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Benutzername: 
Lillith
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 57 Bewertungen
Bewertung vom 23.10.2022
Und es wurde finster (eBook, ePUB)
Golling, Alexander Lorenz

Und es wurde finster (eBook, ePUB)


sehr gut

Wahrlich, ein finsterer Krimi!

Auf einem Einödhof werden vier Menschen brutal ermordet. Eine ganze Familie plus die Magd. Nein, nicht die ganze Familie...Der Hausherr ist vor einiger Zeit verschwunden. Und ein Kind hat überlebt, Amelie, doch sie kann nicht sprechen. Und wo ist der undurchsichtige Wanderarbeiter abgeblieben, der auf dem Hof lebte, und den jeder nur unter "Paul" kannte?
Kommissar Brauner und sein Team kommen nicht weiter, weder beim Motiv noch beim Täter. Doch je tiefer sie graben, desto mehr dunkle Geheimnisse der Familie kommen ans Licht.
Und dann gibt ausgerechnet die stumme Amelie den entscheidenden Hinweis...

Dies ist der erste Band der "Kommissar Brauner" Serie von Alexander Lorenz Golling. Ich hatte bereits den zweiten Band ("Racheengel") gelesen, der mir zugegebenerweise noch etwas besser gefallen hat als der Erstling.
Doch auch dieses Buch hier liest sich flüssig und ist sehr spannend.
Alexander Golling schreibt in einem sehr angenehm zu lesendem Stil. Auch seine Protagonisten - also ich spreche jetzt vom Ermittlerteam - sind sympathisch und gut gezeichnet, man kann sie sich sehr gut vorstellen.
Der Fall selbst - am Anfang war mir die detaillierte Beschreibung des Schauplatzes etwas zu blutig. Dann dachte ich - durch einige Einschübe im Buch - sehr bald den Täter zu kennen. Doch weit gefehlt. Es gibt einige Finten und ich bin dem Autor sehr gern auf den Leim gegangen, denn die Auflösung war letztendlich auch sehr schlüssig.

Das Dorf Moosbach und vor allem der Hof Finsterholz lassen schon durch die Namensgebung ein düsteres Bild entstehen...und so liest sich der ganze Krimi als eine sehr dunkle Geschichte - wohl ideenmäßig angelehnt an den ähnlichen Fall in Hinterkaifeck, welcher tatsächlich 1922 stattgefunden hat und bis heute nicht aufgeklärt wurde.

Leider haben sich einige "Holprigkeiten"eingeschlichen: Eine als Frau eingeführte Person wird zwei Sätze später zum Mann und ein bereits auf Seite 44 identifizierter mysteriöser Fleck wird über 100 Seiten später verwundert zur Kenntnis genommen. Schade, das hat mich doch ein wenig gestört, so dass ich nur 4 von 5* vergeben kann.
Aber eine Leseempfehlung bekommt der Krimi auf jeden Fall, denn wie schon erwähnt, er ist so spannend, dass man ihn nicht aus der Hand legen mag und der Schreibstil macht viel Lesefreude!

Ich freue mich schon auf Band Drei und ein Wiedersehen mit Herrn Brauner!

Bewertung vom 10.10.2022
Gangs of Katzenstadt
Bremmer, Michael;Grüning, Veronika

Gangs of Katzenstadt


ausgezeichnet

Rasanter Katzen-Thriller mit viel Spannung und Humor - und mit sehr viel Liebe zu Katzen geschrieben! Eine Hommage an alle Katzen dieser Welt

Dieses Buch ist anders. Er ist sowohl Krimi als auch Fantasy, aber vor allen Dingen ein sehr spannender und humorvoller Katzenroman.
Auch der Schreibstil ist anders. Sehr schnell. Kleine, kurze Abschnitte, bei denen die Überschrift bereits den Szenenwechsel andeutet. Wie im Film - Zack!Schnitt! Szenenwechsel...

