Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
MaWiOr
Wohnort: 
Halle

Bewertungen

Insgesamt 3488 Bewertungen
Bewertung vom 01.06.2024
Feuerprobe / Commissario Brunetti Bd.33
Leon, Donna

Feuerprobe / Commissario Brunetti Bd.33


ausgezeichnet

Der neue Roman „Feuerprobe“ von Donna Leon ist der dreiunddreißigster Fall für Commissario Brunetti. Es ist jedoch kein üblicher Krimi, in dem Brunetti nach seinen Ermittlungen alle Puzzleteile zusammenfügt, um den Fall am Ende zu lösen. Alles beginnt mit einer Mutprobe zwischen zwei Kinder-Gangs, die mitten in der Nacht aneinandergeraten und anschließend auf der Polizeistation landen.

Diese Prügeleien sind eigentlich kein Fall für Brunetti, der nur verwundert ist, dass der Vorfall auf dem Markusplatz nur beiläufig in der Zeitung erwähnt wird, wo man ansonsten jede noch so kleine Straftat aufplustert. Was könnte dahinter stecken? Während Commissario Griffoni versucht, herauszubekommen, wie ein Teenager in die Bande geraten ist, nutzt Brunetti seine eigenen Verbindungen. Als sie gemeinsam das Umfeld eines Jungen beleuchten und sie weit in die Vergangenheit zurückgehen, zeichnet sich schließlich ein etwaiges Motiv ab. Was führt Dario Monforte − ein ehemaliger Carabinieri, der im Irakkrieg 2003 bei einem Explosionsattentat auf einen italienischen Stützpunkt zwei Kameraden vor dem Feuertod rettete und sich dabei selbst lebensgefährliche Brandverletzungen zuzog − im Schilde? Wovon und von welchen Geschäften lebt dieser allei-nerziehende Vater, der zwar ehrenvoll als „Held“ aus dem Dienst ausschied, seit 20 Jahren? Brunettis Nachforschungen zerlegen nach und nach das Heldenimage. Dazu kommen Dinge ans Tageslicht, die jahrelang im Dunkeln behütet wurden.

Neben dem Kriminalfall beschreibt Donna Leon auch die Veränderungen in der italienischen Gesellschaft und der Lagunenstadt.

Bewertung vom 31.05.2024
Knife
Rushdie, Salman

Knife


ausgezeichnet

In seinem neuen Buch „Knife“ thematisierte der indisch-britische Schriftsteller Salman Rushdie das Attentat eines Fanatikers auf ihn und die daraus entstandenen Folgen. Am 12. August 2022 wurde er während einer Lesung auf offener Bühne mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt. Mehr als dreißig Jahre nachdem das iranische Regime wegen seines Romans „Die satanischen Verse" eine Fatwa gegen ihn ausgesprochen hatte, holte ihn die Bedrohung ein.

Rushdie wurde lebensgefährlich verletzt. In dem Roman (oder politischem Essay) verarbeitete diese Erfahrungen und Erinnerungen: die Stunden vor dem Attentat, die Minuten, als der Attentäter überwältigt wurde und Rushdie blutüberströmt am Boden lag, die Tage danach, als die Ärzte um sein Leben rangen. Die folgenden Monate sind eine einzige körperliche Tortur, die der 75-Jährige mit enormer Willenskraft überstand. Rushdie beschreibt das Geschehen und die Rückkehr ins Leben nicht chronologisch und gradlinig sondern lässt seine Gedanken immer wieder abschweifen in seine Kindheit und Jugend, an seine Ehefrau. Aber gleichzeitig versucht er, die Psyche des jungen Islamisten zu erkunden und so widmet er dem Attentäter ein ganzes Kapitel.

Im Hörverlag ist eine vollständige Lesung (Spieldauer über 8 Std.) des persönlichsten Buches von Salman Rushdie erschienen. Dem bekannten Schauspieler und Sprecher Felix von Manteuffel gelingt es dabei, mit seiner ernsten und etwas rauchigen Stimme Rushdies Geschichte und Schicksal dringlich und nachdenklich hörbar zu machen.

Bewertung vom 30.05.2024
Der Wind kennt meinen Namen
Allende, Isabel

Der Wind kennt meinen Namen


ausgezeichnet

In ihrem neuen Roman „Der Wind kennt meinen Namen“ verknüpft die chilenisch-US-amerikanische Schriftstellerin und Journalistin Isabel Allende die Schicksale von Kindern, die im 20. Jahrhundert flüchten müssen. Da ist der sechsjährige Junge Samuel Adler, der am eigenen Leib erfährt, wie seine jüdische Familie in der Kristallnacht in Wien alles verliert. Seine Mutter organisiert zwar einen Platz in einem Kindertransport nach England, doch der jüdische Junge wird seine Eltern nie wieder sehen.

