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Benutzername: 
marakkaram
Wohnort: 
Lingen

Bewertungen

Insgesamt 564 Bewertungen
Bewertung vom 28.09.2015
Fristlos verliebt
Mandell, Anna

Fristlos verliebt


sehr gut

>>"Während des Wochenendes oder Urlaub ist es den Mitarbeitern erlaubt, "Casual Kleidung" in der Kanzlei zur Arbeit zu tragen, außer es besteht die Möglichkeit eines Mandantenkontakts." Arbeiten im Urlaub???>>

Endlich ist es soweit, die 29 jährige Lulu startet ihre ganz große Karriere ~ naja, zumindest mit dem ersten Schritt, sie fängt als Associate in einer riesigen Wirtschaftskanzlei an. Doch gleich am ersten Tag läuft alles schief, die Einstandstorte landet im Aufzug auf einem Vorgesetzten, sie kommt zu spät zum ersten Meeting und wird dann noch zum Einkaufen geschickt.
Als wäre das nicht schon kompliziert genug, geht ihr Carter, der Kollege aus dem Aufzug mit den wahnsinnig grünen Augen, nicht mehr aus dem Kopf.
Lulu kann sich nur schwer auf ihre eigentliche Arbeit konzentrieren und verliert sich in Tagträumen.

Wie soll sie ihn blos auf sich aufmerksam machen?

~ ~ ~

"Fristlos verliebt" ist der Debutroman von Anna Mandell und man merkt, sie weiß, worüber sie da schreibt.

Ihre Geschichte und ihre Protagonistein haben einen großartigen Humor und - bis auf die Liebe - eine klare und recht unverblümte Sicht auf die Dinge. Das mich richtig gut unterhalten und ich kam oft aus dem Schmunzeln nicht mehr heraus.

Allerdings hat mir das Zwischenmenschliche in der Kanzlei (auch in Dialogen) ein wenig gefehlt. Bis auf die beiden Protagonisten Lulu und Carter bleiben alle anderen Charaktere ziemlich flach und farblos. Man nimmt sie oft nur am Rande wahr, da sie einfach nur Stereotypen und Klischees bedienen. Ich hätte gerne noch mehr Kanzlei- und Anwaltsgeschehen gelesen und weniger Lulu`s Carter-Besessenheit, die in der Mitte fast der einzige Handlungsstrang ist. Aber ich muss auch zugeben, dass das sehr ehrliche und reflektierte Ende mich dann wieder versöhnt hat.

Alles in allesm hat mir dieser kleine Roman ein paar sehr vergnügliche Lesestunden beschert. Anna Mandell hat einen unheimlich humorvollen, ausgereiften und flüssigen Schreibstil und Lulu ist einem trotz ihrer Naivität, unglaublich sympathisch, so dass es einfach Spaß macht mir ihr - auch wenn man sie oftmals wirklich schütteln möchte.

Fazit: Ich bin gern ein Stück des Weges mit Lulu gegangen. Mit all den Höhen, Tiefen und ganz vielen Fettnäpfchen. Sie ist mir unterwegs kurzzeitig mal abhanden und vom Weg abgekommen, aber am Schluss war sie wieder voll da.

Bewertung vom 12.09.2015
Ein Sommer und vier Tage
Popescu, Adriana

Ein Sommer und vier Tage


sehr gut

>>Es besteht die Chance, dass ich grade den größten Fehler meines Lebens mache, aber welche guten Geschichten haben schon mit richtigen Entscheidungen begonnen...>>

Pflichtbewusst, ein bisschen konservativ, wohlbehütet und immer alles durchgeplant, das ist Paula. Und so verbringt sie auch den Sommer nicht mit Ihrer besten Freundin im Urlaub, sondern ist unterwegs zu einem Lerncamp in Italien. Genauso wie Lewis, der das komplette Gegenteil von ihr ist und sie irgendwie fasziniert.
Und plötzlich ist Paulas großer Traum von einem Sommer, in dem sie einfach mal ausbricht, etwas Verrücktes tut und sich vor allem mal so richtig verknallt, zum Greifen nah.

