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Benutzername: 
Waterlilly
Wohnort: 
Bayern

Bewertungen

Insgesamt 94 Bewertungen
Bewertung vom 04.11.2023
Skogen Dynasty / Crumbling Hearts Bd.1
Wahl, Carolin

Skogen Dynasty / Crumbling Hearts Bd.1


sehr gut

„Skogen Dynasty“ habe ich als Hörbuch gehört. Die männliche Rolle wird von Julian Tennstedt gelesen, der mir schon von anderen Hörbüchern bekannt ist und dessen Stimme ich als sehr angenehm empfinde. Die weibliche Stimme erschien mir ein wenig schrill und an unpassenden Stellen aggressiv, so dass ich mich erst ein wenig warm hören musste.

Von der Geschichte selbst war ich zunächst richtig begeistert. Sanders Familie gehört ein Keksimperium und sein beruflicher Weg ist quasi von Geburt an vorgezeichnet.
Nach einem Skandal begibt er sich unter einem Decknamen auf eine geführte Trekkingtour durch Norwegens Berge.
Das erste Aufeinandertreffen von Sander und der Bergführerin Norah fand ich richtig witzig. Sie hat keine Ahnung wer er ist. Vorurteile und Missverständnisse führen zu lustigen Dialogen.
Carolin Wahl beschreibt Norwegens Natur sehr anschaulich und ansprechend. Man bekommt Lust, selbst auch auf Trekkingtour zu gehen.
Sanders gebuchte Tour gestaltet sich als ereignisreich, da es immer wieder zu unvorhergesehenen Vorfällen kommt.
Der humorige Unterton vom Beginn des Buches ging leider ziemlich schnell verloren und die Handlung fokussiert auf ernsteren Themen.
Norah ging mir mit der Zeit immer mehr auf die Nerven. Sie projiziert all ihre Ängste auf Sander. Dabei verhält sie sich teilweise ziemlich übertrieben und an manchen Stellen richtig gemein und rücksichtslos, was der arme Sander überhaupt nicht verdient hat.
Ihre Einsicht kam in meinen Augen zu spät. Wäre ich Sander könnte ich ihr nicht verzeihen. Sander ist ziemlich treudoof charakterisiert und nimmt jede Verletzung, sei es von Norah oder seinem Großvater, mit unnatürlich viel Verständnis hin.
Eigentlich ist Sander der Charakter, der die schlimmeren Dinge durchgemacht hat.
Am Ende ging mir dann alles ein wenig zu schnell und glatt zu Ende.

Insgesamt fand ich „Skogen Dynasty“ trotzdem ganz nett für nebenbei. Den zweiten Band der Trilogie werde ich glaube ich auch hören.

Bewertung vom 29.10.2023
Glutspur / Liv Jensen Bd.1
Engberg, Katrine

Glutspur / Liv Jensen Bd.1


sehr gut

Das Erste was mir bei Katrine Engbergs Krimi „Glutspur“ aufgefallen ist, ist die hochwertige Aufmachung und die Haptik, die dazu einlädt über die abgebildeten Bäume zu streichen. Das Cover vermittelt eine mystische Atmosphäre und passt somit gut zum Herbst. Auch der Klappentext hat mich sehr angesprochen, da ich auch schon einige negative Rezensionen gelesen hatte war ich gespannt, wie mir das Buch gefällt.
Wie man „Glutspur“ empfindet hängt sehr davon ab, was man erwartet. Hier gibt es weder eine atemlose Mörderjagt noch nervenzerreißende Spannung. Für mich war es mehr ein Roman, der durch einen verschachtelten Sachverhalt eher auf eine subtile Art Spannung aufbaut.

