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Lillith
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 64 Bewertungen
Bewertung vom 22.05.2023
Die Wahrheit
Edvardsson, Mattias

Die Wahrheit


ausgezeichnet

„Die“ Wahrheit gibt es nicht – jeder hat seine eigene Version davon

Es war mein erstes Buch dieses Autors und somit war auch der Aufbau dieses Romans für mich neu und sehr interessant:

Wir erfahren durch einen Polizeibericht von einem Doppelmord.
Danach wechseln sich in den Kapiteln die drei Hauptprotagonisten ab und erzählen jeweils aus ihrer Sicht von den Wochen vor der Tat.

Immer wieder eingestreut sind zusätzlich noch Verhörprotokolle, manchmal auch Zeitungsberichte über den Mord, durch die man dann neue Erkenntnisse gewinnt.

Das Ganze ist ein großes Puzzlespiel. Nach fast jedem Kapitel ist man als Leser gezwungen, seine Meinung über den einen oder anderen Protagonisten zu revidieren. Man rätselt und rätselt und kommt zwar der Lösung näher, doch fallen alle Puzzleteilchen dann doch erst im letzten Abschnitt an ihren Platz.

Ein ungewöhnlicher Roman, der vielleicht eher als Drama denn als Krimi zu betrachten ist – mit einer soghaften Spannung. Einmal angefangen kann man das Buch kaum aus der Hand legen.

Absolute Leseempfehlung und verdiente 5*.

Bewertung vom 22.05.2023
Die Kinder des Earls
Dietrich, Felicitas

Die Kinder des Earls


ausgezeichnet

Was für ein gewaltiges Buch...

Zugegeben, ich hatte wirklich Schwierigkeiten, mich durch dieses Werk zu kämpfen!

Es ist nichts für nebenbei und durch den Umfang und die kleine Schrift ist es noch zusätzlich anstrengend. Auch die vielen handelnden Personen und mit dazu noch oft sehr ähnlich klingenden Namen machten das Lesen für mich trotz Dramatis Personae nicht einfach und ich verwechselte sie häufig.

Auch vermisste ich im ersten Teil einen Protagonisten zum „Mitfiebern“, wie es in anderen Romanen des Genres als fiktiver Charakter die Regel ist. In der Mitte ungefähr hatte ich jedoch Feuer gefangen und Harolds Lebensweg (und auch seine Liebe zu seiner Frau Edith, eine der vielen starken Frauenfiguren im Roman!) zog mich in seinen Bann.

Aber kurz zum Inhalt: 1066, Schlacht bei Hastings, William the Conqueror, etc...alles einst im Englischunterricht gelernt und nie in Frage gestellt oder darüber nachgedacht...

Hier zeigt die Autorin in glanzvoller Weise die Vorgeschichte dieser furchtbaren Schlacht anhand der Familie des Earls Godwin von Wessex, die real existiert hat. Sowohl deren Oberhaupt Godwin, der quasi eine Rolle als „Königsmacher“ und heimlicher Drahtzieher innehatte als auch dessen Kinder beeinflussten maßgeblich die Geschichte Englands in jenen Jahren. So werden dem Leser verzwickte Intrigen, Konkurrenzkampf, gefürchtete Angriffe von „außerhalb“ ebenso wie Zwistigkeiten unter den Brüdern und den Nachbarn im Land sehr anschaulich geschildert und wie ein lebendiges Geschichtsbuch ausgebreitet.

Aus jeder Zeile spricht die unglaubliche Kenntnis der Autorin und ihre Liebe zum Sujet. Manchmal ein wenig zu sehr ins Detail gehend, aber in sehr schöner und gut lesbarer Sprache bringt sie uns in das England des 11. Jahrhunderts. Sehr bildhaft schildert sie, wie man lebte, kämpfte, regierte – und intrigierte. Viele Zusammenhänge waren mir vorab überhaupt nicht klar.

Der schön gestaltete Umschlag, der Nachspann und die Erklärungen am Ende tragen zu einem runden Werk bei, ich ziehe absolut meinen Hut vor der Autorin!

