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Worldofbooksanddreams

Bewertungen

Insgesamt 56 Bewertungen
Bewertung vom 05.01.2025
Sweet Nightmare
Wolff, Tracy

Sweet Nightmare


sehr gut

Auf einer kleinen Insel vor Texas liegt die Calder Academy, hier gehen paranormale Kinder und Jugendliche, die auffällig geworden sind oder aus Mafiafamilien stammen zur Schule. Clementine Calder, Tochter der Schulleiterin und eine Mantikore ist Zeit ihres Lebens auf der Insel. Doch nun besucht sie die Abschlussklasse und sie sehnt sich danach, die Insel eines Tages verlassen zu dürfen und das gegen den Willen ihrer Mutter. Aber auch Jude Abernathy, der einst ihr bester Freund war, weckt Sehnsucht in ihr, denn seit ihrem ersten und einzigen Kuss ghostet er sie. Jude hatte dafür gute Gründe und als sich ein schwerer Hurrikan zusammenbraut, müssen Jude und Clementine zusammenarbeiten, denn sonst wäre nicht nur die Calder Academy verloren, sondern die ganze Welt.
Ich kenne die Katmere Reihe aus der Feder der Autorin Tracy Wolff, zumindest teilweise und war sehr gespannt auf dieses Spin Off einer anderen paranormalen Akademie.
Der Einstieg fällt leicht, denn Tracy Wolff überzeugt auch in ihrem neuen Buch mit einem sehr flüssigen und bildhaften Schreibstil, der den Leser direkt auf die Insel der Akademie reisen lässt.
Die Welt, in der unsere Protagonistin Clementine lebt, ist beschränkt auf die kleine Insel vor der Küste Texas`. Aber wer die Katmere Reihe kennt, dürfte schon einen kleinen Einblick haben, welche paranormalen Wesen sich auf dieser Insel so tummeln, wobei es hier noch so einige mehr Kreaturen gibt, die noch ganz andere Fähigkeiten besitzen. Der Unterschied ist die Gefährlichkeit der Wesen an der Calder Academy, denn hier sind viele der Schüler bereits auffällig geworden. Die Abgeschiedenheit und Einsamkeit, vor allem die der Protagonistin Clementine, ist hier absolut spürbar und nachvollziehbar.
Die Handlung ist überwiegend spannend und das von Beginn an. Hin und wieder gibt es kleinere Längen, die aber nicht allzu auffällig werden. Vor allem dem männlichen Protagonisten Jude umgeben so einige Geheimnisse, bei denen man bis zu einem gewissen Punkt rätselt, was mit ihm denn nun nicht stimmt. Somit punktet Tracy Wolff hier mit einer düsteren, manchmal sehr überraschenden Geschichte und einer Liebesgeschichte, die zum Glück nicht den gesamten Raum einnimmt.
Die meiste Zeit begleiten wir Clementine, die hier auch die Ich-Erzählerin der Geschichte ist. Als Protagonistin kann sie durchaus überzeugen, denn sie ist absolut tough und kann sich auch gegenüber den eher zwielichtigen Bewohnern der Insel behaupten. Ihren Wunsch nach Freiheit kann man absolut nachvollziehen, denn man kann sich gut vorstellen, wie ein Leben auf dieser Insel aussieht. Clementine ist nicht nur eine Mantikore, sondern hat auch noch eine weitere übernatürliche Fähigkeit, die sie Geister sehen lässt. Ihre Entwicklung in diesem Buch war wirklich hervorragend gezeichnet und machte sie umso greifbarer. Jude hingegen blieb zunächst, auch weil er Abstand zu Clementine halten will, eher blass. Doch auch er erhält nach und nach eine gelungene Zeichnung und man versteht sehr gut, was in ihm vorgeht.
Neben den beiden treffen wir hier auf viele weitere Charaktere und wir lernen vor allem auch noch übernatürliche Wesen kennen, die bisher nicht zur Sprache kamen, von Phönix über Mantikore und Oneirois, den ich sogar erst googlen musste, lernen wir hier mal eine ganz andere Seite der paranormalen Wesen kennen. Oftmals bleibt es undurchschaubar, wem man nun wirklich trauen kann und wem nicht, was ebenfalls die Spannung hoch hält.
Mein Fazit: Man muss nicht unbedingt die Katmere Academy kennen, wenn man diesen Spin Off liest, denn auch wenn wir an beiden Schulen auf Paranormale treffen, gibt es hier genügend Unterschiede und eine ganz andere Handlung. Die Geschichte ist spannend und abwechslungsreich und die Charaktere sehr gut gezeichnet. Der Cliffhanger am Ende ließ sich vorausahnen und lässt den Leser gespannt auf Band 2 wartend zurück.