Wir haben es hier direkt mit drei Hauptcharakteren zu tun. Liv, die sich gerade als Privatdetektivin selbständig gemacht hat und eigentlich darauf hofft, bald wieder als Polizistin arbeiten zu können. Hannah, die verstehen möchte, warum ihr Bruder sich umgebracht hat und Nima, der verdächtigt wird, seine Exfreundin umgebracht zu haben.
Alle drei haben bis zum Schluss nur eine sehr geringe Schnittmenge, was ich schade fand, denn so las es sich ein wenig wie drei verschiedene Geschichten. Ich hoffe und denke, dass sich die zwischenmenschlichen Beziehungen in den Folgebänden noch intensivieren werden.

Der Hauptanteil des Buches legt den Fokus auf Liv, die den drei Jahre zurückliegenden Mord an einem Journalisten untersucht.
Ab einem gewissen Punkt versteht man als Leser, dass der tote Journalist, die Ex von Nima und der Selbstmord von Daniel zusammenhängen, dass ist aber auch schon das Einzige, wobei man durchblickt. Ansonsten ist „Glutspur“ komplett undurchsichtig. Selbst 40 Seiten vor Schluss hatte ich noch nicht einmal eine Theorie, wer die Morde begangen haben könnte und warum oder was es mit den Rückblicken in die 40er Jahre auf sich hat. Ich rätsle bei Krimis gerne mit aber hier hatte ich irgendwie keine Ideen. Deswegen brachte die Auflösung auf jeden Fall einen Aha-Effekt mit sich.
Auf dem Weg dahin legt die Autorin sehr viele Brotkrumen aus und einige davon entpuppen sich letztendlich als Nichtig, was ich teilweise bedauerlich fand. Zum Beispiel ziehen sich durch das komplette Buch kryptische Nachrichten hindurch, die an einer Wand hinterlassen wurden und die einen sehr bedeutenden Eindruck machen, nur um sich dann am Ende als völlig irrelevant für die Auflösung des Falls herauszustellen.

Der Schreibstil von Katrine Engberg hat mich gut bei der Stange gehalten und die drei Charaktere Liv, Hannah und Nima bringen Potenzial für weitere Bücher mit sich. Die Auflösung war prinzipiell schlüssig auch wenn der Weg dorthin sehr verzweigt und mit einigen Einbahnstraßen war.
Das mystische Cover hatte letztendlich mit der Handlung nicht viel zu tun, da ein Wald keine Rolle spielt.

Ich denke schon, dass ich weitere Bände der Liv Jensen Reihe lesen werde, falls sie in Deutschland rauskommen.

Bewertung vom 22.10.2023
Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1
Skybäck, Frida

Schwarzvogel / Fredrika Storm Bd.1


ausgezeichnet

„Schwarzvogel“ von Frida Skybäck hat vom dtv Verlag eine große Marketingkampagne spendiert bekommen, so dass man zur Zeit kaum an diesem Buch vorbei kommt. Da ich nordische Krimis liebe ist es nicht verwunderlich, dass ich neugierig geworden bin. Direkt vorneweg kann ich sagen, dass ich „Schwarzvogel“ sehr gerne gelesen habe. Man darf jetzt allerdings keinen typischen Krimi mit klarer Täter-Mörder Storyline erwarten. Dieses Buch ist eher ein Familiendrama.

Kommissarin Fredrika kehrt nach einem Zwischenfall in Stockholm in ihr Heimat Lund zurück. Gleich ihr erster Fall hat es in sich. Eine Frau bricht ins Eis ein und stirbt. Warum hat sie die Eisfläche betreten? War sie etwa auf der Flucht? Als Fredrika beginnt Fragen zu stellen, fallen immer wieder Namen von ihren eigenen Familienangehörigen. Auch das spurlose Verschwinden ihrer Mutter vor knapp 30 Jahren rückt in den Fokus.

