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clematis

Bewertungen

Insgesamt 150 Bewertungen
Bewertung vom 23.11.2024
Die Jahre des Aufbruchs / Die Zeit der Frauen Bd.3
Berg, Susanne von

Die Jahre des Aufbruchs / Die Zeit der Frauen Bd.3


gut

Das Automobil

Milchzentrifuge, Waschmaschine, allerlei Gerät aus dem Hause Thiele erleichtert schon das Leben, nun wollen sich Carl Thiele und Rudolf Zenker an die Entwicklung eines Automobils heranwagen. Währenddessen gibt es in Berlin bereits einen Streik von Arbeiterinnen des Hotel Adlon, denn die Frauen fürchten, von den Maschinen ersetzt zu werden. Ob Katharina schlichtend eingreifen kann?

Einige Zeit ist vergangen, seit Katharina den elterlichen Bauernhof verlassen hat und in Gütersloh mit ihrem Mann Carl an der Modernisierung bestehender Geräte und an Neuerungen arbeitet. Zur Unterstützung mit Sohn Carl junior wird schließlich die junge Amelie als Kindermädchen eingestellt. Katharina sprüht vor Ideen und ist in vielen Dingen ihrer Zeit voraus, mit ihren oft unkonventionellen Entscheidungen kann sie aber stets punkten.

Leicht und entspannt fließen Susanne von Bergs Zeilen dahin, ebenso mühelos scheinen die Figuren im Roman mit jeder sich abzeichnenden Schwierigkeit umzugehen. Vielleicht schwingt da doch zu viel Euphorie mit, denn da und dort fühlt man sich eher wie in einem illusorischen Märchen denn in der harten Realität. Wie bereits im ersten Teil der Reihe bei Carl und Katharina fühlt sich für mich auch hier zwischen Franz und Amelie die Entwicklung etwas überstürzt an. Nichtsdestotrotz wird das Bild der damaligen Zeit gut widergespiegelt und herrscht im Roman eine sehr angenehme Atmosphäre vor, welche für gemütliche Lesestunden sorgt.

Da und dort scheint die Brille etwas zu rosa zu sein, mit den überaus sympathischen Charakteren bietet aber auch Band 3 gute Unterhaltung.

Bewertung vom 22.11.2024
Schneeglitzernd verliebt
Lindberg, Karin

Schneeglitzernd verliebt


ausgezeichnet

Glühwein im Strandkorb

Weihnachten steht vor der Tür und Svantje kehrt von einer kleinen Geschäftsausreise auf die Nordseeinsel Nortrum zurück. Leider nicht besonders erfolgreich, die Wintermonate ohne Touristen werden wohl schwer werden für sie und ihr zauberhaftes Cafe, in dem sie auch hübsche Dekoartikel vertreibt. Ganz in Gedanken über ihr Leben als Alleinerziehende mit Sohn Linus versunken, lenkt sie ihren alten Caddy Richtung Zuhause, als sie auch schon in einen Straßengraben schlittert. Und da taucht plötzlich, wie gerufen, ein freundlicher, aber eher wortkarger Helfer auf, ein Mann mittleren Alters, der ihr schon auf der rauen Fährüberfahrt aufgefallen ist.

Liebevoll beschreibt Karin Lindberg die winterliche Insellandschaft und setzt sympathische Personen drauf, die – wie im echten Leben – mit allerlei Problemen zu kämpfen haben. Svantje sehnt sich nach einer Schulter, an die sie sich lehnen kann, denn auch nach einigen Jahren auf Nortrum ist sie zwar nicht unbeliebt, aber dennoch eine „Zugezogene“. Lediglich mit Wiebke verbindet sie eine tiefe Freundschaft und natürlich zu deren Oma Griet und dem Kindsvater Thore. Wer „Nordisch verliebt“ bereits gelesen hat, weiß, von wem die Rede ist, aber auch Neueinsteiger finden sich schnell zurecht auf der kleinen Insel.