Bewertung vom 05.01.2025
Die dunkle Hochzeit / Ever & After Bd.2
Tack, Stella

Die dunkle Hochzeit / Ever & After Bd.2


ausgezeichnet

Rain White, Nachfahrin von Schneewittchen hat es geschafft und den Prinzen mit ihrem Kuss geweckt, doch damit ist das ganze Land in einem tiefen Chaos versunken. Nun soll sie den dunklen Prinzen heiraten, damit dieser seine gesamte Magie entfesseln kann und damit alle Macht erhält. Es gibt nur einen einzigen Ausweg, Rain muss es schaffen, alle sieben Insignien der Vasallen des Prinzen einzusammeln und damit den Prinzen wieder zu bannen. Doch diese Aufgabe ist viel schwerer, als sie jemals gedacht hat und Rain und ihre Freunde stehen vor einem gewaltigen Problem.
Schon Band eins der Ever & After Trilogie hat mir unglaublich gut gefallen und Band zwei wurde sehnsüchtig erwartet. Bei dieser Reihe gilt auf jeden Fall unbedingt die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, da sonst keine Voraussetzungen für diesen zweiten Band gegeben sind.
Der Einstieg hier fällt sehr leicht, zum einen knüpfen wir zeitnah an den Ereignissen aus Band eins an, zum anderen macht es Stella Tack einfach leicht, mit ihrem Schreibstil wieder zu fesseln. Sie schreibt unheimlich bildhaft, dabei aber auch immer mit einer gehörigen Portion Humor, der zwischendurch reichlich Sarkasmus beinhaltet. Wer das mag, ist hier definitiv richtig.
Aber Achtung, zimperlich sollte man nicht sein, denn hier gibt es, wie auch im ersten Band, das ein oder andere abgefallene oder abgetrennte Körperteil und es ist auch blutig.
Die gesamte Atmosphäre ist sehr düster, noch ein wenig mehr als im ersten Teil. Die Beschreibungen der Welt lässt den Leser fast schon traurig werden, denn es scheint alles auf verlorenem Posten zu stehen. Wir befinden uns zwar im ländlichen England, später auch ein wenig in London, doch die Welt ist ein einziges düsteres, teilweise verlassenes Chaos und man erhält einen Vorgeschmack darauf, wie es sein könnte, wenn Black, der dunkle Prinz, seine Macht erhält.
Neben alldem ist die Geschichte auch unheimlich spannend, man fiebert beinahe jede Sekunde mit den Charakteren mit und man leidet auch auch gemeinsam mit ihnen. Immer wieder gibt es Plottwists, die den Atem rauben und die Handlung insgesamt unvorhersehbar machen. Als Krönung trifft man hier natürlich auch auf einige Märchenfiguren, bzw. deren Nachfahren und erfährt mehr über die wirklichen Märchen, die noch düsterer sind, als wir sie kennen. Die Fantasie der Autorin ist hier einfach genial und hat mich zwischen schmunzeln, ekeln und mitbangen hin- und hergerissen.
Die Charaktere kennen wir bereits aus dem ersten Band, wirklich neue Figuren kommen nicht hinzu. Rain ist hier die Ich-Erzählerin und Protagonistin, die immer wieder für neue Überraschungen sorgt. Sie ist weder auf den Mund gefallen, noch scheut sie sich vor gefährlichen Begegnungen. Black ist bitterböse und hassenswert und doch hat er was, dem sich der Leser nicht entziehen kann. Protagonistin und Antagonist sind unglaublich vielfältig gezeichnet und man begleitet sie gerne.
Doch auch die Nebencharaktere sind so gut gezeichnet, dass man auch bei diesen absolut mitfühlen kann. Sei es Cousin Avery oder beste Freundin Holly, Nachfahre Edward oder Hollys Begleiter Adrien, ich habe bei allen mitgezittert. Aber auch die Bösewichte sind herrlich undurchschaubar und einfach bitterböse.
Mein Fazit: Wahnsinn, dieses Buch hat mich wieder von der ersten bis zur letzten Seite fesseln können, dabei hat es davon stolze 700. Einen Spannungsbogen über so viele Seiten zu erzeugen ist wahre Kunst, dabei noch Märchen, Humor, Spannung und tolle Charaktere zeichnen, mit einzubinden ist wahre Kunst und hier einfach nur gelungen. Für mich fing das Jahr gleich mit einem Highlight an und natürlich ließ mich das Buch mit einem fiesen Cliffhanger und einem nooooo zurück. Starke Fortsetzung und alles andere als ein langweiliger Mittelteil!

