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Abnuncha

Bewertungen

Insgesamt 42 Bewertungen
Bewertung vom 27.08.2024
Kleine Monster
Lind, Jessica

Kleine Monster


sehr gut

Kein Mensch ist eine Insel, die ganz für sich alleine ist schreibt der englische Dichter John Donne. Die Geschichte „Kleine Monster“ ist in 3 Teilen mit 61 Kapiteln ungekünstelt und einfach geschrieben, sie lässt den Leser dennoch nachdenklich zurück, was ist im Leben von Pia Reiserer geschehen, dieses wird in zwei Zeitebenen erzählt, die Gegenwart und die Vergangenheit. Wie spiegelt sich Vergangenheit in der Gegenwart wider, was tragen wir mit oder geben wir weiter, das gilt es hier zu lesen.
Leon der Sohn der Familie hat in der Schule, ja was eigentlich getan? Die Eltern werden zu einem Gespräch in die Schule gebeten, Leon soll sich in der Pause einem Mädchen ungewöhnlich genährt haben, Leon schweigt dazu. Denkt man als Eltern hier habe ich zu wenig Vertrauen zu meinem Kind? Aus der WhatsApp-Gruppe der anderen Eltern werde sie gelöscht, wie schnell wird man zum Außenseiter, oder legen wir in eine WhatsApp-Gruppe zu viel rein, warum hinterfragen die anderen Eltern nicht was geschehen ist? Das Ganze verläuft irgendwie im Sande, bleibt das Kind damit schuldig und auch die Eltern, die Beziehung zur Schule bleibt schwierig, man geht sich irgendwie aus dem Weg. Erst zum Ende des Buches löst sich auf was wirklich geschehen sein kann, auf dem Weg dorthin geht gerade Pia durch eine Achterbahn der Gefühle. Ihre Schwester Linda ist mit vier Jahren in einem See ertrunken, die Schwester Romi war dabei, Pia scheint sich ihr Leben lang darüber Gedanken gemacht zu haben ob Romi mit dem Unfall etwas zu tun hat. In der Geschwisterbeziehung hat Romi eine eigene andere Rolle, Pia und Linda sind Geschwister, Romi ist adoptiert, ist hier die Beziehung eine andere? Pias Mutter geht auch härter mit Romi um und verteidigt das damit das sie es braucht, am Ende muss sie die Familie verlassen, sie geht warum? Ist in dieser Familie auch einiges Unausgesprochen, ein eindeutiges Ja, aber in wie vielen Familien wird schon gesprochen? Pia denkt immer wieder ob sie in ihrer Mutterschaft etwas falsch macht, ist Luca falsch, macht sie mit Luca etwas falsch, diese Fragen bleibt im verlauf ein wenig offen, als Eltern hat man eine große Verantwortung und ich finde die werden Jacob und Pia gerecht. Die Frage ist ja auch wie realistisch sind Erinnerungen, Forschungen haben gezeigt das es bei Erinnerungen unter Geschwistern vollkommen unterschiedliche Wahrnehmungen gibt und einiges verblasst auch im Laufe der Zeit oder wird hinzugedichtet. Ich finde das Ende lässt einiges offen, regt aber dadurch zum Nachdenken an. Die sensible Mischung aus spannender Handlung und tiefgehender Reflexion zum Familiensystemen machen "Kleine Monster" zu einem sehr empfehlenswerten Buch was ich gerne gelesen haben, vielen Dank.

Bewertung vom 22.08.2024
Ein neues Blau
Saller, Tom

Ein neues Blau


ausgezeichnet

Ein Roman wie Porzellan: fein, bunt, geerdet, zeitlos
„Ich verändere lediglich die Form ein wenig und versuche Schönheit darin zu finden; mir zu verdeutlichen, dass sie zwar anders sind, aber dennoch Sinn, sprich eine Daseinsberechtigung haben. Einen eigenen Sinn und ein eigenes Dasein.“ (Zitat Seite 239)