Ein wenig Weihnachtsstimmung, ein leichter Trauernebel rund um einen Schwerkranken, die Last von früheren Verletzungen und leuchtende Kinderaugen, eine ganze Menge Gepäck schleppt der Weihnachtsmann da herbei, um diese wunderbare, glitzernde Geschichte zusammenzustellen und den Leser mitzunehmen in diese winterkalte Welt, in der der Glühwein im Strandkorb nicht fehlen darf. Karin Lindberg versteht es geschickt, ein paar tiefergehende Themen auf locker-leichte Art zu verpacken, sodass trotzdem das Gefühl von Sehnsucht und Geborgenheit überwiegt und man sich selber fallen lassen kann, um ganz in seinen Gedanken über Wiebke und Nils aufzugehen.

Der empfindsame Schreibstil Lindbergs, ihre zarte Zeichnung von entstehender Zuneigung und Liebe, die wunderbare Kulisse am Meer, die hübsche weihnachtliche Dekoration durch Svantjes Hand, welche man stimmungsvoll vor Augen hat – ich kann nur schwer Abschied nehmen von diesem schönen Buch. Wer also Lust hat auf kuschelige Unterhaltung – Schneeglitzernd verliebt lesen und als Geschenk unter den Christbaum legen für einen lieben Menschen.

Bewertung vom 21.11.2024
Die Porzellanmanufaktur - Zerbrechlicher Frieden
Maiwald, Stefan

Die Porzellanmanufaktur - Zerbrechlicher Frieden


ausgezeichnet

1947 - 1949

Der Krieg ist seit zwei Jahren zu Ende, die bayerische Porzellanstadt Selb wird wieder aufgebaut. Wichtige Arbeitgeber sind die Papierfabrik Karl Metsch und die Porzellanmanufaktur Ludwig Thalmeyer, beide jedoch benötigen wertvolles Kaolin, wodurch sich unüberbrückbare Differenzen ergeben. Zudem steht mit Marie Thalmeyer nach dem Tod ihres Vaters eine Frau dem mächtigen Bürgermeister Metsch gegenüber.

Sachlich im Ton, gründlich in der Recherche, so präsentiert sich dieser wunderbare Reihenauftakt rund um Marie und Sophie Thalmeyer den Lesern. Zwei Schwestern, recht unterschiedlich im Gemüt, halten zusammen, wenn es um die Firma geht und kämpfen, jede auf ihre Art und Weise, ums Überleben des Porzellanwerkes. Mit viel Detailreichtum erzählt Stefan Maiwald nicht nur die Geschichte der Porzellanmanufaktur und der Thalmeyer-Nachkommen (neben Marie und Sophie gibt es auch noch einen in Russland verschollenen Bruder, Joachim) ab dem Kriegsende, sondern platziert an den passenden Stellen Anekdoten von früher, um so das aktuelle Geschehen zu erklären und zu untermauern. Dadurch ergeben sich viele spannende Nebenschauplätze, welche die chronologische Handlung immer wieder durchbrechen, den roten Faden aber nicht überlagern.

Mit seinem eloquenten Schreibstil lädt Maiwald ein zu einer faszinierenden Zeitreise und beschreibt auch berührende Szenen ohne jegliche Gefühlsduselei. Schwierige Momente sind zu überwinden, die Neugier auf die kommenden Jahre ist geweckt.

Ein überaus interessantes Buch mit vielen historisch belegten Einzelheiten – ich habe es wie im Flug gelesen und empfehle es sehr gerne weiter!

Bewertung vom 20.11.2024
Antoinette und das Funkeln der Edelsteine / Der Schmuckpalast Bd.1
Bast, Eva-Maria

Antoinette und das Funkeln der Edelsteine / Der Schmuckpalast Bd.1


sehr gut

Träume

Paris, 1834: Antoinette Guermonprez ist zwölf und soll ab jetzt der Mutter am Marktstand mit Obst und Gemüse helfen anstatt weiter in die Schule zu gehen, Louis-François Cartier beginnt zur selben Zeit eine Lehre als Goldschmied. Als die jungen Leute einander über den Weg laufen, beginnt eine illustre Zeit an Träumen, welche sie Jahre später mit einem eigenen Juweliergeschäft in die Tat umsetzen. Der Grundstein für die Kollektion Cartier ist gelegt.

