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Lisabeth

Bewertungen

Insgesamt 37 Bewertungen
Bewertung vom 09.08.2013
Bodin lacht
Schenk, Sylvie

Bodin lacht


gut

Ach, ich bin auch jetzt noch nach der Beendigung der Lektüre von "Bodin lacht" sehr zwiegespalten. Denn einerseits gefiel mir der Schreibstil der Autorin Sylvie Schenk ausnehmend gut. Die ein oder andere Formulierung habe ich ein paar Mal gelesen, weil sie so schön und irgendwie berührend war. Begeistert haben mich die interessanten und so passenden Kapitelüberschriften mit den ihnen nachgestellten vielfältigen Zitaten und begeistert hat mich der ein oder andere aufgeworfene Gedanke. Aber und dies war und ist mein Hauptkritikpunkt, kaum einen Protagonisten konnte ich Sympathie entgegenbringen, diese doch negative Schilderung des menschlichen Seins und dessen anscheinend unendlichen Abgründen haben mir nicht nur aufs Gemüt geschlagen sondern mich hin und wieder sogar ein wenig aggressiv gemacht. Vielleicht fehlt mir der nötige Intellekt oder vielleicht auch einfach nur Geschmackssache, der meine war es in diesem Punkt leider nicht.

Nun habe ich soviel von meinen Eindrücken geschrieben, doch worum es eigentlich geht, fast vergessen zu erwähnen. Es sei der Klappentext knapp umrissen wiedergegeben: "Die Pianistin Evelyn wird im Schilf des Blausees tot aufgefunden. Hat Martin, der manchmal auch Martina ist und bei Evelyn Klavierstunden nahm, etwas mit ihrem Tod zu tun? Die Polizistin Liliane Hoffmann glaubt das nicht ihr schmieriger Kollege hingegen schon. Auch Martins Mutter Paula ist zunächst natürlich überzeugt von der Unschuld ihres Sohnes als sie aber ihr Whiskyglas beiseite stellt, ist sie nicht mehr so sicher. Sie schickt ihn zu ihrem Exgeliebten Jürgen Bodin zur Psychotherapie, und bald glaubt Martin, in dem verkorksten Therapeuten den Mörder Evelyns zu erkennen."

Abschließend ein wahrlich ungewöhnliches Buch, dass das Potential zur Polarisierung gewiss in sich trägt. Lesen und sich eine eigene Meinung bilden.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.08.2013
Mord im Lichthof
Kimmelmann, Andreas

Mord im Lichthof


ausgezeichnet

In dem Kriminalroman "Mord im Lichthof" von Andreas Kimmelmann lernt der Leser einen Ermittler kennen, der so gar nicht den herkömmlichen Klischees entspricht. Junganwalt Alwin Eichhorn, um hier grob den Klappentext wiederzugeben, ermittelt in einem geheimnisvollen Mordfall an der Münchner Universität, um die Unschuld seines Mandaten, des Hauptverdächtigen, beweisen zu können. Doch je tiefer er sich in den Fall einarbeitet, desto mehr beherrscht ihn das Gefühl, nicht die volle Wahrheit zu erfahren.

Gekonnt, nie langweilig oder gar ermüdend, gelingt es dem Autor einerseits den Alltag bzw. die Arbeitsabläufe des Berufsanfängers Alwin in der Münchner Anwaltskanzlei, die zudem bevölkert ist, von wahrlich interessanten Mitmenschen, die sich durch vielfältige mehr oder weniger liebenswerte Charakterzüge auszeichnen, zu schildern und andererseits konstant die Spannung bezüglich der Ermittlungsarbeiten im Mordfall aufrecht zu erhalten. Immer wieder überrascht er mit unvorhergesehenen Entwicklungen in der Handlung, die aber dennoch glaubwürdig wirken, führt den Leser auf falsche Fährten.

Die Seiten fliegen nur so dahin, dazu trägt gewiss der sehr angenehme Schreibstil Kimmelmanns seinen Teil bei, viel zu schnell erreicht man das Ende des Romans. Doch tröstet der Gedanke, dass eine Fortsetzung mit dem sehr sympathischen Junganwalt Alwin geplant ist.

Eine Leseempfehlung für all jene, die gerne informative und spannende Krimis lesen.

Bewertung vom 06.08.2013
Meine Nachbarin, der Künstler, die Blumen und der Revolutionär
Felder, Martin

Meine Nachbarin, der Künstler, die Blumen und der Revolutionär


ausgezeichnet

Entgegen meiner sonstigen Gewohnheiten, möchte ich ein Zitat an den Beginn dieser Rezension stellen. "Heute hat mich der Gedanke erschreckt, dereinst einfach aus dem Leben zu gehen, ohne auf der Welt irgendetwas abgeschlossen zu haben, schreibe ich dem Künstler auf sein Texttelefon. Außer dein Leben, schreibt er mir zurück und beruhigt mich gehörig." (S. 177) Wer solche Formulierungen und Gedankengänge gerne liest, dem sei der Roman "Meine Nachbarin, der Künstler, die Blumen und der Revolutionär" von Martin Felder wärmstens empfohlen.