Inhalt 1919 – 1935 spiel die Geschichte
Lili Kuhn fühlt sich schon als Kind „halb“. Sie wächst ohne Mutter auf und ist Halbjüdin. Takeshi, der chinesisch-japanische Geschäftsfreund ihres Vaters, versteht es, sich „halb“ zu fühlen. Er versteht auch die kleine, phantasievolle Lili, die ihre Gefühle als Farben sieht und von ihrem Vater und nun auch Takeshi in liebevoller Geborgenheit aufgezogen wird. Heute, beinahe am Ende eines langen Lebens, in dem Porzellan, Malerei und Farben immer eine große Rolle gespielt haben, lebt sie zurückgezogen in Berlin. Auch Anja Hermann, gerade 18 Jahre alt, lebt in Berlin. Kritisch und dem Alter entsprechend unangepasst erlebt sie gerade die Scheidungsdiskussionen ihrer Eltern mit. Ausgerechnet sie wird von dem Direktor ihrer Schule gefragt, ob sie nicht manchmal nachmittags einer alten Dame Gesellschaft leisten möchte. Zusätzliches Taschengeld findet Anja immer gut und neugierig ist sie auch. Auch Lili interessiert diese eigensinnige, widersprüchliche junge Frau und sie beginnt, Anja ihr abwechslungsreiches Leben zu erzählen.

Thema und Genre
Im Mittelpunkt dieses zeitgeschichtlichen Familienromans stehen die Kunst der Porzellanerzeugung und die KPM, ab 1918 Staatliche Porzellan-Manufaktur Berlin, das Bauhaus und die japanische Kultur mit ihrer Garten- und Teetradition. Es geht auch um unterschiedliche Religionen, was besonders mit dem Beginn des Nationalsozialismus eine wichtige Rolle spielt. Werte wie Familie, Freundschaft, Liebe, aber auch Trauer Psychologie verbinden diese Komponenten zu einer Geschichte.

Charaktere
Zwei unterschiedliche Frauen, Lili und Anja, beide eigenwillig, neugierig auf das Leben. Zuerst auf der Suche, weiß Lili bald, was sie will und auch Anja findet in Lilis Geschichte neue Ideen für ihre eigene Zukunft.

Handlung und Schreibstil
Der Autor erzählt seinen Roman in zwei unterschiedlichen Geschichten und Zeitebenen. Lilis Geschichte zwischen 1919 und 1935 wird in der dritten Person erzählt, dazwischen abwechselnd Anjas Geschichte 1985 in der Ich-Form. Das Jahr 1985 verbindet beide Geschichten. Zusätzliche Rückblenden ergänzen beide Erzählstränge. Zwischen einigen Kapiteln, über das gesamte Buch verteilt, finden sich Auszüge aus „Handwerkskunst KPM Berlin“. Darin wird die Porzellanherstellung geschildert und die Texte sind durchaus auch metaphorisch zu verstehen.
Die Sprache ist bildhaft und poetisch, mit bunten Schilderungen und vielen interessanten Informationen. Poesie findet sich auch in den Kapitelüberschriften, während sich die Spannung aus dem ereignisreichen Leben Lilis ergibt.

Fazit
Ein Familienroman, ein Frauenroman, ein realer geschichtlicher Hintergrund mit bekannten Künstlern und Persönlichkeiten vermittelt Wissen über die aufwändige Porzellanherstellung, über den Bauhaus-Gedanken, über jüdische und japanische Traditionen. Eine Geschichte von engagierten, mutigen Frauen, die sich liest wie Porzellan: geerdet, zeitlos elegant, fein und robust, bunt und poetisch.

Bewertung vom 19.08.2024
Nur nachts ist es hell
Taschler, Judith W.

