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Sikal
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Österreich

Bewertungen

Insgesamt 1155 Bewertungen
Bewertung vom 22.11.2020
American Spy
Wilkinson, Lauren

American Spy


sehr gut

Ein Auftrag, der auf Dauer ihr Leben verändert

Als eines Nachts ein Mann in Marie Mitchells Haus eindringt und sie bedroht, muss sie erkennen, dass man ein Leben als FBI-Agentin nicht einfach an den Nagel hängen kann. Sie reagiert rasch, schnappt ihre Kinder und gefälschte Pässe, um bei ihrer Mutter auf Martinique Unterschlupf zu finden. Immer mit dabei: Angst! Sie beginnt nun einen offenen Brief an ihre 4-jährigen Zwillinge zu schreiben, in dem sie ihre Beweggründe für so manche Handlung erläutert und ihr bisheriges Leben erklärt – sollte sie nicht mehr in der Lage sein, den beiden davon zu erzählen, wenn sie erwachsen sind.

Die Geschichte ist in zwei Handlungssträngen aufgebaut. Einerseits liest man aus den 60er Jahren, von den geringen Chancen einer schwarzen Frau, die doch nur eines möchte – für ihre gute Arbeit beim FBI wahrgenommen zu werden. Doch sie hat schlechte Karten in einem Spiel um Macht und Intrigen zu gewinnen. Zu sehr ist es eine von Männern anführte Domäne, in der sie sich bewegt. Erst spät bekommt sie die Chance bei einer groß angelegten Operation mitzumischen und ahnt nicht, welche Auswirkung diese auf ihr weiteres Leben hat.

Der zweite Handlungsstrang erzählt von der Gegenwart und dem Leben mit den beiden Söhnen. Welche Ängste sie um ihre Kinder hat, ihr schwieriges Verhältnis zu ihrer Mutter und der nachhallenden Trauer um die große Schwester, die einst ihr größtes Vorbild war.

Die Autorin Lauren Wilkinson schreibt mit einer gewissen Ruhe und Gelassenheit, erzählt in Rückblicken über das Leben Maries, ihre Gefühlswelt und ihre Verbindungen innerhalb der Familie. In die Geschichte um Burkina Faso werden die politischen Wirrungen dieses Landes eingebaut. Ebenso finden sich die Schwierigkeiten der jungen Frau mit ihrer Hautfarbe und Herkunft.

Wer sich einen spannungsgeladenen Thriller erwartet, wird enttäuscht sein. Es handelt sich hier um eine Familiengeschichte mit einem Ausflug in die Spionagewelt, der ich trotzdem gerne gefolgt bin. 4 Sterne

Bewertung vom 21.11.2020
Augen, die im Dunkeln leuchten
Rose, Ingo;Sichtermann, Barbara

Augen, die im Dunkeln leuchten


sehr gut

Ein aufregendes Leben

„Ich bin Helena Rubinstein. Geben Sie mir zehn Minuten Ihrer Zeit, und ich mache Sie zehn Jahre jünger.“

Helena Rubinstein (1870 – 1965) gilt als Vorreiterin der modernen Kosmetik. Geboren in ärmlichen Verhältnissen, zieht es sie relativ bald in die große weite Welt. Mit dabei hat sie 12 Cremetiegel als sie in Australien an Land geht und das ist auch der Beginn einer großen Weltkarriere. Nachdem sie anfangs bei ihrem Onkel Unterschlupf findet, will sie bald auf ihren eigenen Beinen stehen und setzt auf Risiko. Doch ihr Ehrgeiz und ihr Eifer in ihrer „Küche“ zu experimentieren bringen sie weiter nach London und dann auch nach Paris.

Wichtige Posten besetzt sie mit Familienmitgliedern, sie holt ihre Schwestern laufend nach und vertraut ihnen die Leitung ihrer Salons an. Sie fordert höchsten Einsatz von allen und fungiert hier als Vorbild. Es zieht sie immer wieder quer über die Kontinente, um ihr Imperium auszubauen und einen Salon schöner als den anderen zu gestalten. Dass sie zur High-Society gehörte, versteht sich von selbst.

Die Autoren Ingo Rose und Barbara Sichtermann haben hier in Romanform eine interessante Biografie geschrieben. Das Buch liest sich flüssig und ich durfte viel Neues erfahren. Auch über den ewigen Konkurrenzkampf mit Elisabeth Arden erfährt man einiges.

Das Privatleben beschränkte sich auf zwei Ehen und zwei Söhne, wobei sie bis zuletzt das Zepter ihres Imperiums in der Hand hatte. Sie „regierte“ in den letzten Jahren vom Bett aus.