Bewertung vom 05.01.2025
Carmilla
Le Fanu, Sheridan

Carmilla


sehr gut

Die junge Laura lebt mit ihrem Vater auf dem ländlichen, aber einsamen Schloss Karnstein mitten in der Steiermark. Oft fühlt sie sich einsam und umso mehr freut sie sich auf den Besuch eines mit ihrem Vater befreundeten Generals und dessen Tochter. Doch kurz vor dem Besuch verstirbt die junge Frau und Laura ist schockiert. Als eines Nachts eine Kutsche vorfährt und eine der Reisenden bei Laura zurückbleibt, glaubt sie, nun endlich eine Freundin gefunden zu haben. Die bezaubernde junge Frau namens Carmilla verzaubert Laura regelrecht und doch wird sie immer geheimnisvoller. Zwischen merkwürdigen, nächtlichen Ausflügen und Schlaf bis in die Abendstunden ist bei Carmilla alles zu finden. Währenddessen plagen Laura Alpträume und sie wird immer Schwächer, hat sie eine Krankheit?
Ich muss gestehen, dass ich das Cover absolut spannend fand und nach überfliegen des Klappentextes wollte ich dieses Buch unbedingt lesen. Dass es sich hierbei tatsächlich um einen Klassiker handelt, der bereits vor ca. 150 Jahren geschrieben wurde, habe ich dann erst beim Lesen bemerkt, denn der Schreibstil war einfach anders.
Joseph Sheridan Le Fanu schreibt in endlosen Schachtelsätzen, bei denen man sich unverzüglich in Zeit und Raum versetzt fühlte. Was zu Beginn noch sehr gewöhnungsbedürftig war, machte dann so richtig die Atmosphäre dieses Buches aus.
Denn genau diese macht das sehr kurze, aber auch sehr intensive Buch zu etwas besonderen. Es ist einfach düster und genau dieses Bild fängt der Autor zwischen den Zeilen hervorragend ein. Er gibt dem Leser keine allzu intensiven, blutigen Details und doch schafft er es, dass eine schaurige Stimmung eingefangen wird.
Die Geschichte selber ist kurzweilig, aber auch sehr spannend. Es passiert auf den wenigen Seiten doch so einiges und ich bin erstaunt, dass dieses Buch nie wirklich bekannt wurde, oder ich habe einfach noch nie etwas zuvor über den wahren, ersten, weiblichen Vampir gehört.
Als Leser weiß man zwar sofort, wer Carmilla wirklich ist, aber dem Autor gelingt es hier eine sehr charismatische und dramatische Protagonistin zu zeichnen, die man schon fast bewundert. Ich fand ihre Rolle und wie sie, vor allem auf andere junge Frauen, wirkt, äußerst bemerkenswert und ich habe mich auch gefragt, ob das mit ein Grund sein könnte, warum Dracula so viel bekannter wurde als Carmilla. Erzählt wird die Geschichte durch Laura, die ich zunächst gar nicht unbedingt als junge Frau wahrgenommen habe. Erst im weiteren Verlauf wurde mir das klar und ja, auch das hat mich irgendwie überrascht.
Weitere Charaktere, wie z. B. Lauras Vater oder Männer im allgemeinen, bleiben hier recht weit im Hintergrund und bekommen erst später in der Handlung eine wichtigere Rolle. Das machte das Buch für mich überraschend modern und anders.
Mein Fazit: Auch wenn ich ein paar Seiten brauchte, um mich an die Sprache des Autors zu gewöhnen, hat mich das Buch noch überzeugen können. Mit einer extrem modernen Ansicht, denn das die Frauen sich zueinander hingezogen fühlen, wird mehr als deutlich, und sehr viel Atmosphäre kann das Buch fesseln. Ich konnte sowohl die Zeit als auch die Umgebung beim Lesen vor mir sehen und habe den kurzen Roman in kürzester Zeit verschlungen. Für mich muss sich Carmilla keineswegs hinter Dracula verstecken. Leseempfehlung.

Bewertung vom 05.01.2025
Das zweite Kind
De Franchi, Marco

Das zweite Kind


sehr gut

Als auf einem Feldweg in der toskanischen Provinz mitten in der Nacht ein Junge gefunden wird, stehen die Ermittler vor einem Rätsel. Der Junge war nackt, völlig verängstigt und erzählte, dass er von einem Mann in einem grünen Lieferwagen entführt wurde. Doch das Erschreckendste an der Geschichte: er war nicht allein im Lieferwagen, denn neben ihm war ein zweiter Junge. Als kurz darauf wieder ein Junge entführt wird, scheint es zunächst keine Verbindung zu geben, bis die Ermittler eine erschreckende Ähnlichkeit zwischen den Kindern feststellen. Valentina Medici aus einer römischen Spezialeinheit wird nach Bologna geschickt, um mit den Ermittlern vor Ort nachzuforschen, was hier wirklich los ist. Doch das, was sie dabei herausfindet, ist schrecklicher als alles, was sie jemals zuvor erlebt haben.
Bei Thrillern, die sich um entführte Kinder drehen, bin ich etwas vorsichtig, da ich da doch immer ein wenig getriggert werde als Mutter. Aber dieser hier klang einfach so spannend, dass ich einfach mehr wissen wollte.
Schon der Einstieg fängt sehr rasant an, als Leser wird man hier sofort in die Geschichte geworfen und steht gemeinsam mit den Ermittlern vor einem großen und erschreckenden Rätsel. Dabei schreibt Autor Marco de Franchi sehr flüssig, sehr schnörkellos und sehr bildhaft, so dass man als Leser durchaus Nerven braucht, bei den Beschreibungen der ein oder anderen Szene.
Mich konnte der Autor über weite Teile des Thrillers absolut fesseln, es gibt unvorhersehbare Wendungen und Überraschungen und da die Blickwinkel ständig wechseln auch immer wieder andere Aspekte, die mit einfließen. Bis zur Hälfte hatte das Buch auch ein rasantes Tempo, das aber nicht durchweg gehalten werden konnte. Es wurde keineswegs langweilig, aber nach einem großen Plottwist in der Mitte wurde es etwas ruhiger, bis es dann wieder erneut Fahrt aufnahm.
Durch all die vielen Perspektivenwechsel wurde es aber auch ein kleines bisschen undurchsichtig, so hatte ich bei dem ein oder anderen losen Fasen das Gefühl, dass der Autor vergessen hat, da noch eine Auflösung zu finden. Aber dabei ging es dann wirklich eher um Kleinigkeiten, die bei diesem Umfang verzeihbar sind.
Der Fall ist spektakulär und mal wirklich etwas spannendes Neues, vor allem je tiefer man in diesen Sumpf gerät. Ich fand die gesamten Hintergründe gut durchdacht und spannend.
Die Charaktere waren wirklich vielzählig, wobei Ermittlerin Valentina Medici und der Ermittler aus der Provinz, Costa, hier im Mittelpunkt stehen. Beide Charaktere haben Ecken und Kanten, wobei man vor allem mehr über Costa als über Valentina erfährt. Da wir aber noch die weiteren Ermittler, aber auch den Täter kennenlernen, bleibt die Darstellung der Charaktere insgesamt blasser. Auch die Privatleben bleiben hier deutlich im Hintergrund, weshalb ich nicht ganz einschätzen kann, ob dieser Thriller eher ein Standalone bleiben wird oder wir evtl. wieder auf den ein oder anderen treffen könnten.
Mein Fazit: Ein spannender und gut durchdachter Thriller, der über weite Teile auch flüssig erzählt wird und nur im Mittelteil ein wenig an Spannung verliert. Ein spektakulärer Fall und eine Vielzahl an unterschiedlichsten Charakteren sorgen für ein großes Maß an Abwechslung. Ich war gespannt, ob ein so umfangreicher Thriller wirklich fesseln kann, aber die Sorge war absolut grundlos. Wer starke Nerven hat und auch mit einem harten Fall klarkommt, sollte hier unbedingt einmal reinlesen.