In einem zweiten Strang der Romanhandlung flieht die siebenjährige Anita Diaz 2019 mit ihrer Mutter aus El Salvador in die Vereinigten Staaten und wird dabei von ihr getrennt. Wie soll sie zu ihr zurückfinden?

Der Roman beruht teilweise auf wahren Geschichten und verwebt die Flucht- und Migrationsgeschichten verschiedener Menschen an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten miteinander. Mit der kindlichen Erzählperspektive gelingt es Allende, diese Geschichten authentisch zu erzählen. Der Hörverlag hat eine ungekürzte Lesung des Romans (Spieldauer ca. 9 Std.) vorgelegt. Den beiden bekannten Sprecherinnen Eva Mattes und Laura Maire gelingt es, die tief bewegenden Geschichten spannungsvoll und nachdenklich hörbar zu machen.

Bewertung vom 30.05.2024
Ja, es ist ein Zauberort
Kerr, Alfred

Ja, es ist ein Zauberort


ausgezeichnet

Der deutsche Schriftsteller Alfred Kerr (1867-1948) war als Literatur- und Theaterkritiker gefürchtet. Er fühlte sich besessen von „dem Drang, Stellung zu nehmen“, damit war er so etwas wie der Marcel Reich-Ranicki der Kaiserzeit und Weimarer Republik. Kerr war aber auch gern auf Reisen. Unablässig erfreute er sich an allem Schönen und hielt das Erlebte in seinen Reisenotizen fest. Vor allem Italien begeisterte ihn.

Die Aufbau-Neuerscheinung versammelt seine drei Reisenotizen „Venezianisch“, „Hesperisch“ und „Eine Insel heißt Korsika …“, die Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden. Seine Aufzeichnungen sind jedoch kein durchgehender Text, vielmehr sind es Notizen, in denen er Eindrücke, Beobachtungen und viel Zeit- und Lokalkolorit festgehalten hat. Mitunter durch einige Verse ergänzt. Die Reisenotizen verraten eine tiefe langjährige Liebe zum Mittelmeerraum, zu einzelnen italienischen Städten wie Venedig („Wunderstadt, verfallene; mit nächtlicher Schönheit am Meer; Hochzeit von Schwermut und Anmut“), Roma, Padua oder Messina („Glockenläuten, ein seltsam alter Dom mit schönen Heiligen darin.“). Es sind keine touristischen Beschreibungen, sondern meist kurze, fast poetische Texte voller Impressionen, Szenen und Bildern, die Atmosphäre und Klang ausstrahlen … und auch die Weltsicht des Schriftstellers verraten. Fazit: Eine sehr phantasievolle Lektüre.

Bewertung vom 30.05.2024
Kidstory
Weiss Gabbay, Tamar

Kidstory


ausgezeichnet

Den Kids die komplexe Welt und die Weltgeschichte zu erklären, ist nicht immer einfach. Hier kommt ein Sachbuch, das umfassend und dabei kindgerecht die Menschheitsgeschichte von der Steinzeit bis in unsere Gegenwart anschaulich macht.

Die erzählenden Hauptpersonen in den einzelnen Geschichtsepochen werden immer von Kids dargestellt. So berichtet ein Mädchen (noch ohne Namen) von den Anfängen der Menschheit in Afrika oder die kleine Melg von der ersten Landwirtschaft vor 10.000 Jahren in der Türkei. Alle Epochen und Kontinente finden Berücksichtigung – vom Alten Rom über das Byzantinische Reich, das europäische Mittelalter, das südamerikanische Inka-Reich, die Industrialisierung im 19. Jahrhundert bis zur Mobilität im 20. Jahrhundert. Abschließend gibt es ein Ausblick in die Zukunft. Wie wird wohl ein Kind in fünfzig Jahren aussehen und denken?

Bei allen Geschichten haben die Autorin und die Illustratorin ihre Phantasie benutzt, um zu erzählen, wie der Tag für Kinder vor Jahrtausenden und Jahrhunderten wohl aussah. Da-bei erinnerten sie sich stets, dass sie auch einmal Kinder waren. Damit sollen die Kids angeregt werden, die eigene Kindheit aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Auch hervorragend zum Vorlesen geeignet.

Bewertung vom 30.05.2024
Naturparadies Deutschland - Signature Kalender 2025
Dörr, Cornelia und Ramon;Ackermann Kunstverlag

Naturparadies Deutschland - Signature Kalender 2025


ausgezeichnet

Deutschland zeichnet sich durch eine abwechslungsreiche Landschaft zwischen Nordseeküste und Alpen aus. Das preisgekrönte Fotografen-Ehepaar Cornelia und Ramon Dörr fängt diese landschaftliche Vielfalt immer wieder mit ihren Farbfotos ein, die sich durch Lichtstimmungen und beeindruckende Kompositionen auszeichnen.