~ ~ ~

Dieser süsse Roadtrip hat mir ein paar vergnügliche Stunden bereitet und ist die perfekte locker-leichte Strandlektüre.

Adriana Popescu schreibt mit viel Witz, Charme und Lebendigkeit über erste Liebe, Träume, Ziele und was im Leben wirklich wichtig ist.
Paula und Lewis sind dabei herrlich authentisch und unheimlich sympathische und liebenswerte Charaktere. Es macht einfach Spaß mit den Beiden durch Italien zu pilgern und sich in das Land, die Leute und in Lewis zu verlieben (der Inbegriff einer Sommerromanze).

Die Geschichte ist wirklich fluffig leicht und ja, schon ziemlich vorhersehbar. Aber die Autorin bringt auch immer wieder kleine, feine Lebensweisheiten mit ein, die zum Innehalten und Nachdenken anregen (so wie, das Leben ist nicht da, um geplant zu werden, sondern um gelebt zu werden!). Das hat mir unheimlich gut gefallen.

Mein einziger Kritikpunkt: Ich hätte mir mehr Ecken und Kanten auf ihrer Reise gewünscht. Diese kleinen Stolpersteine gab es zwar, wie z.B. geklautes Portmonnaie, aber sie lösen sich immer sehr schnell und smooth in Wohlgefallen auf. Bei einigen recht ernsten Themen und Begebenheiten war mir das zu schlaff, zu gefällig - da fehlte mir was.

Fazit: Adriana Popescu beamt ihre Leser unmittelbar in die traumhafte Toscana und erzählt eine wunderschön romantische Geschichte über das Leben, die Liebe und den ganzen Rest. Lasst euch einfach entführen, bereuen werden ihr es nicht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.09.2015
Als Schisser um die Welt
Kowalsky, Jan

Als Schisser um die Welt


ausgezeichnet

von einem, der mitmuss....

...und so sehr man auch über ihn schmunzelt, man kann ihn oftmals auch ein kleines bisschen verstehen.

Ja, Man(n) hat es schon nicht leicht, wenn die eigene (Traum) Frau incl. Familie Globetrotter, ferne Welten-Entdecker, ja, einfach Abenteurer sind und man selber doch eher zur Gattung Hasenfuß, Sicherheitsfanatiker und immer-für-alle-Fälle-gerüstet-sein, gehört.
Da wird schon, das in angesäuselter romantischer Stimmung geflüsterte "Ich wär so gern mit dir auf einer einsamen Insel - nur wir zwei" zack, sofort mal wörtlich genommen.

Ein herrliches Buch mit Reiseberichten der ganz anderen Art.
Hier und da ein wenig überdreht, vom Kern her aber wohl immer dicht an der Wahrheit, ist sie die perfekte Lektüre für alle Couchpotatos oder auch grade für alle Abenteurer, die einmal ganz, ganz tief in das Herz der Anderen hineinschauen und fühlen möchten.

Mir hat es jedenfalls einige großartige Stunden beschert.
Der Schreibstil ist locker, leicht und flüssig ohne irgendwie flapsig oder zu gewollt witzig rüberzukommen. Und auch die kleinen comicartigen Zeichnungen machen Spaß und lassen einen zusätzlich nochmal grinsen.

Fazit: Eine kurzweilige Lektüre, bei der man aus dem Schmunzeln gar nicht mehr rauskommt und dann nicht einmal mehr den Schaffner anbrummen kann, weil der Zug schon wieder seit 1 Stunde mitten in der Pampa stehengeblieben ist, denn das ist ja eigentlich harmlos, verglichen mit den Abenteuern und Gefahren, die in weiter Ferne auf einen lauern.

