Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
[insomnia]

Bewertungen

Insgesamt 36 Bewertungen
Bewertung vom 22.04.2024
Mit den Jahren
Steenfatt, Janna

Mit den Jahren


gut

was will ich vom Leben?

Janna Steenfatts Roman “Mit den Jahren” verspricht, sowohl mitreißend als auch nachdenklich stimmend zu sein. Für mich war der Schreibstil von Steenfatt definitiv mitreißend. Der Text ist nicht allzu anspruchsvoll, oft sehr direkt und lässt sich leicht lesen.

Die Geschichte dreht sich um die drei Hauptfiguren Eva, Lukas und Jette. Kapitel für Kapitel gewährt uns die Autorin Einblicke in ihre individuellen Gedankenwelten, ihre Sicht auf ihre Lebensrealität und ihre Lebensentwürfe. Als Leser:in sind wir hautnah dabei, wenn diese Charaktere aufeinandertreffen und wir in verschiedene Lebenswelten eintauchen.

Trotz des angenehmen Schreibstils fehlte es mir persönlich an Tiefe. Besonders der Künstler Lukas wurde mir von Seite zu Seite unsympathischer. Obwohl die Einblicke in die jeweiligen Welten interessant sind, stimmten sie mich nicht nachdenklich. Alles blieb eher an der Oberfläche, und das Aufeinandertreffen der Figuren wirkte merklich konstruiert. Schade, denn aus dem Stoff hätte man durchaus noch mehr herausholen können.

Bewertung vom 08.04.2024
Sommerhaus am See
Poissant, David James

Sommerhaus am See


ausgezeichnet

Fesselnd

Der Autor David James Poissant wird von Kritikerinnen und Kritikern vielfach gelobt, und nun konnte ich mich selbst von seinem Können überzeugen. In seinem Buch “Die Familie Starling” entführt er uns an einen malerischen See, wo die Familie Starling jedes Jahr den Sommer verbringt. Die Eltern, Richard und Lisa, teilen das Haus mit ihren Kindern, Michael und Thad, sowie ihren jeweiligen Partnern, Diane und Jake.

Durch die Augen verschiedener Protagonisten tauchen wir in die Tiefen ihrer Geschichten ein. Hinter den Fassaden verbergen sich Schicksale, die zu Beginn nicht voraussehbar waren. Alkohol, Drogen, Affären, Geld und natürlich Liebe – all diese Themen spielen eine Rolle.

Der Schreibstil des Autors hat mich von Anfang an gefesselt. Die Geschichte entfaltet sich auf fesselnde Weise, und ich kann verstehen, warum David James Poissant so hoch gelobt wird. Aus meiner Sicht ist dieses Lob vollkommen gerechtfertigt.

Bewertung vom 28.03.2024
Der Wald
Catton, Eleanor

Der Wald


sehr gut

moderner Öko-Thriller

Das Cover von Der Wald (im Original Birnam Wood) hat mich sofort angesprochen. Die Vorstellung, dass es sich hierbei um einen Thriller rund um eine Guerilla-Gardening-Gruppe handelt, hat mich gleich begeistert.

Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit hat mich der Text rasch in seinen Bann gezogen, und ich fand mich in einem fiktiven Neuseeland wieder. Dort entfaltet sich ein wahrhaft spannender Thriller um die Protagonisten Mira, Tony und die Birnam-Wood-Gruppe. Die Geschichte nimmt im Verlauf des Buches immer mehr an Fahrt auf – eine Entwicklung, die ich nach den ersten Seiten nicht erwartet hätte.

Einzig bei der Diskussion über Intersektionalität innerhalb der Birnam-Wood-Gruppe hat mich die Autorin kurzzeitig verloren. Obwohl das Thema interessant ist und lebhaft die internen Debatten in solch einer Gruppe widerspiegelt, hat es meinen Lesefluss stark gebremst.

Insgesamt handelt es sich um einen fesselnden Thriller, den ich so nicht erwartet hatte. Die gut lesbare Sprache macht das Buch zu einem lohnenswerten Leseerlebnis.