Ein im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubendes Lesevergnügen für alle Katzenliebhaber.
Katzen sollte man schon mögen, um sich auf diesen Roman einzulassen.
Worum geht es? In Katzenstadt leben überall verschiedene Gruppen von Katzen - im Park, auf der Müllhalde, in der Bibliothek und erst recht in der ehemaligen Katzenfutterfabrik, deren Besitzer vor Jahren unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen ist. Man schob den Tod den Katzen in die Schuhe (oder Pfoten?) und die Menschen verließen nach und nach aus Furcht vor den "Killer-Katzen" die Stadt...
Ein Lost Place sozusagen. Nun findet sich ein Investor, der die Stadt wieder aufpeppen will. Bankier und Bürgerweister sind hellauf begeistert. Nur: Die Katzen müssen weg!
Entmietung und Gentrifizierung im Katzenmilieu, teilweise sogar recht brutal und blutrünstig. Zu sensibel sollte man nicht sein, um das Buch zu mögen...
Aber die Katzen sind (natürlich! JederKatzenliebhaber wird das aus tiefster Seele bestätigen!) sehr intelligent und haben bald einen Plan...
Wie das turbulente Abenteuer schließlich vonstatten geht und wie sich die Gangs zusammenraufen, das muss man einfach selbst lesen.
Die Charaktere der Katzen sind detailreich geschildert und die Illustrationen im Buch liebenswert. Das Buch ist sehr spannend, wenn man sich auf die Story einlassen kann. Die Personenaufstellung am Ende ist hilfreich, denn es handelt sich um wirklich sehr viele Katzen.
Ich kann das Buch nicht beschreiben - Ihr müsst es selbst lesen!
Ich bin sicher, die Katzen tun das bereits und geben den Lesetipp per Miau-Propaganda weiter!
Von mir 5 begeisterte Sterne und eine Lesempfehlung für Leute, die Katzen und Krimis lieben!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.10.2022
Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1
Yokomizo, Seishi

Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Bluthochzeit - Ein japanischer Columbo ermittelt

Winter in einem japanischen Dorf.
Der älteste Sohn einer hochangesehenen Familie heiratet eine nicht standesgemäße Frau. Zähneknirschend hatte seine Familie eingewilligt und auf dem abgelegenen Gut wird die Hochzeit traditionell gefeiert.
Der Sake fließt und die Hochzeitsweisen auf der Koto, einem Zupfinstrument, werden gleich von zwei Damen des Hauses gespielt
Nachts hört man Schreie und dissonante Koto-Klänge.
Die herbeigeeilten Verwandten machen eine schreckliche Entdeckung: Braut und Bräutigam liegen blutüberströmt auf ihrem Hochzeitslager, tot. Die Tatwaffe, ein japanisches Schwert, steckt vor dem Haus im Schnee...Und alle Türen sind verschlossen. Von innen.
Die Polizei tappt im Dunkeln. Der einzig Verdächtige - ein Landstreicher, dessen eine Hand nur drei Finger aufweist - ist unauffindbar. Und die Familienangehörigen wirken allesamt irgendwie schrullig bis verdächtig. Jedenfalls kommen die Ermittlungen nicht voran.
Der Onkel der Braut holt den brillanten Kosuke Kindaichi, einen jungen Privatdetektiv, um die Morde aufzuklären.
Das "Whondunit" ist hier in erster Linie ein "Howdunit" und das eine führt zum anderen...
- Welche Rolle spielt die Koto, die nachts erklang?
- Bringt eine tote Katze Unglück, wenn man sie nicht sofort vergräbt?
- War der dreifingrige Mann der im Tagebuch des zu Tode gekommenden Bräutigams erwähnte Todfeind?
- Was weiß die geheimnivolle Frau im Bus?
- Und stehen die Lösung des Falls womöglich ein einem der vielen Bände der Krimibibliothek des jüngeren Bruders, welcher auch noch finanziell vom Tod des Bruders profitiert?
Dies sind einige der Puzzleteile, aus denen unser junger Detektiv Kindaichi in einzigartiger Weise das Rätsel um die beiden Toten löst.
Erzählt wird das Ganze in unaufgeregtem, herrlich altmodischen Stil, welcher an Agatha Christie erinnert- und die Lösung ist unvorhersehbar und genial. Brillant übersetzt von Ursula Gräfe, die das japanische Flair beibehält und das Ganze dennoch für Europäer verständlich macht.
Ein Personenregister, ein Glossar und eine Zeichnung des Anwesens helfen beim Verständnis.
Ein besonderes Buch für Freunde des ruhiger ablaufenden Krimis, bei dem man miträtselt und ständig hofft, nichts zu überlesen, was später von Bedeutung sein könnte. Die Figur des Ermittlers ist originell und macht Lust auf weitere Bände! Obwohl die Geschichte 1937 spielt und schon 1946 geschrieben wurde ist das Buch mit seiner klaren Sprache nicht altmodisch. Aber schon der interessant gestaltete Einband, der farblich an alte Edgar-Wallace-Bände gemahnt, lässt die Leser erahnen, was sie erwartet - jedenfalls kein Setting aus der Gegenwart!
5* für ein großes Leseerlebnis und eine Leseempfehlung für Fans von oldfashioned Locked Room Murder Mystery Crimes (was für ein Wortungetüm...) - also für Freunde des klassischen Krimis!