Bewertung vom 08.09.2015
Schicksalstanz / Die Töchter der Elfe Bd.1
Boyle Rodtnes, Nicole

Schicksalstanz / Die Töchter der Elfe Bd.1


sehr gut

>> Ich schlucke. Vielleicht hat Rose ja recht? Vielleicht habe ich mich so an Vaters Regeln gewöhnt, dass ich sie gar nicht mehr infrage stelle. Mein Leben ist eine einzige lange Reihe von Neins und die zehren an mir. >>

Mit ihren magischen Tänzen ziehen Birke, Rose und Azalea alle in ihren Bann. Die Drillinge sind Halbelfen und können nur überleben, indem sie regelmäßig tanzen und dabei aus dem Publikum Lebensenergie ziehen.
Erübrigt sich zu sagen, dass die drei ziemlich abgeschottet leben, da ist nichts mit Parties oder Discos, ja nicht einmal ins Schwimmbad können sie wegen einer Auffälligkeit gehen.
Doch dann taucht ein Neuer an der Schule auf, Malte und obwohl Birke weiß, dass es nicht sein darf, verliebt sie sich Hals über Kopf in ihn. Und als wäre das nicht schon problematisch genug, beginnen die Schwestern sich immer mehr zu verändern und dann taucht nach 15 Jahren plötzlich wieder eine Elfe im Wald auf.

~ ~ ~

Packender, wenn auch ruhiger Auftakt einer Fantasy-Trilogy aus Dänemark. Wer einen locker-leichten und total romantischen Elfenroman erwartet, wird enttäuscht sein. Es liegt etwas Schweres über dieser Geschichte, aber das macht sie nicht weniger ansprechend. Denn diese ganz besondere Atmosphäre - düster, oft bedrückend und geheimnisvoll - hat mich relativ schnell in seinen Bann gezogen.

Der Schreibstil ist, in einem Wort: nordisch. D.h. sehr prägnant, oftmals leicht abgehackt und es werden selten Personalpronomen verwendet, wodurch es manchmal leicht unterkühlt und distanziert wirkt. Aber das ist halt dänisch. Mir persönlich kommt es immer nicht ganz so flüssig vor, aber das stimmt so gar nicht, es ist einfach nur ein anderer Stil und ich bin ihn nicht gewohnt.

Die Charaktere haben mir nämlich durchaus zugesagt, ich finde sie einfach sehr authentisch. Sie haben dieselben Sehnsüchte und Probleme, wie alle anderen 15 Jährigen und dazu noch ein paar ganz Spezielle mehr. Zudem entwickelt gerade Birke sich sehr im Laufe der Zeit. Und da man viel von Ihren Gedanken erfährt, war sie mir sofort sehr nahe und auch Malte ist mir sympatisch. Er ist der Typ von nebenan halt, es muss ja nicht immer der Super-Traumboy sein.

Der erste Teil der Trilogie verläuft noch recht ruhig, ähnlich der Ruhe vor dem großen Sturm, es werden viele Fragen aufgeworfen, mit wenigen Antworten und die Spannung ist leise, unterschwellig, aber dennoch kontinuierlich.

Fazit: Ein gelungener Auftakt, der die Welt der Elfen auch mal von der anderen Seite zeigt. Für alle Fans von "Gegen das Licht".

Bewertung vom 06.09.2015
Herz zu Asche / Herz-Trilogie Bd.3
Lange, Kathrin

Herz zu Asche / Herz-Trilogie Bd.3


ausgezeichnet

*Das Herz in meiner Brust, das seit Wochen in Scherben lag, zerfiel zu Staub.*

Charlie ist wiedergekehrt! Sie lebt und sie setzt alles daran, David wieder zurückzuerobern.
Und obwohl doch offensichtlich ist, dass er sie nicht erschossen hat, quälen ihn immer noch seine Dämonen in Form von beängstigen Flashbacks.
Auch Juli kommt nicht zur Ruhe, da ist nicht nur die wunderschöne Charlie, die ihr Sorgen macht, sondern auch Madeleine, die ihr immer öfter in ziemlich greifbaren Halluzinationen erscheint.
Bis David nur noch einen Ausweg sieht und eine für Juli folgenschwere Entscheidung trifft...
~ ~ ~
Hatte mich Band 2 nach dem grandiosen Auftakt einfach nur sehr gut unterhalten, so hat Kathrin Lange mich mit dem Abschluss ihrer Trilogie wieder voll in Ihren Bann um das Herrenhaus auf den Klippen und den Fluch um Madeleine gezogen.