Für alle Freunde und Interessenten der englischen Geschichte gilt;
Unbedingt lesen! Einen halben Stern Abzug von mir, weil es doch sehr anstrengend war. Da es jedoch keine 4,5 * gibt runde ich auf und vergebe 5*!

Bewertung vom 22.05.2023
Theodora und der Tod des Richters
Edelmann-Amrhein, Ruth

Theodora und der Tod des Richters


ausgezeichnet

Spannung mit Herz und Humor

Vor einiger Zeit habe ich den ersten Krimi aus der Feder von Ruth Edelmann-Armrhein gelesen. Dieser hat mir schon recht gut gefallen, doch mit dem 2. Band um die rauhe aber innerlich sehr zartbesaitete Theodora und das bedauernswerte Muttersöhnchen Eisele hat sich die Autorin in meinen Augen noch einmal deutlich gesteigert!

Worum geht es?

Ein Todesfall in einem Altersheim – ein Medikament wurde verwechselt. Kommt vor, bei Überlastung. Dennoch ist hier etwas faul...

Wenn Theodora nicht gerade ganz andere Sorgen hätte und, total unüblich, privates über dienstliches stellte, wäre sie schon am Ermitteln...
Auch Eisele, der nicht verwinden kann, dass seine „Chantal“ nicht mehr im Roten Flamingo für ihn sauren Kutteln kocht, macht sich in privater Mission auf in die schwäbische Alb und gerät dabei in tödliche Gefahr...

Die Lösung des Falls an sich liegt wie schon so oft in der Vergangenheit...

Aber was das Buch so lesenswert macht sind zuallererst einmal die liebenswert verschroben gezeichneten Charaktere...sei es Theodora, die sich u.a. einfach nicht mit ihrem neuen Haustier, einer Schildkröte, anfreunden kann oder Eisele, der dieses Mal vergeblich veruscht, seinen Haarwuchs und seine Fitness zu fördern, oder dessen schrille Mutter...
Bis hin zum schwulen Kriminaldirektor.
Etliches an Lokalkolorit wurde sehr geschickt eingestreut, wenn z.B. die verliebte Theodora sich ausmalt, wohin sie mit ihrem Liebsten überall gehen wird, sobald er in Stuttgart eintrifft.
Als Regionalkrimi darf einiges an Dialekt auch nicht fehlen – es ist aber nicht zuviel und auch für ein „Nordlicht“ gut zu verstehen.

Schließlich fügen sich auch alle Details zu einer runden Geschichte – und ein winzig kleiner Cliffhanger lässt darauf hoffen, dass es eine weitere Geschichte um Theodora geben könnte...ich würde mich sehr darüber freuen!

5* und eine Leseempfehlung für Krimifreunde, die es auch mal ein wenig gemütlicher und humorvoller mögen – wobei hier die Spannung dennoch nicht zu kurz kommt.

Bewertung vom 12.04.2023
Die Macht der Wölfe / Melia und Vincent Bd.4
Eckert, Horst

Die Macht der Wölfe / Melia und Vincent Bd.4


ausgezeichnet

Hochspannender und brandaktueller Thriller um Macht, Medien und Manipulation

Horst Eckert, der Meister des deutschen Politthrillers, baut in seinem neuesten Roman ein düsteres Szenario auf.
Fast dystopisch anmutend und doch sehr realitätsnah schreibt er über Machtstrukturen und Manipulation und über die Skrupellosigkeit derer, die ihre Macht behalten oder ausweiten wollen.

Angenommen, eine Bundeskanzlerin würde erpresst werden - wem kann sie sich anvertrauen?

Angenommen, einem sympathischen TV-Moderatoren mit Charisma, der mit seinem Magazin und seinen Themen viele Dinge anspricht, die einen Großteil der Bevölkerung bewegen, wird plötzlich angeboten, eine neue Partei zu führen...

Angenommen, er nimmt das Angebot an und merkt plötzlich, dass er keineswegs mehr spontan sagen darf, was er wirklich meint, wenn es seinen Auftraggebern nicht genehm ist...

Angenommen...

Und dann ist da noch diese Leiche aufgetaucht.