Nur nachts ist es hell


sehr gut

Ich habe beschlossen, über mein Leben zu schreiben
Der Roman „Nur Nachts ist es hell“ ist in Ich-Form geschrieben, was zunächst ungewöhnlich erscheint, aber letztendlich eine enge Verbindung zur Geschichte und der Figur schafft und somit den Leser in eine komplexe Gedanken- und Gefühlswelt mitnimmt, so dass man sofort ins Geschehen eintauchen kann und neugierig wird. Der Roman birgt eine interessante Medizingeschichte zu Anfang den 1900 Jahrhunderts. Zu der damaligen Zeit waren Frauen zum Medizinstudium nicht zugelassen, auch die Matura wie es in Österreich heißt, hier das Abitur waren für Frauen sicherlich nur eine Ausnahme. Die Protagonistin Elisabeth Brugger möchte allen Widrigkeiten zum Trotz Ärztin werden und sich auf Gynäkologie und Geburtshilfe spezialisieren, was ihr auch geling. Das Buch ruft auch die Debatte um die Engelmacherinnen auf, wie riskant und oft auch tödlich endend eine Illegale Abreibung war, die Not der Frauen wird bis heute nicht thematisiert. Sollte nicht jede Frau die Möglichkeit zur Entscheidung haben, kann und möchte ich ein weiteres Kind, das alleine ist schon ein schwerer Konflikt und leider diskutieren wir eine ausreichende Hilfe bis heute.
Ich hatte beim Lesen den Eindruck das es in der Zwischenkriegszeit von 1918 bis 1938 in Wien durch die Sozialdemokraten freizügiger, fortschrittlicher war auch für Frauen. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es sicherlich eine gewaltigen Rückschritt, ein Krieg hat eben noch nie Gewinner hervorgebracht. Dann bereichert das Buch, das in einer sehr tragenden Schreibweise geschrieben ist die Entwicklung der Brugger-Kinder und ihren Familien, die durch schwere Zeite, der Liebe, den Krieg mit seinen Höhen- und Tiefen, durchzogen vom Misstrauen und Freude, über den Tod und Trauer bis hin zum Verrat erzählt wird. Ein faszinierendes Buch, ich habe es sehr gerne gelesen, vielen Dank.

Bewertung vom 18.08.2024
Die spürst du nicht
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


sehr gut

Normal oder doch ungewöhnlich

Wie ist das mit dem Luxus, ich hatten den Eindruck man stellt zur Schau was man hat, imponiert, bemerkt gar nicht wie gut es einem geht. Hört man die leisen Stimmen auch, diejenigen die viel Erlebt haben und wo wie hier ein Urlaub etwas besonderen ist. Sieht man sich gerne in der Sonne und damit auf der Sonnenseite des Lebens, profilliert man sich mit den Schwächen anderer, sicherlich. Und dann wie viele ist die Tochter sehr in ihrem Smartphone versunken, sehen wir dann noch wo wir eigentlich sind? Um Menschen, von denen wir nichts wissen wollen, weil wir sie nicht spüren stand in einer anderen Rezension. Dann geschieht ein Unglück und das ändert alles, aber war das Leben von Aayana dem somalischen Flüchtlingskind nicht schon vorher ein Unglück? In der Leseprobe bleibt ja offen um was für ein Unglück es sich handelt, das Cuver wirkt zunächst wie ein Schwimmbad und die Geschichte beginnt an einem Pool, also gut gewählt, ein Ferienbild wie es auf Büchern über Urlaub üblich ist wäre auch gegangen ist aber hier nicht nötig. Ich bin gespannt was das Unglück ist was alles verändert, ist es vergleichbar mit dem "Unglück" von Aayan, wird deutlich wie schwer der Weg von Aayan war, weiß man danach das zu schätzen was man hat, wie verändert es den Leser, neue Sichtweisen sind immer spannend.

Bewertung vom 18.08.2024
Das erste Licht des Sommers
Raimondi, Daniela

Das erste Licht des Sommers


ausgezeichnet

Dove c’è luce, c’é anchore ombra
Dove c’è luce, c’é anchore ombra Wo Licht ist, da ist auch Schatten

„Wo Licht ist, da ist auch Schatten“ Der zweite Roman der Schriftstellerin Daniela Raimondi „Das erste Licht des Sommers“ nimmt uns mit in die Geschichte der Familie Casadio, eine Geschichte dreier Generation und ihrer Liebesbeziehungen, die von Höhen und Tiefen, von Verletzung und Fremdgehen, vom Armut und Lieblosigkeit, aber auch immer wieder von Verzeihen und Sich wieder zusammenraufen geprägt ist. Die Hauptfigur ist Norma Martiroli, deren Geschichte in mehreren Kapiteln ab ihrer Geburt 1947 erzählt wird und im Verlauf in die Gegenwart wechselt. In der Gegenwart macht sich Norma mit ihrer Mutter auf die Reise nach Italien, aber nicht um Urlaub zu machen, ihre Mutter ist schwer krank und Norma verbringt mit ihr dort die letzte verbleibende Zeit, sie begleitet ihr sterben. Das hat mich sehr bewegt, weil Norma eigentlich ihre Mutter als sehr lieblos empfunden hat.
Als Kind hat Norma regelmäßig die Sommerferien bei ihrer Großeltern in Stellata verbracht und mit dem gleichaltrigen Elio verband sie eine tiefe Freundschaft. Ihre Wege trennen sich, und erste Jahre später begegnen sie sich in London wieder, sie verlieben sich ineinander und heiraten. Aber „Dove c’è luce, c’é anchore ombra“. Das Buch ist in einer schönen flüssigen Sprache mit viel Empathie geschrieben, man kann sich in die Gefühls und Gedankenwelt der Figuren einfühlen. Es hat mich von beginn an bis zum stimmigen Ende sehr berührt, und man darf mit Freude auf das nächste Buch von Daniela Raimondi warten, es ist sicherlich so lesenswert wie dieses, ich war gerne dabei, vielen Dank.
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Bewertung vom 18.08.2024
Seinetwegen
Del Buono, Zora

