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Midnight-Girl
Wohnort: 
NRW

Bewertungen

Insgesamt 853 Bewertungen
Bewertung vom 20.01.2018
Ich wollt, ich wär ein Kaktus / Kaktus-Serie Bd.1
Teichert, Mina

Ich wollt, ich wär ein Kaktus / Kaktus-Serie Bd.1


sehr gut

Lu besitzt eine große Kakteensammlung, spielt Trompete und ist verzweifelt als es ernst wird und ihre Eltern sich endgültig trennen. Gemeinsam mit ihrer Mutter soll sie zu Oma Käthe, und dann auch noch in eine neue Schule. Missmutig beschließt Lu, dass alles viel einfacher wäre, selbst zu einem Kaktus zu mutieren, dann käme einem niemand zu nah und Schmerzen verspürte man auch nicht. Allerdings muss sie feststellen, dass das Leben dann auch einsamer wäre, und eigentlich ist Mamas neuer Freund doch gar nicht so übel und Lil und Julian aus ihrer Klasse könnten echte Freunde werden...

Einerseits ist Lu noch ein Kind, das erst die 6. Klasse besucht, andererseits wird von ihr erwartet sich vernünftig zu verhalten, wenn es um die Trennung ihrer Eltern geht. Dabei sollte klar sein, dass es dabei einiges zu verarbeiten gibt und in diesem Alter noch lange nicht alles verständlich ist was Erwachsene von sich geben. Somit ist der Leser total auf Lus Seite, selbst wenn ihre Aktionen bereits im Vorfeld zum Scheitern verurteilt oder als absolutes Trotzverhalten einzustufen sind. Man wünscht sich jedoch, dass das Geschehen einen Punkt erreichen wird, an dem es ein Entgegenkommen aller Seiten gibt, um die eingefahrene Situation bestmöglich zu entschärfen.

Die Vergleiche zwischen menschlichem Handeln und Kakteen sind gut gelungen. Tatsächlich erscheint es manches Mal sinnvoll die eigene Haut mit Stacheln zu versehen. Doch wie bei allem gilt auch hier das richtige Maß zu finden, und Lu ist gerade dabei auszutesten welches ihres ist. Dabei geraten nicht nur ihre Emotionen in Turbulenzen. Manche Ereignisse sind vorherzusehen, andere wiederum ergeben sich überraschend, zwischenzeitlich gibt es zudem irrwitzige Momente, in denen man nicht sicher ist, ob man lachen oder Mitleid haben soll. Somit ergibt sich ein gelungener Mix.

Es sind mehr oder minder alltägliche Probleme, mit denen Lu zu kämpfen hat, gar nicht unähnlich denen, die wohl jeder schon einmal erlebt hat oder vielleicht noch erleben wird. Entsprechend wichtig ist es zu verstehen, dass man niemals aufgeben sollte, sich allem entziehen zu wollen wird nämlich nicht funktionieren. Sowohl Leser der eigentlichen Zielgruppe wie auch Erwachsene nehmen einiges mit, inwiefern jedoch eine Umsetzung dessen stattfindet muss jeder für sich selbst entscheiden.

Bewertung vom 20.01.2018
Sie riechen dich / Pheromon Bd.1
Wekwerth, Rainer;Thariot

Sie riechen dich / Pheromon Bd.1


ausgezeichnet

Jake versteht die Welt nicht mehr als er eines Tages bemerkt, dass sein Heuschnupfen sich – ohne Einnahme der entsprechenden Medikamente – in Wohlgefallen aufgelöst hat. Doch das ist noch nicht alles, sein Geruchssinn scheint schärfer denn je, was nicht immer angenehm ist. Vor allem als Jake herausfindet, dass er die Gefühle der Menschen riechen kann.
Auch Travis spürt die eintretenden Veränderungen. Als Arzt hat er es sich zur Aufgabe gemacht Menschen zu helfen, besonders ein schwangeres Mädchen erregt seine Aufmerksamkeit, denn die Untersuchungsgeräte übermitteln eine verstörende Meldung.
Jake und Travis treten gegen eine Organisation an, die es meisterhaft versteht offen zu agieren und doch geheim zu bleiben. Wird es ihnen gelingen die Zukunft zu retten, obwohl 100 Jahre zwischen ihren jeweiligen Erlebnissen liegen?