"Herz zu Asche" knüpft nahtlos an "Herz in Scherben" an und durch geschickte kleine Rückblenden hier und da, ist man sofort wieder mitten im Geschehen.

Was mich immer noch am Meisten beeindruckt, ist diese düstere, raue und mystische Atmosphäre, die hier wieder sehr präsent ist. Der großartige Schreibstil katapultiert einen direkt an den Rand der rauen Klippen. Zudem ist er schön flüssig und ausgereift.

Mir sind auch die Charaktere sehr ans Herz gewachsen, ich mag den melancholischen, fast schon leicht depressiven David und auch Juli, sehr. Obwohl ich ihr gerne des öfteren ein bisschen Dampf unterm Hintern gemacht hätte, doch wer weiß schon, wie man selber in so einer Ausnahmesituation reagieren würde.

Ich finde, was bei mystisch angehauchten Geschichten immer sehr kritisch wird, ist der Schluss. Wie bekommt die Autorin all diese Fäden realistisch zusammengeführt und gelöst. Und da beweist Kathrin Lange einmal mehr ihr Talent. Sie hält den Spannungsbogen bis wirklich fast ganz zum Ende (immer, wenn ich dachte, jetzt hab ich`s, war es doch ganz anders) und sie hat es auch geschafft, fast keine Fragen mehr offen zu lassen. Die Auflösung ist realistisch, in sich logisch und hat mich vollkommen zufrieden zurückgelassen.

Fazit: Ein rundum gelungener, spannender, düsterer und mysteriöser 3-teiliger Jugendthriller, der mich schon aufgrund der großartigen Atmosphäre und einer etwas anderen, nämlich eher melancholischen Hauptfigur, gepackt hat.

Bewertung vom 23.08.2015
Ab jetzt küss ich nur noch Frösche
Hill, Loretta

Ab jetzt küss ich nur noch Frösche


sehr gut

>>Wendy spürte, wie erneut Ärger in ihr hochstieg. "Das mag ja sein. Aber es erklärt nichts! Wer war der andere? Der Mann, der mein Vater sein könnte?" Das Gesicht ihrer Mutter verschloss sich. "Er ist weg." >>

Mehr als einen Vornamen, Hector, und die Information, dass ihr Vater Schweißer ist und bei einem Unfall ein paar Zehen eingebüßt hat, kann Wendy bei ihrer Suche nach ihrem leiblichen Vater nicht vorweisen. Zum einem ist das nicht viel, zum anderen hat sie grade auch nicht wirklich die Zeit nach ihm zu suchen, denn der neue Job als Sicherheitsmanagerin bei Barnes Inc. kostet fast ihre gesamte Kraft. Wie soll sie einen Haufen aufmüpfiger Bauarbeiter einer Seebrücke im australischen Outback, die sie nur "den Sergeant" nennen, von ihren neuen und dringend notwendigen Sicherheitsregeln überzeugen? Vor allem der attraktive Ingenieur Gavin macht ihr das Leben schwer und dass sie sich irgendwie zu ihm hingezogen fühlt, macht es nicht einfacher...

~ ~ ~

Ein typischer Loretta Hill.
Wie schon in "Küssen kann man nicht verlernen", nimmt sie den Leser mit auf eine abgelegene Seebrücke mitten ins australische Outback. Eine reine, raue Männerdomäne - in der sich allerdings mittlerweile 5 Frauen behaupten können. Ein Ziel, das auch Wendy anstrebt.