Dieser erzählt - auf eine einzigartige und den Leser sofort in den Bahn ziehende Art und Weise- von der Suche des namenlosen Ich-Erzählers nach seiner ehemaligen Nachbarin, mehr oder weniger unterstützt bzw. begleitet von Künstler und Revolutionär.

Hierbei weißt der Roman eine gänzlich ungewöhnliche Gestaltung und Struktur auf. So finden sich auf den 263 Seiten einzelne Sätze, kurze Texte und Überlegungen, die auf den ersten Blick weder miteinander in Beziehung stehen noch die Handlung wirklich vorantreiben und dennoch eine tiefergehende Beschreibung der Protagonisten vermitteln. Sätze die einerseits durch das Spiel mit der Sprache "Jemand fasst mich an, ich erschrecke, ich fasse mich." (S.188) andererseits durch Situationskomik überzeugen. Sätze, die man immer wieder lesen kann und müsste, die in Erinnerung verbleiben und doch bei einer erneuten Lektüre ihre Bedeutung ändern.

Man kann das Buch gewiss chronologisch lesen, man kann aber ebenso eine beliebige Seite aufschlagen und sich an den obskuren und dennoch überzeugenden Ideen des Autors erfreuen. Ein Roman also, dem man immer und immer wieder zur Hand nehmen kann, der stets neue Eindrücke vermittelt. Ja, ich gestehe, ich habe mich ein klitzekleines bisschen in dieses Buch verliebt und würde wirklich gern all meine Mitmenschen zu dessen Lektüre drängen...Gleichwohl ich will meine despotische Ader im Zaum halten und so notiere ich an dieser Stelle lediglich eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 04.08.2013
Schlecht aufgelegt
Stricker, Sven

Schlecht aufgelegt


ausgezeichnet

Schlecht aufgelegt" von Sven Stricker ist nicht nur ein unterhaltsamer Krimi, sondern ebenso, mag dies auch pathetisch klingen, eine kritische aber dennoch humorvolle Reflexion der heutigen Gesellschaftsstrukturen.

Der Leser lernt Paul Uhlenbrock kennen, der seinen Job in einem Berliner Call-Center hasst und Kuli, den neuen, nervigen und anhänglichen Kollegen, den mag er auch nicht. Doch dann werden Kuli und Paul am Telefon unfreiwillig Zeugen eines Verbrechens. Tags darauf ist eine junge Floristin tot, und in Kulis Briefkasten steckt ein Foto: Es zeigt das Opfer mit einem berühmten Berliner Politiker - in eindeutiger Pose. Plötzlich ist Pauls Ehrgeiz geweckt. Er und Kuli beschließen, auf eigene Faust zu ermitteln. Soviel also verrät uns bereits der Klappentext und mehr soll hierzu auch nicht verraten werden...

Die auf den ersten Blick (wohl auch bewusst) sehr stereotyp gezeichneten Protagonisten gewinnen im Laufe des Romans immer mehr an Tiefe und offenbaren zahlreiche liebenswerte und eigensinnige Charaktereigenschaften. Exemplarisch sei auf die innige Liebe Kulis zur Musik verwiesen. Welche besonders für Leser mit eher weniger umfangreichen musikalischen Fachwissen, wie meine Wenigkeit, die Möglichkeit bietet zahlreiche Inspirationen zu gewinnen. Zudem selten habe ich eine solche Vielzahl an interessanten Charakteren kennengelernt, die einem gewiss in Erinnerung bleiben werden, wie der kleine Friedrich und seine Prenzlauer-Berg Mutter, beinahe Misanthrop und Café-Betreiber Henk und und und...

Insbesondere die Beschreibung Berlins brachte mich häufig zum Schmunzeln und mag diese hin und wieder überzeichnet wirken, so wird ein Besuch in der Hauptstadt den Leser eines Besseren belehren und ihm die legendäre Freundlichkeit der Berliner vor Augen führen. Überhaupt der Schreibstil des Autors...wunderbar! Formulierungen, die man so schnell nicht vergisst und ein humorvoller Unterton der nie bemüht aber immer passend und mitreißend ist.

Was bleibt also als eine Leseempfehlung auszusprechen? Demnach: LESEN!

Bewertung vom 03.08.2013
Porridge, Pies and Pistols

Porridge, Pies and Pistols


ausgezeichnet

"Porridge, Pies and Pistols" ist eine von Ingrid Schmitz herausgegebene Krimianthologie mit den thematischen Schwerpunkten, der Titel verrät es bereits, Großbritannien und Kochen. Zwanzig völlig unterschiedliche Kurzgeschichten von zwanzig Autoren nebst passenden dazu gehörigen teilweise sehr skurrilen Rezepten beinhaltet das Buch.