Bewertung vom 02.01.2025
Happy End
Bestgen, Sarah

Happy End


ausgezeichnet

Seitdem Isa und ihr Mann in dem kleinen Reihenhaus leben, haben sie sich mit Kontakten zurückgehalten, doch nun ist seit vier Monaten ihr kleiner Sohn Ben da und sie beschließen, ihre Nachbarschaft zu einem Kennenlernen einzuladen. Während Isa den Haushalt macht und dafür in den Waschkeller muss, lässt sie Ben für ein paar Minuten aus den Augen und als sie zurückkommt, ist ihr kleines Baby weg. Acht Monate lang bleibt Ben verschwunden, keine einzige Spur führt zu ihm und so plötzlich wie er verschwunden ist, taucht er wieder auf. Isa könnte nicht glücklicher sein, doch immer mehr erwachen in ihr die Zweifel.
Schon in der Vorschau machte mich das Buch unheimlich neugierig, gerade als Mutter ist das doch ein Moment, der mehr als beängstigend wirkt und wer kennt es nicht, man dreht sich um und beim Blick zurück, ist das Kind weg, meistens zwar nur ein paar Meter an eine andere Stelle gerückt, aber es ist im ersten Moment ein Schock. Ein Alptraum für jede Mutter und dann noch ein so kleines Baby und dann zu Hause.
Autorin Sarah Bestgen ist hier ein wirklich großartiges Debüt gelungen und man spürt, dass die Autorin als gelernte Psychologin sehr tief in die menschliche Psyche blicken lässt. Der Schreibstil fühlte sich zunächst noch nüchtern an, auch wenn man fast den Eindruck hat, dass die Emotionen fehlen, spielt Bestgen genau mit diesen, denn der Leser schaut hier regelrecht zu, wie bei einem Fernsehkrimi. Je mehr ich las, desto eindringlicher wurden die Worte und vor allem mit der Protagonistin konnte ich absolut mitfühlen.
Der Fall des Verschwundenen Kindes, der zunächst nicht geklärt werden konnte und dann doch eine völlig neue Wendung gab, war unglaublich spannend, auch wenn ich zugeben muss, im Mittelteil zunächst eher dachte, einen Roman zu lesen, wurde daraus ein Psychothriller. Stück für Stück steigert sich das Unwohlsein der Protagonistin und genau das fühlt man auch als Leser. Gemeinsam mit Isa begann ich zu zweifeln, daran, was man dem eigenen Kind gegenüber fühlt, die Unsicherheit, die Ahnung, dass etwas nicht stimmt. All das beginnt im Mitteilteil ganz langsam und harmlos und steigert sich von Kapitel zu Kapitel. Diese sind dann meist so kurz, dass man immer wieder noch ein Kapitel lesen möchte, bis man dann das Buch in einem Rutsch gelesen hat.
In erster Linie begleiten wir hier Protagonistin Isa aus der Sicht eines neutralen Erzählers, der uns aber immer wieder an Gefühle und Gedanken der jungen Mutter teilhaben lässt. Zwischendurch wechselt aber dann auch die Perspektive und genau das führt wieder dazu, dass man nicht so ganz weiß, inwieweit man Isa glauben kann.
Ich fühlte mich beim Lesen mit Isa absolut verbunden, ihre eigenen Ängste, ihre Unsicherheiten, das Gefühl nicht gut genug zu sein und auch dieses Gefühl der Fremde zwischen ihr und dem kleinen Ben konnte ich absolut nachvollziehen. Auch das Misstrauen gegenüber anderen Charakteren fand ich hier einfach fantastisch umgesetzt und habe selbst die anderen, oft sehr misstrauisch, beäugt. Mark, Isas Ehemann, die Psychiaterin, die Polizisten, die neue Freundin alle zusammen geben spannende Nebencharaktere, von denen man einfach nicht genau weiß, inwieweit man ihnen trauen sollte. Meine zu Beginn angestellte Vermutung, ging dann auch am Ende in die richtige Richtung, trotzdem war es bis dahin ein geschicktes Wirrspiel.
Mein Fazit: Mit Happy End hat Autorin Sarah Bestgen ein wirklich gelungenes Debüt geschrieben und ich hoffe auf viele weitere Bücher aus ihrer Feder. Zwar würde ich dieses Buch eher in Richtung Psychothriller einordnen, was aber der Spannung und den unvorhersehbaren Momenten keinen Abbruch tut. Intensiv ausgearbeitete Charaktere und eine glaubhafte Handlung machten das Buch zu einem Pageturner, den ich in kürzester Zeit verschlungen habe. Merkt euch diese Autorin!