Mir hat sehr die Komplexität des Falls gefallen. Eine Frau, die in der Gegenwart ums Leben kommt und genauso gut einen Unfall gehabt haben könnte, löst eine Kettenreaktion aus. Plötzlich ist eine Vielzahl von Opfern, Tätern und Verbrechen denkbar – oder auch nicht. All diese Vermutungen könnten sich genauso als grundlos entpuppen. Ich fand die Entwicklung des Falls / der Fälle nicht vorhersehbar und dadurch blieb das Buch immer fesselnd.
Ich konnte Fredrika Zerrissenheit gut nachvollziehen. Sie möchte Antworten, hat aber auch Angst, dabei etwas Schreckliches zu erfahren.
Fredrika ist eine sympathische junge Frau, der interessantere Charakter ist allerdings ihr Partner Henry. Während Fredrika doch recht austauschbar ist, finde ich Henry bei weitem individueller. Optisch wird er als eine Art Sherlock Holmes beschrieben. Man wundert sich, warum er bei der Polizei ist, denn er ist sehr vermögend, liebt Kunst und fine Dining. Seine exzentrische Art scheint eher zu einem verschrobenen Professor zu passen. Er ist umgeben von vielen Geheimnissen, was ihn wirklich interessant macht. Hinzu kommt sein sensibles und einfühlsames Verhalten und man beginnt ein wenig auf eine Romanze zwischen Henry und Fredrika zu hoffen.
Ich fände es super, wenn wir in einem Folgeband tiefer in Henrys Backstory eintauchen würden. Aber auch in Sachen Fredrika gibt es noch ein großes Thema, welches sicherlich einen zweiten Krimi füllen könnte.
Ich werde an dieser Reihe auf jeden Fall dranbleiben.

Bewertung vom 22.10.2023
Geheimnisse / Brynmor University Bd.1
Gaida, Dominik

Geheimnisse / Brynmor University Bd.1


ausgezeichnet

„Brynmor University – Geheimnisse“ habe ich als Hörbuch gehört. Die beiden Sprecher haben angenehme Stimmen, die ich gut auseinander halten konnte.
Der überwiegende Teil der Geschichte wird aus Sicht von Samuel erzählt. Dieser beginnt unter Vorwand ein Studium in Brynmor. In Wahrheit möchte er herausfinden, wieso sein Bruder vor einigen Monaten dort einen schweren Unfall hatte.
Dieses Buch hat mich sehr schnell mitgerissen. Dieses war mein erstes New Adult Buch, welches von einem Mann geschrieben wurde und es gelang Dominik Gaida wirklich gut, Spannung, Liebe und Emotionen zu verweben.
Obwohl die Grundstimmung prinzipiell eher ernst ist, empfand ich „Brynmor University“ als Wohlfühlbuch. Freundschaft nimmt einen großen Aspekt der Geschichte ein. Samuel hat gleich zwei gute Freundinnen, mit denen er seine Sorgen teilen kann und auch der zweite Hauptcharakter – Connor – hat eine beste Freundin, für die er buchstäblich durch dick und dünn geht.
Ich fand es schön, wie die jungen Leute für einander da sind und einander Kraft geben.
Als Connor und Samuel aufeinander treffen, ist es Liebe auf den ersten Blick. Trotzdem wirkt die Romanze nicht überstürzt sondern ist durch die beschriebenen Zweifel und Sorgen sehr realistisch und nachvollziehbar. Samuel wurde von seinem vorherigen Freund auf einen ziemlich fiese Art abserviert und ich fand es süß, wie liebevoll und einfühlsam Connor mit ihm umgeht.
Wie eingangs erwähnt, ist Samuel der Haupterzähler. Kürzere Kapitel aus Sicht von Connor sorgen für eine geheimnisvolle Stimmung, da immer wieder Andeutungen fallen, dass er Informationen über Philips Unfall zurückhält.
Am Ende löst sich alles rund auf sowie weniger tragisch, als man als Leser zwischendurch befürchtet hat.
Ich fand den Roman richtig gut und habe mich keine Sekunde gelangweilt. Ein wenig enttäuscht bin ich, dass die geheime Studentenverbindung Brynmor Dorn eine deutlich kleinere Rolle spielt, als ich vom Klappentext her gedacht hatte, aber vielleicht wird dieses Thema in Band 2 noch einmal aufgegriffen.