Mit dem eindrucksvollen Raub der Kronjuwelen im Jahre 1792 (während der Französischen Revolution) beginnt dieser hübsche Roman um die Anfänge der Schmuckdynastie Cartier. Dann geht es chronologisch voran mit größeren Abschnitten, denen übersichtlicherweise stets Jahreszahlen zugeordnet werden. Romantische Stimmung und schwierige Zeiten stehen Antoinette und Louis-François abwechselnd bevor. Detailliert geht Eva-Maria Bast auf die gesellschaftspolitische Situation in Paris ein, fast zu oft geht es um geschichtliche Fakten, welche den Unterhaltungsroman zuweilen in den Hintergrund drängen. Einige Szenen bieten wiederum Weisheiten wie in einem Ratgeber zum Sinn des Lebens. Aber auch andere Themen, rund um die Goldschmiedekunst und kostbare Edelsteine, werden eindrucksvoll beleuchtet, sodass man beim Lesen bald das Gefühl hat, den beiden Hauptfiguren direkt über die Schulter zu schauen. Eine moderne Frau an der Seite eines zielstrebigen Handwerkers und Geschäftsmannes – so geht es steil bergauf zum Erfolg.

Ein Buch mit vielen historisch belegten Fakten, welche durch die Liebes- und Lebensgeschichte Antoinettes und Louis-François‘ zusammengehalten werden.

Bewertung vom 19.11.2024
Dorf ohne Franz
Dolovai, Verena

Dorf ohne Franz


gut

Mittleres Mädchen

Als mittleres von drei Kindern und einziges Mädchen fehlt Maria von Anfang an die Liebe ihrer Eltern. Während der Vater den älteren Josef fördert, ist Nesthäkchen Franz der Liebling der Mutter. Maria indes muss stets fleißig zupacken am elterlichen Hof und auch später als Erwachsene alle Rollen als Ehefrau, Mutter, Hilfsarbeiterin und Altenpflegerin ausfüllen. Gibt es in einem österreichischen Dorf in den 1960ern tatsächlich keine andere Perspektive?

Titelbild und Klappentext laden ein auf spannende Erinnerungen der Ich-Erzählerin. Was den Leser dann tatsächlich erwartet, ist jedoch ein wenig ernüchternd. Maria sitzt in der Kirchenbank und sieht den Herrn am Kreuz an, hadert wohl mit ihrem Schicksal, fügt sich diesem aber im nächsten Moment klaglos, um wenig später eine Entscheidung zu treffen. Wie es dazu kommt, das erfährt man sogleich anhand einer monologähnlichen Schilderung der vergangenen Jahrzehnte. Maria berichtet über ihre Kindheit, das Gefühl, neben den Brüdern „übersehen“ worden zu sein, die List, sie vom Erbe auszuschließen mittels untergejubelter Verzichtserklärung, sodass sie wie selbstverständlich immer nur wie eine Magd für alle anderen zu funktionieren hat.

Verena Dolovais Erzählstil ist knapp und karg, spiegelt Marias Leben wohl sehr gut wider. Direkte Reden sind selten und in Kursivschrift nahtlos in den Text eingebettet, sodass sie sich unauffällig in den nüchternen Text einfügen anstelle für Lebendigkeit zu sorgen. Charaktere und ein enges Dorf als Schauplatz sind einerseits gut dargestellt, rufen aber beim Lesen keinerlei Gefühlsregung bei mir hervor. So bleibt mir Marias Tun über die gesamte Geschichte hin fremd und auch die Wende, welche die Handlung am Ende nimmt, gleicht einer Illusion und überzeugt mich nicht so recht.