Seinetwegen


ausgezeichnet

Nach „Die Marschallin“, erschienen 2021 erzählt Zora del Buono eine weitere Familiengeschichte als Zeitgeschichte.
In den 1963 Jahren wo ein Autos als modernes Fortbewegungsmittel galt und man sich über Sicherheit noch nicht so viel Gedanken gemacht hat spielt diese Familiengeschichte. Wie stolz war man auf sein damals gekauftes Auto in diesem Buch einen VW Käfer machte es doch frei und unabhängig. Und dann, wie oft stellt man sich die Frage war man zur falschen Zeit am falschen Ort, ein Unfall geschieht und die Frage nach dem wie hat er das Leben aller Beteiligten verändert steht im Raum. Wie auch hier müssen alle Beteiligten lernen damit zu leben, jeder auf seine Art. Die Autorin schreibt immer wieder Geschichte um die Geschichte, das normale Leben, Zeitgeschehnisse, das lässt es interessant bleiben, los geht’s. Mit nur acht Monate verliert Zora ihren Vater bei einem Unfall, im Kino sieht sie Bambi und weint, weil Bambi den Verlust ihrer Mutter durchleben muss, sie sieht Herby der ihr vermittelt wie lustig und bunt ein Käfer sein kann, zur Firmvorbereitung drehen Jugendliche einen Film, Zora spielt die Hauptrolle einen Unfall mit Ketchup, was hat der Pfarrer sich dabei gedacht, ist es gut therapeutisch durchdacht oder ist er einfach ein Sadist? Sie trägt einen Diamantring ihrer Mutter der schon zwei Mal verloren war. Der Brillant ist so teuer wie ein Auto, der Ring erinnert aber eher an ihre süditalienischen Schwiegereltern als an ihren Mann um den sie ein Leben lang getrauert hat. Ein Juwelier wo sie einen Vorsteckring kaufen möchte erkennt sofort den Wert des Rings, nicht ein ganzes Auto trägt sie eher einen gebrauchten.
Eingangs habe ich mich gefragt warum sucht sie erst jetzt nach dem Verursacher, möchte jetzt wissen wie alles war, wo sie selber 60 Jahre alt ist, etwa ab der Mitte des Buches erzählt sie warum. Das Buch ist im Wechsel geschrieben von Erzählung zu einem Sprachdialog in einem Café. Sie sucht den Verursacher, zunächst weiß sie nicht wie er heißt nur die Initialen E.T. im Verlauf findet sie den Namen aber es gibt mehrere davon, wer ist der richtige? Sie schreibt zunächst wertend über die Personen, ihr Vater ein Arzt, der Verursacher ein Arbeiter, ist einer mehr wert wie andere. Zu Anfang des Buches hat die Autorin harte Worte zum Verursacher, sie schreibt „Der Täter meines Vaters“, aber ist er das? Ich frage mich auch wie wird der Verursacher damit umgehen nach so vielen Jahren wieder damit konfrontiert zu werden, was mutet sie ihm zu? Nein, er ist kein rüpelhafter Fahrer gewesen, was er gewesen ist, hinterfragt und findet sie und kommt zu dem Schluss ihn letztendlich doch nicht kennenlernen zu wollen. Satz: Ich werde ihn nie kennenlernen. Eine sich verlaufende Spur. Das Buch hat ein schönes Ende, sie findet ihr unbekannte Filme ihrer Eltern, ihre Eltern als Paar, als Liebespaar. Zwei Textzeilen in dem Buch fand ich besonders gut. 1. Textzeile: Keiner, der im Straßenverkehr stirbt, hat morgens das Haus mit dem Wissen verlassen, das dies sein letzter Tag sein wird (und keiner denkt, dass er heute einen Menschen töten wird) Es kann jeden und jede treffen, auch mich. (Hier habe ich gedacht muss das nicht andersherum sein jede und jeden?) 2. Textzeile: Nahezu jeder Mensch sagt in seinem Leben nicht nur ein erstes, sondern auch ein letztes Wort, und manche letzte Worte werden berühmt, wenn auch anekdotisch, das heißt zweifelhaft, wie Goethes: Mehr Licht. Jeder von uns wird sein ureigenes Wort haben, das wir jetzt noch nicht kennen, und ich erinnere mich bei keinem der drei Menschen, die ich durch ihre finalen Stunden begleiten dufte, welche es waren.
Die Autorin hat in ihrem Buch noch ein schönes Zitat geschrieben: „Immer wieder erstaunlich, wie Bücher ihren Weg zu einem finden. Manchmal liegen sie monate- oder jahrelang herum, bevor man sie aufschlägt, und genau dann passen sie zum eigenen Leben wie die Faust auf Auge“.
Resümee: Das Buch ist klar und sachlich, mit einen ruhigen Schreibstiel geschrieben, man findet leicht in das Buch, sie baut die Handlung auf, nimmt den Leser mit und entlässt ihn mit einem schönen Gedanken. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, es ist für jemanden geschrieben der sich nach einem Unfall die Frage stellt, wie geht es allen die daran beteiligt sind und was hat es aus ihnen gemacht, vielen Dank dazu. Erschienen ist es im C.H. Beck Verlag