Bewertung vom 07.10.2023
Taubenschlag / Teit und Lehmann ermitteln Bd.2
Jürgensen, Dennis

Taubenschlag / Teit und Lehmann ermitteln Bd.2


sehr gut

4,5 Sterne.
Die Idee hinter „Teit und Lehmann“ ermitteln hat mich an die „Grenzfall“ Reihe erinnert und so bin ich neugierig auf den Krimi geworden. Auch hier ermitteln Kommissare aus zwei verschiedenen Ländern. Rudi Lehmann aus Deutschland und Lykke Teit aus Dänemark. Der Fall selbst ist allerdings nicht grenzübergreifend, sondern Lykke wird nach Deutschland ausgeliehen um bei der Auflösung einer besonders verzwickten Mordserie zu helfen. Die Taten sind gleichermaßen brutal als auch kurios. Ältere Menschen werden erschossen und mit toten Tauben im Schoß zurück gelassen.
Der Aufbau und der Plot dieses Krimis haben mir gut gefallen. Einerseits musste ich ein wenig schmunzeln. Wenn ein ausländischer Autor einen Krimi schreibt, der in Deutschland spielt, muss es natürlich etwas mit Stasi (alternativ Nazis) sein. Dennis Jürgensen gelingt es allerdings einen vielschichtigen und komplexen Fall zu konzipieren, den ich sehr originell fand. Bemerkenswert fand ich, dass obwohl der Name des Täters sehr früh bekannt gegeben wurde und auch das Motiv spätestens 100 Seiten vor Ende aufgedeckt ist, die Spannungskurve trotzdem hoch bleibt und sogar noch zunimmt, obwohl man schon so viele Informationen hat. Ich habe richtig mitgefiebert und gehofft, dass der Mörder geschnappt wird, bevor weitere Menschen sterben müssen.

Mit dem Ermittlerduo bin ich sehr schnell vertraut geworden. Lykke ist eine sympathische junge Frau. Bei Rudi hatte ich immer das Bild eines Herrn, der in meiner Stadt bei der Poststelle arbeitet vor Augen, da sie sich vom Typ her so ähnlich sind. Mitfünfziger, die am Fließband Sprüche klopfen und Witze reißen, die im Grunde überhaupt nicht lustig sind. Müsste ich mit so jemandem zusammenarbeiten, würde ich wohl irgendwann anfangen, vor Verzweiflung meinen Kopf an die Wand zu schlagen.
Rudi ist ein guter, zuverlässiger Kerl, aber diese Sprüche nerven schon leicht bis mittelschwer. Aber gerade dieses Nervige macht ihn zu einem Charakter, der im Gedächtnis bleibt.

Mir hat „Taubenschlag“ richtig gut gefallen und ich werde an der Serie auf jeden Fall dran bleiben. Band 1 habe ich noch nachzuholen und dann hoffe ich, dass Dennis Jürgensen noch weitere Teile schreibt.

Bewertung vom 02.10.2023
Nur eine Lüge - Zwei Familien, eine tödliche Verbindung
Stehn, Malin

Nur eine Lüge - Zwei Familien, eine tödliche Verbindung


ausgezeichnet

Normalerweise ist eine Hochzeit ein besonders glücklicher Tag im Leben eines Paares. In Emilys Fall nimmt die Feier ein jähes Ende als eine Leiche gefunden wird.
Als wäre dies nicht schon tragisch genug, entlädt sich jahrelang aufgestaute Wut zwischen den Brauteltern und tief vergrabene Geheimnisse drohen ans Licht zu kommen.