Bewertung vom 25.12.2024
Drive Me Crazy / Drive Me Bd.1
Robyn, Carly

Drive Me Crazy / Drive Me Bd.1


sehr gut

Sportreporterin Ella kündigt ihren Job, obwohl ihr Sportpodcast sehr erfolgreich dort war. Doch dank eines Freundes gelingt ihr schnell, einen neuen Job zu ergattern. Sie soll die Biographie eines äußerst erfolgreichen Formel 1 Stars schreiben. Blake ist wahnsinnig attraktiv, allerdings ist er auch dafür bekannt, nichts anbrennen zu lassen und Ella? Diese hat in einem früheren Podcast Beitrag über Blake gelästert, was er ihr sehr übelnahm. Doch verflixt, Ellas Kurven reizen ihn und auch Ella, die sich nichts nach außen anmerken lässt, bekommt Herzklopfen in Blakes Nähe.
Drive me crazy war mein erstes Buch der Autorin Carly Robin und ich habe mich hier perfekt unterhalten gefühlt. Die Autorin hat einen wirklich tollen, sehr leichten und humorvollen Schreibstil, der die Seiten nur so verfliegen lässt.
In erster Linie handelt es sich bei dem Buch um eine Sportsromance mit ganz viel Einflüssen einer RomCom, doch zwischen all dem Humor schafft es die Autorin sehr leicht, auch noch ein ernstes Thema mit einzubauen. Viel möchte ich an dieser Stelle zwar nicht verraten, aber von der Umsetzung her fand ich es wirklich richtig gut erzählt.
Die Geschichte dreht sich um den Formel 1 Sport, bei dem ich zugeben muss, dass ich ihn einfach so gar nicht mag. Trotzdem hat mir diese Geschichte richtig gut gefallen, alles rund um Formel 1 kommt zwar zur Sprache, aber niemals in einem zu großen Raum.
Die Geschichte dreht sich um die beiden Protagonisten Ella und Blake, deren Geschichte wir aus wechselnden Perspektiven, jeweils in der Ich-Form folgen. Ich liebe das ja, wenn man als Leser einfach beide Meinungen, Gedanken und Gefühle kennenlernen darf, da man dadurch einfach einen intensiveren Einblick auf den jeweiligen Charakter erhält.
Gerade Ella war mir vom ersten Moment an unheimlich sympathisch. Sie besitzt Humor, eine recht große Klappe und ein genauso großes Herz. Mit einer Ella wäre man einfach sehr gerne befreundet. Blake hingegen wirkt auf den ersten Blick unnahbar und arrogant, doch spätestens mit seinem ersten Kapitel merkt man, dass auch hinter ihm sehr viel mehr steckt, als nur ein Frauenheld.
Aber nicht nur unsere Protagonisten sind wundervoll und lebendig gezeichnet, sondern auch die Nebencharaktere, bestehend aus Freunden und Familie. Auch hier gibt es viele Momente, die mich zum Schmunzeln gebracht haben, aber auch zwischendurch nachdenken ließen.
Mein Fazit: Ein wundervolles Buch, das einfach vom ersten Moment an zu unterhalten weiß und trotz allem Humor auch noch ein wenig Ernsthaftigkeit geschickt mit dem Geschehen verknüpft. Toll gezeichnete Charaktere und einen kleinen Einblick in das Leben eines Formel 1 Stars sowie in das Leben einer Sportreporterin bringen noch einmal mehr Abwechslung. Für alle die lockerleichte Sportsromance lieben das perfekte Buch.