Fazit: ein interessantes Thema, das auf besondere stilistische Weise aufgegriffen wird, aber für mich kaum Nähe zu den Geschehnissen zulässt. Drei von fünf Sternen.

Bewertung vom 16.11.2024
Föhrer Winter
Paulsen, Hanna

Föhrer Winter


ausgezeichnet

Nach vorne blicken

Die Zeit fliegt dahin, Julia muss sich endlich entscheiden, wo ihr Baby zur Welt kommen soll. Gleichzeitig renoviert Lebensgefährte Krischan das gemeinsam gekaufte Haus und ist ihr Sohn Liam unglücklich über die baldige Ankunft eines Geschwisterchens. Probleme mit der Ablehnung durch Krischans Eltern und den niederschmetternden Neuigkeiten zu Barnes Vergangenheit, Julias verstorbenem Ehemann, bringen Julia an ihre Grenzen.

Nahtlos reiht sich Band Vier in die Föhr-Serie ein und bringt noch einmal einiges an Schwierigkeiten mit sich. Aber es wären nicht Julia und Krischan, wenn sie sich diesen nicht stellen und zusammen nach Lösungen suchen würden. Zügige Renovierungsarbeiten, ein eifersüchtiges Kind, duftende Weihnachtskekse und der Brauch des Thamsens sind nur einige Themenbereiche, die für Unterhaltung und Kurzweil sorgen. Ein paar Schreckensmomente dürfen natürlich nicht fehlen, aber stets heißt es nach vorne zu blicken und sich endlich mit der Vergangenheit zu versöhnen. Nach einem stimmigen Weihnachtsfest beginnt das nächste Jahr und damit Zeit, um neue Pläne zu schmieden und in die Tat umzusetzen. [Thamsen: Am 21. Dezember verstecken Kinder und Jugendliche alles mit Rädern, das draußen zu finden ist – beispielsweise Fahrräder oder Kinderwagen – da nach germanischem Brauch zur Wintersonnenwende alles was drehbar ist oder Rad heißt, still stehen sollte.]

Schöne Bilder der winterlichen Nordseeinsel mit ein paar Schneeflocken, der festlich geschmückten Innenstadt von Wyk und einem funkelnden Silvesterfeuerwerk beenden nun diese liebevoll erzählte Geschichte rund um Julia und Krischan. Mir hat diese Reihe ansprechende Lesestunden beschert, weshalb ich gerne fünf Sterne vergebe.

Bewertung vom 16.11.2024
Föhrer Herbst
Paulsen, Hanna

Föhrer Herbst


ausgezeichnet

Altlasten



Julia und Krischan sind jetzt schon sein einigen Monaten ein Paar, obwohl es öfters auf Unverständnis stößt, dass die jung verwitwete Frau nun mit ihrem Schwager zusammen ist. Und auch sonst hält Föhr nicht nur sonnige Stunden bereit für die beiden Liebenden und Julias Sohn Liam, sondern bläst mitunter ein rauer Herbstwind durch die Gegend und wirbelt Altlasten auf, an denen man lieber nicht mehr gerührt hätte.

Schön fügt sich dieser Band in die herzliche Föhr-Reihe ein und lässt uns teilhaben an mannigfaltigen Schwierigkeiten, denen sich Julia und Krischan stellen müssen. Familienzwist und angedrohte Klagen, Geheimnisse aus der Vergangenheit und Verleumdungen sorgen für turbulente Zeiten und lassen den Leser mitbangen, wie die mittlerweile liebgewonnenen Figuren mit all dem umgehen.