Bewertung vom 18.08.2024
Unser Buch der seltsamen Dinge
Godfrey, Jennie

Unser Buch der seltsamen Dinge


sehr gut

Titel: Catch Me When You Can - Jack The Ripper
Was haben Margaret Hilda Thatcher, Fünf Freunde, Yorkshire, Miv und Jack the Ripper gemeinsam, das darf in diesem Buch sicherlich gefunden werden, wie wir es ausgehen wer hat was zu verbergen, schaffen es zwei Teenager einen Serienmörder zu finden und kann Miv mit ihrer Familie vielleicht dort wohnen bleiben, ein Umzug ist geplant, kann sie ihn doch noch verhindern?
Die Haupthandlung ist einfach, Miv und ihre Freundin Sharon machen sich auf die Suche nach Jack the Ripper, Miv geht davon aus, wird er gefasst kann sie in der Stadt wo sie wohnt bleiben und muss nicht wegziehen.
Miv und Sharon kaufen sich daraufhin ein Ringbuch, sie schreiben zunächst eine Liste die im Verlauf des Buches länger wird und notieren verdächtige Personen, deren Tun und warum sie sie für verdächtig halten, und beschließen, jeden einzelnen zu beobachten und so den Täter vielleicht zu überführen. Dabei lernten sie eine Vielzahl von Menschen kennen, die die ganze Zeit vor ihrer Nase lebten, die sie aber bisher gar nicht kannten. Wie nah werden sie dem Verbrecher kommen und in wieviel Gefahren geraten sie? Das Ende wird hier nicht erwähnt, es soll ja spannend bleiben, und Spannung gibt es in dem Buch. Aufgrund des Covers hätte ich das Buch nicht in die Hand genommen, das Cover holt mich nicht ab, es wirkt als verbirgt sich eher eine Art Gebrauchsanweisung oder Lebensratgeber dahinter und nicht ein Roman. Die Autorin beschreibt sehr einfühlsam den Lebensalltag der Familien, erzählt von Freundschaften und Schicksalen, ein Gesellschaftsporträt das in die damalige Zeit Ende der 1970 Jahre gut passt, bleibt die Fragen: Was haben Margaret Hilda Thatcher, Fünf Freunde, Miv und Jack the Ripper gemeinsam. Margaret Thatcher war vom 4. Mai 1979 bis zum 28. November 1990 die erste Premierministerin des Vereinigten Königreichs, die erste Buchauflage von Fünf Freunde erschien 1953 womit Enid Blyton zu einer den erfolgreichsten Kinderautorinnen der Welt wurde. Bei den Fünf Freunden machen sich vier Freunde und ein Hund auf und jagen so manchen Verbrecher, hier sind es nur zwei, Miv und Sharon, vermutlich auch Personalmangel 😉Bleibt noch Jack the Ripper die wahre Identität gibt ja auch heute noch Grund zu Spekulationen. Die Morde von Jack the Ripper geschahen zwischen 1975 bis 1980 in Yorkshire. In dieser relativ kurzen Zeit nahm er 13 Frauen das Leben und griff viele weitere an, wobei sie schreckliche Verletzungen davontrugen. Als Nachtrag eine Spruch aus Band 37 „Fünf Freunde entlarven den Betrüger“. Uns kann man nicht so leicht erschüttern, nicht so leicht wie man denkt! Erwähnen und Anhängen möchte ich auch noch eigenen Worte der Autorin: Dieses Buch ist den Opfern, Überlebenden und den heute erwachsenen Kindern von damals gewidmet, zu denen auch ich gehöre. ›Unser Buch der seltsamen Dinge‹ ist ein Liebesbrief von mir an Yorkshire, God’s Own Country. Ein gelungener Debütroman und man darf sicherlich gespannt sein was folgen wird, vielen Dank.