Bewertung vom 27.08.2022
Den Tod geerbt
Jäger, Helmut

Den Tod geerbt


ausgezeichnet

Atmosphärischer und spannender Krimi mit Toskana-Feeling und Thriller-Elementen

Ein Porsche fährt führerlos in ein Ravensburger Straßencafé, kurz darauf verschwindet die Besitzerin, eine wohlhabende Erbin und Gastronomin, spurlos auf dem Weg in die Toskana. Ihre Tochter wendet sich an den "Spezialermittler" Carl Sopran, einen ehemaligen Journalisten, der mehr oder weniger erfolglos - oder eher mandantenlos - eine Detektei betreibt. Sein Spezialgebiet ist das Aufspüren verschwundener Personen.
Da ihn sein Weg in die Toskana führt und er kein Italienisch spricht, holt er sich die junge und temparamentvolle Francesca als Dolmetscherin. Schon bald wird sie Co-Ermittlerin und Vertraute.

Dies ist der zweite Band einer Reihe, den man aber vollkommen ohne Vorkenntnisse problemlos lesen kann. Mit Carl Sopran und Francesca hat der Autor zwei sympathische und authentische Protagonisten erschaffen. Der Stil des Buches ist sehr bildhaft und gut zu lesen. Ich hatte beständig Kopfkino und könnte mir den Roman sehr gut verfilmt vorstellen!

Die Spannung besteht permanent, manchmal eher unterschwellig, mitunter werden aber auch thrillerähnliche Elemente eingebaut. Zugleich besticht das Buch durch die geradezu fühlbare Toskana-Atmosphäre - und hat sogar noch ernsthafte historische Elemente in die spannende Familientragödie eingebaut.
Carl und Francesca ermitteln, manchmal planlos, manchmal etwas zu forsch und geraten dadurch mitunter in gefährliche Situationen. Gemeinsam gelingt es ihnen, den verzwickten Fall zu knacken. Das Ende löst alle offenen Fragen zufriedenstellend.

Obwohl gerade die von mir erwähnten thrillerähnlichen Elemente für die Auflösung eventuell etwas überzogen wirken könnten ("und der Berg gebar eine Maus!") verzeihe ich das dem Autor sehr gern. Ich habe mich von dem Buch nicht nur sehr gut und spannend unterhalten gefühlt, sondern die Ermittler in mein Herz geschlossen, was durchaus nicht immer der Fall ist. Da das Buch auch noch sehr angenehm zu lesen ist vergebe ich eine klare Leseempfehlung und verdiente 5*.