Der großformatige Ackermann-Wandkalender 2025 präsentiert wieder zwölf hervorragen-de Beispiele dieser Fotokunst, die ein geübtes Auge für die Natur und den richtigen Zeitpunkt verlangen. Die Monatsbilder zeigen die Landschaften im jahreszeitlichen Reigen. Auf dem Januarblatt ist der 1025 m hohe Schliffkopf im Nationalpark Schwarzwald in eine winterliche Atmosphäre getaucht, während das Februarfoto mit seiner Morgenstimmung an die thüringische Wachsenburg entführt.

Das Märzmotiv fängt eine Narzissenwiese in der Eifel ein. Spektakulär, wie auf dem Maiblatt die Schrammsteine des Elbsandsteingebirges aus dem Nebel des Elbtales ragen. Herbststimmung verbreiten die Aufnahmen von der Heideblüte in der Duhner Heide (August), die Weinberge im Moseltal (Oktober) oder der Sonnenuntergang im Hunsrück (November), ehe dann im Dezember der eisige Winter auf den Kreidefelsen von Rügen festgehalten wird.

Die Papier- und Druckqualität des Kalenders ist hervorragend. Das schwarze Kalendarium (mit kurzen Informationen zum jeweiligen Fotomotiv) lässt die Farbfotografien noch besser zur Geltung bringen. Ein echter Hingucker für das nächste Jahr. Die Monatsblätter mit dem stärkeren Papier können später auch als Poster dienen.

Bewertung vom 30.05.2024
Travel Time - Reise-Plakate Kalender 2025
Ackermann Kunstverlag

Travel Time - Reise-Plakate Kalender 2025


ausgezeichnet

Der „Travel Time“-Wandkalender ist längst ein beliebter Wandkalender, denn mit seinen großformatigen Monatsblättern macht er Lust, auf Reisen zu gehen.

Der 2025-Ausgabe präsentiert wieder zwölf Reiseplakate, die zunächst nostalgisch anmuten, doch das Illustratorenkollektiv der „Anderson Design Group“ aus Nashville hat mit der Kombination von historischen Plakaten in einer modernen Neuinterpretation eine neue Form der Plakatkunst erschaffen, die überzeugt und begeistert. Auf den zwölf Monatsblättern wird für beliebte Reiseziele geworben. Auf dem Januarblatt wird man mitten im Winter gedanklich auf die Karibikinsel Barbados entführt, ehe es dann in die finnische Hauptstadt Helsinki und die archäologische Stätte Petra in der jordanischen Wüste geht. Weitere Reise-Highlights sind die Provence, der Kilimandscharo, Edinburgh oder Auckland in Neuseeland. Auf den meisten Plakaten laden die bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Reiseziele ein: New York (Brooklyn Bridge), Niagara Falls oder Myanmar mit der Königsstadt Bagan.

Fazit: Ein äußerst dekorativer und hochwertiger Wandkalender, der mit seinen farbenfrohen Motiven Reiselust versprüht oder Urlaubserinnerungen wieder lebendig werden lässt. Ganz toll … also Koffer packen!

Bewertung vom 23.05.2024
Die schönsten Geschichten aus dem Alten Testament
Reiner, Matthias

Die schönsten Geschichten aus dem Alten Testament


ausgezeichnet

Der Herausgeber Matthias Reiner hat in der Inselband-Reihe bereits die schönsten Sagen der Antike nacherzählt. Nun „Die schönsten Geschichten aus dem Alten Testament“. Das Alte Testament steckt voller spannender biblischer Geschichten, von Propheten, von tapferen Königinnen und Königen, von grausamen Statthaltern, von einer Sintflut oder von Gesetzestafeln. Viele Geschichten wie von der Arche Noah oder vom Turmbau zu Babel sind selbst Nichtchristen geläufig.

Insgesamt 27 Geschichten hat Reiner ausgewählt und erzählt sie in einem etwas zeitgenössischen Erzählton nach, ohne dass die sprachliche Atmosphäre der biblischen Texte verloren geht. Die Palette der Geschichten reicht von der Entstehung der Welt durch Gott in sechs Tagen über den Garten Eden, den Brudermord von Kain, Jakob und die Himmelsleiter, die Posaunen von Jericho, David und Goliat, Jona und der große Fisch oder Judit und Holofernes bis zu Daniel in der Löwengrube. Die eindrucksvollen und ganzseitigen Illustrationen von Burkhard Neie verleihen dem Band ein unverwechselbares Ambiente.