Malin Stehn erzählt ihre Geschichte in sehr kurzen Kapiteln (teilweise nur zwei Seiten) aus der Perspektive von vier Personen: Annika, Mats, Emily und Erik. Zudem spielt die Handlung auf zwei verschiedenen Zeitebenen. In der Gegenwart und acht Jahre früher.
Am Anfang ist es deswegen ein wenig verwirrend, wer mit wem verwandt oder verstritten ist.
Diese Verwirrung empfand ich allerdings nie als störend sondern sie macht gerade den Reiz des Buches aus. Die Autorin baut von Anfang an Spannung auf und kann diese bis zur letzten Seite halten. Mir gefiel besonders das Undurchschaubare. Bis ungefähr zur Mitte wusste man noch nicht einmal, wer überhaupt gestorben ist. Auch das wie und warum kristallisiert sich erst auf den letzten 50 Seiten heraus, bis dahin hatte ich schon mindestens zwei andere verdächtigt und wieder verworfen.
Obwohl am Ende prinzipiell alle Fragen geklärt sind, hätte die Auflösung für meinen Geschmack gerne noch etwas klarer und weniger abrupt sein können.

Alles in allem war „Nur eine Lüge“ eine tolle Spannungslektüre für mich. Es war mein erstes Buch von Malin Stehn und ich muss den Vorgänger „Happy new year“ auf jeden Fall auch bald lesen.

Bewertung vom 25.09.2023
Tief im Schatten / Hanna Ahlander Bd.2
Sten, Viveca

Tief im Schatten / Hanna Ahlander Bd.2


sehr gut

Nachdem „Kalt und still“ von Viveca Sten ein Highlight für mich war, habe ich mich sehr gefreut, dass mit „Tief im Schatten“ nun der zweite Fall für Hanna Ahlander erscheint.
Der Schreibstil der Autorin liest sich auch dieses Mal sehr leicht und angenehm. Durch die sehr kurzen Kapitel fliegt man quasi nur so durch die Seiten.
Ich bin ein absoluter Sommermensch und doch hat es mir die eisige Atmosphäre so nah am Polarkreis wirklich angetan. Die verschneite Landschaft und die klirrende Kälte bieten ein faszinierendes Umfeld. So beschaulich, wie das Örtchen Are auch ist, nur drei Wochen nach dem letzten Verbrechen steht bereits die nächste große Mordermittlung an.
Der ehemalige Sportler Johann Andersson wird ermordet aufgefunden. Jeder beschreibt ihn als sonnigen, hilfsbereiten Typen, wer könnte also Hass auf ihn gehabt haben?
Für die Polizei eine schwierige Frage, für den Leser leider nicht. Bevor ich überhaupt 50 Seiten gelesen hatte, war mir sehr vieles in diesem Buch klar wie Kloßbrühe. Eine Vermutung nach der anderen stellte sich als wahr heraus. Lediglich auf den letzten Seiten gibt es doch noch noch einen Twist, aber der Weg dorthin war einfach null Komma null spannend, so dass mich auch diese Überraschung nicht schocken konnten.
Wie bereits eingangs erwähnt, hat der Krimi wirklich viele Dinge die mir sehr gefallen. Auch Hanna ist eine super sympathische Ermittlerin, die ihr Herz auf dem rechten Fleck trägt und ehrlich um die Menschen besorgt ist. Sie gibt ein tolles Team mit Daniel ab. Die nervigste Person des Buches ist auf jeden Fall Ina, Daniels Freundin, die sich völlig kindisch benimmt und nicht versteht, dass man während einer Mordermittlung auch einmal Überstunden machen muss.
Auch den Handlungsstrang um Rebecka fand ich durchaus faszinierend, da ich Geschichten über Sekten immer interessant finde.
Ich habe „Tief im Schatten“ wirklich gerne gelesen aber für einen Kriminalroman hat mir definitiv die Spannung gefehlt. Für mich war es eher ein Familiendrama als ein Krimi.