Bewertung vom 25.12.2024
Neun Tage Wunder
Moninger, Kristina

Neun Tage Wunder


sehr gut

Anni hat es geschafft, sie hat ihr Studium abgeschlossen und ist nun kurz davor, ihre kleine Wohnung zu verlassen. Neun Tage sind es noch, bis sie in ihre neue Wohnung ziehen kann, als plötzlich ihr Nachmieter vor ihr steht. Lukas dachte, Anni wäre schon ausgezogen und nun beschließen sie spontan, sich die Wohnung für neun Tage zu teilen. Dass es die besten neun Tage ihres Lebens werden, hätte Anni nicht gedacht, doch schon der erste Blick auf Lukas lässt ihr Herz schneller schlagen und die Anziehungskraft beruht auf Gegenseitigkeit. Seitdem sind zehn Jahre vergangen, heute lebt Anni mit ihrem Partner Ben, der ein Schriftsteller ist, zusammen in Glücksstadt. Das aber ausgerechnet hier sie die gemeinsame Vergangenheit mit Lukas einholt, hätte sie nicht gedacht.
Ich bin ein Fan der Autorin Kristina Moninger und dementsprechend habe ich mich sehr auf ein neues Buch aus ihrer Feder gefreut.
Der Einstieg fällt sehr leicht, denn wie gewohnt, schreibt die Autorin leicht, flüssig und absolut emotional. Dabei wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen und aus zwei Perspektiven erzählt. Wir begleiten Anni und Ben in der Gegenwart und Anni in der Vergangenheit bei ihren neun Tagen mit Lukas.
Die Handlung fand ich super spannend, vor allem auch, weil man immer wieder Eindrücke bekam, wie die Zeit mit Anni und Lukas war und die beiden waren ein Traum. Aber auch mit Ben stimmt die Chemie für mich hier absolut. Die beiden sind zwar schon länger zusammen, aber irgendwie auch einfach ein tolles Paar. Ich mochte sowohl die Gefühle die man bei beiden Paaren miterlebt hat, als auch den Witz und einfach das Zusammenspiel. Was mir aber wirklich richtig gut gefallen hat, ist, dass ich das Ende nicht wirklich vorhersehen konnte und somit immer wieder mitgegrübelt habe, was zwischen Anni und Lukas passiert ist.
Wie bei Romance mit Tiefgang sind es auch hier die Charaktere, die das Buch zu etwas besonderem machen. Gerade Protagonistin Anni ist recht vielschichtig, das merkt man als Leser vor allem, weil man sie auch durch die Augen von Ben und Lukas kennenlernt. Ich fand es spannend zu sehen, wie die beiden Männer sie mal völlig unterschiedlich sahen und was gleich. Klar, dazwischen liegen zehn Jahre, was natürlich auch einiges an Änderungen mit sich bringt. Ich empfand Anni trotzdem als etwas unterkühlt, was aber vielleicht auch daran lag, dass sie ihre Vergangenheit verschwiegen hat. Das machte für mich eine gewisse Distanz beim Lesen.
Ben hingegen fand ich sehr sympathisch, sowohl im Umgang mit seiner Tochter als auch mit Anni. Gerade in den Dialogen zwischen ihnen und wie sie selbst mit Humor versuchen, schwierige Momente zu umschiffen, fand ich gelungen.
Lukas lernen wir nur durch den Blick der anderen kennen, was natürlich das Geheimnis rund um seine und Annis Vergangenheit intensiver erscheinen lässt.
Mein Fazit: Insgesamt ein sehr gefühlvoller Roman mit vielen Emotionen. Mit den Charakteren kann man intensiv mitfühlen und die Handlung blieb insofern spannend, dass man wissen wollte, was damals wirklich passiert ist. Hin und wieder gab es kleinere Längen in der Handlung, was ich jetzt nicht so schlimm empfunden habe, weil ich auch einfach wissen wollte, wie es letzten Endes ausgehen wird. Wer die Bücher der Autorin mag, wird auch dieses hier mögen.