Ich mag die Romane von Loretta Hill. Sie sind immer eine interessante, leichte Sommerlektüre, mit viel Liebe, Charme und Humor. Ihr Schreibstil ist herrlich locker und flüssig und die Charaktere einfach liebenswert. Man kann sich die diversen Typen "Mann" auf so einer Großbaustelle (ohne Freundinnen) mitten im Nirgendwo bildlich vorstellen. Hier hat jeder so seine Eigenart (und auch mit Gerüchen spart sie nicht). Großartig! Zudem gefällt mir sehr, dass die Autorin genau weiß wovon sie spricht, da sie selbst ein Ingenieursstudium hinter sich und als Frau für eine Baufirma gearbeitet hat.

Was ich vielleicht manchmal ein wenig vermisse, sind so richtig witzig-spritzige Schlagabtäusche. Dafür gibt es aber Emotionen pur und das ohne je ins kitschige abzugleiten.

Übrigens können beide Romane unabhängig voneinander gelesen werden, da sie in sich abgeschlossen sind.

Fazit: Ich würde sehr gerne nochmal ins Camp nach Cape Lambert reisen und hoffe auf weitere Bände.
Empfehlenswert für alle, die einfach eine Weile abtauchen möchten - mit Romantik, echten Kerlen, toughen Frauen und einem Schuss Spannung.

Bewertung vom 20.08.2015
Das Rosenholzzimmer
Romer, Anna

Das Rosenholzzimmer


ausgezeichnet

>> Ich erinnerte mich an den überraschend kalten und süßen Geschmack des Regenwassers, das aus dem Küchenhahn kam. An die riesige Badewanne, die Jasminzweige, die durch das kaputte Badezimmerfenster drangen. An die sonnendurchfluteten Zimmer mit ihren eleganten, handgeschnitzten Möbeln, an die Stille, die über dem Ort lag wie ein sanft angehaltener Atem. Und - so intensiv als stamme es aus einem Traum - das Bild eines dunkelhaarigen Mannes, der von einem alten Schwarz-Weiß-Foto lächelte.>>

Obwohl sie schon lange getrennt sind, ist es ein Schock für Audrey, Tony, Ihre große Liebe und Vater ihrer Tochter Bronwyn hat sich erschossen. Der Schmerz sitzt tief und deshalb hat sie auch eigentlich gar nicht vor in das von ihm hinterlassene "Thornwood House" zu ziehen. Aber dort angekommen zieht es sie sofort in seinen Bann und Audrey entscheidet sich spontan um. Besonders das noch komplett eingerichtete Rosenholzzimmer in dem eine alte Fotografie von Samuel, Tony`s Großvater, hängt, hat es ihr angetan. Sie ist fasziniert von diesem Mann und kann die alten Geschichten kaum glauben, denn Samuel wurde beschuldigt, seine große Liebe umgebracht zu haben. Audrey beginnt zu recherchieren und taucht immer tiefer in die Geheimniss und Abgründe dieser Familie ein.

~ ~ ~
Der Klappentext hat mit "Eine packende Geschichte über alte Erinnerungen, Obsessionen, Verdächtigungen und eine große Liebe" absolut ins Schwarze getroffen.
Das Rosenholzzimmer ist eine großartige, verzweigte und düstere Familiengeschichte, die ihre Finger über ein halbes Jahrhundert bis in die heutige Zeit ausstreckt.