Bewertung vom 18.08.2024
Alte Eltern
Kitz, Volker

Alte Eltern


ausgezeichnet

Dieses Buch ist eine bereichernde sehr persönliche Lektüre.
Wie geht es dem Menschen deren Leben auf Zetteln verschwindet und doch darauf festgehalten werden möchte und denjenigen die sie dabei Begleiten. In einem Buch was ich dazu gelesen habe heißt es in der Einleitung „"Sie müssen sich nicht um Ihre Eltern kümmern, doch Sie können sich dafür entscheiden." Möchte man nicht immer großzügig wegschieben das die eigenen Eltern altern und wir mit ihnen? Dieses Buch von Volker Kietz ist eine sehr persönliche, bereichernde Lektüre, warmherzig erzählt der Autor wie sein Vater immer weiter die Welt in die Welt der Demenz verlässt und er ihn dabei begleitet. Das Buch spiegelt eine optimale harmonische Situation, die nicht immer gegeben ist, was der Autor auch erwähnt und beide erleben die sogenannte letzte Zeit zusammen, meistern sie und können letztendlich loslassen. Ergänzend hat der Autor das Buch durch Zitate und Darstellungen von Wissenschaftlern und Autoren was ich sehr interessant fand und das Ganze noch einmal angenehm bereichert hat. Es ist ein schwerer, trauriger, manchmal auch belastender Weg, den aber jeder gehen muss, und wir können nur hoffen das dann jemand da ist der einen begleitet, sich kümmert sich sorgt und man irgendwann loslassen kann, vielen Dank.

Bewertung vom 14.08.2024
Tod auf der Unterbühne
Konstanze, Breitebner

Tod auf der Unterbühne


sehr gut

Der Mord kommt auf Seite 10, aber wer war es? Das Buch hat mich ein wenig unerwartet überrascht, birgt es doch den Hinweis auf die Schwierigkeiten der Theaterszene, sei es Stücke und Gebäude zu finanzieren und zu erhalten, auch Spenden wo viele Theater drauf angewiesen sind werden in Zeiten von so starker Inflation schwieriger oder bleiben aus. Die Schauspieler haben in Coronazeiten nicht spielen können und manchmal kein Einkommen gehabt. Dann bietet das Buch neben der Geschichte des Mordes am Regisseur auch Einblicke in das Leben der Schauspieler, wie schwierig es sein kann ein Stück auf die Bühne zu bringen, wie ein Ensemble zusammenhalten muss, und wie hier in kleiner Gruppe sich nicht immer alle grün sind. Sieht oder denkt man sonst als Zuschauer was alles hinter der Bühne geschieht, was hier das drumherum beschreiben soll wie anstrengend das für die Darsteller und alle Mitwirkenden ist bis so ein Stück was für den Zuschauer wie eine Leichtigkeit wirkt steht? Diese Einblick beschreibt Konstanze Breitebener in ihrem Debütroman und das macht es interessant. Das Cover zeigt bereits eine etwas ältere Darstellung, was hier im Sinn von Theater gibt es schon lange, Theater ist da, und gönnen sie es sich ab und zu mal, man hat wirklich ein kleines etabliertes Theater erwartet. Resümee: Gelungen geschrieben, nicht nur die Geschichte, sondern auch den Text zwischen den Zeilen. Wie das Buch ausgeht wird natürlich nicht verraten, sie sollen es ja lesen und das würde ich tun.