Es liegt wohl in der Natur der Sache, dass sich bei der Lektüre Präferenzen herausbilden, einige Geschichten mehr zusagen als andere. Hier aber ist der Herausgeberin hervorragend gelungen eine Vielzahl differenter Erzählungen zu vereinen, so dass sich wohl für jeden Geschmack etwas finden lässt. Es sei nur auf die inhaltliche Bandbreite verwiesen. So kann der Leser in unterschiedliche Epochen eintauchen, erlebt das Geschehen mal aus der Sicht des Ermittlers ein anderer mal aus der Perspektive des Täters und nicht immer ist es die Einnahme eines Nahrungsmittels, die zum Tode führt. Natürlich bedient die Anthologie lieb gewonnene Klischeevorstellungen über die englische Lebensweise, sei es das Beschreiben des fast schon heiligen "Fünf-Uhr-Tees" oder die in sehr vielen Erzählung zu findende Erwähnung der Queen.

Zwanzig Kurzgeschichten also, die man sehr gut als "Zwischenmahlzeit" genießen kann und die Lust darauf machen, mehr über die Autoren und Autorinnen zu erfahren. Diesem Wunsch kommt die Anthologie insofern nach, als dass sich im "Anhang" ein knapper Lebenslauf eines jeden Autors sowie Hinweise auf weitere schriftstellerische Arbeiten finden lassen.

Demnach eine Empfehlung von mir!

Bewertung vom 01.08.2013
Der Schmerzsammler / Fran Miller Bd.1
Conrath, Martin

Der Schmerzsammler / Fran Miller Bd.1


ausgezeichnet

Der Thriller "Der Schmerzsammler" von Martin Conrath überzeugt nicht nur optisch, durch sein ästhetisch ansprechend gestaltetes Cover sondern, was meines Erachtens umso wichtiger ist, auch inhaltlich.

Von der ersten bis zur letzten Seite ist dem Leser Spannung garantiert und so mag man das Buch kaum aus der Hand legen. Doch worum geht's? Der Klappentext beschreibt es recht passend und sei an dieser Stelle zitiert: "Fran Miller, Profilerin und Sektenbeauftragte des LKA Düsseldorf, geht einem ruhigen Schreibtischjob nach. Doch während der Ermittlungen zu einem satanistisch motivierten Mord gerät sie selbst ins Fadenkreuz eines obsessiven Killers. Er foltert seine Opfer bestialisch, bevor er sie tötet. Fran erkennt sein Motiv: Er sammelt die Schreie seiner Opfer."

Tatsächlich werden zu Beginn des Romans etliche Handlungsstränge präsentiert, zwangsläufig stellt sich die Frage, wie diese wohl miteinander in Bezug stehen könnten. Hier gelingt es dem Autor außerordentlich gut diese zusammenzuführen ohne logische Abstriche machen zu müssen und auf ein fulminantes Finale zulaufen zu lassen.

Protagonisten werden anschaulich dargestellt, ihre persönlichen Hintergründe und daraus resultierenden Handlungsweisen und Ansichten sind verständlich und nachvollziehbar. An dieser Stelle sei auf einen besonderen Kniff des Autors verwiesen, der den "Schmerzsammler" immer wieder selbst zu Wort kommen lässt und den Leser an dessen erschreckenden aber dennoch in sich stimmigen Gedankengängen teilhaben lässt. Gerade diese verleiten zu Spekulationen, wer denn nun der Täter sein könnte und ich gestehe, ich bin immer wieder auf falsche Fährten geführt worden.

Unbedingt zudem erwähnenswert, die hin und wieder, wenn auch dezent durchscheinenden gesellschaftskritischen Anmerkungen des Autors. Abschließend also ein sehr spannender und fesselnder Thriller für den ich zwangsläufig eine Leseempfehlung aussprechen muss.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.07.2013
Brüllbeton
Bührig, Dieter

Brüllbeton


ausgezeichnet

In dem 218 Seiten umfassenden Kriminalroman "Brüllbeton" gelingt es dem Autor Dieter Bührig gekonnt eine Vielzahl von Thematiken sinnstiftend miteinander zu vereinen.

Der Leser begleitet Kommissar Kroll und dessen Assistenten Hopfinger bei ihren Ermittlungsarbeiten im sogenannten "Brüllbeton-Fall", der seinen Anfang damit nimmt, dass die Leiche einer jungen Frau, die wie es sich schnell herausstellt ein Drogenkurier für Dopingkapseln war, bei Sanierungsarbeiten an der Ostseeautobahn unter der Betondecke gefunden wird. Es zeigt sich schnell, dass der Fall weitere Kreise zieht als man zu Beginn angenommen hat.

Beachtenswert vor allen die sehr gut recherchierten und vor allen Dingen vielschichtigen Hintergrundinformationen bezüglich des Dopings im Radfahrsport und, das mag auf den ersten Blick vielleicht überraschen, fügt sich aber exzellent in die Handlung ein, zur (klassischen) Musik. An dieser Stelle würde ich zudem empfehlen während der Lektüre des Buches, die in diesem angesprochen Musikstücke begleitend zu hören. Es lohnt sich.

Abschließend die zweihundert Seiten lassen sich flüssig und gut lesen, der Schreibstil des Autors ist sehr angenehm und behält die ein oder andere Überraschung bereit. Wer demnach einen guten Krimi sucht, dem sei dieser wärmstens empfohlen.