Die beiden Hauptprotagonisten Melia und Vincent sind vielen Lesern aus den Vorgängerbänden bekannt. Auch unter den Nebenfiguren treffen wir auf einige wohlbekannte Figuren. Obwohl dieses Buch, das 4. einer Reihe um diese beiden Protagonisten, auch für sich allein gelesen werden kann wäre es meiner Meinung nach dieses Mal empfehlenswert, auch die Vorgänger zu kennen, um alle Aspekte einordnen zu können.

In einem Deutschland welches aufgrund der aktuellen Problematiken gespalten ist ermitteln Vincent und Melia in einem Mordfall. Und auch diese beiden haben Probleme, denn Melia steht eine Beförderung bevor - was für Vincent bedeuten würde, dass man von ihm erwartet, seinen Job zu quittieren. "Compliance" bedeutet hier, dass man nirgendwo einen Grund bietet zu mutmaßen, seine Lebensgefährtin sei eventuell nicht objektiv bei einer Beurteilung seines Handelns.

Melia muss sich mit dem Ansinnen der Kanzlerin auseinandersetzen, den Erpressungsversuch zu entkräften. Drahtzieher dieser Begegnung ist ihr Vater, Andreas Götz, der zurück in die Politik will und dem hierzu fast alle Mittel recht sind.

Vincent hat einen Mord aufzuklären. Die Spuren führen in die Vergangenheit und kreuzen die Wege alter Bekannter von Brigitte, seiner Mutter. Und auch seine eigene Herkunft wird tüchtig durchgerüttelt.

Wieder einmal gibt es neben den Ermittlern eine heimliche Hauptfigur, nämlich den charismatischen TV-Moderator Chris, der von einer ihn sehr interessierenden Dame als "Dr.Jekyll und Mr.Hyde " bezeichnet wird.
Wer von den beiden wird die Oberhand gewinnen?

In diesem Band dreht sich alles um Macht......der Titel ist darum perfekt gewählt!
Die Botschaft: Du musst skrupellos sein, um zur Macht zu gelangen und diese zu behalten, sonst gehst Du drauf.
Entweder menschlich, wenn Du nicht tough genug bist - oder ...

Das Intrigenspiel, in welches uns Horst Eckert hier entführt, ist atemberaubend, beklemmend und aktuell.
Auch wenn ich persönlich einige Dinge anders empfinde, die Message kommt an!

Das Buch ist wie immer ein Pageturner.
Am Ende schnappt man nach Luft und kann nur denken: Was wäre wenn...?
Selbstverständlich - 100 % Leseempfehlung und 5* für dieses handwerklich perfekte Buch.