Bewertung vom 16.09.2023
Wellenkinder
Bahrow, Liv Marie

Wellenkinder


gut

Ich bin ein großer Fan historischer Romane und „Wellenkinder“ hatte von der Inhaltsangabe her großes Potenzial ein Buch nach meinem Geschmack zu sein. Ich bin sehr gut in die Geschichte hineingekommen und war am Anfang ziemlich begeistert und ergriffen von der Handlung.

Erzählt wird aus der Perspektive von drei verschiedenen Charakteren.
Nach Ende des zweiten Weltkriegs findet Margit mit ihrer Familie ein neues zu Hause in Ostdeutschland. Im zweiten Erzählstrang geht es um Oda, deren Flucht in den Westen missglückt und die deswegen im Gefängnis landet.
In der Gegenwart muss sich Jan nach Jahren ohne Kontakt um seinen im Sterben liegenden Vater kümmern. Ein Besuch, der eigentlich nur einen Tag dauern sollte, bringt schockierende Enthüllungen mit sich.

Sehr gut gefallen haben mir die Kapitel aus Odas Sicht. Die Ungerechtigkeit und die Willkür die dieser Frau widerfahren sind, haben mich sehr berührt.
Leider wird der überwiegende Teil der Geschichte aus Jans Perspektive erzählt. Leider deswegen, weil die Charaktere in der Gegenwart einfach furchtbar sind. Die Schlimmste von allen ist Gesa, Jans Ehefrau. Eigentlich ist sie nur eine Nebenfigur aber ihre Auftritte schießen jeden Vogel ab. Jan und Gesa leben auf ihr Ansinnen getrennt. Gesa ist eine völlig ich-bezogene narzisstische Person, Ständig macht sie Jan Vorhaltungen, dass er nicht alle Sorgen mit ihr teilt, heult rum, zeigt ihm die kalte Schulter, stellt ihre ach so schlimme Enttäuschung in den Mittelpunkt ohne einen Hauch Verständnis dafür zu haben, dass Jans Welt gerade auf den Kopf gestellt wird und er eine Identitätskrise hat. Jan verhält sich seiner Frau gegenüber völlig unterwürfig und ich konnte über diese toxische Beziehung nur immer wieder den Kopf schütteln.
Allerdings hielt sich mein Mitleid mit Jan trotzdem in Grenzen, denn auch er ist ein ziemlich unangenehmer Zeitgenosse. Als er seine leibliche Mutter trifft, tritt er dermaßen gehässig und verletzend auf, dass mein Herz für diese Frau geblutet hat.
Er scheint auch keinerlei Interesse an Geschichte zu haben, denn der Gedanke, dass in der DDR nicht nur Schwerverbrecher im Gefängnis saßen ist für ihn völlig abwegig.
Generell nimmt er es mit Respekt gegenüber anderen Menschen nicht so genau. Trotz dem zerrüttetem Verhältnis zu seinem (Adoptiv-)vater fand ich es völlig unmöglich, wie er immer von seinem „alten Vater“gesprochen hat, um seine Geringschätzung jedes Mal aufs Neue zu untermauern.

Die Charaktere in diesem Buch tragen alle sehr viel Wut in sich, die sie zentriert auf eine einzelne Person entladen, die überhaupt nichts für den jeweiligen Umstand kann.
Ronald ist wütend auf seine Frau Margit und deren enge Verbindung zu Horst, deswegen schneidet er seinen Sohn Jan. Gesa ist mit ihrem Leben unzufrieden und macht deswegen Jan die Hölle heiß. Und Jan ist wütend auf seine Adoptiveltern und verletzt deswegen Oda.
Und weil drei unleidliche Personen noch nicht genug sind, gibt es noch Jans Sohn Connie. Stellt euch alle nervigen Eigenschaften eines Kindergartenkindes vor und multipliziert diese mit 10 – dann habt ihr Connie. Der Junge bringt der Geschichte prinzipiell keinen Mehrwert, außer dem Leser den Verstand zu rauben. Eigentlich ist es aber auch kein Wunder, dass er ständig überdreht und aufmüpfig ist, wenn er ständig mit Süßigkeiten und Pizza vollgestopft wird.
All diese Leute, die ich mehr als anstrengend fand und deren rücksichtslose Art, mit anderen Menschen umzugehen, haben die Geschichte leider für mich kaputt gemacht.
Die Grundidee fand ich gut, der Schreibstil war manchmal etwas zu blumig um natürlich zu sein, aber dennoch gut zu lesen, nur verbreitet das Buch leider eine sehr negative, aggressive Stimmung.
Das tragische Ende und den Auslöser für das Geschehene habe ich bereits im letzten Viertel des Romans vorhergesehen und es konnte mich deswegen nicht überraschen. Der Schluss hätte gerne etwas kürzer und weniger melodramatisch sein können.