Lebensnahe Charaktere tummeln sich vor einer traumhaften Kulisse, auch der Herbst hält schöne Tage bereit für Spaziergänge, Drachensteigenlassen am Strand oder den Besuch eines Jahrmarktes. Emotionale Szenen führen auf eine Achterbahn der Gefühle, aussteigen ist nicht immer möglich, verharren im selben Wagen aber auch nicht zielführend. Wann ist also der richtige Zeitpunkt für Entscheidungen und Veränderungen? Mit ihrer warmherzigen Ausdrucksweise bringt Hanna Paulsen diese Geschichte zu Papier und schafft es einmal mehr, ihre Leser zu verzaubern.

Eine sehr schöne Reihe, welche in den einzelnen Bänden unterschiedlichste Lebenssituationen präsentiert und viele Details aus dem echten Leben widerspiegelt. Ich empfehle diesen Band (möglichst nach den ersten beiden Teilen) sehr gerne weiter.

Bewertung vom 15.11.2024
Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3
Sten, Viveca

Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3


ausgezeichnet

Mordhotel

Die Osterferien haben gerade begonnen, Immobilienentwicklerin Charlotte Wretlind bereitet eine Pressekonferenz vor, um ihre Pläne für ein in die Jahre gekommenes Hochgebirgshotel zu präsentieren. In strahlendem Glanz soll ein neuer Luxuspalast das verstaubte, brachliegende Haus ersetzen. Aber dazu soll es nicht mehr kommen, Wretlind wird - in einer zähen Blutlacke liegend - in ihrer Hotelsuite aufgefunden.

Wiederum ermitteln Hanna Ahlander und Daniel Lindskog auf Hochtouren, bilden Polizeiarbeit und Einblicke in deren Privatleben einen gelungenen und abwechslungsreichen Mix. Gegner des imposanten Neubaus, Beziehungen zu (bestechlichen?) Politikern, aber auch die arrogant wirkende Art Charlotte Wretlinds bieten vielfältige Spekulationen für ein mögliches Tatmotiv. Unterschiedliche Blickwinkel, rasche Szenenwechsel und kurze Momentaufnahmen von Personen, die scheinbar nichts mit dem Geschehen zu tun haben, sorgen für Abwechslung, langsam wird ein Erzählstrang aus der Vergangenheit an die aktuellen Ereignisse herangeführt. Mit all diesen geschickt eingesetzten Details hält Viveca Sten eine stete Spannung aufrecht und vermittelt mit persönlichen Belangen von Hanna, Daniel und Anton ein sehr lebendiges Bild der eifrigen Kriminalisten. Die anschauliche Kulisse des abgelegenen und verlassenen Hochgebirgshotels steigert am Ende die Dramatik noch einmal und erinnert an Hannas frühere mutige, aber doch auch leichtsinnige Entscheidungen. Ob das wirklich gut gehen kann?

Auch Band 3 der Polarkreis-Krimi-Reihe überzeugt durch einen interessanten Fall und lebensnahe Figuren, die man als Leser mittlerweile sehr gerne in die klirrende Kälte Åres begleitet. Ich spreche eine Leseempfehlung aus!

Bewertung vom 14.11.2024
Föhrer Sommer
Paulsen, Hanna

Föhrer Sommer


ausgezeichnet

Dunkle Wolken

Nach dem Neuanfang auf der Insel Föhr geht Liam in den Kindergarten, arbeitet Julia im Fremdenverkehrsbüro. Es scheint das Leben der kürzlich verwitweten 34jährigen und das deren Sohnes wieder ein gewisses Maß an Stabilität gewonnen zu haben. Aber schon tauchen dunkle Wolken am Horizont auf, denn Julia kann ihre Gefühle ihrem Schwager Krischan gegenüber kaum leugnen und außerdem kommen da seltsame Anrufe vom Festland mit Klagsdrohungen.