Bewertung vom 20.08.2022
Wir schweigen bis ins Grab
Esser, Frank

Wir schweigen bis ins Grab


ausgezeichnet

Packend und zum Miträtseln - zwei Morde führen zu einem Cold Case

Es gibt Bücher mit einem spannenden Prolog, die einen später enttäuschen, und es gibt Bücher, da ist man sofort gefesselt - und die Spannung bleibt bis zu den letzten Seiten bestehen.

Dieses Buch gehört eindeutig zur zweiten Sorte. Zwei brutale Morde geschehen und die sympathische Kommissarin Jana Brinkhorst, Leiterin der Hamburger Mordkommission und ihr Team ermitteln. Bei den Ermittlungsarbeiten sind die Leser mit dabei und so kommt man nicht umhin, ständig selbst Überlegungen anzustellen. Bald bekommt man eine Ahnung, in welche Richtung der Fall führen könnte, und auch die Tatsache, dass offensichtlich ein Zusammenhang mit einem alten, nie geklärten Fall bestehen könnte, überrascht nicht wirklich...aber wie das alles zusammenhängt, das ist so kunstvoll verwoben, dass man es nicht erraten kann.
So soll ein spannender Krimi sein! Nicht zuviel Privates von den Ermittlern - gerade soviel, dass sie ein Gesicht bekommen. Und angenehm auch, dass sie alle miteinander arbeiten und keine Zickigkeiten im Team vorherrschen. Sogar der Chef ist nicht, wie oft üblich, eine Karikatur - sondern ein netter Kerl.

Dazu ein frischer, sehr gut zu lesender Schreibstil, kurze Kapitel - und ein logisches Ende, in dem alle Unklarheiten beseitigt werden!

Ich hatte spannende und unterhaltsame Lesestunden, viel zu schnell war das Buch zu Ende. Ich freue mich auf Band Zwei und werde Frank Esser definitiv weiter im Auge behalten...
Von mir eine Leseempfehlung und 5*

Bewertung vom 16.08.2022
Der Bewunderer: Thriller
Shepherd, Catherine

Der Bewunderer: Thriller


ausgezeichnet

Solider und spannender Thriller, der sich schnell wegliest
Schon lange hatte ich mir vorgenommen, endlich einmal einen Thriller von Chatherine Shepard zu lesen - nun war es soweit.

Die Protagonistin Laura ist sympathisch, einige der anderen Charaktere waren mir etwas schablonenhaft geraten.Es handelt sich um Band 7 einer Reihe, jedoch konnte ich das Buch auch ohne Vorkenntnisse problemlos lesen.

Worum geht es? Ein Mörder hinterlässt seine weiblichen Opfer stets auf einem kunstvoll angerichteten Gemälde. Er muss etwas von Malerei verstehen, das ist bald klar, und so führen alle Spuren in die Kunsthochschule...Welche Rolle spielt der Professor, der als "Womanizer" gilt, und wer hat die Opfer vorab immer fotografiert?

Dies gilt es herauszufinden und wir sind bei der Ermittlungsarbeit dabei.
Für uns als Leser*innen gibt es immer wieder "Häppchen" aus der Sicht des Mörders, die uns jedoch nicht wirklich weiterhelfen... im Gegenteil, oft wird man gerade durch diese geschickt auf eine falsche (Denk-)Spur geleitet...
"Der Bewunderer" liest sich flüssig und ist spannend, ein solider Thriller, mit einigen Wendungen. Man kann miträtseln und liegt doch meist um Haaresbreite daneben.

Stilistisch ist das Buch recht einfach gehalten, auch sind für mich manche Elemente und Personen sehr klischeehaft gewesen.

Kurz und gut: Ein Thriller, der spannende Unterhaltung bietet, nicht mehr und nicht weniger - aber das ist auch völlig ok.