Bewertung vom 25.12.2024
Immortal Longings
Gong, Chloe

Immortal Longings


sehr gut

San-Er größte und sehr dicht besiedelte Stadt des Königreichs Talin ist bekannt für seine einmal im Jahr stattfindenden tödlichen Spiele. Denn in Talin gibt es Menschen mit der Fähigkeit, zwischen verschiedenen Körpern hin- und herzuspringen. Wer diesen Wettbewerb gewinnt, der wird unermesslich reich, wer verliert, stirbt. Eine der KämpferInnen ist Prinzessin Calla, die im Verborgenen lebt, nachdem sie das Reich von der Tyrannei ihrer Eltern befreite und diese tötete. Doch ihr Onkel hat die Herrschaft übernommen und herrscht wie zuvor ihre Eltern. Sollte sie gewinnen, ist ihr Plan ihren Onkel zu töten. Doch da wäre noch Anton, dessen Ziel es ebenfalls ist, die Spiele zu gewinnen. Sie schließen sich zusammen, doch dabei kommen sie sich immer näher. Für was werden sie sich entscheiden?
Dieses Cover war definitiv Liebe auf den ersten Blick und da ich bereits Bücher der Autorin Chloe Gong gelesen habe, war ich recht neugierig. Die Autorin hat einen sehr eigenen Schreibstil, nahezu schnörkellos und auch eher wenig emotional. Man spürt hier förmlich die Welt, die sie erschaffen hat in ihren Worten.
Allerdings fand ich den Einstieg ins Buch alles andere als leicht, denn man wird mitten in eine komplexe Welt geworfen, ohne jegliche Erklärungen etc. Diese muss man sich während des Lesens also selbstständig erarbeiten. Doch nach einigen Kapiteln wurde es langsam besser und vor allem zum Ende hin wurde es doch noch sehr rasant und spannend. Diverse Plottwists sorgten für Verblüffung und waren für mich nicht unbedingt vorhersehbar. Ansonsten findet man hier ganz viel Abwechslung von Bündnissen und Intrigen, Geheimnissen und noch vieles mehr.
Die Welt, bzw. die Stadt San-Er ist eine riesengroße Metropole, allerdings sind die Menschen hier nahezu anonym aufgrund der Masse, die hier lebt. Jeder denkt an sich und Hilfsbereitschaft ist selten, weshalb auch das Bündnis zwischen Calla und Anton zunächst noch verwundert.
Das Magiesystem fand ich hier extrem interessant und einfallsreich, denn es gibt Menschen, die in der Lage sind, in andere Körper zu springen, aber es gibt auch Menschen bei denen dies nicht möglich ist. Das las sich am Anfang extrem verwirrend, was mir den Einstieg auch nicht so leicht machte.
Die Charaktere wirkten alle miteinander zuerst noch sehr fern und kalt, was sich hier allerdings sehr gut mit der Welt in Einklang bringen lässt. Calla und Anton sind beide sehr entschlossen und doch fand ich ihre Beziehung, die sich hier entwickelt, absolut interessant und gelungen. Wem und ob man hier jemanden vertrauen kann, blieb ebenfalls länger im Unklaren, vor allem was August, dem Kronprinzen angeht. So richtig konnte ich aber nicht mit den Charakteren mitfiebern, denn ein wenig fern blieben sie mir schon.
Mein Fazit: Ein gar nicht so einfacher Einstieg machte es mir ein wenig schwer, in die Geschichte zu finden. Doch am Ball bleiben ist hier definitiv wichtig, denn das meiste klärt sich nach und nach und irgendwann erhält man doch einen etwas besseren Überblick. Magiesystem und Worldbuilding waren große Klasse und waren ebenfalls nach und nach logisch. Wer also ein wenig Durchhaltevermögen beweist, wird mit einer komplexen Story gut unterhalten.

Bewertung vom 25.12.2024
Fake Dates and Fireworks
Groh, Kyra

Fake Dates and Fireworks


ausgezeichnet

Seit zehn Jahren datet die Kindergärtnerin Becca Nils, allerdings immer nur einmal im Jahr und das zu Silvester. Für Nils sind sie kein Paar, sondern einfach beste Freunde, Becca hingegen ist verliebt in ihn. Dieses Jahr möchte sie einfach alles anders machen und spart jeden Cent ihres Gehalts, um Nils zu einem Wellness Wochenende in einem Luxushotel einzuladen. Becca reist als erstes an und kann es nicht fassen, als sie ausgerechnet in der Sauna auf den verhassten Onkel eines ihrer Kita-Kinder trifft. Schlimmer kann es eigentlich kaum werden?! Von wegen, denn dann taucht Nils auf, mit seiner Verlobten und diese hält ausgerechnet den verhassten Onkel namens Raphael für Beccas Freund. Dass dieser tatsächlich bei diesem ganzen Hin und her mitspielen wird, hätte Becca nicht gedacht, doch hinter Raphaels unterkühlter Fassade steckt wohl doch ein guter Kern.
Ich mag die Bücher der Autorin Kyra Groh und habe mich sehr gefreut, als ich Fake Dates and Fireworks entdeckt habe.
Von der ersten Seite an war ich hier mitten in der Geschichte, was unter anderem auch an dem absolut lockeren und humorvollen Schreibstil der Autorin liegt. Ich habe häufiger laut lachen müssen, weil ich mir so manche Situation wirklich bildlich vorstellen konnte.
Wir begleiten Becca in der Gegenwart, bekommen aber auch immer wieder Rückblicke auf die Vergangenheit, beginnend mit dem ersten Zusammentreffen mit Nils vor zehn Jahren. Das Becca dieses Spiel mitspielt, sich alle Jahre wieder mit Nils zu Silvester zu treffen und immer im Bett zu landen, zeigt, wie unbedarft sie ist. Finden auch ihr Bruder und die damals beste Freundin. So nähern wir uns Jahr für Jahr der Gegenwart.
Insgesamt lebt dieses Buch von Situationskomik, Selbstironie und einer liebenswerten Protagonistin. Diese bringt dann auch einen gewissen Tiefgang in die Story, denn sie wächst hier deutlich an ihren Herausforderungen.
Ich-Erzählerin und Protagonistin Becca ist toll, voll lieb, ein bisschen naiv und einfach nett. Vom ersten Moment an fühlte ich mit ihr mit verbunden. Sie ist tollpatschig und irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass ihr Selbstbewusstsein nicht das größte ist. Ein kleines bisschen ist Becca also wie ich. Das ich schon beim ersten Zusammentreffen mit Raphael den Fortgang der Geschichte ahnte, empfand ich nicht als schlimm, denn diese Geschichte liest sich einfach nur so toll. Raphael scheint auf den ersten Blick ein Großkotz zu sein, aber dahinter verbirgt sich doch viel mehr. Nils fand ich vom ersten Moment sehr unsympathisch und so lenkte uns Kyra Groh auch gleich von Beginn an in die passende Richtung.
Mein Fazit: Wer ein Buch für humorvolle Unterhaltung mit ganz viel Herz sucht, ist hier genau richtig. Ich habe Tränen gelacht und mich einfach richtig wohlgefühlt. Eine sympathische Protagonistin, ein sehr charmanter Loveinterest, ganz viel Selbstironie und Herz lassen einen nur so durch die Seiten ziehen. Perfekt für einen gemütlichen Lesenachmittag auf dem Sofa (und mal ganz ehrlich, die ein oder andere Situation Beccas dürfte uns Frauen absolut bekannt sein ;)).