Bewertung vom 11.03.2024
wir sind pioniere
Erdmann, Kaleb

wir sind pioniere


sehr gut

mal was anderes

da sitze ich nun im rezensionsraum und denke nur schreib schreib schreib schreib doch eine rezension im stil des buches das machen sicher einige warum nicht ist doch für dich selbst auch eine art pioniertätigkeit

In dem Buch “Wir sind Pioniere” konnte ich mich viel schneller an den interpunktionslosen Schreibstil gewöhnen, als ich es erwartet hatte. Die Seiten flogen nur so dahin, während ich mich in die Gedankenwelt von Bruckner und Vero vertiefte. Der pionierhafte Stil, der ihre raschen Überlegungen widerspiegelt, treibt die eigentliche Geschichte voran: ein Paar, eine offene Beziehung und eine Schwangerschaft. Dieses Potenzial für eine eindrucksvolle Erzählung wird geschickt genutzt.

Der Autor nimmt uns mit auf eine kurze Reise durch die Geschichte von Bruckner, Vero und Keno. Wir erleben die Herausforderungen einer offenen Beziehung (oder doch einer Dreiecksbeziehung?) und die Spannungen, die die Konstellation mit sich bringt.

Insgesamt war es eine fesselnde Leseerfahrung. Ich würde gerne wissen, wie es mit allen weitergeht. Welche Wendungen werden die Beziehungen nehmen? Wie werden sie mit den neuen Entwicklungen umgehen? “Wir sind Pioniere” ist ein Buch, das ich jedem Leser und jeder Leserin empfehlen kann, die auf der Suche nach einer spannenden neuen Leseerfahrung sind.

Bewertung vom 04.03.2024
Elyssa, Königin von Karthago
Vallejo, Irene

Elyssa, Königin von Karthago


sehr gut

interessante neue Perspektive

Die Geschichte um Aeneas war mir noch aus dem Lateinunterricht bekannt, daher weckte dieses Buch mit seiner Neuerzählung sofort mein Interesse. Die Autorin wählt eine faszinierende Perspektive: Der Ich-Erzähler bzw. die Ich-Erzählerin wechselt von Kapitel zu Kapitel. Als Leser/in taucht man dadurch in die Gedankenwelten von Aeneas, Elyssa, Anna, Eros und sogar Vergil ein. Diese unterschiedlichen Blickwinkel auf die Geschichte sind erfrischend und äußerst interessant.

Besonders nachvollziehbar ist die aufblühende Liebe von Elyssa zu Aeneas, die aus Elyssas Gedanken gut herauszulesen ist. Allerdings empfand ich manche Passagen als etwas langatmig. Dennoch bleibt die Erzählung spannend, vor allem durch die geschickte Einbindung von Vergil und so einen klaren Bezug zu seinem Aeneas-Epos herstellt. Dieser literarische Kniff verleiht dem Buch eine zusätzliche Tiefe und macht es zu einer empfehlenswerten Lektüre für alle, die sich für antike Mythologie und neu interpretierte Klassiker interessieren.

Bewertung vom 20.02.2024
Mutternichts
Vescoli, Christine

Mutternichts


sehr gut

Das Debüt von Christine Vescoli bietet gleich ein schwieriges Thema: die Lebensgeschichte der toten Mutter, die ihr Leben lang über eine gewissen Episode ihres Leben geschwiegen hat. Dieses "Nichts" versucht Vescoli kleiner zu machen und versucht zu entdecken, was hinter diesem Nichts steckt. Gegen Ende des Romans sieht sie auch Parallelen zu ihrem eigenen Leben und dem ihrer Mutter.

Insgesamt ein wirklich guter Roman, stellenweise war er mir persönlich etwas zu wirr und ich wusste nicht über wen und was gerade gesprochen wird. Es benötigt viel Aufmerksamkeit um die Lebensgeschichte der Mutter aus dem Text extrahieren zu können. Auch brachte mich der Text sehr zum Nachdenken über meine eigene Mutter und wieviel ich von ihr weiß. Auch hier sind einige Flecken der Lebensgeschichte ausgegraut.

Wenn man nicht wie ich gleich alles logisch vor sich haben will (wer hat jetzt an welchem Hof gewohnt und ist dann wann mit wem auf einen anderen gezogen? Wer war schon dort, wer ging, wer starb?) und sich einfach auf den Text und die Gedanken von Vescoli einlässt, erlebt eine weite Gedankenwelt rund um die Mutter und dem Nichts. Lesenswert!