Bewertung vom 19.11.2022
Die Pestinsel
Hermanson, Marie

Die Pestinsel


ausgezeichnet

Ungewöhnlicher, atmosphärischer Krimi aus dem Göteborg der 20er Jahre

Kommissar Nils Gunnarsson wird von einem Jungen zum Fundort einer Leiche gebracht...die Treibgutsammler haben es sonst nicht so mit der Polizei, aber eine gefundene Leiche und dann noch offensichtlich ein feiner Herr, damit wollen sie nix zu tun haben...
Schnell stellt sich heraus, dass der Tote nicht einfach nur ertrunken ist, sondern auf eine besondere Weise erwürgt wurde, mit einer Garotte. Dieses Mordinstrument ist ja relativ ungewöhnlich und doch hat Kommissar Nils gerade einen Krimi gelesen, in dem die Opfer genau auf diese Art ermordet wurden.
Die Recherchen nach dem Autor der Werke führen den Kommissar zu einem dubiosen Arzt und zu einem Gefangenen auf der "Pestinsel", die schon lange nicht mehr als Quarantäneinsel gebraucht wird, aber nun als "Hochsicherheitstrakt" für einen gefährlichen Mörder dient, welcher die Kriminalromane unter Pseudonym verfasst.
Alles scheint dennoch etwas merkwürdig auf dieser Insel. Darum lässt sich Nils darauf ein, dass seine ehemalige Freundin Ellen, inzwischen zu seinem großen Kummer anderweitig verlobt, sich als Küchenhilfe quasi undercover auf der Insel umsieht.
Was diese dort entdeckt und was am Ende schließlich aufgedeckt wird, ist schier unglaublich, und natürlich gerät sie in große Gefahr...
Die Autorin hat einen sehr angenehm zu lesenden klaren und bildhaften Sprachstil. Es gelingt ihr, fast durchgehend eine unterschwellige Spannung aufrecht zu erhalten, so dass man das Buch kaum aus den Fingern legen möchte. Nicht unbedingt etwa für Freunde eines blutigen Thrillers mit rasanten Szenen, obwohl es auch hier noch weitere Tote gibt. Die Spannung ist viel subtiler, da man sehr lange nicht weiß, wie man gewisse Menschen und Situationen auf der Insel einzuschätzen hat.
Am Ende löst sich alles auf und man lehnt sich erleichtert zurück, doch die Stimmung auf der Insel, die beschriebenen Personen und ihre Abhängigkeiten, lassen das Buch noch eine Weile nachhallen.
Es ist einwandfrei ein besonderes Buch und ich vergebe sehr gern 5* und eine Leseempfehlung für Liebhaber eines ruhigen und dennoch durchweg spannenden Krimis, der zwar vor 100 Jahren spielt, aber nichts Verstaubtes an sich hat.

Bewertung vom 03.11.2022
Düsteres Wasser: Thriller
Shepherd, Catherine

Düsteres Wasser: Thriller


ausgezeichnet

Dies ist bereits der 7. Teil der Julia Schwarz-Reihe, den man aber problemlos ohne Vorkenntnisse lesen und verstehen kann.
Die Protagonistin Julia, eine Rechtsmedizinerin, ist mir sehr sympathisch, genau wie ihre Kollegin Lenja und ihr Lebensgefährte, der Kriminalkommissar Florian Kessler.
Gleich der Prolog - in Ich-Form verfasst - lässt einen atemlos in die spannende Handlung eintauchen.
Worum geht es? Eine junge Frau wird aus den kalten Wassern des Rheins gefischt, ertrunken, offenbar Selbstmord, denn sie hat einen Abschiedsbrief bei sich. Doch Julia entdeckt bei ihrer Untersuchung Scherben in ihren Füßen...und warum trägt sie einen Keuschheitsgürtel um den Leib?
Es gibt weitere Fälle - die Frauen wurden offensichtlich gezwungen, einen Abschiedsbrief zu schreiben, um Selbsttötung vorzutäuschen, während jedoch ein Serientäter am Werk ist...
Julia und Florian ermitteln - beide für sich - in ihrem jeweiligen Betätigungsfeld. Der Täter ist ihnen immer einen Schritt voraus, und es dauert lange, bis sie auf eine Gemeinsamkeit bei den jungen Frauen stoßen...Julia und ihre Kollegin bringen sich dabei selbst in große Gefahr.
Was macht die Thriller von Catherine Shepherd zu etwas Besonderem?
Beim letzten Buch (aus einer anderen Reihe) war ich mir da noch nicht so sicher, denn es hat mich nicht komplett überzeugen können.
Aber hier muss ich eindeutig den wirklich guten Schreibstil erwähnen. Dieser und das noch zusammen mit den kurzen Kapiteln, machen das Buch sehr flüssig lesbar, man mag es buchstäblich nicht aus der Hand legen.
Dazu kommt, dass man - ob man will oder nicht - als LeserIn ständig miträtselt, Verdächtige tauchen auf und müssen wieder verworfen werden, der Plot ist raffiniert und verschlungen und durch verschiedene Erzählebenen bekommt man immer genau soviel Häppchen serviert, um einen neuen Verdächtigen zu finden - oder einen anderen von der Liste zu streichen.
Man hat dann irgendwann eine Ahnung, dennoch bleibt das Buch bis zum letzten Kapitel höchst spannend. "So muss Krimi!"
Julia Schwarz und ihre Entourage waren mir sympathisch und ich würde einen nächsten Band dieser Reihe sehr gern lesen. Man muss jedoch erst einmal sehen, ob es so weitergeht wie bisher, denn im Privatleben der Protagonistin wird es eine drastische Veränderung geben.
Verdiente 5*, solide Thrillerkost - Lesempfehlung für Freunde des Genres, die gerne miträtseln und vor Neugierde, wie es weitergeht, mal wieder ein Buch atemlos hintereinander weglesen möchten!