Bewertung vom 22.12.2024
Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3
Sten, Viveca

Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3


sehr gut

In einem Luxushotel im Bergdorf Are wird Charlotte Wretlind ermordet aufgefunden. Der Mord war äußerst brutal und es schien, als hätte der Täter seine ganze Wut an die Immobilienentwicklerin aus Stockholm ausgelassen. Ausgerechnet am Abend vor der Tat geriet Wretlind noch mit dem Concierge des Hotels aneinander und es wurde laut zwischen ihnen. Aber auch sonst galt die energische Frau nicht unbedingt als beliebt bei jedermann. Hanna Ahlander und Daniel Lindskog beginnen zu ermitteln und ihre Spuren führen zu einem längst verlassenen Berghotel, das Wretlind noch aus ihrer Kindheit kannte und das sie abreißen und neu aufbauen wollte. Das wiederum fanden die Bewohner des Ortes nicht wirklich gut. Ein weiteres Motiv?
Mit Blutbuße erschien der bereits dritte Band rund um die Ermittlerin Hanna Ahlander. Das Cover passt wunderbar zu seinen Vorgängern und hat dadurch auch schon einen hohen Erkennungswert. Der Fall an für sich beginnt vom ersten Moment an sehr spannend, als Leser dürfen wir noch einen kurzen Blick auf das Mordopfer werfen und bekommen dadurch auch einen sehr guten Eindruck über den Charakter der Dame. Das Geschehen entwickelt sich immer schneller und Dank der, teilweise, sehr kurzen Kapitel fliegt man nur so durch die Seiten. Den richtigen Täter hatte ich zwar schon recht schnell im Visier, war mir aber nie zu hundert Prozent sicher, was mir ebenfalls gefallen hat.
Der Schreibstil ist sehr knackig, hier scheint kein Wort zu viel und man hat trotzdem ein lebhaftes Kopfkino.
Die Perspektive wechselt nahezu kapitelweise, wir begleiten Ermittler, Täter, Opfer, Hotelangestellte und bekommen auch noch einen Rückblick zwischendurch ins Jahr 1973, in dem das erste Opfer gemeinsam mit ihrer Familie im besagten Berghotel Urlaub machte. Auf den ersten Blick scheint all das nicht zueinander zu gehören, doch Autorin Viveca Sten behält all die roten Fäden fest in der Hand und verknüpft sie letzten Endes ganz geschickt, so dass sie ein logisches Gesamtbild ergeben.
Ermittlerin Hanna Ahlander ist die Protagonistin dieses Kriminalromans. Trotzdem steht sie nicht alleine im Rampenlicht, denn einige weitere Charaktere werden ebenfalls durchleuchtet. Ahlander finde ich sehr sympathisch, als Leser hatte ich den Eindruck, sie ist ein sehr ruhiger Mensch und auch sehr einsam. Als Ermittlerin besitzt sie ganz viel Intuition, was sie sehr greifbar macht.
Ihr Kollege Daniel Skogland, zu dem sich Ahlander hingezogen fühlt, der aber Frau und Kind hat, ist das Gegenteil von Hanna, sehr impulsiv und oft aus dem Bauch heraus handelt, was ihn häufiger mal in schwierige Situationen bringt.
Aber auch viele Nebencharaktere werden durch einzelne Kapitel mit in den Vordergrund gerückt, wie z. B. Daniels Lebensgefährtin, die sich ebenfalls einsam, aber auf eine andere Art, fühlt. Ihre Perspektive kann ich noch nicht ganz zuordnen, habe aber den Eindruck, dass wir da ebenfalls noch mehr erfahren werden.
Mein Fazit: Blutbuße ist ein spannender dritter Band einer skandinavischen Krimireihe, die eindringlich und intensiv erzählt wird. Wer die beiden Vorgänger bereits mochte, wird auch hier auf seine Kosten kommen. Für Seiteneinsteiger gibt es auch keine großen Verständnisprobleme, so dass man die Bücher auch unabhängig voneinander lesen kann. Atmosphärisch, kalt, eindringlich, lesenswert.