Welche Auswirkungen unser heutiges Handeln im Jahr 2118 haben wird wissen wir noch nicht, welche Entwicklungen allerdings möglich sein könnten zeigt uns die vorliegende Lektüre auf. Sicherlich behandelt „Pheromon“ eine Thematik, die surreal erscheint, doch was wissen wir schon wirklich über die neuesten Technologien und Fortschritte diverser naturwissenschaftlicher Bereiche? Lässt man sich vollkommen unvoreingenommen auf das Geschehen ein, so bildet sich schnell eine Verbindung aus Faszination, Überraschung und Entsetzen. Eine explosive Mischung, die den Leser von Anfang an in den Bann zieht, aus dessen Fängen man sich nicht zu befreien vermag.

Abwechselnd wird aus den Jahren 2018 und 2118 berichtet, in denen zeit- und teilweise dieselben Ziele verfolgt werden, denn ein unsichtbarer Gegner versucht die Welt zu verändern. Gebannt verfolgt man sämtliche Ereignisse und versucht zugleich Verbindungslinien zu ziehen, um herauszufinden auf welche Weise die beiden Ebenen überhaupt zusammenhängen. Denn dass nicht nur die Gegenwart Auswirkungen auf die Zukunft hat scheint offensichtlich, allerdings erreicht man mit rationalem Denken schnell seine Grenzen. Hinter jeder Ecke kann eine Gefahr lauern, auch wenn man sie nicht auf den ersten Blick als solche ausmacht. Vorsicht ist aber durchweg geboten, sowohl bei den Protagonisten als auch beim Leser.

Viel zu schnell ist der Auftaktband der „Pheromon“-Reihe vorbei, hat man doch gerade erst begonnen. Es wird ein rasantes Tempo vorgelegt, zahlreiche Informationen müssen verarbeitet und zum Teil unvorhergesehene Überraschungen verdaut werden. Nichtsdestotrotz endet der Teil mit einem wahren Cliffhanger, der den Leser dazu verleitet unbedingt und sofort weiterlesen zu wollen. Bleibt nur zu hoffen, dass die weiteren Veröffentlichungen nicht zu lange auf sich warten lassen und spannungstechnisch auf demselben Niveau liegen.

Bewertung vom 09.01.2018
Das Jahr der Wölfe
Heller, Gudrun

Das Jahr der Wölfe


sehr gut

Tom Smith wird damit beauftragt im Norden Deutschlands die Auswilderung eines Wolfsrudels vorzunehmen. Dabei trifft er auf massiven Widerstand seitens der Dorfbewohner, die ihn und die Tiere lieber heute als morgen loswerden würden. Einzig Amelie Nissen und ihr Sohn Lars sind dem Kanadier wohlgesonnen, ziehen entsprechend ebenfalls den Zorn der Bevölkerung auf sich. Einige Male versucht Tom die Menschen davon zu überzeugen, dass er nichts Schlechtes im Sinn hat, doch spätestens als einem Wolf der Ausbruch aus dem Gehege gelingt fühlen die Dorfbewohner sich bestätigt...

Wie allen Tieren sollte man natürlich auch dem Wolf mit Respekt begegnen, vielleicht manches Mal auch Abstand halten, aber mit Angst muss man ihm wahrlich nicht gegenüber treten. Umso wichtiger, dass die Problematik, die vor allem eine solche Auswilderung mit sich bringt, zur Sprache gebracht wird. Auch wenn es sich hier um einen Roman handelt so hat man doch in weiten Teilen das Gefühl einen Erfahrungsbericht zu verfolgen. Es werden konkrete Fakten benannt und detailliert ausgearbeitet, um dem Leser die Tiere, ihren Lebensraum und auch charakterliche Eigenschaften näher zu bringen. Herausstechend sind dabei Passagen aus Sicht der Wölfe, in denen sie ihre Wahrnehmung der Dinge erläutern.

Die menschlichen Charaktere bleiben in gewisser Weise im Hintergrund, so dass man hier keine allzu nahe Bindung aufbauen kann. Als störend wird dies allerdings nicht unbedingt empfunden, denn es geht in der Hauptsache nicht um die Belange der Figuren. Ein wenig mehr emotionale Nähe hätte man sich jedoch zum Ende hin gewünscht, da scheinen die Ereignisse so schnell aufeinander zu folgen, als bliebe keine Zeit für weiterführende Darstellungen.