Bewertung vom 16.09.2023
Seaside Hideaway - Unsafe (MP3-Download)
Lastella, Leonie

Seaside Hideaway - Unsafe (MP3-Download)


sehr gut

„Unsafe“ von Leonie Lastella habe ich als Hörbuch gehört. Über diese Entscheidung bin ich froh, denn hätte ich das Buch selbst gelesen, hätte ich vermutlich einen Stern weniger vergeben, da es bei Weitem weniger spannend ist, als ich es vom Klappentext her erwartet hätte und stellenweise nicht wirklich viel passiert. Von der Hörversion fühlte ich mich prinzipiell gut unterhalten, da ich es neben der Hausarbeit gehört habe und die Handlung leicht zu verfolgen war.

„Unsafe“ ist vor allem eine Liebesgeschichte. Nevah zieht mit ihrer Familie in eine Kleinstadt und verliebt sich in ihren Nachbar Jackson. Während sie ihn am Anfang noch für einen Hallodri hält, stellt sie bald fest, dass er ein sehr tiefgründiger Mensch ist, der bereits einiges durchgemacht hat. Trotz großer Emotionen steht die Beziehung unter keinem guten Stern, denn Nevah und ihre Familie sind im Zeugenschutzprogramm und sie muss ihre wahre Identität geheim halten.

Gleich im Prolog erfährt man, dass die Familie neu anfangen muss, aber es bleibt alles sehr schwammig. Irgendwas ist passiert mit einem gefährlichen Typen, aber was genau – keine Ahnung. Erst auf den allerletzten Seiten erfährt man mehr Details. Bis dahin verliert sich die Autorin immer wieder in den selben wagen Andeutungen. Es gibt keine Weiterentwicklung. Nevah sieht mehrmals eine verdächtige Person, was spätestens ab der dritten Begegnung langweilig wird, da sie niemandem davon erzählt und außer den Sichtungen nichts passiert.
Wollte die Autorin eine Art Krimi schreiben, aber ihr ist dann doch nichts dazu eingefallen oder geht es mit dem Suspense Teil erst in der Fortsetzung richtig los?
Obwohl ich mir also unter der Geschichte etwas anderes vorgestellt hatte, konnte mich die gutgeschriebene Liebesgeschichte überzeugen. Jackson mochte ich sehr gerne. Er ist ein ernsthafter junger Mann mit klaren Prinzipien. Er hilft gerne anderen Menschen, ist aber auch einsam, da er nur schwer Vertrauen aufbauen kann. Er war mein Lieblingscharakter.
Auch die ländliche Atmosphäre mit Farmleben und netten Cafés hat mir gut gefallen. Für Nevah und Jackson habe ich meine Daumen gedrückt, da ich finde, dass sie eine Bereicherung für einander sind.
Schon im Oktober erscheint eine Fortsetzung, die ich mir auch anhören werde. Nächstes Mal geht es um Miller und die Farmerin Blake. Zwischen den beiden flogen schon in „Unsafe“ die Fetzen und ihre Wortgefechte brachten mich zum lachen.