Anne Romer fängt in ihrem Roman die Atmosphäre der abgelegenen australischen Landschaft und den alten Häusern auf ihren großen Grundstücken so gekonnt ein, dass es mir vorkam, als wäre ich persönlich dort. Das hat mich oftmals so tief in die Geschichte versinken lassen, dass ich alles um mich herum vergessen habe und stundenlang in Australien war (und von dort auch gar nicht wieder wegwollte).
Der Schreibstil ist so lebendig und bildhaft und dabei sehr flüssig. Sie beschreibt die Landschaft und die Natur genauso wie ihre Figuren. Denn nicht nur die Atmosphäre, sondern auch die Charaktere haben mich restlos überzeugt. Mit ihren Ecken und Kanten und Verletzungen, haben sie Tiefe, sind lebendig und wenn auch nicht immer einfach, sehr interessant und vielschichtig. Man erfährt nach und nach ihre Geschichte, was sie erlebt haben und was sie hat werden lassen, wie sie sind. Für mich ist das alles schlüssig und nachvollziehbar. Großartig. Mich hat jeder einzelne von ihnen berührt und ihre Liebes- und Lebensgeschichten gingen mir sehr nahe.
Und obwohl der Roman auch sehr spannend war und man unbedingt mehr über die damaligen Geschehnisse erfahren wollte, rückte es doch bei mir oftmals in den Hintergrund, weil ich die Figuren alleine schon toll fand.

Fazit: 574 Seiten auf denen es nie langweilig wird, denn von Mord über Liebe, bis hin zu großartigen Landschaften und interessanten Pflanzen, Familie, Freundschaft und Schuldgefühlen wird hier alles geboten. Ein großartiger Roman, der mich auf ganzer Linie überzeugt hat

Bewertung vom 18.08.2015
Das Mädchen, das rückwärts ging
Hamer, Kate

Das Mädchen, das rückwärts ging


ausgezeichnet

>>Ich ging aus dem Zimmer, in dem sie so oft geatmet hatte und ihre Gedanken noch immer unter der Decke hingen.>>

Carmel ist ein ganz besonderes Kind, hochsensibel und viel reifer als ihre Altersgenossen und dabei oftmals rätselhaft, abwesend und verträumt. So geht sie auch schon mal - schlafend in einer Hecke - in einem Irrgarten verloren.
Für die alleinerziehende Beth ist diese Sorge und Angst ein ständiger Begleiter. Und dann passiert das Unfassbare. Auf einem Geschichtenfestival verschwindet Carmel im dichten Nebel und bleibt wie vom Erdboden verschluckt. Beth macht sich schwere Vorwürfe und ihr Leben gerät aus den Fugen, aber die Hoffnung, die gibt sie nie auf...

~ ~ ~

Eine ungewöhnliche Geschichte, über ein ungewöhnliches Mädchen, das einen immer tiefer in seinen Bann zieht.

Ich weiß gar nicht so richtig, was ich von dem Buch erwartet habe, es fiel mir rein zufällig in die Hände und die ersten Seiten habe ich mich auch ein wenig schwer getan. Der Schreibstil ist ungewöhnlich und bei Carmel wusste ich nicht so recht, was ich von ihr halten sollte; ich konnte einige Aktionen sehr schwer greifen und einordnen (wie die Situation im Irrgarten).... und trotzdem vermochte ich das Buch nicht mehr aus der Hand zu legen.

Der Schreibstil ist in seiner Art wunderschön, unheimlich atmosphärisch und entwickelt einen Sog, dem man sich nicht mehr entziehen kann ~ Carmel lässt einen nicht mehr los.
Die Autorin hat eine ganz eigene, aussergewöhnliche Art mit Emotionen umzugehen; stark, intensiv und überwältigend. Obwohl oftmals nur kurz angerissen, überrollen sie einen mit voller Wucht. Der Leser wird quasi mit ihnen allein gelassen; so allein, wie Carmel oder Beth. Das ist beeindruckend und eindringlich, ganz ohne große und dramatische Worte.
Auch die Fragen, die sich kleine Menschen in so einer Situation stellen ohne darauf eine Antwort zu bekommen, haben mich oft nachdenklich und bedrückt zurückgelassen.
Carmel ist ein großartiger und unheimlich liebenswerter Charakter und obwohl es ein ganz anderes Thema hat, fühlte ich mich irgendwie oftmals an "Raum" von Emma Donoghue erinnert.