Nichtsdestotrotz ist „Das Jahr der Wölfe“ eine packende Erzählung, deren zugrunde liegende Recherche sofort deutlich wird. Auch wenn Tom als Einsiedler zunächst kaum Sympathien auf sich zieht, den Leser holt er mit seiner Art den Tieren zu begegnen schnell ab. So ist man gespannt, ob das Projekt zu einem positiven Abschluss gebracht werden kann oder ob die Dorfbewohner sich durchzusetzen wissen. Denn dass sie dazu bereit sind mit allen Mitteln zu kämpfen scheint mehr als offensichtlich...

Bewertung vom 09.01.2018
Über den wilden Fluss / His dark materials Bd.0
Pullman, Philip

Über den wilden Fluss / His dark materials Bd.0


sehr gut

Noch bevor sämtliche Personen hinter der kleinen Lyra her sind ahnt Malcolm, dass es mit dem Baby, das die Nonnen im Kloster beherbergen, etwas Besonderes auf sich hat. Im Gasthaus seiner Eltern hört er allerlei, mitunter auch beunruhigende Dinge. Als es zu verheerenden Regenfällen und einer außerordentlichen Überflutung kommt, muss Malcolm schnell handeln. Instinktiv macht er sich mit Lyra und Alice, die sowohl im Gasthaus als auch im Kloster aushilft, in seinem Kanu auf den Weg, den der Fluss ihm vorgibt, um das Mädchen in Sicherheit zu bringen.

Nicht nur Fans fantastischer Literatur werden bereits von der „His Dark Materials“-Reihe gehört haben, schließlich wurde der erste Band auch verfilmt. Doch jetzt wird ein anderes Kapitel aufgeschlagen, nämlich jenes, das zeigt wie Lyra überhaupt ans Jordan College gekommen ist. Ein langer, steiniger Weg, den zahlreiche Gegner torpedieren, der aber wie durch ein Wunder gelingt. Oder handelt es sich um Schicksal? So genau lässt sich das gar nicht sagen, doch muss es eine unbändige Kraft geben, die das kleine Wesen beschützt.

Im ersten Teil des Werks lernt der Leser sämtliche Personen kennen, die Lyra nicht nur wohlgesonnen gegenüberstehen. Feindseligkeiten sind spürbar, aber der Grund dafür erschließt sich nicht sogleich. Der zweite Teil behandelt die Flucht der beiden Kinder und des Babys durch Unmengen von Wassermassen, mit wenig Proviant und nur einem vagen Ziel vor Augen. Zudem häufen sich die Hindernisse, die ihren Weg kreuzen, sowohl rationaler als auch übernatürlicher Art. Versetzt man sich gedanklich in ebenjene Lage stellt sich schnell die Frage, ob man nicht bereits resigniert hätte. Die (innere) Stärke der Charaktere ist unglaublich, so dass die Hoffnung auf einen positiven Ausgang, für alle Beteiligten, bleibt.

Diese Vorgeschichte zeigt, dass Lyra bereits in sehr jungen Jahren einige Hürden überwinden musste. Hat sich davon etwas in ihrem Bewusstsein manifestiert? Wenn auch die ein oder andere Sequenz etwas langwierig erscheint, so verfolgt man die Ereignisse dennoch gebannt, denn es kann stetig zu unvorhersehbaren Überraschungen kommen.

Bewertung vom 09.01.2018
Abenteuer & Wissen: Astrid Lindgren
Doedter, Sandra

Abenteuer & Wissen: Astrid Lindgren


ausgezeichnet

Ihre Bücher und Geschichten finden sich, damals wie heute, in zahlreichen Kinderzimmern wieder. Auch die diversen Verfilmungen erfreuen sich großer Beliebtheit. So kann wohl niemand behaupten noch nie mit Astrid Lindgren und ihren Werken in Berührung gekommen zu sein. Doch hat man sich auch schonmal eingehender mit der Person sich auseinandergesetzt, hinter die Fassade der Schriftstellerin geschaut?