Fazit: Mit den Nacherzählungen erhält man einen wunderbaren Überblick über das Alte Testament. Dazu ein künstlerisches Schmuckstück.

Bewertung vom 22.05.2024
'Wer Sorgen hat, hat auch Likör'
Busch, Wilhelm

'Wer Sorgen hat, hat auch Likör'


ausgezeichnet

„Also lautet ein Beschluss: Dass der Mensch was lernen muss.“ … „Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt wird, kriegt augenblicklich Junge.“ Wer kennt sie nicht die Sprüche von Wilhelm Busch. Seine Bildgeschichten und Gedichte stecken voller Sinnsprüche und Lebensweisheiten. Sie sind zeitlos und regen zum Nachdenken an. Busch thematisiert hier häufig Probleme des Alltags oder menschliche Schwächen. Auf recht humorvolle Weise vermittelt er, wie man mit Problemen umgehen und sie bewältigen kann.

Für das Insel-Bändchen hat die Herausgeberin Paula Schmid eine wunderbare Auswahl an solchen Zitaten und Sprüchen aus zahlreichen Werken von Wilhelm Busch zusammengestellt, die von Burkhard Neie in Busch-Stil illustriert wurde. Ergänzt wird die Neuerscheinung mit dem Text „Von mir über mich“, in dem Busch über sich selbst sehr persönlich schreibt. Eine Kurzbiografie auf wenig Seiten, in der sich Busch als Sonderling sieht, der „für die Gesellschaft nicht genugsam dressiert ist“. Fazit: ein liebevoll gestaltetes Bändchen, das den Leser*innen viele Sprüche für den Smalltalk an die Hand gibt. Und hier noch ein Spruch, der immer passt: „Das Gute – dieser Satz steht fest – Ist stets das Böse, was man lässt!“

Bewertung vom 14.05.2024
Caspar David Friedrich
Verwiebe, Birgit; Gleis, Ralph

Caspar David Friedrich


ausgezeichnet

2024 steht ganz im Zeichen des Malers Caspar David Friedrich (1774-1840). Zum 250. Geburtstag des Künstlers gibt es zahlreiche Neuerscheinungen und Ausstellungen. Die Alte Nationalgalerie präsentiert in Kooperation mit dem Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin erstmals mit „Unendliche Landschaften“ (19.4.-4.8.2024) eine große Ausstellung zum Werk des bedeutendsten Malers der deutschen Romantik. Die Ausstellung zeigt über 60 Gemälde und über 50 Zeichnungen Friedrichs aus dem In- und Ausland. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Friedrichs Wanderungen an der Küste und im Gebirge, die die Grundlage für sein künstlerisches Schaffen bildeten. Zentrale Bildthemen sind dabei Darstellungen von Küsten und Gebirgen.

Im Prestel Verlag ist der umfangreiche und mit einer üppigen Illustration ausgestattete Katalog zu dieser bemerkenswerten Ausstellung erschienen. Im Essayteil beleuchten renommierte Kunsthistoriker*innen die unterschiedlichen Aspekte im Werk von Friedrich. Zunächst gibt Birgit Verwiebe einen Überblick zur Samm-lungs- und Ausstellungsgeschichte der Nationalgalerie. In „Zeitsprünge“ widmet sich Ralph Gleis der posthumen Rezeption Friedrichs im 19. und 20. Jahrhundert. Johannes Grave zieht eine Bilanz der kunsthistorischen Forschung über den Maler und sein Werk, die oft mit einem Deutungsstreit verbunden war.

Während sich Werner Busch der romantischen Mathematik und ihrer ästhetischen Umsetzung im Werk Friedrichs widmet, beschäftigt sich Anne Marie Pfäfflin mit seinen Zeichnungen im Berliner Kupferstichkabinett. Gerd-Helge Vogel spürt fremde und eigene Wiederholungen in den Werken des Künstlers auf und Kristina Mösl setzt sich mit seiner Maltechnik auseinander. Den Abschluss bilden Leuchtbilder nach Caspar David Friedrich des japanischen Künstlers Hiroyuki Masuyama.

Der umfangreiche Katalogteil, der die Ausstellungswerke in ganz- bzw. doppelseitigen Farbabbildungen zeigt, ist in acht thematische Kapitel unterteilt. Im Anhang findet sich neben ausgewählter Literatur und Kurzbiografien der Autor*innen auch eine Biografie von Caspar David Friedrich. Fazit: der äußerst ansprechende und informative Katalog ist sicher ein Standardwerk zu CD Friedrich und seinem Werk.