Fazit: Ein großartiger, atmosphärisch dichter Debutroman, mit einem ungewöhnlichem Thema, der mich stark beeindruckt hat

Bewertung vom 16.08.2015
Die Nacht der Lilie / Lilien Bd.2 (eBook, ePUB)
Regnier, Sandra

Die Nacht der Lilie / Lilien Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

>>Nein, ein solcher Filou war es absolut nicht wert, dass man weinte. Weinen kostet Kraft und Energie und die wollte sich Julia für andere Gelegenheiten aufsparen.>>

Es ist einige Zeit vergangen, seit dem Ende des 1. Teils, nicht nur hier, sondern auch in Frankreich. Julia befindet sich mittlerweile seit 2 jahren in Versailles und hat grad am Morgen ihres 18. Geburtstages enorm mit Heimweh zu kämpfen. Denn den Gedanken tatsächlich eines Tages den Weg zurück nach Hause zu finden, hat sie nie wirklich aufgegeben, obwohl sie sich nicht beklagen kann. Immer noch unter der Obhut von Etienne, ist er inzwischen ihr engster Vertrauter und bester Freund geworden. Doch es gibt viele Neider und Intriganten am Hof und Etienne nimmt seine Beschützerrolle immer noch sehr ernst und riskiert dabei oftmals unheimlich viel.

Geht jemand wirklich so weit, Julia nach dem Leben zu trachten? Und ist Etiennes Bruder Alexandre ihre erste große Liebe....

~ ~ ~

Spannende und sehr romantische Fortsetzung, die mich komplett hat abtauchen lassen an den Hof des Sonnenkönigs.
Wie man es von der Autorin gewohnt ist, wurde hier hervorragend recherchiert und die Magie der damaligen Zeit geschickt eingefangen.

Julia ist eine sehr sympathische junge Frau, die das Beste aus ihrer Situation macht, sich anpasst und trotzdem so wunderbar sie selbst und ein Mädchen des 21. Jahrhunderts bleibt. Ich musste so manches Mal schon sehr schmunzeln.
Nur was die Liebe angeht, fehlt der 18-jährigen, die seit 2 Jahren in der Vergangenheit feststeckt, jegliche Erfahrung. Und das ist die andere Seite an ihr, die man einfach mag: tough, aber was das angeht, noch so total niedlich naiv.

Und Etienne, den muss man einfach lieben. War er im ersten Teil schon ein liebenswerter Typ in rauer Schale, bröselt diese hier mehr und mehr auf und was man immer schon vermutet hat, kommt zum Vorschein. Ich mag seine Art und den trockenen Humor unheimlich gern.
Die Charaktere der damaligen Zeit sind großartig umgesetzt, ganz besonders die Mätressen, Günstlinge und das Leben am Hofe des Königs. Hier dreht sich aus Langeweile, Missgunst und Gier fast alles um Intrigen, Neid und Machtspielchen. Auch vor dem derzeit beliebten Giftmord schreckt hier kaum jemand zurück.

Sandra Regnier erzählt eine spannende und herrlich romantische Geschichte, in einem wunderbar lebendigen und lockerem Schreibstil.

Ich muss sagen, ich hätte gerne noch viel, viel mehr von Julia`s Abenteuern gelesen und so hat mich das abrupte Ende dieser Zeitreise schon sehr überrascht. Nicht, weil es schlecht gemacht ist, sondern einfach nur, weil es für mich noch nicht an der Zeit dafür war. Schade, denn so habe ich dieses e-book mit etwas Wehmut geschlossen.

Fazit: Die Lilien-Reihe ist mir ihrem historischen Hintergrund eine meiner absoluten Lieblingsserien. Eine großartige Idee mit viel Charme, Humor und Magie der Zeit des Sonnenkönigs, perfekt umgesetzt.