Diese Folge der wundervollen „Abenteuer & Wissen“-Reihe macht genau dies möglich. So begleitet man Astrid während ihrer Kindheit und Jugend, innerhalb derer bereits ihr Talent deutlich wird und durchaus Parallelen zu einigen Geschichten sichtbar sind. Dennoch gibt es in Astrids Leben immer wieder Schicksalsschläge, die dem Hörer womöglich in dieser Tragweite nicht geläufig waren. Immer jedoch hat man Astrid Lindgren als starke Persönlichkeit angesehen, was wiederum mehr als nur einmal bestätigt wird.

Als Interviewpartner wurde Paul Maar gewählt, der anschaulich beschreibt, welchen Herausforderungen gerade Kinderbuchautoren sich stellen müssen. Er ist im Grunde eine ebensolche feststehende Größe innerhalb des Genres, dass man keinen besseren Experten hätte wählen können.

Neben der Inszenierung aus Erzählung, Hörspiel und Interview ist auch das Booklet wieder ein wahres Highlight. Biographische Eckdaten Astrid Lindgrens werden ebenso aufgeführt wie historische Photographien der beliebten Autorin. Gleichzeitig erfolgt eine kurze Zeitreise durch die Welt der Kinderliteratur, die sicherlich der ein oder andere noch sehr präsent hat.

Man ist immer wieder erstaunt, dass es noch Neues zu erfahren gibt, so dass keineswegs Langeweile beim Hören auftritt, auch wenn es zu bereits bekannten Einzelheiten kommt. Erneut ein Hörvergnügen der besonderen Art.

Bewertung vom 31.12.2017
Hello Sunshine
Dave, Laura

Hello Sunshine


sehr gut

Sunshine MacKenzies Leben ist absolut perfekt. Ihre Kochshow auf YouTube wurde schnell zum Selbstläufer, Kochbuchverträge ließen nicht lange auf sich warten und der richtige Mann ist sowieso schon lange an ihrer Seite. Hört sich toll an und vielleicht glaubt sie es inzwischen sogar selbst, doch das meiste in Sunshines Leben ist reine Inszenierung. Das erfahren nun auch ihre Fans, ausgerechnet auf der Party zu ihrem 35. Geburtstag. Sunshine sieht keinen anderen Ausweg als in ihren Heimatort zurückzukehren und nochmal von vorne zu beginnen. Doch wird man ihr dort eine zweite Chance geben?

Es ist offensichtlich, dass Sunshine alles verloren hat, ihre Karriere ist am Tiefpunkt, ihre Ehe vorbei, doch am allermeisten hat sie sich selbst verraten. Das ist es was sie sich bewusst machen sollte, ohne jedoch im Selbstmitleid zu ertrinken. Sie gibt dem Leser eine detaillierte Auflistung der Fakten, ohne sich selbst ins rechte Licht zu rücken, wodurch sich die Sympathien in Grenzen halten. Zwar empfindet man bei der Darstellung auch keine Schadenfreude, als Opfer einer gemeinen Intrige ist Sunshine aber ebenfalls nicht zu sehen. Obwohl man schon gerne wissen würde wer für die öffentliche Demütigung verantwortlich ist.

Im Grunde zeigt diese Geschichte Protagonisten wie Leser auf, dass man zwar für seine Wünsche und Ziele kämpfen, aber nicht über Leichen gehen soll. Es ist wichtig an seinen Idealen festzuhalten und sich nicht verbiegen zu lassen, denn sonst ergibt eine Lüge die andere und plötzlich besteht das ganze Leben aus Unwahrheiten, die nicht nur die eigene Seele belasten, sondern irgendwann wie ein Kartenhaus zusammenbrechen werden. Der dadurch entstandene Schaden ist kaum wieder gut zu machen.

Und doch versucht Sunshine genau das. Inwiefern sie dabei erfolgreich ist kann der Leser erfahren, wenn er sie auf der Reise begleitet, die mitunter beschwerlich, aber auch erkenntnisreich ist. Mit einer Mischung aus Ernsthaftigkeit, einer Prise Humor, sowie Romantik und Menschlichkeit ergibt sich eine Lektüre, mit der man dem Alltag kurzzeitig entfliehen kann, die aber gleichzeitig zum Nachdenken anregt.