Es ist ihr gelungen, den Frauen ein Stück Freiheit zu geben. Freude am Pflegen, Sich-Schönmachen und ein Gestalten des eigenen Lebens. Heute ist vieles für uns selbstverständlich, was sich die Frauen zu dieser Zeit erst erkämpfen mussten. Helena Rubinstein hat hierbei mitgeholfen. 4 Sterne

Bewertung vom 21.11.2020
Das kleine Buch der Weihnachtswunder
Stögmüller, Nina

Das kleine Buch der Weihnachtswunder


sehr gut

Viele kleine Weihnachtswundergeschichten

Die Autorin und Märchenfee Nina Stögmüller lädt uns mit ihren zauberhaften Geschichten in eine Märchenwelt ein.
Man darf in die unterschiedlichsten Märchen eintauchen: Kleine Wunder im Advent, Weihnachtswichtel Edeke, Wunderbare Weihnachtsgeschenke, Fabelhafte Weihnachtswunder, Weihnachten mal ganz anders, Schneewunder, Weihnachtsfriede, Romantische Weihnachtswunder, Zur Krippe her kommet.

Ob man nun Wichtel Edeke begleitet oder der Lebkuchenfee. Ob der Adventkalender der guten Taten beim Lesen verzaubert oder der Haselnusszwerg den Eintritt ins Zwergenland ermöglicht oder auch das Windkind den Schnee bringt. Sehr gerne folgt man diesen Weihnachtsmärchen und genießt den Zauber.

„Wenn wir lernen, die kleinen Wunder des Lebens zu erkennen, dann sind wir auch bereit für die ganz großen!“

In diesem Sinne hoffe ich, dass sich viele von diesem Zauber verführen lassen und vergebe 4 Sterne.

Bewertung vom 21.11.2020
Heimat
Busek, Erhard;Becirovic, Muamer

Heimat


ausgezeichnet

Literarische und philosophische Betrachtungen

Was ist Heimat? Der Ort an dem ich lebe oder wo ich geboren bin? Meine Familie? Wo man mir vertraut und wo ich mich zugehörig fühle? Ist Heimat ein Gefühl oder ein Ort? Gehören Erinnerungen ebenso zum Begriff Heimat wie Kultur?

„Heimat ist Bindung.“ „Wo Bindung ist, ist Verantwortung.“

Oft ist der Begriff negativ besetzt und von nationalistischem Gedankengut durchzogen. Doch die beiden Autoren Erhard Busek und Muamer Bećirović versuchen Antworten auf eine Vielzahl an Fragen zu finden während sie Gedankengängen nachhängen, die unterschiedlicher nicht sein können. Und bei den beiden Autoren treffen Welten aufeinander: Einerseits Erhard Busek als geborener Österreicher, der natürlich einen ganz anderen soziologischen Hintergrund hat wie Muamer Bećirović, dessen Mutter aus Bosnien während der Jugoslawienkriege geflüchtet ist und der in München geboren wurde. Seine Kindheit war von häufigen Umzügen und einer kulturellen Vielfalt durchzogen. Der Begriff Heimat war für ihn lange Zeit kein Thema – bis er sich diesem nun mit diesem Essay stellen musste/durfte.

Interessante Gedankengänge und viel Stoff für Diskussionen und Anregungen zum Nachdenken. Ich wäre den beiden gerne noch länger gefolgt. 5 Sterne

Bewertung vom 20.11.2020
Steinwild am Großglockner
Greßmann, Gunther

Steinwild am Großglockner


ausgezeichnet

Ein symbolträchtiges Tier

Wer schon mal einen Steinbock gesehen hat, weiß wie beeindruckend dies ist. Nachdem der Steinbock lange Zeit vom Aussterben bedroht war, findet man nun in den Alpen wieder an die 50.000 Exemplare. Besonders in der Großglocknerregion trifft man mit hoher Wahrscheinlichkeit auf diese Tiere (und wenn nicht, hat man die Chance im Haus der Steinböcke welche zu begutachten).

Das Buch ist sehr übersichtlich gegliedert und beschreibt anfangs das Symboltier Alpensteinbock. Hier wird der Lebensraum erklärt, ein Steckbrief vorgestellt oder auch über klimatische Einflüsse und Witterung informiert. Interessant, dass der Steinbock Probleme mit Schnee hat – obwohl er im Hochgebirge zu Hause ist. Ebenfalls liest man über den Ablauf eines Steinbockjahres, Forschung und Verhaltensunterschiede. Außerdem wird das neue „Haus der Steinböcke“ in Heiligenblut vorgestellt. Hier kann man interessante Ausstellungen besuchen und vieles über diese Tiere erfahren.