Mich hat "Der Bewunderer" jetzt nicht unbedingt vom Hocker gerissen, aber ich hatte einige spannende Lesestunden und darum bekommt das Buch von mir auch 5* und eine Leseempfehlung für Freunde von nicht allzu anspruchsvoll geschriebenen Thrillern.

Bewertung vom 13.08.2022
Sandmann: Albtraumleben
Aurass, Dieter

Sandmann: Albtraumleben


ausgezeichnet

Grandioses Spiel mit Zeitreise und Seelenwanderungselementen incl. Spannung und Humor

Was für eine Idee - die Seele eines jungen Manns, im Buch "Sandmann" genannt, muss bei jedem Vollmond ein Jahr zurückreisen und wacht jedes Mal in einem fremden Körper auf. In diesem "Wirt" bleibt die Seele/der Sandmann dann ein Jahr.

Dieses Mal steckt seine Seele in einem kroatischen Kleinkriminellen, der verdächtigt wird, seine Frau ermordet zu haben. Sandmann, der ja in der Seele seines Wirts steckt, weiß, dass dieser unschuldig ist und setzt alles daran, das zu beweisen und bringt damit nicht nur seinen Wirt in gefährliche Siuationen.
Das ist jetzt erst einmal die Krimihandlung in aller Kürze.
Aber wie das Ganze vor sich geht, wie sich der Sandmann andere seiner "Ichs", hier "Seelensplitter" genannt zu Hilfe holt - schließlich hat ein Jahr mindestens 12 Vollmonde, bitte selbst gedanklich weiterspinnen..., das kann man nicht beschreiben, das muss man lesen.
Wenn man sich auf das Gedankenspiel des Autors, welches sehr gewitzt umgesetzt wurde, einlässt, und ein wenig Mystery verträgt, dann bietet dieser Roman einen absolut großartigen Lesespaß mit echter Spannung, teilweise skurrilen Dialogen zwischen Wirt(en) und Sandmann und einem aberwitzigen Plot.
Ich hatte großes Vergnügen beim Lesen und das Buch gehört jetzt schon zu meinen Highlights des Jahres.
Volle 5* und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 13.08.2022
Nils
Geiger, Jürgen

Nils


sehr gut

Täter oder Opfer - wem gilt hier das Mitgefühl??
Nichts ist nur Schwarz oder Weiß in diesem spannenden Krimidebüt.

Nils, ein schüchterner Teenager, hat als Kind etwas Unglaubliches mit ansehen müssen. Seither schließen sich seine Augen nicht mehr und er wirkt durch seinen starren Blick auf andere beängstigend. Dies macht ihn überall zum Außenseiter, nur Linda, ein schönes Mädchen, selbst mit problematischem familiären Background, scheint ihm zugetan und er fühlt sich endlich verstanden...Doch dann ist Linda plötzlich tot.

Ein ungewöhnlicher Thriller wurde versprochen, doch im ersten Teil des Buchs fand ich noch nichts weiter ungewöhnlich. Es geschehen Morde an einer Teenager-Clique, brutale, skurrile Morde, aber bald weiß oder ahnt der Leser/die Leserin, was die Opfer miteinander verbindet. Ein Rachefeldzug ist ja per se nichts Neues oder Ungewöhnliches.

Doch dann - der titelgebende Protagonist ist eine Figur, die zwischendurch immer mal wieder zu Worte kommt, je näher man ihm ist, desto eher versteht man ihn und es verschiebt sich das eigene Bild von "Gut" und "Böse".