Bewertung vom 03.11.2022
Frau Morgenstern und die Flucht
Huwyler, Marcel

Frau Morgenstern und die Flucht


ausgezeichnet

Die Mordslady und der Ex-Söldner in einem neuen aberwitzigen Abenteuer, purer Lesegenuss, vom Anfang bis zum Ende!

Violetta Morgenstern und Miguel Schlunegger, das bewährte Killerduo im Auftrag des Geheimministeriums Tell, gerät in Turbulenzen, als Violetta durch hier nicht näher beschriebene Umstände selbst eliminiert werden soll. Die Exkollegen von Tell heften sich an ihre Fersen, sie ist nirgends mehr sicher...
Ihr "Arbeitskollege", Teampartner und Freund Miguel überlegt nicht lange. Er folgt ihr in den Untergrund. Wie sie es bewerkstelligen, sich dennoch fast frei im Lande zu bewegen, ist nur eine von vielen genialen Ideen, von denen auch der vierte Band meiner Lieblingsserie nur so strotzt.
Ihren Lebensunterhalt verdienen sich unsere beiden Helden nach wie vor mit dem, was sie am besten können - Auftragsmorde, die nicht als solche nachweisbar sind. Um ein wenig gutes Karma anzusammeln übernehmen sie zwischendurch Ermittlungsfälle umsonst.
In einem anscheinend idyllischen Schweizer Dörfchen kommen sie bei der Untersuchung des angeblichen Unfallstods eines Jungen einer ungeheuren Sache auf die Spur.
Soweit so gut - klingt alles gar nicht so besonders - ist es aber.
Denn die Morgenstern-Reihe ist einfach unbeschreiblich. Soviel Schwarzhumorigkeit, Wortwitz und Genialität... hier müsste man schon Hypersuperlative bemühen, um dem Ganzen gerecht zu werden!
Liebenswerte Auftragskiller mit privaten Sorgen und Problemen, ständige Dialoge zum Schmunzeln - ich musste gar beim Lesen in der U-Bahn mitunter aufpassen, nicht laut loszuprusten. Lesespaß vermitteln auch die geschickt eingestreuten typischen Schweizer Begriffe und die für diese Reihe typische Wortakrobatik, dazu noch Freud und Leid der Protagonisten und eine spannende Handlung...

Marcel Huwyler ist mit diesen Figuren ein Meisterstück gelungen, was seinesgleichen sucht, aber nicht finden wird! Chapeau und wieder einmal 5 *, weil ich leider nicht mehr vergeben darf!

Und eine Leseempfehlung - am besten für die ganze Serie, weil man die Entwicklung der Charaktere so besser genießen kann!

Bewertung vom 23.10.2022
Und es wurde finster (eBook, ePUB)
Golling, Alexander Lorenz

Und es wurde finster (eBook, ePUB)


sehr gut

Wahrlich, ein finsterer Krimi!

Auf einem Einödhof werden vier Menschen brutal ermordet. Eine ganze Familie plus die Magd. Nein, nicht die ganze Familie...Der Hausherr ist vor einiger Zeit verschwunden. Und ein Kind hat überlebt, Amelie, doch sie kann nicht sprechen. Und wo ist der undurchsichtige Wanderarbeiter abgeblieben, der auf dem Hof lebte, und den jeder nur unter "Paul" kannte?
Kommissar Brauner und sein Team kommen nicht weiter, weder beim Motiv noch beim Täter. Doch je tiefer sie graben, desto mehr dunkle Geheimnisse der Familie kommen ans Licht.
Und dann gibt ausgerechnet die stumme Amelie den entscheidenden Hinweis...