Dieses aufschlussreiche Porträtbuch ist im Verlag Anton Pustet erschienen und sehr ansprechend gestaltet. Die Texte sind in Deutsch und Englisch zu lesen. Viele – zum Teil großformatige – Bilder, Tabellen, Skizzen und auch Karten veranschaulichen das Gelesene.

Auch als Geschenk sicherlich gerne gesehen, noch dazu wo doch Weihnachten vor der Tür steht. Von mir gibt es auf jeden Fall 5 Sterne und eine Empfehlung für Fotofreunde, Naturliebhaber, Tierschützer, und und und …

Bewertung vom 20.11.2020
Mythos Beethoven
Stetter, Moritz

Mythos Beethoven


ausgezeichnet

Keine klassische Biographie

Nicht nur die Corona Pandemie prägt das Jahr 2020, sondern man feiert eigentlich auch den Geburtstag Ludwig van Beethovens – vielleicht sogar mit der „Ode an die Freude“ in der eigenen Wohnung während man den Klängen der Musiker auf den Balkonen lauscht. Natürlich ist so ein Geburtstag eines Musikgenies mit unzähligen Populationen verknüpft.

Diese Graphic Novel aus dem Knesebeck-Verlag finde ich sehr gelungen. Vielleicht gerade deshalb, WEIL es keine durchgängige Biographie Beethovens ist, sondern eine Zusammenfassung einzelner Fragmente aus seinem Leben. Der Autor zeigt uns hier (wie in einer Collage) Episoden über Ruhm und Ehre, aber auch Leid und Einsamkeit. Er versucht die damalige Gesellschaft einzufangen und uns Einblicke in dieses gesellschaftliche Leben aufzuzeigen. Man liest über dieses außergewöhnliche Talent und wie er sein Publikum verzaubert hat. Aber man liest auch über ein Künstlerbild, einen Mythos, der nach seinem Tod noch raumgreifender wurde. Gerechtfertigt oder nicht – das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.

Die Illustrationen Moritz Stetters sind treffsicher und wirken durch eine monochrome Farbgestaltung. Sein schwungvoller Pinselstrich führt uns vom Präludium bis hin zum Postludium während Beethoven vielen Zeitgenossen begegnet, beispielsweise Goethe oder Napoleon.

Besonders hervorheben möchte ich das letzte Kapitel „Ode an die Freude“ – ob im vereinigten Europa oder während der Nazizeit, Beethoven begleitet immer und immer wieder. Eben doch ein Mythos?

Ein sehr gekonnter Ausflug in die Welt der Musik. Gerne vergebe ich hier 5 Sterne für ein Buch, das ich sicherlich immer wieder zur Hand nehmen werde.

Bewertung vom 16.11.2020
Das kleine Buch: Die Geschichte der Original Salzburger Mozartkugel
Berninger, Jakob M.

Das kleine Buch: Die Geschichte der Original Salzburger Mozartkugel


ausgezeichnet

Eine echte Mozartkugel ist etwas Besonderes

Wer schon mal Mozartkugeln probiert hat und dann das Original von Fürst genießen darf, erkennt den Unterschied. Denn die Kombination Pistazien-Marzipan-Nougat-Schokolade wird akribisch zusammengestellt. Und ja – sie schmeckt anders. Spannend finde ich, was im Hause Fürst alles per Hand gemacht wird und wie viel Arbeit eigentlich in einer einzelnen Kugel steckt.

Bereits 1890 wurde die zuckersüße Kugel vom Salzburger Konditor Paul Fürst erfunden. Leider hat er nicht daran gedacht, ein Patent dafür anzumelden und so folgte ein jahrelanger Rechtsstreit für die Nachfolgegenerationen. Doch nun dürfen nur Fürst-Kugeln als „Original Salzburger Mozartkugeln“ verkauft werden. Jede einzelne Mozartkugel wird nach Fertigstellung von Hand in blau-silberne Folie umwickelt. Mit viel Sorgfalt und Liebe zum Detail entstehen diese kleinen Besonderheiten.

Neben einem Rezept für Topfen-Mozart-Knödel, findet man auch noch etwas Statistik in dem Büchlein und die ist nicht zu verachten: 22 Gramm hat eine Kugel und trotz Handarbeit gleicht hier eine Kugel der anderen. 56 Tonnen Nougat für 3,5 Millionen Kugeln im Jahr werden benötigt.

Interessante Einblicke in die beschauliche Welt der Mozartkugeln. Gerne vergebe ich 5 Sterne und freue mich auf den nächsten Salzburg-Trip.

Bewertung vom 14.11.2020
Das kleine Buch: Wintergemüse
Papouschek, Elke

Das kleine Buch: Wintergemüse


ausgezeichnet

Regional und vitaminreich

Wieder gibt es aus dem Servus-Verlag aus der Serie „Das kleine Buch“ eine interessante Entdeckung. Mit frischem Wintergemüse kann man in die graue und düstere Jahreszeit Vitamine und Regionalität bringen. Man muss nicht in die Ferne schweifen und Exoten über zig Kilometer transportieren – erntefrisches Gemüse aus dem eigenen Garten ist die Lösung.

