ausgezeichnet

Um es mal vorab zu sagen: Das ist einer der besten Thriller, die ich seit langem gelesen habe.

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt und in verschiedenen Zeitschienen. Da ist zum einen die populäre junge Politikerin Merete Lyngaard, die in einer absolut ausbruchsicheren Kammer gefangen gehalten wird, ohne zu wissen warum. Sie verbringt dort insgesamt 5 Jahre unter widrigsten Umständen: Der Luftdruck wird jedes Jahr ein wenig erhöht, Nahrungsmittel und Toiletteneimer werden jeden Tag über eine Schleuse ausgetauscht, Kontakt nach außen nur über eine Sprechanlage einmal im Jahr, jahreswechselweise grelle Beleuchtung oder absolute Dunkelheit, ohne Austausch von Kleidung. Man liest das mit einer Gänsehaut und fragt sich, was kann ein Mensch wie lange aushalten, ohne den Verstand zu verlieren? Und warum tut jemand einem anderen Menschen so etwas an?

Zum anderen ist da der Polizist Carl Moerk, der nach einer traumatischen Schiesserei, bei der ein Kollege stirbt, einer gelähmt im Krankenhaus liegt und er selbst angeschossen wird, seinen Dienst wieder aufnimmt, beladen mit Schuldgefühlen und so mürrisch, dass niemand mit ihm zusammenarbeiten will. Also bekommt er die Leitung des Pseudodezernats "Q", das anfangs nur aus ihm besteht und die Aufgabe hat, sich mit alten ungeklärten Fällen zu beschäftigen. Dann bekommt er Assad zugeteilt, der anfangs nur für niedere Tätigkeiten wie Putzen, Botengänge und dergleichen eingestellt wurde. Doch schnell zeigt sich, dass er wesentlich mehr kann, und so verbeissen Carl und Assad in den Fall Merete Lyngaard, die vor 5 Jahren spurlos verschwunden ist. Sie werden ein richtig gutes Team, und das Dezernat "Q" erwacht zum richtigen Leben.

Das Buch ist sehr flüssig zu lesen und der Spannungsbogen bleibt wirklich bis zum Schluss erhalten. Die Auflösung ist schlüssig und logisch. Die Figuren sind sehr anschaulich geschildert und, trotz, ihrer Knorrigkeit wie z.B. bei Carl, sehr sympathisch.

Ein sehr guter Auftakt für eine neue Thriller-Reihe. Und ich kann es kaum erwarten, den nächsten Band in den Händen zu halten.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.10.2014
Wassermanns Zorn
Winkelmann, Andreas

Wassermanns Zorn


gut

Ich bin mit sehr hohen Erwartungen an dieses Buch herangegangen, weil ich die bisherigen Bücher von Andreas Winkelmann einfach genial fand. Doch irgendwie bin ich mit dem zornigen Wassermann nicht so recht warm geworden.

Aber der Reihe nach: Protagonistin ist die junge Kommissarin Manuela Sperling, frisch von der Polizeischule direkt zum Praktikum in der Mordkommission. Ihr unmittelbarer Vorgesetzter ist Hauptkommissar Eric Stiffler, mit dem sie aber von Anfang an nicht sonderlich gut auskommt. Gleich am ersten Tag muss sie sich mit dem Mord an einer Prostituierten befassen, die ertränkt worden ist, auf ihrem Bauch aber eine Nachricht des "Wassermanns" an Stiffler trägt.Damit wird eine Mordserie Gang gesetzt, deren Opfer allesamt Frauen sind, die in irgendeiner Beziehung zu Stiffler stehen. Manuela findet Zusammenhänge zu einem alten Fall heraus, die ihren Chef ziemlich belasten. Doch die Abteilung scheint voll hinter Stiffler zu stehen. Wem kann sie überhaupt vertrauen? Nur der Kollege Nielsen scheint auf ihrer Seite zu stehen. Und dann wäre da noch Frank Engler, ein durch Narkolepsie gehandicapter Taxifahrer. Können sie zusammen den Wassermann fassen?

Die Story ist ganz gut gelungen und wird auch halbwegs logisch zum Ende aufgelöst, auch wenn ein paar Fragen offen bleiben. Es gibt auch noch ein paar überraschende Wendungen, so dass alles nicht zu vorhersehbar ist. Der Schreibstil ist gewohnt flüssig, das Buch lässt sich gut weglesen.

Aber die Figuren dieses Buches sind meiner Meinung nach der große Schwachpunkt dieses Buches. Sie bleiben irgendwie fremd und bieten kein großes Identifikationspotential. Ganz im Gegenteil: der KHK Stiffler ging mir einfach nur auf die Nerven. Er ist so derart unsympathisch. Und der Leser erfährt auch nicht wirklich, warum er so geworden ist wie er ist. Der Erklärungsversuch mit der tragischen Vergangenheit seiner Exfrau scheint mir doch ziemlich schwach. Auch der Name ist schlecht gewählt, ich mußte beim Lesen immer an diese schwachsinnige Filmfigur aus "American Pie" denken.

Die Figur des Narkoleptikers Frank Engler finde ich irgendwie sehr weit hergeholt und ziemlich unglaubwürdig. Dass man mit dieser Krankheit Taxi fahren kann, kann ich nicht wirklich glauben. Ich würde nicht zu jemandem mit dieser Erkrankung ins Auto steigen wollen.