Dies ist der erste Band der "Kommissar Brauner" Serie von Alexander Lorenz Golling. Ich hatte bereits den zweiten Band ("Racheengel") gelesen, der mir zugegebenerweise noch etwas besser gefallen hat als der Erstling.
Doch auch dieses Buch hier liest sich flüssig und ist sehr spannend.
Alexander Golling schreibt in einem sehr angenehm zu lesendem Stil. Auch seine Protagonisten - also ich spreche jetzt vom Ermittlerteam - sind sympathisch und gut gezeichnet, man kann sie sich sehr gut vorstellen.
Der Fall selbst - am Anfang war mir die detaillierte Beschreibung des Schauplatzes etwas zu blutig. Dann dachte ich - durch einige Einschübe im Buch - sehr bald den Täter zu kennen. Doch weit gefehlt. Es gibt einige Finten und ich bin dem Autor sehr gern auf den Leim gegangen, denn die Auflösung war letztendlich auch sehr schlüssig.

Das Dorf Moosbach und vor allem der Hof Finsterholz lassen schon durch die Namensgebung ein düsteres Bild entstehen...und so liest sich der ganze Krimi als eine sehr dunkle Geschichte - wohl ideenmäßig angelehnt an den ähnlichen Fall in Hinterkaifeck, welcher tatsächlich 1922 stattgefunden hat und bis heute nicht aufgeklärt wurde.

Leider haben sich einige "Holprigkeiten"eingeschlichen: Eine als Frau eingeführte Person wird zwei Sätze später zum Mann und ein bereits auf Seite 44 identifizierter mysteriöser Fleck wird über 100 Seiten später verwundert zur Kenntnis genommen. Schade, das hat mich doch ein wenig gestört, so dass ich nur 4 von 5* vergeben kann.
Aber eine Leseempfehlung bekommt der Krimi auf jeden Fall, denn wie schon erwähnt, er ist so spannend, dass man ihn nicht aus der Hand legen mag und der Schreibstil macht viel Lesefreude!

Ich freue mich schon auf Band Drei und ein Wiedersehen mit Herrn Brauner!

Bewertung vom 10.10.2022
Gangs of Katzenstadt
Bremmer, Michael;Grüning, Veronika

Gangs of Katzenstadt


ausgezeichnet

Rasanter Katzen-Thriller mit viel Spannung und Humor - und mit sehr viel Liebe zu Katzen geschrieben! Eine Hommage an alle Katzen dieser Welt

Dieses Buch ist anders. Er ist sowohl Krimi als auch Fantasy, aber vor allen Dingen ein sehr spannender und humorvoller Katzenroman.
Auch der Schreibstil ist anders. Sehr schnell. Kleine, kurze Abschnitte, bei denen die Überschrift bereits den Szenenwechsel andeutet. Wie im Film - Zack!Schnitt! Szenenwechsel...

Ein im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubendes Lesevergnügen für alle Katzenliebhaber.
Katzen sollte man schon mögen, um sich auf diesen Roman einzulassen.
Worum geht es? In Katzenstadt leben überall verschiedene Gruppen von Katzen - im Park, auf der Müllhalde, in der Bibliothek und erst recht in der ehemaligen Katzenfutterfabrik, deren Besitzer vor Jahren unter ungeklärten Umständen ums Leben gekommen ist. Man schob den Tod den Katzen in die Schuhe (oder Pfoten?) und die Menschen verließen nach und nach aus Furcht vor den "Killer-Katzen" die Stadt...
Ein Lost Place sozusagen. Nun findet sich ein Investor, der die Stadt wieder aufpeppen will. Bankier und Bürgerweister sind hellauf begeistert. Nur: Die Katzen müssen weg!
Entmietung und Gentrifizierung im Katzenmilieu, teilweise sogar recht brutal und blutrünstig. Zu sensibel sollte man nicht sein, um das Buch zu mögen...
Aber die Katzen sind (natürlich! JederKatzenliebhaber wird das aus tiefster Seele bestätigen!) sehr intelligent und haben bald einen Plan...
Wie das turbulente Abenteuer schließlich vonstatten geht und wie sich die Gangs zusammenraufen, das muss man einfach selbst lesen.
Die Charaktere der Katzen sind detailreich geschildert und die Illustrationen im Buch liebenswert. Das Buch ist sehr spannend, wenn man sich auf die Story einlassen kann. Die Personenaufstellung am Ende ist hilfreich, denn es handelt sich um wirklich sehr viele Katzen.
Ich kann das Buch nicht beschreiben - Ihr müsst es selbst lesen!
Ich bin sicher, die Katzen tun das bereits und geben den Lesetipp per Miau-Propaganda weiter!
Von mir 5 begeisterte Sterne und eine Lesempfehlung für Leute, die Katzen und Krimis lieben!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.10.2022
Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1
Yokomizo, Seishi

Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Bluthochzeit - Ein japanischer Columbo ermittelt

Winter in einem japanischen Dorf.
Der älteste Sohn einer hochangesehenen Familie heiratet eine nicht standesgemäße Frau. Zähneknirschend hatte seine Familie eingewilligt und auf dem abgelegenen Gut wird die Hochzeit traditionell gefeiert.
Der Sake fließt und die Hochzeitsweisen auf der Koto, einem Zupfinstrument, werden gleich von zwei Damen des Hauses gespielt
Nachts hört man Schreie und dissonante Koto-Klänge.
Die herbeigeeilten Verwandten machen eine schreckliche Entdeckung: Braut und Bräutigam liegen blutüberströmt auf ihrem Hochzeitslager, tot. Die Tatwaffe, ein japanisches Schwert, steckt vor dem Haus im Schnee...Und alle Türen sind verschlossen. Von innen.
Die Polizei tappt im Dunkeln. Der einzig Verdächtige - ein Landstreicher, dessen eine Hand nur drei Finger aufweist - ist unauffindbar. Und die Familienangehörigen wirken allesamt irgendwie schrullig bis verdächtig. Jedenfalls kommen die Ermittlungen nicht voran.
Der Onkel der Braut holt den brillanten Kosuke Kindaichi, einen jungen Privatdetektiv, um die Morde aufzuklären.
Das "Whondunit" ist hier in erster Linie ein "Howdunit" und das eine führt zum anderen...
- Welche Rolle spielt die Koto, die nachts erklang?
- Bringt eine tote Katze Unglück, wenn man sie nicht sofort vergräbt?
- War der dreifingrige Mann der im Tagebuch des zu Tode gekommenden Bräutigams erwähnte Todfeind?
- Was weiß die geheimnivolle Frau im Bus?
- Und stehen die Lösung des Falls womöglich ein einem der vielen Bände der Krimibibliothek des jüngeren Bruders, welcher auch noch finanziell vom Tod des Bruders profitiert?
Dies sind einige der Puzzleteile, aus denen unser junger Detektiv Kindaichi in einzigartiger Weise das Rätsel um die beiden Toten löst.
Erzählt wird das Ganze in unaufgeregtem, herrlich altmodischen Stil, welcher an Agatha Christie erinnert- und die Lösung ist unvorhersehbar und genial. Brillant übersetzt von Ursula Gräfe, die das japanische Flair beibehält und das Ganze dennoch für Europäer verständlich macht.
Ein Personenregister, ein Glossar und eine Zeichnung des Anwesens helfen beim Verständnis.
Ein besonderes Buch für Freunde des ruhiger ablaufenden Krimis, bei dem man miträtselt und ständig hofft, nichts zu überlesen, was später von Bedeutung sein könnte. Die Figur des Ermittlers ist originell und macht Lust auf weitere Bände! Obwohl die Geschichte 1937 spielt und schon 1946 geschrieben wurde ist das Buch mit seiner klaren Sprache nicht altmodisch. Aber schon der interessant gestaltete Einband, der farblich an alte Edgar-Wallace-Bände gemahnt, lässt die Leser erahnen, was sie erwartet - jedenfalls kein Setting aus der Gegenwart!
5* für ein großes Leseerlebnis und eine Leseempfehlung für Fans von oldfashioned Locked Room Murder Mystery Crimes (was für ein Wortungetüm...) - also für Freunde des klassischen Krimis!