Bewertung vom 03.09.2023
One Second to Love / Breaking Waves Bd.1
Moninger, Kristina

One Second to Love / Breaking Waves Bd.1


sehr gut

Als ich die neue vierteilige Reihe von Kristina Moninger in der Verlagsvorschau gesehen habe und das Genre als New Adult Suspense bezeichnet wurde, war meine Reaktion: „Gib her, ich will es lesen“. Ich kannte die Autorin vorher nicht und ihr Schreibstil hat mir sehr zugesagt. Man ist von Anfang an Mitten dabei und ich konnte mir das Küstenstädtchen, die Wellen und den Geruch nach Meer sehr gut vorstellen.

Die Geschichte spielt abwechselnd in der Gegenwart und 10 bis 15 Jahre zuvor. Avery, Isabella, Odina und Josie lernen sich als Teenager bei einem Surfkurs kennen. Fortan verbringen sie jeden Sommer zusammen, bis zu einem verhängnisvollen Tag, als Josie spurlos verschwindet.
10 Jahre später ist Avery gefeierte Leadsängerin einer Band. Sie steckt mitten in einer Schaffenskrise und kehrt zurück an den Ort, an dem sie als Jugendliche so viele schöne Stunden verbracht hat. Doch die Erinnerungen an Josie und das schwierige Verhältnis zu ihrem Bandkollegen Jake belasten sie Tag für Tag.

Es ist sehr geschickt von der Autorin, dass sich der Fall Josie durch alle vier Bände ziehen wird, denn so muss ich die Reihe auf jeden Fall weiterlesen. Ich will unbedingt wissen, was mit ihr geschehen ist, was erstaunlich ist, denn ich mag sie überhaupt nicht. Josie war schon sehr früh als Schauspielerin erfolgreich. Als wir sie kennenlernen, ist sie trotz ihres jungen Alters bereits ein Wrack. Sie raucht, nimmt Drogen und verbringt jeden Sommer in einer Rehaklinik. Eigentlich müsste man Mitleid mit ihr haben, aber sie ist ein egoistischer Mensch, der die Gefühle anderer mit Füßen tritt und nie um eine Provokation verlegen ist. Es fällt schwer, etwas liebenswertes an ihr zu finden. Das Interessanteste an ihr ist ihr spurloses Verschwinden. Ist sie einfach untergetaucht oder Opfer eines Gewaltverbrechens geworden?

Leider ist Josie nicht die einzige unsympathische Person in diesem Buch. Auch mit Avery hatte ich meine Probleme. Schon seit der Schulzeit liebt Avery Jake und Jake liebt Avery. Eigentlich also alles super, wäre da nicht Avery mit ihrem künstlichen Drama, die diese Beziehung über Jahre torpediert und sich in Ausflüchte hineinsteigert. Mir hat Jake leid getan. Ja, er ist ein Hallodri, hat Alkoholprobleme etc. Jedoch hat Avery durch ihre mangelnde Kommunikation und Ablehnung ein großes Stück zu seinem Absturz beigetragen. Ich fand die Beziehung zwischen den beiden und die gegenseitige Besessenheit von einander über so viele Jahre ungesund, weswegen mir die Liebesgeschichte nicht so zugesagt hat. Jake läuft wie ein Hündchen hinter Avery her und drängt ihr seine Anwesenheit auf, was ich unangenehm zu beobachten fand.

Von den fünf Freundinnen sind Isabella und Lee bis jetzt noch recht blass bzw. noch nicht groß vorgekommen. Dafür wurde Odina als wirklich sympathischer Charakter vorgestellt und ich freue mich schon auf Band 3, wenn sie im Fokus steht, bin aber auch gespannt darauf, die anderen beiden Mädels kennenzulernen.

Abschließend muss ich unbedingt noch erwähnen, dass die „Breaking Waves“ Reihe optisch ein absolutes Highlight ist. Alle vier Bände ergeben zusammen ein komplettes Bild und die Farbgestaltung ist auch sehr hübsch und ansprechend.