Die Autorin Elke Papouschek zeigt uns hier altes Wissen, das wir schon längst vergessen haben. Blattgemüse, Kohlgemüse, Wurzeln, Knollen, Zwiebelgemüse werden vorgestellt und man erfährt einiges über Standortbestimmung, Frostschutz, Aussaatmonat, über Fruchtfolge und die Auswirkung auf die Gesundheit von Mangold, Rote Rüben & Co.

Ein aufschlussreiches Büchlein, nicht nur für Gemüseliebhaber. Vieles zum Ausprobieren und einem vitaminreichen Winter steht nichts mehr im Weg. 5 Sterne

Bewertung vom 14.11.2020
Mein Weihnachten
Maier, Johanna

Mein Weihnachten


ausgezeichnet

Der Weihnachtsduft zieht ein

Es gibt wieder ein neues Buch von Johanna Maier. Dieses Mal entführt sie uns in die zauberhafte Weihnachtswelt, lässt Kindheitserinnerungen hervorkommen und erzählt uns ihr ganz persönliches Weihnachten.

Das Buch lädt dazu ein, darin zu blättern und in einer Duftmischung zu versinken. Man meint Vanille, Orange, Zimt, Tannen und Kerzen zu riechen. Die Vorfreude auf die Advent- und Weihnachtszeit kommt ganz automatisch.

Johanna Maier erzählt anfangs von Weihnachten in ihrer eigenen Kindheit. Vom „Christkindl wecken“ mit der Oma und von Mettensuppe und den Buchteln nach der Kirche. Sie erzählt vom Basteln und Dekorieren, von Liedern und einer stimmungsvollen Atmosphäre. Dass sie dieses Besondere an Weihnachten ihren Kindern und Enkeln weitergab, versteht sich von selbst. Und man folgt diese Weihnachtsstimmung sehr gerne – backt Lebkuchen, bastelt Strohsterne, genießt den Schnee oder nascht Vanillekipferl. Dazwischen singt man das ein oder andere Lied bevor man am 24. Dezember ein leckeres Weihnachtsmenü zaubert.

Viele Fotos lassen uns an dieser Weihnachtsstimmung teilhaben. Das Buch ist wunderschön gestaltet und ist sicherlich als Geschenk herzlich willkommen. So manche Anregung kann man auch für das eigene, persönliche Weihnachten übernehmen und auch wieder weitergeben – an Kinder, Enkeln, Nichten, Cousins, Freunde, … Gerne vergebe ich 5 Sterne dafür.

Bewertung vom 14.11.2020
Zeit der Wildschweine
Wieland, Kai

Zeit der Wildschweine


gut

Auf der Suche nach der eigenen Identität

Reisejournalist Leon schiebt Verantwortung und Beständigkeit zur Seite, um seinen eigenen Weg zu finden. Dabei werden aber auch seine Wurzeln verdrängt. Als ihm sein Vater einen Wohnungstausch vorschlägt und Leon in Vaters Haus zieht, während dieser die Wohnung Leons nutzt, begegnet er dem Nachbarn Seibold, dem eine besondere Rolle zugedacht ist.

Doch Leon zieht es auch dieses Mal in die Ferne. Als er auf den Fotografen Janko trifft, nimmt er diesen mit – ohne zu ahnen mit welchen Mitteln Janko arbeitet. Es entwickelt sich zwischen den Beiden ein Machtexperiment und als Leon merkt, dass Janko nicht der ist für den er ihn gehalten hat, ist es längst zu spät, um aus der Sache ohne Schaden zu nehmen, herauszukommen.

Der Autor Kai Wieland hat mit seinem zweiten Roman wieder einen Einblick in sein sprachliches Können gegeben. Er führt uns in eine Welt zwischen Realität und Fiktion wo man auch manches Mal den Überblick verliert und als Leser selbst entscheiden darf während man zwischen den beiden Handlungssträngen pendelt.

Die Sprache ist hier das Überzeugendste, denn leider findet sich unter den Charakteren kein Sympathieträger, dem man gerne über die Schulter schaut oder für den man Partei ergreifen möchte. Leon ist zu flatterhaft, zum Teil naiv und dann auch wieder ohne jegliche Empathie. Er verliert sich in seinen Gedankengängen, sieht was er sehen möchte und trägt eine Überforderung zur Schau, die mich nicht für ihn einnimmt.

Irgendwie konnte mich die Geschichte nicht erreichen und so kann ich hier auch nur 3 Sterne vergeben.