Wie schon im ersten Teil dieser herzlich erzählten Reihe fühlt man sich als Leser sofort mitten drinnen im Geschehen auf der kleinen Nordseeinsel, auf der alles ein wenig gemächlicher zugeht, aber der Dorftratsch natürlich nicht unterschätzt werden darf. So ist es kaum verwunderlich, dass Julia und Krischan schräg angesehen werden, als die Nachricht bekannt wird, dass Schwägerin und Schwager nun ein Paar sind, wenige Monate nach Barnes Tod. Die Zerrissenheit Julias zwischen Sorge um ihren Sohn und das Ungeborene und Zuneigung zu einem anderen Mann stellt Hanna Paulsen lebhaft dar, ebenso wie auch die Gefühle der anderen Figuren, welche sie gewissenhaft porträtiert und sehr realistisch darstellt. Selbst dem Maltipoo-Hund Knut und dem Wattgetier wird entsprechender Raum gewidmet, sodass das Inselgeschehen mit seiner traumhaften Kulisse ganz und gar spürbar wird.

Mit ihrem angenehm fließenden Schreibstil, ihren berührenden Worten und den farbenfrohen Sommerbildern verzaubert Hanna Paulsen auch diesmal wieder ihrer Leserschaft und weckt Neugierde darauf, wie es denn weitergeht mit den inzwischen liebgewonnenen Menschen, denen der Wind doch manchmal rau ums Gesicht bläst.

Bewertung vom 12.11.2024
Tief im Schatten / Hanna Ahlander Bd.2
Sten, Viveca

Tief im Schatten / Hanna Ahlander Bd.2


ausgezeichnet

Februarferienwoche

In der Februarferienwoche trifft sich jeder, der kann, im beliebten Schiort Åre. Als eine arg zugerichtete männliche Leiche im Straßengraben gefunden wird und wenig später eine junge Frau vermisst wird, haben Hanna Ahlander und Daniel Lindskog rund um die Uhr zu tun. Bei atemberaubender Kälte und höchst brisanten Ermittlungen dürfen wir dem sympathischen Duo diesmal über die Schulter sehen und bei mehr als einer bewegenden Szene erstarren vor Anspannung.

Es beginnt schon schaurig, als der siebenjährige Hugo unbedingt mal muss und seine Mutter das Auto am Straßenrand anhält, denn dort liegt - zum Glück größtenteils vom Schnee bedeckt - eine Leiche. Schnell stellt sich heraus, dass es sich um den allseits beliebten ehemaligen Schirennläufer Johan Andersson handelt, der heute mit einem Partner einen Installateurbetrieb führt. Keinerlei Mordmotiv ist ersichtlich und auch der Fall der abgängigen Rebecka entpuppt sich als schwierig, führt doch der Weg zu einer sehr verschlossenen Kirchengemeinschaft.

Diese beiden Fälle sorgen für fesselnde kriminalistische Arbeit, bestens verknüpft wird dies mit den ganz persönlichen Problemen der Ermittler. So kämpft Hanna immer noch mit ihrer Familiengeschichte, reibt sich Daniel auf in einer Zwickmühle zwischen Beruf, Beziehung und Vaterschaft und zögert Anton mit seinem Bekenntnis zur Homosexualität. Die Stimmung wirkt dadurch extrem realistisch und lässt die Schwierigkeiten der Polizeiarbeit in einem entsprechend schwierigen Licht erscheinen. Nicht umsonst ist die Rate an gescheiterten Beziehungen im Polizeikorps besonders hoch. Viveca Sten versteht es brillant, Szenen spannend aufzubauen und an besonders intensiven Stellen den Blickwinkel zu wechseln, sodass man ganz oft einfach weiterlesen muss, um zu erfahren, welche Wendungen noch kommen werden, welche Neuigkeiten Hanna und Daniel herausfinden. Trotz des Präsens als gewählter Erzählzeit fließt die Geschichte flott dahin, birgt zusätzlich noch sehr bewegende und berührende Momente, was bestimmte Handlungsstränge betrifft.

Ein großartiger zweiter Teil der Polarkreis-Krimireihe, welcher sowohl sprachlich als auch inhaltlich überzeugt mit dem gelungenen Mix aus Polizeilichem und Privatem und mittels Rückblenden verstörende Lebenswege offenbart. Überaus lesenswert!