Zum Schluss noch die Hauptperson Manuela Sperling. Sie bleibt merkwürdig blass und konturlos. Der Leser weiß nicht allzuviel über ihr Privatleben und kann sich dementsprechend auch nicht wirklich gut in sie hineinversetzen. Sie kommt meines Erachtens einfach etwas zu kurz in diesem Buch. Man erfährt zum Beispiel wesentlich mehr über eines der Opfer: ihre Vergangenheit, ihre Ängste, ihre Träume. So wird Lavinia Wolff zur eigentlichen Bezugsperson in diesem Buch, die Frau, mit der man mitfiebert und mitleidet.

Fazit: für mich das bisher schwächste Buch von Andreas Winkelmann. Allerdings reicht das immer noch zu soliden 3 Sternen. Es gibt wesentlich schlechtere Thriller.

Bewertung vom 01.10.2014
Dornenherz
Wilke, Jutta

Dornenherz


ausgezeichnet

Wow, was für ein zauberhaftes Buch! Ich habe es in einem Rutsch durchgelesen, weil ich nicht aufhören konnte.

Dieses Buch erzählt zwei Geschichten in zwei verschiedenen Zeitebenen. Beide Male heissen die Hauptfiguren (Joh)Anna und Phil(ipp); nur einmal findet das Geschehen 1883 und einmal in der Gegenwart statt.
Im Jahre 1883 sind Johanna, Tochter aus gutem Hause, und Philipp, Maler und Bildhauer, sehr ineinander verliebt. Doch Johanna ist Leonhard versprochen, dem Sohn eines guten Freundes ihres Vaters. Und zu allem Unglück will die Familie nach Amerika auswandern, weil die Geschäfte in Deutschland sehr schlecht gehen. Johanna geht mit an Bord der "Cimbria", mit einem Blumentopf mit einer weissen Rose als einzige Erinnerung an Philipp. Doch das Schiff sinkt, und kaum jemand überlebt das Unglück. Philipp erschafft eine Statue: einen Engel mit einer Rose in der Hand, der die Züge seiner verstorbenen, geliebten Johanna trägt.
Eben jene Engelstatue entdeckt Anna auf dem Friedhof. Diese ist umgeben von weissen Rosen, und sie zieht Anna magisch an.Sie beginnt, den Rosenengel zu zeichnen, der ihr sogar ziemlich ähnlich sieht. Dabei nimmt sie zum ersten Mal seit einem Jahr wieder ihre Zeichenutensilien zur Hand. Denn vor einem Jahr ist ihre ältere Schwester Ruth bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Anna gibt sich selbst die Schuld an diesem Unfall, denn Ruth war unterwegs, um sie abzuholen, da sie den Bus verpasst hat. Diese Schuldgefühle nehmen ihr jede Kraft zum Leben. Und unbewußt wird sie immer mehr zu Ruth, um ihrer Familie die tote Tochter zu ersetzen; sie hat sogar Ruths Freund Leon "übernommen" und ihre langen Haare abgeschnitten. Doch dann begegnet sie Phil am Rosenengel und erfährt von der Geschichte der unglücklichen Liebe des Bildhauers. Phil jobbt neben seinem Studium als Friedhofsgärtner, und er hat die weissen Rosen am Fusse des Engels gepflanzt. Er besitzt sogar ein kleines Büchlein mit Rosengedichten. Anna verliebt sich in ihn, doch sie will es nicht wahrhaben. Vielmehr versucht sie, ihre Rolle als Ruth weiterzuspielen und ihre Beziehung mit Leon weiterzuführen. Phil erhält unterdessen die Chance, ein halbes Jahr in England zu studieren.
Doch dann stösst Anna zufällig in einem Museum auf die Geschichte der "Cimbria" und entdeckt ein Foto von Auswanderern, auf dem auch Johanna mit der weissen Rose zu sehen ist. Und ihr wird klar, dass sie endlich ihr Leben leben muss, wieder zu Anna werden muss und vor allen Dingen Phil wiederfinden muss.

Das Ganze ist wirklich wunderschön von der Autorin erzählt. Man kann diese traurige Stimmung im Elternhaus von Anna förmlich spüren. Diese Geschichte entwickelt einen starken Sog, dem sich der Leser nicht entziehen kann. Dazu hat Frau Wilke an den Anfang jeden Kapitels ein Rosengedicht gestellt; eine ganz tolle Idee. Diese wunderschönen Gedichte fügen sich nahtlos in die Geschichte ein und unterstreichen die spezielle Poesie dieses Buches. Und ein grosses Kompliment an die Gestalterin des Bucheinbandes. Das ist wirklich sehr gelungen und passt fantastisch zu diesem Buch. Die Buchdeckel werden von Rosen geziert, und vorne sieht man dazu die Engeslsstatue mit der Rose in der Hand. Dazu gibt es einen transparenten Schutzumschlag, auf dem der Engel noch einmal seitenverkehrt abgebildet ist, so dass sich die beiden Engel beim Anlegen des Umschlages anschauen, Das spiegelt wunderbar die zwei Zeitebenen des Buches wieder.

Ausserdem finde ich es sehr interessant, dass es die Cimbria und ihren Untergang wirklich gegeben hat. Und wenn ich mal in Hamburg sein sollte, werde ich mir dann bestimmt das Auswanderer-Museum mal anschauen.

Einen klitzekleinen Kritikpunkt hätte ich dann doch noch: es wird von der Autorin zum Schluss nicht aufgelöst, ob es zwischen Johanna und Anna doch eine verwandschaftliche Beziehung gibt, was aufgrund der Ähnlichkeit zwischen Anna und dem Engel ja irgendwie an