Bewertung vom 14.08.2024
Unter Wasser ist es still
Dibbern, Julia

Unter Wasser ist es still


sehr gut

Lesen gilt als etwas vorhaben!
Das Cover erinnert sofort an Meer und Urlaub, Häuser in den Dünen, die helle Gestaltung des Covers und das Orange des Buches wirkt ausgeglichen, es wäre mir in einer Buchhandlung positiv aufgefallen. Ankommen und Loslassen heißt es im Klappentext, das klingt nach Urlaub und Erholung, den Alltag loslassen, in diesem Fall ist es aber die Vergangenheit die bewältigt und dann losgelassen werden kann oder nicht? Maira arbeitet als Restauratorin, hängt sie am Alten, also an ihrer Vergangenheit, sie hat sich von ihrem Freund getrennt und es gibt eine unverarbeitete Erinnerung in ihrem Leben was ihr einen auszutragenden Konflikt bereitet. Sie kann in Frankfurt die Firma ihres Arbeitgebers übernehmen, kann ihre eigene Chefin werden. Um auch Startkapital zu haben muss sie in ihr Heimatdorf fahren und das Haus ihrer Mutter verkaufen. Im Ort angekommen macht es zunächst den Eindruck die Zeit scheint stehen geblieben zu sein, wie es in vielen kleinen Orten so ist, dennoch alles ist im Wandel und so auch hier. Kinder werden zu Erwachsenen, bleiben aber im Ort und bekommen selber Kinder, die wiederrum spielen genau im selben Garten wie sie damals. Maira zieht in ihr altes Gartenhaus ein, ohne Strom und Wasser. Weil sie von Walen erzählt habe ich mich zunächst gefragt gibt es Wale in der Ostsee? Ja Schweinswale die bis zu einer Größe von 190 Meter groß sind und auch kleiner Tümmler genannt wird. Bei der Internetrecherche stand der Satz dabei der Einzig für den Schweinswal ist die Ostsee eine Heimat. Mit seinen bis zu 1,90 m Größe ist der auch Kleine Tümmler genannte Meeressäuger ein sehr kleiner Vertreter der Wale. Große Wale sind hier nur Irrgäste, ebenso kleinere Arten wie Schnabelwale oder Belugas. Größere Wale sind hier nur Irrgäste, hat sie sich als Irrgast gesehen? war ihr Mutter durch ihre Erkrankung ein Irrgast geworden. Sie ist wie es scheint die Einzige die weggezogen ist. Mairas Mutter ist jung an Demenz erkrankt und als Maira mit einem Freund bei den Schweinswalen schwimmen war hat sie zu Hause absichtlich eine Platte angelassen und dadurch ist ein Brand entstanden bei dem die Mutter verstorben ist. Auch der Schweinswal ist in dem Moment gestorben, auch wenn der Vergleich hier nicht angebracht ist, der Wal war wegen der Müllverschmutzung im Meer gestorben, auch ihm konnte sie nicht helfen. War es bei der Mutter ein Versehen oder schreibt die Autorin über Sterbehilfe, das Maira mit der Pflege ihrer Dementen Mutter überfordert war lag auf der Hand. Im Laufe der Geschichte kommt Maira im Dorf an als wäre sie nie weggewesen, und ich habe beim Lesen schon gedacht, sie geht auch nie wieder weg. Wie die Geschichte ausgeht wird hier nicht verraten, lesen sie es selber, das Buch ist es wert. Ich finde es gibt Wörter die sind im Sprachgebrach verschwunden, wie zum Beispiel Hakelig, schön dass es sie doch noch gibt. Auf Seite 18 ist Mairas Antwort auf eine Einladung … Ich verneine. Lesen gilt nicht als etwas vorhaben. Doch hier eine schöne Geschichte, liebevoll geschrieben mit vielen Sätzen die mich berührt haben, vielen Dank für die Einladung.