Es ist schwer, dieses Buch zu besprechen, ohne zuviel von der Story zu verraten. Jedenfalls kann ich am Ende des Buches zustimmen - es handelt sich tatsächlich um einen ungewöhnlichen Thriller mit tragischer Note! Ich fühlte mich spannend unterhalten und entwickelte für einige Figuren im Laufe des Buches sehr viel Mitgefühl. Zudem sind die Mordmethoden in der Tat auch alles andere als gewöhnlich, eher schon ins Surreale abdriftend, jedenfalls sehr fantasievoll erdacht, und die Brutalität erzeugte bei mir einen "Tarantino-Effekt" - man schaudert, ist aber gebannt.

Der Autor kann sehr gut und spannend schreiben. Nur für meinen ganz persönlichen Geschmack ist die Wortwahl, besonders im ersten Teil, oft zu derb und außerdem zu sehr auf Jugendsprache getrimmt. Dass die Schülerclique so spricht und denkt ist noch glaubhaft, aber der Hauptkommissar Dennis kommt für mich sehr postpubertär und unangenehm daher.

Ja, auch die beiden Kommissare haben ihr jeweiliges Päckchen zu tragen und auch hier bekommt man im Laufe des Buchs einen Einblick, warum sie so sind, wie sie sind. Beide sind zunächst wie Katz und Maus, es kommt jedoch irgendwann zu einer Annäherung - und sie merken, dass sie so unterschiedlich gar nicht sind.

Das Buch bekommt von mir eine klare Leseempfehlung, denn man liest es in einem Atemzug durch und kurz vor dem dramatischen Ende gibt es noch eine für mich absolut unerwartete Wendung.

Aber es war in großen Teilen leider einfach nicht meine Sprache, daher kann ich diesem an sich hervorragenden Thriller "nur" 4* geben.

Bewertung vom 29.07.2022
Die MörderMitzi und der Sensenmann
Archan, Isabella

Die MörderMitzi und der Sensenmann


ausgezeichnet

Spannende, wunderbar erzählte Geschichte mit typisch östereichischem Humor

Ehrlich gesagt, ich war etwas skeptisch bei dem Titel. Er klang zu sehr nach schenkelklopfendem alpenländischen Brachialhumor. Aber ich hatte gehört, dass es sich um eine Serie handele und man hatte mir die Vorgänger wärmstens empfohlen. Darum wagte ich mich an diesen Titel heran - und ich war vollends begeistert! Alle Vorurteile waren schnell ausgeräumt, denn es handelt sich um einen sehr spannenden, wunderbar geschriebenen und "besonderen" Krimi.

Er zeichnet sich durch liebevoll gezeichnete Charaktere aus - allen voran besagte titelgebende Mitzi, eigentlich Maria Konstanze Schlager, die seit einem von ihr als Kind verursachten grauenvollen Unfall mit tödlichem Ausgang für ihre Familie "Mördermitzi "geheißen wird und ihr seelisches Päckchen zu tragen hat.

Mitzi ist eine Protagonistin, die in Erinnerung bleibt. Versponnen, naiv, leichtgläubig - aber gleichzeitig mit sehr gutem Einfühlungsvermögen und einer guten Kombinationsgabe ausgestattet. Leider gelingt es ihr nicht immer, ernst genommen zu werden, und so begibt sie sich des öfteren trotzig und allein in von ihr nicht überschaubare Situationen.

Sie scheint schon in den Vorgängerbänden (die man aber nicht kennen muss, um dieses Buch zu lesen und zu lieben!) in Kriminalfälle hineinzustolpern. So hat sie auch ihre beste Freundin Agnes kennengelernt, Polizeiinspektorin und in diesem Band hochschwanger.

Die Leiche eines jungen Mädchens wird entdeckt. Die Tat lag etliche Jahre zurück. Ein grausiges Detail erinnert an einen weiteren alten Fall, so dass mit Hochdruck ermittelt wird. Beim Versuch, die beiden Taten aufzuklären, kommen zuerst Agnes und dann auch Mitzi dem Mörder gefährlich nahe...

Das alles ergibt eine sehr spannende und wunderbar erzählte Geschichte, gespickt mit typisch östereichischem Humor und irgendwie anders...
Man kann die Mitzi nicht beschreiben, man muss sie kennenlernen!
Darum vergebe ich für dieses Buch eine absolute Leseempfehlung und auf jeden Fall verdiente 5*!

Bewertung vom 17.07.2022
Diabolischer Engel
Gungl, Petra K.

Diabolischer Engel


ausgezeichnet

Mystery-Crime vom Allerfeinsten mit wunderbaren Charakteren

Dieses Buch ist der dritte Teil einer Trilogie, den man aber problemlos ohne Vorkenntnisse lesen kann.

Agnes, mit verschiedenen "Gaben" (hohe Empathie und vorhersehende Träume) gesegnet - sofern es immer ein Segen für sie ist - fährt zu einem Meditationsseminar in die Berge. Zunächst ist das Schlimmste, was ihr widerfährt, dass sie ihre Beruhigungsmittel vergessen hat. Ohne diese schlägt ihre Gabe erbarmungslos zu, was sie aus Selbstschutz vermeiden möchte. Der nächste Schock ist das Wiedersehen mit einem alten Liebhaber, den sie nie ganz überwunden hat...ausgerechnet er ist Teilnehmer einer weiteren Gruppe im Seminarhotel.

Dann bricht ein Unwetter herein und wir befinden uns in einer klassischen Krimi-Situation: Eine Gruppe unterschiedlichster Charaktere, eingeschlossen in einem Hotel, keiner kann heraus oder herein und es geschehen Morde...bzw. zunächst nur einer.

Vor aller Augen bricht die Seminarleiterin bewusstlos zusammen und verstirbt wenig später. Wer hatte ein Interesse daran sie zu töten? Oder war es ein Versehen und es sollte eigentlich jemand anderes sterben?

Auch Agnes hellsichtige Träume, die ein ähnliches Verbrechen im 19. Jahrhundert zum Thema haben, bringen zunächst keine Lichter ins Dunkel. Dann verschwindet die nächste Person und es wird sehr sehr spannend...

Der Autorin gelingt es wunderbar, Mystery-Elemente in eine althergebrachte, an Agatha Christie Romane erinnernde, Handlung einzubauen, ohne dass das Buch völlig in Fantasy abdriftet. Dazu schreibt sie in einem gleichzeitig spannenden aber dabei herrlich leichten und amüsanten Stil, so dass man das Buch bald nicht mehr aus der Hand legen mag. Die Figuren sind super gezeichnet, jeder, der auch nur annähernd einmal mit einer "Gruppendynamik" innerhalb eines Seminares, einer Seminarreihe - oder gar unter Esoterikern - in Berührung gekommen ist, wird seine helle Freude an ihnen haben.

Als LeserIn ist man schnell in den Bann geschlagen, rätselt mit und kommt doch erst relativ spät auf eine Spur - und auch diese könnte zunächst noch falsch sein. Auch die zweite Handlungsebene, die der Träume von Agnes, spielt bei den zu ziehenden Schlüssen eine Rolle.

Die prickelnde unerfüllte Liebesbeziehung zwischen Siebert und Agnes, die sie lange abwehren möchte, da sie befürchtet, es werde nicht gutgehen, ist ein weiterer Faden, der das Buch liebenswert lesenswert macht.

Es ist von allem etwas - Mystery, Crime, Esoterik und Liebesroman, aber alles wohldosiert, mit viel Liebe zum Detail und immer einer Prise Humor aufbereitet.

Mit großer Freude habe ich dieses Buch gelesen und wer alles nicht so ganz tierisch ernst nimmt, wird seinen Spaß an dieser Geschichte haben!
Ich habe Agnes sehr gern begleitet, sie ist eine sympathische Heldin und ich wünsche ihr alles Gute in der Zukunft!

Gern vergebe ich 5* und eine Lesempfehlung für diese luftig-leichte und doch superspannende Mystery-Crime-Story.